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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.11.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-11-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189311199
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18931119
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18931119
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1893
- Monat1893-11
- Tag1893-11-19
- Monat1893-11
- Jahr1893
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.11.1893
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Bez«g--PrelS W her Hauptexpedition »der de» im Stabt- tzqirk »ad dea Vororten errichteten An». -ädesteven abgeholt: viertrl>ührlich^4^0, bei zweimaliger täglicher Zustellung in« Hau» >l 5L0. Durch dir Post bezogen für Tenlschland und Oesterreich: vienrstShrlich L—. Direct» täglich« Krenzbandiendang in< Ausland: monatlich 7.50. DieMorgen-AuSgab» erscheint tügltch '/,7Uhr, dir Abeud-AuSgadr Wochentag« S Uhr. Ledaclion und Lrveditiou' Japanne»,affr 8. DieErpeditioa ist Socheniag« nnuntrrbroche, geöffnet von früh 8 dt» Abend« 7 Uhr. Filiale«: Ott« Memm« Eortim. iAIfre» Hahn). UniversitLtsskrabr 1, «,»>» LSsche, Katharineastr. 14. pari. und Könia«vlatz 7. ttmigtr.TMblalt Anzeiger. Organ fiir Politik, Localgeschichte, Handels und Geschäftsverkehr. A«zeiszen-Preis die 6 gespaltene Petitzeile 20 Pfg^ Reklamen unter dem Rrdactioa«strich 14 g»- jvalten) 50-^, vor de» Kamilienuachrichrrn (6 gespalten) 40-4- Größere Schriften laut unserem Preis- verzeichnt Tabellorücher und Zifferasatz nach höherem Tarif. Gxtra-Beilagen (gesalzt), nur mit der Morgen»Ausgabe, ohne PostbrsörLeraag 80—, mit Postdesörderung ^4 70.—. Auuahmeschlub für Anzeigen: Abend-Ausgabe: Bormiltag« lO Uhr. > Marge n-Ausgabe: Nachmittag- 4 Uhr. Sonn- und Festtags früh ",9 Uhr Bei dea Filialen und Annahmestellen je eine halbe Stunde früher. Unze »ge» sind siet« an die Gxpehtttan zu richten. Druck und Berlag von E. Pol» in Leipzig. 5Sl. Sonntag den 19. November 1893. 87. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Oeffentliche Sitzung -er Stadtverordneten Krrttag. den 24.«o»emder 18S2. «drnd» , Uhr i« Lttz«ng»saalr am Nafch«arttr. Tagesordnung: I. Bericht de- Finanzausschuffe« über die Eingabe de« Meß. auSschusje« de« Allgemeinen HouSdesitzervereins u. Gen., betr. Wtederadhaltung rtnes Saatmarltes. II. Bericht de« Oekonomie-, Bau» und Finanzausschüsse« über Herstellung einer Parkanlage aus dem zwischen der Fluthrinne, BtSmarckstraße, Johannapark und Earl Lauchnitzslrahe ge» legeneu städtischra Areale. m. Bericht de« TchulauSschusseS über unentgeltliche Überlassung ziveirr Zimmer im Erdgeschosse der l. Bezirksschule für einen neu zu begründenden Mädchenbort für die Südvorstodt. IV. Bericht de« Verfassung«», Oekonomie. und Finanzausschüsse« über die ondenveite Borlage de« RatheS, betr. Neuregelung de« Düngerexportwesen«. V. Bericht deS Vau», Oekonomie» und Finan»au«ichusseS über Lerkauf eines Bauplätze« an der westlichen Seite der geplan ten Fortsetzung der Blücherstraße in Leipzig-Eulritzich und Feststellung »inet Theilet det Leipzig-Eutritzschrr Bebauung-» Vlaue«. VI. Bericht