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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 20.04.1913
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1913-04-20
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19130420021
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1913042002
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1913042002
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1913
- Monat1913-04
- Tag1913-04-20
- Monat1913-04
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Lrrrdnrr Nachrichten - A?,'?,,, Nr. 188 t«an, daß -ie Verstimmung bald schwinbe» werbe angesichts sber allgemeinen Smpsindung. daß gegenwärtig Ordnung jund Ruh« die fitr die Würde Krankreich» not- twendigsten Dinge seien. Pari». Der nationalistische Deputierte von Ranen, Major Driant, der als Präsident der Milttärltga für fAnsang Mai eine grobe Versammlung zugunsten der dreijährigen Dienstzeit nach Paris «inberusen hatte, gab unter Hinweis aus den Borsall von Ranen be gannt. daß -er Ausschuß der Militärliga die Versammlung !verschoben habe, um denjenigen, welche Herausforderungen »suchten, keinerlei Vorwand zu auswärtigen Verwicklungen 'zu biete». Neueste Drahtmel-mrgeu vom IS. Avril. Auf der Snche »»ck der Spitzberge»»E'k*edil!o«. Berli». Geheimrat Miethe erhielt aus Spitz bergen folge,»des T e t e g r a m m : Greenharbour. Ich kam aus der Wasserscheide zwischen der Dickson- und Wijde- dav am 14. Avril an. Ich hoffe, Wijdcbay heute zu erreichen. Die Rennticre bewähren sich ausgezeichnet. Acht Renutierc werden non hier nach Grecnharbour zurückgesanüt. Ich 'legic ein Depot im Grunde der Ticksonban an. (Hier kom men einige im Telegramm verstümmelte Worte.) Ich werde voraussichtlich morgen wcitcrziehen können und zunächst »ach Döser. D c t t m e r s und E b c r h a r d suchen: schicke Rennticre voraus nach Polheim und hoffe. Rüdiger und Rabe in drei Wochen nach Adncntban schaffen zu könne». Indessen werde ich eine dritte Lchlittcntour mit 14 Hunden anireten, um längs der Nordwestküstc des Nordostlandes mach L ch r ö d c r - L t r a n tz zu suchen. Gez. Ltarrud. Wertvolle Altertumskunde Berlin. Am S ch a r in ü tz e l s c c ist ein grobes N r n c n s c l d ausgcfundcn worden. CS erstreckt sich in der Nähe von Tiensdors bei Glienicke über mehrere Morgen Landes. Die Urnen sind sehr verschieden an Größe »nd Form. Außerdem befinden sich kleine Krüge nntcr den Kunden. Der Inhalt besteht auS Äichenrcstcn. Reben den Urnen wurden Ringe. Radeln. Schmuckstücke u. a. gesunden. , Kranzösische Werber in Deutschland. Trier, Gestern wurde hier ein Schlosser ver hauet. der versucht hatte, junge Leute zum Eintritt in die K r c m o o „ I e ft i o n zu verleiten. Ein anderer Werber war bereits vorher verhaftet worden. Das Befinden des Papstes. R»m. Der heute morgen »m 8 Uhr über den Zustand das Ponstcs ausgegebenc Bericht besagt: Ter Papst hat die Raön ziemlich ruhig verbracht. Die Morgcntemperatur betrug A'.o Grad. Husten und AuSwurf sind zurück- gc gange ». Der Stand der Kräsre hat sich gehoben. Infolge der anhaltenden Besserung haben die Aerzte beschlossen, nur noch einen KrankheitSvcricht täglich zu vcr- Äfsentiicheii. Französischer Einspruch gegen die Uuderwoodbill. Paris. Der Verband der französischen I n - d » si r i e l l e n u n d K a u f l c u t e ncröffcntlicht einen scharscn E i n s p r » ch gegen diejenigen Bestimmungen der ik ii d e r w o o ö o i l l. durch welche die amerikanische Han delsmarjue oegünsrigl und die Erhebung der Zölle «6 ^ -!.