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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 21.03.1901
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1901-03-21
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19010321010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1901032101
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1901032101
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1901
- Monat1901-03
- Tag1901-03-21
- Monat1901-03
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Morgen-Ausgabe soo. HbOL Iva Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig. SZ. Jahrgang. M Donnerstag den 21. März 1901 eo i»en r.v.87:— te». m i t thuc 1.0 l.o. I. v. «. o. «. o. i-v. l.0. N.U.0) I. o. t.0. ».v. Ao. hat, dem werden müßte. Es gefällt dem Einen und dem Anderen auch sonst Vieles nicht im öffentlichen Leben, was mit dem Reichstage gar nichts zu thun hat. Deswegen wird man doch nicht an den anderen Grundlagen unserer nationalen Einheit verzweifeln dürfen. Wir muffen uns nur klar werden, daß wir uns im gegenwärtigen Augenblicke des Gedenktag-Beierns drunten im Flachlande befinden. Eine Weile muß man aber auch hier des Weges gehen. Kein Einzelner und kein Volk hat die Fähigkeit in sich, unausgesetzt auf den höchsten Höhen sich zu bewegen. Anzeige«-Preis die 6gespaltene Petitzeile 25 H. Reclomen unter dem RedactionSstrick (4 gespalten) 75 H, vor den Familiennach« richten (8 gespalten) 50 H. Tabellarischer und Ziffernsatz entsprechend höher. — Gebühren für Nachweisungen und Offertenannahme 25 H (excl. Porto). SS SS Kntschädigungsfrage. * RewPork, 20. März. Ein Telegramm der „Evening Post" aus Washington berichtet, der Präsident Mac Kinley habe vorgeschlageu, die Mächte sollten als Gcsammtent- schädigung eine Pauschalsumme festsetzen, die zu zahlen China die Mittel habe, und den jeder Macht zu kommenden Antheil davon bestimmen. (Wiederholt.) l.o. ». l). l. o. t.o. i.D. . (alt«) i. v. t I). l.Op.62 t.v. t.v. l.o a. n ». NMgcrTagtlM Anzeiger. Amtsblatt des Königlichen Land- und Attttsgerichies Leipzig, des Aathes und Nolizei-Änttes der Ltadt Leipzig. Extra-Beilagen (gesalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbefördrrung ./L 80.—, Mlt Postbesörderuug 70.—. Deutsches Reich. -4- Berlin, 20. März. (Weiland und Kullmann.) Der Mißgriff, die That des Epileptikers Weiland auf Beeinflussung durch die englandfeindliche deutsche Presse zurückzufiihren, wird in einem Centrumsblatte mit dem Jubel rufe: „Die Partei Kullmann ist gerächt!" begrüßt. Gegenüber diesem Versuche, die einstigen Ausschreitungen kleri kaler Agitation als für das Attentat Kullmann's auf den Fürsten Bismarck ebenso bedeutungslos hinzustellen, wie es die englanld feindliche Haltung deutscher Blätter für die That des Schlossers Weiland zweifellos ist, muß an das Geständniß Kullmann's in aller Kürze erinnert werden. Vor dem Schwurgerichte zu Würzburg hat Kullmann am 29. October 1874 bekannt, daß er in dem katholischen Männerverein zu Salzwedel Borträge des Pfarrers Störmann über das Thema „Die Religion ist in Ge fahr" gehört hatte. Dort hat er den fanatischen Katholiken spielen gelernt und für die ihm eigene Gewaltthätigkeit,, die in wieder holten Messerstechereien sich geäußert, eine Aufgabe gefunden, die er sich als Verdienst um die Kirche vorspiegeltr; und schließ lich war er nach Kissingen mit einem festen Vorsatze gereist, den er am 13. Juli kaltblütig zur Ausführung brachte und vor seinen Richtern auch nicht geleugnet hat. Was er