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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 13.11.1893
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1893-11-13
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18931113010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1893111301
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1893111301
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1893
- Monat1893-11
- Tag1893-11-13
- Monat1893-11
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Tetra»vkilaae« (gesalzt), a»r mit de» Morgen»Ausgabe, ohne PosldesOrd»«»»- ^4 vL—, mit Postbesördernng ?L—. Tinuahmeschlnk für Anzeige«: Ab»»d-A»«qabe: vormittag« 10 Uhr. Marge n»Au«gabe: Nachmittag« 4 Uhr. Sonn- und Festtag« früh Uhr. Bei de» Filiale» und AanadmcsteLe» j» «1« halb» Stund« früher. Anzrt^» stad st»«« -u dt» Erpedittan zu richte». Druck u»d Verlag von L Pol» i» Leivji-. 57S. Montag den 13. November 1893. 87. Jahrgang. Politische Tagesschau. * Leipzi«, 18. November. Die »Tags. Rundsch." ist heute ia der Lage, Msttbei- limzrn über die EabinetSordre zu machen, die LerstUiser rus Anlaß des Spieler» und WucbererprocrsseS in Hannover an d»r Ofsicierr der Armee hal ergeben lassen. Nach diesen MiNdeilungen ist in der EabinetSordre von dem Erlaß neuer Strafbestimmungen für Aus schreitungen im Spiel und üppigem Lebenswandel, wie sie sich an einzelnen Stellen der Armee leider gezeigt baden, abgeseden. Der Kaiser bat in der Ordre lediglich befohlen, daß aus Grund der Verordnung über die Edrengerichle vou, Z. Mai 1874 gegen alle Lssictere, welche auch nur im ge» riugsteo iu den Spieler- und Wucherrr-Proceß verwickelt ge wesen sind, aus ehrengerichtlichem Wege eingeschritten »ad daß jeder Ofsicier unnachsichilich und ohne AuSnabme zur Verabschiedung eingegrben werden soll, der hierbei tirStandeSchre irgendwie verlest hal. Im weiteren verlause »er Ordre dal der Kaiser seinem Unwillen darüber Ausdruck Mden, daß die gcuannle alle und eine ähnliche bei seinem xrgierungSanrritt gegebene neuere Ordre über die Notb- Veuvizte» einer einfacheres und sparsameren Lebens weise so wenig beachtet worden ist, und bat an die Genrral- CommandoS den Befehl erlassen, ihm diejenigen Regiments» cvmmaodeure namhafl zu machen, welche in der Befolgung dieser OrdreS uichl mil der nötbigen Strenge vorgrgangen sind uut die ihnen anvertrauten L>lficftr-EorpS nicht niii der »rsorderlichrn Sorgsall Überwacht baden. In der Verord nung vom 2- Mai >874 sind al» Handlungen, welche dem Ruf des Einzelnen und der Genossenschaft nachiheilig werde» können, ausdrücklich genannt: alle AuSichrveijungen, Truns, Hazardspicl und die Ucbernahme solcher Verpflichtungen, mit denen auch nur der Schein unredlichen Benehmens verbunden sein köunte, sowie überhaupt jede« Streben nach Gewinn auf einem Wege, ressen Lauterkeit nicht klar er kennbar ist. „völlige Erschütterung des Grundes und Boden«", heißt eS da, „woraus der Lificierstand stebl, ist die Gefahr, weiche da« Streben nach Gewinn und Woblteben mit sich bringen würv«". Somit ist die Sühne für dir vergeben in Hannover in dir Hände der Ehrengerichte, also »er Ofsiciercorv« selbst gelegt, welche in den