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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 21.07.1927
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1927-07-21
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19270721024
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1927072102
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1927072102
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- LDP: Zeitungen
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- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1927
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England fürchtet einen 3ollbloü Mitteleuropa Minister Runciman über -ie Genfer Wellwirtschaflskonferenz vor dem Unterhaus. Eröffnung -er Luflhanfattnie Gens-Marseille. — Der englische Zeilungskönig gegen -ie Knebelung magyarischer Min-erheilen. Der alle KonKurrenznei- gegen Deulschlan-. London, 21. Juli. Unterhaus. Im Verlaufe der De batte über den Etat des Handelöamtes wies Runciman aus die Verhandlungen der Genfer Wirtschaflskonscrenz hin und er mahnte die Regierung, die Führung in der neuen Bewegung für den internationalen Handel zu übernehmen. Die mittel europäischen Mächte feie« mehr als jemals seit dem Kriege bereit, gemeinschaftlich zu Handel». Sie würden möglicher weise in den nächsten Jahre» einen mitteleuropäischen Zoll verein mit Deutschland an der Spike bilden. Deshalb müsse Großbritannien die Führung übernehmen, statt sie Deutschland zu überlassen. - Cunlifse-Lister. der für die Regierung antwortete, führte aus: Großbritannien sei mehr als irgendein anderes Land der Welt an der Entwicklung des internationalen Handels inter essiert. Großbritannien begrüße von ganzem Herzen jede Er leichterung des Handels und Transportes und würde dabei Mitwirken. Cunlifse-Lister betonte, baß die wichtigsten von der Genfer Wirt schastSkonferenz abgegebenen Erklärun gen auch in die T a t u m g e s c tz t werden müßten. Das Wtrt- schaftskomitee des Völkerbundes habe bereits seine Arbeit der Vereinfachung der Zolltarifregister begonnen. Aus einer diplomatischen Konferenz müsse nunmehr versucht werden, zu einem Vertrag über die Aufhebung von Ein- suhrbeschränkungen zu gelangen. Bet dieser Gclegen- yeit würde Großbritannien sicherlich in erster Reihe stehen. Lord Aothermeres Eintreten für Ungarn. Ein scharfes Schreiben des englischen Zcitungskönigs an Dr. Bencsch. Budapest, 20. Juli. „Az Est" veröffentlicht ein Schreiben Lord Rothermcres an den tschccho-slowakischen Außen minister Dr Bencsch, in dem es heißt: „Ich habe erfahren, daß Sie mich in Ihrer im Senat gehaltenen Rede beschuldigt haben, unter den Nachfolgestaaten einen Krieg ansachen zn wollen. Dies steht vollkommen im Gegensatz zu meinen Zielen. Statt Krieg anznsachen. trachte ich danach, durch mein Austreten de» Frieden zu fördern. Ich schätze Ihre staatsmännischen Fähigkeiten viel höher ein. alö daß ich annchmen könnte, daß Sie an die Möglichkeit eines dauernden Friedens auf Grund der jetzigen Grenze« ohne Rückerstattung all derjenigen ungarischen Gebiete, wo die Ungarn in den Nachfolgestaaten in der Mehr heit geblieben sind, glauben. Sie wissen ebensogut wie ich, daß der Trianoner Fricdcnsvertrag in seiner heutigen Form einzig und allein deshalb zustande kommen konnte, weil die Vertreter der Großmächte über die komplizierten natio nalen und politischen Verhältnisse dieser Gebiete völlig un- informtert gewesen sind. Gerade aus diesem Grunde können seine Bestimmungen n i ch t a l s e n d g ü l tig betrachtet werden. Im Prager Parlament sitzen zahlreiche Vertreter von Bezirken, die niemals von Ungarn hätte« losgctrennt werden dürfe«. Ihre Bevölkerung wird sich mit ihrer heutigen Lage nie und nimmer abfindcn, sondern