Suche löschen...
02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 23.06.1900
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1900-06-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19000623027
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1900062302
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1900062302
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1900
- Monat1900-06
- Tag1900-06-23
- Monat1900-06
- Jahr1900
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Freitag-Abendausgabe für Dresden und Umgebung. Lerugzgebüdr: VatelikkrliL r Akt, so Psg,; duns di« Dost 2 M, ?s Li,. T^..-?E""NaLri»t«n" erichcinm M^tch M-rge»«: di- Bejieker in Dresden und der nächiie» Umaeduiig. wo die Zmragmc, durch eigene Bot« oder Kommissionäre erfolgt, erkalten daä Blatt au Wochentagen. die nicht auf Ton», oder Feiertage solgen. in zwei TkeilauSgadcn üldeud» und Morgen« tugesiellt. Für Mckgade crngciandter Schriit- Mickc keine Berbindlichleit. Vernlvrechanschlub: »Ml l »r. U u. »r. SOS«. Delegrarnm-Adresse: »«chrtrhton Drondrn. Anreizen tack. Die Annadnie von Aukundiaunge» ertolal in oerdmiptaenküllsiteve »ich den Nebcnannakmeilellcu in Dresden dir Nachmittags 3Ukr Sonn und Feiertags nur Maricustrakc W von II diS'/ri Nbr, Die livaitiac Grund ^eilc (ca « Silben» is Pia. An- liindiaungen aus der Privatieltc Zeile 20 Pia,: die uwattige Zeile als „Lingeiandl' oder aui T-rticite 40 Psg, In Nummern »ach Sonn und Feier- lagen i de», sivalüge Grundjcilcn 20, 40 bk, M und M P,g, nach bcionderem Taris, Auswärtige Au,trage nur »egen StorMlSdeuiklima, Bclegblätter werden mit 10 Wg berechnet. NovSe L LMhrLvd ^ kkükK«8eIn'M M zZ ZvsstrLZKk 12. ^ Sonnabend, 22. Anni 1000 Nr. 170. Spiegel: Ter Krieg in China, Neueste Drahtberichtc. Ht'fiiachlichte», Stadtverordnetensitzung. Gewerbeverein. Bauausstcllung „Meistersinger", Lehrcrgesangvcrcin. „Die Badesaison". Fernschreib- und Fernsprech - Berichte vom 22. Juni, Ter Krieg in China. Brüssel. Wie der „Petit bleu" meldet, erhielt ein großes Brüsseler Geschäftshaus gestern Vormittag eine Depesche aus Shanghai, nach der die internationale Truppen- abt Heilung gleichzeitig mit der besonderen russischen Truppe inPeking eingerückt sei. Die Gesandtschaften seien unver sehrt l die Belgier seien wohlbehalten, London. .Tailu Ewreß" meldet auS Shanghai von aestern: Tientsin wurde am 15, ds. M, bon zwei Seiten von Boxerbanden angegriffen, Tieic beschossen zunächst die Ein- gcborenenstadt an 12 Stellen und rückten dann gegen die Fremden- niedetlassung vor. Die Eisenbahnstation war von einer russischen Trupvenabtheilung Pon 2>XX, Manu mit lOGc-fthützen bcsctzi. dlls die Boxer dort ankamen, gaben die Rüsten hintereinander 50 Salven ab, Ihr Feuer scheint den Boxern unerwartet ge kommen zu sein: es richtete ein inrchlbarcs Blutbad an. Etwa 500 wurden getödtet, 200 verwundet, London. Den „Times" wird unterm 2l, ds. M.' aus Shanghai telegraphirt: In der Nacht des 15, ds, M. richteten die Boxer in Tientsin in der Eingeborenenstndt große Verheerungen an. Die fremden Truppen erwiesen sich als stark genug, die Fremdenniederlassung zu schimen, — Die chinesische Presse in Shanghai behauptet, in der Mandschupartei seien ernste Zwistig keiten ausgebrochcn. Im Palast zu Peking herrichc große Ver wirrung: die Kniserin-Regcntin schicke sich an, zu fliehen. Tie Prinzen Tuan-Hstttung und Kungpi seien entschiedene Widersacher Iunglu's und der Gemäßigten, welche dem Throne ratlicn, die fremden Mächte zu