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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 26.04.1901
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1901-04-26
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19010426011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1901042601
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1901042601
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1901
- Monat1901-04
- Tag1901-04-26
- Monat1901-04
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A«Avigeu«PreiS die dgespaltene Petitzeile 25 Rrclavien unter dem Redacrion-srrich (-gespalten) 7b vor den Familirnnach. richten (v gespalten) 50 .L,. Tabellarischer und Zisfernsatz entsprechend höher. — Gebühren für Nachweisungen und Offertenannahme Sb H (exrl. Porte- Extra-Beilagen (gefalzt), nur mit der Morgen.Ausgabe, ohne Postdesörderung ./k iiö.—, mit Postbesärderung 70.—. Annahmeschlub für Anzeigen: Abend-Ausgabe: Bormittags 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittags 4 Uhr. Bei den Filialen uud Annahmestrllen je rin» halbe Stunde früher. Anzeigen sind stet- an dir Expedition zu richten. Di» Expedition ist Wochentags ununterbrochen geüffnet von früh 8 bis Abends 7 Uhr. Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig. 95. Jahrgang. Freitag den 26. April 1901. Die FlotlerMe -er frauMschen Marine. ^.K). Eine kleine Broschüre über den Stand der fran zösischen Flotte am I. Januar 1901 ist soeben vom französischen Marrneministettum veröffentlicht worden. Obgleich nicht ge heim, ist der Inhalt dieser Arbeit doch nur wenig bekannt, da sie nicht im Handel erscheint, und nur den Parlamentsmitgliedern HU informatorischen Zwecken überwiesen wird. Sie enthält ab- Glut zuverlässige Angaben über sämmtliche SchiffSneubauten und den Flottenbestand und ermöglicht mit der gleichwerthigen Zusammenstellung drS vergangenen Jahves zutreffende und er schöpfende Vergleiche über die seit dem 1. Januar 1900 gemachten Fortschritte. Am 1. Januar 1901 bestand die französische Flotte aus 358 Kriegsschiffen, und zwar: 20 Linienschiffen, 14 gepanzerten Küstenwachtschiffen, 8 Panzer-Kanonenbooten, 6 Panzer kreuzern, 5 Kreuzern 1., 14 2. und 13 3 Classe, 1 Torpedo- treuzer, 20 Torpedobootszerstörern, 10 Aviso-Torpedobooten, 32 Hochfeetorpedobovten, 109 Torpedobooten 1., 70 2. und 16 3. Classe, 5 Torpedo-Bedettebooten, 9 Torpedotransport- dooten und 6 Unterseebooten. Am 1. Januar 1900 zählte die französische Flotte 352 Schiffe, so daß der zahlenmäßige Zu wachs sich innerhalb Jahresfrist auf nur 6 Fahrzeug« beläuft. Dafür haben, wie aus der vorliegenden Broschüre hervorgeht, im vergangenen Jahre zahlreiche Neu-Indienststellungen für ausrangirte und einige untergegangene Schiffe stattgefunden, so daß, wenn auch nicht der Zahl, so doch der Qualität nach, ein, wenn auch nur kleiner, Fortschritt in der Entwickelung oer Flotte gegen das Jahr 1899 zu erkennen ist. Ein näherer Vergleich der diesjährigen und vorjährigen Flottenlistr zeigt nun zunächst, daß sich bei den Linienschiffen, den Panzerkanonenbooten, den Panzerkreuzern und den drei Elasten der Kreuzer nichrs geändert hat, und daß nur unter den grp/nzrrten Küstenwachtschiffen der „Onondaya" zur SchiffSreserve iibergetreten ist. Größere Veränderungen finden sich erst Fei den Torpedobootszerstörern, deren Zahl durch die Jir- vienststellung veS „Fauconeau", „Espingolr", .Pique", ,Ep6e", „Datagan" und des den Chinesen abgenommenen „Taku" ver mehrt wurde. Im Bestand« der Hochsertorpedoboote, die be kanntlich an Stelle der früheren «Äschwader-Torprdoboote ge treten find, hat sich nur ein Wechsel vollzogen durch Einstellung des „AndacieuxE und Verkaufs des „LanSquenet". 