de« Bau- und Finanzautschuffe« über Herstellung einer neuen Druckrodrleitung und einer Verbindung-leitung für das Naunhoser Wasserwerk. Bekanntmachung. Wir bringen hiermit erneut zur öffentlichen Kennt,itß, daß wir beschlossen haben, GefNchr u« leihweise Überlassung von Gartzrrabr- und Dekoration«-Ge,rnftiodrn aus dem Ju- »rntare de« Etadttheatrr« nicht mehr zu genehmigen. Leipzig, den 1b. November 18S3. I» 4L58. Der Math der Stadt Lechzt». vr. Grorgi. Wilisch, Aff. Bekanntmachung. Wegen Macadamisirung wird der Studmüdleuwea anf der Strecke von der Johanaitalle« dt« zur Reitzeuhainer Straß, von Montag, dea 2V. d«. Mt«, ab, »ichread der Dauer dieser Arbeit, s»r ade« Kahrverkrhr gesperrt. Leipzig, am 18. November 1803. Der Rath der Stadt Leipzig. IX. 15843. vr. Grorgi. Stahl. Bekanntmachung, die Anmeldung zur Airchenvarstandswahl in der Parachie L -Plagwitz betreffend. Nach Ablauf ihrer Amt-dauer scheiden au« dem Kirchenvorstand der Parochie L.-Plogwitz demnüchst au« die Herren: Schuldirecior Hermann VSH«, Kaufmann vr. Alfred Seit, DampfbrauereibesiUer Theod«r Naumann, Professor vr. Wilhelm von Zahn. ES hat daher eine Ergänzung-Wahl stattzufinden. Die au«- scheidenden Herren sind wieder wählbar. Climmberechttgt sind all« selbstständigen, in der Parochie L.-Plagwitz wohnhaften evangeltsch-lutherischeo Hau-vätrr, welche da« L5. Lebens» jahr vollendet daben, sie seien verheiraidrt oder nicht, mit Au«nahme solcher, di» durch Verachtung de« Wortes Gottes oder unehrbaren Lebenswandel« öffentliche«, durch nachhaltige Besserung nicht wieder gehobene« Aergerntß gegeben haben oder von der Stimmberechtigung bet Wahlen der politstcheo Gemeind« autgejchloffen sind, sowie derer, lvelchrn wegen vnterlaffener Trauung oder der Taufe ihrer Kinder durch Beschluß der Kircheaiuspectton die kirchlich« Lollberechtigung entzogen worden ist. Alle Gemeindeglieder, welche ihr Stimmrecht ausüben wollen haben sich entweder mündlich oder schriftlich anzumetden. Mündliche Anmeldungen werden in der Kirchenexpedition, Rach hau«. Erdgeschoss Montag, ben 27. Nooember. und Dten«tag. ben 28. Nabember» ununterbrochen von Vormittag« 10 Uhr bi« Nachmittag« 5 Uhr «ntgegengeaommen. Schriftliche, aber jedenfalls eigenhändige An Meldungen mit genauer Angabe 1) des Bor» und Zunamen«, 2) de« Stande« oder Gewerbe«, 3) de- Geburtttageö und Jahres, 4) der Wohnung können an den genannten beiden Tagen oder auch schon früher eben daselbst niedergeleat werden. Wir bitten die stimmberechtigten Glieder unserer Gemeind« herzlich und dringend, sich an der bevorsrebenden Waht zu betheiligen »nd ihr« Anmeldung in einer der gedachten Weis» rechtzeitig zu bewirken Leipzig-Plagwitz, den 18. November 1893. Der Kirchenvorftand daselbst Pfarrer Schmidt. Gefunden oder ol- herrenlos angemeldet resp. abgegeben wurden in der Zeit vom 1. bi« 15. November 1893 folgende, zum Tbeil auch schon früher gefundene oder von verübtem Diebstahl herruhrende Gegen stände: rin Betrag von 28 ^l, 10 Stück verschiedene PartemonnairS mit Beträgen von 1 15 bis zu 18 25 eine Nldernr »yliuder-NrmanlOir-Lhr inst Kette, ein großer Ste>etrt»> «ad zwei verschiedene gravirte Tra«rt»ar, 2 Arm- reise, einer derselbe» mit Granaten »nd «ingravtrter Widmung, ein goldene« Kreuz, eiu Siahlkleinmrr. 