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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 30.01.1902
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1902-01-30
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19020130018
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1902013001
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1902013001
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1902
- Monat1902-01
- Tag1902-01-30
- Monat1902-01
- Jahr1902
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 30.01.1902
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1»-, »«.- I« -»>— s I: ck»»..«tt. e —.— »»«.- 80.-B U»7.- S4-B 87- 110- 79.-S «n- 1«.-» 148 — 118.- U1.7Lbj ISl.— «.«b,K «0.- Säsch« lerfteie Serugrgeblldk: «NEdrltck , «M,.: »m« dt« Mul, Mt. D»e,rn»dn»r«ack,ri»ten' erickeMm Ilchllck «»»v»1, di« «eztrder i» Lreihen und d«r «ttckllm Umaebung. wo die Zuiwaima durch etaeue Volt» oder »ommlMvnLr« ettvlai, erdaiten dal Via» an WoLentaaen. dt« nickt «Ut Sann- od«r Keirnaae Iol,en. in ««i rr>eilau«a^>«n >»»»« u»d «—»»««< ,u„ft«Ilt. »itr Stück,ade eü„na»dier «ckrM- »tr Stück,ab« .... tmck« l«w« vecd.ntlu S«r»lvreckanlckl«h: »Ott I «r. u und »r. »Ovck. Lele-rammüdreN«: »«chrtchle« »r«»»e« GdiMMch ILs^sr's Lv2LriLSLLM-^.L2l1xö I r»»1»t lSLS 79 v)'«-»-. ^rsusuetr. NU«7.1 -lnreigen-tarif. 7!« Aunabm» vo» Änkündiauna'n .uoiut ind«rHai:vlaeichättes>«llk nn> >u Nebeuaniilllnnkliellcn in Treiden nio Liaclimilla,» stliir. Soun und .Zcieria»» n»r Marienlteade ss »wn n Ins'/nUlir. Dl« I ivalliac Grund .eite <ea. b Silben» M Pia.. An in»diann,en aui der Privaticil« Z«! üb Pia.^ di« rivaliige Zeile als .Singrmndl' oder auf Tertieli: bv Pia. llu Nummern nach Sonn und »eier- laaen i bk«. Lilialiiac Gnindjeilen so. ao bk«. m »UL so Pi,, »ach dcionderem Tarif. AuLwärlize Auiträae nur ,e,en Loiauabczabiung. Bclcgbiailcr werden mit w Pf,, berechne!. R^sLaLLLVS ^Lsslo^. E t'ltütlo cisr »»Dr«»«!»«? As»vl»rlvl»1vi»" ^ S 6v«»»v dL>o»t«r8«»»v S «wpüsblt sieh rur Z.rmnk»»g von Innersten uuck ckt»e»nnv«n«i>t, tiir ud>ge lioitunx. i'etrolil L luldvi-ii ä.-0. VUklkiokki. ß Los. Lülmsokorl L SVKuv : ^ I»>^ »elvn-^T.. U« 20 Z Lsu-, Lvll8t- 1MÜ SlL86dill6ll80dI0886r6I. ß « DEN ee<>r^i>»«t«> e»i». k> 8peon>I>tilI: Nin » <,»»««!„. HV»L,,U. H U'it v!o!rM8<ttL.m. 1l) ärttullZviivn,. '1'ntUtimi-.sjt>u8- imä llLvllkotriv^. M WH — ^ME— rur Isicklvi,. sndnsllou unet killi^n ke-i-oit»»^ eiiws orlrisalronrloll. libernuu eitLrkoiuio» lj-uiou jm Unuuo, »TÜTUTVT-M ÄÜNÄ M»-. MI»A«. tülasm Ms elc. iiLSSUSK^.^ krisoksu Ll-il-liriiuloi-u. ?ro dicdaoiitol, ?.u 1! VoMmeioru nUürviaiu-U'i, 2 Lite. .Nlstiner rle.rul u. Vvrsiruilt. Sslmnoniz-Apollielil! Id»«n««I»dn- ü., >i uinai I«< n. <s« ixr. ILVO. L«i«nckf' Aieiuitcn-Jnfkrvrllation. Hosnackrichten. Reiä,Ktiiqser>af;maIü. Tontichrs Tekfabel.! Mufliinaü.I. Wittermia: WoknungSsraae. Untersuch»»« vun Berbrcche», Handwerkewercin. Bveklin-Ausslelluiia.! - - -> - LLL^ :i0. Januar 1i)02. ^ÜI- e?is 2/o»»a/o erbock»«»'«» riia I-es«- ,w M/// L-.5.5S-7 /V/7//S/7, i?e» c/e»- //an/i<Aess-lä//«s<^/e ^/a^e»s<»-. ZS unä eis» ui/o> - rväi-ks öe^nMo/ten ^»»ra^mes^e/ie» en-n I^-ciSe vo» / Le» c/e» Lensev/ie/re-» Lo.a/ans/a//^» im Le«^«e/rs» Leie/tS- -,eöieis rveveks» Lesiei/ueeAe» e» 2 ^/avL, in Oesievveic^- LnAavn L» L Lions» S6 //ellcvn anFenomnts». Lnv -e einen I/vna^ s^ei/6 sie/» e/ev Lee«AS/ners r'n Lvese/en nnci ^ovovien öei eicv //attI,iAese/»«/issiei/o an/ SO L/A., bei eien Laiseri. Losiansittiie» in» Lero/tSAebieie an/ 2 «not in Oesiewerc/t-i/nAavi» an/ Lv. ch3 //eiisv. SssvkLttsstslls äor „vresänsr NaoliiLMM". Die Jesuiten-Jutcrpellation. Ter Reichskanzler bat dem Centrum nicht den Gesallcn er wiesen. m der Jeiuitenfraae ^arbe zu bekennen. Er bat weder Ja noch Nein gesagt, sondern vorgezogeu, in divlomatiicher Re serve zu verharren, indem er sich von der vorgestrigen Reichstags- sitzung, in der die Centrums-Jnterpellation über die Stellung nahme des Nundesraths zu der vom Reichstage beschlossenen Auf hebung des IeiuitengeietzeS verhandelt wurde, serngehalten bat. Er bleibt also in Bezug aus die ultramontane Forderung der Rück- berusung der Jesuiten ein unbeschriebenes Blatt, eine .unbekannte Grütze", und nach wie vor ist er in der Lage, auch den Ultra montanen. wenn sie ihn persönlich anzapien sollten, dasselbe zuzurufen, wie vor einem Jahre den Sozialdemokraten: .Sie kennen mich ja noch gar nicht." Es ist angesichts der Schwierig keit der gegenwärtigen innerpolitischen nnd besonders auch parla mentarischen Konstellation nur zn begreiflich, datz ihm ans Gründen der Taktik und der Opportunität daran liegen mutz, io lange wie möglich der ausschlaggebenden Partei des EentrumS gegenüber freie Hand zu behalten und als „vrrichlcierteS Bild von Sais" zn erscheinen. Den Schleier vorzeitig fallen zu lasten, batte der Reichskanzler am allerwenigsten in dem Falle einen dringenden Anlaß, wenn schon jetzt feststem, daß die Antwort des Bundes- rathS auf daS Verlangen des Fortfalles des Jesuitcngcsctzes wie bisher verneinend lautet. Die Nichtanweienheit deS leitenden Staatsmannes bei der Jeiuiten-Jntervellatlon bildete für das Centrum eine ganz un erwartete Enttäuschung. An die Möglichkeit, daß der Reichs kanzler fernblelben werde, hatte man in den »ltramontanen Kreiie» gar nicht gedacht. Wenn man auch zunächst nicht gerade auf einen vollen Erfolg gerechnet hatte, so war doch zum Wenigsten die sichere Erwartung gehegt worden, die Pille eines abermaligen HinausichiebenS der Entscheidung deS Jesuitenantrages durch den BundeSrath werde in Anbetracht der Unentbehrlichkeit des EentrumS bet der Lötung der schwebenden zollpolitischen Frag« persönlich durch de» Grafen Bülow in so verzuckerter Gestalt ge reicht werden, datz man sich damit allenfalls bis ans Weiteres zn- friedengeben könne. Wie schmerzlich die Ultramontanen das Nicht erscheinen deS Reichskanzlers empfanden, gab sofort der Centrums- sührer Dr. Bachem durch den vorwurfsvollen Hinweis zu erlennen, datz »nur die allerwlchtlgsten Gründe in einer derartig wichtigen und an daS Herz eines großen TbcilS des deutschen Volkes greifenden Sache den Herrn Reichskanzler hätten veranlassen dürfen, sich vertreten zu lassen". DaS Berliner Centrumsblatt nennt eS eine Ueberraichung. datz der Platz des pieichSkanzlerS am BundeSrathStiiche leer blieb und sucht dem Aerger über diese Ueberraichung und über die zweite Enttäuschung, die offenbar dem Centmm durch die von dem Grasen PosadowSkt, verlesene Erklär ung bereitet worden ist. durch bittere Ironie Luft zu machen. Eine solch« Erklärung vor dem Reichstage adzugeben, meint die .Germ.", hätte sich ein Reichskanzler, der .unzweifelhaft ein