>r.>m vcriügl werden soll, da die erstgenannte Bestim mung in vvUsläiiüigem Widerspruche zu den gegenwärtig gcnendcu Verträgen siehe, und sie zweite Bestimmung eine gerade,» unerträgliche Verschärfung des Zoll w e f c » > darstellcn würde. Der Verband fordert deshalb die stg'.tzöstfckc Regierung aus, die erforderlichen Schritte zu ui Schutze der I ntercüen und Rechte ihrer Staotsange hörigen zu unrernehmen. Zusammenstoß zwischen Chinesen «nd Mongole«. Urga. In der Rabe der u o r d m o n g o l i i ch e n r e u z c fand ein Zusammenstoß zwischen IM Chinesen und .">8 mongolischen Soldaten statt. Das Schieden dauerte wir Unterbrechungen zwei Tage. Bier Chinesen wurden gefangen genommen. .'0 getütet, die übrigen entflohen. Von een Mongolen wurden zwei verwundet. Düsseldorf. Gestern abend um S Uhr ?0 Min. stieb aui nein hiesigen Hauptbahnhofe der auf Gleis l Ost nach Reuse ausiahreudc Hamburger D - Z n g 9 4 mit einer Ran gierlokomotive zusammen. Hierbei entgleisten der Post wagen, ein Personenwagen und die Rangierlokomotive Personen wurden nicht verletzt. Der Materialschaden ist nicht erheblich. Die Ein- und Ausfahrten auf dem südlichen Kopfgleise waren bis l Uhr. die Ausfahrt nach Bilk von Düneldors-Dst vis 8 Uhr gesperrt. Die Untersuchung ist ciugeleirei. London. Ein Kreund des flüchtigen Amerikaners M a r > i n hat aus Venen in der Schweiz ein Telegramm folgenden Inhalts erhalten: „Stellt Nachforschungen ein. Alles in Ordnung. Schreibe. Marlin." Seitliche» mrl» Sächsischer. Dresden. IS. April. —* Der König »»r A«,rtzatz»1«»» i« Vtzbin. Seine Majestät der König traf Freitag abend 7 Uhr S4 Min. mit seinem Adjutanten Haupnnann v. Schweinitz in Zittau ei» und fuhr mit dem Königlichen vbuforstmeister Äorlclt nach Oybin. wo wieder im Kurhaus« Wohnung genommen wurde. Heute früh Sk, Uhr begaben sich die Herren in da» Lubwigshausener Revier, wo der König unter Wh. rung Le» Revierfbrfters Kürst« auf Luertzäbne jagte. Beim Sttüvrloch erlegte der Monarch zwet Hähne, dar. unter einen sehr starken. Die Herren kehrten direkt au» dem Jagdgebiet« zu Wagen nach dem Zittauer Bahnhöfe zurück, wo der Koutg Im Salonwagen bas Frühstück ein. nahm. Um 6 Uhr SS Min. erfolgte bi« Abfahrt nach Dresden. Um 8 Mir 18 Min. traf der Monarch in Klotzsche ein und begab sich von dort zu Kompagniebcsichtignngen Leim Leib - Grenadier-Regiment nach dem Garnison- Uebungsplatze. In da» Refldenzschlvß zurückgekehrt. emp fing der König die HoföepartementSchess »um Vortrag. Der Kürst zu Hohenlohe-Barten st ein und Iagstberg trifft heute nachmittag S Uhr 8 Min. aus dem Hauptbuhnhosc ein und nimmt Wohnung im Königlichen Resibenzschlosse. —* Hofpredigcr Pfarrer Keßler von der Lukas- parochie ist soeben von Homburg zurückgekehrt, wo er am Donnerstag aus Einladung des Kaisers an der Abendtafel bei den Kaiserlichen Majestäten tcilnahm. —* Dem Äouimissar bei der Polizeidiroktion zu Dres den Polizeirat Dr. Hartenstein wurde Titel und Rang alS Rcgierungsamtmann verlieben. —* Herr Bahnhofsvorsteher Landmesser vom