versöhnen. Die meisten dieicr in der chinesischen Presse ausgetretenen Gerüchte sind den Meldungen der chinesischen Provinzialbcaintcn entnommen. London, „Daily Mail" meldet ans Wokohama vom 2l. ds. M„ daß 15 Transportschiffe gechartert sind, 4 Kriegs- ichiffe gehen nach China ab. 12 andere ieim in Bereitschaft Tieft sollen nach Jarmola gesandt werden, wahrscheinlich mit Rücksicht ans dessen Lage gegenüber Folien. ES werde» im Ganzen 18 Kriegsschiffe mobilisirt. — Dagegen meldet „Reuter's Bureau" ans Yokohama: 22 Schiffe deS ständigen Geschwaders sind in Salero versammelt. Es werden wahrscheinlich noch mehr Kriegs schiffe nach China gesandt werden. Shanghai. (Reutermeldnng.) Das Kvmnlarkorps trat heute hier zu einer Bemthnng über die Lage zusammen. Man war der Ansicht, daß das Fehlen von Nachrichten ans Peking von übler Vorbedeutung sei. Das Darniederlicgcn des Hm lsverkehrs mache 20,000 Kuliarbeiter brotlos. Die Konsuln beschlossen, den Doyen der Konsuln in Tlchifu telegraphisch zu ersuchen, sich mit den dienstältesten Seeoffizieren in Takn wegen sofortiger Unter stützung in Verbindung zu setzen. Die Konsuln glauben, daß man eine direkte Verbindung mit Peking beschaffen könne nnd haben den chinesischen Eisenbahndirektor Sheng um bezügliche Mit- theilungen ersucht. Kiel. Seit dem frühen Morgen regnet es »nnnterbrochen. Um Vsll Uhr begab sich der Kaiser ans die Nacht „Meteor" zur Tbeinabme an der heutigen Regatta ans der Kieler Förde. Wegen stauen Windes wurde „Meteor" durch ein Torpedoboot an den Start geschleppt. — Vor der gestrigen Adendtascl nahm der Kaiser den Vortrag des Staatssekretärs Grafen Bnlow entgegen. Graf Biilow verblieb an Bord der Kaisers. Wacht IHohenzvllern" nnd nahm heute in Begleitung des Kaisers an der Segelfahrt des „Meteor" Theil. M n nche n. Die Kammer der Abgeordneten nahm niit großer Majorität die Nachtragssorderiing für die Errichtung eines Projek- tirungsbureaus für die Kanalisirung des MainS bis Aschasien burg an. Kassel. In der Strafanstalt Zicgenhain sind bei einem Gefangenen die echten schwarzen Pocken festgestcllt worden. Tie erforderlichen Sperrmaßregeln sind bereits ergriffen. Dorr m n n d. Aus der Zeche „Trappe" in Sibchede wurden durch berabstürzende Lteinmassen zwei Bergleute verschüttet: einer war sofort todt, ! Wien. Die amtliche „Wiener Abcndpvsl" widmet dem ver- - storbenen russischen Minister des Aeußcren, Grafen Murawiew, ! einen äußerst wmpathstchen Nachruf, j Wien. Ter Wiener Stadtrnth bat beschlossen. Protest gegen die Kranzspende des Wiener Mannergesangvereins am Grave Heine's einzulcgen. In dieser Huldigung dürfe man im Anslande keinesfalls den Ausdruck für die Gesinnungen der Wiener Be völkerung gegenüber Heine erblicken. Paris. Der Senat bat mit 211 gegen ll Stimmen einen Antrag angenommen, nach welchem Preßvcrgehen gegen das Staatsoberhaupt, gegen Parlmiiciitaner nnd gewisse hohe Beamte nicht mehr nur Var dem Schwurgericht, sondern auch vor dem Zuchtpolizeigericht abgeurtheilt werden können. Madrid, Der Minister des Innern erklärte in einer Unter rediing, daß nach den bei den hauptsächlichen Ltenerverweigercrn vorgenoimnencn Beschlagnahmen die Steuererhebungen weiseren Fortgang nehmen. Im ganzen Lande herrscht Ruhe. London. Die „Daily Mail" meldet aus Lonrciieo Mnraues von gestern, daß die telegraphische Berbindiing mit Komati-Port unterbrochen ist. Nach einer ,.Tinies"-Meldnng aus Lourenxo Margucs vom 2l. ds, M, soll die Transvaalregiernng in großen Finanznöthen sein, Ter