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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 04.04.1901
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1901-04-04
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19010404014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1901040401
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1901040401
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1901
- Monat1901-04
- Tag1901-04-04
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Amtsblatt -es Königlichen Land- nnd Amtsgerichtes Leipzig, -es Rathes und N-lizei-Amtes -er Ltadt Leipzig. Donnerstag den 4. April 1901. Anzeigen »Preis die 6gespaltene Petitzeile 25 Reclamen unter dem RedacrtonSstrich (sgespaltea) 75 H, vor den Familirnnach. richten (6 gespalten) 50 H. Tabellarischer und Ziffernsatz entsprechend höher. — Gebühren für Nachwmsungen und Offertenannahme 25 (excl. Porto). Extra-Beilagen (gefalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbesörderung ./t 60.—, mit Postbesörderung 70.—. Annahmeschluß für Anzeigen: Abend-AuSgabe: Vormittags 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittags 4 Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je eine halbe Stunde früher. Anzeigen sind stets an die Expedition zu richten. Die Expedition ist Wochentag- ununterbrochen geöffnet von früh 8 bis Abends 7 Uhr. Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig. 95. Jahrgang. Oie finanziellen Leziehungen zwischen Reich und Bundesstaaten. In seiner letzten Sitzung vom 21. März hat sich der Reichstag wieder einmal und eingehender als seit langer Zeit, mit den finanziellen Beziehungen zwischen dem Reich und den Bundesstaaten beschäftigt. Veranlassung hierzu gahen Die An träge Richter und Müller-Fulda, von denen der erster«, in der zweiten Lesung bereits angerwmmene Antrag die Verwendung etwaiger Ueberschüsse im eigenen Haushalt des Reiches zur Minde rung der Reichsschuld durch das Etatsgesetz, der letztere durch einen Zusatz zu dem Schuldentilgungsgesehe festlegen wollte. Beide Anträge wurden von dem bayerischen Bundesrachsbevoll- mächtigten, sowie den Staatssekretären des Reichsschatzamtes und des Reichsrathes -des Innern nachdrücklich bekämpft, und zwar mit der Wirkung, daß der vom Abgeordneten Richter bean- antragte Zusatz zum Etatsgesetz wieder beseitigt, die Berathung über den Antrag Müller-Fulda dagegen mit jener über das Schuldentilgungsgesetz vertagt wurde. Der bayerische Vertreter war den Anträgen hauptsächlich aus staatsrechtlichen Gründen «ntgegengetreten, indem er jene als unvereinbar mit Artikel 70 der Reichsverfassung be zeichnete. Und das mit unbestreitbarem Grunde. So lange von den Bundesstaaten Matricularbeiträge eingehoben werden, können etwaige Ueberschüsse im eigenen Reichshaushalt nicht zur Schuldentilgung, sondern nur zur Minderung der Matricular beiträge verwendet werden, da letztere verfassungsgemäß nur insoweit eingcfordert werden dürfen, als das Reich nicht in seinen eigenen Einnahmen die Mittel zur Befriedigung seiner Bedürf nisse besitzt. An diesem Grundsatz wurde auch seit dem Bestehen des Reiches festgehalten. Hatten sich bei seinen eigenen Einnahmen Mehrungen, oder bei seinen Ausgaben Minderungen ergeben, so wurden diese Ueberschüsse stets als Einnahmeposten auf Vas jeweils nächste Jahr übertragen und dort in erster Linie zur Be streitung ordentlicher Ausgaben verwendet. Streng genommen hätte sogar diese Verrechnungsweise beanstandet und gefordert werken können, daß Vie Matricularbeiträge des betreffenden Jahres um den Betrag der Ueberschüsse zu kürzen seien. Aus praktischen Gründen hat