Wettiner Bahnhof beging am Mittwoch sein 40jähriges Dtenstjubtläum als Beamter bet der Königl. Staatseisenbahn. Dem allgemein beliebten und verehrten Beamten wurden von seinen Untergebenen eine in herzlichsten Worten gehaltene Glückwunschadrcsse über reicht. auch sind ihm .zahlreiche Blumeni'pendcn von be freundeter Seite zugegangen. —* Sei« 40 jährige» Jubiläum bei der Kirma C. C. Meinhold u. Sühne, Kvnigl. Hosbuchdruckerei, beging am lä. d. M. Herr Prokurist Dittmar, der im Jahre 1878 als junger Buchhändler cintrat und seit einer langen Reihe von Jahren schon die Prokura besitzt. Am Jubi- läumstage fand vormittags im Geschäft eine Feier statt, bei der Herrn Dittmar von den Chefs und dem Personal Geschenke überreicht wurden. Im Laufe des Tages liefen noch sehr viele Glückwünsche und Blumcnspcn-cu auch von auswärts ein. die Zeugnis ablegten, welcher großen Wertschätzung sich Herr Dittmar erfreut. Am -lbend ver anstaltete die Kirma im Weinrestaurant Petera eine Feier, an der mit den Chefs der Jubilar mit dem gesamten Ver lagspersonal und drc Leiter der verschiedenen anderen Ab teilungen der Kirma teilnahmen. - * Le. König!. Hoheit Prinz Johann Georg über seine Aegnptenreise 181t. Ter Verein für Erdkunde hatte gestern abend die hohe Ehre, einen Prinzen des Königl. Hauses am Rednerpult zu sehen. Wiederum, wie vor wenigen Wochen beim övsährigen Jubiläum des Vereins, reichte der Saal nicht zu, um die Zuhörer zu fassen. Aus den ersten Reihen des Saales bemerkte man alle die wieder, die auch der Jubilarin durch ihre» Besuch ihre freudige Teilnahme bezeugt batten: die erlesensten Gesellschaftskreise waren er schienen. Auch Ihre Königl. Hoheiten Kronprinz Georg und die Prinzessinnen Mathilde und Johann Georg zeichneten den Abend durch ihre Anwesenheit aus. Nach einer kurzen Begrüßung -es Bizevorfitzenden Generals von Broizem bestieg Le. Königl. Hoheit Prinz Johann Georg in Garderetter-llnisorm daS Rednerpult, um über seine Reise im September bis Dezember 191.' in Aegypten, abseits der großen Touristen straße, zu berichten. Die Helle Stimme des Redners, nur am Anfang die Kvlgcn einer leichten Indisposition merken lassend, burchdrang den Saal mühelos: die Hände leicht auf das Pull gelegt, sprach der Redner, ab und zu «inen Blick auf das Manuskript werfend. langsam und deutlich, so daß alle Zuhörer einen vollen Genuß von dem zweistündigen, übrigens vausenlosen Bortrag haben konnten. Die Be gleitung des Prinzen und die einzelnen Etappen der an Ausbeute reichen Reise sind unseren Lesern durch die von uns seinerzeit veröffentlichten knappen Berichte bekannt. Hauptsäch lich schilderte der Vortragende das Aegypten auf dem linken Nilufer, am Rand und inmitten der Wüste, kurz das christ liche Aegnpten. Zweck der Reise war, die Klöster und auch die Tempel dieser Gebiete zu studieren. Der Prinz hat diese Wüsteuklöster, die nur durch beschwerliche Kamel- und Eselsritte und Kahrten auf der des Komforts entbehrenden Wüsten-Sisenbahn zu erreichen waren, mit großem Eifer durchforscht: der Kreibrief des Patriarchen öffnete ihm alle Tore und sicherten ihm die gastfreundlichste und dabei feier lichste Aufnahme. Eine große Reihe sehr wirksamer, scharfer Bilder aus der Kamera des Prinzen bewies, welche Fülle neuer, noch nirgends geschilderter