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01-Frühausgabe Neueste Nachrichten : 14.10.1894
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1894-10-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id490221629-18941014010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id490221629-1894101401
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-490221629-1894101401
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungNeueste Nachrichten
- Jahr1894
- Monat1894-10
- Tag1894-10-14
- Monat1894-10
- Jahr1894
- Titel
- 01-Frühausgabe Neueste Nachrichten : 14.10.1894
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Rr. 285. Sonntag, den 14. Oktober 18S4. (1. AiSM/ 40,415 Mmeitei. Umefle Umhnchteu A«f«ig»*-Pv^»r Di« einspaltig» petitzeüe 18 Pfg., für «rswärrige Inserat» SO Pfg., dn Reclameiheil 80 Pfg. Hauvt-Grschäftsstelle: Pilluiqerstr. 4S. s. weschäftsstelle: Maximilian-alle- 8. Fernsprecher: Amr III. Nr. »«ar. Helesenste und veröreüeLste Tageszeitung der Kgt. Kaupt- und Aestdenzstadt Dresden und der Aororte. Ltnparterliehe, «n-rvtzän-rse A<rt«i»s -üv Ie-<Pnr««rn. O^»g«-Pe»i«, Durch di» Post vierteljährlich Mk. 1.80, stei in, kau, Wk. 1.80. FSrvresden und Vororte monatlich 50 Vf» Für Vesterreich. Ungarn ' durch die Post vierteljährl. A. I.yz Deulschr Postbestell-Rr. 4752, Oesterr. Ml» 7L" 8«->Il!D!li, Mir-MtsI, MM«. Mrkri«k-Msl, Die heutige Nummer enthält 18 Seiten und das 8seitige Witzblatt „Dresdner Fliegende Blätter". Der Arzt des Zaren. Die menschliche Theilnahme, mit welcher die Krankheit des russischen Kaisers verfolgt wird, ist wohl nicht minder groß, als das politische Interesse, welches sich an dieses Ercigniß knüpft. Mag auch der Philosoph mit einer Art von Beruhigung daraus Hinweisen, daß iS vor dem Schicksal nichts Großes und nichts Kleines gicbt, sondern nur Menschen, welche sich alle gleichen,- wenn sich das Gespenst schwerer Erkrankung naht, so erscheint uns doch das LooS umso tragischer, je machtvoller die Persönlichkeit ist, welche von ihm ergriffen wurde. Alexander III. ist aber nicht nur ein Niese an körperlicher Bildung, sondern auch ein Herrscher mit einer Omnipotenz ohne Gleichen. Noch vor Kurzem lauschte man auf jede Kundgebung des russischen Zaren, ob dessen Hände noch die Palme des Friedens aufrechthielten, oder ob er nicht gewillt sei, die Pandorabüchsc einer kriegerischen Stimmung zu öffnen — und heute? Heute lauscht eine allgemeine aufrichtige Thellnahmc auf daö Wort der Acrzte, welche den Schleier von dem Bilde der Krankheit Wegheben sollen, die über den mächtigen Monarchen hereingebrochen ist. Die Politik hat für den Augenblick der Medicin Platz gemacht. An Stelle der Staatsmänner sind jetzt Diejenigen getreten, von deren Kunst der kranke Kaiser Heilung erhofft. Der Name Sacharjin, deö Moskauer Klinikers, wurde überall genannt. Aber nicht er, welcher bisher den Zaren behandelte, sondern ein deutscher Arzt, Professor Ernst Leyden aus Berlin, weilt jetzt am Krankenbett deö Kaisers in Livadia und wird auch den hohen Patienten nach Korfu begleiten. Diese Entschließung kennzeichnet, wie kaum etwas anderes, den Ruf, in welchem die deutsche Wissenschaft steht. Wohl möglich, daß Professor Sacharjin in seinem pessimistischen Urtheil über die Kränkelt zu weit gegangen ist, so daß cs dem Zaren und seiner Umgebung überhaupt als nothwendig erschien, auch den Rath einer anderen Koryphäe