8 Torpedo boote 1. Classe Nr. 215, 229, 241, 245—47, 251, 252 sind erstmalig in Dienst gestellt worden, doch beträgt der Zuwachs dieses Schiffstyps insgrsammt nur 6 Fahrzeuge, da der „Bouet- Willaumez" untergegangen und Nr. 151 in die SchiffSveserv« eingereiht worden ist. Während sich die Zahl der Torpedoboot« 2. Classe um 6, die der 3. Classe um 1 verringerte, die aus der Flottenliste gestrichen wurden, find die bisher vorhandenen drei Unterseeboote um drei vermehrt worden. Der, wie ersichtlich am 1. Januar 1901 nur gering gewesene Zuwachs im Bestände der französischen Flott« wird am gleichen Tage 1902 weit umfangreicher sein, da die Zahl der am zuerst genannten Datum im Bau oder auf der Probefahrt befindlichen Schiffe 72 betrug, während sie das Vorjahr nur 60 erreichte. Die 72 Fahrzeuge Vertheilen sich auf 2 nahezu vollendete Linienschiffe, 14 Panzerkreuzer, von den«n 6 fast fertig sind, 1 ebenfalls fast fertigen Kreuzer 1. Classe, 11 Torpedo bootszerstörer (davon 2 beinahe fertig), 9 Hochseetorpedoboote, 25 Torpedoboote 1. Classe (2 fast fettig), 1 Torpedo-Vedette- boot und 8 Unterseeboote. (Anm. 12 weitere Unterseeboote wurden erst im März dieses Jahres in Auftrag gegeben). A«S der Liste der Schiffe zweiter Linie wurden 6 Schiffe ge strichen, und zwar 5 alte Holzpamerschrff« und der in Japan verloren gegangene Transport Kämpfer „Tarawa ne". Da» ist der wesentliche Inhalt der Eingang- erwähnten offickrflen Veröffentlichung, die ihrer gedrängten und zuverlässi gen Ueberficht wegen nicht ohne Interesse sein dürfte. Die Wirren in China. * Peking, 25. April. („Reniers Bunan.") Sine inter national» Truppe vor. 800 Mana, unter dem Oberst Radford verließ Siba-chaikwan, nm »in« Räuberbande z« bestrafen, di« bei Fuaiagsa mit einer Tomvaqnte des 4. Pentzfchab-Infanterie- Regiments ein Gefecht gehabt hatte, in dem Major Browning ge fallen war. Dir Räuber leisteten der Trupp« Radford's Wider stand; von dieser fielen sechs Engländer, zwei Japaner und «in Franzose. Die Räuber hatten SO Todt»; si« flohen von Radford verfolqt, in die Berge. Der Leichnam des Major- Browning wurde aufgesunden. * -akahama, L4. April. (..Reut^s vuresu".) In einer Minister, rathssitzung gab der Fiuan-Minister Erklärungen über sein« Finanzpolitik, di» günstig »usgrnomme» wurden. Die Minister« krisiß wird nunmehr als beendet angesehen. Ortes »Bi, Vr. Kiittuer (Schluß.) IsisßksitU, 12. Februar. Der chitiesische Winter gestaltet« sich während der Monat« Deremder und Januar über Erwarten erträglich. Di« Kälte erreichte zwar iiemlich hohe Grade, aber di« Sorttre Italien» sorgt« doch dafür, daß sie Mittagsstunden fast stets angenehm wariN waren. Wir haben viele sonnige Wmtertage erlebt, wie sie in der Heimath nicht Vorkommen. Erst in letzter Zeit ist die Witterung zu uns-rrm Schmerz wieder recht ungünstig geworden, denn der Sanosturm jagt wieder