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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 29.05.1897
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1897-05-29
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18970529028
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1897052902
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1897052902
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1897
- Monat1897-05
- Tag1897-05-29
- Monat1897-05
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»V2« Nein, es ist eine ernstere . . „Wir sind gute Freunde geworden. Jetzt sind »geben, und ich werde Sie vielleicht kongostaatliche Armee einzntreten; jeder Untrrofficier wird sofort Secondrlieutenant in der Congoarmee; e» Haden sich 280 Unterosficiere bereit erklärt, nach Afrika zu gehen und sind bereit- ärztlich untersucht worden. der Zorn in ihm aufstieg. >, aus welchen Gründen Sie mich igte er sich kalt. Ärund und der ist etwas verblüffen- Freundschaft batte. Ich wünschte j »r darnach, Sie zu kennen." ! bin. Mein Name ist Rieseoeck. von Ihre- BaterS Halbbruder." (Fl sttzung folgt.) Deutsches Reich. * Berit», 28. Mai. Im Hinblick auf die Wahlen von 1898 versendet der Bund der Landwirthe, wie die „Weser-Ztg." berichtet, an die Wahlkreis- bezw. Bezirks- Vorsitzenden eine Erklärung, enthaltend die wirtbschaftS- politischcn Grundsätze, „die nach Beschluß des Ausschusses dcö Bunde- von denjenigen Candidaten, welche die Unter stützung der Bundesmitglieder in dem betreffen den Wahlkreise genießen wollen, anzuerkennen wären". Die Erklärung lautet: „Der Bund der Landwirthe erstrebt die Erhaltung und den Ausbau unserer heutigen Staatsordnung aus christlich-monarchiicher Grundlage. Er steht grundsätzlich auf dein Boden einer gerechten und durchgreifenden Berücksichtigung der Interessen der gejammten nationalen productiven Arbeit. Er bekämpft das Ausbeutungs system des speculative» internationalen Großkapitals, sowie eine einseitige ungerechte Bevorzugung des Großcapitals überhaupt. Gemäß der aus dem wirthschastUchen Leben aller Völker geschöpften Erfahrungen ist der Bund grundsätzlich der Ueberzeugung, daß eine normale, dem Allgemeinwohl, sowie den Producenten wie den Consu- menten zuträgliche Entwicklung der Volksivirthschast große und plötz liche Getreidepreisschwankungcn nicht verträgt, daß vielmehr nur in längeren Perioden langsam aber stetig aufwärts steigende Getreidepreise den materiellen Ausdruck für die fortschreitende Cultur eines Volkes bieten. Eine solche Gestaltung der volkswirth- schaftlichen Verhältnisse betrachtet der Bund der Landwirthe gleich- zeitig als die Vorbedingung für die gesunde Entwicklung des Hand werks, der Industrie und des Handels. Hiernach sind die nächst liegenden Ziele des Bundes der Landwirthe: 1) In der Erkeuntniß, daß die herrschenden Getreidepreise dem LroductionsstanLe der deutschen Landwirthschaft, sowie dem Cultur- skande des deutschen Volkes nicht entsprechen, erstrebt der Bund der Landwirthe gesetzliche Maßregel», welche im gleichen Interesse den Producenten wie den Consumcnten eine mittlere Getreide preisbildung herbeizuführen geeignet sind, selbstverständlich zur Zeit unter Wahrung der vom Reiche übernommenen bestehenden Ver tragsverpflichtungen. Unter Wahrung dieser Vertragstreue aber bekämpft der Bund die derzeitige Handelspolitik und fordert die alsbaldige Ausstellung eines autonomen Zolltarifs, sowie Kündigung der die Landwirthschaft schädigenden Meist- begün st i gu ng Sv ertrage. 2) Er fordert die Aufhebung der die Landwirthschaft und Kleinmüllerei gleichmäßig gefährdenden gemischten Transitläger und Zollcredite. 3) Er verlangt den weiteren systematischen Ausbau einer durch greifenden Reformgejetzgebung auf dem Gebiete der Waareu- und Fondsbörse. 