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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 27.04.1900
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1900-04-27
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19000427021
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1900042702
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1900042702
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1900
- Monat1900-04
- Tag1900-04-27
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Donnerstag-Abendausgabe für Dresden und Umgebung. AziMkWr: «»»ch«»r„4 2 «r. 50 P,g ! durch dl« Post u Mk. 7» Psg. «i, .r«°t»„er N-chrich«-»" «rschrlnrn O,UH Ä- s-pchll >» e»«»»» und der »ächll-n Umgeduug, »d dl« gutrx-unq durch eigene Bote» ddrr Oommilstomne erfolgt, erhallen «i,r Bla« an Wochentagen, die lüchl au. Sonn- oder gelerlaa« iolgen, « l«el rieilaLigade» LdendS und Morgen« Mg-llelH «Ir Mckgab« eingeianbler Schnftstüte keine Berdindiichkeit. ^ ^«rnsprechanIchluS: aittt I Nr. 11 u. Nr. L0SV. Telearamm^Sd reise: Nachrirtzterr Nr«»d»n. HegvLLriSsL 185V 'erlag von Kiepsrh L Reittzardt -l,M««llSE Lle Annahme von Snvlndiaungen ers-L-1 in der Hurtgekchäfttftelle und d-n KedLnannahmeftellsn in Dresden b'fi Nachmittags l Uhr. -Lonn^ und Feier tags nur Aarumjtraße 38 von 11 bis ',1 Uhr. Du- Ifpaltige Grund»ek> tca. 8 Silben» »ö Psq., Lutündigungen auf der Prioatjeite Zeile 20 Psg.; vi: -ipalttge Zeile als „Eingesandt ' oder aus Textieite 40 Pfg. In Nuvrmern nack) Sonn- und Feier i tagen 1- bej. 2spalttge Grundzeile n 40 bez. ttv urrd SO Pfg. nach besonderem Taris. LuLwärtige Australe nur gegenLoraut- bt-zahlullg. SelegbMer werden miNOPsg denthntt. -^6/^ «///Fe//0F//s///r/«s //oz-Fsic/Fo/o// Fs///, ködert Vökmv Zun. °m LIMorstottv,»Mü«r KvorxplatL IS. Är« 114» Neueste Drahtnachrichten. Hofnachilchtm, Landtag, Innungen, „Untreu". „Die alte Schachtel". Berliner Leben. I AktllOH, 27. 1900» Fernfchreib- und Fernsprech - Berichte vom 26. April. Berlin, Reichstag, Das HauS nahm in dritter Lesung dcbattelos das Uebercinkomine» zwischen dem Reich und Oesterreich- Ungarn zum Schutze des Urheberrechts an Werke» der Litteratur, Kunst und Photographie an, Berlin. Tie Budgetkvmmissioii des Reichstags trat heule in die Spezialberathnng der Flotten Vorlage ein. Es wurde» hende technische Mittheilungeli über die Verhältnisie anderer tten im Vergleich zur deutschen. Diese Mitthcilunaen wurden streng vertraulich bezeichnet. Die verbündeten Regierungen l sich in ihren Forderungen ans das "Aeußerste beschränkt, -n Wunsch Gwber's nach eingehenden Darlegungen über die 'ndigkcit von zwei Geschwader» wies Staatssekretär Tirpitz , daraus hin, das; innere Flotte auch in der Nordsee dem ' 'genübcr die Herrschaft behaupten müsse. "Abg. Lebet m die Vorlage. Ein Krieg mit England sei nach den rAeußerungen des dcnlichenKauers ausgeschlossen und die , in einem Kriege gegen Frankreich und Rußland Landalincc. Abg Bküllcr - Fulda zEentr.) betonte daß die srnnzösöche und rnisiiche Flotte zusainliien sei! überteaen ie>. Er verwies aus das Verhallen itiichen Ministers in Frankreich, wo man, obgleich ^ ri ; Flotte da >ci, doch eine weitere Verstärkung in '»habe. Deutschland könne nicht mit gebundenen . 