3 Canarirn»Lotterie- Loos«, ein Leihha»«- und rin anderer Pfandschein , auf de» Namen „kainbvlck" lautend, 2 Ligorrrnrtui«, ein Aussatz (Decket) zu einer Dose, ein Spazterstoa «it starkem Hirschhorn, griff, 5 Stück verschiedene Schirme, rin Kopskissenüberzug 3 gezeichnete Handtücher, eine Decke und eine weiß« Damen, ja«, ekn Herrrn.Mantrlkraaen, 1 Paar neue Arbeittvosen. rin Paar langschöstige Herrrnstiehel, 2 einzelne Herren-Gummi schuh«, ein großer Filz-Uederschuh, mehrere Schlüssel, eine Wogenkopsel, eine Peinche, ein« Satteldecke, rin Rückenguri, eine lange Eifenkette, eme Gortte Dachztnk und »i» 2 ritz rtger Handmagrn. Zur Ermittelung der Eigentbümer wird die« hierdurch bekannt gemacht. Gtrichzeitig fordern wir auch Diejenigen, welch« in den Mouaten Jnlt dt« mir Oktober v. I. Fundgegenständ« bei un« abgegeben daben. auf, dirf« Gegenständ« zurückzuiordern, andernfall» hterübrr dea Suchten gemäß verfügt wnben wird. L»tp»tg. den 17. November ISVS D«» P«ltzet-»«t »er St,»« Lechzt, Bretschneider. Ml ütkanntmachung. den diesjährigen Christmarkt brtrrffrnd. Wegen de« am 17. Tecember beginnenden Ehrisimarktes, aus welchem seilzubieten nur hiesigen Grmriiidemitgiiederu ge- tattet ist, verordnen wir hiermit Folgendes: 1) Diejenigen, welche Stande aus dem Ehristmarkte zu erhalten wünsche», Halen sich bis Donnerstag, dr» 23. Novrnibrr d. I.. bei »njcrei» Marknnspeclor Neulich (Naschmartl I, 3. Stockwerk) zu melden. Später eingehend« Anmeldungen müssen unberücksichtigt bleiben Für die Zuwei'ung eines SlandeS und die Ausfertigung des Scheins hierüber sind 25 ^ zu entrichten. Wird diese Gebühr nicht sofort entrichtet, jo wird über dr» Stand anderweit vcrsügt. 2i Wer einen idm zugewielenen Stand nicht spätesten» am 18. December besetzt hat, ist desselben verlustig, bat auch zu ge wärtigen, daß ihm für spätere Christmärkte Stände nicht wieder überwiesen werden, sobald er nicht einen genügenden BehiuderungS- grund nachweist. 3) Der Ausbau der Buden aus dem Cbristmarkte ist am 14. Tecember gestattet, wogegen das Auspackcn der Waare» nicht vor Mittags 12 Uhr des I«>. December beginnen darf. 4) Der Verkauf der Waaren findet bis zum 24. December 12 Udr Mitternachts statt, doch ist am 17. und 24. Dcrrmdrr, an den in den Cdristmarkt fallenden Adventsonnlagen, der öffent liche Handel in Läden, auf Straßen und Plätzen erst nach be endigtem Bormitt«,«gotteSdtenstr, das ist nach 10', Uhr Bormiltags, gestattet. 5) Die Inhaber von Ebristmarklständen dürren nur ihrr An gehörigen »uv solchr Prrfonrn als Brrtäusrr vrrmriidr», »rlchr ständig t» ihrrn Dienftrn obrr hier »ahnhaft find, und es werden alle Stünde sofort ringrzoge». an denen aus wärts wohnhaftr selbstständige Prrfaiiru, weiche nicht hiesige Genieindcittllgliedtr sind, als Berkäuser betroffen lverden. 6) Während der Tauer des Ldrislniarktes (17. bis mit 24. De- cemder? bleibt den tztrfigrn Brrkänferii von Töpfer- und Steingut- waaren die Benutzung deS Löpferplotzes wie zeilher gestaltet 7) Sämmtliche Buden und Stände, sowie die auf dem Auguslus» platz zum Feilbalten mit Ehristbäumen benutzten Plötze sind von den Inhabern noch am 24. December bi« Mitternacht 12 Uhr zu räumen. Hierbei sowie bei den unter 8 ermähnten Arbeiten ist olles die Ruhe der Chrtstnacht störend» Geräusch zu vermeiden. 