01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 14.07.1902
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1902-07-14
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19020714018
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1902071401
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1902071401
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1902
- Monat1902-07
- Tag1902-07-14
- Monat1902-07
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4v7d Sil-er ms Grotzzschocher. Bon Alfred Möbius. -Nachdruck verboten. Der Friedhof. Lang und feierlich tönen vom Kirchlein die Glocken. E.nst begleiten ihre Trauerschläge einen Wanderer auf dem letzten Wege. Bor den Häusern stehen still und traurig die Einwohner. Alle haben ihn ja gekannt, den sie da zur letzten Ruhe schassen. Und nun kommt der Trauerzug ge messenen Schrittes daher. Bornweg der Kreuzträger. Ihm folgen die Chorknaben in schwarzen Mänteln mit weißen Ueberhüngen, Sterbelieder singend und Weihrauch fässer schwingend. Hinter ihnen wird der Sarg auf einer Bahre von den Trägern getragen. Würdigen Schrittes schreitet der noch katholische Pfarrer mit dem Küster ein her. Die Leidtragenden, unter ihnen Viele mit Kränzen und Blumen, beenden den Zug. Hinauf zum Kirchhof am Gotteshaufe geht es, der etwas erhöht liegt. Droben trägt man sie zu Grade, die sich freuten in dem Thal. Durch ein Pfürtchen tritt man ein. Rings um die Kirche herum sleheu «ruf Len Grabhügeln viele Denksteine. Später nannte man den Gottesacker auch Friedhof. Man dachte dabei nicht an den Frieden, dem auf diesem Stück Erde die Todten entgegenschlummern. Die bleiche Kirchhvfsmaucr, die die Stätte des Todes umfriedete, gab ihm diesen Namen. Hier wurden bis Ende des lö. Jahrhunderts die Todten des Dorfes begraben. Ein Sprichwort sagt: Im Tode sind Alle gleich. In Grotzzschocher war cs nicht so. Auf sehr verschiedene Weise wurden die Leichen dem Acker Gottes übergeben. Die gesellschaftliche Ungleichheit dauerte bis über das Grab hinaus. Wurde einer der hochadligen Schloßherren ans dieser Zeitttchketttn die Ewigkeit abgerufen, fo wurde sieben Tage lang mit allen Glocken geläutet. In der Kirche, wo die Ktrchfahrt in schwarzen Trauerkleidern zahlreich erschienen war, hielt der Pfarrer eine solenne Gedächtnitzprcdigt. Daun wurde unter feierlichen Ehorgesängcn die Leiche in der Kirche vor dem Altar in die Erde gesenkt und die Gruft mit einem Steine, den das Wappen des Ritters schmückte, wieder verschlossen. Nur die zur Familie des Schlotzherrn gehörten, wurden in der Kirche begraben, die übrigen Sterblichen fanden ihre letzte Ruhe auf dem Friedhöfe außerhalb der Kirche. Von den Grabplätzen auf dem Kirchhofe waren die an dem Gotteshause die bevor zugtesten. Sie wurden an die angesehensten Nachbarn im Dorfe vergeben, an Pfarrer, Rittergutspächter, Müller, Dorfschulzen, Gastwirthe und später auch an die Schul meister. Diese wurden mit einer Lcichcnpredigt und christ lichen Ceremonten zur Erde bestattet. Den übrigen ge wöhnlichen Sterblichen wurde weniger Ehre erwiesen. Sie wurden nur mit Lcichcnpredigt begraben. Auf die Grabhügel stellten dankbare Nachkonnncn Grabdenkmäler, die in früheren Zeiten noch kostbarer als heutzutage waren. Sinnreiche Inschriften sollten die Besucher des Kirchhofs ermahnen, für die Seelen der Gestorbenen fromme Gebete zu sprechen, um ihre Seele aus dem Fege feuer zu erlösen. Beides, die Pracht, Kunst und Geschick lichkeit des Bildhauers als auch die sinnreichen Inschriften kann man noch heute auf den Grabsteinen bewundern, die als Zeugen vergangener Tage stehen geblieben sind. Un glückliche, die auf zweifelhafte Weise