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Elbeblatt und Anzeiger : 05.02.1869
- Erscheinungsdatum
- 1869-02-05
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666406244-186902059
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666406244-18690205
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666406244-18690205
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungElbeblatt und Anzeiger
- Jahr1869
- Monat1869-02
- Tag1869-02-05
- Monat1869-02
- Jahr1869
- Titel
- Elbeblatt und Anzeiger : 05.02.1869
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l die bitterste Reue über seine rasche Handlung«- »»1» ein: und wenn er bedachte, wie tief er seine reizende Cölestine gekränkt, so kam er sich wie ein Unmensch, wie ein Barbar vor. Bei allen Heiligen flehte er seinen Freund Finkenstein, die Sache doch wieder in's Geleis zu bringen! Der also Beschworene lieh alle Minen Dringen und war nach wenig Tagen so glücklich, dem Freunde den günstigsten Erfolg seiner Bemühungen melden«! können. Wirklich wurde denn auch der sündige Ex bräutigam wieder zu Gnaden angenommen, und die jungen Leute Katen zum zweiten Male vor den Altar. Der Prediger legte Polydor die verhängnißvolle Frage vor; und dieser antwortete, den vollen Son nenschein des Glücks im Angesichte, ein lautes, kräf tiges „Ja". Jetzt war die Reihe an dem jungen Mädchen. „Und Sie, Jungfrau Marie Cölestine Bühring," fragte der Pastor; „willigen Sie ein den hier an wesenden Herrn Franz Polydor von Grbeck zu Ihrem eheleiblichen Gemahl zu erwählen?" — „Nein!" antwortete das junge M.ädchen, sich hoch aufrichtend mit flammender Energie — In der Begierde, sich an Polydor für die ihr angethane Beleidigung zu rächen, war sie auf dieses originelle Mittel verfallen, und es verfehlte seinen Zweck nicht. — Der Eclat war groß, und abermals verließ Alles in der größten Confufion die Kirche. Zu Hause angekommen, erklärte die Braut in größter Seelenruhe, daß sie lediglich deshalb diese ungewöhnliche Antwort gegeben habe, um sich an ih rem Bräutigam für den ihr angethanen Schimpf Kl rächen, und ihm Gleiches mit Gleichem zu vergelten. — Nachdem dies der Aermste erfahren, «ar er zwar anfangs außer sich vor Wuth. Auf Zureden seines Freundes Finkenstein beruhigte er sich indeß bald wieder, und rief nur fortwährend im Tone der Verzweiflung: „Ich bin verhext! Ich wußte es ja; ich bin verhext!" — Man kam endlich überein — nach dem alten Sprüchworte: „Aller guten Dinge find drei," — ein drittes Mal vor den Prediger zu keten, um sich segnen zu lasten. Als dies dem heiligen Manne an gezeigt wurde, antwortete er jedoch, zum Entsetzen der jungen Leute, höchst lakonisch: „Da die Braut leute nun zweimal die Trauung geweigert hätten, so bedanke er sich gehorsamst, sich von ihnen ein drittes Mal auf das Narrenseil führen zu lasten; und wei gere sich demnach entschieden, sie zu verbinden." Die Qualen des unglücklichen Polydor spotten jeder Beschreibung. Er kam sich vor wie ein Tan talus, der, von entsetzlichem Hunger gepeinigt, doch die ihm vor dem Munde hängenden Früchte nicht erreichen konnte, da sie ein neidisches Verhängniß ihm immer wieder entzog. Er hätte sich das Leben nehmen mögen, allem es mangelte chm dazu die Energie. — Ganz gebrochen schlich er einher; als eines Tages sein verflossener Schwiegervater bei ihm eiutrat, um ihm anzuzeigen, daß es ihm gelungen sei, einen an dern Pastor zur Vollziehung der TrauungScerennmie zu gewinnen. Wer war glücklicher als Polydor von Grbeck! — Am festgesetzten Tage Kat er mit seiner jungen Braut E« giebt gewiß auf der ganzen Welt keinen Men- Herzen schen, der dem süßen Lockton solcher Worte zu wider- weise i stehen vermag, wenn sie von dem Vogelsteller mit nur einigem Geschick vorgekagen werden. — So ging denn auch Polydor von Grbeck richtig auf die Leimruthe. Gr ließ sich erzählen, daß eine Viertelstunde vor der Stadt, aus einem reizenden kleinen Landgute, ein engelschönes Mädchen lebe, ausgerüstet mit allen Vor zügen der Seele und des Leibes; und endlich, als er den begeisterten Worten des Freunde- wohl eine Stunde lang aufmerksam gelauscht hatte, fühlte er es , klar; sein Herz war wieder weg. — Gr willigte da her gern ein, sich von Arthur in die Familie der jun gen Dame einführen zu lasten. „Ich habe schon von Dir erzählt;" rief Finken stein aus; „ich habe Dich von so interessanter Seite geschildert, daß alle höchst begierig sind, Dich kennen zu lernen. Das Ucbrige ist natürlich denn Deine Sache!" — — Alles geschah, wie verabredet. Die Eltern CölestinenS, welche früher eine große Theehandlung besaßen, sich aber jetzt vom Geschäfte zurückgezogen hat ten, nahmen den vornehmen jungen Mann sehr lie benswürdig auf, und die Tochter entsprach der von ihr entworfenen Schilderung vollkommen. Sie machte den tiefsten Eindruck auf das empfängliche Herz Po lydors, und nicht sechs Wochen vergingen, so war Alles in bester Ordnung. Der glückliche Polydor, zum drei- undzwanzigsten Male Bräutigam, beeilte sich, den Tag der Hochzeit recht bald festzusetzcn, um nicht abermals seinem Mißgeschicke zu verfallen, von dem er fest glaubte, irgend ein miserabler Geist von Hexen meister habe es voller Heimtücke über ihn verhängt. Die Frist, welche unumgänglich nöthlg war, um die Formalitäten des Aufgebots u. s. w. zu erfüllen, war verstrichen, und der Hochzeitstag, ein sonniger, wonniger Septembermorgen brach an. Cölestine und Polydor Katen vor den Priester, umringt von den glückstrahlenden Eltern, deren Lieb- lingswnnsch, — einen Schwiegersohn von wirklichem Adelzu besitzen, — nun seiner Erfüllung entgegenreiste. Nachdem der heilige Mann die Pflichten der Ehe als einer Pflanzstätte des Guten und Schönen genug sam auseinandergesetzt, richtete er an Polydor die ge wöhnlichen, wohlbekannten Worte: „Und nun frage ich Sie, Franz Polydor von Erbeck, willigen Sie ein, die hier anwesende Jungfrau Marie Cölestine Büh ring zur ehelichen Gemahlin zu nehmen?" Lange Pause. — Endlich hörte man von den Lippen des jungen Mannes ein lautes: „Nein" erschallen. Der Grund zu dieser, der hergebrachten Sitte gänzlich entgegenlaufenden Antwort, war ein Anfall von Eifersucht, den er gehabt, und der zwischen ihm und seiner Verlobten am Morgen der Trauung eine Scene herbeigeführt hatte, für die sich Polydor auf diese drastische Weise rächen wollte. — Man kann sich die Sensation nicht vorstellen, welche das eine kleine Wörtchen hervorbrachte. Die Anwesenden stoben auseinander wie eine Herde Schafe beim Gewitter; die Braut sank in Ohnmacht und mußte nach Hause geschafft werden, uno somit hatte die Feierlichkeit ein schnelles Und plötzliches Ende erreicht. — Aber bald, stellte sich in Polydor von Erbeck's
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