'enn andere Staaten sich rüsteten. "Abg. Bebel 7>:gn t re ich herrsche ein bedeutender Steuerdruck und ^ ! >. />, -in Ende mit Schrecken nehmen. Die Ber- ° ! ' '»s Verhalten Millerand'S lehne er und seine , ' eine Gesinnungsgenossen in Frankreich seien G — Dann winde die dritte Frage disknlirt bet ,->>'! t- . vir die gesetzliche Festlegung der Material- reser' "ulda (Ccntr.) hielt eine Verstärkniig der Auch > v . nothig. Ter wirthschaslliche Absatz im AuÄc den Kriegsschiffen ab, sondern von der Tüchtc kanten und Kauslente. Abg. Prinz v. Are» " «atz zu seinem Frakiivnsgenvsscn Ncüllcr die Bev-i-,' . «schisse für sehr groß. StnatSielretär Tirpitz w! !l»>a,e Gesuche von Dentschen im AuSlandc hi», welche um Enstendnng von Schissen bitten. Abg. Müller. Fulda entgcgnetc, er sei ganz einverstanden mit dem Bau neuer Äuslandsichisse. wen» die TeiMcbcu im Auslande zu den Unkosten beitragen wollten. In Bezug aus die Entwickelung von Kiantichou sei er sehr pessimistisch. Diese Entwicielniig sei durch die belgischen Konzessionen bedroh! Staatssekretär Tirpitz bestritt Letzteres. Die Äerathnng wurde bann bis morgen vertagt, eventuell soll morgen die provisorische Abstimmung über 5 l erfolgen. Berlin. Abg. EahenLIv bat seinen hiesigen Parteigenossen voui Centruni schriftlich mitgetheili. daß Tr. Lieber noch in dieser Woche nach Berlin zu kommen und in den Parlamenten mit zu arbeiten gedenke. — Ter sozialdemokratische Reichstagsabgeordnete Pueb, Vertreter des 2. Wahlkreises Elsaß-Lothringen-Mülhausen. hat heute sein Mandat niedergelcgt. Vorher hatten sich unlieb same AuLeinandersetzungcii zwischen ihm und seinen Parteigenossen abgespielt, in deren Verlauf ihn, die Niedcrlegnng seines Mandats naheaelegt worden war. — Die Wahlprüfniigskommission dcS Reichstags hat sich hcuic formell dahin cnffcksteden, die Wahl des Abg. Freiherr« v. Stumm z» beanstanden. — Die Reichs tagskommission sür die Sccinannsurdnnng nahm heute zu 8 1 Zu sätze an, wonach bei den Scemaniisäintem außer dem Vorsitzende» zwei Schössen mitwiltei! sollen, von weichen einer den Kreisen der >eebesahre»den Schifsslente entnommen werden mutz. Ferner soll der Konsul, wenn er Mitinhaber oder Agent dcr Nhcdcrei ist. von der Wahrnehmung der Geschäfte beim Seemannsamt in Bezug auf das betreffende Schiss ansgcschlossc» Win. — Im Reichstag war heute auf Einladung dcS ehemaligen ReichStagsabg. Hirsche! eine Koiiscreii; von Landwirthcn re. aus verschiedenen Gegenden Deutschlands znsnmmengetreten, uni zur dritten Berathung des Fleischbeschaugeletzes Stellung zu nehmen. Die Versammlung stellte sich auf den Bode» der Plenarbeschlüsse des Reichstags in zweiter Lesung, widersprach also allen Komvromißvcrsnche». — Rach dem „Hann. Cour." kommt die Kanalvorlagc noch in dieser Session zur Berathung: sie soll »och vor Psingste» eingebracht werden und die erste Lesung passiren, um an eine Kommission verwiesen zu werden. Tann wird der Landtag mittelst königlicher Verordnung ohne Tagegelder vertagt werden. K i e l. Die unter dem Kommando des Kapitänleutnants Funke stehende Tvrpedvbootödivisioii verläßt Montag Wilhelmshaven und trifft am Donnerstag Abend in Köln ein. Paris. Tie marakkanische Regierung überreichte den Ver tretern der fremde« Mächte in Tanger eine Protestnote gegen die Besetzung von Tunt durch die Franzosen. Ter französische Gesandte in Tanger erwiderte die Protestnote mit der Erklärung. Frankreich müsse den Protest Marokkos als unbegründet abweiseu, da die Besetzung TuatS nur die Sicherung Algiers bezwecke. R eapel. Der Prinz von Neapel wird sich zur Feier der Großsährigkeitserklämiig des deutschen Kronprinzen nach Berlin begeben. Madrid. Tie hier eingctrvffeiien Mitglieder des Eentral- ausschusies der Rational-Union werde» im Lokal des .Handels verbandes eine Sitzung halten. Wie die Blätter