tagelang über die Strppe, den Himmel in eine einzige gelbe Staubwolke verwandelnd. — vor einigen Tagen war ich in Peking. Das ist wirklich die „Stadt der Städte", eine wahre Kaiserstadt. Allerdings geht diese Erkenntniß nur dem vom Schicksal begünstigten Menschen auf, welcher Selegenhei: hat, die Hauptstadt des himmlischen Reiche» jetzt während der Besetzung durch die Verbündeten Truvpen zu besichtigen. Denn Alles, was wirklich erhaben und großartig ist, war früher dem „Uankwetse" verschlossen, ebenso wie es auch dem weißen Kauf mann brrnoten «ar, sich in Peking anzufledttn. vrrjen ge aber, welcher nicht in di« Kuiserpuliiste hineingttommen ist, weiß gar nicht, was Petina eigentlich bedeutet, welche Füll« von Kunstsinn und Geschmack hur dtt borgen Gewesen ist. Et lernt nur den un- «ndlichen 1r«h.l kennen, der auf den Straßen herrscht, und zu meinem Lridwesnr auch den «äendsichen Schmatz, auf welchem Millionen von Menschen Jahrhunderte lang getwt haben und noch leben, «ine Thatfache, 'die schon an und für sich unbegreiflich ist. Das Straßenleben in Peking ist jetzt, wo sie Bevölkerung allmählich Vertrauen gewinnt, wohl wieocr so lebhasl, wie es früher gewesen ist, nur ist das Durchstreifen der Straßen wesent lich cmgenehm-r geworden, seit die Chinesen sich keine Ucbergriffe mehr erlauben und dem fremden Teufel höflich und zuvor kommend entgegentreten, anstatt ihn, wie früher, zu beschimpfen und mit faulen Erern oder Straßenschmutz zu bewerfen. Un- g-chcurr ist der Trubel auf oen Pekinger Handelsstraßen, deren rine jetzt den Nomen „Kettelerstraße" erhalten hat, zürn An denken an den in ihr ermordeten deutschen Aesand:en. Alles schreit und rennt durcheinander. Nahrungsmittel Gegenstände zum täglichen Gebrauch, Seiden, Pelze, Porzellane, Bronzen werden zum Verkauf angeboten; dazwischen treiben sich jämmer lich verstümmelt« Bettler umher, Gaukler und Schlangenmenschen zeigen für ein paar Cash ihre hervorragenden Künste, Sänger, Geiger und Guitarrespielcr bringen ohrenzerreißende Töne her vor, und auf Garküchen werden Speisen bereitet, von denen der Europäer schaudernd wegblickt und wegriecht. Alles das spielt sich zwischen Häuserreihen ab, deren groteSke und verzerrte Formen mit ihren Drachenköpfen, Laternen und Jnschriftcn^den fremdartigen Eindruck des Ganzen noch vermehren. Pekings Straßen sind dreitheilig, da «in erhöhter Damm tn ihrer Mitte läuft. Dieser Damm ist aus dem Schmutz und Kehricht der an liegenden Häuser im Laufe der Zeiten entstanden; er gewinnt eigentlich nur Bedeutung während der Regenzeit, wenn rr relativ passirbar aus dem allgemeinen Scblammmeere heroorragt. Auf dem Damm fahren unabsehbare Reihen der charakt«ristischen zweiräderigen Cbinesenkarren, bewegen sich Reiter auf zottigen Ponnies und den für viel vornehmer geltenden Maulthieren, tragen Kulis an schwankenden Bambusstäben d!