8) ES bleibt auch diesmal gestaltet, die für den Ebristmarkt benutzte» Buden aus dein Markte »och am 25. »nd 26. Tecember stehen zu lassen. E« haben aber die Minder sowohl, al« anch die Verleiher der Buden dafür zu sorgen, daß sämmlliche Buden nach Ausräumung der darin befindtichen Waaren sofort gut geschloffen, das heißt, die Klappen zugrbotzt, di« Thür»» verschlossen oder ver» nagelt, sowie di« «adenplanrn nebst den dazu gehörige» Plauen- stangen beseitigt werden 9) Sämmtliche LhristMarktbuden, soweit dieselben nicht mit Ein willigung der Mehbudendevuiation in der Neujahrtmesi« benutzt werden sollen, sind am 27. Tecember abzubrechen und deren Fort- schaffuag muß noch an demselben Tage erfolgen, auch bi« Abends 8 Udr beendet sein. 10) Das Legen von Trittbretern vor den aus dem Marktplatze ausgestellten Chrisunarstbudea ist nicht gestattet. 11) Ter Verkauf von Thristbäumen wird vom 17. December ab aus dem AugustuSplatz, gegen ein Standgeld von 3 für jeden eichmäßig großen Platz gestattet, jedoch unter ausdrücklichem erbot des Einschlagens von Pfählen oder sonstiger Beschädigung der Oberfläche des Platze«. — Wegen Ausstellung der Lhrislbaume und sonst allenthalben ist den bezüglichen Anordnungen unsere« Marktinspectors unbedingt Folge zu leisten. 12) Zuwiderhandlungen gegen diese Vorschriften werden mit Geldstrafe bi- zu 60 oder entsprechender Hastftrase geahndet werden. Leipzig, am 28. Oktober 1893. Der Natd drr Stadt Leipzig IX. 14873. vr. Georgi. Stahl Vit Vertagung des Ucichstags. * Da« Centrum bat cS am Freitag im Reichstage durchgesetzt, daß die nächste Sitzung erst am Donners tag der nächsten Wocke stattfiiidet. Begründet wurde der auf diese Vertagung bezügliche Antrag niit den, Wunsche, die dem Hause zugegangcnen Handelsverträge sorzsältig zu prüfen; der eigentliche Zweck dcS Antrag« war aber bockst wahrscheinlich der, wichtigere Beschlüsse des Reichstages so lange hinauSzuschieben, bis der CeniruniSanIrag anf Aus- bebung deS IesuitengesetzeS zur Berathung ge kommen ist. Und dieser Zweck wird voraussichtlich erreicht werden. Das (ientrnm wird an» Donnerstag den Antrag der Couscrvativcn, die HaiidelSrrrlrägc i» eine Commission zu verweisen, unterstützen; ist diese Bei Weisung erfolgt, so kommen im Plenum langalbmigc Debatten über die Finanzlage dcS Reiches an die Reibe. Ebc man sich's dabei versiebt, ist der erste SchwerinStag (Mittwoch über acht Tage) herangekommen, an dem das Centrum seinen Jesuitcnantrag auf die Tagesordnung gesetzt zu sebeu bcfsl und verlangt. Ter große Moment ist dann herangekommen, in dem Herr Dr. Lieber und (genessen an den Reichs kanzler, au den Vater der RcichSstcuerresormprojecle I)r. Miguel und an die Conservativcn die „Gewissenssl«ge richtet, können, wie viel ihnen die Unterstützung deS CentrumS Werth sei und waS sie für diese Unterstützung zu zahlen geneigt seien. Allerdings ist diese Frage eine sehr cemplicirtc und ver zwickte. denn e- handelt sich um