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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 06.12.1900
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1900-12-06
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19001206017
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1900120601
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1900120601
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1900
- Monat1900-12
- Tag1900-12-06
- Monat1900-12
- Jahr1900
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 06.12.1900
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Die lebhafte Genugthuung. mit der der gröbere Tbeil der Presse in Deutschland unter Führung der Offiziösen die Wieder wahl Mac Kinlev's begrüßt hat, wird jetzt in angemessener Weise durch die Botschaft illustrirt, die der Präsident der Vereinigten Staaten an den neugewählten Kongreß in Washington gerichtet hat. Die Liebenswürdigkeiten, die jüngst dem wieder gewählten Oberhaupt der nordamerikanischen Union von deutscher Seite gesagt worden sind, werden in der vorliegenden Botschaft durch eine ausfallend kühle, wenn nicht gar schroffe Behandlung Deutschlands und durch eine scharfe Drohung beantwortet, die zwar allgemein gehalten ist, aber nach Lage der Dinge nur auf uns bezogen werben kann. Man dürste in Washington auf Grund der Erfahrungen der letzten Jahre zu der Ueberzeugung gelangt sein, daß Deutschland gegenüber die Politik um so erfolgreicher ist. je weniger ma» sich in Washington bemüht zeigt, Entgegenkommen und Gefälligkeiten zu erwidern. In Berlin scheint man fick dagegen in Bezug auf die Behandlung seitens Nordamerikas mit sehr bescheidenen Ansprüchen zu begnügen. Wenn nur die Form nicht gerade direkt verletzend ist! Als im September die Cirkularnote des Grasen Bülow, in der vorgeschlagen wurde, nicht vor der Auslieferung der Haupt- von da . ... die in der Sache den Charakter der Schroffheit trug, doch in die formen der Höflichkeit gekleidet war. Inder offiziösen Mittheilung der Antwort des Staatsdepartements in Washington war besonders betont, daß diese »sorgfältig im Ausdruck sei, wie um die Absage zu mildem". Die Beziehungen zu Frankreich und England bezeichnet Mac Kinlev in seiner Botschaft als freundliche. Dem Verhältnis; zu Deutschland wird das gleiche Prädikat nicht zucrtännt. In den Beziehungen zu Deutschland, heißt es in der Botschaft, herrscht nur guter Wille vor. Dem guten Willen entspricht nach der Auffassung der nordamerikaniswen Negierung nicht die That. Mac Kinlev weist hierbei auf die Wirkungen des Fleischbeschau- gesetzeS bin: er sagt, es herrsche noch große Ungewißheit, ob Amerikas fast vernichteter Handel mit Deutschland in Jleisch- vrodukten unter den neuen Lasten wieder ansledcn kann. I» dem Fleischbeschaugcsetze hat die deutsche Negierung ursprünglich allerdings einen recht guten Willen Amerika gegenüber bethätigen wollen; die Vereinigten Staaten sollten vor dem Inlandc bevorzugt werden. Das ist nicht in dem anfangs beabsichtigten Umfange geschehen, dank der Haltung der Mehrheit des Reichstages, die den Standpunkt einer gesunden nationalen Wirthschasts- politik vertrat, genau wie die Mehrheit der parlamen tarischen Körperschaften der Union, die sich in ihren schutz- zöllnerischen Maßnahinen niemals durch eine zarte Rücksichtnahme aus die Bedürfnisse und Ansprüche