Eindrücke diese Ausflüge dem hohen Reisenden bescherten. Die Eigenart des klöster lichen Baustils, die Schönheit der Fresken in den Kirchen hat der mit dieser Materie infolge langjähriger Studien aufs beste vertrante Prinz mit großem Eifer studiert: seine Sammlung enthält Bilder, die einzig sind, da die Mönche den wenigen Touristen, die sie bisher besucht hatten, das Photographieren nicht gestatteten. Die hohe Stellung de» Reisenden räumte diese Schranken beiseite. Bon den deut sche» Au-gra-ungen in der Wüste, einer »Großtat deutscher Wissenschaft", die die bedeute,ldsten Entdeckungen auf dem Gebiete der Archäologie zuwege gebracht Hab«, nud von dem Zauber der Mondnächte i» der Wüste wußte der Prinz viel Interessantes zu erzählen: es steht zu erwarten, daß der Vortragende die Photographien syrischer Fresken, die ein zigen aus dem 1. Jahrtausend erhaltenen, in der »Zeitschrist für christliche Kunst" verössentlichen wird. Ein anderer Ausflug von Kairo au» führte die Reisegesellschaft zur Pyramide neben dem Labyrinth, von dem uns Herodot er zählt. Auf diesem Ausflug war «» dem Prinzen möglich, wertvolle» anttgnarischrs Material für wenig Geld zu er- werbe». S» folgt« «ine Schildern»« der Schtfs-retse aus dem Nil, der Abstecher zu den Grabkapellen, zu den Tempeln, deren tausendjährige Kultur unter dem Wasser des Stau- dammes von Assuan schon halb versunken war. Auf der Rückkehr nach Norden besuchte der Prinz auch die Stätten, die an der großen Touristenstraße liegen; er bewies, baß der, der Augen hat. zu sehen, auch hier Neues zu entdecke» vermag. Ein Zusall fügte «s, daß in Gegenwart der fürstlichen Reisegesellschaft im deutschen Ausgrabungs. gebiet bei Luxor gerade die Werkstatt eines Bildhauers aufgedeckt wurde, die prachtvolle, nahezu völlig unversehrte Büste» enthielt. — Was den Bortrag be sonders anziehend machte und seine lange Tauer kürzte, waren die cingestreuten launigen Bemerkungen über Zwischenfälle bei öer Reite. Der Prinz verfügt über eine gute Dosis gesunden Humors, der sich in alle Lage» zu schicken weiß. So erzählte er, daß er und seine Begleiter den Tempel innerhalb des Staudammwassers nur barfuß watend hätten erreichen können. Als hinterher die Träger die Prinzessinnen Johann Georg und ihre Schwester Josefa von Bourbon die Stufen des Tempels emporgetragen hätten, habe eine große giftige Schlange auf den Stufen gelegen, die eben erst von den männlichen Begleitern barfuß passiert worden war. Bon den niedrigen Pforten im Kloster erzählte der Prinz, daß er sich freilich sehr tief habe bücken müssen, eine Ver sicherung, die ihm das Auditorium mit verständnisvoller Heiterkeit quittierte. Als er mit einer elektrischen Taschen- lampe die Klosterfresken abgeleuchtet habe, hätte ihn ein Mönch bittend gefragt, ob er ihm nicht wenigstens eine zerbrochene Taschenlampe schenken könnte. Au Ehren des Prinzen hatten die Mönche übrigens die KreSken weiß tünchen j!) wollen, wozu sie aber glücklicherweise keine Zeit mehr gefunden hatten. Von einem Kasfcestündchen im Kloster meinte der Redner, daß sic dabei den , ch l e ch t e st e n » assec vorgeseht bekommen Hütten, den sic je im Orient getrunken Hütten". Gerade als er durch die Gänge des Labyrinths gewandelt sei, habe ihm ein reitender Postillion die Heimatpost