melden, werden sie de» svlgeiischwcre» Entschluß fasse», die Steuer des nächsten Quartals zu verweigern. Tie Regierung glaubt, die Steuer zahler werden der Aufforderung nicht Nachkommen. (Die National- Union ist der Verband einer großen Menge von Vereinen und Ge- sellichaffcn aus den .Kreise» der Bürger. Fabrikanten, Handel treibenden und Arbeiter, die sich zusamniengethan habe», um die Negierungs-Poiitik zu bekämpfe».) London. Die „Clsina Gazette" bnnat ans Shanghai die von anderer Seite bisher nicht bestätigte Rachricht. Rußland bättc die chinesische Regierung bewogen, ihre Zustimmung zum Vau einer russischen Eisenbahn von Peking nach Kiachia zu er- theileu. Das daraus bezügliche Abkommen sei am l t. April unter zeichnet. aber noch nicht ratffizin worden. «Durch eine solche Bahnverbindung würde die militärische Stellung Rußlands gegen über China sehr verstärkt werden.) L ondo ii. Die „Morning Post" veröffentlicht einen Artikel, in welchem der Befriedigung über die ffeundlicheren Gesinnungen Deutschlands iKnglai'd gegenüber Ausdruck gegeben wird. In dem Artikel wird serüer der letzte Bericht dcS britischen Handels attaches in Berlin besprochen und Deutschland zu den in diesem Berichte eröffneten wirthschaitlichen Aussichten beglückwünscht. ES wird schließlich init Bezugnahme ans die Jlottenvorlage betont, daß Deutschland wohlüberlegt handle, wenn cs zur Sicherung ieiiies ausgedehnten überseeischen Handels und zur Erledigung der vielen politischen Aiffgaben, die sich ans seinen maritimen Luter essen ergeben, die weitgehendsten Vorkehrungen treffe London. Ter „Dailn Telegraph" meldet aus Kapstadt In einer Besprechung der Frage der Eisenbahn von der großen Jischbai nach Bnlilwatzo sagt die „Cape Times": Tic beste Politik würde eine Vereinigung aller Eisenbahnsvslcme in Südafrika sein, besser als eine Politik gegenseitiger Verbitterung und der Bereit ung von Schwierigkeiten, was Denlschland anbetrifft. Konstantinopcl Ter Sultan sendeie an Kaiser Wilhelm eine Depesche, in welcher er für die Uebersendung der Photographie deL Brunnens dankt, der den Achmedplatz in <.tam- b»l verschönern werde und ein neuer Beweis der Freundschaft des Kaisers Wilhelm sei. Pretoria. iRenicriuclduag.) Vorgestern Abend fand in der Gießerei von Begbig. die setzt als Arsenal von der Regierung benutzt wird, eine große Explosion statt. Das Gebäude wurde völlig zerstört; l6 Personen wurden getödtet. l>2 verletzt. Die meisten Verunglückten sind srmizösffche und italienische "Arbeiter. Die Ursache der Explosion ist noch unbekannt. Sofort »ach der mit einem furchtbaren Knall c-rsolgten Explosion standen sammt- lichc Hauser der Rachbarschast in Flammen. Dewetsdorp, M. April. lRcuter-Meldung.) Tie Buren räumte» die Stellung, die sie hier inne hatten, vergangene Rächt. Der von Bloemsoiitcin kommende General Fleuch ichnitt die Per bindnng der Buren nördlich von der Stadt ab, nachdem er bei Rooitop mit dem Feinde ein Gefecht gehabt hatte, der sich > schließlich nach Nordoste» znrückzog. Die Verluste der Bure», die von Botha und Dewct befehligt waren, sind schwer. Die Artillerie verfolgt die Buren. French säuberte die Umgegend vom Feinde. Oertliches und Sächsisches. Dresden, den 26. April —* Sc. Majestät der König nahm heute Vormittag in, Residenzschtossc militärische Melsungen entgegen und empfing dir Herren Staatsmänner, die Hofdepartementschefs und den Konigl KabinetSiekretär zu Borträgen —Se. Majestät der König »ahm anläßlich des bereits mitgetheilten Empfanges der Deputation seines