stets die Rückkehr zu ihrem Vaterland anstreben. Solche schreienden Ungerechtigkeiten können nicht stillschweigend hingenommen werden. Ungarn hat Freunde, die nicht ruhen werden, solange die ganze Welt von dem ihm gegenüber begangenen Unrecht Kenntnis hat, und auch davon Kenntnis hat. wie sehr die Nachfolgestaaten die unter ihre Herrschaft gelangten Ungarn unterdrücken und ihnen ihre Rechte vorcnthalten. Ich bitte Sie. sich stets vor Augen halten zu wollen, daß die Tschecho-Slowakei ohne die Freundschaft und die Opfer Englands und Frankreichs überhaupt nicht existieren würde. Wenn die Tschecho-Slowakei mit dem, was sie erhalten hat, Mißbrauch treibt, so muß sic daraus gefaßt sein, daß Englands Frcundschast und Gefühle sich vollständig von ihr abwcnden werden und an ihre Stelle Ent- tänschung und Gleichgültigkeit trete«. Lord Rothermere gibt zum Schluß der Erwartung Ausdruck, baß Minister Dr. Benesch seinem Briefe dieselbe Publizität verschaffe, wie seiner Tenatsrede, und erklärte, er werde in seinen Blättern auf die Angelegenheit zurückkommen. Drl-geman und Ereil in London. Besprechungen über die SceabrüstungSkonfcrenz. London, 21. Juli. Lord Bridgeman und Lord Cecil, die beiden britischen Hanptdelegierten für die Genfer Seeabrüstungskonferenz, sind gestern abend in London ein- getroffcn. Bridgeman lehnte jede Erklärung über die Kon ferenz ab. Lord Cecil, der ror Bridgeman eingetroffen war, äußerte sich zuversichtlich. Er erklärte, von einem Abbruch der Konferenz könne keine Rede sein. Er hoffe, im Laufe der nächsten Tage wieder nach Genf zurttckkehren zu können. (TU.) Chamberlain dementier! seinen Berliner Besuch London, 21. Juli. Chamberlain erklärte gestern im Unterhaus auf die Frage eines liberalen Abgeordneten, daß er nicht beabsichtige, sich in der nächsten Zeit nach B e r l i n zu begeben, um dort mit Strcsemann die verschiede nen europäischen Probleme zu besprechen. Die Willkür -er Besahungslruppen. Millionenschaden -urch Schiehübungen Der Schießplatz inmitten wertvoller Tongruben. Berlin, 21. Juli. Aus dem französischen Schießplatz aus derDahlcmer Binz bei Schmidthcim in der Eifel finden auch in diesem Jahre wieder Schießübungen statt, die nicht nur für die Landwirtschaft, sondern auch für die vor drei Jahren neu angelegten Tongruben von großem Nachteil sind, da letztere im Mittelpunkt des Schießplatzes liegen. Schon im vorigen Jahre ist durch die Schießübungen der fran zösischen Artillerie in den Tonseldcrn großer Schaden ent standen, so daß ein Schadenersatzanspruch von 80 08V Mark angcmcldet wurde. Die Tonselder enthalten einen wertvollen Farbton, der nach fachmännischem Urteil zu dem besten in ganz Deutschland gehört. Sic umfassen einen großen Flächenraum. Durch die weitere Beschießung der Tonfelder ist mit der Mög lichkeit zu rechnen, daß die Rentabilität der Anlage in Frage gestellt ist. Durch die Unbrauchbarmachung der Ton- selber würde ein Schaden von mehreren Millionen Mark entstehen. Die Schießübungen der französischen Ar tillerie finden gerade während der trockenen Sommermonate statt, die in den Tongruben die einzige Zeit der Arbeits möglichkeit darstellt. Noch Keine Elalpollen für MittläralkachSs. Berlin, 21. Juli. Wie berichtet wird, ist beabsichtigt, bet den Großmächten je einen Militärattache und einen M a r t n e a t t a ch s zn akkreditieren. Von anderer Sette wird mitgeteilt, daß eine Entscheidung über die Entsendung deut scher Militärattaches noch nicht getroffen ist. Im Etat sind auch keine Beträge für solche Stellen eingesetzt. Eine Proklamation -er rumänischen Regierung. Bukarest, 21. Juli. Die rumänische Regierung veröffentlicht eine Proklamation, in der die Verdienste des verstorbenen Königs gewürdigt werden. Ferdinand I. werde