aber vorher im Ge spräch mit dem Fürsten Bismarck selbst bekannte, darüber be richtete der Reichskanzler in der Reichstagssitzung vom 4. De- cember 1874 das Nachstehende, nachdem er gegenüber dem Abge ordneten Jörg bestritten hatte, daß Kullmann „halb verrückt" wäre: „Der Mann hat bei der einzigen Unterredung, die ich mit ihm gehabt habe, wo ich ihn fragte, wenn Sie mich nicht gekannt haben, warum haben Sie mich denn umbrinzrn wollen — darauf hat er mir geantwortet: Wegen der Kircheng «setze in Deutschland. Ich habe ihn weiter gefragt, ob er denn glaubte, damit die Sache zu verbessern. Darauf hat er gesagt: Bei uns ist es schon so schlimm — es kann nicht schlimmer ivcrden. Ich habe mich überzeugt gehalten, daß er diese Redens art irgendwo in Vereinen aufgcschnappt hat. Und dann hat er noch gesagt: Sie haben meine Fraction beleidigt. Ich fragte: Welches ist denn Ihre Fraction? Darauf hat er mir vor Zeugen gesagt: Die Centrumsfraction im Reichstag. (Pfui! aus dem Centrum.) Ja, meine Herren, verstoßen Sie den Mann, wie Sie wollen! Er hängt sich doch an Ihre Rock schöße!" Vergleicht man diese Aussagen des Attentäters Kull mann mit den Aussagen des Schlossers Weiland und mit den Ermittelungen über den Bremer Vorfall, so muß jeder Unbe fangene zugeben, daß Kullmann und Weiland schlechterdings nicht auf eine Stufe gestellt werden dürfen, daß vielmehr die englandfeindliche Haltung deutscher Zeitungen an der That Wei lands vollkommen unschuldig, dagegen die Beeinflussung Kull mann's durch die damalige Agitation ves Klerikalismus unver kennbar ist. k. tt. Berlin, 20. März. (Die Berliner social demokratisch organisirten Arbeiter.) In den letzten Jahren hat in Berlin die Zahl der in den Gewerkschaften organisirten socialdemokratischen Arbeiter ganz bedeutend Zuge nommen; diese Arbeiter sind ein gewaltiger Factor geworden und bei den nächsten Reichstagswahlen werden wir sehen, daß in Berlin nur noch im 1. Wahlkreise die Aussichten der bürgerlichen Parteien günstig sind. Heute giebt es in Berlin 107 058 gewerkschaftlich organisirte Arbeiter, und zwar 94 758 centralorganisirte und 12 300 localorganisirte. 1899 wurden nur 70 723 Centralorganisirte gezählt, sie haben also um 24 035 zugenommen. Die Localorganisirten sind die radicalen Elemente, die von Kompromissen nichts wissen wollen und die gewerkschaftliche Bewegung als die Stätte betrachten, „an welcher die Geister rcvolutionirt und die Pioniere für ben proletarischen Classenlampf geschult und hcrangebildet werden". Die Central - organisirten haben ihre Spitze in der Gewerkschaftscommiffion, die Localorganisirten in dem Gewerkschaftscartell. Von den Centralorganisirten haben die meisten Mitglieder die Metall arbeiter (20 000); es folgen die Holzarbeiter mit 12 000, die Handelshilfsarbeiter mit 8538, die Buchdrucker mit 5500, die Maurer mit 4693, die Bauarbeiter mit 4300, die Zimmerer mit 2529, die städtischen Arbeiter mit 2200, die Schneider mit 1500, die Sattler mit 1420, die Lithographen mit 1331, die Droschken kutscher mit 1300. Von den Streiks, bei denen die Gewerkschafts commission betheiligt war, sind am bemerkcnswcrthcsten derjenige der Holzarbeiter, der 267196 c/( kostete und mit einer Verein barung vor dem Gewerbegcrichle beendet wurde, und derjenige der Pfcrdebahnangestellten, an dem sich 4328 Mann betbeiligten. und der durch die Vermittelung des Oberbürgermeisters Kirschner zum Abschluß gebracht wurde. Das Gcwerbegericht wurde im. vergangenen Jahre 11 mal bei großen Streiks um Ver mittelung