Hans Georg von Carlowitz teilte seinem Bruder Carl Adolf brieflich unter dem 13. November 1813 mit: Napoleons Generalstabschef Mar schall Berthier habe, als er nach der Einquartierung im Schloß die Bi bliothek entdeckte, »den Kaiser da hin geholt« und beide hätten »sich mehrere Stunden mit deren Durch sicht beschäftigt. Beim Abschiede« habe der »Kaiser ausdrücklich be fohlen, die Bibliothek zu schließen und dafür zu sorgen, daß nichts be schädigt« werde. Napoleon, so spä ter die Legende, sei ehrfürchtig vor der Büchersammlung gewesen. Der Kaiser in seinem abenteuer lichen Schlachtendasein hat in un zähligen Schlössern Quartier genom men. Außer von Liebstadt, wo er zudem nur eine einzige Nacht ver brachte, ist von keinem anderen Ort überliefert, daß er sich aus lauter bibliophiler Lust für die Durchmu sterung einer Bibliothek »mehrere Stunden« Zeit genommen hätte, ob schon am nächsten Tag eine mili tärische Operation bevorstand. Das intensive Interesse des Kai- Kuckuckstein, Gewölbeausmalungen mit freimaurerischen Symbolen sers an den Bücherschränken galt offenbar der Suche nach Zeugnissen, die sein Feindbild bestätigen sollten. Napoleon wurde fündig. In der Bibliothek entdeckte er eine Lebensbeschreibung des Generals Moreau mit einem lithografischen Bildnis. Eigenhändig schnitt der Kaiser aus dem Porträt das Ordens zeichen der Ehrenlegion heraus und schrieb darunter: Er hat sich dieses Ehrenzeichens unwür dig gemacht! Die Uberreaktion Napoleons bestand nicht allein in der Bücherschändung. Sie war gleichsam eine symbolische Rache am abwesenden »Verräter« Carlowitz, der gewagt hatte, der Lebens beschreibung des »Verräters« Moreaus, ebenfalls ein Freimaurer, einen Ehrenplatz in der Bib liothek zugewiesen zu haben. Die ganze Bibliothek, wie es Kunstschätzen bei solchen Gelegen heiten zu allen Zeiten ähnlich erging, sollte womöglich deshalb umsorgt werden, weil sie als Trophäe des Siegers eines Tages einen imperialen Palast in Paris hatte zieren sollen.