gebracht, dar unter einen Brief Gnrlitts mit der Mitteilung über den Plan der Gründung einer Universität Dresden. Biel Lustiges berichtete der Vortragende von der ihm zur Verfügung gestellten Leibgarde, die die Reisenden gleichwie Arrestanten immer mit aufgestccktem Bajonett oder mit gezogenem Säbel durch die Wüste eskortiert hätte. Auch von faulen Kamelen und Eseln, die sich gleich mit ihrem fürstlichen Reiter in den Land legten, war die Reüc: einmal hätten sich Reisende, Polizisten und Esel im Sande liegend, micdergcfundcn, ein lustiges Durcheinanoer. Die Wagensahrten waren noch schlimmer: eine „neu ange legte" Straße war so schlecht, daß er und Prinzessin Mathilde auf einer kurzen Strecke wohl sechs- oder achtmal hätten ausstcigen müssen. Im anderen Wagen saß Prinzessin Johann Georg. „Meine Krau behauptete, sie hätten ein Kamel zerfahren". Bon der Oase, zu der die Gefangenen deportiert werden, erzählte der Prinz, daß dort die Sträflinge aus Kamelen anlangten, der Polizist gehe hübsch zu Kuß daneben. Auch ein Lunch zu 18 Gängen, alle in Hammclsctt gebraten, erwähnte der Redner. — Als Dank für die zwei schonen Stunden der Belehrung und Unterhaltung scholl dem Prinzen reicher, anhaltender Bei fall entgegen, den General v. Broizem dann noch in Worte kleidete. —* Wegfall der ersten Wagenklaffe in gewisse« Züge». Vom 1. Mai ab kommt die erste Wagenklassc in den Bor- ortzngcn der Strecken Dresden—Tharandt f—Krei- berg). Dresden—Meißen, Dresden—Arnsdorf und Dres den—Pina—Schandau mit alleiniger Ausnahme des Zuges abends >1 Uhr 10 Min. von Dresden Hauptbahnhos nach Schandau in Wegfall. Ferner wird vom genannten Zeit punkte ab diese Wagenklassc in Zügen der Strecke Arns dorf—Kamenz und in den Zügen früh 7 Uhr ab Dresden Hauptbahnhos nach Bautzen und früh 6 Uhr 46 Min. von Bautzen nach Dresden nicht mehr geführt werden. —* Die Gesellenstücks-Ausstellung Dresdner Innun gen. die vom Jnnungüausschuß veranstaltet wird, wurde heute vormittag Ist Uhr im Stübelplatz-Klügel des städti schen Ausstellungspalastes eröffnet. 28 Innun gen sind in dieser Schau vertreten, die im Lause der Jahre schon die verschiedensten Unterkunstsstättcn gchqbt hat, so das alte Ständehaus, das Sächsische Haus und eine Hngienehalle. Keiner dieser Räume war so geeignet wie dieser Ausstellungöflügel. der einmal sehr geräumig ist. so daß Sie Stücke schön übersichtlich auSgelegt werden konnten, dann aber eine vortreffliche Belichtung besitzt, die die ge nauste Betrachtung ermöglicht. Auch die diesjährige Aus stellung legt, wie ihre Vorgängerinnen, beredtes Zeugnis von dem Fleiß und dem Geschick der Gesellen ab. Fast sinnliche ästacht besitzt. Candida ist nach vielen Leiden ge storben und der ewigen Seligkeit teilhast geworsen. Ihr Geist wacht jedoch immer über den geliebten Sohn, non dem sic erhofft, daß er den heiligen Gral aus der Not be freien soll, die König Amsortas durch seine Sünde auf sich geladen hak. In Merlins Wesen regen sich aber zwei en'gegenge'etzte Strömungen. In „Erkenntnis und Wißen" fühlt er sich Satan verwandt, den er als „De- miurgos, Schöpfer der Welt" verehrt, „im Gebet" oagegen ist er Candidas Sohn. Als Typus des genialen Menschen empfindet er einen gewaltigen Lcbensdrang, seine lchöpicrilche Kran treibt ihn zu Taten, er sehni