angerufen, 9 mal mit Erfolg. In zahlreichen Städten haben sich bekanntlich die Socialdcmokratcn in dec letzten Zeit Arbcitcrsekretariate geschaffen: in Berlin hat die schon seit Jahren bestehende Gewerlschaftscommission dieselben Functionen und sn erstrebt noch viel weiter gehende Ziele: sie will die Vertretung der Recurssachen vor dem ReichsvcrsicherungS- amte für alle in Deutschland bestehenden Arbeiter sekretariate übernehmen. Die Sache Ist wegen des Gcldpunctes noch nicht zu Stande gekommen, wird sich aber doch wohl noch realisiren lassen. Wie man sieht, herrscht ei» sehr reges Leben in den Berliner Gewerkschaften; di, wirthschaftliche Depression hat die Gemüther eher zusammen, als auseinander geführt. Mit 107 058 gewerkschaftlich organisirten Arbeitern in Berlin übt die Socialdemokratie auf alle wkrth schaftlichen Kämpfe den erheblichsten Einfluß auS. (D Berlin. 20. März. (Telegramm.) Der Kaiser börte beute Vormittag die Vorträge deS Chefs des Civil- cabinetS v. LucanuS und des Reichskanzlers Graf v. Bülow. V Berlin, 20. März. (Telegramm.) Heute con- stituirte sich die Versammlung des ReichS-ViesundhettSralheS. Tie wurde von dem Staatssekretär Gras Posadowsku mit einer Rede eröffnet, in der er den Anwesenden dafür dankte, daß sie dem Rufe, ihre wissenschaftlichen und tech nischen Erfahrungen auf dem Gebiete der praktischen Verwaltung in den Dienst der wichtigsten Ausgaben der staatlichen Fürsorge zu stellen gefolgt seien. Es sei ein weites Gebiet, das sich den Herren eröffne, daS nicht nur darin bestehe, die deutschen Regierungen in dem Kampfe gegen die verheerenden DolkSseuchen, deren Gefahren durch die Steigerung des Verkehrs mit fremden Ländern bedenklich Ein Jubiläum. — DaS dritte Jahrzehnt seit der Eröffnung des ersten deutschen Reichstags hat sich nunmehr vollendet. Die Berliner Zeitungen stellen fest, daß Wenig« von Denen noch übrig geblieben sind, Vie am 21. März 1871 an der Eröffnung des Reichstags theilnehmen tonnten. Im Uebrigen geht durch die Spalten der Berliner Presse ein allgemeiner Jammer über die Unhaltbarkeit der Zu stände im diätenlose Reichstage. Der Gesichtskreis der Berliner Publicisten ist auch in diesem Fall« wieder einmal der engste von allen. Niemand bestreitet ja, daß im Reichstage die Wochen der Beschlußunfähigteit sich folgen und daß dies« Wochen der un befriedigenden Arbeit sich auch gleichen. Aber das hängt wesentlich mit dem Umstande zusammen, daß die sachlich ernste Arbeit Im diätenlosen Parlamente sich naturgemäß mehr und mehr in die Commissionen zurückzieht, wo überdies genügender Schutz gegen die Zeitvergeudung durch uferloses Geplauder gewährt werden kann. Auch wenn durch die Diätengewähr einigermaßen hierin Wandel geschaffen werden und die Mitarbeit des Plenums wieder in größerem Maße in Anspruch genommen werden könnte, bliebe cs noch der Erwägung anheimgestellt, ob die Geschäftsordnung des Reichstages auf ihrer gegenwärtigen Grundlage beharren soll, ob sie nicht in dem Sinne weiter zu entwickeln wäre, daß gewisse unpolitische gesetzgeberische Arbeit überhaupt im Wesentlichen der kommissarischen Erledigung zugewiesen würde. Doch dies ist schließlich auch nur eine nebensächliche Frage. Die Hauptsache, auf die es namentlich ankommen muß, wenn man bei Gelegen heit eines solchen Gedenktages, wie des gegenwärtigen, einen größeren Zeitabschnitt der Entwickelung überblickt und das Facit daraus ziehen will, ist doch in ganz anderer Weise zu ergründen. Der Reichstag sollte die Einrichtung sein, in der die gesunden