Brr- orduungen über die Ehrengerichte genügrnve Mittel besitzen, um die Fleckenlosigkeit ibre« Stande« zu erhalten. Diese Mittel sind die Warnung bei Gefährdung der SlandrSehre, d«r schlichte Abschied bei Verletzung der Staiidc«ebre und dir Enlfernuog aus dem Officierstaude bei Verletzung unter erschwerenden Umstanden. Daß der oberste Kriegsherr gewillt ist, der Gerechtigkeit freien Lauf zu taffeu und keine Gnade zu üben, zeigt der Inhalt der neu erlassenen Ordre. Der Umfang des Arbeitspensum-, das der Reichst«» in srmer bevorstehenden Session w,rv bewältigen sollen, ist schon nach den bisherigen Verlautbarungen über dir dem BunbeSralhe zugegangenen Vorlagen recht beträchtlich. Zunächst komnil der ReichSbauSvaltSetat sür 1884 85 iu Frage. Wenn derselbe auch diesmal nicht viele und beträchtliche Acuderungen ausweisen dürste, so werden sich voraussichtlich doch au manche Einzelheiten, wie « di« Etat« für die Schutzgebiete, an den Marine tief u. A. umfangreichere Erörterungen knüpfen. Deo größten Theil der Arbeitszeit wirb jeroch die Steuer reform iu Anspruch uehuien. Es sind vier Gesetzentwürfe und eine Dentschrift, welcde dabei in Betracht kommen. Weiter Werren deo Reichstag die Handelsverträge mit Spanien, verdien und Rumänien beschäftigen. Die Reibe der jenigen Borlagen, welche in der vorletzten Tagung uner ledigt geblieben waren und der Bcradschievung bringend bedürfen, ist ziemlich groß. Die geringste Mühe, weil schon früher - ziemlich weit in der Vorbereitung vorgeschritten, dürsten die Gesetzentwürfe über die Ad» zahlungSgeschäsle, die Aeurerung de« Unterstützung«» wohositzr« und den Waarenbczeichnungsschl.tz er fordern, die übrigen- in ihrer neueren Gestalt vollständig oder tbeilwrise die bereit« im Reichstage geäußerten Wünsche berücksichtigen oder ihre VerbesserungSdedurfligkrit deutlich au der Slirn tragen. Ausgedehntere Erörterungen wird schon der Entwurf über die Vckämpsung gemeingefähr licher Krankheiten verlangen, der in der vorletzten Tagung nur in der ersten Lesung derathea war. Die Novelle rum Gesetz über die Gründung und Verwaltung des ReichS-InvalidrosondS mar in der vorletzten Tagung überhaupt noch nicht zur Beralhung gekommen. Mil diesen Vorlagen dürsie aber die Zahl derfenigen, welche dem Reichs tage voraussichllich zuzcden werden, noch nicht erschöpft sein. Wir theilten schon »nt, daß eine Novelle zum Unfall- versicherungsgesey io der Vorbereitung starl vorgeschritten sei. Äeiingl cs, diese bald zum Abschluß zu dringen, so dürfte die Novelle auch nach in der bevorstevenden Tagung rin- gebracht werden. Man erinnert sich wohl, wie lange Zeit die Veralhung der Novelle zum KrankenversichrruiigSgesttz in Anspruch genommen hat, und wen» die Novelle zum Unsall- vkrsicherungsgesey auch nicht den Umfang der letzteren erreichen dürfte, so würde immerhin rin beträchtlicher Zeit raum auf ibre Erledigung zu verwenrea sein. Jedenfalls deuten alle Anzeichen daraus bin, daß die nächste Tagung d«S Reichstags zu deo kürzere» nicht zu zählen sein wird. Heber die Schwierigkeiten, die sich der Bildung deS EoalitionSminisrerium« Windischgratz in Lefterrrtch noch io letzter Stunde «ntgegenstellten, erfährt man jetzt Genaue«. Die klerikale