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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 19.07.1916
- Erscheinungsdatum
- 1916-07-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-191607192
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19160719
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19160719
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1916
- Monat1916-07
- Tag1916-07-19
- Monat1916-07
- Jahr1916
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 19.07.1916
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OessenMchkeit besteht »ielfach die irrige Vorstellung, al« würde durch solche Beschränkungen di« Versorgung der Zu- scbutzbezirke behindedt. Gerade da« Gegenteil ist der Fall, denn nur auf dieser Grundlage ist. e« Überhaupt möglich, die Städte gleichmäßig mit Frühkartoffeln »u versorgen. V« sollte überhaupt von den Verbrauchern mehr in den Vordergrund gestellt werden, daß e« sich bei der Regelung des Verbrauchs unserer Nahrungsmittel vielmehr um eine strenge Durchführung der den einzelnen Kommunalverbänden auferlegten Lieferungspflichten handelt, al« um eine Befrei ung von den Ausiuhrbeschränkungen, ohne die eine Erfüllung der Lieferuni'Spstiki't schlechthin nicht möglich ist. Der Ver gleich mit den Zuständen im alten deutschen Reich, in drin die zahlreichen kleinen Staaten alle ihre Conderpolittk trieben, mit den Verhältnissen dcrKommunalverbünde wäh- rend de« Weltkriege« ist dann völlig irreführend, wenn di« Kontmunalvc: bände streng zur Abgabe ihrer Ucberschüsse und gleichzeitig selbst zu einer Rationierung des eigenen Verbrauchs auf derselben Grundlage, wie die ZuscbuRbezirke angebalten werden. Auf diesem Wege aber sucht da« KrirgS- ernäbrungScnnt die Ausgabe zu lösen. Ohne die Gliederung de« gesamten Wirtschaftsgebietes in die Kommunalverbünde zu benutzen, ist dies unmöglich. Man stelle sich nur vor, was werden würde, wenn jede Einzelwirtschaft ihre Wei sungen von einer einzigen Zentralstelle im deutschen Reich aus erhallen »nützte. —* Am Montag abend gegen 6 Uhr war in einem Speich « rder Firma Mafss hier ein Brand ausgebrochen, dessen EntstchungSnrsache auf Selbstentzündung infolge ttebcrhitzung eines TranSmisstonSlagerS zurttckzusührcn ist. Da Hilfeleistung schnell zur Stelle war, ist nur geringer Schaden am Dachstuhl entstanden. Die hiesige Motorspritze war ebenfalls ausgerückt, brauchte aber bei ihrer Ankunft nicht mehr in Tätigkeit zu treten. — Zu der Frage „Kann es in Deutschland eine Salznot neben?" wird nutz geschrieben: Nach der amt- liehen Statistik wurden im Deutschen Reich allem von 71 Salincnbetriebcn aus natürlicher Sole oder durch plan- mätzige Aussolung von Steinsalzlagern «71622 Tonnen <zu 1000 Kilogramm) Kochsalz (Siedesalz) im Werte von rund 17,6 Millionen Mark gewonnen, während die Erzeu gung von bergmännisch gewonnenem Steinsalz 1296802 Ton nen im Werte von 6,18 Millionen Mark betnm. Von-der gesamten Snlzcrzengnng von annähernd 2 Millionen Ton nen wurden etwa 480000 To. ausgeführt, wogegen nur rund 18000 To. ausländisches Salz zur Einfuhr kamen. Mithin standen für den heimischen Verbrauch von deutschem Siede- und Steinsalz rund 1 556 000 Tonnen (—1556 Milli onen Kilogramm) zur Verfügung. Der durchschnittliche, vom statistischen Amt ermittelte Jahresverbrauch an Koch salz zu Sveisezwecken beträgt etwa 7,5 Kilogramm auf den Kopf der Bevölkerung. Tas macht für 65 Millionen Ein wohner 487,5 Millionen Kilogramm, das wären also nur ein Drittel der wirklich