Präsident sucht denselben durch die Aus gabe van Schatznvterr abzuhclsen. Das Publikum will die Note» aber nickst annehmen, Petersburg, Das „Journal de St Petcrsbvurg" bringt einen kurz gebastenen Nachruf für Gras Murawiew. in dem es beißt: „Der plötzliche Tod dieses Staatsmannes in seiner vollen Thätigkeit und .Kraft wird überall tiefe Bewegung bcrvorrnsen nnd wird der Gegenstand lebhaften Schmerzes »ein für die große Familie der russischen Diplomatie, die in der Person des Grafen ssstnrnwiew ihr hervorragendes Haupt verschwinde» sieht, dessen hohe Eigenschaften so mnncbes Mal durch die wohlwollende Anerkennung seines erlauchten .Herrschers geehrt worden sind," Der Artikel er innert an das kaiserliche Schreiben, des der Verstorbene nm I. Januar erhielt, und schließt mit den Worten: „Gras Murawiew hat sich als ein rrener Dolmetsch der Absichten des Kaisers gezeigt, die ganz und gar dem Wähle Rußlands und der Aiisrechterhaltnng des Weltfriedens geweiht sind, — Der „Herold" schreibt. Gras Murawiew habe in den wenigen Jahre» ieiucr Aintssiihrung zu einem nicht geringen Theil zur Mehrung des politischen Aiiichcus Rußlands beigetragen. Er habe die Friedensliebe Rußlands als leitendes Prinzip der auswärtigen Postlik zu Grunde gelegt, AlS wirklicher Kenner der deutschen Politik babe er erkannt, daß die aufrichtige Frciindichaft zwischen Nuß'and und Deutschland zu den stärksten JörderungSmittelii der beiderseitigen Interessen gehört. Petersburg. Die Polarexpedition des Barons Toll ist aestern Nachmittag mit dem Dampfer „Sarja" von hier ab- gegangen. Konstantinopel, Der russische Botschafter Sinowiew erklärte dem Minister des Aenßeren Tcwnk-Pajcha. er habe die Instruktion erhalten, in Handelsvertraasverhandlnnaen mit der Pforte einzutreten. — Der gestrige Ministerrath beiftv'ß, den Bor schlag Rumäniens bezüglich der sofortige» Einlciu.ug der Ver handlungen über die Handelsverträge anzniiehmen. jedoch soll der Differentialtarif bis zum Abschluß dieses Vertrags in Kraft bleiben. Da diese Entscheidung für Rumänien als nnaniichmbcir angesehen wird, beabsichtigt der rumänische Gesandte, direkte Schritte beim Snstcin zu unternehmen. Nach der Entscheidung des Ministerraths bleibt der Differentialtarif auch für Griechenland. Serbien und Montenegro in Kraft, Griechücherseits wurden beute im Bildiz- Palais sehr energische Vorstellungen gegen die Entscheidung des Ministerraths gemacht, N e w - ?) vr k, Rooievalt wird voraussichtlich die Nomination zum Kandidaten für die Vice-Präsiaeistschnft amichmen, Accra, Nach Meldungen von Eingeborenen sind bei dem letzten Ausfall ans Kumassi der Gonvcrncnr verwundet nnd 8 Offiziere getödtet worden. Ocrtlichcs «md Sächsisches. Dresden, 22 Juni. Ihre König!, Hoheiten Prinz und Prinzeß Friedrich A n g n st tevren heilte Abend 8 Uhr 50 Min, von ihrer Rhein reise, ans der sie Andernach. Königswinter und Köln besticht haben, nach hier zurück, — Ihre König!, Hoheit Frau Prinzessin Johann^ Georg bediente sich heute früh vom Weißen Adler bis znm Lchloßplatz der elektrischen Straßenbahn. —* Nach Schluß der Reaatta am Sonntag wurde das Ergeb nis; des Rennens um den Kömgspreis sofort Tr, Majestät dem K önig Albert gemeldet. K önig Aivert sendete daraus folgende Antwort: „Herrn Küchler, Sächsischer Regottciverein. Ich danke dein Regattavercin für die mir znaeiandte Mclduna und beglück wünsche den Bnckaner Ruderklub Magdeburg herzlich zu seinem Erfolg, Albert," —* In der gestrigen T tad tp cr o rd n ct en s i tz