einzuholenl Daß aber bei derWahl dieses zweiten Arzte- die Entscheidung für Professor Leyden fiel, das liegt Wohl nicht nur in der Person des Letzteren, als vielmehr in dem Respekt, Welchen sich die deutsche Forschung in der ganzen Welt errungen hat. Körperliches Leid fragt nicht mehr nach politischen Sympathien oder Antipathien. Der Kranke reicht Demjenigen die Hand, von welchem er Hilfe erwartet, und da der leidende Kaiser von Rußland seinen Blick vergebens über das gewaltige von ihm beherrschte Reich chweifen ließ, um zu finden, was er suchte, sandte er um einen deutschen Kliniker. Heute ist der Arzt deö Zaren der ehemalige preußische Regimentsdoktor Leyden, welcher seit dem Tode des be rühmten Traube die erste medizinische Klinik in Berlin leitet. Daß die Wahl auf Leyden fiel, hat wohl die folgenden zwei Gründe. Leyden gehört, was Gelehrsamkeit und die Leistungen als Forscher betrifft, zu den bedeutendsten Vertretern seiner Wissenschaft. Auf allen Gebieten der internen Medizin findet man ihn thätig; ja man kann von ihm sagen, daß er hauptsächlich die neue Richtung des Unterrichts am Krankenbette angebahnt hat. Der Ruf, welcher dem Forscher Leyden vorauSgeht, ist also ein wohlverdienter. WaS ihn aber als besonders geeignet erscheinen lassen konnte zur Behandlung deö kranken Zaren, ist, daß er sich sehr intensiv gerade mit den Erkrankungen des Nervensystems beschäftigt hat, so daß Alexander III., welcher, wie man weiß, an allgemeiner Nervenschwäche leidet, in dieser Thatsache einen speciellen Grund finden mutzte, Professor Leyden an sein Krankenbett zu berufen. Die Aufgabe, welche er übernommen hat, ist keine leichte. Noch herrscht, wie eS scheint, keine Klarheit über den Zustand des Patienten. Bald sind die Gerüchte trübe, bald wieder mehr Hoffnung erweckend. Beyden wird in Livadia nicht nur der Medicamente und Diät ver ordnende Arzt sein müssen, sondern auch der Berather und Freund eines in Folge seines Leidens stets zur Verstimmung und Ungeduld neigenden Kranken. Er wird stets in Gedanken nicht nur das ganze Gebiet seiner Kunst durchwandern, um sicher zu sein, alles Menschen mögliche erschöpft zu haben, sondern er wird auch stets darauf bedacht sein müssen, im Interesse der Behandlung das Seelenleben des kaiserlichen Patienten durch die richtige Wahl des Verkehrs mit demselben zu beeinflussen. Aller Augen sind jetzt auf ihn ge richtet, den deutschen Arzt, den das Schicksal an das Krankenbett eines Mannes geführt hat, welcher über daS größte Reich der Erde herrscht. Welcher Art mögen die Gefühle sein, die den einfachen Gelehrten ergreifen, wenn er voll Mitleid auf die gigantische Gestalt deö Monarchen sieht, welcher, von einem schweren Leiden heimgesucht, mit dem Blicke an den Lippen seines Arztes hängt, von denen er die erlösenden Trostesworte zu vernehmen hofft! * * * Die über das Befinden des Zaren in den letzten Tagen aus Livadia in Petersburg eingetroffcncn Nachrichten lauten nicht günstig. Die Aerzte bezeichnen eS als sehr besorgnißer- regend, daß sich beim Zar ein Schwächezustand eingestellt hat, der sich in auffälliger Schlafsucht äußert. Es vergeht fast keine Mahlzeit, bei welcher der Zar nicht einschläft. Die kaiserliche Familie hat sich bereits mit der traurigen Thatsache ver traut machen müssen, daß der Zar sich in einem sehr bedenklichen Zustande befindet, doch haben die Aerzte versichert, daß eine un mittelbare