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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 02.02.1901
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1901-02-02
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19010202018
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1901020201
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1901020201
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1901
- Monat1901-02
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Amtsblatt des Königlichen Land- «nd Amtsgerichtes Leipzig, -es Nathes «nd Nolizei-Ämtes der Ltadt Leipzig. D. Sonnabend den 2. Februar 1901. Anzeigen »Preis die 6gespaltene Petitzeile LL Rrclameu unter dem Redaction-strich l«gespalten) 7b L,, vor den Familienuac^ richten («gespalten) bO H. Tabellarischer and Ziffernsatz entsprechend Häher. — Gebühren für Nachweisungen und Offertenannahme LS H (excl. Porto). Ertra-Beilagen (gesalzt), nur mit der Morqen-Au-qabr, ohne Poslbesörderung 60.—, mit Postbesörderung ^ll 70.—» Annalsmelchlub für Anzeigen: Abend-Au-gabe: Bormittag- 10 Uhr. Morgen-Au-gabe: Nachmittag- 4 Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je eine halbe Stunde früher. Anzeigen find stet- an die Expedition zu richten. Die Expedition ist Wochentag- ununterbrochen geöffnet von srüh 8 bis Abend« 7 Uhr. Druck und Verlag von E. Volz t» Leipzig 95. Jahrgang. Der Bankerott der Amerikaner auf den Philippinen. Von ihrem mit den Zuständen im Innern der Philippinen grupp« aus eigener Wahrnehmung vertrauten Mitarbeiter in Manila erhält die „Welt-Corr/ einen von Ende December datirten Bericht, der nicht nur die Trostlosigkeit der Lage der Amerikaner enthüllt, sondern auch darthut, daß di« Amerikaner vollständig nach dem berüchtigten spanischen Muster wirthschaften. Der interessante Bericht lautet: Wer gehofft hatte, daß, durch MacKinley'sWieder- wahl entmuthigt, die Insurgenten die Waffen strecken und sich willig der amerikanischen Oberherrschaft beugen würden, steht sich bitter getäuscht Im Gegentheil ist der Kampf mit großer Heftigkeit überall von Neuem au-gebrochen. In Manila selbst hört man zuweilen wieder das Knakter'n des GewehrseuerS und das Brüllen der Kanonen aus den benach barten Provinzen., In St. Ana, einer Vorstadt Manilas, wur den kürzlich von der indischen Polizei 'vohlbewaffnete Einge borenenhaufen aufgehoben, die auf dem Wege waren, sich den Jnsurgententruppen in der Provinz Laguna anzuschließen. Die beste Organisation wird von den Amerikanern noch immer den in Misamis auf Minoanao thätigen Jnsuraenten zuerkannt, die, in drei Haufen getheilt, die amerikanischen Truppen fortwährend belästigen. Da die Zeitungsberichte durchweg amerikanisch gefärbt sind, kann man der Wahrheit entsprechende Berichte nur durch per sönliche Anwesenheit in den Provinzen oder auf privatem Wege durch Soldaten erhalten. Diese klingen dann auch meistens anders al« die Frieden und Ruhe athmendrn Zeitungsartikel. In Jloco« Sur und Abra kämpfen General Tinio und die Brüder Dillamor mit gutem Erfolge. In einem kürzlich stattgehabten Ge fechte verloren d'ie Amerikaner 7 Tovte und 16 Verwundete. Ein anderes Mal fiel eine ganze Compagnie in die Hände der In surgenten, dercommandirende Officier der Ame, rikaner verließ seine Truppen