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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 15.09.1924
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1924-09-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19240915013
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1924091501
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1924091501
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1924
- Monat1924-09
- Tag1924-09-15
- Monat1924-09
- Jahr1924
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 15.09.1924
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Jahrgang, 371 Montag, 13. Se-kemrer 1924 DradlonIckrM: v.chrtchl»« Pr»»»«. A»nit»r»ck»r-Sonu>>»inummer: SS S»1. Nur >Itr Nacht,»Iprlich»: 20 011. Nachdruck »ur mH »»utltchrr Qu»IIrnan,at>» >.tvr«d»»» Nachr.-> rutällia. — Unr>»r "n»'» S->- »--.ri>»n nlck> autdrwadit SchrtMettuna und Aau»I,^chiM»II«ll« »artruslral,« SS-40. Druck u. vartag von Utaplch » vetchar« « Dr»»d»n. Postscheck - jrontv 1VS S Draadrn. I.sinenkau8 vfeaäsn-ä. f^si-cllrisrictstrslZs 3 lDLunsncjseksn vvn dck. sv.-sn Lisppcjseksn, öoppsleoit. Ssliii, m.Aoiitüüung. von u 38.— SN Llgsns ^nfsrrlgung EroSs ^uswsvl Stresemann gegen Marx? Dr. Luther appelliert an die Privatwirtschaft wegen des Preisabbaues. Der Kamps gegen die Ariegsschuldlüge — Deutschlands neue Kolonisalionspläne gescheitert. Das Aelchskablnell desavouiert Dr. Stresemann. tDrabtmeldung unsrer Berliner Schriftlettung.» Berlin. 14. Ecvt. Ein Berliner demokratisches Montagsblatt verüssentlicht eine Zuschrift aus Zen trum s k r e i s e n . in der es hcsstl. das; die persönliche Zick zackpolitik. die der Neichoaustenministcr Stresemann seit seiner Rückkehr aus London betreibe, nicht nur bei den Demo kraten und Sozialdemokraten, sondern bis tief hinein in die Reihen des Zentrums heftige Opposition erwecke. Es werde in ZciNrnrnskreifen daraus tzinqcwiescn, dast Stresemann ge rade die Tage der Abwesenheit des Reichskanzlers benützt habe, um die Politik des Kabinetts im Sinne seiner Bcr- einbaruni, mit den Führern der Dcntschnationalcn z« ae- l alten. Insbesondere werde cs in Zentrumsikreisen d<n iistenminister sehr verübelt, dast er seine überraschenden 't'ittcilnnaen an die Pressevertreter vvracnvmmen babe. ohne vorher sich mit dem Reichskanzler auch nur über die Grund- iiae dieser Kundqebuna in Verbindung zu setzen. Bei dem allgemeinen Misstrauen, da» durch die Zickzack- vollttk StrcscmannS in allen Parteien wachaerufen worden «et. habe auch der Widerruf, den Herr Stresemann. als er die Wirkung seiner übereilten Erklärungen erkannte, in einem Berliner Mlttggsblatt versuchte, keinerlei Beruhigung her- ,'vrgerufen. Man könne im Gegenteil sage«, das, im Zentrnm, l>as diesmal d'irck'änS geschlossen hinter seinem Führer, dem Reichskanzler, stehe, die Stimmung gegen Stresemann bis zur Entr.istnng gesteigert lei. Wenn der ReichSautzenminister eine dem Reichs kanzler entgegengesetzte Politik treiben wolle, so batte man v> ' erwarten dürfen, dast er seinen Ministerkollegen die kurze Nrlanbüzeit gönnen und » nickt d«-ch einen unerwartete« Norstotz gegen Marx die Situation verschleiere. Da auch der Reichspräsident fern von Berlin sei. so handele eS sich hier nicht nur um einen Strc'cn,gnns aeaen den Kanzler, sondern auch gegen den Reichspräsidenten. In Zentrumskretsen sehe man diesem Intrigenspiel mit grober Gelassenheit zu. und es könne schon letzt gesagt werden. datz das KadineU die Nolifizierung -er Kriegs- schuldnoie nicht deschlietzen werde. Ob Stresemann ans dieser Desavouierung seine Konsequenzen ziehen werde, stehe noch nicht seit. Wie die Stim mung augenblicklich im Zentrum, bei den Demokraten und den Sozialdemokraten sei, wäre eine Demission Stresemanns