4) Die schleunige internationale Regelung der Wäh- rungsvrrhältnisfe zu Gunsten einer Remonetifirung des Silbers. b) Wirksamen Schutz unserer Biehwirthschaft gegen die Ein schleppung von Seuchen aus dem Auslande. Maßregeln zur all mählichen Durchführung der Gesundung unserer heimischen Vieh bestände unter ausreichender staatlicher Unterstützung. 6) Ein wirksames Margarinegesetz, sowie gesetzliche Maß regeln gegen Verfälschung aller Produkte der Landwirthschaft, des gleichen gegen Verfälschung der Düngemittel. 7) Eine Vereinfachung der Verwaltung der Arbeiter- Brrsicherungsgesetze, sowie Aenderung des Alters« und Jnva- liditätsgesetzes in Bezug auf den Klebezwang und angemessenere Bertheilung der Lasten. 8) Angemessene Berücksichtigung der Eigenart der landwirthschaft- lichen Neben gew erbe in der Gesetzgebung, um dieselben dem land- wirthschastlichen Betriebe als solche zu erhalten und sie der Los lösung von der Landwirthschaft und der einseitigen Ausbeutung durch daS Großkapital zu entziehen. 5) Angemessene Berücksichtigung der landwirthschaftlichen Inter essen bei der Anlage und dem Betriebe öffentlicher Verkehrs einrichtungen. 10) Zusammenfassung und geeignete Ausgestaltung aller die Landwirthschaft berührenden Rechtsverhältnisse zu einem besonderen Agrarrecht, daS der Natur des ländlichen Grundbesitzes nach deutsch-rechtlicher Anschauung entspricht.' 11) Förderung und sorgfältige Berücksichtigung der Interessen deS mit dem Gedeihen der Landwirthschaft eng verknüpften Mittel stände-, namentlich des Handwerkerstandes und der ortsangesessenen soliden Kaufmannschaft, um die in ihnen bestehenden zahlreicheu Einzelexistenzen deS Mittelstandes der Gesammtheit zu erhalten. Der Bund wird daher auch für die von diesen Ständen erhobenen Forderungen nachdrücklichst eintreten. 12) Betrifft die noch näher zu formulirenden Auffassungen des Bundes über den Eintritt in die wirthschastlichen Vereinigungen der Parlamente und die thatkräftige Betheiligung an den Ver- Handlungen derselben. Die endgiltige Festsetzung deS PuncteS 12 soll im Juni erfolgen. * Berlin, 28. Mai. In der Rede deS HerrenhauS- nntgliedeS Grafen Hutten-CzapSky, welche Anlaß zu einer bemerkenSwerthen Erklärung deS Herrn Reichskanzlers über die Behandlung der zweisprachigen LandeS- thei le gab, schlug der Redner neben einer Reihe anderer Einrichtungen, welchen der Grundgedanke gemeinsam ist, die Heranwachsende Jugend jener Landestheile, auch soweit sie »ichtdeutscher Nationalität ist, durch Förderung ihrer Entwickelung fester an den Staat anzuschließen, auch vor, unbemittelten jungen Leuten auS jenen LandeStheilen, die sich akademischen Laufbahnen widmen wollen, durch Gewährung von Stipendien aus StaatS- „WaS ist eS sonst? Sind Sie verliebt?' „Verliebt!" lachte Rex. Angelegenheit." „Wenn ick Ihnen von Nutzen sein kann —" „Hören Sie, Grus", unterbrach ihn Rex während dieser Wochk j ' Sie im Begriff, fori nie wieder sehen. S mögen Sie denn erfahren, weshalb ich mich Ihnen so s snell anschloß. Ich babe mir Ihre Freundschaft gewönnet das ebenso gut gleich Greis sah mit sei» erstaunt an. Er glau le ihn genau zu kennen und hatte keine Ahnung von dem, ws „Erinnern Sie sits ersten Male in mein« „Natürlich." „Zog ich irgend i , kanntscyaft, als den vhter Gesellschaft und der Ihre- Corps? Denken Sie gut nach the Sie antworten." „Gewiß nicht", elsiderte Greif. „Welch' ein« thorichte Frage!" „So erscheint sie »nen zweifellos, aber sie ist keineswegs thöricht. Sie sagen uir, daß Sie sich jenes Abends genau erinnern. So werdende sich auch erinnern, daß ich Ihnen die Versicherung gab, von Ihnen und Ihrer Familie nichts zu wissen. Ich verkmdigte Ihnen gewisse Dinge voraus, scheinbar nach einer Br chnung, mit der Sie mich beschäftigt War Klara eines natürlichen TodeS gestorben? War Greifenstein ihr Mörder oder war es Rieseneck? Diese Fragen lenkten die Baronin von ihrem Versuch wieder ab, die Heirath zu