feige und gewissen los, wurde aber von den Feinden erwischt und elendiglich ver stümmelt. Die aufreibende Arbeit in den unwegsamen Bergen deS Norden» hat die Soldaten derart mitgenommen, daß von einer Compagnie von 112 Mann, di« augenblicklich Garnison dienste in Candon, Provinz JlocoS Sur u.ut, nur 40 Mann diensttauglich sind, und auch von diesen würde ungefähr die Hälfte inS Lozareth wandern, wenn sie nicht für Vorposten und Wachen unbedingt nöthig wären. Ein amerikanischer Militär arzt, der al« Gefangener in General TinioS Lager gewesen ist, soll ouSgesagt haben, daß dieser 3000 Mann befehligt, die mit amerikanischen Waffen und Munition versehen sind, daß er amerikanische Maulthiere und Transportwagen besitzt, und seine reichliche Verprovrantirung auch amerikanischen Ursprungs ist. Rechnet man hierzu die häufigen Morde, di« an Indern in amerikanischen Diensten verübt werden, so muß man zu dem Schluffe kommen, daß die Jnsurrection stärker denn je ist. Die amerikanische Regierung hat denn auch eingrsehen, daß sie andere Seiten aufziehrn muß, wenn sie in absehbarer Zeit das Land pacificiren will. So hat General Mc. Arthur eine Pro klamation erlösten, in der er jedem Inder mit den härtesten Strafen droht, der, in einer mit amerikanischer Garnison ver sehenen Stadt wohnhaft, mit den Insurgenten conspirirt, sei es nun, daß er Spiondienstc thut, oder die Jnsurrection mit Geld- Mitteln unterstützt. Ferner ist jetzt das Hängen überführter Schuldiger an der Tagesordnung, so daß die Zeitungen schon warnend ihre Stimmen gegen da» Ueberhandnehmen dieser Strafe erhoben haben. Auch die unter spanischer Herrschaft so sehr gehaßte Deportationsstrafr soll wieder eingeführt werden. Im Allgemeinen ist ein Zuriickkehren der amerikanischen Re gierung zu der spanischen Behandlungsweise der Inder zu be wirken. Große» Aufsehen erregt augenblicklich in Manila die Nach richt, daß bei einem gefallenen Jnsurgentenofficier der Brief einerjapanischen Firma gefunden ist, die Anfrage ent haltend. ob weitere Waffen- und Munitions lieferungen gewünscht werden. Wenn etwas dazu beitragen kann, daS geringe Prestige der Amerikaner auf diesen Inseln vollständig zu untergraben, so ist e» der Nachwelt, dah ihre EtaatSangestellten nicht bester sind, als die spanischen. Eine Zeitung, „The Daily Bulletin", hat folgen den Schwindel enthüllt: Noch dem Gesetz sollen Dampfer unter 50 TonS dem Lootsen für Einfahrt in den Pasiqfluß 6 Dollars zahlen, die Ausfahrt soll frei sein. Mit Sanction des Captain of the Port, der 10 Procrnt vom Gewinn erhält, also an einer Steigerung der Einnahmen ein Interesse hat, werden aber für Ein- und Autbugsiren je 12 Dollars gefordert. Beschwerde- Briefe an den Captain of the Port sind Wochen lang und bis auf dey heutigen Tag ohne Antwort geblieben. Wenn die ameri kanischen Beamten aus gemeiner Gewinnsucht derart ihre eigenen Gesetz« mißachten, so kann man sich nicht wundern, wenn die Inder Alles eher als Respect vor amerikanischen Gesetzen haben. Die Wirren in China. Die Trutschen tm Yangtse-Thale Die „Morning Post" schreibt unter Anderem: „Die Deutschen lasten sich ruhig und schnell nieder, um einen Theil deS Handel» im Aangtsethal in ihr Netz zu ziehen. Sie bearbeiten die Sache mit vollkommen gesetzlichen Mitteln und werden dabei