man aber einen anderen Weg einge- ichlagen, der indessen die Ueberschüsse den Bundesstaaten gleich falls, nur etwas später, zu Gute bringt. Durchaus unzulässig ist es jedoch, solche Ueberschüsse den Bundesstaaten zu entziehen und zur Tilgung von Reichsschulden zu verwenden. Abgesehen von diesen staatsrechtlichen Bedenken, bestehen aber auch gegen die beiden Anträge die schwersten finanzpolitischen. Die Erfahrung zeigt, daß die Ausgaben des Reiches weit rascher wachsen, als seine Einnahmen. Während man noch in den Jahren 1898 und 1899 ganz erkleckliche Mehreinnahmen aus den Ucberweisungssteuern zur Minderung der Reichsschuld ver wenden konnte, ergab schon Vas Jahr 1900 keine derartigen Ueberschüsse mehr und im Jahre 1901 wird voraussichtlich das Erträgniß der Ucberweisungssteuern hinter dem Betrage der Matricularbeiträge um eine Summe zurückbleiben, welch« in der letzten» Reichstagssitzung auf 10 bis 12 Millionen, von anderer Seite sogar noch beträchtlich höher geschätzt wurde. Verwendet man nun etwaige Ueberschüsse im eigenen Haushalte Kes-Reiches aus dem Jahre 1901 bereits in diesem Jahre zur Schulden tilgung, anstatt sie zur Bestreitung ordentlicher Ausgaben des Jahres 1903 zu reserviren, so wird es im Jahre 1903 noch weit weniger möglich sein, einen Etat aufzustellen, der nicht schon von vornherein mit erhöhten Ansprüchen an die Bundesstaaten herantritt, das heißt ihnen Matricularbeiträge auferleg?, kür welche sie in den Ucberweisungssteuern keine Deckung finden. Dies können die Bundes st aaten unmöglich leisten. Ihnen stehen zur Befriedigung ihrer eigenen Be dürfnisse außer dem Ertrage ihrer Domänen und Gewerbe, wozu in den größeren Bundesstaaten namentlich auch die Eisenbahnen gehören, in der Hauptsache nur die directen Steuern zu Gebote. Mit diesen beschränkten, einer plötzlichen Steigerung theils über haupt nicht, theils nur schwer fähigen Einnahmen, die sich eben falls unausgesetzt steigernden eigenen Bedürfnisse zu befriedigen, ist schon jetzt eine schwierige Aufgabe. Wenn aber die Einzel staaten außerdem noch virecte Leistungen an das Reich machen sollten, so wäre das eine Forderung, die für mehr als «inen Bundesstaat einfach unerfüllbar wäre. Daß das Reich endlich einmal an «ine ausgiebigere Tilgung seiner Schulden herantreten müsse, ist em Verlangen, dessen Be rechtigung die Bundesstaaten zur Genüge dadurch anerkannt haben, daß sie auf die ihnen zustehenden Mehreinnahmen aus den Ucberweisungssteuern schon seit einer Reihe von Jahren nahezu vollständig verzichteten. Bedarf das Reich, sei es zum Zwecke der Schuldentilgung, sei es für andere Zweck«, weiterer Mittel, so darf es diese nicht von den Bundesstaaten einheben, dann muß es sich vielmehr selbst neue Einnahmequellen er schließen, dann muß aber auch — unv diese Forderung ist im Interesse der Einzelstaaten immer wieder zur erheben — ein« definitive finanzielle Auseinandersetzung zwischen dem Reich und den Bundesstaaten stattfinden, und zwar auf der einzigen richtigen Basis, daß keiner von Ken beiden Tbeilen an den andern mehr zu zahlen hat, als er von dem selben empfängt. Die politische Nothwendigkeit einer solchen Auseinandersetzung scheint gerade in denjenigen Reichstagskreisen, welche sonst für die Selbstständigkeit der Einzelstaaten eintretrn zu wollen erklären, nicht genügend gewürdigt zu werden. So lange das Reich in der Lage ist, durch eine beliebige Erhöhung der Matricularbeiträge in der störendsten Weise in lxn Haushalt der Einzelstaaten einzugreifen, kann von einer finanziellen Selbstständigkeit der letzteren nur bedingt die Reke sein. Ihr Haushalt müßte sich dann jeweils nach den Ansprüchen