immer der König bleiben, der den Zusammenschluß des ganzen rumänischen Volkes und die großen Reformen durch- gesiihrt habe, die Rumänien zu einem Staate de» Rechts, der Macht und der Ordnung hätten werden lasten. Die Prokla mation schließt mit den Worten: „Mit unerschütterlicher Er gebenheit gegenüber der Dynastie, mit der Achtung vor den Konstitutionen und den Gesehen des Landes müssen wir voll Liebe und Vertrauen in die Geschicke des Landes König Michael dienen und alle Kräfte zusammennehmen, um die glänzende Zukunst Großrumänienö zu sichern." Bor -er Testamentseröffnung. Bukarest, 21. Juli. Heute wird in Sinaja in Gegenwart der Königin Maria und der königlichen Familie das Testament König Ferdinands eröffnet werden. Es wird zusammen mit einem an den Ministerpräsidenten gerichteten Brief veröffentlicht werden, in dem der verstorbene König von neuem seinen Willen bekräftigt, daß die verfassungs mäßige Regelung der Thronfolge in vollem Umfange beachtet werde. Dieser Wunsch ist bereits durch die Einsetzung des RcgentschaftSrates, die Eidesleistung und die ZnsttmmungS- crklärung aller Parteien ohne Unterschied erfüllt worden. Aus Anlaß des Ablebens König Ferdinands wurde eine sechsmonatige Hoftrauer angeordnet. Die englische Presse zum Tode König Ferdinands. London, 21. Juli. Die englische Presse widmet dem ver storbenen König von Rumänien Leitartikel, in denen Eng lands Anerkennung für die e n t e n t c f r e u n d l i ch c Haltung des Königs während dcS Weltkrieges zum Ausdruck kommt. Die Znkunst Rumäniens hänge nach Ansicht der eng lischen Blätter wieder einmal sehr von der politischen Klug heit der Königin-Witwe ab, deren englische Herkunft natürlich sehr unterstrichen wird. lTU.j Bratianu an Exbronprin- Carol. Paris, 21. Juli. Wie aus Bukarest gemeldet wird, hat die Mgierung dem Prinzen Carol zugleich mit der Anzeige vom HInschciden des Königs Ferdinand mitgetcilt, daß der Staat fest entschlossen sei, den am 4. Januar 1026 gefaßte» Beschluß über die Thronfolge zu beachten. Prinz Carol von Rumänien, der in dem Pariser Vorort Neuilln wohnt, wird am Sonnabend an dem Gedächtnis- gottesdtenst in der rumänische» Kirche in Paris tcilnehme». Eine Reise nach Bukarest kommt für ihn nicht in Frage. Und Sachsen? Ein Wort zum Neichsschulgesctz-Entwurf. Von Schuldirektor E. Laube. Nach dem Wortlaut des Entwurfs des Ncichsschulgesetzes (8 2) gibt es drei Formen der deutschen Volksschule: a- die nach dem Bekenntnis nicht getrennte Volksschule lGenie, chastsschule): h> die Bekenntnisschule,' e) -die bekcnntniöfreie Schule (weltliche oder Welt anschauungsschule). Es ist ein Zeichen für die Verworrenheit der sächsischen Schnlverhältnisse, daß die Frage, welche von den drei Schul arten wir in Sachse n jetzt haben, nicht klipp und klar beantwortet werden kau». Vielleicht bringt ein Blick auf die Entstehung der heutigen sächsischen Volksschule einige Klarheit. Bis zum Erlaß des Ucbcrgangsschulgcsetzes hatten wir evangelische und katholische Volksschulen, in di-e auch die wenigen Kinder der Juden und Dissidenten ginge». tEinige Sondevbcstimmungcn über Religionsunterricht dieser Kinder spielen hier keine Nolle und können unbeachtet bleiben). Das Ucbergangsschulgesetz, dessen Entwurf die Gewerkschaft der Volksschullehrer durchaus gebilligt hatte, wies den Re ligionsunterricht ganzaus der Volksschule hinaus. Wäre dieser Zustand eingctreten, ivürde die Ant wort auf die Frage, welche Schule wir in Sachsen hätten, einfach lauten: Wir haben eine reine weltliche Schule ohne Religionsunterricht. Aber das Uebergangsschulgesetz mußte sich eine Korrektur gefallen lassen. Das Reichsgericht entschied auf Grund von 8 174 der Retchsverfassung <bis zum Erlaß) eines Neichsgesetzcö bleibt es bei