von einer weitsichtigen Regierung unterstützt. H. I. Whigham, einer unserer Berichterstatter in China, war darauf vorbereitet, dah die Deut schen «ine „Demonstration" an der Mündung de» Aangtse vor- n«hmen und ihren Kaiser um „Schutz" anrufen würden. Er war auch darauf vorbereitet, sie in einer lächerlichen Minderheit gegen über den britischen Bewohnern zu finden, zufrieden, ihren Ge schäfte» in der britischen Niederlassung nachzugehen. Nachdem er aber an Ort und Stelle war und seine Augen und Ohren ge- brauchte, nimmt Mr. Whigham «in« mittlere Meinung an. Er sieht den geschäftlichen Aufschwung von Hankou infolge de» kauf- miinnischen Unternehmungsgeistes der Deutschen, Franzosen, Bel gier und Rusten; er sieht aber Vorau», daß Großbritannien keinen Theil an der Ernte haben wird, wenn es sich nicht aufrafft. Da» Eeheimniß de» Erfolge» in China besteht tm Zerreißen de» GihKtn» tzitzl-matischer tzlu»flüchte. Nicht nur im fernen Osten wird der Staub der Sprache den Leuten in die Ohren geblasen, auch westliche Politiker halten ihn für ihre eigenen Avecke in Vorrath, und während der Marquis of Salisbury vom Uungtse- thal als der „britischen Einflußsphäre" spricht, sorgen die Kauf leute anderer Nationen dafür, daß seine Worte veralten. Handel ist schließlich eine Angelegenheit von Kaufen und Verkaufen. Der Mann, der die meisten Kunden hat, der seine Maaren am besten ihrem Geschmacke anpaßt, dessen Geschäftsräume am nächsten an der Durchgangsstation liegen, wird in China die Macht haben, ohne Rücksicht varauf, in welcher Einflußsphäre er sich befindet. Der Strauß, wie Mr. Whigham sagt, mag angenehme Tage verbringen, wenn er seinen Gefahren gegen über die Augen schließt, aber Niemand, der seine Gewohnheiten annimmt, würde ihn einen guten „GeschäftSvogel" nennen; und mit einem Worte, die Aufgabe in Hankau liegt nicht im Gebiete von Politik und Redensarten, ei ist nur eine Frage, wer der beste Geschäftsmann ist. Es sind nicht die Deutschen allein, die mit den Briten auf dem Boden, den britische Staats männer für heilig halten, in scharfen Wettbewerb treten, und man kann sie auch dafür nicht tadeln, daß sie von einer günstigen Gelegenheit Gebrauch machen, wenn andere Leute ihren Kopf in den Sand stecken. Und selbst wenn man technische oder ge setzliche Einwendungen gegen die Methoden Vorbringen könnte, die sie anwenden, so würoe man nur kostbare Zeit verschwenden und kostbare Gelegenheiten verlieren. Graf v. Bülow erklärte vor fast drei Jahren im deutschen Reichstage, daß Deutschland (in Bezug auf China) nicht im Kalten gelassen zu werden beab sichtige, während andere Nationen im Sonnenschein säßen. Graf v. Bülow'S Landsleute in China sind allem Anschein« nach der selben Meinung. Demgemäß haben die deutschen Kaufleute im Dangtsethale in zwei kurzen Jahren sich eine Stellung errunqen, die den Briten wenig mehr, als die schmerzlich« Erwägung läßt, daß sie wenigstens do» Prioritätsrecht besitzen. Wie Mr. Whig ham sehr richtig bemerkt, mag unserer Vorgehen in China falsch, dar der Anderen richtig sein. Die Probe ist jedenfalls der Erfolg, und ein trauriges Zeichen ist die Theilnahmlostgkeit Großbritanniens inmitten der Thätigkeit Rußlands, Deutsch, lands, Belgiens und Frankreichs. Hankau ist so geschäftig, wie ein Bienenstock. WaS