gestorben waren, Mühlknappcn, die unters Mühlrad gekommen, Haus genossen, die man tobt aus der schwarzen Lache im schönen Holze gezogen hatte, wurden ohne Ceremonten und in der Stille begraben. Bon vielen Anderen erzählen die Geschichtsschreiber nur, sie wurden begraben. Selbst mörder wurden noch nach dem Tode damit gestraft, daß sie zwar auf hiesigem Kirchhof, jedoch an einem besonderen Ort, gewöhnlich in einem Winkel an der KirchhofSmauer, in aller Stille eingescharrt wurden. Noch unbarmherziger war die mittelalterliche Kirche mit denen, die sich mit ihrem todten Werkdienst und Formenwesen nicht zufrieden gaben und nach freiem, lebendigem Geistesleben strebten. Besonders in der Reformattonszcit gab cs hier Manchen, der der neuen Lehre von der Freiheit eines Christen menschen zugethan war. Bis 1544 wurden solche in Groß- zschocher Ketzer genannt, ihre Leichname in einer Karre vor Sonnenaufgang auf den Schindanger an der Sandgrube gefahren, wo der Meister der Gruben die Thierleichcn häutete und dann in die Grube warf, und hier mit dem ge fallenen Vieh verscharrt. In einer besonderen Trauer- und Begräbnißerdnung hatte die Gemeinde genau bestimmt, wie es bei den Be erdigungen zugehcn mußte. Starb Jemand, so ist sofort Anzeige zu machen. Wer die Rüge versäumt, ist mit 1 gl. 4 Pf. nach der Ordnung der Gemeinde zur Buße verfallen. Die Nachbarn oder Hausgenossen des Todten, die daneben wohnen, haben die Verpflichtung, für die Beerdigung zu sorgen, den Todten zur letzten Ruhe zu geleiten und das Grab zu schließen. Todtengräber gab es früher noch nicht. Jeder Sarg wurde auf einer einfachen Bahre von den Trägern nach dem Friedhof getragen. Für das Geläute der Glocken, für das Geleuchte, für Brod und Weihrauch mußten die Hinterbliebenen an den Küster bestimmte Summen entrichten. In gesunden Jahren war diese Bc- gräbnißordnung gut durchführbar. Anders wurde cs, wenn große Stcrbensläufte im Torfe wütheten und tag täglich Mehrere starben. Und das kam früher oft vor. Besonders im Mittelalter und später noch wurde Groß- zschochcr von furchtbaren Krankheiten heimgesucht, vom schwarzen Tod, von pestartigen Seuchen, vom Aussatz. Da hatten die alten Geschichtschreiber gar oft zu erzählen von einem großen Sterben, das viele Hunderte von Menschen dahinraffte. Eine der schrecklichsten Krankheiten war der Aussatz. Durch die Kreuzzüge war er ans -em Morgenlande mit nach Deutschland und auch nach Groß- zschocher gebracht worden. Um die Ansteckungsgefahr zu vermindern, hatte man schon 1574 an einem besonders freien Ort, damit es Niemand gefährde, ein Sicchhäus- lein für arme kranke Leute gebaut. Die damals herr schende Unsauberkeit in den Häusern, auf den Gasten und Wegen, die geringe Beachtung der körperlichen Reinlich keit bei Menschen und Thieren trugen viel dazu bei, das Elend immer mehr zu steigern. Zwar gab es am Mühl platz eine Baderstube für Erkrankte und Gesunde. Doch konnte man sich darin nur leidlich baden, etwas schröpfen und ein wenig nach Nothdurft waschen und reinigen. Für ein Dorf wie Grotzzschocher war diese eine Badcret völlig ungenügend, besonders dann, wenn in Folge von Seuchen, Sterben und Pestilenz in jedem Hause zwei oder mehr Tobte lagen. Diese Sterbejahre waren sehr häufig und eine Begleiterscheinung von Theuerung, Hungersnoth und Kriegseleno. Von einer wird uns ausführlich erzählt. Es war im Jahre 1740. „Ein noch vor Michaelis eingefallener frühzeitiger starker Frost verdarb alles Obst, sonderlich die Pflaumen, totalster, die weiß und roth blieben. Doch nachgehendS sind sie vom Frost und Schnee weich und stttz geworden. Dahero fielen die Leute hinein und weil sie einen guten