die Unterstützung de« CentrumS i» verschiedene» Fragen Zu der einen, der HandclSvertragSsraze mit Rußland, stehen die Conservalive» dem Kanzler und seinem preußischen Fina»; coUegen feindlich gegenüber, sofern überhaupt ei» Vertrag zu Stande kommt. In der anderen, drr S teuerreformfraqe neigt dagegen wenigstens der größte Theil der Conservativeu einer Verständigung mit dem Kanzler und dem Steuer- resormator zu. Alien, mit denen da« Centn,m gern pactirte und von denen e« die Zahlunz-bedingunge» zu erfahren wünscht, kann Herr Dr. Lieber e« also schlechterdings nicht recht machen. Alle kann er nnr verpflichtest, wen» er einen Eomprviniß in der Sleurrreformsragr herbeisühren hilft Zn der Frag« de« Handelsvertrag« mit Rußland muß er anf die eine oderaufdie andercScile sich schlagen, die eine oder die andere eite verletzen. Da« wird ibm freilich keinen sonderlichen «tmnnier machen, denn Hras Caprivi hat seinen HerzcnSzug »ach dem Centrum schon so oft und überzeugend trotz undankbarer Behandlung von Seiten der Ultramontaiien bewiesen, daß Herr Lieber von ibm auch Verzeihung Wege» einer Durch kreuzung der HandelSvertrazepolitik erwarten darf. Cdc» so großherzig nach der nllranionianen Seile habe» Isich die Conservalivcn scheu oft bewiesen. Und was Herrn Ist'. Miguel belrissk, so weiß das Centrum, daß er nichts nachlrägt und für jede Unterstützung seiner Stkuerresormpläne auch dankbar ist, wen» sie parallel läuft mit einer Verwerfung veS Handelsvertrags mit Rußland. Aber eine ganz klare Anlwcrt von alle» Seite» kann daS Centrum bei der Be- rathinig seines Zesuilcnantrages doch nicht erwarte», weder vom Kanzler, noch von de» Conservalivcn. Weder er, noch sic werden die Katze im Sacke kaufen wollen. Aber HerrMr. Lieber ist auch nicht der Mann, der UnmögticheS verlangt. Cr ist auch zufrieden, wenn ihm mit Wenn und Aber geantwortet wird. Er versteift sich auch nicht ans die Jesuiten, mit denen er gleich seinem Vorgänger Windiborst lange geklappert bat. vbne Ernst zu machen. Will Gras Caprivi und wolle» die Con- scrvatiren, bevor sie wissen, aus welche Seite da« Centrum in der Frage des russischen Handelsvertrags sich wirst, nicht mit der Sprache über das Jesuilengesetz berau«, »u» gut, so bleibt kiese Frage »och länger i» der Schwebe al« wirk sames AgitationSmiltel. Aber diese Frage bietet die allerschenste Gelcgciibeit, die Gesammtwünsche und die Gesaiumtklagen deS Cen trums in der beweglichsten Weise verzutrage» und besonder« daraus hinzudeute», wie furchtbar nicht nur daS Centn»» und seine Wähler, sondern auch die Conservalivcn in ihren .heiligsten Empfindungen und Bestrebungen- gekränkt worden sind durch da« FaUenlassen de« Zedlitz'schcn Lchul- grsetz^nlwnrf«» in Preuße»; wie durch diese« Fallen- kaffen die Lust beider Parteien am freudigen Mitschaffen im Reiche erstickt worden ist und wie sogar zum Schaden dcS Reiches der jetzige ReichStanzler als preußischer Ministerpräsident in den Sturz deS Grasen Zedlitz »nd seines Entwurfes mit verwickelt worden ist. Und die Con- servativen werden in diese beweglichen Klagen mit einstimmen, den Ausfall der preußische» LandlagSwablc» als Beweis für die Sehnsucht beS ganzen