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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 12.12.1902
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1902-12-12
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19021212022
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1902121202
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1902121202
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1902
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Abend-Ausgabe -«gestellt, während er die Post-Abonnenten o« Morgen ,n einer EejamuttauSgabe erhalten. verugrgedlllu: zs-Lwi,licke Lo«.o.rar- «livrück» SW»> «ckeruwudmN! !kla»I» Mamiltnv» »eck» mcki «eikwabn. «iwerü 18LG N»rlag von Kiepfrtz L Netrhardt. Anreizen-tack. Ln»akme von Antündiauue«» NaLmiUa,» a Mn Lorm uick »kierlLoS nur Manenliruße » von >l ins >/,l Ul>r Die l'vaUise Grund lkile ca v L'wenl L> Pt« , Ln iündiaunaen aut der Vnvatieile Zeile L Pi, : die Lirxrltrae Zeile ais.Eui aeiaiidl' oder ani Leriieile so P«, An Nummern naiv Soun und Zeier laaen I de« 2'vaNl«e ÄruudzcNcu Sv. 40 bki so und «o Via nach dt ionderem Larii Auc-worltae Lu> trage nur gegen vorausdktaiiiuiig Belegdiäller werden mil I0P>« dereLiiei Sernivirckanictilu»: »MI I Re. ll und Rl. ross Lodert Lödwo juo. «mpüodlt Lloiäorotoüo i» ximiei ätimLliI. bvorßplLlr 18. Rr.343. Srikttl Venezuela. Neueste Drabiberichte. Hosuachrichten. Fcöbel-Weibnachtsipiel. Gesellschaft sür Littcrarur uiw Kunst „Lir Medaille. Marie Wieck-Concert. Areilag. 12. Tezemver NE. Veuezurla. Zu dem Konflikte Deutschland» und Englands mit Venezuela liegen folgende weitere Meldungen vor: Paris. Dem hiesigen venezolanischen diplomatischen Agenten gmg von seiner Regierung die Mittheilung zu, daß Deutschland und England aeme.nsam eine ebenso willkürlich« wie gewöhnliche feindselige Handlung gegen Venezuela begangen hätten, indem sie in La Guayra Gewaltthätiykeiten gegenüber den dort aus der Reede liegenden Schiffen vollsübrten Die Re gierung lieh in Ausübung berechtigter Repressalien die im Lande befindlichen Staatsangehörigen des Feinde» verhaften und belegte die denselben gehörigen Eilenbahnen und sonstiges Besitzthum mit Beschlag. Präsident Castro erlieh einen Aufruf, wodurch alle Venezolaner zu den Waffen gerufen werden und die Ge währung einer allgemeinen Amnestie für alle politischen Vergehen, sowie die Rückgabe deS eingezogenen Eigcnthums von Inländern verfügt wird. Washington. lReutermelduna) Ter amerikanische Gesandte in Caraeas Bowen, der den Schutz der deutschen und englischen Interessen übernommen Kat. hat dem Staatsdepartement berichtet, daS gestern eine Anzahl Deutsche und Engländer ver haftet worden seien. Er habe sich unverzüglich an Castro gewandt, um die Freilassung der Verhafteten zu erlangen und Castro dabei darauf hmgewiesen, das, er mit dem Schutz der deutschen und eng lischen Unterthanen betraut sei. Castro habe zuerst seine Be- rechtigung dazu nicht anerkennen »vollen' er habe ihn aber dann überzeugt, das, er, Bowen, in seinem Rechte sei. Castro habe schließlich mit Widerstreben seine Einwilligung zur Freilassung der hauptsächlichsten Gefangenen gegeben. Bowen fügte dann hinzu, er werde auch auf die Freilassung der übrigen Gefangenen dringen. Bowen's Bericht läßt keinerlei Gründe für die Verhaftung er- sehen, außer der Nationalität der Verhafteten. Bowen wünscht. alS Frieden-Vermittler zu dienen. Das Staatsdepartement hat aber beschlossen, daß er eine solche Rolle nur auf Ansuchen Vene- zuelas und unter der Voraussetzung übernehmen solle, daß der deutsche und englische Vertreter deui Gedanken zustimmen. Washington. Der Bericht des amenkansichen