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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 28.12.1904
- Erscheinungsdatum
- 1904-12-28
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-190412280
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19041228
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19041228
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-12
- Tag1904-12-28
- Monat1904-12
- Jahr1904
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 28.12.1904
- Autor
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Beilage zum „Riesaer Tageblatt". »Mck «» MAe, »« »au^r L M»t««ttch I» «i,s» — Mir bi» »Mrktta« Har«»«» «ch»tb»tu Mas». 8V1 Mittwoch, S8 Dezember 1VÜ4, «beabS S7 Jahrg. Ein Reformerlaß des Zaren tst nun doch noch erschienen und verkündet was folgt: Nach deut heiligen Vermächtnis unserer gekrönten Vorfahren, unaufhörlich denkend an das Wohl der Uns durch Gott anvertrauten Herrschast, betrachten wir bei unabänderlicher Wahrung der Unerschütterlichkeit der Reichsgrundgefetze als Aufgabe der Regierung die uner müdliche Sorge für die Bedürfnisse des Landes, wobei wir alles hen Interessen des Russenvolkes tatsächlich ent sprechende unterscheiden von den nicht selten irrtümlichen und durch vorübergehende Umstände beeinflußten Rich tungen. Wenn sich das Bedürfnis von dieser oder jener Aenderung als gereift erweist, werden wir es für not wendig halten, an die Durchführung derselben heranzu- treten, wenn auch die angeführte Umgestaltung die Ein führung wesentlicher Neuerungen in der Gesetzgebung Her vorrufen würde. Wir zweifeln nicht, daß die Verwirk lichung solcher Unternehmen den Sympathien des wohl gesinnten Teils unserer Untertanen begegnen wird, wel cher ein wirkliches Gedeihen des Vaterlandes sieht in der Unterstützung der staatlichen Muhe und der ununterbroche nen Befriedigung der täglichen Bedürfnisse des Volkes. Indem wir an die Spitze unserer Sorgen den Ge danken . stellen über die allerbeste Ordnung des Tafelns des die zahlreichsten Mitglieder aufweisenden Standes, des Bauernstandes, bemerken wir, daß gemäß unserer An weisungen diese Angelegenheit bereits der Beurteilung unterliegt. Gleichzeitig mit der detaillierten, an Ort und Stelle ausgeführten Durchsicht der anfänglichen Absich ten des Ministeriums des Innern finden jetzt Berat ungen durch eine ausgewählte Anzahl der erfahrensten Personen der höchsten Verwaltung über die wichtigsten Fragen des Bauernlebens stath, die auf gründ von Kennt nissen und Aeußerungen bei den Untersuchungen allge meiner Bedürfnisse des landwirtschaftlichen Gewerbes in örtlichen Komitees gewonnen wurden. Wir befehlen, daß durch diese Arbeiten die Gesetze für den Bauernstand mit der allgemeinen Reichsgesetz gebung in Einklang gebracht werden, wodurch die Aufgabe einer dauernden Sicherheit dieses Stjandvs erleichtert wird, dessen Angehörige durch Verordnung des Zar-BefreierS als vollberechtigte freie Landbürger anerkannt werden. Indem wir hiermit ein weites Gebiet und die fernsten Bolksbedürfnisse überblicken, erkennen wir als unaufschieb bar zur regelrechten Festigung deslStpates und des öffent lichen Lebens an: 1) daß wirksame Maßnahmen zum Schutze der vollen Kraft des Gesetzes als der wichtigsten Stütze des Thrones und des autokratischen Reiches er griffen werden, damit seine unverletzliche und für" alle gleiche Erfüllung für alle uns untergebenen Obrigkeiten und Orte als erste Pflicht angesehen' wird, deren Nichter füllung unvermeidlich eine gesetzliche Verantwor tung für jede willkürliche Handlung nach sich ziehen und den durch solche Handlungen geschädigten Per sonen Mittel zur Erreichung eines Rechtsspruches erleich tern würden, 2) daß den örtlichen und den städtischen Ein richtungen eine möglichst weite Teilnahme in der Ver- tvaltung verschiedener Seiten der örtlichen Wohlfahrt überlassen wird, wozu wir ihnen die notwendige Selb ständigkeit in den gesetzlichen Grenzen verleihen werden, und daß auf gleichartige Bedingungen