richten, welche das Reich erhebt, und an die Erfüllung der den Einzel staaten obliegenden Aufgaben könnte nicht el)«r und nur so weit herangetreten werden, als das Reich nicht auf die Mittel der Einzelstaaten Beschlag legt. Zu welchen Consequenzen ein solches Berhältniß führen würde, braucht nicht näher dargelegt zu werden. Man wird daher wohl die Hoffnung aussprechen dürfen, daß bis zur Wiederaufnahme der Verhandlungen über den An trag Müller-Fulda sich die Ueberzeugung von der Nothwendigkeit einer organischen Finanzreform Bahn gebrochen habe, welche dem Reiche gewährt, wa« des Reiches ist, aber auch den Bundesstaaten läßt, was ihnen gehört. Oie Wirren in China. Ter Mandschurctvertrng. * Der Berichterstatter der „Times" in Peking telcgraphirt unter dem 29. März über ein Interview, das er mit Li-Hung-Tschang gehabt hat. Li-Hung-Tschang hat zu gegeben, daß seine Politik auf die Ueberzeugung gegründet sei, daß Rußland die einzige Macht ist, die China zu fürchten habe. Rußland hat seiner Zeit Chinas anzebvten, wegen der Mandschurei mit ihm zu verhandeln. China hatte eS nicht ablehnen können, da es zu Beginn der Unruhen durch seine Beamten ins Unrecht gesetzt wurde, indem diese russische Streitkräfte angriffen. Beim Fortschreiten der Unterhandlungen wurde Rußlands Ton gebieterischer. China würde eS vorgezogcn haben, daß die mandschurische Frage durch das Concert der Mächte behandelt würde, aber Rußland lehnte entschieden eine dahingehende Anregung ab. Als China verschlug, daß wenigstens die Bedingungen des Abkommens den befreundeten Mächten mitgetheilt werden sollte, untersagte dies Rußland, indem es jegliche Mittheilung über die schwebenden Verhandlungen für eine Verletzung deS diplomatischen Brauches erklärte. Li-Hung-Tschang leugnete nicht die Existenz freundschaftlicher Abmachungen zwischen China und Rußland, erklärte aber, sic gingen nur China und Rußland an. Warum haben sich die Mächte, wenn sie Informationen wünschten, nicht nach Petersburg statt nach Peking gewandt? China sei bereit, Informationen zu geben, wage aber nicht, Rußland herauszufordern. Entweder fürchteten die Mächte Ruß land — wie könnten sie dann davon überrascht sein, daß auch China Rußland fürchte? — oder aber die Mächte betrachteten die Frage als eine Angelegenheit von untergeordneter Be deutung. Wie könne in diesem Falle China auf ihre Unter stützung rechnen? Er gebe zu, daß das Abkommen noch nicht unterzeichnet sei, er sei aber überzeugt, daß China eS unterzeichnen müsse und unterzeichnen werde. Als China die Unterzeichnung verzögert habe, sei die Sprache Rußlands ganz offen eine d rohen de geworden. Jetzt drohe Ruß land geradezu mit der Annect irung der Mandschurei. Als es an die Zusicherungen erin -ert worden sei, die eS den Mächten in dem Sinne gegeben habe, daß es leine territorialen Vortheile suche, habe Rußland erklärt, eS sei fest entschlossen, die Zu sicherungen, die eS nur bedingungsweise gegeben habe, zurück zuziehen. Er müsse auch zugcben, daß China keinerlei Sicher heit dafür habe, daß das Abkommen Rußland dauernd zufriedenstellen werde, er rechne aber immerhin auf eine Frist von 10—20 Jahren, während welcher Zeil Rußland die Mandschurei russificiren werde. „Daily Telegraph" berichtet aus Washington: Der chinesische Gesandte habe von Neuem die Vereinigten Staaten ersucht, ihre guten Dienste zu verwenden, um die Vollziehung deS Mandschurei-Vertrages zu ver hindern. Die Pariser Ausgabe deS „New Aork Herald" veröffent licht eine Depesche ,auS Peking unter dem 2. April, die besagt, Japan habe gestern China die schriftliche Versicherung gegeben, daß eS die Consequenzen der