Geiandten in Caraca-, Bowen. bestätigt die Beschlagnahme der venezolanischen Krira-ichifle ES wird nunmehr erwartet, der nächste Schritt werbe die Bekanntgabe der Blockade sein Gegenwärtig liegt kein Kriegsschiff Amerika» in La Guayra. doch besiudet sich dos amerila- nüch, Kanonenboot „Maiietta" in Curayao. Curagao. In Caracas fanden gestern Abend nach S Uhr große Kundgebungen statt, nachdem die Nachricht von der Wegnahme der venezolanischen Kriegsschiffe in La Guayra bekannt geworden war. Eine große Menge veranstaltete Aufzüge in den Straßen der Stadt. An versch ebene» Stellen wurden erregte Reden gehalten. Volkshaufen versuchten die Eingänge zur deutschen Gesandtschaft und zum deutsche» Konsulat zu erbrechen. Tie Polizei bemühte sich nicht, die Theilnchmer an den »undgebunaen zu zerstreuen. Im Laufe des Abends wurden englische und deutsche Fahnen verbrannt. Curagao lNeutermeldung.I 87 in Caracas ansäisige Deutsche wurden verhaftet. Auch der belgische Geschäfts träger Gosfart wurde irrtnümlicher Weise verhaftet. Tie venezola nische Regierung belegte die britische La Guayra-Bahn und die deutsche Centralbahn mit Beschlag. Die englischen Ein wohner von Caracas wurden jämmtlich verhaftet, ausgenommen Cherry, einer der Beamten der venezolanischen Centraloohn, und der Telephondirektor Wallis. Caracas. lReutermcldung.s In einer Unterredung sagte Präsident Castro, er batte für das Verhalten der englischen Behörden auf Trinidad, welche die Aufständischen jahrelang unter- stützt hätten, Genuathuung fordern sollen Bezüglich Potos er- klärte Castro. England bemühte sich, durch Gewalt zu erlangen, was es wahrscheinlich durch die Diplomatie erreicht hätte, denn er Hobe beabsichtigt, im März 1903 den Kongreß einzuberufen, lieber Deutschland und seine Anleihe, die nicht während seiner Amtsführung ausgenommen worden sei. bemerkte Castro, es sei sein lebhaftester Wunsch, die Zinszahlungen wieder auszunehmen, »odold der Friede »nieder hergestellt sei. Washlnoton. Es lege» nunmehr sichere Nachrichten vor, daß in der Thal englische und deutsche Staatsangehörige in Caracas in Haft gesetzt worden sind. Der amerikanische Ge sandte erhob sofort unter Berufung auf den ihm übertragenen Schutz der englischen und deutschen Unterthanen Einspruch gegen die Verhaftung, erreichte bisher aber nur, daß einzelne Personen aus besonderer Begünstigung sreigelossen wurden. Port os Spa in. Die englischen Kriegs schisse „Charybdis", „Jndesatigable", „Alert", „Fanlome" und „Quail" sind am Montag hier konzentrirt worden. In der Nacht beschlag nahmte „Charybdis" das venezolanische Kanonenboot „Boiioar" und landete die Offiziere hier. Die Mannschaft wurde durch den „Alert" nach Guiria gebracht. „Ouoil" ist in See gegangen, um das Schiff, welches die Orinokomündung blockirt, mit Beschlag zu belegen. — Dem Vernehmen nach erweckte die Nachricht von der Verhaftung der britischen unterthanen in Caracas ein gewisses Gefühl der Befriedigung. da man sie im Gesängniß für sicherer hält, als wenn sic der Rachsucht des Slraßenpöbcls aus- gesetzt sind Zur Wegnahme der venezolanischen Kriegs schiffe wird noch berichtet: Von den deutschen und englischen Gefchwaderkommandonten ist eine vollkommene Blockade ein gerichtet worden Tie deutschen Schiffe übernehmen, von dem Haupthasen La Guayra aus gerechnet, den westlichen, die eng lischen den östlichen Tdeil der Meeresküste der Republik. Präsident Castro hat ein pathetisches Manifest an sein Volk erlassen, in dem der wirkliche Sachverhalt geradezu aus den Kopf gestellt wird. In dem Manifest wird behauptet, „ge wisse Nationen", darunter England und Deutschland, hätten ei» Bündnis, geschlossen, um