Gefahr nicht besteht. In den Petersburger ärztlichen Kreisen Wird, wie man dem „B. T." von dort schreibt, vielfach die Befürchtung laut, daß dem rätselhaften Nierenleiden des Kaisers möglicher Weise ein KrebS- leiden zu Grunde läge. Außer diversen Gründen, die aus dem eigentümlichen Charakter der bekannt gewordenen Symptome her geleitet werden, wird von ärztlichen Kreisen für genannte Befürchtung noch in'S Feld geführt, daß in das kaiserliche Haus Romanow die Krebskrankheit durch die Großmutter des Kaisers, also durch die Gattin des Kaisers Nicolais bewmwtich eine Tochter der eben falls an der Krebskrankheit verstorbenen Königin Luise von Preußen, erblich gekommen sei, denn deren Tochter, die Kaiserin Alexandra (Charlotte) erlag einem KrebSleidcn. Von den Kindern der Kaiserin Alexandra (Charlotte) starb am Krebs die älteste Tochter, die Groß fürstin Marie Nikolajewna, die Gattin des Großherzogs von Leuchten berg ; auch der jüngste Sohn der Kaiserin Alexandra (Charlotte), der Generalfeldmarschall Großfürst Nikolai-Nikolajewitsch, starb bekannt lich vor einigen Jahren am GesichtSkrebs. Die Erblichkeit deö Krebses im Hause Romanow wäre mit diesen beiden Fällen also er wiesen. In ärztlichen Kreisen Petersburgs wirb daher vielfach geglaubt, baß kurz nach der Ankunft deS Kaisers auf Korfu ein Consilium der hervorragendsten Chirurgen und Therapeuten Europas berufen werden dürfte. Der Pariser „EvSnement" meldet, die in Frankreich weilenden Großfürsten und russischen Minister seien im Begriff, eiligst nach Rußland zurückzukehren, doch brauche man aus dieser Rückberusung keine Schlüsse auf eine Bcrschlimmcrung im Be finden deS Zaren zu ziehen. Wie aus Alexandrowa gemeldet wird, ist Gcheimrath vr. Leyden daselbst von einem russischen Gendarmerie-Capitän empfangen, welcher ihn auf höheren Befehl als ölarSobui äs voz axs bis Livadia begleiten soll. Dann sind auf Befehl des Kaisers von Rußland die russischen Eisenbahnen angewiesen worden, Professor Leyden einen Wagen zur Verfügung zu stellen. Deutschland. —* DaS preußische StaatSmiuisterium trat Freitag Mittag zu einer Sitzung zusammen, um die Berathung der im Ministerium des Innern ausgearbeitcten Entwürfe zur Bckämpfung der Umsturzbestrebungen zu beginnen. Von gutunterrichteter Seite wird versichert, daß die Entwürfe vom Ministerpräsidenten zwar im Allgemeinen vertraulich behandelt worden sind, daß er aber die einzelnen Mitglieder deö Ministeriums über den Verlauf der einzelnen Stadien dieser Frage nicht ohne Kenntniß gelassen, sondern ihnen die Grundzüge derselben mitgetheilt hat, bevor zur Sitzung geschritten worden ist. —* Die Einberufung deS Reichstages soll, nach dem offi- ciösen „Hamb. Corres»." nicht vor dem 20. November erfolgen. Die Nachricht, daß daö neue ReichshauS bis zu diesem Termine nicht völlig fertig gestellt werden könne, ist unbegründet. — Archer den bereits mehrfach erwähnten Gesetzentwürfen, betreffend die Be kämpfung des Umsturzes rc. wird der Reichstag auch eine Novelle zur Civilproceßordnung zu berathen haben, ebenso die sirr unser ganzes wirthschaftliches Leben hochwichtige Frage der Börsenreform. Es wird sich erst Herausstellen müssen, ob du Arbeitskraft deS Reichstages für alle diese Aufgaben ausreichen wird. —* Huldigungsfahrt der Hannoveraner zum Fürste« Bismarck. Der Abg. Hahn, der den 19. Hannoverschen Wahlkreis vertritt, thcilte in einer Versammlung