starkes politisches Empfinden und mehr als einen Funken diplomatischen Gefühl- besitzen mutz", grnlrt. Um den Groll gegen den fern« gebliebenen Grafen Bülow wenigstens In einigermaßen verhüllter Form zum Ausdruck zu bringen, ergeht sich das genannte Blatt in fadesten Witzeleien über die verlesene Erklärung. .Wer mag wohl", so fragt daS ultramontane Organ, .der Verfasser dieser ErNänwg gewesen sein? Man zerbrach sich in der Wandelhalle des Reichstage» wie auf der Journallstentribüne darüber den Kopf, ad« »u ein« Entscheidung darüb« ist e» noch nicht ge- ! kommen, weny, man an» d« französisch-rechtlichen Gmndsatz „la guvktion äs la putsruits ost iutorilits" nicht gelten lassen wollte. Allgemein erschien es als schier unglaublich, datz der Reichskanzler Graf Bülow als Urheber anzuiehcn sei. Datz man aber in dieser Stilübung, so >ehr dieselbe an Priinanerauiiätzc erinnern mag, nicht einen politisch veranlagten Gymnasiasten als Verfasser zu erblicken bat. wie ebenfalls geäußert wurde, unterliegt für unS keinem Zwciicl." Solche Stimmungsergüisc der Enttäuschung lasten sich ledig lich daraus erklären, dntz in der rein sachlich aehaltcncn. von dem Siellvertrrter des Reichskanzlers verlesenen Erklärung, in der in vollständig unparteiischer Weile kurz die Gründe slizzirt werden, die bei der eingehenden Prüfung der Jesuilensrage durch die einzelstaatlichen Regierungen besonders zu erwägen sind, auch naturgemäß auf die Thatiache hüigewieien ist, ..daß weite strebe der protestantischen Bevölkerung auf Grund geschicht licher Entwickelung gegen die Wiederzulassung des Jesuitenordens lebhafte Besorgnis; hegen". So weit sind die Anmaßung und die Machtanipruche der „regierenden" Partei des EentrumS bereits gediehen, datz sie von der Regierung nicht blos die Unterschlagung dieser ihnen unliebsamen Thatiache verlangen, sondern sich nicht geniren, in der geradezu ungehcucrl'chcn Lobpreisung, ja Heilig sprechung der Jesuiten, die sich vorgestern im Reichstage die ultra- montanen Nbgg. Spahn und Dr. Bachem geleistet habe», über jede Rücksichtnahme auf die tieiqewurzelten Gefühle des Wider willens. vo» denen der weitaus größte Theil der deutschen Nation gegen den Jesuitenorden erfüllt ist, hinwegzuictzcn. Leider sind diele Gefühle und die lebhaften Besorgnisse der protestantischen Bevölkerung, von denen die Regierungserklärung ivricht. im Reichstage io gut wie gar nicht zum Ausdrucke gekommen, obwohl die erwähnten Wortführer des Centrnms durch ihre Reden dazu heraussorderten. Der Abg. Svahn behauptete wiederholt, datz „alle Katholiken ohne Unterschied" die begeisterten Freunde und Anhänger des Jeiuitismns seien. Zur Widerlegung hätte der Hinweis auf Frankreich, dieses fast rein katholische Land genügt, das soeben den Jeiuiten in Folge ihrer staatsfeindlichen Wirksam keit jede weitere Ordensthätigkeit verboten hat. Nach zuverlässige» Berichten soll dies unter stiller Zustimmung der großen Mehrheit der französiichen Büchösc geschehen sein. Verwundern konnte man sich darüber wahrlich nicht: haben doch Hobe und höchste Würden träger der katholische» Kirche wiederholt den Muth gehabt, sich offen gegen die Jeiuiten als Friedensstörer, als Hetzer und Feinde der wahren Religiosität und Sittlichkeit auSzuiprechen. Kardinal Manning von Weilminster, besten Lob bei seinem Tode vor 1V Jahren die gelammte