sich nach Freuden »nd Leiden, die Versuchungen dcr Sinne, der wilden Leidenschaften reißen ihn in den Strudel des stür mischen Weltgetriebes hinein. Doch auch Candidas krommc Seele wohnt in ihm. er möchte sür die höchsten Ziele kämpfen, die die Menschheit erheben und aus Sünde und Schmach erlösen. In Stonehenges felsiger Gegend hat er seiner Mutier ein Grabmal gebaut, um sic, die reinste Krau, nach dem Tode zu ehren, „deren Ehre Richter ver blendet. ehrlos sic selber, frevelnd geschändet". Es ist tiefe. Nacht. Aus dem Grabe steigt der Geist Candidas empor, um ihren Sohn vor Satans Schlingen zu warnen. Satan. ,.im glanzvollen Krühlingsschmuck", tritt ihr entgegen. Cr verhöhnt sic und ihre heilige Mutter liebe: „Zum Gral bestimmst du also Merlin? Versuche dein Heil! Ich steh' sür ihn! Auch mein Blut strömt in des Jungen Adern. — Glaub mir! Nimmer Merlin cs genügt, heilig in Monialvat zu träumen. Alles beengt ihn! In Weltcnräumen mochte er schassen, sich wirkend regen. — Zu meinem Thron führ' er die Menschen!" Beide verschwinden, Merlin tritt aus. von dcr be geisterten Menge gefeiert, die von ihm die Zukunft er fahren mochte. Er treibt aber die Aufdringlichen fort. Tic Menschen hat er schon lange iatt: „Schwankend, ziel los drängt sich die Menge, ihrer Gedanken peinliche Enge weigert sich das Hohe zu schauen, was erhaben, schafft ihnen Grauen! Kam mit Bethlehem, Golgatha wirklich das Heil euch nah? Noch herrscht Streit und Not, fließt Blut. Dem Fluch zu wehre», fehlt der Mut. Erstanden ist der Herr vom Tod. verstanden nicht wurde >ein Gebot." — Müde versinkt er in Schlaf. Engclchöre ertönen, Candida erscheint und mahnt ihren Sohn, nach dem Gral zu 'streben, «m den Tücken Satans zn entrinnen und die ewige Seligkeit zu gewinnen. Begeistert nimmt er diesen hoben Gedanken in sich auf: „Zur Tat bereit, jung und voll Ärakt, such' ich. was mir Erlösung schafft, verjünge des Grales Herrlichkeit!" Satan versucht, ihn zurückzu- haltcn und für seine Ziele zu gewinnen. Trotz dessen großer Bereötsamkeit bleibt Merlin fest. Eine neue Vcr suchung naht. Nynianc, eine zauberhaft schöne Fee. fliegt durch die Luft und schwebt Merlin entgegen. Sie eilt durch die Welt, um „das Kind vhne Vater" zu suchen, das in folge eines Spruches des Zauberers Klingsor ihrem Schwager, König Artus, das -Heil bringen wird. Entzückt von der lieblichen Erscheinung folgt ihr Merlin bis znm Hose, des Königs. Tort lebt man in ewigen Festlichkeiten und ritterlichen Turnieren. Artus geht in diesem äußern Glanz völlig aus. während seine Gattin eine tiefe Sehn sucht nacl, höheren Werken empfindet. „Immer nur Spiel, Tanz und Turnier! Mich ödet's an. Das nichtige Treiben Tag für Tag." Auch Artus fühlt sich jedoch von dem heiligen Gral angezogeu. Er faßt aber nicht den tiefen Gedanken dieses Symbols dcr Erlösung, sondern möchte vor allem selber Amsortas' Krone gewinnen, um dadurch die Welt zu beherrschen. Mit Ungeduld erwartet er „das Kind ohne Vater", das ihm den heilsamsten Rat geben soll. Merlin erscheint und verspricht, den König nach dem heiligen Gral zu führen. Nnnianc fürchtet, ihre Macht über Merlin eingebüßt zu haben, aber Satan steht ihr zur Leite und gibt ihr den Rat. Merlin sein geheimes Zauber wort z» entlocken, das diesem übernatürliche Kräfte