Kräfte des deutschen Volkes, über di« Stammesunterschiede und über die politischen Landesgrenzen hinausgehoben, in der Vereini gung die Fähigkeit finden sollten, ein selbstständiges und auch von aller Schablone freies Verfassungsleben zu führen und dieses eigen artige Dasein allen Stürmen zum Trotze zu behaupten. Nun hat eS vom ersten Tage an nicht an kleinlauter Kritik gefehlt. Bald hieß es, es sei der Doktrinarismus, der dem Reichstage die Lebensfähigkeit im Keime zerstöre, bald war es der confessionelle Gegensatz, der jede Voraussetzung eines wirklichen parlamenta rischen Lebens in Frage stelle. Balo war es dai Ueberaewicht der Persönlichkeit Bismarck'S, neben dem ein freies Verfassungsleben sich nicht entfalten lasse. Bald war cs dicNeiaung weikrVolkskreise zur Uebertreibung, zur Ueberspannung des Sraatsbegriffs, welch es vereitle, daß die besonnenen Kräfte sich zur Geltung bringen tönnten. Schließlich waren es die Schwarmgeister und vor Allein auch die socialistischen Himmelsstürmer, die den gedeihlichen Fort» gang einer in der Ueberlieferung sich begründenden, allmählich vorwärtsschreitenden Reformarbeit das unübersteigliche Hinder niß bereiteten. Und wenn wir heute auf die verflossenen dreißig Jahre zurückschauen, möchten wir doch das' Facit dahin ziehen, daß alle die Kräfte, die das Böse wollten, weit mehr dazu ge dient haben, das Gute zu fördern, als sie selbst es sich gestehen dürften. Erst kürzlich haben wir wieder aus dem Munde des Aüg. Bassermann, gelegentlich einer Rede in Halle, über zeugend vernommen, wie außerordentlich ergiebig die Mitarbeit des Reichstages in jeder Hinsicht gewesen und bis in die neueste Zeit herein geblieben ist. Wenn wir constatiren, daß dem Aus lande das Ganze unserer Gesetzgebung und noch mehr das ent scheidende Detail der gesetzgeberischen Arbeit schlechthin unver ständlich ist, daß die öffentlichen Kreise in England wie in Frank reich an dem Wesen und den Resultaten des deutschen Parlamen tarismus wie an etwas verschleiert Räthselhaftem vorübergehen, ohne für sich im Geringsten eine Nutzanwendung daraus zu finden, so mrrfte damit schon hinreichend bewiesen sein, daß der deutsche Parlamentarismus sich seine Eigenart geschaffen und gewahrt hat. Die Schablone des englischen Vecfassungsrechts ist jedenfalls vollständig unbeachtet geblieben bei Allem, was diesseits ein gerichtet werden mußte, — so eifrig auch die Lasker und Bam berger u. s. w. jahrelang bemüht waren, jene fremden Formen des Parlamentarismus auf unser neues Verfassungsleben anzu wenden. Wie seine Eigenart, so hat der Reichstag andererseits auch seine Unentbehrlichkeit nachgerade bewiesen. Fürst Bis marck selbst war es, dem seine Schöpfung eine zeitlang die größte Sorge bereitete. Er verzweifelte vorübergehend, daß sie dauernd so unentbehrlich sein werde, wie sie es unter allen Umständen im Augenblicke derVerfassungSgesetzgebung selbst war, und befürchtete ernstlich, daß sie auf die Dauer gute Erzeugnisse nicht zeitigen könnte, vielmehr unter verderblichenEinflüssen desDoctrinarismus und deSRadikalismus die gesundeEntwickelung desRciches hemmen müßte. In dieser bedrückten Stimmung brachte er anfangs der achtziger Jabre jene Gesetzentwürfe ein, welche die zweijährig: Statperiode schaffen und di« Redefreiheit im Parlamente nam haft einschränken sollten. Seit der Ablehnung dieser Gesetze sind zwanzig Jahre vergangen und der Reichstag ist mit jedem Jahre unentbehrlicher geworden, er hat aber auch den Beweis erbracht, daß bei aller Aufdringlichkeit