Richtung im Hohenwart- und ,n> Poleaclub setzte Alle« daran, ibre Männer in da« Eabinel zu entsende» und den liberalen Gerauten zur Ohnmacht zu verurtdeilrn. „Wem die Schule gehört. dem gehört der Staat", war ihr Leitmotiv und deshalb sollte der ultraradicale Vr. v. BobrzynSki mit dem Porte feuille für Unterricht und EulruS betraut werden. Dir liberale» Deutschen erwikerten „Niemals", doch da« mach«« dir Klerikalen nicht wankend, sie bestanden auf dieser Nominiruna und sollte darüber die ganze EadinetS- V'lduag n, die Brüche geben. Aber ebenso zädr wie die klerikal» wäre» dir Liberale» und außerdem macht« sich eine starke Strömung im polnischen Lager selbst gegen BobrzynSki geltend, so daß diese Eankidatur endlich doch fallen gelassen und der den Deutschen genehme Pole v. MadevSki auf den Schild erhoben werden mußte. Tie Gcgen- concession der liberalen Gruppe scheint die Zulassung te« crechisch-feudalen Grasen Schönborn zum Justiz- Portefeuille zu bilden. Angenebm ist das gewiß nicht, aber eS bildet doch immer noch da« kleinere Uebel. Die vereinigte deutsche Linke siebt sich übrigen« kurch die Bernfung von Plcner'S in daö Eabinel vor die Frage der künftige» Parteifübrerschaft gestellt. An und ür sich schwierig, weil die Zahl der Männer, die Plcner zu ersetzen geeignet mären, naturgemäß eng begrenzt ist, wirk diese Frage dadurch noch beikler, daß eS sich gegenwärtig nur um eine vorläufige Neuordnung der Parteiführung bandeln kann. Eine lange Lebensdauer wird dem Eoali- tion« Eabinel kaum beschiedrn sein ; sobald diese- seine ziemlich genau unk knapp bemessenen Aufgaben gelöst bat, werden die Wege der jetzt vcrbünteien Parteien sich wieder trennen, unk eS ist leicht möglich, daß jener brr deutschen Linken sie neuerdings in die Opposition sübren wird. In diesem Falle müßkc Plcner den Platz an der Spitze der deutschliberalen Partei wieder einncdmcn. den er jetzt verläßt Da eS sich nur um eine einstweilige Ordnung der Partei leitung bandeln kann, soll diese einem Siebcner Ausschuß »gewiesen werten, besten Mitglieder abwechselnd die Obmann- chaft führen sollen. Da« Tagesgespräch aller politischen Kreise Belgiens ist eine Broschüre, dir der Führer ker docirinär liberalen Partei, Herr Fröre-Orb an, einer der bedeutendsten Staatsmänner Belgiens, über die VcrsassungSrevision unv ibre Folgen berauSgegeben hat. Die Schrift verdient nach einer Richtung bin vollste Bewunderung^ sie ist von dem 81 Iadre alte» Linkenfühper mil unvergleichlicher Schärfe und jugendlichem Feuer geschrieben, aber Herr Fröre ist ker alle engherzige Politiker geblieben, welcher den Zeichen der Zeit nicht folgen, sondern mit der von ihm geführten Partei wobt die Lage der Volksmassen und arbeitenden Classen bessern will, aber ihnen jeden ernsten Einfluß aus dir össtnllickea Angelegenheiten und jeden Mitanspruä, anj den Machibrsitz verweigert. Die Schrift ist daher eine An klageschrift gegen die klerikale Regierung und gegen die Fort schrittler und Radikalen, welche das erweiterte Stimmrecht zugestanden haben. Herr Fröre preist die wahre Freibeit, wie sie von den gemäßigt Liberalen verstanden wird, und greift die Fortschrittler schonungslos an. Dir Schrift bat somit leider auch