dem Reisenden, unserem Correspondenten zufolge, am meisten auffällt, ist die ungeheure Menge an Bau- arbeiben, und der sich überall geltend machende Fortschritt, der aber scheinbar wenig von den Briten herrührt, oder auf sie nur wenig Einfluß hat. Natürlich mag der politische Philosoph mit einem Lächeln seine Hände falten. Hier ist Europa in China, der Osten durch den Westen aufgeschlossen. WaS geht eS ihn an, daß die Russen die Eisenbahnen bauen, die Schweizer nach Erz graben, die Belgier daS Arsenal verwalten und die Deut schen di« Truppen ousbilden und die Dampfschifffahrt und Fähren betreiben. Wenn wir aber die Führung in China ver- lieren sollen, so wollen wir daS mit offenen Augen thun und wollen dann auch mit der falschen Bezeichnung „britische Ein flußsphäre" nicht länger den Arbeitsbereich anderer Leute be- zeichnen. * London. 1. Februar. (Telegramm.) Der „Standard" bericht t au- Tientlin unter dem 31. Januar: Do- AmtS- gebäude der provisorischen Regierung in L'entsin ist in der verflossenen Nacht gänzlich durch Feuer zerstört wordeu. Nicht würde gerettet. Da- Feuer ist offenbar da- Wek von Brand- stiftern; i» letzter Zeit waren i» Tientsin chinesische Plakate au- geschlagen, in denen gegen die von der provisorischen Regierung zur Deckung der lausenden Au-gaben erhobenen Steuern Klage ge- sühn wird. * Hongkong. 1. Februar. („Reuter'« Bureau.") Die See- räuberei nimmt einen solchen Umfang an. daß di« Coniuln bei dem Bicekönige vorstellig geworden sind, den Wasserwegen «inen besseren Schutz angedeiden zu lassen. Ter Vierkönig erwiderte, er »bue alle- Mögliche für die Sicherheit der Schifffahrt. Dir Lonsuln sind rmt dieser Antwort unzufrieden. * Conto«. 1. Februar. (Telegramm) Wegen eine» nächt- ltchen Uebrrsalle« auf dem Canal« zwischen Sckuntak und Kuimckuck. wobei zwei deutsche Schutzgenossen in einem Haus boote von Piraten verwundet und ein chinesischer Diener gelödtet worden sind, ist auf die Beschwerde der deutschen Gesandt- schost in Peking vom zuständigen chinesischen Gouverneur di« Ent- senduug einer größeren Trupprnabtheilung zur Ergreifung der Schuldigen angeordnet worden. Wegen der Bestrafung dirstr sind bereit- Anträge gestellt, vorbehaltlich der Entschädigungsansprüche der verwundeten Schutzgenossen. Der Krieg in Südafrika. KSui, Sduarl» nnD tzie Boeren. AuS dem Haag wird un» berichtet: Die Ausrufung d«S Königs Eduard al» „Oberherr von Transvaal" hat in den hie sigen Voerenkreisen nicht überrascht. Präsident Krüger hatte sofort nach dem Tode der Königin Victoria erklärt, daß dieser Trauer fall die südafrikanisch« Frag« wesentlich verschärfen werid«. D«n» Krüger hatte sicher erwartet, daß der erfolgt« Umschwung auf dem Kriegsschauplätze und da» Vordringen ver Boeren in die Capcoloni« di« greise Königin doch endlich vevanlasten würde, der englischen Regierung di« Einstellung der Feindseligkeiten zu gebieten. Bei dem König Eduard aber setzte der Drästdent keiner lei sentimental« Empfindungen voraus, abgesehen davon, daß der jetzige König durch ein plötzliche» Umschwenken nach außen hin, und besonders gegenüber dem englischen Volke, den Eindruck Hervorrufen würde, als verurtheil« er di« von seiner Mütter be folgte over wenigsten» zugelasten« Politik. Andererscit» aber wird von borrischer Seit» darauf