« schwersten Lasten. Man muß nur staunen, daß Alles auf dem schmalen Pfad aneinander vorbeikommt, und daß nicht jeden Augenblick ein Unglück passitt. Eigenartig wirkt der Contrast, wenn man aus dem Trubel der Handelsviertel in die eigentliche Kaiserstadt ein- biegt. Sie wird von der profanen Außenwelt durch riesenhafte Mauern und Thore abgeschlossen, die zum Theil ganz sonderbare Namen tragen (Thor 'der mittleren Eintracht u. s. w.) Da oer in Peking selbst gelegene Winterpalast trotz großer Schönheit hinter dem außerhalb Pekings befindlichen Sommerpalast zurück steht, so will ich Ihnen nur den letzteren schildern. Man er reicht den Sommerpalast nach etwa zweistündigem Ritt durch eine anmuthige Gegend. Auf dem Wege und in Peking selbst hott man oft ein eigenthümliches, Lolsharfenartiges Klingen in den Lüften; es rührt von den „singenden Tauben von Peking" her, welche oberhalb des Schwanzansatzes verschieden abgcsttmmte HGzpfeifchen tragen, die beim Fluge ertönen, dem Chinesen zum Ohrenschmaus, der Taube zum Schutz gegen di« zahlreichen Raubvögel. Der Sommerpalast ist eine mächtige Anlage, welche im Gefammtentwurf wie in der Einzelausführung so viel Ge schmack verräth, daß man sich staunend fragt, was man mehr be wundern soll, den fernen Kunstsinn oder di« Originalität. Denken Sie sich einen riesigen See, im Sommer völlig bedeckt von Lotos blumen, im Winter eine spiegelnde oder schneebedeckte Eisfläche. Um das Wasser gruppiren sich wrbenprächtige, zum Theil in den See vorspringende Tempel und Kioske, Tusfsteinberge undGrott«n umrahmen die Ufer, und zu einer mit dunklen Cypreffen be standenen Insel führt ein« mächtige Brücke auS reinweißem Marmor. Btt jeder Biegung des Weges bieten sich neu« Bilder. -Auf einem Marmorsockel ruht die uralte Bronzefigur der heiligen Kuh; sie bewacht den Lotosse« mit seinen phantastischen Fahr zeugen und dem mächtigen Marmorschiff, das auf dem Wasser zu schwimmen scheint. Wundervoll hebt sich diese fremdartige Pracht von dem tiefblauen Hrrnmrl ab und von dem in der Ferne oerschwimmenden Gebirge, welches auf seinen Gipfeln und Vor sprüngen charakteristische Tempel umd Pagoden trägt. Dec elgrnr- liche Palast überblickt den ganzen See und stttgt in Terrassen bis zu mächtiger Höhe «mpor. Seine trotz bizarrer Formen doch künstlerisch schonen Dächer sind auS gelben Fayence-Ziegeln her- gestellt, wie gelb als Kaiserfarbe überhaupt eine große Rolle spielt. Einzelne Gebäude sind ganz in Fayence ausgeführt, so ein dem Palaste gegenüberliegender, blaugrün leuchtender Duddhatempel. Am meisten frappirt hat mich das Verständniß der Chinesen für malerische Farbenzusammenstellungen und di« Schönheit der Farben selbst. DaS in den Jnnenräumen sehr viel verwandt« „Sang-de-boef" und ein tiefes Lapislazuli-Blau sind geradezu wunderbar schön. Von der Pracht, die einst geherrscht hat, als der Kaiser mit Tausenden von Eunuchen und Harems damen hier refidirte, kann man sich i«ht keinen vollständigen Be griff mehr machen, da Viel«» zerstört ist, doch lassen di« vor handenen Schnitzereien, die eingelegten Möbel und riesigen Bronzesigurtn darauf schließen, daß die Eintt-^tung der Innen räume mit d«r Schönheit der GesamMtlage harmonirt hat. (Schwab. Merc.) Deutsches Reich. * Berlin, 25. April. (SamtnluugSpolitischeS.) Es ist immerhin ab und zu ganz amüsant zu lesen, wie die Halb- und Dreiviertel-OsficiSstn den unartigen Conservativen in der Canalfrage gut zureden. Großes Gewicht ist diesen Stimmen natürlich nicht beiznlegen und kein Mensch glaubt daran, daß sie irgend einen Eanalqegnrr umfloßen könnten. Aber als Stimmungsbilder sind sie manchmal doch nicht ganz ohne Werth. Heute schreiben die „Berl. Pol. Nachr." in dem ihnen eigenen Stil: „Der