hafte der Spechtschen Arbeit liegt in der Wucht der Darstellung des Werkes und in seiner kritischen Einstellung, die einem ab soluten Panegyrikos ablehnend gegenübersteht. Wer sich mit Richard Strauß beschäftigt, muß Spechts Buch als Führer nützen. Gänzlich andere Gesichtspunkte leiten Hermann W. von Waltershausen. Ihm ist nicht nur das Rein-Musikalische von höchstem Reize, sondern er legt die Impulse bloß, aus denen heraus dieses Straußgesamtwerk sich formte und bilden mußte. „Einen Maßstab für die Beurteilung bedeutender Persönlich keiten unserer eigenen Epoche gewinnen wir aber, wenn wir rückblickend Vergleiche zwischen den Etappen ihres Lebens werkes und dem Abwicklungsverlauf der einzelnen, innerhalb der großen Kulturwelle sich vollziehenden gleichzeitigen Wand lungen von allgemeinen Geschicksrichtungen ziehen.“ Von so großem Standpunkte aus sieht Sartorius von Waltershausen den Meister der Salome. Waltershausen, der geistvolle Komponist der „Abschiedssymphonie“ und des „Oberst Charbert“, dessen „Richardis“ und Liederzyklen zu den wertvollsten Komposi tionen der Neuzeit zählen, umfriedigt den Komplex des Straußi- schen Schaffens anders als Steinitzer und Specht. Er legt sein Hauptaugenmerk auf die prachtvolle Entwicklung der drama tischen Linie in Straußens Opus. Er entwickelt aus seinem ebenso philosophisch untadeligem wie musikalisch meister haftem Denken heraus die hinreißende Individualität Straußens. Mit vornehmem Unmute tritt auch er den niederträchtigen Ver leumdungen über den „sensationsfreudigen“ Menschen in Richard Strauß entgegen. Er entwickelt das Werk aus seinem Zusammenhang mit der Zeit. „Das Genie ist stets die indivi duelle Inkarnation des Typischen, aber beherrscht von dem Divi- natorischen, das seine Ursache in der hier besonders stark ver körperten und vorwärtsdrängenden Entwicklungsidee hat. So gibt der Geniale in seinem Schaffen stets bereits das Typische der folgenden Epoche, kann deshalb in der Gegenwart nicht ver standen werden, erhält aber zugleich jeweils die Führerschaft über das Neue, weil er ihm vorausgeeilt ist.“ Aus dieser Prägung ist Sartorius von Waltershausens Art, den Künstler Richard Strauß zu erfassen, sofort erkennbar. Für den wirklich Musik interessierten ist Waltershausens Buch Bedingung. Die Zahl der Arbeiten und Aufsätze über Richard Strauß ist groß. Auf sie im einzelnen einzugehen erübrigt sich. Auf i« 3