Wagners Partitur, acht Seiten, von denen 6V2 eng be schrieben, trägt nur die Aufschrift: »Die Seemänner. Duett von Rossini«; den Stimmen fehlt sogar die erste Hälfte dieser Aufschrift. Partitur wie Stimmen weisen zwar die wundervoll klaren und feinen Züge der Notenschrift des Meisters auf, aber auch die Spuren von Zeitmangel und Hast: in den Stimmen waren einzelne Fehler unterlaufen, die dann in der Probe verbessert wurden; und die Partitur wird gegen das Ende zu in der Schrift flüchtiger — einmal ist Wagner sogar passiert, daß er zwei Stimmen in verkehrte Systeme eingereiht hat. Die genaueren Vortragsbezeichnun gen der Stimmen hat Wagner in die Partitur nachzutragen zwar begonnen, hat aber die Arbeit nicht zu Ende geführt, obwohl es sich um bedeutende Veränderungen handelt: so läßt Wagner bei der Wiederkehr der Anfangstakte z u r B e - gleitung der Singstimme die Pauke weg; so sind an bemerkenswerter Stelle die Trompeten gestrichen. Um Platz und Arbeit zu sparen, hat Wagner nicht einmal die Singstimmen in die Partitur eingetragen, und nicht das kleinste Zeichen deutet einen Einsatz der beiden Hauptstim men an: ein hübscher Beweis für die Sicherheit des jungen Kapellmeisters! Vielleicht war es der Wunsch der beiden Sänger, der Wag ner bestimmt hat, durch die orchestrale Ausdeutung der Kla vierskizze Rossinis das Duett dem Stile seines Konzertes an zupassen. Diesem Wunsche der Sänger, von denen Wagner den tüchtigen Karl Günther, seinen ersten Rigaer »Hollän der«, »als fertigen Künstler und Sänger« besonders schätzte, kam seine Neigung entgegen, sich mit Aufgaben der Instru mentation zu befassen. Daß damals Probleme der Orchester technik ihn stark beschäftigt haben, dafür hat ebeii jüngst die Autobiographie mit der Anekdote über die Zulässigkeit eines Tamtam-Schlags als Symbol eines welthistorischen Schicksalsschlages, ein köstliches Zeugnis beigebracht. Viel leicht aber liegen die Motive auch tiefer. Es war in jenen Tagen, daß Wagner den Stoff zum fliegenden Holländer kennen lernte (Glasenapp I, 303), ein »Gegenstand, der ihn reizte und sich ihm unauslöschlich einprägte«: wie, wenn es