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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 20.04.1905
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1905-04-20
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19050420021
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1905042002
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1905042002
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1905
- Monat1905-04
- Tag1905-04-20
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S>«,^ u»«d 81»,»«H 1111»^ vAltßti. Gewerbeschule. Ausstand der üal. Eisenbahner. Kainz-Gaslsplel, Münchener Sachten. Eine Ostergeichichtc. iPVnllkl VtllA, zzlp» »t » e/vv» Neueste Drahtmeldungen vom l9. April. Zu de» «Vorfällen in LimogeS. Paris. Nach den richtig gestellten Ziffern ist die bei Ge- legenheit der Interpellation über dreVorsalleinLimogeS in der gestrigen Sitzung der Deputiertenkammer von sozia listischer Seite beantragte und von der Negierung zurückgewiesene parlamentarische Untersuchung mit 35» gegen 182 Stimmen obgc- lehnt worden. Gegen die Regierung stimmten 113 Radikale und Sozialistisch-Radikale, 54 sozialistische und 15 nationalistische Kon servative und unabhängige Republikaner. Das Vertrauensvotum für die Negierung wurde mit 421 gegen 60 sozialistische und radi- kale Stimmen angenommen. 93 Deputierte enthielten sich der Abstimmung. tzimoges. Nach amtlichen Berichten wurden bei den gestrigen Zusammenstößen 197 Offiziere, Unteroffiziere und Soldaten durch die vo> den Ausständigen geschleuderten Stein« und Eisenstücke verletzt, darunter einige schwer. Aus Zeiten der Arbeiter wurde einer getötet, vier wurden schwer verwundet. Berlin. jPrio.-Tcl.) Heute vormittag wurde in der Wilhelmstrabe die etwa 78jährige Pfandleiheriu E. Krause in ihrem Laden von einem jungen Menschen in raubmörderijcher Absicht ang «fallen und schwer verwundet. Die augenschein liche Absicht des Täters, die vorhandenen Geldvorräte sich an zueignen. wurde dadurch vereitelt, dah die Pfandlciherin Krast und Geistesgegenwart genug bewies, nach der Türe zu lausen und um Hilfe zu rufen. Ihr ist mit einem stumpfen Eisen die Schädeldccke zertrümmert worden. Sie wurde nach dem Krarrken- bause überführt, wo sie ziemlich hoffnungslos darniederlicgt. Der Täter ist etwa 18 Jahre alt, er konnte bisher nicht ermittelt werden. Köln. (Priv.-Tel.) Tie Brauer-Aussperrung droht einen riesigen Umfang anzunehmen. Während einerseits die christlichen Organisationen erklären, sich dem Bovkott nicht anzuMieben. fordert das Duisburger GewerkschaftSkartcll die Fünfer-Kommission auf, alsbald eine Beschlußfassung herbeizu- »ihren, ob nicht die Aussperrung der organisierten Arbeiter Kündigung resp. sofortige Arbeitsniederlegung aller von der Aus sperrung noch nicht betroffenen Brauerei-Arbeiter zur Fola« haben soll. Die Berbandlunaen sollen mit dem Boykott- Berbande der rheinisch-westfälischen Brauereien sofort begonnen und keinerlei Konzessionen gemacht werden. Coblenz. jPriv.-Tel.j Gestern begann vor de>" hiesigen Kriegsgericht e«l soldaten-Miß Handlungs-Prozeß großen Stils, zu dem 107 Zeugen geladen sind. Ausloi; zu dem Prozeß gaben die Aussagen des im vorigen Jahre zu 3 Jahren Zuchthaus und Entfernung auS dem Heere verurteilten Sergean ten Bieneseld, wodurch Feldwebel, Sergeanten und Unter offiziere. sowie Offiziere der Mißhandlung beschuldigt wurden. Gegenwärtig ist Anklage gegen vier Unteroffiziere erhoben. Jungen Rekruten wurde aus Befehl eines Unteroffiziers von älteren Mannschaften der nackte Körper mittelst Besens derart bearbeitet, daß einem Rekruten djc .Haut vom Leibe hing. Die Angeklagten gaben die ihnen zur Last gelegten Vergehen zu. Während der Verhandlung stellte sich heraus, daß der Feldwebel alle Leute, die Mißhandlungen meldeten, obwies, und selbst Mißhandlungen ausführte. Bis