Landes »ach dem Wiederaufleben jenes Gesetzentwurfes dinstellen und nickst den leisesten Zweifel an der Geneigtheit der conservativeu Fraclion des preußischen Abgeordnetenhauses zur Mitarbeit an einem Bcsse'schen Schul gesetze nach Zedlitz'schem Muster aufkemmcit lassen. Dan» handelt cS sich für daS Centn»» nur um ei» Wort, eine Andeutung dcS Grafen Caprivi oder dcS Herrn l>r. Miguel, um zu wissen, was Preußen, das wegen seiner Finanzlage be kanntlich an bei» Zustandekommen der Rcichsslenerresori» daS größte Interesse bat, für die Hilfe der CciilrniiiSsraction de- Reichstags zu diesem Zuslandelomiucu in nllramonlauc» Wertben anzulege» geneigt ist. Auf nicht« Anderes, als ans dieses Wort und diesen Wink wartet der Centiiiinssübrcr bei seinem Jesnilenanlrage. Fällt dieses Wort, fällt dieser Wmt so aus, wie Herr Lieber bofft, so wird dieser auch ein Wort und eine» Wink finden, wodurch er den Grasen Caprivi, Herrn vr. Miguel und die Conservativeu seiner Unterstützung bei einem Compromiß i» der Stcnerresormsragc versichert. Die Lösung dieser Frage wird dann lediglich davon abhänge», wie weit in Preuße» Regierung und Conservalive den specisisch »llramoniancn Schulwünschcn cnlgegciilomiiien. Und darf Herr Lieber aus ein günstiges Wort, einen günstigen Wink hoffen? Soweit Graf Caprivi in Betracht kommt, zweifellos. Rack'dcm er einmal bc» Sprung von dem Goßler'schen Entwürfe zu dem Zedlitz'schcn mit vollendeter Grazie vollzogen »nd mit dem letztere» als preußischer Ministerpräsident in die Versenkung gefahren, wird er nicht da« geringste Bedenken hege», mit dem Zedlitz'schen Ent Wurfe eine Art Auferstehung in Preußen zu feiern. Der jetzige preußische CultuSminister vr. Bosse ist, wie wir von einem seiner ältesten Freunde wissen, ei» Gesinnungsgenosse seines Vorgängers; vr. Miguel bat in Kirchen- und Schul fragen schon oft auf dem Puncte gestanden, taö Taseltuch zwischen sich und seinen alten Parteigenossen zu zerschneiden und Gras Eulcnburg — Doch WaS fragen wir nach den preußischen Ministern? F» Preußen regiert der König, der »ach seiner neuesten Knndgcbnng mebr als je gewillt ist, seine» Wille» zur Geltung zu bringen. Cs steht bei ihm, wie am Mittwoch seine Minister die Frage beantworten, was daS Centn»» in Preußen zu erwarten und zu hoffen hat, wenn eö im Reiche für eine Reform ciniriu, die der Kaiser in seiner Thronrede zur Eröffnung de- Reichstags als dringend nötbig bezeichnet hat. Er hat de» Zedlitz'schen Entwurf verschwinden, aber auch erscheinen lassen; wer kann sagen, ob das Wiederscheinen weiter au» dem Bereiche der Möglichkeit liegt, al» da» Erscheinen? Wird da« Erster« in An-sichr gestellt, so ist bei der Zusammensetzung dcS preußischen Abgeordnetenhaus«» auch die Annahme zweifello- .Di« liberalen preußischen Wähler haben es nicht besser gewvnk. Sie sind machtlos „nd tragen durch ib>e Lanheil die Schuld daran, wen» da« Schicksal der fieichssteuerrefori» und der zu ihrer Durchführung ölbigen Sleuerprojcctc von der Größe dcS Einflüsse» abbän.zt, den der größte deutsche Staat dem Ultramontanis- »in» auf die Schule einräumt. Bei der Berathung dcS Jesuitciianlrags wird das Ccntrum erfahren, was es zu bossen