n n g wurde zunächst eine Eingabe des ärztliche» Bczirksvcreins Dresden- Stadt, in welcher er sich gegen die in dem neuen Milchregulativ vor gesehene Herabsetzung des bisher bei Vollmilch erster Sorte ge forderten Prozentsatzes an Mindestsettgebalt wendet. an den RecbtSaiisschnß zzir Berichterstattung überwiesen. Ferner wurde die Bewilligung der iin diesjährigen UnterhastunaSvoranschlagc für das Bürgerhospital vorgesehene» Mittel zur Beschaffung von Winter fenstern stir das dritte Overgenboß aus dem Stammveriuöacn des Howitals statt aus den Mittel» des Haushalts beschlossen, — Es ersolgtc alsdann die Berathnna des Ortsgeietz.es znm Geiammt- bcbanngsplanr, Avtheilnng 8. die Neust a dt nördlich vom Alberivlntzc betreffend, Tic vereinigten Ausschüsse beantrage» zu dem Entwürfe eine Reihe Abänderungen und stellen außerdem eine ganze Anzahl selbstständiger Anträge, Das Plangebiet liegt zwischen Antonstraße und Bffchossweg emerftits. Dammweg und Alcinnstraße nndererieüs. Man will, dgß die hinter dem artesischen Brunnen zu errichtende neue Gebändefront in den Eckvorlagen stnnmetrstft gestaltet werde, dgß iür die geschlossene Häuserreihe der Ostftitc der Königsvrückerslraße bis zur Iordanstraße Erdgeschoß nnd vier Obeige'chaffe bei 20 Pieter .HauvtsimShöbe vorzweveir stad, das; ans der Kathannenfttaßc drei Obergeschosse bei 14G Meter Hauptsimshohe und am Dammweg nier Ober geschosse bei 18 Meter pimstzöhe zu gestalten seien. Ferner soll der Rath ersticht werden, die Beseitigung der Vorgärten zwischen dein artesische»' Brunnen om Albertplatze und der Alcinnstraße. eventuell im Wege der Zwangsenteignuug, anziistreven. nnd einen neuen Bauplan für das Terrain nördlich von der Grenze der Ab theiluiig 8 bis zur Heerstraße, welches einerieits von der Esten bahn, andererseits von dein Alanüplatz" und der Königsbrückev Straße begrenzt wird, vorzulegen. Die Mehrheit des vereinigten Ausschusses beantragt die geschlossene Bebauung auch der Westseite der Königsbrückerstraße, des Turnerwegs. des Baublvcks zwilchen der Anton- und der Hellerstraße, der Omer-Allee und der Maschincn- hansstraße, ferner des Baublocks zwischen Omer-Allee und Königs brnckerstraße, Heller- und Antonstraße, auf der Lößnitzstraße nnd der Nordseite der Hellerstraße, St,-V. Leutemann legte diesen Anträgen die Absicht zn Gnuide, die großen Fläcben, welche jetzt als Gartenland brachliege», dürft geschlossene Bebauung besser ausznnützen. damit nicht in den Vororten eine rege Banthätigkeit entstelle, während in der Neustadt Alles beim Allen bleibe. Ans diese Weste könnte auch den jetzt nothleidenden kleinen Geschäfts lenken der Neustadt anigebolfen werden. Der Gnindbesitz. der Neustadt sei durch den Bahnnskns ieit 25 Jahren in unerklärlicher Weste lahm gelegt worden. Dem gegenüber betonte Vieevorstehcr Tr, Lehmann den Vorzug, welchen gerade die Villcnbauweise der Neustadt gewahre, gab aber auch selbst zn. daß sich auf die Dauer die offene Bauweise in diesem Gebiete nicht werde halten lassen. Dazu »ei es aber immer Zeit, lWideripruch.» Ferner vermißte er eine arößere Platzanlage ans dem Terrain zwischen Eisenbahn nnd Prießnitz, St. -V, Müller v. Berneck wendet sich gegen eine übermäßige Verbreiterung, da der Grund und Bode» dadurch steigen würde, daß die Besitzer ihren Vorgarten heraebcn müssen, wodurch die Micther jedenfalls nicht besser wegkonime» würden Eine Verbreiterung der KönigS- brückerstratze ans 54 Meter sei nunötbig. Auch St.