des Auslandes bestimmen lassen. Die Unnkees haben cs Deutschland gegenüber oft genug an dem guten Willen fehlen lassen, den Mac Kinlev der deutschen Regierung zuspricht. In der Behandlung, die Nordamerika vor dem deutschen Fleischbeschaugesetze der deutschen Einfuhr hat zu Theil werden lassen, war von einem guten Willen nicht ein Schimmer zu entdecken. Soniit hat die vorwurfsvolle Klage Mac Kinlens. daß Deutschland für Nordamerika nur guten Willen ohne entsprechende Thaten habe, so lange keine Berechtigung, als jenseits des Oceans nicht wenigstens dafür gesorgt wird, daß die politische und insbesondere die zollpolitische Stellungnahme der Vereinigten Staaten zum Deutschen Reiche die Keime eines freundschaftlichen Wohlwollens erkennen lassen. Solche Keime sinken sich in der Mac Kinlcv'schen Botschaft nicht. Eher das Äegentheil. Es heißt nämlich darin: Sollten in der Frage der Handelsverträge in einigen Ländern die Forderungen nach einer Amerika feindlichen Gesetzgebung fortdauern, so werde Mac Kinlen dem Kongreß eine den Erforderungen der Lage gerecht werdende Gesetzgebung anrathen. Es wird zwar nicht direkt ausgesprochen, aber es ist kein Zweifel, daß hiermit in erster Linie Deutschland mit Vergeltungsmaßregeln bedroht ist. Hoffentlich hat diese Drohung nicht die vielleicht in Washington beabsichtigte ein- »chüchternde Wirkung, daß man in der Wilbelmstraße in Berlin das Maß der Gefügigkeit und Rücksichtnahme für die Aankees noch geflissentlich vergrößert. Uni eine solche Wirkung werden sich ohnehin unsere manchesterlichen Freisinnigen in der Presse und ini Reichstag bemühen, damit die amerikanische Auffassung, je rück sichtsloser man gegen Deutschland verfährt, um so geringer wird in Deutschland die Wahrscheinlichkeit, daß man sich in Berlin zu energischen Maßregeln entschließen wird, auf's Neue bekräftigt wird. Auch aus dem Passus der Botschaft, der die chinesische Frage behandelt, wird man schwerlich ein besonderes Wohlwollen für die ostasiatischc Politik Deutschlands herauslescn können Ausdrücklich und wiederholt wird die llebereinstimmung mit der russischen China- Politik betont, von der man doch gewiß nicht behaupte» kan», das; sie in ihren Auffassungen und Bestrebungen auf das Zusammen gehen mit Deutschland gerichtet ist. Mac Kinlev spricht sich für den russischen Vorschlag aus, daß die Meinungsverschiedenheiten bezüglich der Entschädigungen dem Haager Schiedsgericht unter breitet werden sollen. Am liebsten möchte die ainerikanischc Regierung allem Anscheine nach grundsätzlich unmittelbare Geld entschädigungen überhaupt ausschließcn: ihr würde cs genügen, wenn die Entschädigung geleistet würde durch erhöhte Bürgschaften zur Sicherung der Rechte der Ausländer und durch Ocssnung von China für den Handel der ganzen Welt. Ter imperialistische Ton, den Mac Kinlev Deutschland gegenüber sür angemessen erachtet, wird nicht angestimmt in Bezug auf China. Diesen! Reiche wird «var ein guter Wille nicht nachgerühml, ober es soll der größten Schonung und Milde bedürfen. Deutschland verwendet Hunderte von Millionen für seine chinesische Expedition: vielleicht wird in der Bot schaft des amerikanischen Präsidenten deshalb gerade mit besonderem Nachdruck hervorgehobcn, daß die Finanzen der Chinesen geschont werden sollen. Die Botschaft rühmr ferner das loyale Verhalten chinesischer Biceköniae, und