Kauf hatten, kaufte Jedermänniglich solche Pflaumen auf. Man sötte Mus davon, buk und consumirte sie auf andere Art und Weise. Hernach ist einige Tage ein rechter gif tiger Nebel gefallen, der stark gestunken und so dicke un starr gewesen, daß man eine Person, so nur 10 Schritte von einem gestanden, auf der Gaffe kaum erkennen l-nnen. In der Nachbarschaft fing eS bann an, grausam zu wüthen. Bei allen Patienten waren fast einerlei, nämlich folgende Symptomata: Der Anfang war große Mattigkeit, Reißen im Kopf und Rücken, darauf sich bald große Hitze und mit derselben starke Phantasien im Haupte einfanden. Hatten die Patienten sechs Tage gelegen, wollte ein Friesel heraus, kam aber nicht zum AuSbruch, sondern zeigten sich nur allerhand Flecke und garstige Beulen. Darauf verfielen sie in eine rechte Unempfindlichkeit, tiefen Schlaf, den 8. Tag waren sie gemeiniglich schon tobt, sehr wenige haben 14 Tage zugebracht. Noch ist zu gedenken, daß die Leute, fo die Pattenten gewartet oder auch nur bet ihnen aus- und cingegangen, gleiche Krankheit wcggetragen und ge storben sind." Bei solchen großen Sterben konnte die Begräbnißord- nung nicht aufrecht erhalten werden. Die Nachbarn waren meist selbst krank, wenn nicht gar todt. Deshalb wurden in solchen Zeiten ein oder mehrere Todtengräber ange stellt, die die Todten abholten, nach dem Friedhof schafften und begruben. Da war es wieder nöthig, daß ein Leichen wagen angeschafft wurde, denn die Todtengräber konnten die Särge nicht auf den Friedhof tragen. Bei besonders gefährlichen und ansteckenden Krankheiten wurden beson dere Vorsichtsmaßregeln für die Beerdigung erlassen. Damit Mcmand in die Nähe der Leiche und deS SargeS kam, band der Todtengräber eine große Glocke an den Leichenwagen, die fortwährend läutete, und schon von fern entwichen die Leute, wenn sie diesen Klang hörten, der ihnen die fürchterliche Gewißheit anschaulich machte: Er- zittrc, Welt, ich bin die Pesti Diese Todtengräber wurden theils von der Gemeinde bezahlt, theils erhielten sie von den Hinterbliebenen der Verstorbenen eine Entschädigung für ihre Arbeit, deren Höhe in der Trauerordnung genau festgesetzt war. Starb eine ganze Familie aus und waren keine Erben da, so fiel ein Drittel deS Vermögens an die Kirche, ein Drittel an die Gemeinde und ein Drittel bekam der Todtengräber. Da war eS erklärlich, daß die Todtcn- gräber darnach trachteten, ganze Familien begraben zu können und eS wurden in Folge der Habsucht dieser Män ner aus Todtengräbern Mörder. Denn Geiz ist eine Wurzel alles UebelS. Wie dies geschehen ist, erzählt unS die furchtbare und doch liebliche Geschichte von den Todten- gräbcrn und dem Handwcrksburschen . Lrmst un- Wissenschaft. Bildende Künste. Leipziger Kunstveretn. SonderauSstelluogen von Gemälden der Karlsruher Künstler (Adolf deS CoudreS, Anton Engelhardt, Gustav Kampmann, Adolf Lantz, Olto Propheter, Paul von Raven- stein, Gustav Schönleber, HanS v. Bolkmann, Manuel Wielandt u. a. m ), von Eugen Bracht in Dresden und Gaetano Previati, so wie Gemälde von Max Roßbach in München und Sculpturen von Adolf Lehnert in Leipzig und Else Fürst in Berlin. — Bon Ende dieses MonatS ab müßen bis aus Weiteres sämmtliche Aus stellungsräume geschlossen werden, da größere Reuovirungen der Wände rc. in Aussicht genommen sind. Expeditions- und Lese saal, sowie die Kunstblättersammlung bleiben aber nach wie vor den Mitgliedern des Vereins, sowie den Inhabern von Familien- und Semesterkarten zugänglich. L. „Helfer von Borkum", unter diesem Titel hat der be kannte Marinemaler Eugen Niethe zur Zeit in der Auslage von Hermann Bogel's Kunsthandlung in der Goethestraße seine