König!. Baue 15. Lnianteric-Reginients aus deren Händen ein Album von hohem künstlerischen Werthc entgegen, das eine Anzahl in Wasser farben ailsgesührter Ansichten von Ncnburg an der Donau, dem Standort des Regiments, enthält. —An der Tafel bei Ihren Königl. Maiestäten in Villa Strehlen nähme» beule Ihre Konigl. Hoheiten die Frau Prinzessin Loh ann Georg und die Prinzessin Mathilde mit den Damen und Kavalieren vom Dienste Theil. —^ Se. Konigl. Hoheit Prinz Friedrich August beehrte gestern das Magazin für Amatcurphotographie von Carl Plaul, Wallstraße 25, mit seinem Besuche. Tie Abordnung des 15. Bäuerischen Infanterie- Regiments unternahm heute Vonnittag einen Ausflug nach Pillnitz mrd dinirte Nachmittags 2 Uhr im Offizierskasino des Leib-Grenadier-Regiments Nr. IE) —" Die Abordnung des Königl. Bäuerischen 15. Jnfanteric- RegünentS aus Neuburg, die gestern Se. Majestät den König, der seit 1875 Ehcs dieses Regiments ist. beglückwünschte, erhielt Ordensaus.reichnungen und zwar: Oberst und Regimentskomman dein SirI den Komthur 2. Klaffe des AlbrechtSordens. Major Haas das Ossizicrskreuz dieses Ordens, Hauvtmann Stark den Albrechtsorden 1.. Leutnant und Regimentsadjutant Grimm den Albrechisordcn 2. Klasse, und-Feldwebel Sinne das Allgemeine Ehrenzeichen. —* Sc. Exeellcnz Gras v. Könnerik, Präsident der Ersten Ständckammer. giebt heule Nachmittag 6 Uhr sür die Mitglieder dieser Kammer w. aus dem Königl. Belvedere ein Diner, zu dem 50 CouvertS aufgelegt werden. —' Landtag. Die Erste Kammer bewilligte allent halben in Uebereiiittimmnng mit der Zweiten Kammer in ihrer heutigen Sitzung die im außerordentlichen Etat für Entschädigung an Gemeinden für Uebcrnahmc fiskalischer Pflaster- und Straßen »recken in eigene Unterhaltung und planmäßige Fortsetzung der Elbstrom-Korrcktionsbanren geforderten Lummen, genehmigte ferner einen mit Dekret Nr. 9 vorgelcgten Nachtrag zum ordent tichen Etat und zu dem Finanzgesetz auf die Jahre 1808 und 1890 und die Kapitel „Dresdner Journal" und „Leipziger Zeitung" vom ordentlichen Eta!. Schließlich erledigte das Haus, echensalls. nach den Beschlüssen der Zweiten Kammer, eine Anzahl LaL Departe ment des Inner» betreffende Kapitel des ordentlichen Etats. — Die Zweite Kammer erledigte den Rest des Departements des Innern vom ordentlichen Etat und einen zweiten Nachtrag zu demselben nach den Anträgen der Deputation. Daraus beschäftigte sich doS Haus mit einer Reihe von Petitionen uw Gewährung einer Staatsbeihilfe für durch Wolkenbruch reip. Hochwasser ver ursachte Schäden, sowie mit einer weiteren Anzahl von Petitionen um staailiche Unterstützung der gemeinnützigen Baugesellschaften —* Die neue Bahn Zw öiritz — Grünhaiii — Etter lein — 2 ch ei b eu b erg. welche am Montag ihre Weihe empsängtz um sodann am 1. Mai dem Betrieb übergeben zu werden, schließt nnnnichr auch die Erzgebirgsstädte Elt erlern und Griiiihain au das Eisenbahnnetz an. Gleichzeitig wird durch die Bahn auch dem Stcinkohlenverkebr aus dem Lugau— OclSnitzer Revier nach der Annaberg—Buchholzer Gegend, sowie andererseits demienigc» böhmischer Braunkohle nach der Zwönitz— Stvllberger Gegend ein direkter Weg vermittelt. Die Bahn ist in normaler Spurbreite, von der Chemnitz-Aue—Adorfer Balm in Zwönitz abzweigeiid. mit Berührung der induilriereichen Ortschaften Knnst und Wissenschaft. Königl. Hosfchausviel. Der gestrige Theaterabend brachte als piöeo äv röMtitnev Roberto Brareo'S dreiaktige Komödie „Untreu" ans die Bühne des Reustädter Hauses i» einer Neueinstudiiung. die