-V. llblemanu Kunst und Wissenschaft. ß* Im Königl. Opernhause geht Montag, den 25. Juni, die dreiakti^e Operette „Die Fledermaus" von Johann Ztronß in Leone, Die Halste des Reinerträgnisses dieser Vor stellung ist für die Genossenschast Deutscher Bi'chnenangehörigcr bestimmt. ft* Im Königl. HosvpcrnHanse trat gestern i» den „M eistersinger n" .Herr Blaß vom Bi-rmcr Skadttheater als Pogner auf. mit dem er sein hiesiges Gastspiel abschloß, Herr Blaß hat sich auch mit dieser Darstellung als guter und begabter Künstler bewährt, ohne aber, gleich wie in seinen frühere» Gast spielen, aus dem Rahmen der Mittelmäßigkeit heranstreten zu können. Vielleicht geschieht Herrn Blaß mit dieser kategorischen Beurthcilung nicht ganz sein Recht, in dem sein Talent möglicher weise auf anderem Gebiete, als dem der seriösen Repräsentation in Wagner-Opern sich hervorragender bewährt, nach dieser Seite bin aber hat er uns eine Gelegenheit zur Benrtbeilililg nicht geboten, vielmehr bat er sich gefallen, in Rollen ailfzutretcn. die sich in Art und Wesen beinahe ähneln, wie ein Ei dem anderen König Heinrich und Landgraf Hermann sind durchaus gleiche Typen nnd auch der Pogner kommt aus der Ruhe, Würde und Gelassenheit der bloßen Repräsentation nicht hinaus. Was Herr Blaß möglicherweise in anderer Richtung, was er in der großen Oper, das klassische in der Spieloper zu leisten im Stande ist. hat ec uns nicht gezeigt. Beschränkt, wie der Stnndviliikt. ans den er sich gestellt, muß daher auch die Anerkennung bleibe», die ec sich hier verdient und auch nicht verdient hat. Sein Pogner war. wie sein Landgwf Hermann und König Heinrich, eine fleißige und sorg fältige Leistung, in der er stimmlich ungefähr genau so viel ausgab. wie ein guter Bahbarlton zu bieten fähig wäre: als Bassist hatte er aber auch hier wieder einen schweren Stand, eine durchaus schiefe Stellung, die. ganz besonders wieder im Ensemble, nicht zn seinen Gunsten sprechen konnten. Ständen die hohe und die tiefe Lage im Einklänge mit dem schöne», warmcn und ausgiebigen Medium, so könnte Herr Blaß als ein hervorragender Sänger gelten — so aber, wie er sich uns gegeben hat, lassen sich seine Darbietungen nur als Durchschnittsleistungen bezeichnen. — Die vor/ Herrn Generalmusikdirektor v. Schuch geleitete Vorstelluw verUÄ genau in derselben Besetzung — den Beckmesser gab au» diesmal Greder aus Leipzig a, G., — wie die vor einigen Tagen gebotene. ü. 8t. f" Residenztheater. Zum 1, Male: „DicBade! aison". Schwank in drei Akten von Gustav Scheiranck, — Die glückliche Zeit der Badereisen hat von jeher den striktesten Gegensatz gebildet zum Emst des Lebens, zum rüstigen Schaffen im Kamvfc uni's tägliche Brot oder um den Lorbeer, Körper und Geist pflegen der trägen Ruhe, unbekümmert darum, was die Welt da draußen zu uilserni NichtSthiiii oder zu u»>eren tändelnden Beschäftigungen mit hundert Nichtigkeiten sagt. Auch die „Badcsaiwii", die man — dank Herrn Gustav Scbetranek nnd Herr» Regisseur Rvttcr — seit gestern Abend in unserem Residenzthcatcr zu genießen und ru durchleben Gelegenheit hat, trägt von der eisten bis zur letzten Scene derartig die Signatur eines weit und kriiikvergesscndcn Verzichte»-; ans ernste »nd sinnvolle Geistesarbeit, daß selbst die Gattungsvezeichnilng „Schwank" keine genügende Entschuldigung für die in, endloser Breite sich hindelniendc grellfarbige Drapirung ist. die in Gestalt von guten nnd schlechten, neuen nnd ölten Witzen eine für drei Akte viel zn armselige Hcindlnng nolhdürftig umkleidet. Wenn eS ziitreffend