als die einfachste Lösung anzusche«. Diese Auslastungen zeige« erneut, in welch hohem Maste Dr. Stresemann sich die Feindschaft der deutschen Links- politikcr zugezoge« hat. Er selbst hatte in seinen Ausführun gen vor den Pressevertretern mit Nachdruck erklärt, dast weder zwischen ihm und dem Reichskanzler, noch irgend einem anderen leitenden Negierungsmttglicd traendwelche Diffe renzen beständen. Hier wird nun bestimmt behauptet, dast Meinungsverschiedenheit«» zwischen Stresemann und Dr. Marx vorhanden wären. Inwleiveit diese Behauptung tat sächlich zutreffend ist. möge zunächst dabinstehen. Für -av nafionale Empfinde« mnh der Rürkzug, den Dr. Stresemann versuchte» bedauerlich bleiben. Hatte er so mannhafte Worte über Völkerbund und Notifizierung der Kriegsschuldsrage gefunden, so musttc er auch dann zu ihnen stehen, als ihn ein gewisser Schreck über das wütende Gekläff seiner „Freunde" von links durchfuhr. Uebrigens wird letzt von Stresemann nahestehender Seite versichert, dast Stresemann sich mit der »Auslegung" seiner AnSstthrnngeu durchaus nicht identifiziere, sondern voll und ganz sein« Worte ko ansaesastt staben wolle, wie er sie aus sprach. und dast er den von ihm entwickelten Standpunkt auch im Kabinett vertreten werde. Von dieser Sette werden auch die Angaben über Gegensätze zwischen Stresemann und Marx als völlig auS der Luft gegriffen bezeichnet, wie dies ja auch selbst schon Dr. Stresemann getan hatte. Die Preissenkungsaktton Ser Aeichsregierung. Der Aeichsfinanzminisler über den Preisabbau. Ein Appell an die Privatwirtschaft. Der Rcichsftnauzminlster Dr. Lnther gewährte einem Vertreter des W. T. B. eine Unterredung über die Preis abbau-Aktion. Die Unterredung verlief wie folgt: Frage: „Welche Wirkungen versprechen Sie sich, Herr Ncichsministcr, von den heute morgen angckündigten Mast- nahmen der Reichsregicrung zur Erleichterung des Wirt schaftslebens?" Dr. Luther: „Darauf muh ich Ihnen zunächst antworten, dast ich mir keine Wunderwieknngcn verspreche. Die Zeit der Illusionen ist vorbei. Jetzt must die zähe, mühsame Wiedcr- ausbauarbctt beginnen. Diese Wiedcrausbanarbett wird zweifellos allmählich Früchte tragen, und zwar dauerhafte Früchte. Die Leute freilich, die zu meinen schienen, nach An nahme der Gesetze über das Londoner Abkommen werde bei uns sozusagen über Nacht ein riesiger wirtschaftlicher Auf schwung einsctzcn, waren ebenso grostc Illusionisten, wie die andere», die glaubten, wie hätten unser Leben als Wirtschaft und Volk anfrcchterhalten können, wenn wir das Londoner Abkommen alstcliiiteii." Frage: „Lind die Voraussetzungen für den allmählichen Wiederaufbau nicht aber schon durch die M ar k st a b i l i s i e- rung im vorigen Herbst geschussen worden?" Dr. Luther: „Ja und nein! Ohne die Mastnahmc des vorigen Herbstes und Winters, also "besonders ohne die Schaffung der Nentcnmark und ohne die harten finanzpoliti schen Eingriffe durch Ltcucrerhöhungcn und AuSgabcn- Drosselungen. würde heute für den Wiederaufbau jede Grund lage fehlen. All das aber waren Notmastnahmcn Deutsch lands mit den letzten Resten seiner eigenen Kraft, die durch den Ruhrcinbruch an der wichtigsten Stelle abgebunden und durch die unselige Inflation völlig ansgezchrt war. Jetzt da gegen wird Deutschland nach dem Londoner Abkommen nach und nach wieder in den Besitz seiner eigenen Wirtschaftskraft kommen, soweit sie durch den Vertrag von Versailles ihm be lassen ist. Das Vcrschwinllvn der Binnen-Zollinlc im Westen ist der erste Schritt nach dieser Richtung. Tic Rückübcrtragung der gan.en Zollverwaltung des besetzten Gebietes an die deutsche Negierung wird folgen, ebenso die Wiedervereinigung deö> Eisenbahnnetzes und andere Wtedcrhcrstellungsmast- nahmen. Von besonderer