einen bösen Einfluß, denn sie erschwert die Einigung aller Schatlirungen der liberalen Partei und schädigt damit alle Liberalen. In Frankreich rüsten sich die socialistischen Abgeordnelcn zu einem großen parlamentarischen Feldzuge. Sie be absichtigen» sich nach Möglichkeit an der praklische» Gesetzgebungsarbeit z» betbeiligen, möglichst zahlreich sich in die einzelnen Eommissionen wählen zu lassen und dort nach dem Vorbild ihrer deutschen College» nach Möglichkeit im Interesse ibrer Auftraggeber zu wirken. Natürlich fehlt cS nicht an Stimmen, eie dieser neuesten Tacrik ein gut Tbril persönlicher Motive unterlegen und behaupten, die Herren Al geordneten wollte» kabei auch ein wenig da« geftllscbastliche unv politische Ansehen der eigenen lieben Persönlichkeit in die Höbe schrauben. Ia, eS gicbt sogar Leute,die bedauern, daß eine kräftige stabile Negierung eine solche Tendenz nicht auSnutzen könne, um anS den populären volk-tribuncn und Feinden der gegenwärtigen Gesellschaftsform durch ein gewisses Entgegenkommen allmälig geseUschasiS- fremine Parlamentarier machen zu können. Leider fehlt diese .kraftvolle, stabile Regierung", die sich aus solche tübnc Experimente rinlassen könnle, und selbst dann wäre, nach den bisherigen Erfahrungen wenigsten», der Erfolg inimer »och ein verzweifelt problematischer. Tbatsächlich haben die letzten Ministerien den parlamentarischen Socialistcnsüdrcrn säst alle ihre Tagesförderungen bewilligt und damit die Tage von AourmicS, Earmaux und LenS gezeitigt, daneben aber nur den Appetit der Führer geschärft. Angesichts des mit unerwarteter Strenge sich ankündigend^n WinlerS beschäftigt der große Kohlenstreik mehr den» je die weileste» Kreise Vnglaiid« Abermals taucht der Vor schlag auf — und zwar diesmal aus den Reiben der Parla- meniarier —, ein VrrsöhnungScomitö zu bilden, baS, uni tdatsächlich über den Parteien sieben und diesen gegen über mit der nötbigcn Autorität austreten zu können, zur Hälfte au« Mitgliedern de- Unterhauses unv zu je einem Viertel aus verlrrlern der Bergleute und der Grubeubesi <er zusammengesetzt werken soll. Dieses Eomitö soll vor allem sür beide Theilc gleich günstige und gleich annehmbare Bedingungen aufstcllen. Ob dieser vrriöhnungSauSschuß inteß mekr Ebancen de« Gelingen« für sich bat, al» der vorherzegangene, erschein« um so zweiselbafrer, al« die Hauplorzane der Großgrubenbesitzer schon dem einfachen Vorschlag« der Bildung eine» solche» Aus schusses gegenüber sich in der Hauplsachc ablehnend verhallen unc wenigflen« eine stärkere Vertretung der A bciigeber oder sonstige Garantien dafür verlangen, daß der zu schassende Aus schuß nicht die Interessen der Grubenbesitzer, wen» auch nur aus Gründen de- öffentlichen Interesse«, in unbilliger Weise zurücksetzr. Indrß wirk das Sir A. Rollit nicht abkalten, >m Unterbaust die Ernennung einer Specialcommissioa zu beantragen, welche Mittel zur Beseitigung der Krisis aus findig macken soll. Eine baldige Lösung ist allerdings mekr al- wünschenSwertb, denn da» rasch wachsende Elend in den AuSstaorSkrzirken läßt bereit» den Ausbruch roher Gewalt vorberjehen. Der BrseblSbaber der fp»ntsch«« Strritkräste in Melilla, General MaciaS, bat, wie bereits