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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 22.10.1902
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1902-10-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19021022022
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1902102202
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1902102202
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1902
- Monat1902-10
- Tag1902-10-22
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Liese« Blatt »i,d de» Lesen» von Dresden >»d Umgebung am Dag« vorher bereit« al« Abend-Ausgabe zugestellt, während es die Post-Abonnenten am Morgen in einer Gejammtausgabe erhalten. verugrgedtldn Oegvrrn-et L8L8 Nerlag von KiepfUr L Neichardt. ^nresgen.tänf. Snrolmie von Slilküudtauiisen Ino -Nachmula,» s Mn <--onii- und UeieiwaS »ur Moricullmrr «s vo» >> bis' .lUlir D'.e ilroUiarrLriind. ,r»i> « Alldem M Pi^. Au l.mdiaunsr» aus dn Privaiteile ZcUc LS Pie < die Lwalliee.Kette als.Ei» aeiandl" oder aui Trklieüe SV P>o Au Nuimnern no<b Sonn- und Neier iaae» l bc; Livalliae iitrund»e>le,i »o. 40 b«> so und no Via. nach be ionderem Larii. AuSwärliac Am traue nur ueaeu!koia»Sbe«alilu>u,. Lclegbtttlicr iverdeu in» tvPiu. bcrkiluiei. tztrnivreiiiaiilättui: Amt I -Ir. II unv Rr. 2VW. Lodert Lödmv juo. omptivlllt LLMorstottv ii> -rmter LiEdi. LvorspLsIr 16. Derichsweiler Patcntburcau, Dresden, Ttluvcstraßc 2. Filiale»: Berlin und Fiantilitt a. M. «r. 282. r,«a-l: Neueste D'ahtberlchte, Hosnachrlchlrii, Armrrveränderuiiac«. Gejanimliathssibung. BemiögenSvelhälliiisse von Plauen b. Dr., Gewclbeverri». Gerichisverda»dlu»gr». Slreichguartelt Petri, Luihkr als Erzieher Mittwoch, 22. Oktober 1882. Neueste Drahtrneibuuge» »°m 2l. Oktober. Leipzig. Heute Morgen ^8 Uhr starb im städtischen Krankenhaus« St. Jakob der frühere Vorsitzende drü Aussichts- rath« der in Konkurs gerathenen Leipziger Bank Ludwig Heinrich Dobel. Treibera. Im benachbarten Erbisdors ertränkte der Bergarbeiter Rrndsleisch auS Döhlen bei Dresden seine beiden längsten Kinder im Alter von 4 und 5 Jahren in einem Teiche. Nmdfleisci» stellte sich selbst der Behörde. Berlin. Ter Hauptgewinn der preußische» Klassen- lotterie von 500000 Mk. fiel aus Nr. 20t «M. Wien. Abgeordnetenhaus. Im Einlaus befindet sich die Interpellation Schönerer, vctr. den am 3. Juli 1902 im Prager .Polizei-Anzeiger" aus Grund einer anonymen Postkarte veröffentlichten Steckbrief, wobei ausgcsührl wird, da» die be zügliche Postkarte augenscheinlich gegen den Deutschen Kaiser gerichtet war. Tie Interpellanten fragen, warum die die Schuld tragenden Beamten nicht sofort entlassen wurden. Hamburg. Zu dem .Zusammen stoß des Torpedobootes „O 42" mit dem englischen Dampfer „FirSby am 23. Juni d I. erfahren die „Hamb. Nacht." aus sicherer Quelle, daß die Rhcderei des „Flrsby" letzt lOOOOO Mk. an bas RcichSmarincamt gezahlt, mithin das Verschulden ihres Kapitäns anerkannt habe, das seiner- zeit vom Sccamt sestgestellt wurde. Diedenhosen. Bei einem Streite italienischer Arbeiter in Rüvmgcn wurden den „Lothringer Nachrichten" zufolge ein Arbeiter getödtet, zwei schwer verletzt: drei wurden verhaftet. Pari». Etwa 50 Tclcgirte der Arbeitcrverbändc hatten hellte in der Arbeiterbörse eine vertrauliche Besprechung, um sich über die Absichten der Leiter der Syndikate zu vergewissern bezüg lich der Möglichkeit, einen sofortigen Generalausstand aller Arbeiterkatrgorien zu proklamiren. Es wurde eine Tagesordnung