wie etwa der Ritter von Varch in Pforta, Wedekind von Rheda in Marienfeld, der oben erwähnte Hermann von Hayn oder Werner von Lethgast in Walkenried. In den Städten haben wir Porträts bemerkenswerterweise zuerst in Köln und Goslar, jenes durch seinen Warenhandel bis nach der iberischen Halbinsel, nach England und Italien hin, dieses durch seinen ergiebigen Erzbergbau seit Jahrhunderten schon von großer wirtschaftlicher Bedeutung. 1 ) In beiden Städten sind es Ange hörige der alten, im 13. Jahrhundert noch im ausschließlichen Besitz der Macht befindlichen Geschlechter, von denen wir Bild nisse besitzen; so in Köln die Aducht und andere, deren Familien namen wir nicht kennen, von deren Bedeutung aber ihre wieder holten Eintragungen in den Schreinen Kunde geben; in Goslar ein kaiserlicher Vogt und ein reicher Bergherr aus den Geschlech tern der Wildenstein und Gowische. — Keine Porträts stellt dagegen die schon im 13. Jahrhundert führende ostdeutsche Gründungsstadt Lübeck bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts; und auch dann noch sind die ersten derselben — die zum Teil untergegange nen Bronzegrabplatten im Dom und in der Marienkirche — flan drisches Einfuhrgut. Das erste am Ort entstandene Bildnis ist das des großen Bürgermeisters Brun Warendorp (f 1369), der durch die Eroberung Kopenhagens und Schonens den Stralsunder Frieden von 1370 ermöglicht hat, der den Höhepunkt der internationalen Geltung der Deutschen Hanse ausmacht. Damit schließt hier die Zeit des stürmischen Vorwärts- und Aufwärtsdrängens ab 2 ), in wel cher man über Zweckbauten 3 ) und deren Einrichtung hinaus sich noch nicht der Pflege der feineren Künste hatte widmen können. Wie einst zu Beginn des 10. Jahrhunderts die Unfestigkeit der äußeren Verhältnisse und die Notwendigkeit, erst einmal sichere Grundlagen für das staatliche Dasein zu schaffen, es verhindert haben, daß von den ersten Helfern Ottos d. Gr. — Brun von Köln, Wilhelm von Mainz, den Markgrafen Gero und Hermann — Bildnisse angefertigt wurden, so hat auch das auf steigende Bürger- 1) Vgl. für Köln L. v. Winterfeld, für Goslar W. Wiederhold. Hansische Pfingstbll. 16 u. 13. 2) Siehe die Ausführungen von Fr. Rörig, Hist. Zschr. 131, S. rff. 3) Dazu gehören selbstverständlich für das Mittelalter Kirchen und Klöster ebenso wie Rathäuser, Marktbuden und Spitäler. Kultur- und Universalgeschichte 3