Stil, Lederers Kopf von Richard Strauß zeigt die Verein fachung der Form, ähnlich den späteren Gemälden hier. So wie bei den beiden Musikerbildnissen an der einen zeigt sich gegenüber an der anderen Wand bei den beiden Malerköpfen derselbe Schritt: Impressionistische Machart bei Kolbes meisterlichem Slevogtbildnis und mehr glättende Form bei dem Antlitz Corinths von Leschnitzer. VIERTER SÄAL Malerei um 1900 (Sezessionen) Ungewohnte Formen, ungewohnte Farbigkeit, zum Teil auch andersgeartete Sinngebung und neuer Gehalt treten in den Jahrzehnten um 1900 an Stelle der impressionistischen Ge staltungsweise. Man braucht nur an den Holländer Vincent van Gogh oder den Schweizer Ferdinand Hodler zu erinnern, beide 1853 geboren und nur fünf Jahre jünger als Lieber mann, oder an den Norweger Edward Munch (1863), um an zudeuten, wie bald innerhalb der Entwicklung sich die Ansätze des Neuen zeigten. Nicht nur bei der kunstliebenden Öffent lichkeit erregten Kunstwerke solcher Art Befremden, auch innerhalb der Künstlerschaft, ja sie entfesselten Stürme der Entrüstung, und die Jüngeren, Wagemutigeren schlossen sich zu Sezessionen zusammen. Wir sind heute längst an stärkere Farbigkeit in der Kunst gewöhnt und begreifen kaum noch, wie einzelne der hier gezeigten Gemälde in der Zeit ihrer Ent stehung wie kühne Neuerungen und Wagnisse wirkten. Als das farbig reichste Bild zieht uns vielmehr sogleich das große Stil leben von Hans Purrmann an, das seine Schulung an dem geläuterten Farbgeschmack des Pariser Henri Matisse verrät, in dessen Werkstatt es auch (1908) entstand. Wie ein Vorläufer zu der aufgehellten Palette wirkt die daneben hängende schmale lichtblaue Tafel von Max Klinger, während Curt Herr manns Bildchen mit dem Belvedere bei Weimar in anderer Weise den Begleitklang abgibt, als Probe des sogenannten Neoimpressionismus, der seine Farbwerte Strich für Strich