klerikale Presse sang, hat den Jesuite» jede OrdenStbätigkeit in seinem Sprengel untersagt, weil er sie als Hindernitz des echten Katholizismus erkannte. Kardinal Hohenlohe schrieb am M. November 1879 an den Fürsten Bismarck, als der kirchenpolitische Friede vorbereitet wurde: .Gut ist es immer, unser Vaterland vor dieser Landplage der Jesuiten zu hüten." Diese Landplage, der ja auch die höchste Autorität der katholischen Kirche, ein „unfehlbarer" Papst, das leider nicht vollstrecktc Todesnrtheil gesprochen hat. haben die Abgg. Spahn und Bachem gepriesen als die deutschesten der deutschen Patrioten, die nichts Anderes im Sinne haben, als die Liebe zum Deutichthum, zum Vaterlande nnd zum Deutschen Reiche zu pflegen, als Engel an Unschuld und Reinheit, die von den lauteisten und edelsten Jriedensgeiühlen für ihre evangelischen Brüder beseelt sind. Dabei ist erwiesen, daß die Gesetze deS Jesuitenordens icden Deutschen hindern, deutsch zu bleiben nnd Deutschland als lein Vaterland zu erkennen, datz die Jesuiten, die von jeher die Feinde des Dcutschthnms gewesen sind. daS deutlche Kaiserthum als das stärkste Bollwerk des Protestantismus im innersten Herzen hassen, daß der Zweck des Jeiuitismns die voll ständige Ausrottung des Protestantismus ist und zwar mit den Mitteln einer Moral, die als iesuitüche hinreichend als die Ver neinung aller Religion und Sittlichkeit charakterisirt ist. Selbst verständlich konnte in den nltramontancn Lobeshwnncn auch nicht die Legende fehlen, die Jesuiten seien die berufensten Stützen der bestehenden Staats- und Gesellschaftsordnung, während historisch feststeht, datz sie allenthalben dort, wo sie sich z» voller Wirksamkeit entfalten, revolutionäre Zustände vorberciten. DaS klassische Land des Jkluitismus ist Svanien, und dort haben die Jesuiten doch sicherlich nicht de» Befähigungsnachweis erbracht, datz sie das rothe Gespenst zu bannen vermögen. Die Jesuiten mögen dem Deut schen Reiche fern bleiben, wie der Reichskanzler der Jeiiiiten- Jnterpellation scm geblieben ist! Neueste Drahtmeldungen vom 29. Januar. <Nack»tS eiugebendc Deveickren befinden sich Seite 4.» Berlin. sPriv.-Tel.) Reichstag. Das .Haus ist fast leer. Ans der Tagesordnung stehen Jnitrativ-Anträge, znnächtt der Antrag Bassermann, die Regierung nur eine Gesetzesvorlage zu ersuchen, betreffend kanfmänniiche Schiedsgerichte für Rcchts- streitigkeiten aus dem kaufmännischen Tienstvertraa). Abg. Dr. Bassermann lnat-Iib.j: lieber die Nothwentngkeit solcher Schieds- aenchte bestehe schon längst im Hause Ucbereinstimmnna. Frag lich sei nur daS Wie, am besten ser die Angliederung an die Ämts- aerichte, und die Nebertragung deS Vorsitzes an einen Amtsrichter, ferner wolle sein Antrag als Grundsatz fcstlegen, datz die Beisitzer mittels Wahl von Prinzipalen und Handlnuasgehrlfen in ge trennter Wahl bestellt werden. Die Wahl müsse unmittelbar und geheim sein. Die Berufung gegen Urtyeile dieser Gerichte solle nur zulässig sein, wenn der Werth des Streitgegenstandes 10'i Mart übersteige. CaSpar, Direktor im Rcichsamt des Innern, erklärt, cs seien Berhandlnnacn im Rcichsamt des Innern im Gange und aus Eirund derselben sei zn erwarten, datz in naher Zeit ein fertiger Entmurf hier vorgelegt werden könne. Er möchte bitten, diesen Entwurf abzüwarten. — Abg. Hitze iCcntr.j hält cs doch für richtiger, sich