wenn auch zugegeben wird, daß eine exemplarische und abschreckende Bestrafung der chinesisch, führer wünkchrnswcrth sei, io wird doch nicht versäumt hü daß die Bestrafung innerhalb der Grenzen vergeltender Ge: . . bleiben müsse. Möglicher Weile hat mau auch in Walhington etwas von einer gewissen Hunneinede gehört. Selbst die Forderung der Todesstrafe wird von der nordamertkanischen Regierung als zu weilgchcnd bezeichnet. Wie ohne diese die Be strafung der Schuldige» eine exemplarische und abschreckende sein soll, bleibt ein Gcheimniß Mac Kinlev's. Vielleicht hält es der Herr Präsident sür exemplarisch und abschreckend genug, wenn den Schuldigen die Zöpfe abgeschnitten werden. Wie milde die Dankees in der Bestrafung von Missethätern zu Verfahren pflegen, davon wissen jetzt die Philippiner zu erzählen, denen Mac Kinlev in seiner Botschaft die Woblthaten der Freiheit nnd einer guten Regierung zusichert. Das Merkwürdige nt nur. daß die Philippiner von diesen Wvhlthaten absolut nichts wissen wollen. Neueste Deahtmeldimgeir lioiil 5. Dezember. ISäniüvliche nicht als Privat M'Umnam gekenn^nchncten Tcvcichcii »animen von Aolii's Tc>. Bureau: dir u:i: ' vcrisliouen sind wcikreud dcS Truch- ciugcqangrn > Der Krieg in Cchina. Berlin. Gras Walderseemeidet cmSPeking vom I. Dezember: In der Provinz Schansi. sollen starke reguläre Truppen unter General M» stehen und die Pässe im Gebirge an der Grenze von Tickili besetzt halten. In Paotingm fand beim Räumen eines Pulvermagazins eine Explosion statt. Tobt 1 Pionier, verwundet Leutnant Wolsgrom und s Pioniere. Berlin. Die »Nordd. Allg. Ztg.* meldet: In einem Tele gramm Li.Huna-Tschang's an den hiesigen chinesischen Gesandten, das von diesem dem Auswärtigen Amte unterbreitet wurde, wird mitgetheilt, daß der neue Generalgouverneur der Provinz Schansi. SihliangS, im Gegensatz zu dem srcmdcnfeindlichen Vorgänger Püdsicn seit der vor zwei Monaten erfolgten Ucber- nahme des Postens mit aller Strenge gegen die Boxer vorgeht: über W Anführer der Aufständischen habe er öffentlich hinrichtcn lassen und die Missionare mit allen ihm zu Gebote stehenden Mitteln geschützt. London. iPnv.-Tel.) Das Bureau Laffan meldet aus Peking: Die Deutschen ergreifen energische Maßregeln, nni ihre Leute vom Plündern abzuhalten: sie haben bereits in Tientsin einen Soldaten erschossen, der trotz strengster Befehle plünderte. * New-Aork. Meuter-Meldung.) Aus Peking wird vom l. ds. gemeldet: Wie erwartet, kamen die Gesandten in ihrer heutigen Zusammenkunft nicht zu einem endgiltigen Beschlüsse, da sie nicht sämmtlicb von ihren Regierungen Weisungen hinsichtlich der Form der an China zu richtenden Präliminarnote erhalten babcu. Noch der Zusammenkunft erklärte Conger. offenbar hätten Alle das Bestreben, zu einem befriedigenden Schluß zu kommen. Er sei der Ansicht, die nächste Zusammenkunft werde auch die letzte iem: sic werde sedoch nicht eher stattfinden, als bis alle Gesandten endgiltige Weisungen erhalten hätten. Er persönlich sei von dem Verlaus der heutigen Zusammenkunft befriedigt. * Peking. «Meldung der »Aaencia Stefan:".) Die deutsch- italienische Kolonne, welche die Expedition nach Kalgan ausgesührt hat. ist heute wieder in Peking eingetroffcn. Der Ge sundheitszustand der Truppen ist ausgezeichnet. * Leipzig. Der König und Prinz Georg von Sachsen trafen heute Abend 0 Uhr 2» Minuten mittelst Sonder-- zuges hier ein. In ibrcr Begleitung befanden sich Oberhofmarschall Gras Vitzthum v. Eckslädl. Hansmarschall v. Carlowitz, der Chef des Generalstabcs des )!