6 Eine Freimaurerloge um 1980 katholische Kirche allerdings erst 1983 auf, unter Papst Johannes Paul II. Im Grunde ein sehr dis kreter Vorgang, denn im neuen Kirchengesetzbuch (CIC) werden die Freimaurer als Kirchen feinde schlichtweg nicht mehr erwähnt. Was keineswegs den Umkehrschluß zuläßt, daß die kirch lichen Anfeindungen damit ein klammheimliches Ende gefunden hätten; niemand geringeres als Joseph Kardinal Ratzinger, der Vositzende der Glaubenskongregation und somit der oberste Glaubenshüter der katholischen Kirche, geißelte die Mitgliedschaft in einer Loge noch kurz vor der Neuformulierung des Kirchengesetzes als »schwere Sünde«. Im Vergleich zu der Vehemenz, mit der die Nationalsozialisten gegen Freimaurer vorgingen, waren die Bemühungen der Kirche eher harmlos. Die Naziideologen verbreiteten das Schlag wort von der »jüdisch-freimaurerischen Weltverschwörung« — was ihnen als Begründung diente, das Vermögen der Logen zu beschlagnahmen, die Versammlungshäuser der Freimaurer zu ver wüsten und die Logenbrüder zu verfolgen. Schon 1921 hatte der »Völkische Beobachter« ver kündet: »Die Freimaurerfrage ist jetzt wichtiger als die Judenfrage.« Freimaurerisch, das hieß den Nazis internationalistisch, undeutsch, verschwörerisch. Das »Schanddiktat« von Versailles galt als Freimaurerwerk, und auch die Niederlage im Ersten Weltkrieg wurde den Logenbrüdern angelastet. Vor allem Heerführer Erich Ludendorff erkärte den Kampf gegen die Freimaurer zu seiner Lebensaufgabe. Seine Hetzschrift »Vernichtung der Freimaurerei durch Enthüllung ihrer Geheimnisse« verkaufte sich in den ersten vier Monaten nach Erscheinen hunderttausendmal. Doch die spektakulär angekündigte Enthüllung erwies sich als eher unoriginell: »Das Geheim nis der Freimaurerei ist überall der Jude.«