hin gewiesen, daß der englische Thronwechsel vollend» jed« Möglich keit ein«r Unterwerfung der Boeren unter die britisch« Herrschaft beseitigt hab«. Für dt« Königin Victoria empfand j«d«r Boer, trotz all' sein,» Haffe» gegen da» Sngländerthum, doch ein« hohe Achtung und rin „Unterkhan der Königin" zu werden, wäre für ihn wenigsten» nicht ganz unmöglich gewesen; ebenso wie auch die Capholländer der Königin persönlich jeder Zeit volle Achtuna zollten. Aber den bisherigen Prinzen von Wale» als Landesherr» anzuerkenmen, ist für die Voenn beider Revubliken völlig undenkbar, und selbst di« Capholländer erklärt» tn ihrer überwiegend«» Mehrheit, Paß st- de« Untnthanenest» Mtt der Königin Victoria geleistet hätten, nicht ab«r deren Nachfolger, weshalb es ihnen jetzt völlig frei stehe, sich den kämpfenden Boeren anzuschließen. Di« jetzig« Lag« ist demnach ein« solch«, daß auf beiden Seiten die Möglichkeit eines Nachgebens augenblicklich geringer ist als vor dem Tode der Königin. Der vcsuiidhettszuktand »er englischen Truppen. Der Londoner „Morning Leader" versichert, das Kriegsamt habe in den drei letzten Tagen Berichte über den Gesundheits zustand der Truppen erhalten, die allgemein« Bestürzung hervor gerufen haben. Die tägliche Sterbeziffer unter den Garnisonen von nur fünf Städten habe 170 erreicht, während sich im Ganzen 14 000 Mann unter dauernder ärztlicher Behandlung befinden. Ter „Standard" berichtet ai'S Durban vom 31. Januar: ES verlautet, die englischen Operationen würden demnächst in eine neue Pbase treten. Es würde ein activer Feldzug tn »rohem Mahstabe unternommen werten. Große Massen berittener Truppen wirrten eine Hetzjagd auf die Boeren beginnen, an der auch Infanterie auf Mauleselkarren Tbeil nehmen werte. (Wo Kitcbenrr die großen Masten Pferde bernebmen will, wcißvermuchlich der Berichterstatter deS„Stanbard" selbst nicht.) Deutsch os Reich. -r- Berlin, 1. Februar. (Russische Getreide monopol- und Zollkriegsqedanken.) Wie tele graphisch gemeldet wurde, hat di« „Nowoje Wremja" den Ver einigten Staaten den Rath erthcilt, sich mit Rußland in Bezug auf di« Getreideversorgung der europäischen Industrie st aaten zu einigen, d. h. den Weltgetreidehanoel zu monopolisiren. Der Vorschlag ist nicht ganz neu; denn nach dem Bericht eines Doctor Whelpley in der „Fortnightley Review" ist von russischer Seite schon 1896 den Vereinigten Staaten an getragen worden, sich über einen Plan zu verständigen, nach welchem der für den heimischen Verbrauch nicht benothigte Weizen ,vom Markte zurückgehalten und auf den Normalpreis von einem Dollar aus den Vashel (also ca. 168 auf die Tonne) zu bringen wäre. Daß seit dem Jahr« 1896 'die Aussichten für d e Verwirklichung solcher Pläne bester« geworden seien, braucht nicht befürchtet zu werden. Jede Einigung zwischen Concurrenten ist überaus schwer und je größer das Object ist, um welches es sich im vorliegenden Falle zwischen den beiden Conmrrenten Ruß land und den Vereinigten Staaten handelt, um so schwieriger muß die Einigung werden. Schon die theoretische Zustimmung aller beteiligten Factoren herbeizuführen, würde überaus schwierig sein. Mag vielleicht auf russischer Seite die Bereit willigkeit, einen Halbwegs annehmbaren Durchschnittspreis fest- zusetzrn, vorhanden sein, so dürften