der minder werthvollen Kräfte im Volksleben und der offenen Untugenden im staatsbürgerlichen Leben — der Leidenschaft und der Begehrlichkeit, des Eigenwillens und der Abhängigkeit von Rücksichten auf Dritte — schließlich doch eine Summe von vernünftigen Erwägungen zur Herrschaft sich durchringt und die vitalen Interessen des Volkes bewußt oder unbewurßt weiter zu entwickeln sich bestrebt. Wir haben keine Ursache, zu verzweifeln. Das Reich ist noch jung, es hat noch eine lange Reihe von Erfahrungen zu sammeln, deren Quintessenz dem Parlamentarismus in England die un verwüstliche Lebenskraft gegeben hat. Es können Jahrzehnte kommen, in denen die Rechte der Volksvertretung gegen irrende DolkSströmungen vertheidigt werden müssen, es ist auch wohl denkbar, daß der Cäsarismus in irgend einer Form und in irgend einem Jahrzehnt sich an die Stelle des Parlamentarismus zu setzen strebt. Das wird wiederum andere Kämpfe wachrufen müssen. Nicht unmöglich, daß die Zusammenballung der wirth- schaftlichen Interessen, wie sie durch die Trusts und Cartelle in der Gegenwart sich zu vollziehen scheint, ganz neue und nie ge ahnte Gefahren der Korruption über das deutsche Parlament bringt. Ebenso möglich, daß die konfessionellen Gegensätze, unter neuen Gesichtspunkten organisirt, das Parlament zu beherrschen, daS will sagen, es lebensunfähig zu machen suchen. Auf alle d«s« größeren und ernsteren Möglichkeiten muß der Blick hin gelenkt werden. Und bevor wir die Summe der Erfahrungen vor uns haben, di« in diesen Kämpfen und Schwierigkeiten für eine Volksvertretung gewonnen werden, lehnen wir cs rundweg ab, die kleinlichen Erscheinungen des Augenblicks so hoch an zuschlagen, als ob um ihretwillen am Reichstage verzweifelt Bezug-.PreiS k» der Hauptexpedition oder den im Stadt bezirk und den Vororten errichteten Aus gabestellen abgeholt: vierteljährlich 4.5V, oei zweimaliger täglicher Zustellung in» Haut 8.50. Durch die Post bezogen für Deutschland u. Oesterreich: vterteljährl. 8. Man abonnirt ferner mit entsprechendem Postausschlag bei den Postanstalten in der Schweiz, Italien, Belgien, Holland, Luxem- bürg, Dänemark, Schwede« und Norwegen, Rußland, den Douaustaaten, der Europäischen Türkei, Egypten. Für alle übrigen Staate« ist der Bezug nur unter Kreuzband durch die Expedition diese» Blatte» möglich. Die Morgen-AuSgabe erscheint um >/,7 Uhr, die Abeud-AuSgabe Wochentag» um 5 Uhr. Ne-action und Lrpe-ition: ZohanniSgaffe 8. Filialen: Alfred Lahn vorm. O. Klemm'» Sortim. UmversitätSstraße 3 (Paulinum), Lout» Lösche, Katharinenstr. 14, Part, und KönigSplatz 7. Annahmeschluß für Anzeigen: Abend-Au-gabe: Bormittags IO Uhr. Morgen.Ausgabe: Nachmittags 4 Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je eine halbe Stunde früher. Anzeigen sind stet» an die Expedition zu richten. Die Expedition ist Wochentag» ununterbrockien geöffnet von früh 8 bis Abends 7 Uhr. Der Krieg in Südafrika. Scheitern der AriedenSverhaudlungcn. „Times" schreibt, es sei bedaucrnswerth, obwohl nicht gerade überraschend, daß die Unterhandlungen zwischen Kitchcncc und Botha erfolglos geblieben scien. Doch sei Grund für di: An nahme vorhanden, daß der Boercngeneral selber gern den Kampf beendigt hätte (?), der, wie er als vernünftiger Mann wisse, zweck los und nachtheilig für die Interessen der Boerenbevölkerung sei, jedoch sei cs bekannt, daß andere Personen, die noch gewisse Autorität ausüben, unversöhnlich seien. Niemand könne san guinisch hinsichtlich des Ausganges der Unterhandlungen