größte und wichtigste Th«tl der Industrie, insbesondere auch der Großindustrie deS Westens, tritt bekanntlich mit Entschiedenheit für di» Verstärkung des g ol l i ch u hes für dir heimisch« Landmkrthschast et», und es geschieht dir« einerseits in der Neberzengung, daß ein ausreichender, fiir die gedeihliche Entwickelung der Landwitthschaft nothwendigrr Zoklsckutz im Interesse d«S Gemeinwohles und der gesunden Entwickeluag unseres ganzen Erwerbs- und Volkslebens liegt, andererseits in dem Bewußtsein, daß die Interessen der großen Zweig» der heimischen Production im wesentlichen solidarisch sind. E« ist zweifellos unrichtig, wenn behauptet wird, daß di» ans diesem Standpunkte stehend, Industrie de« Wchens von ihm zu Ungunsten der Wünsche der Londwirthschaft abschweaken werd«, wenn etwa der Rhein-Etbe-Eanal vom Landtage, insbesondere von den Vertretern der landwirthschastl ch producireaden Gegenden des Ostens, »erworken werde» sollte. Richtig aber ist es, daß man in den Kreisen der Großindustrie di» Solidarität der Interessen von Industrie und Landwirthschast so versteht, daß beide großen Zweige der nationalen Production sich gegen seitig noch Kräften zu fördern und zu unterstützen haben. Mit dieser Auffassung der Jnteressensolidarität würde man eS für nicht wohl vereinbar erachten, wenn mau den BerkehrS- interessen des Westens, welche sich an den Rhein-Elbe-Eanal knüpfen, seitens der Landwirthschast, insbesondere auch der Laadwirth- schaftdes Ostens, nicht dir gl eiche Berücksichtigung zu Theil werden lassen wollte, welche man für di» Berücksichtigung der Interessen der Landwirthschast verlangt. Es ist klar, daß daS Ge fühl einer solchen ungleichmäßigen Behandlung daS feste Zu- faunnenstehen von Industrie uud Landwirthschast in den bevorstehenden Kämpfen um die Neuordnung unserer Zoll- und Handelspolitik nicht erleichtern und förkeru kann, und daß es daher gerade auch im Interesse der LauLwirihjchast, welche an diese Neuordnung der Zoll- und Handelsverhältnisse die weitestgeheoden Wünsche knüpft, liegt, ein solche- Gefühl in der Industrie deS Westens nicht hervorzurufen." So schön undeutlich, drohend und besänftigend zu gleicher Zeit, kann nur ein OfsiciosuS schreiben! Die Agrarier werden nun natürlich den „B. P. N." schleunigst den Gefallen thun und den Canal bewilligen. * Berlin,25.April. Die AnSfübrungsbestiuimungen zum Fleischbeschaugesetz werden im nächsten Monat dem BundcSrath zur Genehmigung zugehen. Sie sind in der Hauptsache im ReickSgesundheiiSamke entworfen und sehr um fangreich. Eö bandelt sich dabei u. A. um Anweisungen für die Fleischbeschauer mit Bezug auf die Beurtheiluug lebender und lodtcr Schlacktthiere, daS Veifabren bei der Untersuchung von Fleisch und Fett, insbesondere bei der Probeentnahme und der chemischen Untersuchung, um die Feststellung einheit licher Grundsätze für die Beurtheilung des Fleisches beim Vorhandensein bestimmter Mängel, um die Unterscheidung der zulässigen und unzulässigen Conservirungsstvffe und Methoden. Sind die AnösübrungSbeftimmungen erlassen, so bandelt eS sich weiter um die Schaffung eine- ausreichenden und befähigten FleischschaupersonalS an allen Orten des Reiches, um die Bereitstellung der Räume zur Vornahme der Fleischbeschau und um die Ausstattung dieser Räume mit