schon darum mit Freuden zu begrüßen ist. weil sie Herrn -stahl »ach längerer "Abwesenheit — der Künstler hat mit bedeutendem Erfolge in Petersburg gastirt — wieder ein mal Gelegenheit gab, i» einer eigentliche» Fachrolle sich zu zeigen. An Dankbarkeit sür den Bonvivant läßt ia die Figur des Schwere- nötheis Gino Riccardi, die unter den Händen eines klugen und feinen Darstellers zur Hauptrolle des Stückes werden kann, nichts zu wünschen übrig. Ihr starkes Hervortreten gereicht überdies dem arg konstruirten Stück, das für ein bloßes zeu ci's-aait zu lang, kür eine Charaktersludic nicht reich genug ini Detail ist. nur zum Vortheil. ganz abgesehen davon, daß in den Diiosceiieu zwischen Gino und der Gräsi» Clara diesem die bei Weitem komplizirtere Ickauspielerische "Ausgabe zur Lösung aiivertrcutt ist. Der Träger dieser Rolle kann es sogar fertig bringen. daß die VorauSsetzungc». auf denen die Komödie, ausgebaut ist, bis zn einem gewissen Grade unserem Berständniß näher gerückt erscheinen, freilich wohl nie jo weit, daß Roberto Braceo in Deutschland irgendwie tiefer berühre» wird. Dazu ist das Problem zu leicht, zu spielend von ihm be handelt. von einem "Autor, dem der weite Blick des ivcltkundigeu Humoristen und Satirikers zu sehr abgcht, um über eine gewisse pikante Grazie hiiianszukommen. Da es der Komödie dabei aber nicht an treffenden Wendungen im Dialog gebricht, da manche seine Beobachtung im Einzelnen zu Tage Kitt, und aus dem Ganzen ein sicheres Auge spricht, zwar nicht für vic Tiefe, so doch für die Fülle des Daseins und seine ewig wechselnden Lebensbcdiiigungcii. so wird man seine Wiederaus,,ahme in den Spielplan auch aus litterarischen Rücksichten rechtfertigen können. In einer so ausgezeichneten Darstellung seiner führenden Atollen, wie sie dem Stück bei uns zu Theil wird, wird das Bracco'sche Werk außerdem eine schau spielerische Sehenswürdigkeit. der gewiß auch Die ihren Werth nicht absprochen könne», die sich mit der Tendenz der Bühnen- nzbeit sonst nicht einverstanden erklären wolle». Die Kosten der Unterhaltung hoben nur drei Spieler zu trage», von denen jeder, selbst der Graf Silvio Scmgivngi. der „Ehemann, der betrogen .werden soll oder muß" und im klebrige» eine recht nebensächliche Rolle spielt, von einer Persönlichkeit vertreten sein muß, deren Weien sich mit dem Charakter der fraglichen Figur so weit wie möglich deckt. Wer das Stück und nnier Ensemble kennt, wird die Besetzung der drei Rollen: Graf Silvio—Hr. Dettmer, Gräfin Clara—Frau Basta und Gino Rieeardi—Hr. Stahl als klassisch anerkennen. Den Vogel schoß Herr Stahl ab, der den Gino niit all' dem Selbst- bewußtsein des^ sieggewohnten To» Juans, den tadellosen Manieren des Salonhelden und jener Mischung von suignirtem und arrogantem Wesen gab, welche die Jntervretation dieser "Rolle io ungemein schwierig macht. Dabei ließ sich der Künstler keine "Nuance entgehen und betonte jede Pointe des Dialogs mit ge wohnter Treffsicherheit, die ihn überall da auSzeichnet, wo er mit der Ucberlegenheit der darstellerischen Mittel auskomnit und nicht mit der Bethätigung eines spontan ausbrechende» Gefühls zu rechnen braucht, bei der ihn gestern auch wieder sein Organ empfindlich im Stich ließ. Ob der gestreßte To», aus den Herr Stahl wieder ganie Sceuen stimmte, mit einem vbiisilchen Manko oder einer künstlerischen Berechnung zu begründen ist, bleibe dahingestellt. — schön ist er aber gewiß nickst. — Ebenbürtig neben ihni stand Frau Baste, welche der Gräfin Clara schon vor einige» Jahren, da