>. Armeekorps Oberstleutnant Wermnih, der Oberstallineistcr v. Hangt nnd die pevönlichcn Adjutanten. ES fand ein kleiner Empfang statt, wobei der König sich mit den Herren huldvollst längere Zeit unterhielt. Vom Bahnhof begaben sich der König und Prinz Georg in die Dienstwohnung des kom- mandirenden Generals v Treitschke, um bei denvclbeii den Tvec einzunehmen. Hierzu halten die Herren deS Gefolges Einladungen erhalten. Ter König und Prinz Georg nehmen im Königl. Palais Wohnung. Morgen früh tindet ans Böhlih-Ehrcnbergcr Revier Jagd statt. * Paderborn. Be: der Reichstags-Ersatzwahl im Wahlkreise Paderborn-Büren, wurde, wie das »Westfälische Vvlksblatt" meldet, bei schwacher Wahlbethciligung Saviguy (Centruin) gewählt. Ein Gegenkandidat war nicht ausgestellt. " London. Es verlautet, die Thronred c zur Parlaments- Eröffnung wird lediglich erklären, das Parlament sei zlv'ammen- bcrufen, für militärische Zwecke Mittel zu bewilligen. Berlin. (Priv.-Tel.) Reichstag. Am Bundesraths tische : Reichskanzler Graf Bülow nnd Staatssekretär Gras Posa- dowskn. Auf der Tagesordnung steht die erste Bcralhung des Eentrumsantrags, best, die Freiheit der Religions- übung. — Reichskanzler Graf Bülow: Obwohl sich die Ver bündeten Regierungen über gesetzgeberische Anträge ans dem Reichstage erst schlüssig zu machen pflegen, nachdem der Reichstag seinerseits Stellung dazu genommen hat, halten sic es im vor liegenden Falle doch für nothwendig, in einer so ernsten, das Gewissen des deutschen Volkes berührenden Frage sich alsbald ans- zusprechen. Sie haben die Ueberzeugung. daß die Gefühle, welche dem Anträge zu Grunde liegen, berechtigt sind, sehe» sich jedoch außer Stande, einem Anträge znznstimmcn, welcher die verfass ungsmäßige Selbstständigkeit der Bundesstaaten aus einem Gebiete beschränken will, das sic der Zuständigkeit ibrcr Landesgesetzgeb- iingcn Vorbehalten müssen. Vorstehende Erklärung verliest der Reichskanzler und fährt dann fort: Die ans älterer Zeit über kommene Gesetzgebung dieses oder jenes Bundesstaates mag Vor schriften enthalten, die mit den in dem größten Theiic des Reiches anerkannten Grundsätzen freier Ausübung nicht überall nn Einklänge sichen, wenn ich auch sür ineine Person boffe, daß der artige landesgesetzlicheDisparitäten verschwinden werden. Ich bin durchaus für Gleichberechtigung der Religionsgcincinschasten, doch muß ich als Reichskanzler mir vor Augen halten, daß meine erste Ausgabe als Reichskanzler dahin geht, den bundesstaatlichen Cha rakter des Reiches und die Autonomie der Bundesglieder, soweit die Reichsgesetzgebung dieselbe gewährleistet, nicht ohne willige Zustimmung der Einzelstaaten beeinträchtigen zu lassen. Darin wurzelt das Vertrauen, auf welches die Reichsgewalt bei den Bunvesstaatcn zählen muß. Dieses Vertrauen uiiaemindert und unseres Antrags abgewartct hat. Wir sind aber so wenig ver wöhnt, daß wir schon froh sind, wenn der Bundesratb wenigsten- überhaupt etwas sagt. (Heiterkeit.) Wir hoffen, daß das Hobe Haus uns Gelegenheit geben werde, in einer Konimiifioil die Einzelheiten der Beschwerden in Bezug auf die Religionsübung darzulege». Zu welchen Beschwerden ist in den letzten Jahren