rechtfertigen. Seit dem Tage, an dem die arme Klara sich so seltsam benommen hatte, als sie von der erlassenen Amnestie gehört, war Therese von Wildenberg immer der Ansicht gewesen, die Frau ihres Vetters wisse mehr von Rieseneck als irgend Einer vermuthe. Rieseneck war gekommen und noch nicht drei Stunden im Hause ge wesen, als Alle« vorüber war. WaS war geschehen? Niemand wußte eS. Die Behörden hatten Kenntniß von den drei Todesfällen und einen vorläufigen Bericht entgegen genommen. Die Drei würden wahrscheinlich Seite an Seite in der Gruft der Greifensteins beigesetzt werden, und Niemand würde jemals erfahren, was während dieser letzten Augenblicke geschehen war. DaS sorgfältigste Nachsuchen hatte keine andere Spur eines Schreibens ans Licht ge fördert, als einen offenbar vor der Katastrophe geschriebenen, an einen Unbekannten adressirten, mit einer Marke vtr- sehenen postfertigen Brief. Alles im Hause war in der ge wohnten Ordnung, jeder Gegenstand an seinem Platz gesunden worden. Die Diener hatten zwei Schüsse gehört und ver sucht, in daö Zimmer einzudringen, aber die Thür war von innen geschlossen. Ein Stallbursche war so weit an dem Gesim» entlang geklettert, bis er durch die Fenster seben konnte und schreckensbleich mit der Nachricht von dem, wa« er entdeckt hatte, zurückgekehrt. Zn Gegenwart der ganzen Dienerschaft war dann die Thür erbrochen worden und man hatte die Todten gefunden. Die Schloßuhr schlug eine Stunde nach der anderen und die Baronin fühlte, daß jede Minute das grausige Gcheimniß weiter aus ihrem Bereich trug, dessen Wirkung auf ihr eigenes Gemüth von Minute zu Minute klarer und klarer wurde. Sie konnte Hilda Greif nicht zur Frau geben, nicht dulden, daß ihr Kind die Genossin eines Mannes werde, dessen Existenz, so unschuldig er selbst auch war, von einer so entsetzensvollen Geschichte überschattet war. Und die trübe, sonnenlose Dämmerung des Winter lager stahl sich durch die Spalten der Fenster, die während der Nacht mehr als einmal geöffnet worden waren. Der Gegensatz dcS grauen Tageslichtes und deS flackernden Lichtes der Kerzen gab der Stätte des Todes eine fable ungewisse, ungemein traurig wirkende Beleuchtung. Die Baronin erhob sich und befestigte die Fensterläden sorgfältig. Draußen wogte rin öde-, unendliches Meer von trostlosem zeichnen habe; wenn auch dl« neunstündige Arbeitszeit fast allgemein zur Anerkennung gebracht wurde, sei der geforderte Stundenlohn nur in wenigen Fällen bewilligt worden. Zur Zeit wird auf 17 Bauten in Berlin gestreikt. Angesicht- der vielen Streiks der Kollegen in der Provinz — an 11 Orten ist der Generalstreik, an 37 der partielle Streik zu verzeichnen — rieth dir Eommission von allzu scharfem Vorgehen ab. Dementsprechend beschlossen die sechs Versammlungen durch Annahme einer gleichlautenden Resolution, bis zum 1. Juni von jeder weiteren Arbeitsniederlegung abzusehen, für die Durchführung der ausgestellten Forderungen aber weiter wirken zu wollen. * Danzig, 28. Mai. Der Kaiser traf bald nach sechs Uhr auf dem hiesigen Hauptbahnhof ein, (von der überaus zahlreich versammelten Menschenmenge lebhaft begrüßt. Er begab sich alsbald zur Besichtigung nach der kaiserlichen, von dort nach der Schichau'schen Werft und fuhr sodann in offener Hofequipage nach dem Strießer-Feld, wo daS I.Leib- Husaren-Regiment Aufstellung genommen hatte. Später speiste er im Officier-Casino deü Husaren-RegimentS und trat um 10 Uhr seine Rückreise nach Berlin an. * Stettin, 27. Mai. Infolge der Umwandlung deS Pserde- betriebeS der Straßenbahn in elektrischen Betrieb werden in den Straßen sehr große Umpflasterungen vorgenommeo. Diese Gelegenheit haben die Steinsetzer benutzt und die Arbeit eingestellt, obwohl den Rammern seitdem 15. dS. auf den Stundenlohn je 5 zugelegt waren. Die jetzige Forderung geht auf eine Verkürzung der Arbeitszeit an den Sonnabenden. — Der