erzeugten Gesamt-Salzmenge und nur zwei Drittel der deutschen Sicdesalzerzengung, wobei zu bemerken ist, daß wir damit noch lange nicht die Grenze unserer Leistungsfähigkeit erreicht haben. Salznot könnte also in Dentichtand ans Mangel an Material in den näch sten Jahrtausenden nicht eintretrn, denn unsere Salzlager sind unerschöpflich, aber auch durch etwaige Förderungsein schränkung ist sic in keiner Weise zu befürchten. * Neuwcid a. Mit dem Eisernen Kreuz 2. Klasse ausgezeichnet wurde der Unteroffizier Kurt Grotzmann von hier, zurzeit im 141. Jnf.-Reat. * G ropti s;. Dem seit Beginn deS Krieges mit dem Leib-Grenadier Regiment Str. 100 im Felde stehenden Sobn des WirtschnstSbcsitzcrS Wolf, welcher Anfang vorigen Jahres we»en Pflichttreue zum etatSmiitzigen Gefreiten er nannt worden ivar, wurde öetzt für besonderen Diensteifer die Friedrich-Augnst-Medaille am Kriegsbande verliehen. Oscha st. Bei der Hanssammlnng für die Volksspende für Deutsche Kriegs- und Zivilgefangene sind 1412 Mk.4Pfg. eingegangen- Königsbrück. Den Lieben daheim eine Freude zu machen, sammelte bei Königsbrück ein Landsturmmann in mühsamer Arbeit in der Heide die spärlich wachsenden Heidel beeren und sandte sie wohlverpackt seiner Familie. Zur gleichen Zeit aber hatte seine fürsorgliche Gattin denselben Gedanken gehabt. Auch sie hatte ein Kistchen Heidelbeeren znrcchtgemackt und ihrem Manne gesandt. " Freiberg. Der seit dem 13. März vermihte Stations verwalter Blcyl aus Eppendorf ist im Grotzwaltersdorfer Pfarrwalde von einer Pilzsucherin als Leiche nufgefunden worden. Die Untersuchung ergab, datz Blepl eines natür lichen Todes gestorben ist. FriedrichSgrün. Im sogenannten mittleren Teich ertränkte sich die Bccgarbeitrrsehcfrau Riedel von hier mit ihrem noch nicht '„Jahr alten Kinde. WaS die Bedauerns werte zn dieser Tat bewogen hat, konnte bis jetzt noch nicht ermittelt werden. Tas Flaggcnlies. Roman aus der Gegenwart von Alex von Boss«. 8. Fortsetzung. Auf Hellens Veranlassung war vereinbart worben, datz ihr Mann vorläufig noch nichts von dem Bruch zwischen den Verlobten erfahren sollte. Er war gerade jetzt in einem sehr nervösen und reizbaren Zustand: gehörte er Loch zu Len Leuten in England, bte einen raschen Sieg der Verbündeten über Deutschland als selbstverständlich angesehen hatten. Er hatte ganz sicher geglaubt» das; Eng land nur die Ausgabe zusallen würbe, dem am Boden lie genden Deutschland den Gnadenstoß zu versetzen. Darin hatte er sich wie die meisten seiner Landsleute aber gründ lich getäuscht. Deutschland zeigte sich als ein Niese, der sich auch gegen eine Welt von Feinden mit Erfolg zu wehren weiß. Und die deutsche Flotte. Anstatt, wie man eS all gemein in England vorauSgesehen, schon einige Tage nach -er Kriegserklärung vollständig^ vernichtet zu sein, wagte cS dieses „Spielzeug" Kaiser Wilhelm-, wie die Englän- der die deutsche Flotte so oft genannt hatten, jetzt im fünften KrtegSmonat über die Nordsee zu segeln und die Küste Englands zu beschießen! Henry war sehr schlechter Laune. Er bemerkte gar nicht die offenbare Verstimmung zwischen Eharlen und Mieke, und wenn er sie bemerkt hätte, würde er sich kaum darüber gewundert haben. Unter den bestehenden Umständen war das doch natürlich. Mieke zeigte so offen ihre deutschen Sympa thien, daß Charlcy wohl darüber verstimmt werde» konnte. Henry wäre eS sogar gar nicht unlieb gewesen, wenn Cbarley jetzt diese unzeitgemäße Verlobung rückgängig gemacht ha- ben würde. Denn er wurde durch MiekeS Anwesenheit im mer