in Oldenburg mit, daß die Hannoveraner demnächst eine Huldigungöfahrt zum Fürsten Bismarck zu unternehmen beabsichtigen. —* Ei« Eingreifen der europäischen Mächte in den ost. asiatischen Krieg ist, soweit eö sich nicht um den Schuh dn Fremden handelt, gänzlich ausgeschlossen. Wenn England überhaupt die Absicht hatte, für China zu intervenircn, so hat eö eine ent schiedene Niederlage erlitten, denn zumal Rußland denkt nicht daran, ein diesbezügliches Abkommen einzugehen und sich die Hände zu binden. Japan selbst aber ist im Erfolg seiner Siege stolz genug zi erklären, daß eS, wie drahtlich aus London mitgetheilt wird, kein Vermittlung einer dritten Macht annch men werde so lange nicht Chinas Macht zertrümmert ist. Was im Besonderen die Haltung Deutschlands in der Kore frage anlangt, so erklärt der „Hamb. Corresp." officiös: „Daß da Deutsche Reich sich an einerJnterventionzuGunste deS einen oder anderen kriegführenden Theils i Ostasien betheiligen würde, halten wir für aus geschlossen." Diese Erklärung wird in Deutschland wohl allseiti mit großer Befriedigung ausgenommen werden. Inzwischen wird aus Shanghai ein Gerücht verbreitet, mu welchem China Friedensverhandlungen anknüpst und so angeblich erboten hätte, die Unabhängigkeit Koreas anzucrkennen, s« wie eine Kriegsentschädigung an Japan zu zahlen (?) —* Männer der Praxis. Die clericale „Köln. VolkSztg. knüpft an einen gelegentlichen Ausspruch deö Fürsten Bismarck w daß „von dem grünen Tisch ein eintrockncnder Geheimrathi wind daS Land durchwehe" und er zur richtigen Beurtheilung d wirthschaftlichcn Verhältnisse die Männer der Praxis habe Hera, holen müssen, und bemerkt hierzu: Es bilden sich im Beamtcnthum Ueberlieserungen aus, an dem nicht gerüttcl? werden darf, und wenn nun in dieser Kaste stets auch Le« an die Spitze kommen, die hinter grünen Tischen groß geworden, so wt die freie Luft vollständig abgeschnitten. Dann vergißt man, daß die A amten des Publikums wegen va sind, und nicht das Publikum der Beamt wegen. Aus diesen Gesichtspunkten halten wir es für sehr erfreulich, d< der Kaiser bestrebt ist, dem Hohen Bcamtenthum frisches Blut zuzuführe Ganz außer der Reihe sind die Herren von Bennigsen, Gras St o! berg und wirrst Latzfeldt zu Oberpräsidentcn ernannt, und wir si« fest überzeugt, daß sie das wirkliche Leben viel bester kennen, die Bedürfnis der Bevölkerung richtiger beurtberlen als die ihnen untergebenen Beamt« die schon silberne und goldene Jubiläen auf ihren Bureaus gestiert hab« Wer sich in sein Amtszimmer einspinnt, muß zuletzt die Fühlung mit da Bocke verlieren. Wir halten es für einen großen segensreichen Erfolg, di überhaupt mit der Idee Ernst gemacht wird, Männer des praktischen Leben in hohe Staatsstellungen zu berufen." Kunst und Wissenschaft. * Daö erste Sinfonie-Concert der Königl. Capelle! — Also, die Saison ist nunmehr officiell eröffnet. — Und zwar, man kann mit dieser Anerkennung nicht zurückbalten, in höchst glänzender Weise. Ein vornehmes Programm und eine vornehme künstlerische Ausführung desselben. Beethovens Op. Nr. 1 E-äar eröffnete, Schuberts 0-änr schloß, und die in den Mittelpunkt deS Abends ge legte Novität gab Smetanas sinfonische Dichtung „Vysehrad" (Wyschehrad) ab, Nr. 1 deö sechs Nummern (1. Wyschehrad; 2. Die Moldau; 3. Säiarka, Name einer Amazoncnführerin und eines Thales bei Prag; 4. AuS Böhmen- Flur und Hain; b. Tabor; 6. Blnnik) umfassenden