ge wesen sein, als es bekannt wurde, daß die Zustimmung dieser Personen cingeholt werden solle. Nachdem die Unterhandlungen gescheitert seien, bleibe nichts Anderes übrig, als denKrieg ''' unermüdlicher Energie fortzusetzen. Dies Kitchcner jetzt. Pretoria mtter britischer Militärverwaltung. Aus Pretoria, Mitte Februar, schreibt man uns: Wenn man als unparteiischer Zuschauer die englische ministration seit dec Okkupation Pretorias mit angesehen so kann man eigentlich nicht behaupten, daß die Engländer Rufe, den sie genießen, hervorragende Administratoren zu sein, sehr gerecht geworden sind. Hm Gegentheil, ihre Maßnahmen oercathen oft statt energischer zielbewußter Politik ein u n s i ch e - res experimentirendes Vorgehen, das keines wegs dazu angethan ist, das Vertrauen der neuen Unterthanen in besonderem Grade zu erwecken, und so ist es nicht zu verwun dern, wenn die Boeren den Engländern fortgesetzt den Vorwurf des Wortbruchs machen. Wie bekannt, war den Boeren, die freiwillig di« Waffen niederlegten, feierlich versprochen worden, sie dürften auf ihren Farmen bleiben, auch ihre landwirthschaftlichen Producte un gehindert zu Markte bringen. Dieses Versprechen mußte bald in den meisten Fällen zurückgezogen werden, da es unmöglich war, die betreffenden Boeren vor ihren eigenen Landsleuten zu schützen, deshalb wurden die Leute angewiesen, mit ihren Hab seligkeiten nach der Stadt zu kommen, wo ihnen leerstehende Häuser angewiesen wurden. Vor Kurzem nun wurden s ä in m t - liche B o e r e n f a m i I i e n nach Irene transpor- tirt, einem Landgut, etwa 9 Meilen von Pretoria, wo die Leute tbeilweise in Baracken aus Wellblech, zum größten Theil aber in Zelten untergebracht sind. — Es versteht sich, daß sie dort, zwar nicht dem Namen nach, aber thatsächlich nichts Anderes sind als Kriegsgefangene. Es ist begreiflich, daß die Erbitterung unter den Leuten sehr groß ist, um so mehr, als zur gegen wärtigen Zeit, wo schwere Gewitterregen an der Tagesordnung sind, das Leben in solch einem „Camp" nichts weniger als genuß reich ist. Officiell hieß es, diese Maßregel habe sich als nölhig erwiesen, um die sanitären Verhältnisse der Stadt zu bessern; thatsächlich dürfte die Spioncnfurcht viel damit zu thun gehabt haben, denn die Behörden sind seitdem noch einen Schritt weiter gegangen. Es ist nämlich den Boeren, welchen seither noch erlaubt wurde, auf ihren Farmen zu bleiben, inzwischen verboten worden, nach der Stadt zu kommen. — Um aber die Zufuhr von frischem Ge müse u. s. w. nach der Stadt nicht unmöglich zu machen, ist den Leuten erlaubt worden, bis an die Vorposten zu kommen, wo d'.e militärischen Behörden die Producte in Empfang nehmen lassen; letztere werden dann auf dem Markt meistbietend verkauft und den Boeren das Geld dafür eingehändigt. Es ist begreiflich, daß bei diesem neuesten Auswuchs der militärischen Thätigkeit manches komische Intermezzo mit unter läuft. So z. B. ließ ein bekannter Boer kürzlich eine kleine Heerde von etwa 50 Schafen antreiben. Der Unterofficier des Vor postens hatte offenbar noch nie Diel mit Schafen zu thun gehabt; er schickte die schwarzen Treiber fort, indem er ihnen sagte, sie sollten die Schafe „nur stehen lassen", bis Jemand Zeit habe, die selben zum Markt zu bringen. Als es endlich so weit war, waren aber die Schafe nicht mehr zu sehen, und die Soldaten, welche sich natürlich nicht weit von dem Posten entfernen durften, konn ten nur zwei oder drei von den Thieren wiederfinden; der Eigen- thümer ist nun mit Recht darauf