Gewaltthalcn und eine,, Angriff in Vene zuela zu unternehme», anstatt diplomatischen Wegen zu folgen, insbesondere, »venu vorausgesetzt werden müsse, daß der Streitfall völlig in den Bereich der venezolanischen Gesetze falle, tue aus dem Grundsatz der Gerechtigkeit lußtcn. Hätte Venezuela sich ge weigert, seine Verpflichtungen zu erfüllen, hätten Recht und Diplomatie alle ihre Hilssmitel gegen ein solches Unterfangen er- schönst, nur dann hätte ein solch extremes Vorgehen erwartet werden können. Aber dies sei nie der Fall gewesen. Die That- sache, daß die venezolanische Regierung die Staatsschuld nicht er- höht und Alles bezahlt habe, was wahrend der Revolution ein- schließlich der Frachten auf der deutschen und der anderen Esten- bahn bestellt worden sei, beweise die Ehrenhaftigkeit der Verwalt- ung Castros und zeige, was die Ausländer von ihm erwarten könnten. Dos Schreiben fährt fort: „Ehrenhafter Weise kann ich nicht mehr thun. Ich stelle die Ehre voran und werde nicht Aus flüchte suchen, um dreiste Feindschaften durch Annahme von Demüth aungen zu entwaffnen, die die Würde Venezuelas ver letzen und nicht im Einklang mit meinem Leben als Staatsmann stehen würden. Die Sache unlerer nationalen Würde ist ge- gründet «us unsere Reckte, unseren Gerechtigkeitssinn und unsere Beziehungen der Freundschaft und gegenseitigen Achtung mit den fremden Nationen." — Ter venezolanische Konsul in London sägte zu einem Vertreter der „St. James Gazette , die Lage sei äußerst gefährlich: die Beschlagnahme der Flotte komme einer Kriegserklärung gleich, die Verhaftung deutscher und eng lischer Staatsangehöriger löge in deren Interesse als Schutz gegen die wuthentbrannte Bevölkerung. Er glaube, i» Caracas seien etwa 240 Engländer und im Lande gegen 600. Deutsche gäbe es an 250 bis 300 in Caracas. Falls England und Deutschland gegen Venezuela Krieg führen wollten, hatten sie eine schwere Ausgabe, die Republik könne wenigstens hunderttausend Mann in s Feld stellen, l?) Neueste Dralituieldungen vom 11. Dezember Berlin. lPriv-Tel.) Reichstag. Am.BundcsrathS- tische Reichskanzler Grat Bülow mit den Staatssekretären Gras Posadowsky. v. Richthofen und v. Tiedcmann. Aus der Tages ordnung steht die Wettcrberathuna des letzten Restes des Zoll- tarisgejetzes. ß 1 Abs. 1. nebst Antrag v. Kardorff. Dazu liegt eine 2lnzahl von links gestellter Abändcrungsanträgc vor. — Abg. Bassermann lnat.-lib.) bittet, sämmtliche Abändcrungs- anträge abzulehncn. Es handle sich hier um ein Kompromiß, von dem er glaube, anncbmen zu dürfen, daß auch die ver bündeten Regierungen demselben zustimmen. Das Kompromiß trete in Bezug aus die Mindestsätze der Regierungsvorlage bei. Nur für Braugerste trete eine Erhöhung aus 4 Mark ein, ander- seits enthalte das Komvromiß im Generaltaris einige Herab setzungen der von der Kommission beschlossenen Zollsätze Ter Verzicht auf weitergehende Wunsche werde nicht allen Theilen der Mehrheit leicht: aber dieser Verzicht werde ihnen erleichtert dadurch, daß die Kommission den Daris m 112 Sitzungen reich lich und reiflich erwogen habe, sowie dadurch, daß es sich hier nur um einen autonomen Tarif handelt, der ja doch mir als Grundlage für die Berlragsverhandlungcn mit dem Ausland» dienen soll Vir haben die Ueberzeuauna. daß die verbündete» Regierungen, auch wenn wir aus die Bindung der Viehzölle ver zichten. und wenngleich bei de» Industriezöllen einige Herab setzungen erfolgt sind, dennoch Alles thun werden, um die Inter eisen sowohl der Londwirthschast überhaupt und der Viehzucht, als auch die Interessen der Industrie bei den Handelsvertrags Verhandlungen zu wahren Ich bitte den Herrn