telegrapbisch gemeldet worden, die Beschießung der Stellungen der Kabvlen wieder begonnen, da diese leine Geiseln sür die Zeit deS erbetenen Waffenstillstände« stellten. Trotz dieser Wiekerausnabme der Beschießung wird man in der nächsten Ze» schwerlich viel von einer Activn der spanischen Streitkräfte hören. Nicht wril sie zu schwach wären — si« sind jetzt hmreichend verstärkt —, sondern weil ihnen an« politischen Gründen die strenge Weisung ertbeilt worden ist, sich jeder iff nsiven Bewegung zu entbaltrn, die zur Ueberschrri- iung der Grenze subren könnten. Daraus erwächst den Truvpen allerdings eine höchst unbequeme Lage, da da- spanische Gebier um Melilla eine größte Breite von kaum 4 km bat Diese Lage wird auch nicht aus unbestimmte Zeit aufrecht erkalten werten können. Aber die Rücksichtnahme ans allgemeine politische Erwägung macht den spanischen Mililairs einstweilen da« passipe AuSkarren zur Pflicht Um so weniger wird die Politik deS Sultan« der Notdwendigfeit einer raschen und energischen Einwirkung ans das unkvimäßige Treiben ker Riffkabylen sich verschließen dürfen, da auch die Langinulb des Mabrirer EabinetS schließlich an ker zwingenden Macht ker Verhältnisse ibre Grenze sinken muß, wenn die Hoffnung auf das correcte Handeln tcS Sultan«, in Geniäßkeit te« vertrage« von Wak-RaS, sich al« trügerisch Heraus stellen sollte. Die in den beiden letzten Tagen auS Südafrika ein getroffenen Nachrichten über den Stand de- Matabotr» «rtrgoo lauft» so durcheinander und sind so wideripruchS- voll, daß eS sich nicht verlobnt, weiter auf sic einzugeken. bevor zuverlässigere Melkungen ein kritische« Urtdeil ermög lichen. BcniertcnSwerth dagegen ist, daß in englischen Blättern jetzt die Meldung auitaucht, der mächtigste Häupt ling de- Gaza-Landes, Gungunhama, zeige Lust, riS Verbündeter Lobengula'S in den Kamps einzugrcisen. DaS Gaza-Land liegt östlich vom Mascbona-Land »nb ist im Norden und Osten von den portnaiesischen Knstcnbcsitziingen, im Süden von der Südafrikanischen Republik begrenzt. Man könnte fast aus die Bermuthung geratben, der südafrikanischen Gesellschaft sei in Folge der raschen Besiegung Lobcngnla's der Gedanke gekommen, jetzt auck, ba es ein Auswaschen wäre, deS Gaza-LankcS sich zu bemächtigen, wodurch allerdings da- ga» e Land zwischen dem mittleren Limpopo und dem mittleren Sambesi i» deren Hand gelangen würde. Es fragt sich nur, ob derartige- sich durchführen ließe, ebne allzngroße Erreguna der radicalcn Gegner der Gesellschaft in England herbelzusuhren. Deutsches Reich. ä Berlin. 12. November. In recht gedeihlicher Entwickelung befinden sich die Bestrebungen sür Ver- brciiung des HandfertigkeitS-UnterrichtS in Berlin Die Forderung desselben bat belannttich rer Abgeorbnete von Schenckendorff ini Jahre 1887 durch Begründung deS Berliner Haupivoreinö für Knabciibanearbcii in die Hank genommen, der nach »uv nach in den verschiedenen Stadt- ibeilr» fünf Schülerwerlstätten errichtete unk für Einsührung diese- Unterricht- in den Knabonborten sorgte. Im Herbst >887 nahmen 182 Schüler an diesem Unlerrichi Tbeil, in den weiteren Jahren 200, 287, 325, 52l, 630 und im Oktober dieses Jahres bereits 886. Hiermit bat Berlin jetzt