Weigerung Chinas, den Mandschurei - Vertrag zu unter zeichnen, theilen werde, selbst wenn die Weigerung einen Krieg nach sich ziehen sollte. * Aokohama, 2. April. (Reuter's Bureau.) Die leitenden Blätter stellen fest, die russische Regierung habe in einer Antwort auf die Vorstellungen Japans in der mandschurischen Frage erklärt, sie wünsche nicht, mit einer dritten Macht über die Ver handlungen mit China in Erörterungen einzutreten. Das vor geschlagene Abkommen sei rein temporär, und es sei nicht beabsichtigt, die Souveränetät Chinas zu schmälern oder die Interessen irgend einer anderen Macht zu verletzen. Rußland sage weiter, es wolle den Inhalt Les Abkommens, sobald es ab geschlossen sei, Leu übrigen Mächten mittheilen; die Bestimmungen des Abkommens würden für diese zweifellos annehmbar sein; sollte aber irgend ein Paragraph für Japan unannehmbar sein, so werde Rußland bereit sein, über diese Angelegenheit mit Japan in einem freundlichen Sinn« zu verhandeln. * LsuSon, 3. April. (Telegramm.) „Morning Post" be- richtet aus Paotingfu unter dem 31. März: Nach Mittheilungen chinesischer Beamten haben diese am 30. März von Li-Hung- Tschang die Nachricht erhalten, das russische Abkommen sei unterzeichnet worden. Ferner seien sie darüber informirt, der Kaiser w«rde nächsten Monat nach Peking aufbrechen, die Kaisrrin-Wittwe aber zurücklassen. — Nach einem Telegramm des „Standard" auS Tientsin vom 1. April erwarten die Chinesen, da« Mandschurei-Abkommen werde in den nächsten fünf Tagen ratificirt werden. Äa-au und Rußland. Ueber di« kriegerische Stimmung in Japan schreibt die von dem Japaner Kisak Tamai redigirte Monatszeitschrift „Ost- Asien" u. A. Folgendes: „Nach Kem Regen scheint die Sonne", sagt «in nicht nur im Westen, sondern auch im Osten bekanntes Sprichwort. Ueber China unk Japan klärte sich nach Beendigung des Krieges der Himmel auf unk in der hellstrahlenden Sonne des Friedens wur den die gegenseitigen Beziehungen der beiden Staaten die denkbar besten und freundschaftlichsten. Wenn die sibirische Eisenbahn ganz vollendet sein wird, dann wird «in reger Verkehr zwischen Japan und Rußland sich ent falten, und Kiefer würde durch erst späteren Ausbruch des Krieges weit größere Schäden erleiden, als Kies vorher der Fall sein würde. Rathsam ist es daher, die unvermeidlich explodirende Mine schon vor Fertigstellung der sibirischen Bahn zur Explosion zu bringen, damit sich später kie gegenseitigen Verhältnisse in sbenso freundlicher Werse gestalten können, wie die zwischen China und Japan nach dem letzten Kriege. Der liebe Zar hegt, wie man sagt, immer große Erobcrungs Pläne und kann daher kein Freund deS Friedens sein; wir glauben das Gegentheil unk halten denselben für einen großen Förderer des Friedens Der beste Beweis hierfür ist der vor zwei Jahren auf seine Veranlassung «gusammengctretene internationale Friedenscongreß im Haag, welcher vielleicht, nachdem die geord neten Zustände wieder hergrtzrllt sink, einen Nachfolger in der schönen Mandschurei sinken könnte. Bevor jedoch letzteres ge schehen kann, müssen Japan und Rußland ihre Differenzen in gegenseitigem Kampfe vollständig geschlichtet haben. Vorher können sich diese beiden Mächte niemals mit wahrer Herzlichkeit begegnen und Klos unter dem Scheine der Aufrichtigkeil und nach Diplomatenart'formell miteinander verhandeln. Marquis Ito sucht möglichst alle Streitigkeiten mit Rußland zu vermeiden, und der Chefrekactcur der in Tokio erscheinenden angefehnen Zeitung „Tokyo Mainichi Shimbun", Herr Saburo Shimäda, fördert dessen Bestrebungen mit großem Eifer. Schon einige Jahre lang ist die Zeitung besonders eifrig