zur Tätigkeit in diesen Einrichtungen Vertreter aller Teile der an den örtlichen Angelegenheiten interessierten Bevölkerung be rufen werden. Zur möglichst erfolgreichen Befriedigung der Bedürfnisse, derselben außer den bisher bestehenden Gouvernements- und Kieis-Semstwos-Einrichtungen sol len in engster Verbindung mit ihnen öffentliche Einrichs- tungen zur Verwaltung der lokalen Wohl'fahrtsäu ge l eg e nhc i t e n auf Grundstücken kleineren Umfanges gebildet werden, 3) daß behufs Wahrung der Gleichheit der Personen aller Stände vor Gericht die notwendige Einheit in derOrdnungdesGerichltswesens. im Reiche eingeführt und den gerichtlichen Anordnungen die erforderliche Selbständigkeit gesichert werde, 4) daßj zur weiteren Entwicklung der von uns gefaßten Ma^ nahmen zum Schutze des Loses der Arbeiter in den Fabri ken und Werkstätten und der! Arbeiter in anderen Er- werbszweigen Sorge für die Einführung ihrer staa tj- ltchen Versicherung zu wagen sei, 5) daß dir zu. einer Zeit des beispiellosesten Auftretens verbrecherischer Tätigkeit der Feinde der öffentlichen Ordnung erlassene« gesetzlichen Ausnahmebestimmungen durchzusehen sind, deren Anwendung mit einer bedeutenden Erweiterung des Gutdünkens administrativer Obrigkeiten verbunden isttz Und daß hierbei Sorge zu tragen ist für eine möglichst» Einschränkung der Gebietsgrenzen, in welchen fie sich aus dehnen, sowie dafür, daß die durch diese Gesetze hervori- gerufene Beschränkung der Rechte von Privatpersonen zu gelassen wird nur in Fällen, wo tatsächlich die staatliche Sicherheit bedroht wird, 6) daß zur Festigung meines iM Manifest vom 11. März 1903 ausgedrückten unbeugsame« Herzenswunsches behufs Schutzes der durch die Grund gesetze des Reiches geheiligten Duldsamkeit in Glaube nssflchefn einer Durchsicht zu unterwerfen sind die Gesetze über die Rechte der Sektierer, sowie über Per sonen, die heterodoxen und nicht christlichen Bekenntnissen angehören, und daß unabhängig hiervon gegenwärtig auch im administrativen Verfahren die entsprechenden Maßnahmen zur Beseitigung aller nicht direkt im Gesetz angegebenen Beschränkungen ergriffen werden, 7) datz eine Durchsicht "der bestehenden Verordnungen auszu führen isst, welche die Reckte der Ausländer und Eingeborenen besonderer Reichsgebiete beschränken, indem von der Zahl dey Bestimmungen künftig die jenigen übrig bleiben, welche die gegenwärtigen Reichs interessen und den Nutzen des russischen Volkes fördern, 8) daß aus den gegenwärtig bestehenden Verord nungen über die Presse überflüssige Einschränk ungen zu beseitigen und das gedruckte Wort in klare, be stimmte gesetzliche Grenzen zu bringen sind und daß da- HelaHrvokle Wege. Roman von Ewald August König. 49 „Was ich nicht verhindern kann, das muß ich geschehen lassen. Sollten Sie eines Tages einen Spaziergang machen, von dem Sie nicht zurückkehren, so darf mich im schlimm sten Falle nur der Vorwurf treffen, daß ich Ihnen gegen das Verbot deS Herrn Barons erlaubt habe, das Kind auf diesem Spaziergange mitzunehmen. Sie haben dann das Vertrauen, dnS ich in "Sie gesetzt habe, mißbraucht, und ich bi» die Betrogene, wollen Sie das nicht vergessen?" „Ich werde mich daran erinnern," antwortete Minna. „Sie denken also im Schlosse zu bleiben?" „So lange dies in meinem Interesse liegt, allerdings?" „Und dann?" „Was kümmert e» Sie?" „Nichts," sagte die Zofe mit einem ironischen Achsel zucken, „ich möchte nur die gnädige Fra» vor Hoffnun gen warnen, die niemals Erfüllung finden können. Der Herr Baron wird nicht wieder heiraten, er denkt «och im mer an seine erste Liebe." „Sie werden unverschämt, Minira," zürnte die schöne Frau, „kümmern Sie sich nicht um meine Angelegenhei ten !" „Wie Sie befehlen!" erwiderte Minna, ihren gewohn ten, schnippischen Ton anschlagcud. „Siewerden späterer- fahren, daß «reine Warnung gut gemeint war. Aus die Freundlichkeit deS Herrn Baron darf man keine Luftschlös ser bauen..." „Genug!" unterbrach Herta sie befehlend. „Vergeßen Sie nicht, wa» ich