schon fünf Woche» währende Aus stand der Tischlergesellen ist noch immer nicht beendet. Er wird den erhofften Erfolg für die Ausständigen nickt haben, da der Zuzug von Arbeitskräften sehr stark ist. In folge deS AuSstandeS hat sich eine Arbeitgeber-Ver einigung im HolzbearbeitungSgewerbe gebildet, mit der allein in AuSstandSangelegenheiten verhandelt werden darf. Dieser Tage wurde ein mit der „Controle" beauftragter Geselle verhaftet, der die Fenster einer Herberge zer trümmerte, als eS ihm nicht gelungen war, zugereiste Gesellen zu „verschieben". * Hamburg, 28. Mai. Fürst Bismarck hat seinen Be such der Ausstellung für die nächsten Tage angesagt. Er wird am Sonnabend hier eintreffen. v. Gotha, 28. Mai. Der gemeinschaftliche Land tag nahm in der Angelegenheit der Besteuerung des Ge werbebetriebes im Umherziehen den Antrag Heusinger an, nach welchem die LanbeSsteuer in beiden Herzog- thümern nur einmal zn erheben ist. Bisher wurde sowohl in Gotha als auch in Coburg die Landessteuer erhoben. * St. Johann, 28. Mai. Die gestern in der Tonhalle in Saarbrücken stattgehabte nationalliberale Wähler versammlung nahm u. A. folgende Resolution an: Die Versammlung erblickt in dem neuen Entwurf eines Vereins gesetz eS den Ausdruck eine- unbegründeten Mißtrauens gegen die politische Reife und Selbstständigkeit unseres Volke-. Sie befürchtet von einem etwaigen Inkrafttreten deS Gesetzes ein gefährliches Anwachsen polizeilicher Willkür und ersucht daher das hohe HauS der Abgeordneten um voll ständige Ablehnung der Vorlage, mit Ausnahme der Be stimmung, welche die Verbindung zwischen den politischen Parteien freigiebt. Oesterreich-Ungarn. Obstruktion. * Wien, 28. Mai. (Abgeordnetenhaus. Fortsetzung.) LicepräsidentZAbrahamovicz erklärt, er werde zur Tagesordnung und zwar zur Verhandlung des GebührengejetzeS schreiten. Unter großem Lärm protestirt die Linke dagegen und stellt mehrere Anträge. AIS der Vicepräsidrnt dem ersten Redner zur Tages ordnung, Schlicker, daS Wort erthrilt, läßt die Linke durch Schlagen aus die Pulte und Geschrei fast während einer halben Stunde Schlicker nicht zu Worte kommen. Bei jedem Glockenzeichen des Vicepräsidenten entsteht neuer Lärm. Schließ lich erklärt der Bicepräsident Kramarz, er entziehe Schiicker das Wort, da dieser selbst bei den Parteigenossen sich nicht Gehör schaffen könne. (Tumult.) Der zweite Redner zur Tagesordnung, der Jungtscheche Pacak spricht unter stürmischem Beifall der Rechten, während dir Linke die Rede durch Lärm zu unterdrücken bestrebt ist. Nachdem mehrere Anträge auf Schluß der Sitzung obgelehnt waren, wird der Schluß der Debatte angenommen. S «kneralreduer protestirt gegen die Wortentziehung und verlangt eine Ehrenecna^..», ... s^rt'kMch beantragt er Zuweisung der Vorlagen an einen besonderen Aus schuß sowie namentliche Abstimmung darüber. Abgeordneter Drzorad als Generalrednrr pro bezeichnet das Vor gehen deS Präsidiums als nicht gejchästSordnungSgemäß und verzichtet auf das Wort. Abgeordneter Steinwender beantragt Schluß der Sitzung, was in namentlicher Abstimmung abgelehnt wird. Pacak ist mit dem Antrag Schiicker aus Zu weisung an «inen besoudrrrn 36gliedrigen Ausschuß einverstanden, woraus der Antrag in namentlicher Abstimmung angenommen wird. Die Verhandlung wird abgebrochen. Bicepräsident Abrohamovicz erklärt, die Oeffeutlichkeit des Legitimations-Ausschusses sei wiederholt obgelehnt. Er müsse daS Haus befragen, ob der Antrag Daszynski aus Oeffentiichkrits-Erklärung zur Abstimmung kommen solle oder nicht. Während der namentlichen Abstimmung macht Vicepräsident Abrahamovicz die Bemerkung, daß der Legitimations-Aus schuß bisher nie öffentlich war, was von der Linken als Brein- flußungsäußerung gedeutet und mit stürmischen Entrüstungsrusen und mit großem Tumult ausgenommen wird. Das Haus beschließt, den Antrag Daszynski nicht