neueste Schöpfung ausgestellt. Niethe hat in letzter Zeit eine ganze Reihe interessanter Marinebildcr bei Vogel zur Ausstellung gebracht, von denen daS neueste Bild zweifellos in malerischer Beziehung am trefflichsten gelungen ist. DaS Bild zeigt im Vordergründe eine zum Lootsendienst bestimmte Galliot, di« schwer gegen die hochgehende See und den Sturm zu kämpfen bat. Ihre Bemannung besteht auS drei weiter- festen Seeleuten, von denen der eine am Steuer steht, während die beiden anderen mit der Bedienung der Segel zu thnn haben. Im Hintergrund« ist «in in Eeenoth befindliches Bark- schiff sichtbar, von dem bereits die Masteu iortgeweht sind. Trotz Sturin und hohem Seegang hält die kleine Galliot ihren Curs ein und scheint bald in der Lage zu sein, dem bedrohten See fahrer Hilfe leisten zu können. Sehr schön hat Niethe die Stim mung zum Ausdruck zu bringen gewußt. Die neblig« bleierne Lust wird von der fast verhüllten Sonne goldig gefärbt, während die stark bewegten, von weißen Schaumköpsen bekrönten Wellen einen grünlichen Schimmer angenommen haben. Das dunkle, fast schwärz- liche Rettungsboot mit teinem rothen Großsegel bildet einen höchst wirksamen Contrast zu den feinen Tönen der Luft und des Wassers. Sehr gut ist auch die lebhafte Bewegung des WasserS wiebergegeben. Mil diesem Bilde hat Niethe einen sehr glücklichen Griff gethan. Wissenschaft. * Christiauia, 7. Juli. Die auf Kosten des amerikanischen Millionärs Ziegler ausgerüstete Hilssexpedition zur Aus- juchung BaldwinS ist Freitag Abend von Vardö auS zum Franz Josefland abgegangen. Als Expeditionsschiff dient das nor wegische Fangschiff „Frithjos" mit einer Besatzung von 25 Monn. Baldwin hat seine Nordpolreise im vorigen Sommer mit dem Schiffe „Amerika" von Norwegen auS angetrcten und wollte vom Franz Josefland aus in diesem Frühjahr gegen den Nordpol vorrückeu. Findet man Baldwin nicht, sollen sechs Mann der Hilssexpedition, mit Proviant und Brennmaterial versehen, im Nordea von Franz Josefland überwintern. Für Landreisen hat der „Frithjoj" in Vardö 40 Schlittenhunde an Bord genommen. TaS Schiff selbst soll spätestens im Lctober dieses Jahres zurückkommrn. Sollte es indessen an der Rückkehr verhindert werden, sendet Baldwin's Se kretär zwei Hilfsexpeditionen ab, die eine zum Franz Jojejland, die andere nach Grönland, wohin Baldwin möglicherweise bei feinem Spaziergang zum Nordpol verschlagen wird. (Vosj. Ztg.) Sport, Heute findet das Meeting in Harzburg sein Ende. Den Tag leitet derPreisvonJutiushall cm, für den „Gadosh", „Evadnc", „Saron Princeh" und „Barham" nachgenannt find; nach öffentlicher Form ist nur „Gadosh" im Stande, „Fakir" erfolgreich entgegen zu treten, wenn er hier und nicht im Damenpreis gestartet wird; sonst sind in „Prathlc", „Quäl geist", „Turkish Flower" und „Wunderknabe" nützliche Pferde genannt. Eine gute Gesellschaft ist im Damenpreis en- gaairt. In dem mit einem Ehrenpreis und 3000 dotirtcn und über 4800 Meter führenden Rennen find „Symphonie", „Bavarian", „Fakir", „Faceby" und „Orleans" genannt; ob die beiden ersteren starten, hängt von ihrem Abschneiden im Großen Braunschweiger Jagdrennen ab. Nach seinem Siege in der Carlshorstcr Germania muß „Fakir" unter einem ge eigneten Herrenreiter eine unleugbare Chance besitzen, und ge lingt es höchstens „Orleans", der 'seine einstige gute Form langsam wiederzufinden scheint, den Haniel'schen Steepler zu schlagen. — Im Burgberg-Jagdrennen sind ,n „Jovialmonk", „Prosecco , „L'Ecureuil" und „Souvenir" ziem lich gleichwerthige Bewerber genannt, und sollte der Ausgang zwischen „Jovialmonk", der sich nach und nach in eine gute Form hineingelaufen hat, und „L Ecureuil" liegen. DaS Riefen- bach-Hürdenrennen,daS über 3000 Meter führt, kann das Debüt eines auf der Flachbahn gut gelaufenen Pferdes über Hürden, nämlich „Bellinzonas", bringen, falls die Haniel'sche Stute nicht schon am Sonnabend ihr Engagement erfüllt hat. Wenn sie schon gut eingesprungen, hat sic Gelegenheit, gegen über so erprobten Gegnern, wie „Welsher", „Le Victorieur", „Lundi", zi, zeigen, ob man mit ihr in Zukunft zu rechnen haben wird. Auch „Sums" findet sich genannt, doch ist er bis jetzt noch nicht in Harzburg zur Erfüllung seines Engagements ein getroffen. — Im PreisvomJlscnberg, einem Herren- Jagdrennen über 3200 Meter, fallt die Nennung von „Even tualität" in die Augen; nach ihren Leistungen in Earlshorst sollte sie in dem stark bestrittenen Rennen eine hervorragende Rolle spielen, doch ist eine Ueberraschung bei derartig zahlreichen Nennungen leicht zu ertvarten. — Der Preis von Bünd- h e i m, einem der wenigen Jokevrennen, die das Programm aufweist, sollte „Tartey" über Vie Distanz von 1400 Meter ganz in seinem Elemente sein, und kommt dem Sieger im Mann heimer Bürgerpreis gegenüber nur noch „Pnnpernuß" in Bettacht. —X. Der zweite Tag des Breslauer Meetings wird heute vor nehmlich durch die Entscheidung des HerzogvonRatibor- Rennens bedeutungsvoll. Das Rennen, das mit einem Ehrenpreis und 15 000 dotirt ist, führt über 2800 Meter und sieht voraussichtlich sechs Pferde am Start. Ehe man auf die aussichtsreichsten Candidaten eingeht, muß man die Spreu vom Weizen sondern. Da ist vor Allem „Nicus", der nach seinen letzten Leistungen in dieser Gesellschaft nichts zu suchen hat; auch „Brachvogel" und „Epirus" find wohl, trotz ihrer guten Form, in der letzten Zeit, nicht mit dem Trio „Pfiffikus", „ikametc" und „Hutschachtel" auf eine Stufe zu stellen. In Berücksichtigung der Gewichtsverhältniffe muß man „Hut schachtel" und „Pfiffikus" in dieser Reihenfolge vor „Xamete" erwarten. — Im Silbernen Pferd muß man Wohl in „Tristan" den besten Anwärter erblicken, während im Rosen berg-Jagdrennen (4000 Meter) „Jovial Monk" eine gute Rolle spielen wird, wenn er hier und nicht in Harzburg läuft. In seiner Abwesenheit sollten „Lily Candle" und „Pan dur" das Rennen unter sich ausmachen. — Im Park-Han dicap müßte der leichtgewichtete „Drotha" eine Chance haben; auch „Malmö" ist nicht aussichtslos. — Im Schmettow- Rennen sind in „Freilich", „Godive" und „Flirt" drei Pferde im Rennen, die als Zweijährige eine gute Form gezeigt haben, doch wird in „Draga ein Pferd am Start sein, daS wohl keinen Gegner zu fürchten braucht. Denn der in Regensburg hinter ihr endende „Epirus" zeigte in Hannover eine dcrartrg reelle Form, daß man in „Draga" unstreitig einen erstclassigen Drei- icihrigen erblicken muß. —X. Reise und Verkehr, 8 Dresden. Für die Dauer der großen Ferien sind von Seiten der Säcksifch-Böhmischen Dampfschifffahrts-Gesellschaft wieder verschiedene Verkehrscrleichterungen ge troffen worden, um dem Publicum eine fleißige Benutzung der Dampfschifffahrt zu ermöglichen. Außer Monatskarten und Kilvmeterhesten gelangen während der obigen Zeit noch beson dere Ferienkartcn mit sechswöchiger Giltigkeit zum Preise von 15 bezw. 19,50 für Erwachsene oder 9 bezw. 11,25 ./t für Kinder zur Ausgabe. Monats- und Ferienkarten gelten nur persönlich, während Kilometerhefte auf zwei einer Familie angehörige Inhaber ausgestellt und im Betsein eines solchen auch von den übrigen Familienmitgliedern, einschließlich der Dienstboten, sowie vorübergehend aufhältlichen Besiiches be nutzt werden können. Die Giltigkeitsdauer derselben ist auf ein Jahr bemessen worden, die Preise stellen sich für solche des