angenommen, in der cs heißt, das Vcrbandskomitee sei bereit, auf den Borschlag des nationalen GrubeuardeiterkomiteeS bezüglich einer Verständigung über den GeneralauSstand aus der Grundlage der gemeinsamen Forderungen dcS gesammtcn Prole tariat» ettizugehcn. Pari». Der „Figaro" veröffentlicht ein Schreiben des Bischofs von Dijon, worin dieser auseinondersetzl, aus welchen Gründen er die Petition der Bischöfe nicht unterschrieben habe. Sr mißbillige selbstverständlich aus das Schärfste die Ler- wlguiig der Kongregationen, doch sei er der Ansicht, das, die vom Konkordat untcriagte Kundgebung der Bischöfe für die katholische Kirche und den KleruS sehr gefährliche Folgen habe» könnte. Bern. BundrSratb Hauser, Chef des Finanzdcpartementö der Schweizerischen Eidgenossenschaft, hat einen Gehirnschlag mit Lähmung der linken Seite erlitten. Sein Zustand ist sehr crust: er ist schon 24 Stunden bewußtlos. Haag. Botha und Dclarey sind von Brüssel hier ein- getroffen. Haag. In dem Bureau der Zweiten Kammer sprachen bei Berathung de» Budgets de» Aeußercn mehrere Mitglieder die An sicht au», daß die Niederlande allein oder in Gemeinschaft mit anderen Mächten gegen die Rechtsverletzung hätten Einipruch erbeben müssen, welcher sich die Pforte gegenüber den Armeniern und England im südafrikanischen Kriege schuldig gemacht hätten. Mehrere andere Mitglieder widersprachen jedoch und meinte«, eine kleine Macht müsse bezüglich der Einmischung in die Angelegenheiten anderer Mächte sehr vorsichtig sein. An die Re gierung wurde eine Anfrage gerichtet, welche Schritte sie gethan habe, um die Interessen der niederländische» Aktionäre der Süd afrikanischen Eiscnbahnaesellschast wahrzunehmen. Madrid. Der Finanzminister hat die Vorlage bctr. die Abschaffung de» Affidavit in der Kammer eingebracht. Der erste Ärmel bestimmt: Die 4-prozcntige äußere Schuld sowie die Stücke der alten 4-prozentigen und 3-prozentigen konsolidirten früheren Schuld, die in Gemäßheit der vor Gericht erhobenen Reklamationen abgestempelt werden sollen, sollen den Charakter der äußeren Schuld hinsichtlich der Couponzahlung in Francs, Lsir. oder Mark bewahre», hingegen wird keine Frist zur Be» längcrung der Abstempelung der anderen Titres gewährt werde». Ter zweite Artikel besagt: Am 1. Januar lS03 werden die Coupons der äußeren schuld in Gold gezahlt, welches auch die Nationalität deS Inhabers sein möge, um die Erklärung vom 28. Juni 1882 keinerlei Abänderung erleiden zu lassen. Art. 3 setzt für den Finanzmiiiislcr die Ermächtigung fest, <stiickc der abge- stemveltcn Schuld durch andere auszulauschen, zu deren Umtausch er schreiten kann, falls er cs für angebracht hält. London. Der ^.Standard" meldet aus Peking, daß vier Kanonenboote de» Befehl erhielten, nach Hankau abzugchcn. Tie Maßregel steht in, Fusaiumenhange mit der Ermordung der britischen Missionare Bruce und Lcvins.in der Provinz .Hunan. Petersburg. Der Fiiimizmlnistcr Witte wird von der Rückreise aus der Mandschurei, die er im Laufe der nächsten Woche antritt, sich direkt nach Livadia begeben. K o »st a n t i n o p c I. Das P, ra t c n u n w c sc n im Rothen Meere' »iuimt stetig zu. Kürzlich wurden inehrcre italienische Staatsangehörige auS bcr erylhräischcn Kolonie von Piraten de- raubt. Zwei italienische Kanonenboolc vcrsolgtcn die Piraten und beschossen sie. Gleichzeitig wurden von italienischer Teile energische diplomatische Schrille in Konstantinopel unternommen. Die Piorte erklärt, der Gouverneur von Hodcida habe bereits