Reichskanzlei um eine Erklärung darüber. Es handelt sich hier um eine hohe nationale Ausgabe Wir freue» uns, daß der jahrelange Kamv> zum Abschluß kommt. Wir werden dadurch dem Lande di Ruhe wiedergeben und damit die Interessen des Landes mal,reu lBeisall.s — Reichskanzler Graf Bülow: Ich möchte hervorheben, daß es sich hier hauptsächlich handelt um den outo nomen Tarif, der bestimmt ist, als Grundlage zu dienen. fü>. die Handelsvertragsverhandlungen. Entscheidend kann es dach: nicht sein, wenn die Sätze des Tarifs einige Abänderungen nach oben oder unten erfahren haben Die verbündete» Regierung,., müssen aber allerdings Wcnh daraus legen, das: die Sätze des Tarifs nicht allzu große Abweichungen erfahren. Als er wünscht können die verbündeten Regierungen es also nicht bezeich nen, daß die Zndustriezölle verschiedentliche Herabsetzungen er- fahren haben, wir werden aber, soweit der Reichstag solche Herab setzungen beschließen sollte, diese in eine der Wichtigkeit der Sach, entsprechende ernste und wohlwollende Erwägung ziehen. fHciter- keil.j Die handclsvolitiichen Gründe, weshalb die verbündeten Regierungen aus eine Bindung der Viehzölle nicht etngehen können, sind von mir bereits früher dargclegt worden. Die Regierungen sind aber fest entichlossen, der heimischen Viehzucht einen solchen Zollschutz zu sichern, wie er nöthig ist, um unserer Viehzucht eine gedeihliche Entwickelung zu ermöglichen und zu garantircn. Die Regierungen werden in die Handelsverträge auch keine Bestimmung ausnehmcn, die uns verhindern könnte, fernerhin Maßnahmen zu treffen, um die heimische VichzuäK wirksam zu schützen. sBcifall. Lachen links.) — Präsident Gras Bollestrcm: Ich habe mitzutheilen, daß mir seitens der Al-gg. Albrccht und Genossen zwei umfangreiche Amendements zugegangen sind. 1. zu dem Antrag Kardorff^ 2. zu dem Tarif. Die Amendements umfassen 70 mit der Schreibmaschine ge- schriebmre Seite». lGroße Heiterkeit.) Ich bitte die Schrift führer, die Auträge zu verlesen. — Die Verlesung erfolgt und nimmt 1 Stunde und 20 Minuten in Anspruch. — Präsiden! Gras Ballcstrem: Der Truck dieses umfangreichen Manu skripts in der Hausdruckerei würde 30 Stunden boansvruchen. der Druck in einer anderen großen Druckerei mit 60 bis 70 Setzern mindestens 7 bis 8 Stunden, und da ich das Manuskript in de» Händen behalten muß, mir ein zweites Exemplar aber nicht vor- liegt, so kann cs auch nicht zur Druckerei geben. Die beiden Anträge werden mil zur Diskussion gestellt. lHeiterkclis — Abg. Bebel erblickt eine Verhöhnung und Diskreditirung des Par lamentarismus in der kurzen Art, wie Bassermann vorhin zu einci Frage von so ungeheurer Wichtigkeit gesprochen und den Antrag Kardorff cmvl'vhien habe. Ebenso werde der Parlamentarismus diskreditiri durch die 4',^ Minuten lange Rede des Reichs- lanzlers, der doch nicht zu befürchten braucht, nach fünf Mi- nuten vom Präsidenten unterbrochen zu werden. (Heiterkeit links > Redner sühn dann aus. daß aus Grund dieics Tarifs Handels vertrage nicht möglich seien und daß durch den Tarif sogar der Dreibund gesähidel werde. Nachdem der Reichskanzler am 15. und 20. Oktober offen erklärt habe, daß die hohen Tarifsätze nur Tauschobjekte sein sollen, wäre ja der andere Theil ein Rar,. wenn er etwa auf ein Abkommen zu so hohen Sätzen eingingc Es tei einfach eine Blamage für die verbündeten Regierungen, dergestalt ein DiHg anzunehmen, von dem sie wüßten, daß es un möglich sei. Es hcige bereits, die Regierung nehme die Kom mstsionsvorlage nur mit der Absicht an. die hohen Sätze water aus deni Wege einer Novelle wieder herabzrstetzen. Was ist das für eine Gesetzgebung ? Sind wir hier »och