Wichtigkeit wird die Wiederznlassung der vertriebenen Beamten und damit die Wiedererrichtung einer unabhängigen dcntschen Verwaltung auch im besetzte« Gebiete sein. Austcrdem aber wird Dentschlanb jetzt miede» «ine Wäh rung erhalten, die, um mich so auszubrücken, die internatio nale Währungssprache spricht. Deutschland braucht die Gold währung, weil es seine Berlölkcrung nicht aus dem eigenen Boden ernähren kau«, und deshalb aus de« internationalen Wirtschaftsverkehr angewiesen ist. Auf der Grundlagc dieser Währung, die wegen ihrer international anerkannten Form in sich stärker ist als die Rentenmark, wird es für die Wirtschaft möglich sein, Kredite in gröstcrem Umfange zu erhalten als bisher. Die Rentenmark war für die Zwischenzeit die denk bar beste Lösung und wird vor jedem objektiven geschichtlichen Urteil bestehen. Für den eigentlichen Wiederaufbau aber brauchen mir die Goldgrundlage." Frage: „Wenn Sie von diesen allgemeinen Gesichtspunkten ausgehen, so können die Mastnahmen, die die RcichSregierung soeben bekanntgegeben hat, doch nur erste Schritte auf der Bahn des Wiederaufbaues-darstellcn, nur sozusagen einen Keil, der ins Wirtschaftsleben hineingetricbcn wird?" Dr. Luther: „Diese Bemerkung ist völlig richtig. Aus der Bekanntmachung der Neichsregierung klingt deutlich IscrauS. wieviel davon abhängt, dast der Geist, in dem diese Schritte der Reichsregicrung getan sind, nun recht schnell Allgemeingut des deutschen Volkes wird.- Die ganze Wirtschaft muh im gleichen Sinne handeln. Im ganzen öffentlichen Leben must der Grundsatz gröstter Sparsamkeit gelten. Wir müssen den Zahlentaumel der In flation nun endgültig hinter uns lassen. Es must in der ganzen Wirtschaft wieder hetstcn: Grotzcr Umsatz, kleiner Nutzen. Sollte» etwa auch jetzt noch Zwischenglieder dcS Wirtschaftslebens die Preise scsthalten, statt die Vor teile ü»er Preissenkung dem Verbraucher zuzusührcn, so würde das sehr bedenkliche Folgen zeitigen. Auch die ReicksS- regierung selbst wird, sobald nur irgend möglich, alle sonst noch erforderlichen Schritte tun. Besonders im Steuerwesen wind der Rcichssinanzministcr dem Reichstag Gesetze vvrlegen, die eine neue Durchbildung des StcnerwesenS »n Reich, Länder« und Gemeinden be zwecken und versuchen, die schwere Steucrbelastilng, die unser Volk trotz seiner Armut tragen must, so gerecht und so wenig mirtschastshemmend wie möglich zu verteilen und dadurch so leicht wie möglich zu machen. Die heute angekündigte» Schritte der Reichsregierung aber mustten sofort unter nommen werden, wurden auch von der Wirtschaft lebhaft er sehnt. So ungeheuer schwer die Lasten des Londoner Ab kommens auch sind, und so beharrlich und ernst wir auch fort gesetzt daran werden arbeiten müssen, dir Durchführung des Sachverständigengutachtens für uns tragbar zu gestalten, so wollen wir doch ohne Zögern unsere volle Kraft an den Wiederaufbau Deutschlands und damit Europa- setzen." Die Berliner Presse über die Abschwächung -er Erklärungen Dr. Stresemanns. Nur die „Kreuz-Zeitung", die .^Russische Zeitung" und der „Vorwärts" haben sich bis jetzt mit der gemeldeten Ab- schwächnng der Erklärungen Stresemanns durch die „B. Z." befasst. Die „Kreuz-Zeitung" erklärt die Nbschwächungen für be denklich und fügt hinzu: „An Dr. Stresemann und der Deut schen Vvlkspartci wird cs nun liegen, eine klare Stellung einzunehmen, ob sie gewillt sind, eine starke nationale Politikzu treiben. Erst dann kann die Frage einer BeteilE gung der Teutschnationalen an tzcr Regierung praktisch werden. Tie „Vossische Zeitung" bemerkt nur ganz kurz: „Mit diese» Erklärungen nähert sich Dr. Stresemann den Ansichten, die in der Presse der Mtttelvarteien zum Ausdruck kommen." Der „Vorwärts" spottet weiblich: „Alles