Befehl erhalten, die Seeräuber gefangen zu nehmen und das ge raubte Gut zurückzuerstatten. — Tie Beruhigung von Macc- donien schreitet fort. Nach de» Angaben der Pforte haben die militärischen Qveralionen an der bulgarischen Grenze gegen eine starke angeblich unter Zontschew stehende Bande Aussicht auf Erfolg. Sofia. In Krcijen, die dem makedonischen Komitee nahcstehcn. wird behaupte«, daß in den legten Tagen eine bul garische Bande von Anhängern Sarosow'S unter Fübrung von Davidow im Makedonien cingcdrungcn sei mit der Absicht, gegen die Bande von Zontschew z» kämpfen. Amtlich wird sestgestellt, daß durch die Türken keinerlei Metzelei verübt worden ist Washington. Wie ein Telegramm des amerikanischen Ge sandten Bowen a»S Caracas meldet, endete die Schlacht bei La Victoria ohne entscheidendes Ergebniß. Wilkcsbarre. Tie Aufforderung, dir Mitchell an die Konvention der Grubenarbeiter richtete, dah die Vorschläge de» Präsidenten Roosevelt angenommen werden sollten, wurde mit 'türinischcm Beifall ausgenommen. Nachdem einige formelle Ge schäfte erledigt waren, vertagte sich die Konferenz aus morgen Pretoria. Tie Fondsbörse ist heute wieder eröffnet worden. OertlicheS und Sächsisches. Dresden. 21- Oktober. —* Se. Majestät der König hat sich heute früh 7 Uhr mit Sonderzug von Pirna aus nach Krippen begeben zur Hoch wildjagd auf Cumicrsdorfer Revier. In seiner Begleitung be finden sich Obcrstallmeistcr v. Haugk, Obcrhosjägcrmcister Freiherr v. d. Busschc-Strcilkorst und General ü tu suiw Generalmajor d'Elsa. Se. Majestät übernachtet heute in Sendig's Villa „Quisisana" in Schandau und jagt morgen auf Rcichsteincr Revier. Zu beiden Jagden sind noch einige Herren mit Einladungen be ehrt worden. Nach der Reichstcincr Jagd wird der König morgen Abend nach Hosterwitz ziirückkchren. —* Zum Aufenthalt Sr. Majestät des Königs Georg i» Leipzig verlautet noch, daß Sc. Majestät die Huldigung der Studentenschaft und der Gesangvereine am 5. November Abends vom Balkon des kreishauptmannschaftlichen Tienstgebäudes am Roßplatz engegcnchmeii wird. Am 4. November, dem Tage des Einzugs Sr. Maieslät, Abends, wird der König voraussichtlich einer größeren Feftlichkeit bei Sr. Excellenz dem konimandireiiden General v. Treitschkc beiwohnen. In Aussicht genommen ist ein Besuch des Deutschen Buchgewerbcbauies. Tas Gcsamiiitprogramm unterliegt noch der Genehmigung Sr. Majestät des Königs. —* Sc. Königl. Hoheit der Kronprinz Friedrich August verbrachte den vorgestrigen Abend in Paris mit seiner Gemahlin >m Palais de Ccistille i» der Avenue Klöbcr, wo die hohen Herrschaften mit dein Prinzen und der Prinzessin von Isen burg-Birslcin die Gäste der Königin Jiavclla von Spanien waren. —* Sc. Majestät der König hat Frau Hosroth T >. Klemm in Anerkennung ihrer Verdienste um die freiwillige Licbesthäligkcit die Carola-Medaille in Silber verliehen. —* Se. Majestät der König hat den nachgcnannten üssi- zicrcn die Erlaubnis! zur Anlegung der ihnen verliehene» Aue- Zeichnungen crthcilt: des GroßkrcuzcS des Grohherzvglich Sachier Wcimarlschcn Hausordens der Wachsamkeit ober vom weiße-. Falken: dem Generalleutnant Hingst, Kommandeur der 3. Ti- Vision Nr. 32; des Ritterkreuzes 2. Klane des Großherzoglich Hessischen Verdienstordens Philipps des Großmüihigen: dem Ober lculiiant v. Hinüber im Gardereiter-Negiment; des Ritter krcuzcs 1. Klasse des Herzoglich SachsciErilcslniischeu .Haus ordcns: dem Haupliiiann Moritz im Kricgsmimslerium. —* Sc. Majestät der König hat folgende Persona!» Veränderungen i» der Armee genehmigt: Mit dem Ausicbcideii aus der OslasiatäLcn Vesabungs-Bngadc in der Armee wieder aniicltcllt < 44 Rick ! cr. Hauptm. und Komp.