zuzulassen. DaSzynski beantragt die Ausnahme der Aeußerung des Bicepräsidenten in» amtliche Protokoll. mittel» das Studium unter der Bedingung zu erleichtern, daß sie sich dafür der Regierung auf einige Zeit zur Verfügung stellen. Eine ähnliche Einrichtung besteht insofern bereits, als deutschen Studirenden zur Zeit auS dazu vorhandenen Fonds Stipendien gegeben werden unter der Bedingung, daß sie sich verpflichten, nach bestan dener Staatsprüfung sich für einige Jahre iu der Provinz Posen anstellen zu lassen. Darüber hinaus sind aber Mittel nicht flüssig und die Möglichkeit, Studirende polnischer Nationalität in den Studien zu fördern, wie dies z. B. der MarcinkowSki-Verein planmäßig tbnt, ist nicht vorbanden. Die „B. P. N." meinen nun, die Folge davon sei, daß auch solche Söbne unbemittelter polnischer Eltern, welche an sich aroßpolnischen Tendenzen ganz fernstehen und gute Preußen sein und bleiben wollen, dem gedachten Verein geradezu in die Hände getrieben und damit in den Bann grvßpolnischer Propaganda gebracht werden. Griffe der Staat bier ein, so könnte dein MarcinkowSki-Verein mit Erfolg Concurrenz geinackt und ihm manches Opfer entzogen werden. Auch sei es nicht zu unterschätzen, wenn auf Grund der mit einem solchen Stipendium aufzuerlegenden Verpflichtung junge Aerzte, Lehrer oder Rechtsanwälte polnischer Abstammung zunächst eine Reihe von Jahren in einem deutschen LandeStheile ihren Wirkungskreis finden und sich dort acclimatisiren. Auf diese Weise könnte der Asstmilirungsproceß gerade der geistig hoch stehenden Elemente der polnischen Bevölkerung unter Um ständen stark beschleunigt werden. Die „B. P. N." sind freilich selbst im Zweifel darüber, ob man bei einem solchen Verfahren nickt Gefahr laufen würde, mit Staatsmitteln sich die geistigen Kräfte der großpolaischen Propaganda selbst heranzuziehen. Wir sind ganz entfchieden dieser Ansicht, glauben auch, daß die Regierung nach den Erfahrungen, die sie mit ähnlichen Versuchen bereits zu machen Gelegenheit hatte, für ein so fragwürdiges Experiment Mittel nicht be willigen wird. — Bei der namentlichen Abstimmung des Abgeord netenhauses über die Vereinsgesetznovelle war der Abg. v. Eynern nicht anwesend. Er befindet sich der „N.-L. C." zufolge seit ungefähr zehn Tagen in Karlsbad zur Cur, indem er sich mit dem konservativen Abg. v. Iagow, der gleichfalls dorthin abgereist ist, „abgepaart" hat. — Die CentrumSfraction befindet sich in großer Entrüstung über den Abg. Metzner, der nicht für die Handwerkervorlage gestimmt hat. Die „Kölnische Volks zeitung" giebt dieser Entrüstung wie folgt Ausdruck: „Während der Abstimmung saß er im Restaurationssaal, und obwohl er darauf aufmerksam gemacht wurde, daß die Beschluß- sähigkeit von einer einzigen Stimme abhängen könne und daß es feine Pflicht als Abgeordneter sei, an der Abstimmung sich zu be- theiligen, wenn auch nur durch vsficielle Erklärung der Stimment haltung, war er nicht zu bewegen, zur Abstimmung in den Sitzungs saal zu kommen. Nach der Verhandlung im Reichstage über das entsprechende Vorgehen einiger Mitglieder der Linken des Reichs tages hätte man ein solches Verhalten eines Centrumsabgeordneten vollends nicht für möglich halten sollen." — Für das abgelaufene EtatSjahr haben aus den im Etat der Staatseisenbahnverwaltung zur Prämiirung nützlicher Erfindungen vorgesehenen Mitteln 13 Beamten und Arbeitern Belohnungen im Gesammtbetrage von 6500 für Erfindungen und Verbesserungen bewilligt werden können, die in wirthschaftlicher Beziehung oder für die Erhöhung der Betriebssicherheit von Bedeutung sind. — Die Ernennung des UnterstaatSsecretairS im NeichS- postamte I)r. Fischer zum Nachfolger des StaatSsecretairS v. Stephan wird jetzt als «ine vollzogene Thatsache bezeichnet. — Der Verein für Socialpolitik wird bekanntlich vom 23. bis 25. September d. I. in Köln seine General versammlung