an der Arbeit, entgegen der allgemeinen kriegerischen Begeisterung, für die Freundschaft mit Rußland zu agitiren. In Folge dessen ist die feindselige Stimmung gegen das Zarenreich zwar etwas abge schwächt worden; trotzdem aber sink kie Zustände unter Ken heutigen Verhältnissen unhaltbar. Tie AriedenSbedingungen. Dem „Reuter'schen Bureau" wird ans Peking unter deni 1. April telegrapbirt: Die Generale haben sich dahin geeinigt, daß die Forts von Taku, Schanbeikwan und Tientsin zum Mindesten gebrauchSunfähig zu machen seien, das Nordfort an der Einfahrt in den Fluß bei Taku aber gänzlich zerstört werden müsse, da es den niedrigen Wasserstand an der Barre verursachte. Dieser Vorschlag sei von den fremden Kaufleuten mit großer Genugthnung ausgenommen worden, da, wenn er zur Aus führung gelangt, der Fluß wieder bis Tientsin schiffbar wird. * London, 3. April. (Telegramm.) Die „TimeS" berichten aus Peking unter dem 3l. März: Die Vertreter aller Mächte außer Rußland haben Instructionen er halten, dem chinesischen Bevollmächtigten ungesäumt die Liste derjenigen Provinzialbeamteu zur Bestrafung einzuhändigen, über die man sich ursprünglich geeinigt hat. * London, 3. April. (Telegramm.) „Reuter's Bureau" berichtet aus Peking unter dem 2. April: Feldmarschall Gras Wald er fee hat die Generale, die die Verbündeten commandiren, ersucht, mit ihm im Winlerpolast zujammenzukommen, um zu berathen, was den Gesandten in Betreff des militärischen Vor gehens zu empfehlen ist, das hinsichtlich gewisser Artikel der gemeinsamen Note erforderlich sein könnte. Reue Kämpfe. Dem „Reuter'schen Bureau" wird auS Paotingfu unter dem 30. März berichtet: 10 000 Mann chinesischer Truppen unter dem Führer der Sckwarzflagge Linkluantes (?) stehen zur Zeit zwölf Meilen von Huolu, wo 3000 Mann französischer Truppen ungeduldig darauf warten, die Chinesen angreifen zu dürfen, durch positive Befehle auS Peking aber vom Angriffe zurückgehalten werden. Paotingfu ist völlig ruhig und in einer besseren Verfassung, als irgend eine von den Verbündeten besetzte Stadt. Die obrigkeitlichen Geschäfte werden ganz von chinesischen Beamten besorgt, die französische und deutsche Commission verhalten sich rein beratbend; sie greifen nur in Fällen ein, wo eS sich um wirkliche Ungerechtigkeiten handelt, unk handeln dann als eine Art Appellgericht. * Tientsin, 3. April. („Reuter's Bureau".) Vergangenen Sonntag wurde sieben Meilen nördlich vor hier eine ungefähr 1000 Mann starke Räuberbande von einer Compagnie Deut schen angegriffen und in die Flucht geschlagen. Elf Räuber fielen, SO wurden verwundet und 30 gefangen genommen. Die Deutschen erbeuteten ein Geschütz und eine Anzahl Karren. Es verlautet, ein Dutzend Ausländer sollen mit Räubern in Ber- bindung stehen. * Peking, 2. April. Kürzlich wurden in Tschengtingfu, 120 Kilometer südwestlich von Paotingsn, Christen nieder gemetzelt. Die Colonne des französischen Generals Baillonet ging dorthin gestern mit der Eisenbahn ab. (Köln. Ztg.) Li. * Tientsin, 2. April. (Reuter's Bureau.) Li-Hung-Tschang kehrt, von einer Leibwache begleitet, nach Shanghai zurück; er ist noch immer unpäßlich. Er wird Donnerstag hier erwartet. Der Krieg in Südafrika. Man schreibt unS aus Londock unterm 2. April: „Es liegen verschiedene Meldungen darüber vor, daß «encralcommandmlt Botha «ntz General Te Wet sich bei Vrede getroffen haben, um über ein gemein schaftliches Operiren im Transvaal zu berathen. Ihre Ab sicht soll sein, mit den ihnen im äußersten Falle zur Verfügung stehendeu 10 000 bis 12 000 Mann sich in einigen schnellen und gewagten Schlägen gegen den General French zu wenden, den sie