-Führer vo.» I. Oslasim. Jns.-Rcg.. als agaregiil beim 2. Jäg.-Bat Nr. 12, 44 Frlir. v. U s l a r - G l e i ch c u , lpliit. vom I. Oiiafia«. Jns.-Reg , i»> 12. Inl. Re«. Nr. 178, 44 Nag», ietnt. vom I. Ostasial, Ins. Reg, im 7 Konips- J»k.-Rc„. Nr. ION, 44 Schreiber, Lti». vom 2. Oltnba!. Fni.-Rcp.. im 8. Jns.-Neg. Nr. 107, 44 Stecher, ielnt. im 2. Gren.-Neg. Nr. lül ichcibet bkbusü Uebcrlriiis zur Marine HUisantcrie aus dem »tzccrc aus. 44 Wallner, Tbcrzahlmiil. des I. Pion.-Bat. Nr. 12, unierm I. Fa» Ivi>3 mit Pemion in den Nulielland verscin, 44 Trnutlusl, 44 Kieß ling, Proviantamts Aspiranten, unierm I. Oktober zu Proviantainis- AisMcnten — Traulluft beim Proviantamlc Leipzig. Kießling bei». Pro viantamie Riesa — ernannt, 44 Schumann. Kascrneninspcktor in Zen- Hain, nach Dresden. 44 F e u st c l. Kaierncninspcktor in Dresden, nach Zciibain, unterm t. Januar 1!W3, — verietzt. 44 E n ck e. Roßarzt der Landw. 1. Auigebols des Landw.-Bcz. Zittau, bcbuss Uebersudrung zuui Landsturm 2. Ausgedots der Adickied bewilligt, 44 Schanze, Obcr- apntbckcr der Landw. 1. 'Ausgedots des Landw. Brz. II Dresden, der Ab schied bewilligt. Eine Neuerung aus dem Gebiete des Eiscnbalii,Wesens dürste bald jn'S Leben treten. Es wird nämlich wie wir bereits mitgctheilt. geplant, auf einigen Eiienbahnstreckn im lokalen Verkehr, wo zeitweise die Zwischenräume zwischen den Personen zügeii sehr groß sind, jedoch für die Einlegung eines ganzen Personen zuges das Bedürfnis; nicht groß genug isi. Wagen mit elektrischem Kraftbclrieb eiiiziiichalkcn, welcheieMPersonen befördern können Diese Wagen würden auf de» gewöhnlichen Eisenbahnschiene» be fördert und niit Akkumulatoren betrieben werden. Im lokalen Verkehr ist zum Beopicl die Strecke von Klotzsche nach Königs- briick und von Dresden »ach Tharandt in Aussicht genommen, wo Nachmittags die Zwischenräume zwischen den fahrplanmäßigen Zügen bis zu 5 stunden ausinnchen. Es soll der Bau der er forderlichen Anzahl von elektrischen Wagen bereits zwei Werken von der Gcncraldircktion der Eisenbahnen i» Austrag gegeben sein: jedoch soll die 'Neuerung, die icdenfalls im Interesse des Verkehrs liegt, und mau annimmt. auch eine gute finanzielle Wirkung hat, zunächst nur versuchsweise «iiigeführt Werden, che dazu üdergcgangen wird, dieselbe auch aus anderen Strecken zur Aiiwciiduiig zu bringen. —* Vor der Annahme von falschen Einmarkstücken wird seitens der Berliner Polizei gewarnt. Es handelt sich um zwei Arten von Falnsikatcii. die die Jahreszahl 187l und 1902 tragen. Tie Falsifikate sind ganz vorzüglich ausgcsührl. unter- scheiden sich nur wenig von der echten Münze durch Klang und scharfe Prägung und fühlen sich etwas settig au. Die Tholsacbe, daß die Münzen in einzelnen Stadtbezirken Berlins gleichzeitig in größeren Mengen auftauchcn, läßt darauf schließen, daß die Verbreitung snstcmatisch von mehreren Pcr;o»en durchgcsühn wird. Im Interesse der Ermittelung der Falschmünzerbande ist es wünschcnswerth, daß die Geschäftsleute bei der Annahme von Geldstücke» nicht nur vorsichtig vcrsahrcii. sondern auch den Ver breiter derartiger Falschstückc polizeilich scslstcllen lassen. —* Mittheilungcn aus der GesommtrathS' Sitzung. An Stelle des ansgeschicdcnen Stadtralycs Schicker« Kunst und Wissenschaft. 