Cyklus „Mein Vaterland". Also als Sinfoniker, alö Jnstru m ental-Com p o nist ist, wie eS scheint, der böhmische Meister nunmehr eudgiltig unter die Heiligen des Hoftheaters ausgenommen worden; denn man hofft doch, baß der Nummer 1 auch die Nummern L, 3 rc. folgen werden. Wie lange aber wird es noch dauern, bis man dem Dra matiker Smetana die Pforten öffnet! „Verkaufte Braut", „Kuß", „Dalibor" rc. sind textlich wie musikalisch vollständig hoftheaterfähig und an den Unsinn, daß politische Rücksichten walten könnten — wo Berlin, Wien, München die Werke anstandslos gaben und geben! — glaubt doch kein vernünftiger Mensch. Also, eS wird wieder einmal von Dresden heißen: spät kommt ihr, doch ihr kommt. Nun, diese bitteren Empfindungen sollen unS nicht ab halten, unserer Freude über das Für-Würdig-Befinden des Sin fonikers Smetana Ausdruck zu geben. Das Werk anlangend, so sei zunächst vorangeschickt, daß es (wie die fünf übrigen Tondichtungen) Von Liszts sinfonischen Dichtungen angeregt und beeinflußt, zur Kategorie der Programmmusiken gehört, aber Gott sei dank, zu jeNen, bei denen es zum Verständniß keiner gedruckten GebrauchS- aNweistmgen bedarf» die schließlich doch nicht« mehr und nichts weniger sein wollen als Musik, gute Musik, die einer poetischen Idee wohl daS Leben dankt. Im vorliegenden Falle ist es die alte längst vom Erdboden verschwundene Residenzburg Böhmens die am Rückende der alten Königsstadt Prag auf steilem, die Moldau beherrschende«« Felsen stand, Vie der Componist vor unsere Augen zaubern will. AuS dem Singen und Sagen vergangener Zeiten läßt er UnS ihr einstmals glänzende- Bild erstehen. Harfen-Akkord« und Arpegyen beginnen, und au« dem weichen Wiegen und Wogen der Siebet der Vergangenheit tönt es heraus.: ich will Euch erzählen von alten Zeiten, von Glanz und Pracht und großer Herrlichkeit. Trom- petenfansaren künden das Kommende an. In wuchtiger Breite etn- herschreitcnd, versetzt unS ein blechgepanzertes Marschthema zunächst in ferne Zeiten zurück, die alten Kriegshelden, die Gründer der B g, sie scheinen es, deren Bild der Componist uns vor Augen führen will, und dieses selbst, das alte KLnigöschloß taucht in Glanz und Schimmer vor unseren Blicken auf, doch düstere Nebel gleiten über diese Bilder, stürmische Zetten kommen, Kriegsgetümmel und Schlachtcnlärm. Aber bald lüften sich die Nebel, wir sind im Zeitalter hochgemuthen, minnercichcn RitterthumS. Die Trompeten laden zum Tournier, zu ritterlichem Spiel, mit Jubel und Trubel, in den der Polka-Rhytmus auch da- nationale Element entschiedener hineintönen läßt, werden frohe Feste gefeiert. Dann aber sind die großen Zeiten vorüber, die Herrlichkeit sinkt in Tränmen dahin, und wieder beginnt die Erzählung, doch immer klagender, immer wehmuth- voller wird ihr Ton. Noch einmal ruft sie das alte glänzende Bild zurück, dann schwindet dasselbe vor unseren Augen dahin. Und nichts ist geblieben von der ganzen Herrlichkeit. Auf dem altersgrauen Felsen steht kaum noch etwa- altes Gemäuer von der stolzen Residenz burg Wyschehkrad. — Rein musikalich betrachtet, präsentirt sich die Tondichtung al- da« Werk eines echten und vor Allem volkS- thümlich gesunden Talentes, daS sich in charakteristischer melodiöser Erfindung und meisterhafter, auf Lißt-Berliozscher Basis selbstständig ausgebauter prachtvoller Instrumentation glänzend ausspricht. WaS dem Werk aber