sozusagen von der Basis Pretoria-Johannesburg abgeschnitten haben, und wenn die hierauf bezüglichen Operationen für die Boeren erfolgreich ausfallen, so würden Botha und De Wet eine Frontänderung gegen Pretoria vornehmen. Bereits die aller nächsten Tage sollen in dieser Hinsicht einige Ueberraschungen bringen, und inzwischen überstürzen sich die Meldungen ver schiedensten JnbaltS, welche sich allerdings alle mit Botha und De Wet beschäftigen, ohne jedoch betreffs ihres Zusammen treffen» und ihrer gemeinsancen Pläne sich auch nux an nähernd einig werden zu können. ES wirkt geradezu amüsant, bei einer Gelegenheit wie der jetzigen, wo neue Schachzüge der Boeren drohen, den Uebereifer der englischen Kriegsbericht erstatter zu verfolgen, mit welchem diese ihre Blätter über die wichtigsten Puncte in der neuen Phase durch die blödesten und offenbarsten Erfindungen auf dem Laufenden zu halten suchen. Wenn dann in früher Morgenstunde diese bunte Musterkarte von „eigenen Telegrammen" in den Londoner Morgenblättern sich dem erstaunten Leser präsrntirt, so kann man sich nur immer wieder wundern, wie geduldig doch das Papier und das englische Publicum sind." 2» per Capcolsnie haben die Boeren in der Nähe von Naauwpoort eine eng lische Aufklärung-abtheilung umzingelt und nach kurzem Kampfe zur Uebergabe gezwungen, nachdem ein englischer Officier und fünf Mann getödtet worden waren. Die Ge fangenen, 2 Ossiciere und circa 40 Mann wurden wie üblich um ihre Waffen, Munition und sonstige Ausrüstung er leichtert und dann etwas schneller vielleicht, als ihnen erwünscht, heimwärts auf den Trap gebracht. Die Nachrichten über Sie Pest in Capsladt lauten andauernd äußerst beängstigend, und bis beute sollen circa 030 Fälle unter Beobachtung sein, von denen weit über 300 ausgesprochene Pestfälle sind. Gestern starben 4 Europäer und 13 Farbige. Deutsches Reich. -L- Berlin, 3. April. (Bund der Landwirthe und Rheinischer Bauernverein.) Auf der ersten Provinzialversammlung des Bundes der Landwirthe in der Rheinprovinz am 30. März, die sich unter de: Aegide Kes Herrn v. Wangenheim und I)r. Hahn vollzog, ist es zu bemerkenswerthen Auseinandersetzungen mit dem Vorsitzenden des Rheinischen Bauernvereins, dem Grafen An ton von Spee, gekommen. Nach der „Deutsch. Lagesztg." führte Letzterer aus: Die Rede des Herrn v. Wangenheim habe ihm sehr gefallen, sie hätte aber im Rheinischen Bauernverein ge halten werden sollen. Für den Einbruch (Oho - Rufe) in Rhein land liege kein Bedürfniß vor, da die vorhandenen Bauernver einigungen vollauf genügten. Auch seien die Interessen des Westens von denen im Osten sehr verschieden. (Nein - Ruse). Er gedenke, die Selbstständigkeit und Unabhängigkeit des Vereins, an dessen Spitze er berufen sei, entschieden zu wahren. Freiherr v. Wangenheim sprach seine Verwunderung darüber aus, daß College Graf Spee, mit dem er im wirthschastlichen Ausschüsse in allen wichtigen Fragen Hand in Hand gegangen sei, hier den Samen der Zwietracht säe, unk Bundesdirector Or. Hahn be dauerte ebenfalls das Auftreten des Grafen Spee, zu dem keine Veranlassung gegeben sei. Diesen Aeußerungen gegenüber be harrte Graf Spee kühl auf seinem Standpuncte, daß er mit dem Bunde gern gemeinsam arbeiten wolle, seinem Vereine aber die volle Selbstständigkeit wahren müsse. Wenn Graf Spee sich und dem ihm anvcrtrautcn Vereine den Einfluß der Berliner Bundesleitung vom Leibe hält, so handelt er ganz zweifellos im Interesse des Rheinischen Bauernvereins, der lang« vor dem Bunde der Landwirth« die Interessen der rheinischen Bauern mit Erfolg und mustergiltig wahrgenommen hat. Nicht Graf Spee ist der