mittag waren 40 Zeugen ver nommen. Die Verhandlungen tverden drei Tage dauern. Hamburg. Der hiesige amerikanische Konsul hat den Verladern bekannt gegeben, daß nach Anweisung des Staats departements in Washington in Zukunft alle Fakturen für Ladungen nach Len Philippinen legalisiert werden müssen. Ribnitz. Hier sind sechs Erkrankungen an Genick starre seitgestellt worden. Paris. Der „Figaro" berichtet, daß Minister Delcasss am Morgen nach der Unterredung, die er neulich nach dem Diner beim deutschen Botschafter Fürsten Radolin mit diesem gehabt hat, dem französischen Botschafter in Berlin, Bihourd, eine Mitteilung über diese Unterredung gesandt habe. Der „Figaro" glaubt, daß dieser Bericht offenbar Aus gangspunkt und Grundlage für die gestern un Auswärtigen Amte vom Botschafter Bchourd abgegebenen Erklärungen ge bildet habe. Paris. Der „Eclair" will wissen, das französische KriegL- ministerium habe vor zwei Jahren den Planeinermilitä rischen Intervention in Marokko ausgearbeitet ge habt. Der Plan sei vollständig auigegeben. Rom. Die Morgenblätter berichten: Der Zugverkehr am Bahnhöfe von Nom gestaltete sich im Laute des gestrigen Tages fast regelmäßig. Tue gestern noch ausgefallenen Züge werden heute wieder rn den Betrieb eingereiht werden. Auch in der Provinz gewinnt der bisher eingeschränkte Betrieb regelmäßig an Ausdehnung. In einigen Städten erklärten sich die Ausständigen bereit, den Dienst wieder auszunchmcn. Die Besserung der Lage macht Fortschritte. London. lPriv.-Tcl t Die „Morning-Post" meldet auS Schanghai, daß ^wei chinesische Dschunken durch Untersee. minen in der Nähe von Ehusan in die Lust gesprengt wurden. Libau. Der Ausstand der .Hafenarbeiter ist gestern durch Gewährung einer Lohnerhöhung beendet worden. K o n st a n t l n o p e l. Am 15. April fanden im Wilajet Uesküb zwei Kämpfe mit Banden statt, wobei 23 Komitatschi und ein Gendarm getötet wurden. Washington. Die Regierung verlieh drei Mann der Besatzung des deutschen Flußkanonenbooles ^Vor wärts", die in Schanghai zwei Matrosen des amerikanischen Kriegsschiffes „Monodnock" vom Tode des Ertrinkens gerctte! batten, goldene Medaillen. OertlicheS m»v Sächsisches. Dresden. 19 April. —* Se. Majestät der König besichtigte heute mittag das Finanzministerium am Kvnigsuser. —* In Vertretung des Königs wohnte beute nachmittag Staatsnimistcr Dr. Otto in Leipzig der Ei»scai»i»g deS verstvr- bcnen Rcichsgerichtspräsidenten Dr. Gutbrod bei und legte einen Kranz am Sarge nieder. —* Die Fürstin zu Lbnar auf Liudcnau und Graf Hoherrthal-Großpiesnitz trafen hier ein und stiegen im „Euro päischen .Hof" ab. —* Der „Neichsanzciger" gedenkt in einem Nachrufe des verstorbenen Reichsacrichtspräsidenten Tr. Gut- brod, in dem es u. a. heißt: Während seiner Tätigkeit als Direk tor wurde das Bürgerliche Gesetzbuch vollendet und im Anschluß hieran eine große Zahl wichtiger Gesetze erlaffen, deren EM würfe im Reichsjustrzarnt teils ansgearbeitet, teils auf Grund der von der Kommission für das Bürgerliche Gesetzbuch geliefer ten Vorarbeiten zum Abschluß gebracht werden mußten. An der Vorbereitung gebührt dem Verstorbenen ein ganz hervor- ragender Anteil. Nur ein Mann von so umfassenden Kenntnissen aus ollen Rechtsgebicten, von so klarem und scharfem Urteil war im stände, neben den laufenden Geschäften den gewaltigen Stoff zu durchdringen und zu verarbeiten. Mit unermüdlicher Ausdauer und eiserner Energie, mit stets gleicher Arbeilssreudiq- keit und dabei mit einer bis in alle Einzelheiten eindringerrderr Gründlichkeit, hat er die Ausgaben bewältigt. Was er inner halb des Reichsjustizamtes in stiller Tätigkeit für das große Reformwerk geleistet hat, können nur diejenigen voll würdigen, die berufen waren, mit ihm an den gesetzgeberischen Arbeiten teilzunehmen. An der Svitze des höchsten Gerichtshofes harrten seiner neue, schwere