ist, daß oft derjenige Bade aufcnthalt für die Gesundheit am crsalgreichsten ist, während dessen man sich am meisten gelangweift hat. so kann man allen Denen, die im Theater noch etwas mehr als possenhaften Unsinn zn finden hoffim, ein Absolviren der Scdcfranck scheu „Badcsaison" ans hvgicnischen Gründen empfehlen. Sie werden sich knrgemäß langweilen, oder doch zum Mindesten ihre Nerven nicht ausregcn. Ein näheres Eingehen ans das Stück, das ia dach wohl von vorn herein zu der undnnkbaren Rolle eines Lückenbüßers zwischen dem Wilhelmv'schen und Alexandcr'schen Gastspiele verurtheilt war. liegt weder im Interesse deS Autors noch der Leser: doch sei gern witzl st schlugen sogar" etliche "liebenswürdige Hände beimllssrenRg'^zn- .... HS sammen: wenn dieser Beifall der außerordentlich flotten und munteren Darstellung des Schwankes durch die fleißigen Residenz theaterkräfte gegolten haben soll, so wird Niemand etwas dagegen einznwenden haben. ES bleib' ' insbesondere die Vater), Witt (als heirathStoller ruinirter EdelmaniO und Atthanser (als liebegirrendcr Lchwcrenvther». sowie die Damen Hermaiiy-Benedix, Faber, Blanden und Maltana als ieevadwütlstgc „leidende Frästen" ans ihre» inSgeiammt mattgezeichnetcn und belanglosen Rollen heraus- ziigeftallen wußten. Trotz aller anfgcwandten Mühe dürfte aber der Schestnnek'sche» „Badesaistni" nur eine kurze Dauer bcschicden sein: wobl schwerlich wird sich Jemand dabei „krank lachen", aber noch weniger ist cs möglich, sich in ihr „gesund zu baden". -^lt. !* Souimcrcvucert des D» cSduri Lelnergesmig Vereins. Von scher erfreute sich der alljährliche Inni Liederabend unseres Lehrerchors allgemeiner Beliebtheit, selbst wenn er nicht von Wärme und Wetter begünstigt war, Tie Vorbedingungen zn denl gestrigen Ggrtenconeert im Parke deS Linckc'ichen Bades traten erst nach manchem Hangen und Bangen in letzter Stunde ein. Diese günstige Nntlirstiminnnq zur Sommersonnenwende be einflußte nicht wenig die künstlerischen Genüsse, deren nian von dem mächtigen, milsikcilisch gebildete» Chore unter seinem teni veramentvollen Dirigenten Friedrich Brandes von vornherein gewiß sein konnte. Blieb auch mancher beabsichtigte feine Effekt in den Baumkronen hängen, so trafen doch noch genug schöne nnd große Wirklingen das Ohr der lauschenden Menge, »in Freude und Be gcisternng an deutschem Mnnncrgcsnng zn wecken. Wünschens werth aber bleibt, daß das beste Nene im Programm in einem Snalconcert des nächsten Winter? wiederholt werde. Dazu gehört vor Allem das in Komposition nnd Vortrag fein charaktcrisirte „Soldatenlied" «mit Blasorchester) von Karl Zöllner und ein hier orts jedenfalls noch unbekannter Chor „TodcStrost" von Josef- Reiter, einem Wiener Lehrer. Die Musik steht weit über der Dichtung, deren glückliche Idee darin gipfelt: Auch die Getstes- heldcn reiten nach ruhmvollem Ringen nach Walhall, Großer melodischer und harmonischer Reichthum neben trefflicher Ver arbeitung der Gedanken, wie auch die tonmalcrische Begleitung durch Hörner nnd Posaunen dürsten dem Ehorc bei Wiederholungen noch mehr Freunde werbe». Das darin enthaltene Bariton,olo gelangte durch Sem, Göckeritz zn lebendigem Ausdruck. Als dritte Neuheit lang der Lehrrrchor, den Abend humoristisch abschließend, eine echte Dacapo-Nummer für Kenner und Laien: „Marsch der Bürgeraarde", mit Begleitung von Piccoloflote und Militär- trommel, von Hugo Brncklcr, dem durch seine Trompeterlteder be»
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite