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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 14.10.1922
- Erscheinungsdatum
- 1922-10-14
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-192210149
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19221014
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19221014
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1922
- Monat1922-10
- Tag1922-10-14
- Monat1922-10
- Jahr1922
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 14.10.1922
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stanlinopel und Umgebung konzentriert sind. In sein HtlfSwerk einschlteßcn. Die Kriegsfchttldfrilge. Freiherr von Momberg -n den Bemerkungen d«S Herr« «viviani. Ein Vertreter des W. T. B. batte Gelegenheit zu etnem Gespräch mit Freiherr« von Momberg, dem Heraus geber der Schritt »Die Fälschungen d«S russischen Orange- buche--. Freiherr von Momberg iiuklerte sich dabei zu den Bemerkungen d«S Hern Btviant iiber diese Veröffentlichung folgendermaßen: Bei Rückkehr von einer Meise höre ich. daß Herr Viviani mir die Ehre erwiesen bat. sich mit meiner Schrift -n de- fasten. Herr Viviani geht auf die neuen Tatsachen, die sich au» dem unverkürzten Telegrammwechsel -wischen Paris und Petersburg während der Zeit vom 24. Juli bis 2. August 1S14 ergeben, überhaupt nicht »in. Er sucht die von mir herauSgegebene Schrift erstens dadurch zu wider- legen, daß er behauptet, sie nickt gelesen -n haben, -weiten« dadurch, daß er sie als sür deutsche Zwecke -urechrgemackt (erreoxs) bezeichnet. Was den letzteren Punkt anbelangt, so kann ich Herrn Viviani -«geben, daß die betreffenden Telegramme insofern für seine und der übrigen Leser Bequemlichkeit zurechtgemacht sind, als die Fälschungen und Auslassungen dnrck raten Druck bervorgeboben wnrden. Wenn Herr Viviani Zeit findet, sie zu lesen, dürfte er manches ihm aus früherer Zeit Bekannte darin vorfinden, da das ihm unterstellte Ministerium sicherlich bei der Zu sammenstellung des OrangebncheS mitgewirkt haben dürfte, wie das unter verbündeten Staaten bei der Veröffentlichung von diplomatischen Aktenstücken, die beide Teile angehen, üblich ist, Sein Artikel ist im übrigen lediglich eine Wiederholung der bekannten französischen Propaganda-Verfion über den Kriegsausbruch, zu deren Bestätigung seinerzeit das offi ziell« französische Gelbbuch von 1914 „arrangiert" wurde. Diese französische Propaganda-Version ist schon vor dem Erscheinen meiner neuen Dokumente so oft widerlegt worden, daß ich nur zwei besonders wichtige Punkte heraus greifen möchte. Herr Viviani schreibt, „Deutschland babe den Zustand der Kriegsgefahr erklärt, bevor es von der russischen Mobilmachung Kenntnis hatte, nnd die Erklärung des Zustandes der Kriegsgefahr bedeute für alle ernsten Leute dasselbe wie die Mobilmachung". Hierzu ist zu bemerken: In Wirklichkeit ging die Meldung von der russischen Gesamtmobilmachung im Auswärtigen Amt in Berlin am 81. Juli 1914 um 11 Uhr 40 Minuten vormittags ein (Deutsche Dokumente 473), und erst dann wurde 1 Uhr nachmittags die Erklärung drohender Kriegsgefahr erlassen. Daß diese Erklärung soviel wie Mobilmachung bedeutet, ist, wie jedermann weiß, natürlich falsch. Aber wenn wir uns einmal auf Herrn Vivianis Standvunkt stellen wollen, so ergeben fick gerade daraus Scklüffc, die sür Deutschland hinsichtlich der Schuld am Kriege sehr günstig sind. Denn wie stand es mit den anderen Ländern? Der deutschen Maßnahme einer Erklärung drohender Kriegsgefahr ent spricht nämlich in Rußland