abhalten. Der Vorstand deS Verein- hat an die rheinisch-westfälische Industrie die Aufforderung ergehen lassen, einen Referenten in die Generalversammlung zu ent senden, der den Anschauungen der Industrie über die Arbeiter frage daselbst Ausdruck verleihen würde. — Die Bevollmächtigten zum BundeSrath, württembergischer Obrr-Krirgsrath von Landbrck und Mecklenburg-schwermscher Ministerial-Rath vr. Langfeld sind hier angrkommen. Der württrmbrrgilche Bevollmächtigte wirkt. Geh. Kriegsrath v. Horto« ist »och Stuttgart abg»»»>s« «> — Der deutsche Botschafter in Paris Graf Münster hat sich nebst Gemahlin nach mehrtägigem Aufenthalte hier auf seine Be- sitzungen nach Dernburg begeben. — Der deutsche Gesandte in Brüssel, Wirkt. Geh. Rath Graf v. AIven sieb en ist von dem ihm bewilligten kurzen Urlaub auf seinen Posten zurückgekehrt und hat die Geschäfte der Gesandtschaft wieder übernommen. — Der hiesige spanische Botschafter Don Felipe Mendez de Vigo hat Berlin mit Urlaub verlassen. Während der Dauer seiner Abwesenheit fungirt der BotschaftS-Secretair erster Classe Ricardo de Larios als Geschäftsträger. — Der hiesige chinesische Gesandte Shu-King-Ehen hat sich nach St. Petersburg, woselbst er gleichfalls beglaubigt ist, begeben. Für die Dauer seiner Abwesenheit fungirt der LegationS-Secretair Kinginthai. — Mit der Streikbewegung der Maurer Berlin» be schäftigten sich Mittwoch sechs große öffentliche Branchenversamm- lungrn. Die Lohncommifsion berichtete, daß die partielle Berliner Bewegung zu Gunsten des Minimallohnes von 60 pro Stunde, sowie des Neunstundentages nur einen theilweisen Erfolg zu ver „Unser junges Leben eilt. Mit verhängtem Zügel, Krankheit, Schmerz und Gram verweilt, Nur die Lust hat Flügel. Ob wir hier unS Wiedersehn Und wie heut' ein Fest begehn, Wer giebt Brief und Siegel?" „Um deS Himmels willen, singen Sie diese- Lied nicht mehr", bat Greif. „Ich bin schon traurig genug, auch ohne Ihre Katzenmusik." „Ich bin fo traurig wie Sie", sagte Rex mit einem eigentbümlichen Lachen. „Sie thun nicht so, al- ob Sie e- wären", bemerkte Greif „Worüber sind Sie traurig?" „Weltschmerz. Kommen Sie, Greif, eS ist Zeit, daß wir gehen", ermahnte Rex. ElwaS in dem Tone seiner Stimme fiel Greif auf und berührte ihn unangenehm. Er hielt die Lampe in die Höhe, um Rex in- Gesicht zu leuchten, und sah, daß er bleich war und daß feine seltsamen Augen müde und leblos vor sich hinstarrten. „Was ist Ihnen, Rex?" fragte er ernst. „Sind Sie in irgend welchen Verlegenheiten. Kann ich etwa- für Sie thun?" Greif setzte die Lampe wieder auf den Tisch und schien einen Augenblick zu zögern, dann legte er die Hand auf seine- Freundes Arm. „Brauchen Sie Geld, Rex?" fragte er. „Sie wissen, daß ich vollauf davon habe." Rex lächelte traurig. „Nein, ick brauche kein Geld, aber ich danke Ihnen nichtsdestoweniger für Ihr freundliche- Anerbieten." Grau. Als sie zurückkehrte, schauderte sie zum ersten Male, seit sie inS Schloß gekommen war. Die leichte Bewegung hatte ihr müdes Blut in Umlauf gebracht, und sie fühlte sich augenblicklich etwas nervös. Das Zimmer sah fast wie gewöhnlich ans. DaS riesige Prunkbett mit seinem un geheuren Baldachin stand da, wo sie eS immer gesehen hatte, wenn sie zum Besuch im Schlosse war. Die massiven Möbel stücke waren geordnet wie sonst, nur zur Seite deS BetteS standen hohe Untersätze für die schweren, silbernen Leuchter. Nichts war verändert, nur ruhten auf dem Bette, von feinstem Linnen verhüllt» die beiden so geheimuißvoll auS dem Leben geschiedenen Gatten. 