die höchste Schülerzahl unter den deutschen Städten, in welchen dieser Unterricht ausgenommen ist, er reicht und e« wird, nachdem sich ohne viel Geräusch unk nur durch die Sache selbst kieS ansehnliche Resullal ergeben bat, die Zahl bald weienllich Weiler wachsen. In de» leyien Tagen stattelcn Ministerialdirektor Knglcr unk Gedcimer RcgierungSratb Brands aus dem Uiitcrrichlsiiiiiiillerinm der H. Schülerwerkstätte in ker Brunnenstraße, die von 265 Schülern besucht wird, unerwartet einen längeren Besuch ab und ließen sich einzebcnd »der die getroffenen Einrichtungen und die Metbokik de» Unterrichts von dem Vorsteher der Wcrlstätte, Lehrer Grogler, und dem gerade anwesen den Rector Iabncke Bericht erstatten. Der Staat gewährt seit einigen Jahren einen Zuschuß vo» 2006 die Stadt einen solchen von 1800 -ck Um dir letztere sür diese freien Bestrebungen, die im ganzen Lande einen entschiedenen Fort gang genommen haben unk im AuSlairde bereits weiter all in Deutschland vorgeschritten sind, in erweitertem Maße zu inleressirrn, bat der Vorstand des Berliner Haupiverein« au» seiner Mitte eine Eominission gewählt, deren Vorsitzender, Präsident deS RcichScisenbalin-AinteS k)r. Schulz, sich vor Kurzen, mil dem Magistrat riescrhalb in Verbindung geseyl bat. Man kann hoffen, daß sich auS den bevorstehenden Verhandlungen eine weitere Förderung dieses zeitgemäße» Unlerricht», für welchen die Stadl Pari- beispielsweise an nähernd 600 000 Franc» jährlich verausgabt, ergeben wird. WaS der Verein anstrrbt, gebt zur Zeit lediglich daraus hinaus, daß die Hauptstadt deS Deutschen Reiche- diese An- aelegeubei«, die auch weilcrdin rin freie» Unternehmen sein soll, in den amtlichen Kreis ibrer Tdätigkeit ziehe, und dem Verein diejenige Förderung zuwende, die ker Bedeutung diese« ErzftbungSmfttel» sür die Großstadt und seiner gegenwärtigen Entwicklung in derselben entspricht. * Berlin, 12. November. Zum Eapitel der Soldatrn- mißbandlangen bringt der .Hamb. Eorr." «inen Beitrag in folgenden AuSsübrunzen: .Eia bieder ;» wenig brachte»» Uebrlstand im deutschen Heere, der auch geeignet ist, nicht ganz normal entwickelte Soldaten zum Selbstmord zu treiben, liegt in der Mißhandlung der Mannschaften unter sich, und zwar Jahrgang gegen Jahrgang. Sobald der junge Mann als Recrut in« Heer rirttritt. wird er bei federn unbeaufsichtigten Zusammentreffen von den Zwei- brzw. Dreijährigen zum Frribalten im WirtbSbau« anzesprochen, und webe Dem, der sich dazu nicht herbeiläßt, er dal dann sür die ganze Recrutenzrit etwa« aus dem Kerb holz. Die Dreijährigen (jetzt bei ker Infanterie durch den K 'rtsall de« dritten IabreS beseitig») sinkdabei die Schlimmsten. Auch bei allen Dienstobliegendeiten muß der Recrut nach der Flöte der älteren Mannschaft tanzen. Schmiere, Dchubnägel, Oele u. drrgl. Putzsachen muß brr Recrut anschaffen, sonst giebt e« vielfach Hiebe. Dabei darf er sich ja nicht beschweren sonst gebt eS ibm noch viel schlimmer: auch werben dir Klagen von Seilen der EorporalscbastSsührer meisten- gar nicht angenommen. DaS ganze System iss rin aewisse« Erbiheil von einem Jabrgang zum ankeren, and dir Meisten treten mit dem Vorsatz in» zweite Jahr über, r- den neu Eintrelradra