der „Beginn der KriegSvor- bereitunaSperiode", der bekanntlich auf den 26. Juli fiel, und in Frankreich die „Orärs äs äepru so oouvsrtars", die in Paris schon am 30. Juli ausgegeben wurde. Aus diesen Daten geht hervor, daß Deutschland zu allerletzt zu den kriegerischen Vorbereitungen schritt. Wie weit man uns gerade in Frankreich in der Kriegsbereitschaft vorauseilte, zeigt unwiderleglich eine Depesche Iswolskis, die sich in meiner Schrift findet. Sie stammt aus der Nacht vom 81. Juli zum 1. August, also aus einer Zeit, bevor Deutschland Rußland den Krieg erklärt hatte, nnd lautet: „Telegramm Nr. 218. Paris, de« 18./31. Juli 1914. Rom Militärattache an den Kriegsminister, 1 Uhr nachts. Der französische Kriegsminister eröffnete mir in ge hobenem herzlichen Tone, daß die Regiernng -um Kriege !est entschlossen sei, und bat mich, die Hoffnung des ranzösischen Generalstabs zu bestätigen, daß alle rmfcre lnftrengungen gegen Deutschland gerichtet fein aerden und Oesterreich als eine quantits ncgligeable be» -andelt werden wird." Danach besteht kein Zweifel mehr darüber, wer zu dem Blutvergießen rascher entschlossen war, Frankreich oder Lentschland. Wir kommen nun zu dem zweiten Punkte, etnem Stecken pferd der französischen Propaganda, nämlich zu der Zur ü ck- «iehung der französischen Truppen um zehn Kilometer von der Grenze, die am 30. Juli erfolgt st und die Herr Bivtant als Beweis für den „pazifistischen Leist" Frankreichs besonders hervorhebt. Ich will nicht taher untersuchen, inwieweit diese Maßnahme, die jedene fallS eine Reihe von Verletzungen -er deutsche« Grenze durch französische Truppen vor Eröffnung der Feindselige ketten nicht verhindert hat, wirklich befolgt wurde. Ich will nur darauf Hinweisen, daß man leit dem 29. Juli von Paris aus ununterbrochen dem russischen Bundesgenossen die französische Waffen Hilfe in Aussicht stellte und ihn dadurch auf dem Wege zum LoSschlagen vorwärts stieb, baß man ihn jedoch ermahnte, seine kriegerischen Bor- berettungen geheim zu halten (Französisches Gelbbuch Nr. 101), und zugleich in London nachdrücklich aus die er wähnte Zurückziehung der Truppen aufmerksam machte (Französisches Gelbbuch Nr. 106). Liegt angesichts dieser Tat sachen nicht die Vermutung nahe, daß diese Zurückziehung der Truppen um 10 Kilometer nur eine Maßnahme war, um in England die Ansicht zu erwecken, daß Frankreich der N «verfallene sei? Wie sehr man darum bemüht war, dort gerade diesen Eindruck hervorzu rufen, geht mit überzeugender Deutlichkeit aus etnem neuen Dokument hervor, das gleichfalls in der von mir heraus- gegebenen Schrift enthalten ist. Hier (Telegramm Nr. HB meldet der russische Botschafter, er habe dem Präsidenten de« Republik am 1. Augnst kurz vor Mitternacht die Kriegs erklärung Deutschlands an Rußland mitgeteilt, und dieser habe ihm „in der allcrkategorischsteu Form- erklärt, „daß sowohl er selbst, als auch das gesamte Kabinett fest ent, schlossen seien, die Frankreich durch den Bündnisvertrag auf erlegten Verpflichtungen völlig und ganz zu erfülle»". Aber wegen dcS französische« Parlaments und „auS Erwä» gunge», die hauptsächlich England betreffe«, wäre eS besser, wenn die Kriegserklärung nicht von Seiten Frankreichs, sondern von Seiten Deutschlands erfolgt." Das also ist die Wahrheit über bas „pazifistische" Frankreich. Allerdings sagt Herr Viviani, für ihn gelten nur die Tatsachen, nicht die Kommentare, obwohl er e» zur Rechtfertigung seiner eigenen Haltung nicht verschmäht, ge wisse wohlwollende Kommentare des deutschen Botschafters