wieder anders! Es war nur ein Mißverständnis. Gestern S Ubr abends gab Herr Stresemann jene Erklärung ab. die von allen Korrespon denzbureaus übereinstimmend wiedcrgegeben wurde und die heute die ganze deutsche Presse beschäftigt. Heute mittag 12 Uhr war aber auch schon die „B. Z. am Mittag" gedruckt, die authentisch erklären kann, dast alles nur ein Missverständnis gewesen sei. Pech! Die Stenographen haben falsch stenographiert! Also, Herr Stresemann ist durchaus nicht für ein« sofor tige Notifizierung, um Gottes willen nicht! Denn das könnte nicht nur „eine grosse propagandistisch aufgezogene Gegener klärung Frankreichs", sondern auch „praktische Retorsions- mas,nahmen, z. B. Verzögerung der Ruhrräumung" zur Folge haben. Stresemann denkt aber gar nicht an eine Notifizie rung jetzt, sondern nur an eine „zu einem gelegenen Zeit punkt im Zusammenhang mit anderen zu erwartenden Ereig nissen und Vorgängen". Warten wir also die „Ereignisse und Vorgänge" ab! Also auch in Punkto Völkerbund Missverständnis. Mißver ständnis! Stresemann verschltestt sich durchaus nicht den „großen Vorteilen" eines Eintritts, nur dürfe das nicht ein« neue Anerkennung der deutschen Schuld am Krieae bedeuten und die Gleichberechtigung Deutschlands müsse anerkannt werben. Es ist also alles wieder in Butter. Alles „Gerede von einer Krise" ist total überflüssig, Man spreche von einer Krise wohl am meisten deshalb, weil man eine Krise wünsche, die vielleicht zur Reichstagsauf lösung führen könne. Dies betrifft, wie es scheint, uns! Darum sei in aller Ruhe gesagt: Wir freuen uns auf richtig des VckehrungSwundcrs, das sich über Nackt au Herrn Stresemann vollzogen hat. Aber die krisenhafte Zuspitzung der Situation aus die Bosheit des „Vorwärts" zurückzuführen, das heisst doch für die Betätigung der Phantasie keine Schran ken mehr gelten lassen. Der Berliner Vertraa war doch ein mal. Die Teutschnationalen sollten doch in die Regierung kommen, die Volkspartei, deren Führer Herr Stresemann ist, wollte doch „mit allen Mitteln" dafür sorgen. Und Herr Marx sollte doch „mit allen Mitteln" weg! Jetzt ist die Einigkeit wieder hergcstellt. Es wird nicht notifiziert, wenigstens „nicht gleich" — warum denn drängeln? Marx bleibt. Stresemann bleibt, die Teutschnationalen kriegen nichts, die Krise ist abgesagt. Dieses Wunder hat sich binnen zwölf Stunden ereignet. Und nun heisst cs aber abwarten. wie es nach weiteren zwölf Stunden sein wird!" Zusammentritt -es Auswärtigen Ausschusses. Berlin, 14. September. Der Vorsitzende des Auswär tigen Ausschusses hatte gestern eine Besprechung mit dem Reichsanstcnministcr Stresemann über die Einberufung des Auswärtigen Ausschusses. Eine Entscheidung ist noch nicht gefallen, da zunächst die Beschlüsse des ReickSkabinctts abgeivartet werden sollen. Voraussichtlich tritt der Ausschuss Mitte kommender Woche zusammen. Der -rutsche Kotonisakionsplan auf Neu-Guinea gescheitert! Haag, 13. Sept. Der Herzog von Mecklenbiirg-Schwcri», ein Bruder des holländischen Prinzgemahls, Halle sich an die Regierung von Nicdcrländisch-Jndicn gewandt, ihm die Er laubnis für die Errichtung einer deutschen Pflanzer- Kolonie a u s N c u - G » i n c a z» erteilen. Hur Führung der Verhandlungen war als Vertreter des Herzogs ein Bruder des vor kurzem verstorbenen Reichstagsabgcvrdncten Dr. Hekfferich nach Batavia gereist. Jetzt trifft die Nachricht ein, dast die Regierung von Niederländisch - Indien Herrn Hclsscrich endgültig nittgctcilt hat, dast die Konzession für eine Pslanzcranlage ans Ncu-Guinea nicht erteilt werde» könne. Damit Ist ein großzügiges Unternehmen gescheitert, über das seinerzeit in den „Dresdner Nachrichten" eingehend be. richtet wurde.
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