schon jetzt in einer Kommission über die Grundsätze, wie sic in dein vorliegenden Anträge und ander wärts vorgeschlagen werden, schlüssig zu machen. Er erinnere daran, daß sein Freund Trimbvrn Angliederung an die Landes- gewcrbeacrichtc wünsche. — Abg. Rosen ow (Soz.j bemerkt' iLeinen Freunden gehe der Antrag nicht weit genug, sie wünschte» u. A. das aktive und passive Wahlrecht vom 21. Lebcnssahre nb und Gewährung deS aktiven und passiven Wahlrechts auch an dm Frauen. — Abg. Henning lkvni.l stimmt der Errichtung kauf männischer Schiedsgerichte prinzipiell zn. Auch für eine höh-re Bcrufungssumiiic würden seine Freunde zu haben, sein. — Abg. Blell tFreis. Volksp.l erklärt, seine Freunde seien für Au- alicdcrung an die Gcwerbegerichte. — Der Antrag geht an eine be sondere Kommission. Es folgt die erste Berathung des von Rickerl und Genossen sowie Gröber und Genossen beantragten Gesetzent wurfes betreffend Abänderung des Wahlgesetzes für de» deutschen Reichstag behufs Sicherung des Wahlgeheimnisses. — Abg. Dr. Ba r t h sFreis. B.j begründet den Antrag Rickert. Es sei uothwendig, Mitzstände zu beseitigen, die nicht nur politisch, sondern auch moralisch höchst verwerflich seien: die Bcraewaltigmig des politischen Gewissens, der öffentliche Skandal der Erzwingung volitischer Meineide. Andere Staate» hätten die vorgeschlagenen Maßregeln lAbgabe der Stimmzettel in Couverts und Benutzung von Jlolirränmcns schon längst. Der BundeSrath mache sich geradezu zum Mitschuldigen der groben Wahlbeeinslussnngen, wenn er nicht diese Vorschläge endlich onnchme. — Abg. Kirsch iCent.i empfiehlt Annahme des fick mit dem Anträge Rickert deckenden Antrags Gröber. — Abg. Tiedemann sRetchsp.j hält es sür fraglich, ob cs richtig sei, die geheime Wahl noch geheimer zu machen. lHmck! hört!> Er erinnere auch an einen früheren Ausspruch Stumm'S, datz man cs der Zukunft überlassen könne, ob man nicht vielleicht zur öffentlichen Abstimmung übergehen könne. Im klebrigen habe der Antrag so viel sprachliche Inkorrekt heiten, daß er schon deshalb die Ueberiocisung an eine Kommission zu beantragen sich gezwungen sehe. — Abg. Ko micro wski lPolcl bittet die vorliegenden Anträge möglichst einstimmig an- zunchmen. — Abg. Bassermann snat.°lib.s erklärt sich Namens seiner Freunde für die Anträge Rickert und Gröber, die in ihrem Inhalte so klar seien, datz jeder Wahlvorsteher sie ver stehen könnte. — Abg. Auer sSoz.s tritt ebenfalls für die An träge ein, indem er sich über zahlreiche Fälle von Wahlbeein- fluisung aus Grund seiner Erfahrungen als Mitglied der Wahl- vrüsiingskommission verbreitet. — Abg. v. Levetzow skons.j Meine Freunde halten an unserer früheren Stellungnahme gegen- über dcni Anträge fest, d. h. wir verwerfen den Antrag. Wir halten an dem bestehenden Reichstagswahlgesetze fest, wir wollen nichts Hinzuthun und nichts hinwegnehmen: und wenn es einmal Vorkommen sollte, datz das, was das bestehende Wahlgesetz zulätzt. gegen uns ansgebcntet wird, so wollen wir uns das gefallen lassen. — Abg. Beäh-Kobiirg sFreis. Vp.s beschwert sich über die Richtanwescnhcir des Reichskanzlers bei diesen Verhandlungen. In Bayern sei Alles schon geschehen, um das Wahlgeheimmtz zn wahren, die anderen Staaten sollten sich daran ein Beispiel nehmen. — Nachdem noch Abg. Pachnicke sFreis. Ver.j im Schlußwort sür möglichst einmüthiyc