4* Da« Gtnichyuartett Petri hat gestern im Saale de« Musenhaus«» feine Kammermuslk-Abende wieder auf genommen, die auch diesmal sich einer großen Theilnahme unsere» pmsikalischen und musikliebenden Publikums zu erfreuen haben werden: wenigstens iah der erste Abend einen sehr gut besuchten Saal, der jeden einzelnen Satz der drei Quartette mit reichem und herzlichem Beifall begleitete, sodaß die Herren Petri, Bauer, Spitzner und Wille nicht oft genug für den freundlichen Applaus dankend quittiren konnten. Auf den Programmen der Kammermusik- Bereinigung Petri stehen auch für diesen Winter ausschließlich Kompositionen von Beethoven: gewiß läßt sich gegen diesen Großen und Einzigen al» Schutzpatron nicht» einwcnden, wennschon es wünschcnswerth erscheinen muß, daß sich unsere ersten Quartett- spieler, sie mögen nun heißen, wie sie wollen, mit mehr Nach druck der Pflege moderner Kammermusik annehmen. Beethoven hi so gefestigt im musikalischen Ansehen der ganzen gebildeten «lt, daß er «her einmal der Unterstützung für eine Saison rch Ausführung seiner Werke entrathcn kann. Im Uebrigen läßt sich vei dem Verlauf de» Abend«, der die Streichquartette I'-aur, Ls-ckur und 6-ckur zu Gehör brachte, nichts weiter sogen; «» wurde. — bei der akkreditirten Künstkerschast der Herren s sUdstverständlich — ganz ausgezeichnet gespielt, sodaß der gesprochen« Erfolg auch künstlerisch vollauf berechtigt war. ' » Eingehen auf die einzelnen Abende, wie die einzelnen .. . erübrigt sich für heute und für die Zukunft, da sonst a» wiederholt werden müßte, wo» in der vergangenen und vorher über die Beethoven-Abende und ihre Veranstalter »Stelle bereit» gesagt worden. VV. Dr. Rabl von oer Königl. Hosoper wutt>e ab September 1S0V von Herrn Direktor Ludww Zimmermann für da» Stadt- theatir i» Düsseldorf at» erster Kapellmeister vernichtet. Luther alt Erzieher» e von Martin Warneck in Berlin ist «in treffliche» !, dessen Studium de« Geist erfrischt, den Gm« srz bewegt. E» heißt „Luther al» Erzieher" uiff lusgabe, den großen Reformator al» erzieherische» i »um Vorbild des deutschen Volkes in innige Verbindung mit unserem gesammten nationalen Leben und Empfinden zu dringen. Ter Berfaffer stellt z» dem Zwecke ein abgerundetes Bild der Luther- fchen Weltanschauung^ in systematischem Ausbau auf Grund von Citaten aus seinen Schriften, Tischgesprächen und Kcrnjprüchen dar und überträgt diese Aussprüche aus die entsprechenden Ver hältnisse der Gegenwart. Der vergleichende Maßstab crgicbt dann das kritische Unheil, in welcher Beziehung wir »ns zu ändern und dem kategorischen Imperativ zu folgen haben: „Zurück zu Luther!" Was der gewaltigen Persönlichkeit Luther's nach der Meinung des Verfassers den eigenartigen Stempel ausvrückt, ist die Unbe stechlichkeit und Zartheit seines Gewissens. Daß Luther s Ge wissen so fein, so zart und so lebendig war. sich nicht einschläfern und bethören ließ, darin wurzelt der Anfang der Reformation: „Es ist nichts Zärtlicheres im Himmel und ans Erden und das weniger Schimpf leiden kann denn das Gewissen. Man spricht, es sei ein zärtlich Ding um ein Auge: ober dos Gewissen ist noch viel zärtlicher und weicher." Tie Unbestechlichkeit und Treue des Gewissens aber wurzelt bei Luther im Glauben, der ihn fest gebunden hält an Gottes Wort: „Das Wort Gottes will ich und mag ich nicht verlassen noch verleugnen. Aus der lvon Rom ver langten) Revokation wird nichts." Im engsten Zusammenhang mit ver Empfindlichkeit seines Gewissens steht auch die imponirendc Wahrheitsliebe des gewaltigen Mannes. „Sollte