ebenso zu »ach«», wie r« ihnen gemacht worden ist. Man findet sehr oft mebr Furcht vor den älteren Mannschaften al« wie vor den Vorgesetzten. Schreiber diese« kann von sich sagen, daß er während seiner Dienstzeit von keinem vorgezetzlen irgendwie bös willig angcrüdrt, wobl aber von einem Dreijäkrigeo au« oben angegebenem Grunde gemißbandelt worden ist. Es soll damit für die Vorgesetzten keine Lanze gebrochen werden, da sie indirekt auch mit Schuld an diesen Mißbandlungen tragen So wird z. B. von Seiten de« Compagniefübrer« oder Feldwebel» sür da- Zuspätkommen eine« einzelnen Mannes häufig Strafe für di« ganze Compagnie an- gedroht, und bei eingrtretenem Fall bleibt eS nicht an«, daß dann die unschuldigen Mannschaften an dem Schuldigen sich rächen. Ist dieser nun gerade noch ein Recrut, rann wird von allen Seiten drausgedauen, wobei vielfach Schüreisen, Besenstiel und andere barte Gegenstände ver wand» werden. Dasselbe ereignet sich auch häufig beim Exerciercn, wo die ganze Mannschaft wegen eines Einzelnen nackexercieren muß und diesem nachder die üblichen Stöße und Hiebe versetzt werden. Gegen selche- Gebabren müßten die Vorgesetzten mit aller Strenge angebcn, damit dieses Mißhandeln der Mannschaft unter sich auch auSgerotlel werde, selbst aber auch sich bestreben, nur den zu bestrafen, der eS verdient bat, und nicht dir ganze Mannschaft kaninter leiden zu lassen, dir dann wieder an dem Einzelnen sich rächt." * Berlin» l2. November. DaS soeben auSgegrbene Dopvel- hest >77 und 178 der von der Akademie der Wissenschaften in München berauSgrgkbtnen „Allgemeinen deutschen Biographie" bringt in einem den Freiherrn Ernst v. Clrckuiar (t 6. Mai 1886 in Berlin) bebanbelnten Artikel interessante Einzelheiten Uber die Verhandlungen, die der Verlobung deS jetzt regierenden Kaiserpaares io den Jahre» >879 und 1880 vorangingen ES beiß kort: .Kronprinz und Kronprinzessin wünschten, der Herzog! Familie eine Genug- lb»u»g für da« 1866 erlittene Unrecht zu geben, und begünstigten daher die Neigung, welche sin Frühjahre 1878 der älteste «odu zu der Prinzessin Auguste Victoria von Schleswig-Holstein ge faßt batte. Ctockmar v ^handelte für die kronprinzlichea Herrschaften mit Saniwcr, dein vertrauten der helstrinischeu. Da der Kaiser u»d Fürst Bismarck einen verricht de« Herzogs Friedrich forderten, dieser aber nur zu der Erklärung bereit war. daß da« Wesentliche dessen, wa» er früher erstreb« habe, nämlich die Verbindung der Hcrzoglbünier mit Deutschland erreicht, das nicht Erreichte aber nickt von solcher Be deutung sei, daß er auch nur eine Agitation zur Er reichung desselben vor seinem Gewissen rechtfertigen könne, so zogen die Verhandlungen sich bin. Stockmar bemühte sich lebhaft, eine Fassung der Erklärung zu Stande zu bringen, deren Annahme dem schwerlranken Herzog möglichst leicht sei. Am 3. Januar >880 halte dieser Samwer ermächiig». an Stockmar zu schreiben, daß er die vom Kronoriiizen gestellten Amendement- seine- Entwürfe« annehme. Ein befriedigendes Ergebniß schien gesichert. Aber ehe der Thronfolger dem Kaiser die Erklärung des Herzogs vorlegrn konnte, starb dieser zu Wiesbaden am 14. Januar >880. Stockmar schrieb am selben Tage an Samwer: „Venit mors veloeiter.