12. Capitel. Rex saß in bequemer Haltung iu Greif'- kleinem Zimmer und sah dem Freunde zu, wie er sich für die bevorstehende Festlichkeit ankleidete. Es sollte daS letzte Erscheinen Greif'- als Senior der Schwaden sein. Für den nächsten Tag war eine Versammlung seine- CorpS anberaumt, bei der er seine Würden niederlegen und ein Anderer an seiner Stelle ge wählt werden sollte. „Brüder, laßt unS fröhlich sei», Weil der Frühling währet, Bricht der Jahr« Winter eia, Ist die Kraft verzehret. Tag und Stunde weilen nicht; Dem, der keine Rosen bricht. Ist kein Kranz brfchreret", summte Rex. „Ich wünschte. Sie sängen diese- Lied nicht!" rief Greif etwas ungeduldig. „ES wird Zeit genug sein, Ihre Stimme daran zu üben, wenn wir die Fackeln wegzuwerfen beginnen." „Es ist da- einzige mir bekannte Lied, da- einige Wahr heit enthält. Haben Sie Ihre Rede noch einmal durch gelesen?" „Ich weiß sie auswendig. Möchten Sie mir behilflich sein, die Schärpe umzubinden?" „Eitelkeit der Eitelkeiten", lachte Rex, damit beschäftigt, dem Freunde den buntfarbigen breiten Seidenstreifen über die Schulter zu werfen und in einen Knoten zusammen zubinden. Greff sah in dem studentischen Frstanzug sehr stattlich auS. Sein enganliegender gelber Rock war reick mit schwarzem, weißem und gelbem Treffrnwerk und Knebeln nach Art der Husarenröcke verschnürt und hatte ähnlich wie diese einen hohen steifen Kragen. Die engen Beinkleider sahen. Die Ihnen al bestätigte meine Wot« wußte genau, wer S« Ihre- Vater- Halbbri» von feinem Weißen Leder eigneten sich prächtig für seinen hohen Wuchs. Die lackirten Kanonenstiefel reichten ihm bis über die Knie. DaS lange grade Rapier hing iu blitzender Scheide an seiner Seite, der Degengriff war mit Sammet bändern in den Farben des CorpS umwunden. Ueber der rechten Schulter ruhte die schwere dreifarbige Seidenschärpe. Auf seinem blonden Haar tru^ er eine reich mit Gold gestickte runde Mütze, die nicht großer war als eine Untertasse. „ES tbut mir leid, daß eS zum letzten Male geschieht", sagte Greif traurig. Er trat ans Fenster, blickte noch einmal aus die dunkeln Umrisse deS MünsterthurmeS und lauschte auf da» ferne Rauschen des Wassers. Rex hielt nach seinem Ueberzieher Umschau und während er sich im Zimmer hin und her bewegte, sang er eine zweite Strophe des alten Da» Magyareuthum in »er gemeinsamen Armee. * Pest, 28. Mai. In politischen Kreisen wird die besondere Bedeutung der MilitairunterrichtS-Vorlagen darin gesunden, daß die Zöglinge, welche auS der neu zu errichtenden magyarischen Honvedschule hervorgehen werden, ohne Weiteres in da» OfficiercorpS der gemein samen Armee übergehen und diese- somit mit einem magyarischen Elemente stark durchtränken werden. Dadurch wird auf Umwegen erreicht, was die Opposition in übertriebener Weise fordert, nämlich die Errichtung einer Militairakademie mit ungarischer VortragS- sprache. Italic«. Procetz Acciarito *Rom, 28. Mai. Der Angeschuldigte zeigt eine cy Nische Haltung. DaS Zeugenverhor ergiebt, daß Acciarito un mittelbar nach dem Attentat durch den Carabiniere Gerla, der ihn verhaftete, befragt: „Wat hast Du gemacht"? ant- wertete: „Ich versuchte den König zu tödten, aber es ist mir nicht gelungen!" Ein anderer Zeuge sagt auS, Acciarito habe, bevor er den Dolch wegwarf, geprüft, ob derselbe Blutspuren habe. Der Proceß wurde sodann auf morgen vertagt. Großbritannien. Nntkrsuchuugs-Ausschutz; Parlamentarischer Zwischenfall; Irische». * London, 28. Mai. Der General-Staatsanwalt Sir R. E. Webster erklärte, der Anordnung deS Ausschusses, die Ende 1895 an RhodeS von England aus gesandten Telegramme vorzu legen, müsse Folge geleistet werden. Hawksley wiederholte seine am Dienstag abgegebene Erklärung, er habe von RhodeS die strenge Weisung, die Telegramme nicht vorzulegen. Der Vorsitzende ver- tagt« hierauf die Verhandlung über diese Angelegenheit. Alsdann wurde Beit als Zeuge vernommen. Derselbe bestätigte die Be- schwerden der Uitlanders und sprach seine Ansicht dahin auS, daß die Handelsinteressen Deutschland» und Englands in Südafrika dieselben seien. Beit beklagte sich über dir ver leumderischen Angriffe gegen ihn in Labouchere'S Blatt „Truth" und forderte Labouchrre