Gesetzgeber oder sind wir Kesselflicker. < Heiterkeit) Eine weitere Behauvtung des Red- ners. die Mehrheit habe die Geschäftsordnung einfach »iedei getrampelt, zieht ihm leitens deSViceoräsidenten Graten Stolderg eine Rüge zu. Muse links: Das ist aber wabr. wabr ist's doch'! Das Traurige an der ganzen Affaire, fährt Bebel fort. sei. da» die feierlichen Erklärungen der Regierung in der Kommission und «unft und Wissenschaft. Reff Sen ztheater. Ein großer Erfolg und ein unterhalt samer Abend. — das ist nicht immer bestammen. Kein Wunder, daß man sich unter solhanen Verhältnissen gestern gar köstlich amusften mußte in der gemüthltchen Geiellschaft der wackeren Schltersrer, die mit einem bunten Programm ihre Gäste im Residcnzlheatcr aur'S Beite unterh elten. ES gab nicht weniger aks vker Einakter, die alle gleich gefällig anmuthetcn, von denen aber nur einer auch künMcrstch belangvoll mar, Ludwig Tboma'S Komödie »Die Medaille". DaS Stücklein iit der droinatisttte Einfall eines fein satvrtichen Kopses, der mit klugen Blicken zu beobachten und mit kräftigem Sinne »u gestalten weiß. Er schildert in derb lchwonkartigrr Form etn Festessen, das der König! Bayerische BezirkSamtmann Heinrich Kranzeder aus Anlaß der Verleihung der silbernen Verdienst-Medaille an den Aemeinde- dicncr Perer Neusigl den .Spitzen" leine» weltfernen Bezirkes zu geben sich gedrungen kühlt, um mit diesen in „Fühlung" zu kommen. Natürlich kommt eS durch daS Zu'ammenvrallen geicufchaftlich so heterogener Element» zu einer ganzen Reihe komischer Szenen von einem io überwältigend drastischen Humor, daß man wirklich aus dem Lachen nicht berauSkommt. und berm besten Wille» es dem Autor nicht übel nehmen kann, wenn er hier und da im Farbenaustcaae des Guien envaS zu viel tvut. Der Pinsel Thomad ist immer in reich« Töne geraucht, lein Strick sicher und flott, Dabel weiß er aus dem farbigen Beiwerk, das das Um und An des ländlichen Festessens — es klingt natürlich in eine »olennc Rauferei auS —. wie von selbst ergiebt. und au« der Fülle von Erscheinungen, denen nur autovti'che Studten die geradezu verblüffende Ratunreue geben konnten, «tn völlig geschloffenes Bild heraus wachsen zu lassen, welches in der kühnen Kraft ferner Wirkung von überraschen- der Einheitlichkeit ist bet all' den, scheinbar verworrenen, das die rasche Sccnenfolge bringt. Bon den zadUoscn sprühenden Pointen de« Einakter-, von seinen zündenden Witzen und »reffenden Wend ungen. von dem wunderbar echten Tone de» Ganzen und seiner deionderen Art der Darstellung kann keine Kritik der Welt eine fldnuna aeben: bin beißt cS einfach: kommt, lebt und lacht! Ldnu Aller' seiner unvüchsigen Harmlosigkeit um icden Preis die Geschichte von dem Floh bei Tücke erzählen will, wie er unausgesetzt der Frau BezirkSamtmann unfreiwillige Sattsten sagt und die hoch- geborene Dame von einer Verlegenheit in die andere stürzt, wie er sich unendlich „geduldet" zu venclimcn meint und davei aus dem Dummheitenmochen gar nicht heraus kommt. — das muß man gcicyen haben, um seine Kelle Freude daran haben zu können. Neben Terofal überraichte beiondcis Joseph Meth. der mil der geschmeidigen Darstellung des Assessors Karl von Hingest u A be wies. daß er in der Zeit, da er nicht bei den Schlieffeern war. völlig dialcktsicr sprechen gelernt bat. Auch wirft gab es noch mehrere beachienswerthe Einzellesttrmgen. die ein ebenso temperamentvolles, wie exaktes Zus.rmmcistviel ergaben. Erngeravmt wurde die Tboma iche Komödie von zwei gefällige» dramatischen Genre bildern : „Er bat etwas vergessen" von L- Bertbold und »Ein blauer Teufel" von Max Stiehler. von denen besonders das letztere intereffirie. weil