Ihnen gc,agl habe." „Und wann werden Sie mir die Erlaubnis zu dem Spaziergang geben?" „Diese Frage kann ich erst morgen beantworten!" „Ich verstehe, Sie müssen darüber noch mit Herrn Wallendorf beraten," nickte die Zofe mit einem koketten Blick in den Spiegel. „Nun, ich kann ja warten, und wenn die Sache ganz ausgcgebe» wird, so ist mir auch da» recht, ich mache mir ohnedies Gedanken darüber, ob wir schließ lich nicht mit zn den Betrogenen gehören." „Die Wallendorfs sind verarmt, und wir müssen schwei gen, wenn sie nnS nm den versprochenen Lohn betrügen wollen. Vielleicht wäre es ratsamer, ihnen ein Schnipp chen zn schlagen, und in dem warmen Nest hier zu blei ben, dafür wird der Kammerdiener sorgen." „Gottfried ist auch Ihr Freund nicht, gnädige Frau." „Ich weiß es wohl, indessen kann mau leichter eine Zofe, als eine Gouvernante ersetzen!" Still jetzt, der Herr Baron kommt; achten Sie auf Ihre Worts und Blicke, niemand darf unser Einverständnis ahnen." Minna wollte sich eben entfernen, als der Baron mit dem Kind in der Hand eintrat. „Führen Sie Vera in ihr Zimmer," wandte er sich zu der Zofe, „zum Diner erwarte ich sie im Speisejaale." Herta hatte sich erhoben, sie entließ das Kind mit einen» Kuß und blickte ihm voll zärtlicher Liebe nach. „Wie ist e» einer Mutter nur möglich, ein solche» Kind zu verlassen?" sagte sic in» Tone sichtlicher Entrüstung. „Ich möchte lieber sterben, als mich von diesen» Kinde trennen!" „Ich bin Ihnen dankbar für die Liebe, die Sie ihm schenken," erwiderte der Baron, in den Journalen blät ternd, die auf den» Tische lagen; „es wird dieser Liebe noch lange bedürfen." „Gewiß," nickte Herta mit einem leisen Seufzer. „Ich meine noch immer, die Mutter müsse zurückkehren!" „Wenn sie es täte, so würde sie dieses Haus verschlos sen finden!" „So grausam könnte» Sie sei»?" „Neunen Sie das gransam, gnädige Frau?" sagte er in seiner ernsten, ruhigen Weise. „Hat meine Gemahlin mir oder meinem Kinde Liebe bewiesen? War die Trennung von uns beide» »licht ihr eigener Wille? Und wenn sie nun znrückkäme und um Verchhnung bäte, dürfte ich ihrer Versicherung, daß sie den Frieden wolle, Glauben schen- ! ken?" „Nein," antwortete Herta, „denn diese Versicherung Wäre eine Unwahrheit." „Also dürfen Sie es auch nicht grausam nennen, wenn ich ihrer Bitte mein Ohr verschließe." »Ich sagte es nur, weil den» Kinde die Mutter da durch znrückgegeben würde." „Wenn diese Mutter ein Herz voll Liebe für mein Kind hätte, so wollte ich gern den eigenen Frieden hin geben und aller tragen, um meiner Tochter diese Liebe z» sichern," sagte Baron Rüdiger, dessen Blick immer finsterer wurde. „Den Glauben daran habe ich verloren, gnädige Frau; mag nun alles seinen Gang gehe», mein Genüssen macht mir keine Vorwürfe." „Es muß im Gegenteil Ihnen sagen, daß Sie recht gehandelt haben," erwiderte Herta, einen warmen herz liche» Ton anschlagend; „Sie gewinnen endlich den ver lorenen Frieden wieder. Und außerdem hindert Sie ja nichts, glücklich zu werden." Er hatte die Jonrnale wieder auf de»» Tisch gelegt, langsam mit lautlosen Schritte,» wanderte er auf den» wei-- chen Teppich auf und »lieber. „Glücklich?" wiederholte e^ „Auch da» ist vorbei, ich »verde wohl unglücklich bleiben!" „Behaupten Sie da» nicht! Sie sind de» wahren Glücke» werk, Sie werden es finden, wenn Sie nur danach suchen!" Er blieb stehen, die Furche zwischen seinen Braue» hatte sich vertieft, ein herber Zuck umzuckte seine Mund winkel. „Ich werde nie wieder heiraten," sagte er. „Sie sprechen da ei» große» Wort gelassen au»," ent gegnete sie scherzend; ich glaube, Sie werden bald sich nach einen» Herzen sehnen, da» Freud und Leid gemein- sam »nit Ihnen trägt." „Sind Sie tn Ihrer Ehe glücklich gewesen, gnädig» Fra»» ?" „Ich war e», und darum bewahr« ich meinem Gatte» ein Andenke»» voll Liebe." „Ich werde diese» Glück nie erfahren," sagte er kopf schüttelnd; „ich wiederhol« Ihnen, ich heirate nicht wie der." 1S5.L»
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