wieder daran erinnert, daß auch Hellen, seine Frau, eine Deutsche war, wenn sie auch entschieden auf feiten England stand. Bei der nächsten Gelegenheit wollte er MiekeS Abreise nach Deutschland befürworten. * * * In Scarborough herrschte am zweiten Tage nach der Be schießung ein so reges Leben, wie cS dieser belebte Bade ort zur Wintcrzeit sonst nicht zeigte. Auch Hellen Both- well wollte, wie so viele, die Verwüstungen sehen, die daS Bombardement in -er Stabt angerichtct hatte, und natür lich ging Mieke mit. ES war ein sonniger Nachmittag, eine Ausnahme von der Regel. Um so unbarmherziger mutzte die Zerstörung wirken. Henry und Eharley beglei teten die Damen, autzerdem hatte sich ihnen noch ein alter Oberst Warbrupv, Henrys Onkel, angeschlossen, der an die se« Ta« »um Frühstück bet ihnen gewesen war. Er war m gewisser Weise ein fretbenkender Mensch, weil er die Zur Kriegslage. (Amtlich.) Grosze« Hauptquartier, 1v. Juli ISIS. - Westlicher Kriegsschauplatz. ym Sommegebiete wurden qestern gbeud das Dorf Longueval und daS Vst- ttch au das Dorf anstotzende Gehölz DsslvMe vop dem Magdeburger Jufauterie- Regiment Nr. 26 und dem Altenburger Regiment in hartem Kampfe den Gng- liindern wieder entrissen, die neben großer, blutige« Verlusten 8 Offiziere, 28V Mann an Gefangenen einbüßten und eine beträchtliche Zahl Maschinengewehre in unserer Hand liehen. Feindliche Angriffe gegen unsere Stellungen nördlich Ovillers, so wie gegen deu Siidrand von Pozieres wurden bereits durch Sperrfeuer unterbunden und hatten nirgends den geringsten (»rfolg. Südlich der Somme scheiterten sran- zösische Letlangriffe nördlich von Barleux und bei Belloys. An anderen Stellen kamen sie über die ersten Ansätze nicht hinaus. Rechts der Maas setzte der Feind feine vergeblichen Anstrengungen gegen unsere Linie ans der „Kalten Grde" fort. Nördlich von Ban-de-Sapt war eine deutsche Patronillennnternehmnng erfolgreich. Deutlicher Kriegsschausilatz. Heeresgruppe des Generakfeldmarschalls von Hindenburg. Südlich und südöstlich von Riga haben unsere tapferen Regimenter die wiederholt mit verstärkten Kräften geführten russischen Angriffe «nter ungewöhn lich hohen Verlusten für den Feind zusannnenbrechen lassen. Heeresgruppe des Generülfeldmarscha-lls Prinz Leopold von Bayern. Die Lage i..r der Front ist unverändert. Auf die Bahnhöfe Horodzinja und Pogorjelzy der mir Truppentransporten belegten Strecke Minsk-Richtung Baranowitschi wurden von unseren Fliegergeschwa dern erfolgreich zahlreiche Bomben abgeworfen. Heeresgruppe des Generals von Linsingen. Teilweise lebhafte Feuertätigkeit deS Gegners, besonders am Stochod, sowie westlich und südwestlich von Luck. Armee des Generals Grafen von Bothmer. Keine besoüderen Ereignisse. Balkan-Kriegsschauplatz. Nichts Neues. Oberste Heeresleitung. MW WIMM Ml WW 6W im KriWW IM Ml ««. (Amtlich.) Berlin. Am 18. Juli früh griffe» deutsche Seeflngzenge die im Kriegshafen von Reval liegenden feindlichen Kreuzer, Torpedoboote, U-Boote und dortigen militärischen Anlage» mit Bomben an. Zahlreiche einwandfreie Treffer wurden auf den feindlichen Streitkräften erzielt, so auf einem U-Boote allein vier. In den Werftanlagen wnrden große Brandwirkungen hervorgerufen. Trotz starker Beschießung von Land ans und trotz versuchter Gegenwirkung durch feindliche Flugzeuge kehrten unsere Seeflngzenge sämtlich unversehrt zu den sie vor dem finnischen Meerbusen erwartenden Seestreitkräften zurück. Obwohl letztere infolge großer Dichtigkeit sehr frühzeitig von Land