Störenfried, sondern der viel später ins Leben getretene Bund, bez. die Berliner Bundesleiter. Im Uebrigen braucht man blos an die Staffeltarife zu erinnern, um zu zeigen, daß die landwirthschaftlichen Interessen des Westens andere, als die des Ostens sind. * Berlin, 3. April. (Grenzgarnisonen.) Die Mör- chinger OfficierStragödie veranlaßt die „Köln. Zta.", auf die Schattenseiten der Grenzgarnisoncn hinzuweisen. Lüe meint, man müsse diesen Garnisonen mildernde Umstände zubilligen, wenn dort bei Liebesmahlen deS Guten zu viel gethan werde, indem sie ausführt: Alle Garnisonen sind ja nicht so schlimm, wie Mörchingen, das den Bogel in dieser Beziehung abschiebt, aber noch eine ganze Reihe bieten den Lfficieren außer dem Dienst so gut wie gar keine Anregung. Im Allgemeinen verläuft LaS Leben im Casino, auf das die Ossiciere fast ausschließlich angewiesen sind, eintönig und wenig anregend, es ist daher gar nicht unerklärlich, daß man in diesen Garnisonen, wenn einmal ein besonderer Festtag kommt, sich ihm mit doppelter Lust hingiebt und auch über die Stränge schlägt. Da die OssiciercorpS der Grenzgarnisonen weniger Osficierersatz haben, als die begünstigteren in der Mitte des Reiches, so können die Regimenter auch weniger Ossiciere zu auswärtige» CommandoS abgeben, und Viele sind ge- zwungen, ein, ja selbst zwei Jahrzehnte in einem solcken Neste zuzubringen. Besonders starke Naturen werden auch darüber hin- wegkommen, aber viele werden unstreitig unter dem öden Eindruck eines solchen Garnisonslebens allmählich abgestumpft und nieder gedrückt, und wir möchten behaupten, daß die Abnutzung des OssiciercorpS sich in solchen Garnisonen schneller vollzieht als in anderen. ES ist nur eine der Folgeerscheinungen, wenn Ossiciere unter solchen Umständen den C a s i n o f r e u d e n mehr als empsehlenswerth huldigen, man wird aber auch annehmen müssen, daß im Allgemeinen eine Niederdrückung ihrer geistigen Qualitäten als Folge eintreten muß. Im ewigen Joch deS Dienstes ohne jede andere höhere Anregung, von der Heimath oft durch große Entfernungen getrennt und dadurch auch beim Urlaub nehmen behindert, bei dem sie sich doch einmal in anderer Atmo sphäre erholen könnten, vermögen sie nicht die geistige Elasticität und Frische zu erhalten, wie ihre begünstigteren Kameraden, und es ent steht daraus die Befürchtung, daß wir mit der Zeit in unseren Grenzregimentern ein Officiermaterial haben werden, das hinter dem der anderen zurücksteht. „Mörckingen" — so bemerkt hierzu die „Nat.-Zta." — „ist allerdings die elendeste aller reichsländischen Garnisonen; allein im Osten des Reichs finden sich nicht wenige, die in einer Concurrciiz mit Mörchingen dieses schlagen würden. Die Officier« der beiden Bataillone, die nach Posener Blättern nach Schroda und Schlimm verlegt,werden sollen, werben merken, waS e- beißt, in einem polnischen Neste die Stunden auskosten zu müssen, die kommen, wenn deS Dienstes ewig gleichgestellte Uhr nicht mebr schlägt. Aber auch die Kleinstädte deS rein deutschen Ostpreußens sind wie dazu geschaffen, die Langeweile im Dasein in erschreckendster Weise zu lebren. SenSburg und Orrelsburg, Goldap und Darkehmeu — den Officier schaudcrt'S, wenn er diese Namen hört! Es ist nur zu begreiflich, daß die ledigen Ossiciere, die an solche Orte gebunden sind, sich schließlich an den Becher halten. Und wie mit den Lfficieren islS mit den anderen Beamten. Durchaus zutreffend ist, waS uns vor einiger Zeit eine Post karte mittheilte: Der goums loci DarkehmenS ist frucht!"" WaS aber ist zu thun, die bösen Einflüsse solcher Garnisonen
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