namentlich in Mecklenburg, Biaunschweig und Sachsen Gelegen heit geboten worden! In den Schutzgebieten ist volle Religions sreiheit zugelaven, dagegen nicht überall im Reiche selbst: das ist beschämend. Wir wollen die staatskirchlichc Hobest überall da be ieitigen. wo sic die Vereinsfreiheit cinichränkt. Was den Einwand über die Unzuständigkeit der Reichsgesetzgebung auf diesen' Gebiete betrifft, io ist ja doch schon l!W ein Gesetz gemacht worden bctr. die Unabhängigkeit der staatsbürgerlichen Rechte von der Konfession. Und nun gar das Jesuitengcsctz! Wer so mit der rauben Hand eingegrifscn hat. darf doch nicht sagen, das Reich sei hinsichtlich des Schutzes der Religionsübung unzuständig. (Beifast in, Eentmm.) Nach Jahrhunderte langen Kämpfen sind wir cnd lich io weit, das; wir die staatsbürgerliche Gleichberechtigung aller Konfessionen als die einzig richtige Grundlage anerkennen. Auch unsererseits (ich denke dabei allerdings an die doguraruche Toleranz diese besteht ia auch bei den «Sozialdemokraten — nicht, auch in der staatsbürgerlichen Toleranz glauben wir. uns mit Ihnen Allen zusammeminden zu können. (Beifall im Centrum.) — Abg. Graf Ltollberg (kons.): Wir theilen die staatsrechtlichen Bedenken des Reichskanzlers, auch wir wollen in die Kompetenz der ein zelnen Bundesstaaten nicht eingegriffen wissen, aber da es doch fraglich ist, ob dieses Bedenken sich gegen alle Punkte des An trages richtet, und da eine große Partei die kommissarische Be- rathung wünscht, so stimme» wir dieser zu. — Abg. v. Volkmar (Soz.): Die Gründe gegen vorliegenden Antrag, welche Aba. Lieber jetzt zurückweist. nämlich den angeblichen Eingriff in die Kompetenz der Einzelstaaten. sind vom Centrum sehr oft gegen sozialdemokratische Anträge geltend gemacht worden. Was Lieber heute dargelegt, stehe ganz im Widerwnich zu dem sonstige» Ver hallen des Ecntnims. Sonst sei das Eentium stets sehr föderativ, heute dagegen iür sehc weitgehende Reichskompetenz. 'Nach der katholisch-kirchlichen Ansfassung gebe es eine sittliche Freiheit gegenüber dogmatisch anerkannten Wahrheiten überhaupt nicht. Die Kirche wolle nicht nur dogmatische, sondern auch volitische Intoleranz, wo sic aber politiich tolerant sei, sei ihr dies erst von den Umständen ausgezwungen worden. Als Minorität for derten die Ultramontancn Toleranz, als Majorität dächten sie nicht daran, der Minorität das Gleiche zu bewilligen. (Rufe: Sehr richtig.) Vorliegenden Antrag stelle das Ccntrnm nur notb- gedmngen als lonsessionelle Minderheit. Die Sozialdemokratie dagegen sei grundsätzlich für volle Glaubensfreiheit uud meine, daß die Religion und was dann» und daran hängt, völlig dem Einzelnen zu übcrlasseu >ci. Trennung von Staat und Kirche sei das Richtige. Seine Freunde ieicn deshalb auch gegen das Jeiuitengeietz. Der vorliegende Antrag gehe ihnen nicht nur nicht zu weit, i'ondem cs werde vielleicht zu erwägen kein, was noch darüber hinaus zu beschließen sei. Hauptsächlich werde ja auch der ganze Toleranz-Gedanke durchbrochen durch die Beschränkung des Antrags aus die anerkannten Religions-Gesellschaften. (Rufe links: Sehe richtig.) Ec kündige schon jetzt einen Antrag an aus Streichung des Wortes „anerkannt". — Abg. Bassermann (nationallib.): Ob der Antrag in allen seinen Theilen dem Frieden diene, werde in der Kommission zu untersuchen sein. Der voni