bat, und damit cS diese Kemitniß erlangen konnte, evor eS noch mit einer Silbe »ach irgend einer Seite sich gebunden: desbalb bat es den Reichstag unmittelbar nach einer Eonstitniruiig aus acht Tage nach Hause geschickt. Deutsches Reich. - Leipzig. >8. Rovcmber. Die „Gren zbotcn- machen i» ibrcr letzten Riiiiimer den Vorschlag, daß die deutschen Fürsten die Bereitwilligkeit der Bürger zui» Steuerrahlen ansporne» »nd steigern möchten, indeni sie sich selbst deS Vorrechtes der Slencrsrcibcil begeben. Der Ver fasser bedauert, das; da» preußische Gesetz vom 21. Juni l89I, während cS die Steuersreibcit der vormaligen ReichS- uiimiltclbaren ausiiob. nicht nur dem König und den selbst ständigen Mitgliedern de» töniglichen, sowie des fürstlich bobenzvllernschcn Hauses, sondern auch den Mitgliedern der vormals bannoverschen, kurbcssischen und »assauischen Fürstcn- bänscr die Steuerfreiheit aus» Rene cingeräumt habe. Es heißt dann in den „Grcnzbotc»- weiter: I» sämintlickie» Bundeostaale» „nt fürstlichem Lberhaupte wieder- holt sich diese Ansnalimeslcttung, die Le» heutigen social- politijchcn Begrisie» nur wenig mehr entspricht und daher eine Bevorzugung oder Begünstigung von zweifrlhastem Werlhe hedeulel. Sie besieht iin Deuliche» Reiche zweiundzwanjigmal. Hat die Neich«slallslik diese Thalsache nicht wahrzunehmeu? Lars das Reich darin nicht eine noch ungesahle, ungesckiwächlc und er giebige Steuerquelle iehen? Wir sind keine Einschavungsbehörde ür die fürstliche» StaalSoberhäupter de» Reiches. Nur beispiels weise also seien einige jener — wie sich das bezügliche Württem berg i sehe Gesetz ausdrückt — BeruiScintommen vorgcsührt, wie sie in Gestalt von Anibeil am Ertrage der Staatsdomäne», von Dotation oder von Eiviliisle in de» Budget« der Staaten veroffenttlcht werden. Dein Großhrrzog von Oldenburg stehen »iS „Beiträge zuden Ge- bühraiffen de« großderzogiichen Hause« ou« dem Herzogthum Olden burg und den Fürslenthümern Lübeck »nd Birkcnseld" 255000 -4t j». Drr Fürst von Lippe-Detmoid hat ei» Jahreseinkommen von 600000 .6 Der Herzog von Coburg-Gotha bezieh« aus den Domainencassen der beiden Länder 612 255 .4l Die „tzofcaffr" de« Herzog« von Braunschweig, gegenwärtig zur Verfügung des Regenten, erhält 1 125 323.« aus der dortige» „Kamuiercasse". In Württemberg betrage» Eivillisie und Apanagen 2 059 303 ; i» Sachse» der „Bedarf de« königlichen Hauses" und di« Apa nagen 3!t32 036 .st In Bapern belaufen sich Eivillisie. Reichs verwesung, Apanage» „u. s w " aus 5 103 986 DaS Ein kommen dcS Königs von Preuße» besteht ans einer Rente von 8 085 839, einer Dotation von 8000 000, zusammen 16985839 ^t, da« ist 5 Millionen Mark mehr, al« die EinIIliisie der Königin von England, die unler Hinzurechnung der den Prinzen und Prinzessinnen de« königlichen Hauses vom Parlament bewilligten Apanagen 507 502 Lslrt. — 1 l 051 804 Mark betragen. Dabei sind noch nicht i» Anschlag gebracht in Preußen die Erträge der unter Verwaltung der Hoskammer stehende» königlichen Fainiiiengüter und de« Krön- trcsorS; nicht mitgereckmet ist die Rente von 240 000 Mark, die dein Herzog von Eoburg - Goiha an« dem 1834 erfolgten Verlaus des Fürile»»«»»!