ersten Platzes bei 500 Kilometer auf 14,25 bei 1000 Kilometer auf 27 und deS zweiten Platzes bei 500 Kilometer auf 9,50 cF und bei 1000 Kilometer aus 18 cL. Des Weiteren be rechtigen zur wahlwcisen Benutzung von Schiff oder Eisenbahn: a. die zusammen stellbaren Rundreisehefte auf den Strecken Dresden bis Lobositz oder umgekehrt, einschließlich der Fahrscheine der continentalen Touren von Thomas Cook <L Son und Henry Gaze L SonS zu London, für die Strecke Dresden—Letschen—Bodenbach oder umgekehrt, b. die Fahr scheine der feststehenden Touren im sächsisch-böhmischen Rundreisevcr kehr auf den Strecken Dresden bis Aussig oder umgekehrt; c. die Fahrscheine der feststehenden Touren im sächsische ii Binnen-Rundreiseverkehr auf den Strecken Dresden—Pirna—Schandau oder umgekehrt: ch die combinirten Rückfahrkarten der königl. sächsischen Staatseiscnbahn auf den Strecken Dresden bis Bodenbach und Dresden-Meißen oder umgekehrt; e. die Sonderzugs kart en Hamburg-Berlin—Schandau zur Rückfahrt für die Strecken Ähandau—Pirna—Dresden, und k. die Fahrschein hefte der fe st stehenden Rundreisetour Teplitz — Lobositz — Aussig — Teplitz für die Strecke Lobositz— Aussig oder umgekehrt. — Außerdem werden von den Firmen Cook L Son und Gaze L Sons in London, sowie Carl Stangen, Berlin, noch besondere Coupons verausgabt, welche nur für die SchiffSstteckcn Dresden bis Aussig bezw. Dresden bis Boden bach Giltigkeit haben. Vermischtes. --- Heimathsest tn Mühlhausen i. Th. Anfang August d. I. werden es 100 Jahre, daß die ehemals freie Reichsstadt Mühlhausen i. Thür, der preußischen Monarchie einverleibt wurde. AuS diesem Anlaß wird in Mühlhausen in der Zeit vom 2. bis 4. August eine allgemeine Jubel-Feier stattfillden mit historischem Festzug und vielen anderen, der Bedeutung dieser Gedenktage angemessenen Veranstaltungen. — Der Palast der Faulheit und der Langwelle. Die in Paris erfolgte Wahl des nationalistischen Abgcorbncten Syveton dürfte demnächst von der französischen Abgeordneten kammer für ungiltig erklärt werden. Seinen Freunden und Parteigenossen würde das viel unangenehmer sein, als Herrn Syveton selbst. Der Mann, der vor einigen Monaten als Heißsporn der nationalistischen Partei in den Wahlkampf zog, ist bereits parlamentsmüde. Er gefällt sich nicht m der Kammer, die er „den Palast der Faulheit und Langweile" nennt und von der er im „Echo de Paris" eine nicht sehr heitere Skizze entwirft. Man schleppt sich dort, sagt er, von Wandelgang zu Wandclgang Ivie „eine Schafherde, wenn ein Gewitter droht". Im Sitzungssaal schläft man bald ein oder doch beinahe; man hört das Wasser der Reden langsam plätschern, und die Folge ist, daß das Haupt müde auf einen der Tische des Hauses sinkt. Es giebt ja auch Abgeordnete, welche wirklich „arbeiten", aber die Arbeit ist auch darnach: man schreibt nämlich an irgend einen einflußreichen Wähler und zeigt ihm an, daß die Aufträge, die er dem Herrn Abgeord neten gegeben har, erledigt seien. Der Herr Abgeordnete hat z. B. einige Meter Stoff zur Decoration eines kleinen SalonS besorgt u. s. w. „Beim Verlaßen meines Platzes", schreibt Syveton, „frage ich nach einem Collegen: „Kennen Sie ein Waarcnhaus, Ivo der Chef dumm genug wäre, eine Arbeit wie die, die man hier macht, mit 25 Francs pro Kopf und pro Tag zu bezahlen?" — „Ich kenne keinesI" antwortet mir mit Ueberzeugung dieser Abgeordnete, der ein Bewunderer der par lamentarischen RcgierungSform ist." Herr Syveton hat also ein großes Opfer gebracht, als er sich hcrablicß, in diesem Palast der Faulheit und der Langweile Platz zu nehmen. — Liebhaber von Rcliquien. Der Trödler, der den be rühmten Gcldschrank der Familie