den nölhigen Einrichtungen. Vei der Schwierigkeit und Umständlichkeit dieser und anderer VorbereituugSarbeiten, zu denen auch die Gesetzgebung der Einzelstaaten noch in An spruch genommen werden muß, ist nicht daran zu denken, daß das Gesetz im vollen Umfang bereits vor dem 1. April nächsten Jabres in Kraft gesetzt werden könnte. Höchstens wird das möglich sein bezüglich der für die Einfuhr auS dem Auslände geltenden Bestimmungen deS Gesetze-, — In der Canaleommission erwartet man beute entscheidende Maßnamen der Regierung. Die CentrumS- presse, die ja stets gut unterrichtet ist, muß schon früher einen Wink erhalten haben, denn die „Köln. Bolksztg." fragt in einem besonderen Artikel: Wird es kritisch? Dariu wird auSgeführt, daß die Geduld der Regierung zu weit gehen könnte, und daß sie sich'S ,bei böswilliger Verschleppung der Verhandlungen in der Commssion" selbst schuldig wäre, ihre weitere Tbeilnahme zu verweigern. DaS Centrum kündigt den Conservativen in diesem Artikel an, daß es mit den Conservativen nicht durch Dick und Dünn gehen werde. — Zur „Maifeier" wird an der Spitze de- „Vorwärts" heute folgender Aufruf erlassen: Arbeiter! Genossen! Demonflrirt am 1. Mai in macht vollen Kuadgebunqrn für die Freiheit der Arbeit, für den Acht stundentag, für Völkrrfrieden und die Einheit deS Proletariats aller Länder! Erhebt Eure Stimme gegen Unterdrückung und Aus beutung; gegen Militarismus und Weltpolitik, gegen die Zertretung d«r Eultur durch daS moderne Hunnenthum aller Art! Gedenket der leidenden kämpfenden Brüder in Rußland, die unter der Gewalt herrschaft deS Zaren schmachten, und erbebt Protest wider die EroberungSzüge des militärischen Europa in Transvaal und China! Aus zur Bölkerseier der neuen Menschheit! Die „machtvolle Demonstration" wird sich bekanntlich nur dort hervorwagen, wo cS ohne Gefahr geschehen kann. * Bremen, 25. April. Dir hiesige Bürgerschaft lehnte den socialdemokratischen Antrag auf Aenderung des Gern e indew ahlrecht« mit großer Mehrheit ab. Posen, 24. April. Der „Dziennik PoznanSki" schreibt: Herr Erzbischof vr. v. Stablewski wird heute auS Gnesen zurücktehren und sich binnen Kurzem nach seiner Sommerrefidenz Kröben begeben. Alles, waS deutsche Blätter über «in« Reise des Erzbischofs nach Italien, Rom u. s. w. ge schrieben haben, ist unwahr. r. Merseburg, 25. April. Der Provinzial-Au-fchuß hat in seiner gestern hier abgehaltenen Sitzung den Antrag auf Verlegung der Provinzialverwaltung don hier nach Magdeburg envgiltig abgelebnt, dagegen die Frage der Bestimmung des Ortes der Tagung des Provinziallandtages einer Commission überwiesen. D Bonn, 25. April. (Telegramm.) Zur gestrigen Dampferfahrt auf dem Meine batte der Kaiser die Dame» und Herren der Familien eingeladen, in deren Hausern rr wädrend seiner Bonner Studienzeit verkehrt hat. Die Fahrt erstreckte sich bis Oberwinter. Zur Abenvtafel bei dem Prinzen und der Prinzessin von Schaumburg-Lippe war auch der Kronprinz mit den Herren seiner Umgebung geladen. — Heute Bvrmitag lO Uhr begab sich der Kaiser mit Sonderzug über Andernach nach Niedermendig und von da zu Wagen nach Marialaach, wo rr etwa eine Stunde verweilte. An der Fahrt nahmen der Kronprinz, die schaumburgischrn Herrschaften und sämmtliche Damen und Herren der Umgebung Theil. Auf der