4 ten Tempelarbeiten. Kerzen werden entzündet, Reden gehalten, man versucht, das Geheimnis des Lebens zu ergründen. Sollte das schon alles sein? Bereits 1751 mutmaßte Gotthold Ephraim Lessing in einem Spottgedicht: »Das Geheimnis des Ordens ists, kein Geheimnis zu haben.« Zwar mutierte der Ahnherr des Toleranzgedankens in Deutschland in späteren Jahren zu einem Vorzeigemaurer, von der Wirklichkeit des Logenlebens und der Tempelarbeit allerdings zeigte er, der lange vergebens um Aufnahme nachgesucht hatte, sich ziemlich rasch ernüchtert. Und wo möglich hat sich in den vergangenen 250 Jahren nur wenig geändert. Im Jahr 2000 bekannte ein Mitglied der »Großen Loge Royal York zur Freundschaft« in der Berliner tageszeitung wenig spezifisch: »Das Geheimnis ist das persönliche Erlebnis, das jeder während der Tempelarbeit anders empfindet. Dafür fehlen einfach die Worte in der Sprache.« Eine Sprachlosigkeit, die gleichwohl erwünschte Wirkung zeitigt. Denn die Rituale und die geheimnisumwitterte Aura erfüllen durchaus ihren Sinn. Sie faszinieren und sorgen so für Logennachwuchs, sind PR in eigener Sache. Zugleich jedoch ist das raunende Image eines Geheimbundes schwer zähmbar — es sorgt nicht nur für Attraktivität. Es schafft auch Miß trauen, der Ausschluß von den Geheimnissen der Logen provoziert diffuse Ängste. Argwohn wird den Freimaurern seit ihrer Gründung vor fast dreihundert Jahren entgegengebracht. Zu nächst waren es vor allem die absolutistisch regierenden Herrscher Europas, die Grund hatten, sich vor den neuen Geheimbünden zu fürchten. Allein die Tatsache, daß die Freimaurer die als