auf, entweder den Beweis für die An schuldigungen zu erbringen oder dieselben zurückzunrhmen. * London» 28. Mai. (Unterhaus.) Bei der Erörterung deS AuSgabenetatS ereignete sich ein lebhafter Zwischenfall. Der Parnellit John Redmond protestirte gegen die Uimerechtigkeit, die Irland in Finanzsachen durch eine zu hohe Besteuerung erleide. Der Vorsitzende rief ihn zur Ordnung. Redmond blieb bei seiner Behauptung, worauf er wegen Ungehorsams gegen den Vor- sitzenden mit 238 gegen 52 Stimmen von der Sitzung ausgeschlossen wurde. Clancy, William Redmond und Field folgten nach einander John Redmond's Beispiel und wurden deshalb vom Vor sitzenden angewiesen, den Sitzungssaal zu verlassen. Clancy und William Redmond weigerten sich, der Anordnung deS Vorsitzenden nach zukommen, und wurden auf Befehl des Letzteren vom Sergeant kW urms aus dem Saal geführt. Field hatte sich der Anordnung des Vorsitzenden sofort gefügt. Die Weiterberathung des Etats konnte nunmehr ruhig vor sich gehen. * London, 28. Mai. Die irische Parlamenispartei nahm heute in einem Meeting einen Beschlußantrag an, in welchem sie die Beschwerden Irlands oufzählt und beschließt, an der Feier des Jubiläums der Königin nicht theilzunehmen. Spanien. - * Madrid, 28. Mai. Die Kammer nahm mit allen gegen zwei Stimmen das Gesetz an, durch welches dem Cabinet für seine Politik während der Zeil, wo daS Parlament nicht tagte, Indem nität erthrilt wird. Dänemark. - * Kopenhagen» 28. Mai. (Folkething.) Conseilpräsident Hörring erklärte, daß er die Steuerreformpolitik des zurück getretenen Ministeriums fortsetzen wolle. Auf eine Anfrage des Führers der Partei der Linken, Cbristensen-Stadil, ob der Conseil präsident, gleichwie sein Vorgänger Baron Reedtz-Thott im Jahre 1896 gethan, die Erklärung abgeben wolle, daß er keine provi sorischen Finanzgesetze zu erlassen gedenke, erwiderte der Conseilpräsident Hörring, er wolle kein derartiges Versprechen ab- geben, da hierdurch eine Praxis geschaffen würde, für welche er die Verantwortung nicht trogen wolle. Rußland. * aa w.st.rn trafen hier die chinesischen Gesandten Shukiangcheng und Jongchu ein, ersterer behufs Ueberreichung des Abberufungsschreiben- und letzterer zur Ueber- reichung seiner Accreditive. Sonntagsruhe. IV. Petersburg, 27. Mai. Allem Anscheine nach haben wir auch in Petersburg die Einführung der Sonntagsruhe, ähnlich wie sie in Deutschland besteht, in kurzer Zeit zu erwarten. Der Stadthauptmann und das Stadtamt sprachen sich für die Sonntagsruhe aus, die sich dem Project gemäß auf die Kaufleute und Händler aller Confrssionen erstrecken soll. Don einer ab soluten Sonntagsruhe wurde Abstand genommen. ES wird allen Handels- und Gewerbetreibenden gestattet, an Sonn« »nd Feier tagen von 1 bis 5 Uhr Nachmittags ihren Geschäften nachzugehen; um 5 Uhr müssen sie schließen. Verkaufslocale mit Nah- rungsmitteln dürfen oder sollen von 9 Uhr Morgens bis 1 Uhr Mittags geöffnet sein und Trinkanstalten dürfen bis 10 Uhr Morgen- und von 1 llhr Mittag» ab handeln. Ob das Sonn- tagSruhe-Grsetz auch daS Zeitungswesen berühren wird, bleibt vorläufig dahingestellt. und wenn ich sie verlieren soll, mag ,eschehell." >en munteren Augen den Freund sehr komme» sollte. > jene» Abends, an dem Sie mich zum Wohnung aufsuchten?" iven anderen Vortheil auS Ihrer Ve ¬ rwartete Ankunft des Telegramm- Aber ich hatte Sie belogen, ich waren, woher Sie kamen und WaS Halbbrid r gethan hatte. Greif fuhr zurück, i chtcte sich hoch auf und sein Gesicht zeigte deutlich genug, t» I „Und darf ich fr«n, derart täuschten?" erkn „Ich habe nur eine>^.»..^ der Natur", erwiderte 1! x, sich mit beiden Händen auf den Tisch stützend. „Sie gst hen mir zu, daß ich keinen persön lichen Vortheil von Ih« F keinen. Mich verlangt«' „Weshalb?" „Weil ich Ihr Beb Ich bin der einzige So«
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