Rückfahrt von Nieder mendig nach Andernach wird das Frühstück eingenommen. Von Andernach ab wird zur Fahrt nach Bonn der Rhein dampfer .Kaiserin Friedrich" benutzt. * Von«, 25. April. Zur Ergänzung der Mittbeilnngen über umfangreiche durch d» Anwesenheit des Kaisers ver anlaßte Absperrmaßregeln wird der „Voss. Ztg." noch mitgetheilt, daß ausländische Arbeiter, besonders Italiener, unter polizeiliche Obhut genommen wurden; einige wurden verhaftet und sollen erst nach der Abreise des Kaisers entlassen werden. * AuS Württemberg. Das Präsidium des württem- berzöchen KriegerbundeS veröffentlicht in der „Württem- bergischen Kriegerzeitung" vom 2l. Aprilein Präsidial schreiben an den Militärverein Trossingen, das diesem Verein seinen Ausschluß auS dem württem- bergischen Krieg er Kunde anzeigt. Dem Präsidium war bekannt worden, daß in dem Militärverein Trossingen und sogar in dem Vorstände desselben zahlreiche erklärte Anhänger der Socialdemokratie sich befinden. Der Anordnung deS Präsidiums, diese Mitglieder auszuschließen, ist der Verein nicht nackgekommen. Infolgedessen erfolgte nach tz 17 des Bundesstatuts die Zurückziehung der Anerkennung des MünärvereinS Trossingen al-Localvereindeswürttembergischen KriegerbundeS. * München, 24. April. Ueber das Befinden des irr sinnigen Königs Otto wird der „Köln. Ztg." noch ge schrieben: Selbstverständlich weilt beständig ein Assistenzarzt bei dem Kranken. Außerdem aber wird er in vierzehntägigen Zwischenräumen von Geheimrat!) v. Craskeh, dem ersten hiesigen Irrenarzt, und wenn nölhig, auch von anderen Fach' autoritären, wie Geheimrath v. Ziemssen, besucht. Tas starre Widerstreben, das der noch immer ungewöhnlich kräftige Mann jedweder körperlichen Untersuchung entgegenstellt, und die bis ins Kleinste gehende Rücksichtnahme, die man ihm zu Theil werden läßt, haben bisher die sichere Feststellung eines etwa vorhandenen organischen Leidens verhindert. Auch heute noch- ist es ungewiß, ob eine Blasen-, oder, was stets als das Wahr scheinlichere angesehen wurde, eine Nieren-Erkrankung vorliegt. oder ob etwa gar Vic 1897, 1898 und 1900 jedesmal während nur kurzer Zeit fcstgcslellken biurigen Ausscheidungen von irgendwelcher mect-anlscher Einwirkung des doch gelegentlich recht aufgeregten Kranken herrührten. Leute, die den König in letzter Zeil sahen, gewannen keineswegs den Eindruck, als ob dies beiammernswerthe Leben dem Erlöschen entgcgengehc. Allerdings habe der Kranke, dessen halb ergrauter, sehr langer Barr trotz aller Fürsorge der Umgebung ziemlich verwildert ist. auffallend blaff ausgeschen, WaS aber, ohne als Ursache ein organisches Leiden zu Hilfe zu nehmen, allein schon aus dem völligen Mangel an Bewegung und meistens auch an frischer Luft, aus der, was Schlaf und Nahrungszufuhr anbetttfft, ganz ungeregelten Lebensweise und der ausschliesslichen Be köstigung mit kalten, oder kalt gewordenen Speisen erklärt werden könne. Es hat fick nämlich als ganz undurchführbar erwiesen, den König irgendwie zum sofortigen oder baldigen Genuß der ihm warm Vorgesetzten Speisen zu veranlassen. Mil einer Art von Eigensinn speist er niemals, wenn die richtige Zeit dafür da wäre, sondern ganz regellos, wie und wann er mag. Und da haben es denn die Aerzte für zweckmässiger ge halten, ihm von vornherein