gespannt, wer ihm die fehlenden Schafe bezahlen wird. Seine Reugierde soll bisher noch nicht befriedigt worden sein. Der Verkauf der Landbau-Productc geschieht, wie eingangs erwähnt, meistbietend auf dem Markte, und da die Zufuhr, nicht zum Wenigsten wegen der den Boeren gemachten Erschwerungen Lind Scherereien, sehr gering ist, so sind die Preise natürlich oft enorm. So zum Beispiel erzielten Eier mitunter 8 Shillings das Dutzend, Hühner 10 Shillings per Stück, Kartoffeln 5 bis 6 Pfund per Sack; der Preis von Früchten ist fast unerschwinglich, desgleichen von Maik, Hafer u. s. w. — Mit Recht fragen sich viel- Leute, warum es diesen Producenten erlaubt wird, Preise einzuheimsen, welche fünf bis zehn Mal so hoch sind wie die normalen, während den Kaufleuten genau vorgeschrieben ist, wie sie Lebensmittel ver kaufen müssen, und ihr Profit in manchen Fällen bedeutend niedriger gestellt ist, als in Friedenszeiten. Der folgende Fall ist köstlich: Laut Proklamation betreffend Verkauf von Lebensmitteln setzt sich jeder Kaufmann dem Verlust seiner Licenz und sonstigen „bedeutenden Unannehmlichkeiten" aus, der eS wagt, Mais zu einem höheren Preis als 20 Shilling per Sack zu verkaufen, während die Behörden selbst täglich auf dem Markt vierzig Shilling und darüber bezahlen. Die Unzufriedenheit über derartig« Handhabung der den militärischen Autoritäten zur Zeit zustehenden Macht ist beson ders groß in den Kreisen der hiesigen englischen Ge schäftsleute, deren Begeisterung für die englische Sach lich ohnedies schon durch daS endlose Hmziehen des Krieges be deutend abgekühlt hat. Die Wirren in China. Russisch-englische Reibereien. * Tientsin, 19. März. (Telegramm.) Die Lage be treffs des englisch-russischen Zwischenfalls bat von keiner Seite eine Aenderung erfahren. Feldmarschall Gras Waldersee trifft heute hier ein. Der englische und der russische Commandant warten auf die Befehle ihrer Re gierungen. (Wiederholt.) * Tientsin, 19. Marz. (Telegramm.) Feldmarschall Graf Waldersee hat heute Nachmittag Tientsin passirt. (Wiederholt.) * London, 20. März. (Telegramm.) Die Blätter berichten auS Victoria (Britisch»Columbien): Nach hier brieflich ein gegangenen Nachrichten gerieth rin Wächter des englischen ConsulatS in Nintschwang außerhalb des Konsulats mit drei Kosaken in Streit. Die Kosaken bedrohten ihn mit dem Bajonett, worauf der Wächter hinter das Thor des ConsulatS sich znrückzog. Ein Kosak feuerte hierauf durch das Gitter und tödtcte den Wächter. Der englische Consul hat bei den russischen Behörden Beschwerde erhoben. Zu der „TimeS"-Meldung, daß Graf Waldersee in Tientsin zwischen Engländern und Russen intervcnirt habe, um dem feindseligen Verhalten der englischen nnd russischen Truppen ein Ende zu machen, schreibt anscheinend inspirirt die „Post": „Der Ausdruck „interveniren" ist hier jedenfalls schief gewählt und könnte zu falschen Deutungen Anlaß geben. Thatsache ist, daß die englischen und russischen Truppen in Tientsin sich kampf bereit gegenüber standen, so daß ein ernster Zusammenstoß möglich war. In diesem Momente zeigten jedoch die Obercommandirenden an Ort und Stelle Umsicht genug, daß sie die Zurückziehung der Haupttruppenmacht befahlen und das streitige Gebiet nur durch eine kleinere Abtheilung bewachen ließen. Naturgemäß mußte aber dieser Vorfall die Chinesen zu der Annahme ver leiten, die verbündeten Mächte seien uneinig, waS zu vermeiden im wohlverstandenen Interesse aller betheiligten Staaten liegt. Aus diesem Gesichtspuncte heraus