Annahme des Antrags plaidirt, wird ein Antrag v. Tiedemann aus Verweisung der An träge an eine Kommission abgclcbnt. worauf die gleichlautenden Anträge Rickert und Gröber in zweiter Lesung gegen die Recht' angenommen werden. — Letzter Gegenstand der Tagesordnung st der T o l c ra »z a n t ra g des Centrums, der ursprünglich zwei Abschnitte enthält, einen über die Religionsfrcibeit der cinzelncn Rcichsangehörigen, einen zweiten über die Religionsfreiheit der Religionsgemeinschaften. Die Kommission hat den zweiten Ab schnitt ganz gestrichen und beantragt, nur den ersten Abschnitt mn. einigen Aendcrungcn anzunehmen. § l sichert jedem Nerchscmae- hörigen innerhalb des Reichsgebiets volle Freiheit des religiösen Bekenntnisses, der Bereinigung zu Rcliaionsgemcinschasten, sowie der gemeinschaftlichen bäuÄichcn und öffentlichen Rcsiaionsübinia zu. — Abg. Schräder sFreis. Ver.j hofft, datz durch dos Gesetz, wie cs jetzt seitens der Kommission vorgeschlagcn sei, das friedliche Einvernehmen zwischen den verschiedenen Konfessionen gewinnen werde. — Abg. Hicbcr snot.-lib.j erklärt, seine natinnalliberalcn Freunde könnten 8 1 nicht annehmcn. wenn nicht ein von ihnen beantragter Zusatz zur Annahme gelange: „Der Erlast von Ge setzen zur Ausführung des voisiehenden Grundsatzes ift bis zum Erlast eines Reichsgeietzes über Vereins- und Vcrscunmlungsrcchi Sache der Einzclstaaten." Einmal, so führt Redner aus, sei da-: Gesell überflüssig, denn sür den Einzelnen bestehe ja schon üöcrali im Reiche Freiheit der Religionsübung. Ta 8 1 das VcreinS- und Versammlnngsrecht berühre, müsse, so lange wir noch kein Reichs-Vereins- und Versammlungsnesetz haben, die Ausführung des 8 1 den Einzelftaaten überlassen bleiben. — Abg. Gras Bernstorsf-Lauenburg lReichSv.j erklärt, ein kleiner Theil seiner Fraktion bnbe zwar Bedenken, der weitaus größere aber sei st'ir 8 l. Er selbst Halle die fteie Religionsübung für das höchste Gut des Individuums. Gegen den Zulatz Hieber hätten seine Freunde nichts einzuwenden. -- Staatssekretär Gras Polo dowskb: Der Herr Reichskanzler hat schon bei der ersten Lesung erklärt, daß diese Angelegenheit nicht zur Kompetenz des Reiche:' gehört, er verschließt sich aber dem nicht, datz namentlich auch wegen des stete» Wechsels der Bevölkerung und besonders der Beamten von einemEinzelstaatzum anderen eineeinheitlichere gleich mäßigere O»dnnng der Rechte der Konfessionen aus diesem Gebiete ein dringendes Erfordernist ist. Der Reichskanzler hat sich deshalb zunächst an die mecklenburgischen Regierungen gewendet, um dort für die Katholiken eine vollständige Befriedigung ihrer Religions bedürfnisse herdeizuführen. Er hat dort das wcitestaehende und bundeSkrundlichste Entgegenkommen gefunden. Es ist zugeiagr worden, datz dort siir die Angehörigen der römisch-katholischen Kirche die Freiheit der Religionsübung in gleicher Weise wie etwa in Bayern und Preutzen werde geordnet werden. Der Reichs kanzler ist enlschlosien. aus dem Wege bundessreundlichcr Verband lungen alle auf diesem Gebiete bestehenden Ungleichheiten zn be seitigen. Er bitte aber daS HauS, zunächst abzüwarten. welchen Erfolg diele leine Thätigkeit haben werde. — Mecklenburgische! Bevollmächtigt« Landgericht-Präsident Dr. Lang seid fügt *5« «s »-->» s ? - ST« . — <1 *4-8
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