- DaS Geschick de« armen Herrn, den ick aufrichtig verehrte, rührt mich tief. Er stirbt vor einer sich vorbereitenden glücklichen Wendung, sein Leben wird durch die Sä wieriezkrilen dieser verkürzt und seine letzte Sorge betrifft diese Erklärung, welche eine Art Abrechnung mil der Vergangenheit enthält. Da die Vormünder de« jungen Herzog- von SchleSuig-Holstein ;u einem Verzichte nicht befugt waren, erledigten sich alle Schwierigkeiten rasch; schon am 27 Januar l88o konnte der Kronprinz der Herzogin-Wittwe die Genehmigung de« Kaisers zur Werbung de» Enkels millbeilen." * Berlin, lk. November. Am 5. d. M. dielt die In- validrocasse de« GrwerkvereinS der deutschen Maschi Neu bau- und Metallarbeiter ibre dritte erkentliche General versammlung ab. Der Vorsitzende Herr Hugo Kamin legte dar, daß, trotz de« günstigen Sachverständigen-Gutachtens, nach dem die (Lasse niit einem Ueberichuß von 123 788,75 arbeitet, eS geratben sei, die Casse auizulösen. Der vom Schatzmeister Herrn Bald» gegebene Easien- und Tl>äftgkeitS- hericdt weist ein Berniögen von 447 500 eiiiichlitßlich 10 508 Easssrercaniionen aus. Die Mitglieverzadl bat sich seit einer Reibe von Iabrcn bedeutend vermindert, dir Einnabinen find dementsprechend geringer geworden, da gegen bat sich die Zabl der Mitglieder, die Invalide wurden, von Jahr zu Jahr wesentlich vermehrt. Au- diesen Gründen ist von 30 OrtSvereincn der Antrag aus Aus lösung der Easse gestellt worden, die auch vom Ewneral secrrtair Herrn Mauck empfohlen wird. Ter Verbands- anwalt vr. Max Hirsch sprach sich entschieden gegen die Auslösung au«. Man solle dock, nickt, einer augenblicklichen Strömung nacbgebcnd, nicderreißen, wa- in so lange» Jahren mühevoll ausgcbaut wurde zum Segen vieler Gewertvereins m»bUrder. Es könne ja nicht verkannt werden, daß cs einem grotzen Tbeil der Mitglieder bei der geaenwärligen schlechten Geschäftslage schwer falle, die Beiiiäge zu zahlen, aber er hoffe daß e« sehr bald wieder besser werke. Stich haltige Gründe für die Auslösung der so vortrefflich arbeitenden Easse seien nichl vorhanden. Fast säninttliche Abgeordnete sprachen sich jedoch für die Auslösung der Eafft aus, dft kann auch mit allen gegen zwei Stimmen beschlossen wurde. Al« Tag der Aufiöftmg wurde der >2. November d. 3. angenommen. Bei Mitgliedern, dir in der Zeit vom 4. bis 12 November sterben, sollen dir Erden bei Vertbrilung de« vermögen- berücksichtigt werden. Der bisherige Vorstand wurde al« Liquidalionscommisfion ein gesetzt bi« zur eatgülligen Abwickelung aller Geschäfte. — Der BundeSratb hat in seiner gestrigen Sitzung den Biisschußbenchten über die Entwürfe der Etat« sür >894/85, und zwar der Marine-Verwaltung, der Schutz gebiete. der Reich-eisrnbahnen-verwaliuna. de« Auswärtigen Amt«, de« RcichSeisenbahn-AnttS, de« RecknungsdosS, des gleichen te« Besoldung-- und PrnflonS-Eiat« ker Reichsbramtrn tür >884 85 zugestimmt. Dem Aii-schiißderichte über den Entwurf de« Etat« des ReickSaml« de« Innern für 1844/85 wurde mil Modifikationen zugestimmt. — Ausführlichere Msttdeilungen über den Etat dr< AuSwärtrg«» Amt«« «rgedrn, daß außrr der Schaffung
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