ver leiht. Dann ist dcr Sieg ihr gewiß. Im dritten Akte unterliegt Merlin ihrer Verführung und verrät das Ge heimnis. Irrsinn und tiefe Ohnmacht befällt ihn. Nynianc aber, dcr unruhige Flattergeist, tieferen Gefühlen unfähig, wird durch die Liebe emporgchoben und von Mitleid er griffen. als sic die Folgen Ihrer Tat vor Augen sieht. Währenddessen gehen Artus und sein Gefolge, von ihrem Führer Merlin verlassen, elend zugrunde in den Urwäl dern. die den Gral gegen das Eindringen Unwürdiger schützen. Satan verhöhnt sie, indem er ihnen ein Trugbild der strahlenden Gralsburg vorzaubert. Seinen Sohn, Merlin, will er aber noch nicht vernichten, sondern hosft dessen Trotz durch einen siebenjährigen Zaubcrschlaf »nd den Verlust aller höheren Kräfte zu brechen. — Als Merlin aber wieder zum Leben erwacht, bleibt er unerschütterlich, nnd dcr erzürnte Satan vermag zwar den Erdcnwurm körperlich zu vernichten, aber die erlöste Seele, die von Candida und der Engelschar in den Himmel geleitet wird, hat er jedoch keine Gewalt. Tic Dichtung enthält hohe Schönheiten nnd ist von be deutender Eigenart. Eine gewisse Analogie mit „Faust" liegt ja schon in der Sage selbst, die Draeseke in Jmmer- manns Fassung verwendet hat. Dcr ewig kämpfende, nach unbekannten, fernen Zielen strebende, zugleich irdische und himmlische Mensch ist Merlin. Tic Musil Traesekes ist aus dcr Dichtung geboren, schließt sich derselben innig an, ohne auf kmwentionelle Formen Rücksicht zu nehmen. 'Nur im zweiten Akte be gegnen nns geschlossenere. Formen. Im allgemeinen wandelt Draeseke auf den Bahnen, die Wagner in seinen späteren Werken so kühn betreten hat. Die unendliche Melodie, die üurchgeführte Motivtechntk bilden das Tongewebe. Da bei bewahrt Draeseke seine volle Eigenart, nirgends begegnen uns Anklängc an irgendeinen früheren Meister. Schon das prachtvolle Vorspiel ist echt Draeseke. Das Satans-Motiv, Candidas Thema und die ganze Art ihrer Durchführung und Verbindung sind für unseren Meister höchst charakteristisch. Wir erkennen überall seine kraftvolle Männlichkeit, seinen Sinn sür Rhythmus und starke Polqphoni«, seine herbe, ge sunde Größe. Dieselben Eigenschaften zeichnen die folgende» Szenen zwischen Candida, Satan und Merlin auS. Die Personen sind hervorragend charakterisiert, Candidas fromme Mutterliebe, Satans heimtückische, schleichende Bosheit, seine wilde Lebensfreude und machtvolle Grüße, Merlins jugenü- liche Heldenkraft und leuchtende Hofsnungsfreirdigkeit ent falten sich in den Tonwellen, die die Dichtung umrauschen. Daß der Schöpfer des „Christus" die himmltsche» Er scheinungen der Engel wundervoll in Tönen malt, ist ja nur selbstverständlich. Daß er aber auch für die leicht üahtn- flatternde Fee Nyniaue eine höchst bezeichnende, berauschende Musik geschossen, wird vielleicht manchen Verehrer deS Meisters der religiösen Musik in Staunen versetzen. ES zeigt die Allseitigkeit seiner Muse. NyuianeS Auftreten unb ihre beiden großen Szenen mit Merlin gehören zu dem Schönsten in dieser Art, das je geschrieben wurde, und bilden wahre Höhepunkte deS Mnstkdramas. Im zweiten Akt ist die prahlende Art, der Glanz des Hofes LeS Königs ArtuS ausgezeichnet charakterisiert. Man versteht vollkommen, baß
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