« Lichtenberg an Preußen rnvnch« »nd au« Gütern in den Provinze,, Posen und Sachse» stießen, Deutschland gewährt also, indem sich in den einzelnen Staaten altes landesherrliche« und neues versassungsmäßige« Recht vertragen haben, seinen zweiund- zwaiizig erblick, regierende» Herren nachweislich zusammen über 10 Millionen Mark a» Eiuküusle»; ma« darüber hinau-gcht, ist dein ttneiiigeweibten ichwer »n ermitteln. Ais der Große Kurfürst 1677 eine hohe Kopfsteuer cin- sübrle, bade er sich und sei» Hanö dieser Steuer ebenfalls »»terworsen. Die Würde der Fürsten könne unter der An erkennung der Steuerpslicht nicht leiden. Zu den Zölle» leisten bereits die deutsche» Fürsten ihren Beitrag, seitdem der Zollverein die AnSuahmestelluna der Hos- küchenäinter »nd Hoskellereie», überhaupt jede» zollfreie» Ein gang Vau Waaren a»S dem Auslände beseitigt Hai. Senden unsere Fürsten Werthvopiere an die Börse, so unterliegen diese der Bürseiisteucr. Aber in de» Matricuiarbeiträgen der Staate» i»r Las Riich, die bauptsächlich aus den directea Staatvsreukl» stießen, ist kein Zuschuß unserer Fürsten entbalten. . . . Die Zölle und indirecte» Steuer» werde» zur Genüg« angespannt. Eine ergiebige RcichSeinkomine »steuer muß heran. Die ganze Stellung unserer Fürsten würde dabei gewinnen, wenn sie Boraue- sichl bewiese» »nd einen gemeinsame» Beschluß herbcisührten, hier mit ihren enva 125 selbstständige» Familiengliederii einzugreifen.... TaS Vorgehen unserer Fürsten würde di« Kreise aiisporiicn. ihre Bereitwilligkeit deutlich werden zu lassen, die bisher, wie der Bor siniid des Bcreins drr Eisen- und Siahlindustrielle», schivachinüihig auswichen. N Berlin, 18. November. Die Ausgaben des Reiches für die Arbeiterversichcrung auf das Zakr 180105 kommen nicht blos in der auf 13,!» Millionen normirlcn ElalSposilion über den Zuschuß zu der Invalidität« nur Altersversicherung znm Ausdruck, sondern auch in dcn Posten, welche die verschiedene» Verwaltungen infolge der drei VersichcrungSarlen für die in ibncn beschäftigten versicberunzS- pslichtigcn Personen nnmittelbar zu zabten haben. Unter den Letzteren komme» hauptsächlich die Verwaltungen des Reichs- hcereS und der Marine in Betracht Bei der Ersleren sind etwa o,6 Millionen für Kranken-, Unfall- und Jnvalidität« unk Altersversicherung auSgeworfe», bei der Letzteren 272 500 Bei der Post und Telegraphenverwallnng beträgt drr gleiche Posten >80000 de, der Reichsdruckerei 1l 000 Man gebt in der Schätzung aller dieser Ausgaben nickt zu weit, wenn man sic ans 1,2 Millionen veranschlagt. DaS Reich ist demnach durch die reick-gesetzlich eingesührlc Kranken-, Uusall- »nd ZnvaliditälS- wie Altersversicherung für daS Jahr 1801 05 voraussichtlich mit mindesten« 15 Millionen Mark belastet. ^ Berlin, 18. November. (Telegramm.) Gegen dcn Reich-iagSabgcortnctcn Ahlwartzt war beute Termin in der bekannten Anklagesache. Der Gerichtshof beschloß mit Rücksicht ans den gestrige» ReickStagSbeschluß, de». Termin bis nach Beendigung der ReichSkagtscssion zu vertagen. Ablwarvt war an« Plötzeniee gar nicht vorgesuhrt worden. > Fortsetzung in der 1. Beilage.)
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