die Uankees sich damit nicht zufrieden geben, vorausgesetzt, daß das amerikanische Specu- lanienthum überhaupt eine derartige Fixirung des Preises zu gesteht. Selbst wenn jedoch die grundsätzlich« Einigung herbei geführt wäre, ständen ihrer praktischen Verwirklichung die größten Hinidermffe — di« Sache lediglich vom russisch-amerikanischen Standpuncte aus betrachtet — im Wege. Was aber die euro päische Staatenwelt anb«trifft: wie könnte e» ausbleiben, daß dem russisch-amerikanischen Vorstoß ein Gegenstoß von Seiten der europäischen Industriestaaten folgt«? Sicherlich würde in jedem einz«lnen Staate, wo die äußere Möglichkeit zum Land- wirthschaftsbetrieb« in ausgedehnterem Umfange vorhanden ist, der Anbau von Getreide nach Kräften vermehrt werden, ganz abgesehen davon, daß Colonialmächte, wie England und Frank reich, auch überseeische Besitzung«» zur Deckung ihres Getreide bedarfs heranziehen könnt«». In di«s«r Lag« ist nun zwar daS deutsche Reich nicht. Aber einmal ist in Deutschland die Mög lichkeit zu vermehrt«»: Getreid«bau reichlich vorhanden, und so dann sind Rußland und die Vereinigten Staaten nicht die ein zigen Getreidekieferanien deS Reiches. Beim Hafer freilich und beim Roggen fällt die Concurrenz Rumäniens recht wenig ins Gewicht. Beim Weizen dagegen tritt Rumänien als Mitbewerber mehr in den Vordergrund: es hat uns im Jahre 1896 z. B. für 39 Millionen Mark Weizen geliefert, während tn dem gleichen Jahre die Union nur für 34 Millionen Mark lie ferte. Beim Weizen kommt außer dem rumänischen ferner der argentinische Miibewerb in Frage. Argentinien Hai z. B. tm Jahr« 1899 für 32,5 Mill. Mart Weizen an uns geliefert, wäh rend Rußland im gleichen Jahre für 43,7 Mill. Mark liefert«. Bei der Gerste vollend» haben Rußland und die Union noch weit mehr Concurrenten: vor allen Oesterreich-Ungarn, das uns im Jahre 1899 für 53 Mill. Mart Gerste sandte, während Ruß land für 57,1 Mill. Mark liefert«; außerdem stammt unsere Gerste-Einfuhr aus Dänemark, Frankreich, den Niederlanden, Rumänien, so daß beispielsweise 1899 di« Union nur für 600 000 mehr Gerste liefert« als Dänemark. Selbstverständ lich würden bei einem monopolistischen Vorgehen Rußlands und der Vereinigten Staaten gegen Europa die übrig«» Concurrenten dieser beiden Staaten auf dem Getreidemarkte die größten An strengungen machen, Fortschritte auf dem europäischen Geld markt« zu erzielen. Haben aus diesen Gründen die monopo listischen Gedanken der „Nowoje Wremja" für Deutschland nichts Schreckhaftes, so gilt daS Gleich« von der Drohung mit einem Zollkriege. Auch sie ist nicht neu. Wie vr. Ballod in den „Beiträgen zur neuesten Handelspolitik Deutschland»" (Leipzig, Duncker L Humblot) bemerkt, ist nach der Haltung der amtlichen russischen „Handel»- und Jndustriezeitung" der AuSbruch eines Zollkrieges für den Fall sicher, daß der deutsch« Setreidezoll auf 8 oder 10 erhöht wird. Da an eine solche Erhöhung ernsthaft wohl selbst der größte Theil der extremen deutschen Agrarier nicht denkt, da andererseits Ballod die Zustimmung Rußland» zu einem Zoll von 5—6 c»k für möglich hält, hat es mit einem Zollkriege zwischen Rußland und Deutschland gute Wege. Daß aber ein Zollkrieg keineSweaS Deutschland als den allein leidenden Theil sehen würde, hat fick während des Zollkrieges vom Jahre 1863 klar genug hevau-qestellt. v. Schulze - Gäi-ernih hat bierkfir in seinen „VasskSwirthschaftlichen Studien au» Ruß lauch" (Leipzig, Duncker L Humblot) amtliche russisch« Zeugnisse anarsiihrt und ferner nachdrücklich betont, daß Deutschland der einrtge auSkändikche Verbraucher russischen Roaqens ist und daß Rußland aus klimatischen und wirthschastlichen Gründen für breite Gebote nicht vom Roggenbau abgeh«n kann. F. Berkin, t. Februar. (Chinesische» „Hunnen- thnm'.) Im Febrnarbeft« der „Deutschen Rundschau" vnßsfentlichi Pr,s«ff»r Ernst H,rß,l den ersten sei»«» malayischen Neisebriefe. In ihm ist eine Schilderung von Hacckel's Aufenthalt in Singapore enthalten, auö der eine Ltelle hervorgehoben sein mag, die durch die chinesischen Wirren und ihre tendenziöse Ausnutzung durch unsere social- temokratischen Zeitungen politische Bedeutung gewinnt. Haeckel belichtet nämlich: „Nicht weit vom Fischmarkt steht ein chinesischer Tempel, mit dem sonderbarsten Schnö» kclwerk verziert. Die Purster, welche in den inneren Räumen desselben lagerten, machten gerade keinen erbebenden Eindruck. Ueberhaupt scheinen die religiösen Vorstellungen bei diesem merkmüidigen Volke ziemlich gleichgilt'g behandelt zu werden. Durch Opfer und Gebete sucht man böse Geister abruhalten; aber von der „sittlichen Wellordnung", alS Aus fluß eines „höchsten Wesens", scheinen die Chinesen nicht viel zu halten. Eme andere Seite deS chinesischen VolkSckarakter» lernte ich eines AbendS beim Besuche eines chinesischen TbeaterS kennen. Ter große, schmutzige Raum war schlecht beleuchtet und unten im Parket mit männlichen Chinesen gefüllt; die weiblichen Zuschauer saßen abgesondrrt auf den Galerien oben, rechts und links. Die schmale Bübne war bunt und geschmacklos decorirt: in der Mitte spielte ein lärmendes Orchester; vor demselben sigurirten die Schau spieler in den sonderbarsten Costümen, mit hoher Fistel stimme declamircnd ; Kinder spielten harmlos zu beiden Seiten der Bühne. Die Action, mit vielen Bücklingen und Cere- monicn eingeleitet, wurde nur dann interessant, wenn die Gegenparteien sich beschimpften und ohrfeigten; auf der Höbe des Affektes versetzten sie sich Fußtritte gegen deo Unterleib; daS schien eie bezopften Zu schauer, die inzwischen süße Gallerte verzehrten» be sonder- zu amüsiren." — DaS Vorstehende sollte von der socialdemokratischen Hetzpresse, die nicht müde wird, die Chinesen als das Culturvolk par excellencs zu schildern, um io mehr beachtet werben, einen je tieferen Einblick in den chinesischen Volkacharakter es gewährt. (-) Berlin, 1. Februar. (Telegramm.) Der „ReickS- anzeiger" veröffentlicht folgenden kaiserlichen Erlast an den Reichskanzler: „Noch der herzerbrbenden, Mich hochbrglückenden Festesfreude, mit welcher der so bedeutsame 200 jährige Gedenktag der Erhebung Preußen- zum Königreiche im ganzen Lande gefeiert werden konnte, ist durch den Heimgang Ihrer weiland Majestät der Königin von Großbritannien und Irland, Meiner vielgeliebten und hochverehrten Großmutter, tiefe Trauer über Mich und Mein Hau» gekomiuen. Unter dem frischen Eindruck dieser Heimsuchung habe Ich Meine» diesjährigen Geburtstag an der Bahre der edlen Fürstin in stiller Einkehr begangen. Um so wärmer und lauter sind aber an Mein