ich ja einen Fehler haben," schreibt er einmal, „so ist mir's lieber, daß ich zu hart rede und die Wahrheit unvernünftig Herausstoße, denn baß ich irgend einmal heuchelte und die Wahrheit inne behielte." Wie ein alter deutscher Recke zieht er in den Kampf für die einmal erkannte Wahrheit und ruft die Gegner selbst in die Schranken: „Wohlan alle zusammen, wie ihr zusammen seid und zusammen gehört. Teufel, Papisten und Schwärmer aus einen Hausen, nur frisch an den Luther, ihr Papisten von vornen her, ihr Schwärmer von hinten zu, ihr Teufel von allen Enden daran!" Sind solcher ManneSmuth und solche Aufrichtigkeit nicht herzerfrischend und müssen sie nicht unsere Jünglinge anspornen und begeistern, von denen das Vater- land erwartet, oaß sie Männer werden wie Luther, ehrerbietig, aber fest nach oben hin, wohlwollend, aber fest nach unten bin? ^'e soziale Auffassung Luther » erhellt auS seiner Stellung eichthum, zur Ehe, -ur Dienstbotcnfragc. Luther ist dem Reichthum gegenüber völlig frei und unabhängig gewesen. „Mciu sollt ihm etlich hundert Gulden in den .Hals stecken," sagte einmal ein Römischer, bekam ober zur Antwort: „Es Hilst nichts an iliiu, die deutsche Bestie achtet keines Geldes und will kcins nehmen, wenn man's ihm schon anbcut." Gleichwohl war Luther kein Asket, der Geld und Gut schlechtweg verachtete, vielmehr wußte er die Bedeutung eines bescheidenen Wohlslandes für das inenschliw- Glück wohl zu würdigen: „Auch der Reichthum ist GoNes Gabe, man soll's nicht wegwerfcn, sondern Gott dann danken und christlich gebrauchen." Ter Rcichtbui» wird »aci, Luther s Auffassung von seinem Besitzer »ur im Aufträge Gottes verwaltet. Eine solche sittliche Würdigung der mit dem R'cichthum verbundenen Pflichten ist ein rechter Trost und Halt gegenüber der mammoiiistischcn Weltanschauung unserer Tage, die alle mensch liehen Triebe nur in den Dienst des Goldes stellt und alle Ideale mißachtet und crtödtct. Ergreifend ist die Art, wie Luther das Verhältnis; zwischen Dienstboten und Herrscliost behandelt, wie er den Herrschaften i»'S Gewissen redet, ihrer erzieherischen Aufaabe gegenüber dein Gesinde gerecht zu werden, und wie er den Ticiisi boten ihre Pflichten cinfchärst. Luther rief Allen im Hause sein bekanntes Wort zu: „Ein Jeder lerne sein Lektion — So wird cs wohl im Haufe stöhn." Man muß dem Verfasser durchaus bcistimmcn, daß die Ticnstbotensrage sich auch heute noch in ganz besriedigender Weise regeln ließe, wenn nur aus beiden Seiten der gute Wille vorhanden wäre, sich die Luthcr'schcn Grundsätze eiu- zuprägcn und sich »ach ihnen z» richten. Das Kapitel über dir Ehe sei besonders dem weibliche» Leserkreise an s Herz gclcai. Als Beweis, wie der Verfasser sich seiner kritischen Ausgabe bei der Ver gleichung der Gegenwart entledigt, mögen hierzu folgende Sätze angeführt werden: „Wie soll ein ehrlicher deutscher Mann de» Muth finden, feine Hand in die eines Weibes zu legen, wen» unsere Töchter von Gesellschaft zu Gesellschaft, von einem Vergnügen zun, anderen flattern und innerlich dem häuslichen Leben, seinen Freuden und Aufgaben entfremdet werden? Ich erinnere an dos Kapitel der Sommerfrischen, der nolhgcdrungcnen Badereisen, über denen nickt ein frohes Naturgesühl, sondern der Unstern der Standesnicksicht waltet. Ich finde selbst in de» Hütten der Aruuith die Neigung zum Unocrhältnißmäßigcn in dem Genüsse eines Sonn- oder Feiertags. Angesichts aller dieser Erfahrungen sollte
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