Riesaer Anzeiger m» Elbeblatt. Woch^rnschr!st" zur Belehrung und Unterhaltung. - rM 85. Dienstag, den 23. Oktober 184^ Tagesbericht. Preußen. So eben wird uns die erfreu« liche Kunde, daß die Schande, welche Preußen widerfahren ist, als es seinen Dichter der schwach« vollen Behandlung im Zuchthause zu Naugardt unterworfen hat, gefühlt zu werden anfängt. — Der Minister des Innern soll auf erhaltenen Be richt verfügt haben, Herrn Kinkel eine anständi gere Behandlung angedeihen zu lassen, ihm ein, besseres Zimmer anzuweisen und in der Schreib stube zu beschäftige». So wurde heut wenigstens in der ersten Kammer versichert. Mannheim, 18. Oct. Hauptmann Ruppert vom 3. Infanterieregiment stand gestern vor dem Standgericht, weil er am 14. Mai den Eid an die provisorische Regierung geleistet, die Wahl zum Hauptmann, später die Ernennung zum Ma jor und Oberst angenommen, in dem Gefecht bei Hemsbach commandirt und in der Officierver- sammlung in Heidelberg der Rückberufung des Großherzogs widerstrebt hatte. Es waren so viel Zeugen geladen, daß der Bertheidiger erst gegen 10 Uhr Abends zum Wort kam. Das Urtheil er folgte erst gegen 1 Uhr und spricht den Angeklag ten vollständig frei. Die Freude darüber bei den zahlreichen Freunden und Verwandten des Ange klagten war unbeschreiblich. Wien, 15. Oct. Die dem Fürsten Metter nich gehörige Herrschaft Königswart in Böhmen wurde wegen Steucrrückstand unter Sequestration gesetzt. Wien, 18. Oct. Gestern Vormittag war in Schönbrunn große Ministerconferenz, welcher auch der englische Gesandte beiwohnte. Den Gegen stand der Besprechungen bildete die noch immer schwebende Auslieferungsangelegenheit der nach der Türkei geflüchteten Häupter der magyarischen Jnsurrection. Wie man hört, soll beschlossen wor den sein, dieselben in eontumseism zu verurthei- len, auf deren Auslieferung aber zu beharren. Auch von anderer Seite her heißt eö: Triest werde befestigt, die Armee gegen Nordsvesten und Südpsten conccntrirt; das österreichische Ea- biuet ist auf einen Krieg gefaßt und er« wartet nicht die besten Nachrichten aus Constantinopel. Pesth, 10. Oct. In Znaim (in Mäbren) wurde vor Kurzem an einer Frau durch ihre Dienst magd ein entsetzlicher Mord begangen, welcher in österreichischen Blättern viel besprochen wird. Die gerichtliche Untersuchung hat darüber Folgende« ergeben: Drei Tage hindurch hegte die Magd das Vorhaben, die Frau'zu ermorden — immer aber ließ sie davon ab und bat Gott, er möge ihr die« sen Gedanken benehmen. Endlich, am 18. Sept. Vormittags, stand die kränkliche Frau auf und er« suchte die Magd, ihr ein Tuch, das sie am Leibe trug, fester zu knüpfen. Sie that es, faßte aber dann gleich die Frau von rückwärts und warf fie zu Boden. Daun kniete sie nieder auf der Frau, und indem sie die Hände der letzteren unter ihre eigenen Füße brachte, drosselte sie mit einer Hand die Frau so lange, bis diese den Geist ausgab. Das Drosseln dauerte etwa eine Viertelstunde. Dann nahm sie die Frau und trug sie in die art stoßende Küche, legte sie da auf ihr eigenes Bett, riß von ihrer Schürze die Bändchen ab und schnürte ihr mit denselben den Hals sehr fest zu. So dann deckte sie die Frau zu und nahm die Nach, suchnng in dem Kasten vor, wo sie das Geld zu finden hoffte, fand aber den Schlüssel nicht, wo rauf sie bas Kleid, in welchem sie aufgegriffeu wurde, und noch mehrere andere Waschstücke zu sammenraffte und in ihren Koffer legte. NM fing sie wieder zu kochen an. Nach 12 Uhr Mit tags kam der Gatte der Ermordeten und fragte nach seiner Frau; die Magd gab ihm zur Ant wort: „sie sei mit einem jungen, schön gekleide ten Manne «»-gegangen." Die Leiche ließ sie in ihrem Bette die ganze Nacht hindurch und schlief auch in demselben. Am folgenden Tage, früh 8 Uhr, als der Herr noch ruhte, nahm sie den Leich-