der bestehenden Rechtslage), daß in der sächsischen Volksschule wöchentlich zwei Stunden Religionsunterricht zu erteilen seien. Das Uebcr- gangoschulgcsctz war zwar in aller Eile noch vor Erscheinen der Neichsverfassung verabschiedet worden (23. Juli 1019, Reichs- versassuna 11. August 1010), aber da man den Religions unterricht nicht gut mitten im Schuljahr beseitigen konnte, sollte das erst Ostern 1920 geschehen. Die Rechtslage war also bei dem Erscheinen der Rcichsverfassuna die, daß in den sächsischen Schulen tatsächlich noch Religionsunterricht erteilt wurde. Man hat in christlich gesinnten Kreisen das Urteil des Reichsgerichts mit Freuden begrüßt. Leider hatte es den Nachteil, daß nun viele Eltern den wahren Charakter der Schule nicht mehr erkannten. Das Stirnband aus der charakte risierten weltlichen Schule mit der Inschrift: Hier wird auch Religionsunterricht erteilt! beruhigte sie. Erst das Verbot des Schulgebetes in der Zeignerzeit Uetz selbst viele gutgläubige Eltern aushorchen. Als dann diese Verordnung aufgehoben wurde, zog der gute Michel mit Befriedigung seine Ddütze wieder über die Ohren und ließ den liebe» Gott einen frommen Mann sein. Wäre das Urteil des Reichsgerichts nicht ergangen, wäre es also bei der Hinansweisunq -es Religionsunterrichtes aus der Volksschule geblieben, so würden heute alle evangelischen Kreise die Gefahr er kennen. in der unsere Volksschule schwebt. So aber misten nur die, die mit dem Schulbctricb näher vertraut sind, wie wenig bei der Einstellung eines großen Teils der Lehrer schaft für die weltliche Schule ein zwangsweise auserlcgter Religionsunterricht zu bedeuten Hai. Von interessierter Sette wird wahrscheinlich in nächster Zeit der Lockruf ertönen: „Sachsens Schulen sind stsemcin- schastsschulcn. Laßt sie, wie sic sind!" Dem ist mit aller Ent- schiedcnhcit folgendes entgcgcnziihaltc»: Gemeinschaftsschulen, auch S-imultanschuien genannt, sind in den konscssionell stark gemischten Ländern, wie Baden, Hessen, Nassau u. a., seit langer Zeit vorhanden und haben sich bewährt. ,Sie ruhen", wie es in dem Entwurf zum Neichsschnlgcsctz heißt, ,Mlf religiös-sittlicher Grundlage ohne Rücksicht auf Besonder heiten einzelner Bekenntnisse und Weltanschauungen. Die aus dem Christentum erwachsenden Werte der deutschen BolkSknltur sind im Unterricht und in der Erziehung lebendig zu machen. Ter Religionsunterricht ist für alle Klassen ordentliches Lehrfach. Es wird nach Be kenntnissen getrennt erteilt." Sachsens Schulen sind keine Gemeinschafts schulen, schon aus dem einfachen Grunde nicht, weil die Katholiken ihre eigenen Schulen haben und be stimmt behalten werden. Oder glaubt wirklich jemand, die katholische Schule werde sich mit ihrer färb- und formlosen sächsischen evangelischen Schwester znsammcnschlicßen? Unsere Volksschulen sind keine Gemeinschaftsschulen, denn die für sie verlangte religiös-sittliche Grundlage ist nicht überall vor handen. ES gibt eine Anzahl Klassen, besonders in den Großstädten, die keinen Religionsunterricht, sondern dafür „Lebcnsknnöc" erhalten. Das sind die Klassen der Kinder, die vom Religionsunterricht abgcmcldct sind. Sie werden in Zukunft den Stamm für die weltliche oder WeltanschannngS- schule bilde». Daß wir keine Gemeinschaftsschulen haben, geht auch aus den Vorarbeiten sür die letzten Eltcrnratswahlen hervor. Haben da nicht die Lchrcrvcrcine, soweit sic gewerkschaftlich eingestellt sind, mit allen Mitteln der Agitation die freie weltliche Schule gefordert und sic mit gleisnerischen Worten den Eltern geschildert? Die sächsische Volks- schule ist eine verkappte weltliche Schule. Ob ihr weltlicher Charakter stark oder weniger stark betont wird,
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