Da steht vor uns ein Mann, der der Auflösung aller Lebensformen die geschlossene Wucht des Einfachen entgegenstemmt. Das Erklügelte schiebt er mit der Kraft des sicheren Gefühls beiseite. Abseits von der Zerfahren heit des öffentlichen Kunstbetriebes ist Ewald Schönberg ruhig und beharr lich seinen Weg gegangen, der ihn nicht hinausgeführt hat aus dem Leben, sondern mitten hinein, dorthin, wo man noch stark und beständig seinen Pulsschlag fühlt: unter die hart arbeitenden Menschen auf dem Lande, denen er selbst zugehört durch Geburt und Wesen. Dieser Maler hat keiner Meister klasse angehört; er ist keiner Moderich tung nachgetrabt. Die Schule, die seinen Stil bestimmt hat, ist die des ent behrungsreichen Lebens unter schlichten Menschen in der herben erzgebir- gischen Landschaft. Vor der ursprünglichen schlichten Aussage seiner Bil der wird man an ein ironisches Wort über die Talent-Dressuranstalten erinnert: „Erst waren die Wälder, dann die Hütten, dann die Städte und zuletzt die Akademien“. Ewald Schönberg ist den Wäldern, den Äckern und Hütten seiner Heimat treu geblieben, er hat sie nie verlassen, auch wenn er jetzt in Dresden lebt. Sie sind um ihn und in ihm. Sein Stil wuchs ganz folgerichtig aus seinem Wesen; die Form wurde ge härtet unter den Schicksalsschlägen, sie wurde erfüllt von einem kräftig unsentimentalen Naturempfinden und von sozialem Mitfühlen. Überall ahnt man lebhaft die Zusammenhänge zwischen Mensch und Tier und Landschaft; man spürt die Kraft des kargen Bodens, der die Menschen nährt, wenn er auch an ihnen zehrt. Die soziale Gesinnung tut sich bei diesem Manne ganz ohne Pathos kund. Er glorifiziert nicht seine Land arbeiter, macht aus den Bäuerinnen keine Scholien-Heroinen, treibt keinen Blut- und Boden-Kult nach allzu bekanntem Muster. Doch der tiefe Emst, mit dem er ihr mühseliges Tagwerk zeigt, gibt dcrq Ltben_dieser der Erde Verhafteten eine stille Würde. Die Menschen stehen ungeschützt im Wind des Schicksals, wie die Bäume, die der Kammwind zaust und beugt, doch zugleich zäh und eigenwillig entwickelt. Auch ihm hat er hart zugesetzt, — ohne ihn zu verhärten. In Geising, dem kleinen Gebirgsstädtchen nahe der böhmischen Grenze ist Ewald Schönberg in einer schmalen Bodenkammer zur Welt gekommen, in einem Hause, in das sich die Not eingemietet hatte. Den Vater hat er nicht gekannt, und die Mutter starb früh an der Auszehrung. Die Groß eltern, die von der Strohflechterei lebten, gaben ihn, sobald es anging, zu einem Sargtischler in die Lehre. So lernte er bald den Tod kennen und das Leben in seinem schmalen Begrenztsein. In diesen Zeiten mag schon der Grund gelegt worden sein für den tiefen Emst, mit dem alle seine Bilder grundiert zu sein scheinen. Er hatte nicht viel Zeit zum Hemmstreifen, aber um so inniger ergriff er Besitz von dem Geschauten. An einigen bescheidenen Bildern in der Gei singer Kirche entzündete sich in dem Jungen die Begeisterung für die