Eentrnni vroklamirte Grundsatz der Gleichberechtigung aller Kon , feisionen ist gewiß sehr schön : wir wollen hoffen, dag er auch in katholischen Ländern anerkannt wird. Wir scheu in dem Antrag allerdings auch eine Erweiterung der Reichsverfassung. aber von diesem formellen Einwand ließe 'ich wohl absthen. Hat doch der ^ Reichskanzler selbst zugegeben, daß in den Einzelstaaten da nnd ! dort noch ganz veraltete Bestimmungen bestehen. Wir müssen aber . darauf bestehen, daß die Religionsfreiheit nicht nur den Mitgliedern anerkannter Neligionsgesellschaften gewährleistet wird- Nicht ein ! verstanden sind wir damit, dag nach beendetem 12. Lebensjahre dem ! Kinde die Entscheidung seines religiösen Bekenntnisses zustehen soll. Das würde die bedenklichste Agitation zeitigen, namentlich, wo es , sich um gemilchte Ehen handelt. Ebenso wenig können wir dem ! Abschnitt über die Religionsgemeinschaften zustimmen. Solange ^ die Religionsgemeinschaften Korporationen mit staatlichen Vor- ! rechten und staatlicher Unterstützung sind, solange können wir sie auch nicht zu bloßen Vereinen mit voller Freiheit herabdrücken. Auch die Bestimmung können wir nicht billigen, wonach die i Landesregierungen nicht wehr in der Lage sein sollen, selbst aus ! wärtige Religionsdicncr in ihrer Thätigkeit zu beschränken. - Abg. Ri>hter (frcisinn. Volkspartei,: Aks die Sturmglocke des Präsidenten verkündete, daß der Reichskanzler sprechen wolle, do ung enthält der Antrag jedenfalls, und diese muß auch iu dem Ge setzcnkmnrf ausgesprochen werden. Ich halte es für durchaus richtig. 'Abschnitt 1, der icdcm Reichsangehörigen volle Freiheit der Rcligionsübung gewährt, zum Gesetz zu erheben. Ter Abschnitt 2 dagegen von den Religionsgemeinschaften zieht alle nur erdenklichen Streitigkeiten, wie sie sich m den Einzelstaaten absvielcn, vor das Reich, und das ist sehr bedenklich, zumal sich der Abschnitt ans anerkannte Gesellschaften beschränkt, alle anderen aber rechtlos läßt. Wir wollen gleiches Recht sür Alle, wir wollen auch keinerlei staatliche Zuwendung für irgend eine Religionsgemeinschaft, sondern allenfalls sür jede Vereinigung, welche sittliche Zwecke anstrebt. Wir können uns nur sür einen Antrag erklären, der diesen von niir entwiclelteiiZiclen und Grundsätzen entspricht. — Abg. Fürst Radziwill (Pole) tritt Namens seiner Fraktion sür den Antrag ein unter Klagen über die Behandlung der Polen in Preußen in konfessioneller, wie nationaler Hinsicht. — Staatssekretär Graf Posadowskv: Der preußische» Staatsregierung liege es völlig fern, hie legitime Verbindung zwischen der katholischen Kirche im Posemchen einerseits und ihrem geistlichen Oberen andererseits zn verhindern, aber sie sei verpflichtet, dafür zu sorgen, daß in jener Provinz Ruhe und Frieden herrsche. — Abg. Rickert (freisinn. Vereinigung) freut sich, daß das Eeiikum seine 'Anschauung über die Kompetenz des Reiches geändert habe, und hofft, daß aus diesem Antrag «in gutes Gesetz zu Stande komme. — Abg. Stock mann <Retch«partei): Dem Grundgedanken des Antrages kann wohl jeder humanistisch Gebildete zustimmen, wenn e» auch rlgenthünilich ist.. daß gerade das Centtum ihn einbringt. Für uns ist das Wichtigste die staatsrechtliche Seite der Sache. Pfmrd'S VN Kluderuttlch. LL rris»vtt Dolkekti Gtbr. Pfund, ristzrrrrlr. V»
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