eS sich als eine in s Bayerische übersetzte „Kur märker und Picarde" zu erkennen gab Am Schluß des Abends stand ein Akt aus Hermann Schmis s Bnuernkomödie „Almcn- rauich und Edelweiß", der unter dem Titel „Der Schützenkönig" auch recht aut allein gegeben werden kann. — Daß es den lammt licken Stücken nicht an reichem und berzlichem Bestall fehlte, ist scwswcrftändlich: er war in dietem Falle weiter nichts, als der aufrichtige Dank ftir ein vaar ebenio genußreiche, wie künstlerisch anregende Stunden bester theatralischer Umerbalttina. V. , ' ffonerrt. Frl. Marie Wieck, die TraoitlonSträgerin der berühmten Rlaviermerhode ihres Bakers, Friedrich Wieck, die rübmlichst bekannte Schwester Clara Schiimaim'S, Schwägerin Robert Schumanns. Hohenzollerschr Kainmervirtnosin. in Künstlerkrciien seit Jahrzehnten sonderlich geschätzt als Klavier- und Gesanglrhrciin. gab gestern ein Coneert im Muscn- baiile. Das Programm enthielt ausschließlich Werke Robert Schumann'S. von denen die Conccrtgeberin das I-moll^on- cert für Klavier und Orchester, drei Romanzen und in Ver einigung mit Fräulein Eiste Sckwabhäuser (Musiilehrerin am Königl. Lehrertnnen-Seminar) di, Variationen iur zwei »laviere ,op. 46) 'vielte. Mehr über da» Conccrt zu berichten. daS zweifel los als interne Angelegenheit der Robert Sckumann'schen Sing akademie zu bewachten war, scheint um so weniger geboten, als eine Fülle der schönsten und liebenswürdigsten Erinnerungen mir dem Namen Frl. Marie Wieck s vcrknüvst ist. die. durch die gestrigen Beobachtungen zu trüben, wohl keiner der Concertbciucher den Muth sinder. BemerkeirSwertb blieben jedenfalls die immer noch weit über die Elwartungen gehende Svanntcaft. die Energie und Ausdauer, mit der die 72iährige Künstlerin die zum Theil bedeutiame Ausgabe löste. Als gänzlich verfehlt, unter allen Ilm ständen aber als verstüht. muß das Auftreten zweier mgcudlickrer Sängerinnen bezeichnet werden, die leider noch nickt einmal über die ersten Grundbedingungen, über leidliches Rcinsingcn, ge, nügend unterrichtet schienen. Herr Albert Fuchs, der die vötzi Gcwerbehausorchester ausgefübrtc Gcnooeva-Ouvertme. einige von der Rodert Schumann'ichcn Singakademie sorgfältig vorgctragenc Chorlirder und die orchestrale Begleitung leitete, war um den Verlauf des Abend gewiß nicht ohne Verdienst, aber gerade von ihm hätte man erwarten müssen, daß daS Coneert nntcr den gegebenen Verhältnissen nicht hätte stattsinden dürfen. Die bloße Achtung vor Robert Schumann'S Namen wäre hierfür maßgebend und zwingend gewesen. ll 8t. Baron Ginrdcrkar-Suttner, der Gemahl der de kannten Bertha v. Suttner, die wegen ihres oielgclcsencn Romans „Die Waffen nieder" diesmal für den liticrarischen Nobelpreis vorgeschlagcn war, ist vorgestern aus Schloß Herrmannsdon gestorben. An künstlerischer Bedeutung stand er weit hinter seiner jchrciblustigen Gemahlin, die er taum in seinen ersten Gc sellschasts-Romanen an Stiigeivandthcil erreicht hat, ss* Stockholm, Vorgestern Abend fand in Gegenwart des Königs und mehrerer Mitglieder der >tönigl. Familie die Vcrtheil- »ng der vier großen Nobel - Preijc für 1902 statt. Die Preiie Hälfte), für Littcratur Pros, Mommscn-Berlur ** Einer der bekanntesten Wiener Kauslcutc. der Ches dcr Hosbuchhandlungssirma Rudolf Hardt, hat Nachts in einem An salle von Geistesstörung in seinem Comptoir seinem Leben durch einen Revolverschuß in die rechte Schläfe ein Ende gemacht. An dem Verstorbenen, der als ein Sonderling galt haben sich in der letzten Zeit wiederholt Anzeichen bemerkbar gemacht, die ans eine tiefe seelische Depression schlichen ließen.
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