beobachtet und durch feindliche Flngzeugaufkliirung festgestellt waren, zeigten sich keine feindlichen Seestreitkräfte. Der Chef des Admiralstabes der Marine. * Chemnitz. Der vierjährige Knabe Rudolf Schmidt, der in der Küche auf daS Fensterbrett geklettert war, stürzte aus dem vierten Stockwerk in den Hof und war sofort tot, da er die Wirbelsäule gebrochen batte. Zwickau. Ueber den verhängnisvollen Blitzschlag, dem am Sonntag, wie schon kurz gemeldet, ein Menschen leben zum Opfer fiel, nnrd noch ausführlicher berichtet: Bei dem kurzen Gewitter, das am Sonntag nachmittag über der hiesigen Gegend niederging, wurde der 22 jährige Buchdruckmaschinenmeister Willy Riedel ans Zwickau auf einem Spazierwege nach Pöhla» auf dem Kirchcnsteige NeinSdorf—Pöhlau in unmittelbarer Nähe einer Höhen marke an der Seite seiner Braut vom Blitze erschlagen. Dem tödlich Getroffenen war der Anzug vom Leibe ge rissen, in Stücke zerfetzt und verbrannt. Im Umkreis von zwanzig Meter lagen die Ueberreste der Kleidung und Älelt kennengelernt hatte. Einmal hatte er Mieke sogar leise ange-eutet, Latz cs ihm persönlich viel lieber gewesen wäre, wenn England sich in diesem Kriege an Deutsch lands Sette gestellt hätte. Er konnte die Franzosen nicht leiden, und alle- Russische war ihm direkt widerwärtig. Er führte die Gesellschaft als Sachverständiger und be- wunderte unverhohlen die großartige Wirkung der deutschen Granaten. Von den zweihundert Geschossen, die von den Deutschen gegen die Stabt gesandt worden waren, er wies sich ein großer Prozentsatz als Treffer, und nur sehr wenige Granaten waren nicht krepiert. Unterwegs gesellten sich einige Freunde CharleyS ihnen zu, darunter auch Bob Doley, ein sympathischer, noch sehr junger Mann, der am Morgen deS Bombardements Mieke auf be» Klippen gesehen hatte. Als Charlcy seinen Nqmen nannte, erkannte Mieke iw ihm wirklich einen von j(nen jungen Leuten, die damals an ihr und Hutten vor- beigeetlt waren. Er redete sie auch sogleich an und meinte, sie sei sehr mutig gewesen, sich auf den Klippen so der Ge- fahr auSzusetzen „SS war wirklich nicht mutig," erwiderte Micke, „denn ich wurde mir einer Olefahr gar nicht bewußt." Im selben Augenblick erkannte sie inmitten einer Gruppe von Herren, die ihnen entgcgenkam, Friedrich von Hut- ten. DaS Blut schoß ihr zum Herzen, und eine heftige Angst ergriff sie bei dem Gedanken, Bob Doley könnte ihn erkennen und seine Verhaftung bewirken. Und er erkannte ihn wirklich! Mieke sah. wie er mit Eharley flüsterte. Dann blieben die beiden jungen Leute wie zufällig zurück und folgten der Gruppe der Herren, mäh rend Micke sich gezwungen sah, mit Schwester und Schwa ger wcitcrzugehcn. Wenn ich ihn doch warnen könnte! dachte sie verzweifelt. Eie waren gerade dabei, ein vollständig zertrümmertes kleine» HauS zu besichtigen, als auch die Herren dort erschienen, unter ihnen immer noch Herr von Hutten. Hin- ter ihnen tauchten gleich darauf auch Charlcy und Bob Doley auf, die sich in ihrer Rolle als Detektiv sehr wichtig zu fühlen schienen. Hutten ober, oder Jacn Terlinden, wie er sich nannte, bewegte sich so unbefangen zwischen seinen Begleitern, daß cS Mieke ganz fassungslos machte. Er ahnte wohl nicht die Gefahr. Sie aber mutzte, baß eine Verhaftung für ihn da« Verderben bedeuten könnte. Scho» hatte auch er sie gesehen, aber natürlich verriet er mit kei ner Miene, datz er sie kannte. AlS er ganz nahe an ihr Sorbeiging, hörte sie ihn mit seinem Begleiter holländisch sprechen. Gleich darauf sagte der Oberst, der