kalt zu geniessende Speisen vor zusetzen, als ihn die weniger gut bekömmlichen kalt gewordenen Gerichte geniessen zu lassen. Aehnlich steht es, da Zwang nicht angewendet werden darf, mit dem Niederlegeu zum Schl is« und, was noch schlimmer ist, mit der für den breitschultrigen, wohlbeleibten Mann doppelt norhwendigen Bewegung. Das Acusserste, was man in dieser Hinsicht während der letzten Zeit zu erreichen vermocht hat, war, dass der König an schönen Tagen einige Zeit auf der Terrasse seines Schlößchens sitzend verbrachte. Die früheren Wagenfakrten im Park scheinen aber wegen des Widerstrebens des Kranken neuerdings ganz weggefallen zu sein. Betreffs des derzeitigen Geisteszustände-> wird mir versichert, daß der König auch heute noch ihm be kannte Personen, namentlich solche, oeren Züge ihm von feiner früheren Jugendzeit her erinnerlich sind, zweifellos wieder- erkenne. Trotz bitter augenscheinlichen Erinnerungen aber könne auch nur von lichten Augenblicken, in denen der König irgendwie klar und vernünftig zu denken oder sich seines Zu standes bewußt zu werden vermöchte, keinesfalls die Rede sein. * München, 24. April. Vr. Job. Bapt. Siglist am Mon tag btt bester Gesundheit aus der Kuranstalt, in die er sich vor einiger Zeit begeben hatte, nach München zurückgekehtt. Ein gegen ibn beantragtes Entmündigungsverfahren ist nach authentischer Mtthrilung am vergangenen Freitag eingestellt worden, da nach einem Gutachten des behandelnden Arztes von einer Beschränkung der Geisteskräfte vr. Sigl's kerne Rede sein kann. („Vorw.") Oesterreich-Ungarn. Neue EardtnSle * Pest, 25. April. (Telegramm.) Heute Mittag er folgte in der Ofener KönigSburg durch den König die ftier- licke Dartttertdeilung an die neue» Cardinale, den Erz bischof von Prag Frbrn. v. SkodenSky und den Fürstbischof von Krakau Vr. Puzyna. Der Feier wohnten der Minister deS Auswärtigen Graf GoluchowSki, die Ministerpräsidenten v. Szell und v. Körber, sowie Staats- und Hofwürden träger bei. Frankreich. Abberufung be- russische» Wtlttitrattachss. * Pari-, 25. April. (Telegramm.) Der „GauloiS" veröffentlicht eine Unterredung feines Eorrrspondrnten mit dem russischen Militärattache, dem Obersten Graf Murawjew, in der dieser erklärt bat, daß der Grund seiner Abberufung lediglich in einer zwischen ihm und der französischen Regierung in Betreff gewisser militärischer Fragen bestehenden Meinungsverschiedenheit zu suchen sei. »Ich habe", bemerkte Graf Murawjew, „au» meiner Mei nung über verschiedene in der französischen Armer ßtplante Reformen niemals rin Hehl gemacht, da ick Soldat und kein Diplomat bin, und bade in Gesprächen mit Ministern, ins besondere mit DetcassS, diese meine Meinung offen au-gedrückt Ich glaube nock immer, daß die militärische Kraft des der einigten russischen und französischen Volke- die sicherste Bürg schaft de- europäischen Friedens bildet. Wenn ich gewisse in der französischen Presse vorgrnommenen Aenderungrn nickt gebilligt habe, so ist dies mir im Interesse der Gorge für dir Festigkeit der Allianz geschehen." Eparrieis. Atrutzeubuhuerftretk * Masris, 25. April. (Telegramm.) Sämmtliche Angestellte der Straßrudahn find in den Ausstand getreten. Kein Wagen verkrhrt. Ibtyeilungen von P-lizisten
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