Ausgaben. Mitten in seiner hingehenden Tätigkeit für diese hat wir der Tod hinweggeiwmmen, allzufrüh für das deutsche Rechtsleben, für das noch reiche Erfolge von ihm zu erbosten waren. Das Andenken des Verstorbenen wird bei allen, die seinen lauteren und aeroben Charakter, seine treue Teilnahme und Anhänglichkeit zu schätzen wußten, sortleben. Der deutsche Richterstand hat in ihm eine glänzende Zierde ver loren. — * In Oichatz. tritt der Leiter des Lehrerseminars. Schn'- rat Dr. H-nne, in den Ruhestand' sein Nachfolger wird der seitherige Waldcnburgcr Seminardirektor Lic. Dr. Steudc. —* Z»ch Väckcrstrcik. Die Gesellenversammlung. die gestern im „Trianon" siattsand und von etwa 430 Personen besucht war, erklärte sich, wie schon berichtet, durch Zettel abstimmung säst einmütig für den Streik: nur 6 Stimm«!: waren dagegen, 2 Zettel ungültig. Diese Versammlung repräsentierte aber noch nicht die Hälfte aller in Dresden in Betracht kommenden über 1000 Gesellen. In den letzten Tagen bis einschließlich vergangene Nacht sind etwa 250 Gesellen außer Arbeit getreten rcio. haben sich die betreffenden Meister mii anderen Arbeitskräften versorgt: bis jetzt sind überhaupt alle sreigewordenen Stellen in der Hauptsache schon wieder besetzt, auch soll genügender Zuzug von auswärts gesichert sein. Nach den Ermittlungen der Innung sollen überhaupt im ganzen nur etwa 400 Gesellen in den Streik zu treten entschlossen se>n: eL blieben also in Dresden selbst gegen 700 arbeitswillige Gesellen übrig. — Die für die V r o t o c r s o r g » n g Dresdens nicht unwesentlich in Betracht kommenden großen Mühlenbetrieb«, wie Bienert u. o., werden von dem Aussiande nicht berührt, da diese Personale Kost und Wohnung nicht von ihren Arbeit geber» erhalten. Tie Friedrich August-Mühlc sGebr. Braunes dementiert das Gerücht, daß sie die Forderungen der Gesellen bewilligt habe. — Bemerkt sei nochmals, daß sich die Bäcker- bewegnng in der Hauptsache um die Forderung der Gesellen dreht, daß Kost und Wohnung den Gesellen im Hause des Meisters nicht mehr gewährt, sondern an dessen Stelle ein stafsclmäßiger Minimallohn gewährt werden soll. Tic Innung hatte sür verheiratete Gesellen die erste Forderung ohne Ausnahme bewilligt und sich bezüglich der anderen Ge sellen bei der Verhandlung vor dem Gewerberichter schließlich bis zu einem Alter von 24 Jahren einverstanden erklärt sin der Jnnungsversammlung in der vorigen Woche hatte man als niedrigste Altersgrenze noch 26 Jahre festgestellts Die Lohn- komi»ission der Gesellen erklärte dieses Zugeständnis indes für un annehmbar. Die vorletzte Jnnungsversammlung hatte weiter beschlossen, daß der Lohn für den letzten Gesellen von jetzt 6 Mark aus 8 Mark hinausgesetzt werden sollte bei voll ständig freier Kost und Wohnung im Hause des Meisters. Diese Lohnerhöhung kommt jetzt nicht mehr in dem Kampfe tu Betracht, da die Gesellen überhaupt das ganze System der Kost- und Wohnnngsgewährung seitens der Meister beseitigen wollen. — Im Inseratenteile wendet sich der Vorstand der Bäcker-Innung mit einer Erklärung an die Einwohner- l'chaftDresdens und Umgebung. —* Die berechnete Bevölkerung von Dresden mit Albertstadt betrug am 1. Februar 501900. —* Am ersten Osterfeiertage von 11 bis 1 Uhr mittags wird die Wasserkunst des Neptun-Brunnens im Garten des Stadlkrankcnhauses Fricdrichstadt dieses Jahr das erste Mal wieder springen. Dies geschieht danach jeden Sonn tag von 11 bis 1 Uhr mittags, sowie jeden Donnerstag und Sonnabend von 3 bis 5 Uhr nachmittags. Die Besichtigung ist jedermann gestattet und frei. Der Eingang in den Garten hat von der Wachsbleichstraße aus zu erfolgen. —* Von den Veröffentlichungen des Verbandes säch sischer Industrieller ist soeben das 6. Heft erschienen, welches den aus der Generalversammlung des Verbandes am 5. Dezember 1904 gehaltenen Vortrag des Verbands-Syndikus Tr. Stresc mann über den Zusammenschluß der deutschen Arbeitgeber nach der stenographischen Nieder schrift enthält. Dem Vortrage ist ein Anhang über die Frage der Begründung von Gesellschaften zur Entschädigung von Arbeir- gcbcrn im Falle von Arbeitseinstellungen beigesügt. Das bc- Kunst und Wissenschaft. 