sich mit einem dieser Herren unterhalten hatte: „DaS sind alle- Berichterstatter neutraler Zeitungen Schuhe umher. Seine Braut, die bei einer Zwickauer Firma beschäftigte Zuschneiderin Anna Vogel aus Reinsdorf, wurde besinnungslos au seiner Seite liegend aufgefunden. Ihr waren evettfalls sämtliche Oberklcider vom Leibe gerissen und verbrannt. Ein von der Schicht kommender Bergmann befand sich gerade auf dem Heimwege einige Meter von der Unfallstelle. Der nach einiger Zeit wieder zur Besinnung gekommenen und von Nachbarn in die elterliche Wohnung gebrachten Braut, die auch einige Brandwunden am Körper aufwies, wurde von einem hinzngekvmmenen SanitätSge- fretten vom Zwickauer Reseroelozarett die erste Hilfe zuteil. Später führte man die Bedauernswerte dem Zwickauer Stadtkrankenhause zu. Auerbach i. Ä. Am Sonntag nachmittag V,4 Uhr erfolgte hier in schlichter Weise die Beisetzung des ver- storbcnen Führers der sächsischen Konservativen, des Geh. und mehrere Mitglieder der holländischen und dänischen Kolonie in London. Sie sind natürlich von Engländern begleitet und bekommen nur zu sehen, was man ihnen zeigen will, und nicht so viel, wie sie sehen möchten." Da atmete Mieke endlich etwas auf. Gerade war Charlcy zn ihnen getreten und hatte gehört, was sein Onkel sagte. Er wiederholte es leise an Bob Doley, der nur die Achseln zuckte. Dann berührte Charlcy MiekeS Arm und fragte sie leise, ob sie jenen Herrn da im grauen Anzug wiedererkenne. „Welchen?" fragte Mieke scheinbar harmlos. „Dort — den groben, schlanken, mit dem grauen Hut. Bob Doley meint, er sei derselbe, mit dem du am Morgen der Beschießung auf den Klippen gesprochen hast." „Ach Unsinn! Bob Doley scheint eine sehr rege Phanta sie zu haben. UebrigenS sollen die Herren da Bericht erstatter neutraler Zeitungen sein, die erst heute auS Lon don aiigekommen sind; Oberst Wardrupp sagte eS wenig. stenS." Sie sprach so gleichmütig, datz Eharley nun wirklich davon überzeugt war, datz Bob sich geirrt habe, und nach kurzer Beratung mit ihm gaben sie die wettere Verfolgung des Fremden auf. ES konnte ja doch zu nichts führen, die Herren waren von amtlichen Personen begleitet, die jeden einzelnen gewiß kannten. Zur Mahlzeit war der Oberst da*und eine Lady Gwen- moral, die Schwester von Henrys Vater, deren verstorbener Mann eine Zeitlang eine einflußreiche.Stellung bei der Negierung bekleidet hatte. Sie mar die einzige Lady in der Familie, ungeheuer reich, weshalb sie von BothwellS mit allem möglichen Nesvckt behandelt wurde. Früher hatte sie Deutschland gleichsam von oben herab ganz gern gehabt. In ihrer Jugend war sie zum Studium der Musik mehrere Winter in Dresden gewesen und hatte sich in der dortigen Hofgesellschaft, wo sie sehr gut ausgenommen wor den war, ausgezeichnet amüsiert. Darum war sie auch nicht gegen die Heirat ihres Neffen mit Hellen von NhcinSberg gewesen. Aber jetzt haßte sie die Deutschen fanatisch, und Hellen mußte sich durch und durch englisch zeigen, wollt« sic die Gunst dieser Tante nicht verscherzen. Alle erschienen zur Mahlzeit in Abendtoilette, Lady Gmenmoral funkelnd von Juwelen, Hellen in einem Hel len Lcidrnklciü, eine Perlschnur um den Hal-, aber mit verweinten Augen; Micke in einem Hellen Kleid. Mieke sah HellenS verweinte Augen, und sie wußte, -atz zwischen Schwester und Schwager kur» vorher ei« leb hafter Wortwechsel stattgefunden hatte. MiekeS Zimmer lag neben HellenS Ankleidezimmer, sie hatte bte Stimmen von
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