dürste auch wohl der Obercommandirende Gras Waldersee — wie schon früher bei ähnlichen An- lässen —mit bestem Erfolge vermittelnd eingegriffen haben, indem er vor Allein darauf hinwirkt, daß Russen und Engländer alle Truppen von dem umstrittenen Gebiet zurückziehen. Selbstver ständlich kann es sich hierbei nur um eine Vermittelung aus militärischen Rücksichten und im militärischen Sinne handeln — um eben den Chinesen ein alle Fremden beschämendes Beispiel von Zwiespalt in den Reihen der verbündeten Mächte nicht länger vor zuführen, die jedoch mit der Lösung der vorliegenden Streitfrage nicht daS Mindeste zu thun hat, da diese außerhalb der Competenz des Oberbefehlshabers liegt." Aufthcilungsphantasicn. AuS Berlin, 19. März, wird der „Köln. Ztg." ofsiciös depeschirt: Eine Zuschrift an die „Daily Mail" mahnt die englische Regierung, als Antwort auf die Ueberlassung der Mandschurei an die Russen feste Hand auf das Dangtse- Thal zu legen und den bisherigen Grundsatz der offenen Thür für dieses Gebiet fallen zu lassen. Großbritannien und Japan würden, so lange sie beide allein blieben, nickt den Versuch machen, die Mandschurei an China zurück- zustellen, und daraus ergebe sich von selbst der Beginn der Auftheilung Chinas. Umsomehr müsse jetzt England darauf seben, daß keine andere Macht sich im Ianztse- Thale festsetze oder sich dort einmische. England müsse er warten, daß Deutschland in dieser Hinsicht dasselbe Entgegen kommen beweisen werde, das England Deutschland gegenüber bei der Festsetzung in Schantung bewiesen habe. Die englisch ostasiatische Politik dürfe nicht mehr auf den Grundsatz der offenen Thür, sondern auf die neue Grundlage der alleinigen Vorherrschaft England« über daS Iangtse-Thal gestellt werden. Zu diesem Zwecke müsse England zunächst den Vicekönigen deS Jangtse-Thales die erforderlichen Geldmittel vorschießen, um den Kaiser Kwangsü von Singanfu nach Wutsckang zu bringen. Weiter müsse es eine Pachtung zu Tinghai in Tsckusan erwerben und die Eisenbahn von Schanghai nach Sutschau und Nanking möglichst bald ausführen. Es genügt, diesen Phan tasien gegenüber darauf binzuweisen, daß e» bisher sämmt- liche Staaten als das Hauptziel ihrer Bemühungen, den chinesischen Wirren ein Ende zu machen, gerade umgekehrt die Vermeidung einer Auftheilung China» hingestellt und verfolgt haben. WaS besonders da» Jangtse-Thal be trifft, so ist hinreichend bekannt, daß neben England noch eine größere Anzahl anderer Mächte auf» Leb hafteste an den ferneren Schicksalen dieses reichen Gebiete» Interesse nimmt. Wie weit daS bei Deutschland zutrifft, ergiebt sich schon allein au« dem jüngsten Abschlüsse des deutsch - englischen Jangtse - Abkommens. Aber daneben stehen auch in erster Linie die Vereinigten Staaten von Amerika und Japan, dir ein ganz beträchtliche» Interesse an der Aufrechterhaltung der offenen Tbür in diesen Gegenden haben und sicherlich nicht zulassen werden, daß diese Thür ohne ihre Zustimmung geschlossen wird, Selbst Rußland hat an der Belassung dieser offenen Thür eia Interesse, al« es am Tbeehandel in jenen Gegenden nickt unerheblick betheiligt ist. Schon diese einfachen Thatsache« genügen, um zu be weisen, welch geringe praktische Bedeutung die Anregung der angeführten Zuschrift für die englischen Staatsmänner baden wird. «.o. vo > o. »«r s. ek Hu» :WW0.t.0 »0. »v. »0. »0. »o. »o. >0. t.0. ».o. «.o. >.o. I.V. t. v. t.». ^o. t. n»«ro. i.o. «.v. iHtOI1.lt..» i. n—t o ton Hartl 4 V. Up.
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