Humbert gekauft hat, ist mit dem Kauf nicht zufrieden, obwohl er für das wunderbare Möbel nur 1280 ./t bezahlt hat. Er beklagt sich darüber, daß man ihm nur einen sehr unvollständigen Gcldschrank verkauft habe. Alles, was an dem Schrank nicht niet- und nagelfest war, ist von den Besuchern deS AuctionslocalS noch vor ver Auktion mitgenommen worden. Ein „Sammler" hat den Handgriff der Thür losgeschraubt und gestohlen. Ein anderer Reliquieniäger hat die sogenannte „Laterne" entwendet, eine Art Gehcnnschlüssel, der den Riegel des Schlosses spielen läßt. Die Reliquienjäger sind eben gewissenlose Leute — ganz wie Frau Humbert. Ernennungen, Versetzungen re. im öffentlichen Dienste. Departement deS Cultu» und öffentlichen Unterrichts. Zu besetzen: Die Kirchschulstelle in Trünzig. Coi- lator: die oberste Schulbehörde. Die Stelle gewährt nach dem Kataster neben freier Wohnung ein Gesammtcinkommen von 1926,51 nämlich 1200 <// vom Schuldienste und 726,51 vom Kirchendicnstc. Gesuche mit allen Prüsungs- und Amts führungszeugnissen bis auf die gegenwärtige Zett sind bis zum 11. August an den königl. Bezirksschulinspector für Zwickau I, Schulrath Lohse, einzureichen. eckt amerik. Llaismekl r. Horstet. v. Luääinxs, Dorten, Keülspeisen, xrcsckmsokv. llerept« a. jeä. 1 Lkä.-kaoket, eor»thxl.Vvrä»uIiokkoir. LIImMr. NMMl Mil!« HI. «M-Mll. Die alte Munitions-Magazin-Anlage auf dem Lindenihaler Exerzierplätze soll i» einem Loose Montag, den 21. Juli 1902, Vormittags 11 Uhr, im Geschäftszimmer des Unterjeicbneien (Kasernement 107) öffentlich an den Meistbietenden ans Abbruch verkauft werden. Die Verkaufsbedingungen und Erläuterungen können daselbst elngeseben bezw. gegen Erstattung der Selbstkosten entnommen werden. Zuschlaasrist 14 Tage. Ter königliche Äarntson-Banbeamte II Leipzig (Post Gohlis). stets pusssuä, vis ru xross, uio ru lttoiu. (jizunvM <d K>., LWi Tageskalen-er. Telephon - Anschluß: Expedition des Leipziger Tageblattes . .. . . Nr. 222 Redaction des Leipziger Tageblattes ..... - 153 Buchdrnckrrei des Leipziger Tageblattes (E. Polz) . - 1173 Alfred Hahn vorm. Otto Slemm's Sortiment, Filiale: Uni- versitätssttahe 8: Nr. 4046. Lonis Lösche, Filialen deS Leipziger Tageblattes: Katharinen straße 14: Nr. 2935. Königsplatz 7: Nr. 7505. Berliner Verkehrs»Bureau deS „Leipziger Tageblatt", Berlin 8Vs., Königgrätzerftrahe 116, direct am An. Halter Bahnhof. Fernsprecher Amt Vl Nr. 8393. Lese zimmer. Adreßbücher. Kursbücher. Stadt- Pläne rc. rc. Auskunft über Berkchrsverhältnisse und Nachloeis von prciswürdigeu Hotels und Pensionen rc. Der Verkehr».Verein Leipzrg, Städtisches Kaufhaus, erthcilt unentgeltlich Auskunft über Leipzigs Verkehrs- und Aufent halts-Verhältnisse, Gasthöfe, Wohnungen, Kunst- und Bildungsanstalten, Vergnügungen und Reisegekegenheiten. AuSkunftSstell« der königlich sächsischen Staatöttsenbahnen in Leipzig (Grimmaische Straße 2, Telephon Nr. 6721), und die NiisknnstSftelle der königl. prentz. DtaatSeifenbahnverwaltung (Brühl 75 u. 77, Crcditanstalt, ptr. im Laden), Telephon 6704, beide geöffnet an Wochent. v. 8 Uhr Vorm. ununter brochen bis 6 Uhr Nachm., Sonn- und Festtag» 10k—12 Uhr Vorm., geben unentgeltlich Auskunft ». im Per sonenverkehr über Ankunft und Abgang der Züge, Zug anschlüsse, Reiserouten, Billetpreise, Neiseerletchterungen, Fahrpreisermäßigungen rc.; d. im Güterverkehr über allgem. Transportbedingungen, Frachtsätze, Karttrungen rc. Fundbnrcau der königl. fächs. Staatseisenbahnen (Linien Leip zig-Hof, Leipzig-Chemnitz und Leipzig-Meuselwitz), Bayer. Platz 2, Part. (Bayer. Bahnh., Abgangsseite, 1. Ged.) in der königl. Babnhofs-Jnspection. Anökunftsstclle für Seeschifffahrts- und Reise-Verkehr. Relief- Weltkarte der Hamb. Rhedereien: R. Jaeger, AugustuS- platz 2. Unentgeltl. ÄuSkunftSerth.: Wochent. 