die Komödie das erste Mal auftauchtc, um ziemlich energisch vom Publikum abgelchnt zu werden, eine so vortreffliche, namentlich in der Wiedergabe der wcchselvollen Stimmungen rühmliche Darstellung angcdcihcn ließ, daß man dem Lobe ihrer diesmaligen Darstellung nichts Neues hmzusügen tan». Das Gleiche gilt von Herrn Deitmer, der de» janffmüthigen und phlegmatischen Grafen Silvio mit einer "Repräsentation von äußerer und innerer Vornehmheit gab, die an diesem fleißigen Künstler, der gerade sür Stücke dieser "Art eine außerordentlich schätzenSwetthe Kraft bedeutet, immer ans -S "Neue erfreulich ist. Leider war das Spieltempo nicht immer slott genug, um die kaum zu leugnenden Längen der Komödie vergessen zu lassen: mehr oder mtiider dehnten alle Darsteller, die bisweilen in Spielpausen geradezu schwelgte». Der äußere Nahmen, den Herr Oberregissem Erdmann dem Stücke gegeben hatte, war reich und glänzend. — Dem Dreiakter voraus ging das bekannte Lustipiel „Die alte Achachstel" von dem alte», trefflichen Pntlitz, das neben den Damen Scrdo und Gasnv und den Herren Renö und Gunz vor Allem Frau W v l lD reichlich Gelegenheit gab. wieder einmal zu zeigen, was wii^EM kür eine vorzügliche komische Alte besitzen. Daß eS bei einer solchen famosen Lotte dem alten Stücklcin nick! an reichem Beifall fehlte, ist selbstverständlich und nickt mehr als billig. P. A- Wolfs. Berliner Leben. O. Berlin. 25. April. Auf die Gefahr hin. cs mit allen Svorisleuten gründlich zn verderben, gestehe ich offen und ehrlich ein: das Schauspiel, das sich seit Kurzem allabendlich im diesigen Wintergarten abzpiclt. finde ich aeisttödteiid, abstoßend und abscheulich Das ist ja freilich eine Geschmackiache und die Tausende, die sich allabendlich zu diesen Ringkämpfen drängen, finden sie gewiß sehr geistreich, an ziehend und entzückend. Man stelle sich vor, daß mehr als ein Dutzend Männer aus oller Herren Länder, die meisten mehr un förmlichen Fleischklumpen, als menschlichen Gestalten gleichend, mir sparsamen Tricots bekleidet, die alle Körperfarmcn deutlich hervor treten lassen, auf dem Podium des Wintergartens ausmarschircn und der Reihe nach, je zwei und zwei, mit einander ringen, um sich gegenseitig aus die Bretter, die hier die Welt oder auch die Halbwelt bedeuten, uicderzustreckcn. Es sei gern zugegeben, dag einzelne dieser "Riesen wirklich prachtvolle Körversouncn zeigen, die es begreiflich machen, daß hervorragende Bildhauer mit großer "Auf merksamkeit dieser «Schaustellung folge». Aber für den großen Haufen fallen natürlich diese künstlerischen Gesichtspunkte fort Für sic handelt es sich entweder um einen kleinen Nervenkitzel oder nin die Freude a» der rohen Kraft oder endlich um eine neue Form der Spiciwuth. da natürlich auch bei dielen „Kämpfen" oft wahnsinnig hohe Wetten abgeschlossen werden. Wer allerdings ein eiiugennaßen gutes Gedächtniß hat, wird die Aufregung des Publikums über den "Ausgang dieser "Ringkämpfc nur belächeln könne». Vor Jahren war hier der berühmte Hamburger "Athlet Abs öffentlich ausgetreten und hatte durch seine beständigen Siege auch über die aÜerstärksten'Männer Berlins das ungemessenstc Aussehen erregt. Hinterher enthüllte dann ein kundiger Thebane,. daß bei diesen „Kümpfen" vorher Alles fein säuberlich abgemachl war und zeder Gegner dafür, daß er sich zum bezeichneten Zcitpunk von dem unüberwindlichen Abs in den Sand strecken ließ, einen bestimmten „Ehrcnsold" erhalten batte. "Aber selbst wenn im
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