7* Resi-e»jth«ater. Als Alfonso in Grillparzers ..Jüdin von Toledo" setzte gestern abend IofefKainz. der glück hafte Spieler, der den bisher von auswärtigen Gästen bei uns erzielten höchsten Rekord an Beliebtheit »och um ein Beträcht liches geschlagen, sein an materiellen wie künstlerischen Erfolgen gleich reiches Gastspiel fort, uui sich bereits heute als Leon in des selben Dichters „Weh' dem, der lügt" von seiner begeisterte» Dresdner Gemeinde zu verabschieden. Auch in der Rolle von gestern ist der Künstler nicht neu, so daß sich eine Besprechung seiner fesselnden Leistung, die sich in dem Reichtum darstellerischer Qualitäten höchstens mit seinem Franz Moor vdcr seinem Richard lk. messen kann, füglich erübrigt, zumal der gefeierte Gast die Rolle wieder genau so wie sonst spielte. Nur etwas matt schien er gestern zu sein, kein Wunder bei der fast walmsiiiiiig zu iiciiiieiibe» Hast, mit der Kainz, augenblicklich wie kein anderer deutscher Schau spieler von den Agenten mit Anträgen beiß umworben, die Etappen seiner Urlaubs-Tournee in diesem Winter nimmt. Die großen rhetorischen Passagen, die rr wieder mit der nur ihm eigenen bravourösen Leichtigkeit wie blendendes Raketenfeucr aufsteigen ließ, schienen chm bisweilen Mühe zu machen, in den Legato-Szcne» fiel sogar manches unter de» Tisch und ab und zu stahl sich ein grelles nervöses Zucken um den müden Mund, der in den letzten Wochen so oft aiif Befehl beredt gewesen. Die enormen Anstrengungen einer solchen Gastspielfghrt, wie sic Kainz heute abend hinter sich haben wird — er trat in Berlin an 25 Abenden, bei uns an 5 Abenden auf, hat also seine 30 Tage kontraktlichen Burgtheater-Urlaub redlich ausgenützt —, gehen eben selbst an einem Kainz nicht spurlos vorüber, der bei all seiner physischen Elastizität solchen außerordentlichen Anforderungen nur durch ein peinlich „solides" Leven sich gewachsen zeige» kann. Heißt es doch nicht nur am Abend während der Vorstellung auf dem Posten zu sein, sondern auch jeden Vormittag eine Generalprobe mit einem dem Gaste natürlich völlig fremden Ensemble zu absolvieren, in der knapp bemessenen Mußezeit zwischen Probe und Vorstellung neue Rollen und neue Stucke zu lesen, mit dom Regisseur cku zour und der Direktion zu kon ferieren, die laufende Korrespondenz zu erledigen, das Repertoir für die kommenden Wochen »u bedenken ufw. usw. Freilich ein- ist dieses aufreibende Loben. So erhielt Lainz — um einmal indiskret zu sein -- sür die 25 Abende seines Berliner Gastspiels 37 500 Mark, für die 5 Dresdner Abende 6000 Mark festes Honorar, gewiß ein hübsches Sümmchen, das als Neben- einnahme bei den fürstlichen Bezügen des Künstlers als Stern des Burgtbeaters ganz gewiß nicht zu verachten ist.-Dabei bleibt der Künstler frei von allem Virtuosendünkel Primadonnen, launen find ihm fremd. Er kommt aus die Minute zur Probe, nimmt seine Szenen rasch und exakt durch, hält peinlich seine brillant gearbeiteten Regiebüchcr ein und ist bis auf eine wohl zu begreifende Nervosität stets von der gleichen Liebenswürdig keit gegen seine Umgebung aus der Bühne. Darum ist er auch überall gern gesehen, darum läßt man ihn nur mit Bedauern ziehen, auch bei uns. Hat er doch diesmal wieder die Kritik durch erlesene Leistungen angeregt, das Publikum Abend sür Abend entzückt und die Kasse des Residenztheaters, wie kein anderer männlicher Star dieser Saison, gefüllt. Glücklicher Kainz! Mag er das Wiedcrkomme» nicht vergessen. >V. s- Die Münchner Sachsen im Knnstverein. lUI. Schluß.s Das Fianrenbild