lande-väterliche- Herz die zahlreichen Kund gebungen au- der Heimalh gedrungen, welche Mir die innige Theilnohme Meine- Volke- an Meinem Schmerz«, sowie seine treue Fürbitte für Mein fernere- Wohlergehen zum Ausdruck gebracht haben. Es hat Mir wohl getban, ein mal zu erfahren, in welch freundlicher Weise Meiner an Meinem Geburtstage in deutschen Landen und feiten- der im Auslande weilenden Deutschen gedacht wnd, und drängt e- Mich, ollen Beiheiligten Meinen wärmsten Tank zu erkennen zu geben. Gott der Herr aber wolle da- deutsche Volk in allen seinen Schichten und Gliedern auch ferner in seinen gnädigen Schutz nehmen und die deutsche Treue, den deutschen Fleiß und die deutsche Arbeit allezeit mit Segen krönen. Ich ersuche Sie, diesen Erlaß alsbald zur öffentlichen Kenntlich zu bringen. Osborn«, 30. Januar 1801. Wilhelm I. R." (D Berlin, l. Februar. (Telegramm.) Der Kaiser bat den Prinzen Georg von Großbritannien unv Irtan», Herzog von Cornwall und Aork, ü I» suits der deutschen Marine gestellt. (-) Berlin, 1. Februar. (Telegramm.) Die „Nordd. Allgem. Ztg." berichtet: Im Allerhöchsten Auftrage drückte Generalkonsul Cerf in Mailand der Familie Bcr-t» die warme Tbeilnabme des Kaiser- an dem Hinscheiden be grüßen EobneS Italiens aus, dessen Rubin der ganzen Welt gehöre. Am Grabe des verewigten Meisters wird der Generalconsul im Namen de» Kaiser» einen Kranz nieder legen. — Die nationalliberale Fractlon de- Abgeordneten hauses wird, dem Bernelmen nach, in die Canal-Commission dieselben Abgeortneten entsenden, wie vor zwei Jahren Der Vorsitz in der Commission würde diesmal nach dem üblichen Turnus der conservativen Fraktion zukallen. Dies« Hot jedoch der national liberalen Fraction gegenüber den Wunsch au-gedrückt, daß Abg. v. Eynern, der in der vorigen Canal-Commission die Ber- bandlungen zu allgemeiner Zufriedenheit geleitet dal, abermals zum Vorsitzenden gewählt werden möge. Dies wird denn voraussichtlich auch geschahen. ^.. Posen, 31. Januar. Seit einigen Tagen befördert die P o st vielfach auch nicht mehr Briefe an polnische Zeitungen, wenn der Name der betreffenden Zeitung nur in polnischer Sprache angegeben ist. So sind Briefe, welche an die in Oppeln erscheinende Zeitung „Gazeta Opolska" adressirt waren, obschon der Name deS Orte- und der Provinz nur in deutscher Sprache angegeben war und der Name der Zeitung „Gazeta OpolSka" weiter keinen Zusatz enthielt, als unbestellbar an den Absender zurück gesandt. Z. B. berichtet der „Dziennik PoznanSki" in Posen, daß er einen Brief au die genannte Oppelner Zeitung mit folgender Adresse „Gazeta Lpoleka" — Oppeln O. S. — gerichtet, diesen Bries aber mit dem Vermerk zurückerhalten habe: ..Adressat in Oppeln nickt zu ermitteln". * Nürnberg, l. Februar. Die Abstimmung der diesigen Ladenlndaber über den Achtubrladensckluß ergab nickt die gesetzlich erforderliche Zweidrittelmehrheit dafür. Die Regierung kann daher den Anträgen auf Einführung de- AchtubrladrnsckluffeS nickt stattgrbeo. O Etuttgart, 1. Februar. (Telegramm.) Die Kammer der Abgeordneten nahm heut« «inen Antrag, durch den die Regierung ersucht wird, im VundeSratde für «ine aus reichend« Crb-buug her Einfuhrzölle auf G«, treibe, inSdesonder« auch auf Grrst« und Hafor, «in«
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