9-12 u. 3-6 Uhr. Hauptmeldeamt deS Bezirks-CommandoS Leipzig, Nicolaikirch- Hof 2, I. Stock, Zimmer 1. Meldest.: Wochent. 9—1, Sonn tags 11—12. An den hohen Festtagen, sow. an d. Geburts tagen des Kaisers u. Königs bleibt daS Hauptmeldeamt geschl. Friedhofs.Expedition nud Easse für den Sud«, Nord- und neuen Johannisfriedhof, Georgenhalle, 1. Et. recht» (Eing. Ritter straße 28). Vergebung der Grabstellen aus vorgedachten Friedhöfen, Vereinnahmen der ConcefsionSgelder und die Er ledigung der sonstigen auf den Betrieb bezüglichen Angelegen heiten. Geüfsn. Wochent. v. 9—V,1 u. 3—5 Uhr. Sonn- und Feitert. jedoch nur für dringliche Fälle, v. 11—12 Uhr. Schlustzeit für den Besuch de» Neuen JohanniS-Friedhvfes 8 Uhr, des Süd- und Nordfriedhofes 8 Uhr. Tie städtische DeSinfertionS-AnsttUt, Gustav Adolph-Str. Nr. 2, übernimmt die Desinfektion von Pferde» und Rinder- haaren, Schweinsborsten und Schweinswolie gemäß der vom BundcSrathe am 28. Jan. 1899 erlaßenen Verordnung. Patent-, Gebrauchsmuster- und Waarenzttchen-AuSkunft-stelle, Brühl 2 (Tuchh.), l. Exped. Wochent. 9-12, 8-6. Fernsp. 682. Orfsentliche Bibttothelenr Universitäts-Bibliothek» Beethovenstr. 6. Die Bibliothek ist an allen Wochentagen geöffnet: Früh v. 9—1 u. (mit Ausn. d. Sonnabends) Nachm. v. 3—5. Der Lese saal ist geöffnet: Früh b. 9—1 u. Nachm. v. 8—6. Die Bücherausgabe u. -Annahme erfolgt täglich früh v. 11—2 u. (mit Ausnahme des Sonnabends) Nachm. v. 8—5 Uhr. Stadtbibliothek, Universitätsstr. 16 (Kaufhaus). Der Lesesaal ist geöffnet tägl. 10—1 Uhr, außerdem Dienstags, Mittwochs, Freitags u. Sonnabends 3—6 Uhr. BücherauSgabe Mittw. u. Sonnabds. 8—5, an den übrigen Tagen 11—1 Uhr. Bibliothek der Handelskammer (Neue Börse, Tr. 8, I.): BücherauSgabe von 10—12 u. 4—6 Uhr. Be nutzung deS Lesesaals u. Vorlegung der Patentschriften v. K9—Al u. ^44—6 Uhr ebenda. BolkSbiblio^hekl. Mleranderstr.35,p.) K8-K10U.A. Volksbibliothek ll. (Schillerst. 9, p.) 7K-9K U. A. VolkSbtbliothek VH. (Wurzn. Str. 51, p.) 7-9 U. A. Musikbibliothek PeterS (KönigSstr. 26) ist wochentags v. 9—12 u. 8—6 Uhr geöffnet. Bücher, Musikalien u. Musikztttungen können im Lesezimmer unentgeltl. studirt rejp. gelesen werden. Pädagogische Lentralbibliothek (ComeniuSstlftuna), Kramer- sttaße 4, I., aeöffn. Mittwochs und Sonnabends v. 2K bis 4Z4 Uhr. Lesehalle v. 2K—8 Uhr geöffnet. BolkSbiblioihek de» GrwerbevereinS L.-Eutrttzsch. Geöffnet jeden Mittwoch v. K9 Uhr Abend» an im RaihhauS zu L.-Euttitzsch. „BolkSburrau". Auskunftsstelle f. ArbeiterversicherungS-An- aelegenheiten Leipzia-Neuschüncfeld, Gustav Hariortjtt. 4, I. Geschäftszeit 1—6, Sonntag» KU—kl Uhr. StädiischeS Museum der bildenden Künste und Leipziger Kunst, verein kam AugustuSplatz), geöffnet an Sonn« und Feier tagen kll—8 Uhr, Montags 42—4 Uhr, an den übrigen Wochentagen 10—4 Uhr. Eintritt in daS Museum Sonn tag». Mittwochs und Freitags frei. Montags 1 ^t, Dienstags, Donnerstag», Sonnabends 50 Pfg-, an den Meßsonntagcn 25 Pfg. Der Eintritt in den Kunstverein beträgt sür Nicht« Mitglieder 50 Pfa. Grafst-Museum. Museum für Völkerkunde, geöffnet an Tonn« u. Feiert, v. IOK—8 Uhr, an den übrigen Tagen v. 10—8 U. Montag» geschloffen. Eintritt Sonnabends 50 Pfg., sonst frei. Graffi-Museum. kunstaew»rb«>Muse«m, geöffn. an Sonn- u. Feiertagen v. 10k—8 Uhr» an Wochentagen von 10—3 Uhr. Kebipge - llliekselre von Mr. 1.75 an Melie- uml M-Ifiuiepeil-Aelle voll Mr. 5.— an 8 8 »am» v»» «tv., vclriit» rou Lld. 20.— »0. IHM Mlei'
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