ist, wie immer und überall, so auch diesmal i» den Ausstellungsräumen aus der Brühltche» Terrasse numerisch — felbstvei-ständlich! — nicht entfernt so reich vertreten, wie die Land schaft. bietet dafür aber qualitativ eine Reihe hvchcrfrculichcr Leistungen, die übrigens zu einem Teile den Malern älterer Obser vanz ziizuschreiben sind. Da ist an erster Stelle Georg Papperitz zu neunen, der als oberster Leiter der Veranstaltung um das Zustandekommen der Ausstellung der Münchner Sachsen in der Residenz ihres engeren Vaterlandes sich beträchtliche Ver dienste erworben. Als geborener Dresdner und Schüler unserer Akademie hatte er sich, seit 1872 dauenid in München lebend, zu nächst der Historienmalerei mit Eifer zngewandt, um nach und nach ganz zum Porträtfach überzuachcii. sein feiner, aber dabei im Farvenvortrag frischer koloristischer Geschmack, sein Sin» für das im guten Sinne Dekorative und ein vornehnies Empfinde» lassen ihn auf diesem gerade an der Isar heißumstrittene» Gebiete schone Erfolge erziele». Von seinen diesmal ausgestellten Arbeite» ist das Bild des Prinz-Regenten von Bayern ohne Frage die beste. Das namentlich ün harmonischen Zusammenklangc der Farbe» künstlerisch außerordentlich hochstehende Bild, daL auch als Charak teristik durch die aristokratische Einfachheit besticht, stellt die and« ren Porträts des Künstlers, von denen die „Dame im Lehiittub!" und die freilich in dem übertriebenen Decollets recht absvnderlicki wirkende „Dame im Pelz" als Malerei noch den stärksten Eindruck macken, erheblich in den Schatten, obwohl ein weniger bedeuten der Bildnismaler als ihr Schöpfer niit ihnen immer »och Staat macke» könnte. Ein ungefährer Altersgenosse von Papperitz ist Albert Schröder, cvensalls geborener Dresdner, Schüler von Panwels, in München namentlich als Gcnrcmaler geschätzt. I» dieser Eigenschaft könne» wir ihm nach den hier zu sehenden Proben wenig Geschmack abgewinne». Eher wollen uns da noch seine beschaulich gemalte», freilich auch nicht sonderlich aufregenden Stillleben gcsallcn. Das Beste hat er in seinem großen Damen bildnis zu bieten, das in der koloristischen Durchführung, mit der die noblen Farbenklängc behandelt und sämtlich auf eine» gedämpften To» gestimmt sind, seinem Autor sehr gut geglückt ist. Neben diese» beiden ältere» Porträtisten von Rang und Renommee ist die Schar der jüngeren Künstler, von denen wohl keiner ausschließlich der Bildnismalerei huldigt, mit zahlreiche» figürlichen Arbeiten erschie ne». So sieht man von dem Pohle Schüler Kurt Rüger mehrere flotte, in der Farbe leider nicht gleich einwandfreie Bild nissludicn, von denen das „Waldcsdämiiiern" am meisten malerisch gesehen ist, von P. Ehrend erg ei» Bildnis des Kapellmeisters E., an dem die breite Pinselsülirung und die starke Hervorhebung des landschaftliche» Milieus interessiert, von Paul Rohr das im vornehmsten Du'tns hingesttichcnc Bildnis des Bildhauers ein vortreffliches, intim empfundenes^ Werk, von Znmhnsch, A. M a r c M arcks das vornehme, gang im altnieistcrlichcn Ton gehaltene, in der Farbe ungeniein geschlossen wirkende Bildnis eines jungen Mannes, von F. Wimmer ei» ziemlich konventionell anmntendcs Dovpellsildnis zweier Damen, von Ä. Frind das überzeugende Porträt eines ältere» Herren, der ungezwungen «un Klavier Posto gefaßt hat, von F. Martin das Bildnis eines jungen Offiziers, dessen Titel „Lichtstndie" der Kritik den Weg für die rechte Beurteilung der trefflichen Arbeit weist, von E. v. Ho Itzendorfs das an koloristischen Qualitäten nicht sonder lich reiche, aber gefällige und liebenswürdige Porträt einer sitzen den Dame in Schwarz, von Jos. Meltzer ein nicht uninter- essautcs Selbstbildnis unter dem etwas gesuchten Titel .Spiegel- bild im Freien" -c. — alles Arbeiten, die recht gut gemeint, che»
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