seinen Adel, seinen inneren Werth verleiht, das ist der Geist, der in ihm weht, jener Hauch wahrer und echter Poesie, der, entsprungen aus der innigen Liebe zu Heimath und Vaterland, die seinen Schöpfer beseelt, in dasselbe hincingeströmt ist. Das, wie wir bereits Eingangs sagten, glänzend verlaufene Conccrt stand unter Hofrath Schuch« Leitung. Otto Schmid. * DaS Repertoire der Hofbühne» lautet: Altstadt: Sonntag : „Mignon", Dienstag: „Tannhäuser" (in alter Fassung), Mittwoch: „Die Nürnberger Puppe", „DaS Irrlicht"» Donnerstag: Die Re- gimentstochter, Sonnabend: „Der Freischütz", Sonntag: „Der Bajazzo"» „Die Puppenfee". Montag und Freitag bleibt die königl. Holoper geschloffen. — Neustadt. Sonntag: „DaS Käthchen von Heilbronn", Montag: „Der Flüchtling", „Der Tugendwächter", Dienstag: „Zriny", Mittwoch: „Dilettantin Und Künstler", Donners tag und Freitag: „Die Hermannsschlacht", Sonnabend: „Stephy Girard", „Epidemisch", Sonntag: „Die Waise von Lowoob". * „Ein« Milli«», Schauspiel von Wilhelm Wolter» und Karl «iellerup ist vom ar-ßherztgl. Hostheatrr in Karlsruhe> wie di-' „Deutsche Dramatique" meldet, zur Aufführung in dieser Saison ai genommen worden. * Claire von Glümer telcgraphirte an ihre hiesige Freunbü die bekannte Schriftstellerin Auguste Scheibe auö Legeres« „Operation rasch und glücklich durch die Hand des Herzogs Kal Theodor vollzogen". Es ist also gegründete Aussicht vorhanden, dz die begabte Dichterin daS Augenlicht wieder erhält. * Zum Besten der Genossenschaft Deutscher Bühnenangehörigi gelangt im Hofopernhausc Montag, den 22. d. M. der „Verschwend» zur Aufführung, welches Stück schon in früheren Jahren demselw wohlthättgen Zweck schöne Summen zuführte. * An Stelle von Fräulein Witting wird nun Miß Wal in dem großen MusikervercinS-Concert am 19. October singen. * Marie BuSjäaer, welche hier in Gemeinschaft mit Fränln Betty Schwabe (Violine), und Felix D r e y s ch o ck (Klavier) ei Concert am 25. October veranstaltet, ist schon verschiedene Male ne ganz außerordentlichem Erfolge in der Reichshauptstadt aufgctre« Als Lieder- und auch als Orätoriensängerin hat sie sich einen Nam» zu machen gewußt. * Gestern, Freitag, waren LOO Jahre verflossen, dß Carl von Laroche, der „Altmeister Deutscher SchaufpiclkunV geboren wurde. Am 11. Juni 1811 debutirte der Künstler einst I Dresdner Höfthcater alö „Rochus Pumpernickel". * Zur yranenfrage. Am 15., 16. und 17. d. MtS. tagt I Berlin die Generalversammlung deS bedeutendsten und fortschrittliche für die Emancipation der Frau wirkenden deutschen Vereins, H Vereins „Frauenbildungsreform". Da zahlreiche Mitglieder « Dresdner Rechtschutzvereins für Frauen bei dieser Gelegenheit I Berlin anwesend sein werden, so findet die nächste öffentliche SihW desselben statt Montag den 15. d. Mts. erst am 22. October W Hclbig statt. Nähere- über da- Programm wird seinerzeit bekam gegeben werden. * „Die GemeinsamkeitSidre im Lichte der VcrgangenstV Gegenwart und Zukunft", lautet der Titel eine- Vortrag» vH Natalie Schohl, den die genannte Dame in einer Montail Versammlung de- hiesigen „Rechtsschutzverrins für Frauen" und dH nun gedruckt vorlieat al« 10. Heft der Sammlung „Lose BlilH im Interesse der yranenfrage". Da über den fesselnden VorttW seinerzeit nur kurz refrrtrt werden konnte, Wird die vorliegende S-W um so pröherem Jntereßr begegnen.
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