Freiherrn von Schoen ins Gefecht zu führen. Herr Viviani und auch Herr von Schoen werden cs mir aber wohl nicht verübeln, wenn ich in diesem Falle den Vertreter beS mit Frankreich verbündeten Rußland, Herrn JSwolski, für besser über die Intuitionen der Pariser Regierung unter richtet halte, als den deutschen Botschafter. Wenn Herr Btvtant jedoch wirklich nur Tatsachen angeführt wissen will, so darf er meines Erachtens bei deren Aufzählung die ent scheidende Tatsache nicht weglassen, nämlich die allge meine russische Mobilmachung, die ausgerechnet in dem Augenblick etnsctzte, wo sich eine greifbare Aussicht auf friedliche Verständigung zeigte. Daß diese Mobilmachung den Krieg bedeutete, das wirb sicherlich „unter ernsten Leuten" nicht bestritten nnd entspricht auch der französischen Auffassung, die seinerzei schon General Boisdcffre beim Ab schluß der ersten russisch-französischen Milttärkonvention znm Ausdruck brachte (vgl. 3. französisches Gelbbnch L'alliance franco-rnsse Nr. 71 Seite 150). Kleine Anzeigen im Riesaer Tageblatt beseitigen fieber und schnell grrche Sorgen! I Tas Reichsichulgesetz. Der Bildungsausschnfi des Reichstage- beriet den Paragraphen 6 des Reichsschulgesetzes zu Ende. Auf Antrag der Deutschen VolkSpartei und der Deutsch nationalen wurde beschlossen: Der schriftliche nnd von den Erziehungsberechtigten eigenhändig unterschriebene Antrag auf Einrichtung von Bekenntnisschulen oder bekenntisfreien Schulen muß von mindestens 25 Antragsberechtigten, in Sckulverbänden mit weniger als 250 Antragsberechtigten von mindestens einem Zehntel derselben gestellt werden. Niemand kann mehr als 10 Stimmen abgeben. Finanzpolitische Gewerkschaftsforderuugen. Wie die T.-U. erfährt, hat die Gewerkschaft deutscher Eisenbahner «nb Staatsbediensteter schriftlich-national), von der Erkenntnis ausgehend, daß die heutige Paptergelbwirt- schäft uns immer tiefer in den Abgrnnd zieht, neue Forde- rungen ausgestellt, von denen die wichtigsten eine gründliche Festigung der Währung verlangen. Damit verbunden wird weiter eine Forderung auf Festsetzung der Bezüge der Staatsbediensteten nach dem amtlichen Kurse der Golbmark. Der G D. E. verlangt eine fortlaufende Prüfung der Kal- kulattonen von Industrie und Handel durch paritätische Kommissionen. Ferner wird auch ein verbot der Verstellung und Einfuhr von Alkohol und alkoholischen Getränken zu Genutzzwkcken verlangt. Auch die Frage der Gewährung eine» Teile» der Bezüge der StaatSbrbtensteten in Naturalien ist von der G. D. E. aufgegriffen worden. Die Forderungen werden dem Reichstage unterbreitet werden, Ter neue Zwischenfall in vberlafiel. Weaen de» Vorsalla am vergangenen Sonnabend in Oberkassel, wo ein Oberkail,ler sunaer Turner im Anschluß an eine Vereinsfestlichkeit von betrunkenen belgische« Marineloldateu erschossen worden ist. erschienen gestern nachmittag der belgische Delegierte der Rveinlandkommission non Neuß nnd der Ortskommandant bei dem Vertreter de» Düsseldorfer Oberbürgermeister» in Oberkassel und sprachen ihm und der deutschen Regierung im Namen der Rheinland kommission ihr Beileid an». , AechknvachsProzetz. Im Anschluß an die vorgestrigen Strafanträge de» Staatsanwalts führte Justlzrat Bernstein, der Verteidiger des Anaeklagten Lembke, an«, er finde eS außerordentlich bedenklich, in, vorliegenden Falle die Strafbestimmungen für Landesverrat anznmenden. Die Anklage habe nicht be wiesen, daß die von Lembke weitergegebenrn Nachrichten derart waren, daß sie im Interesse des Reiches nnd der Bundesstaaten geheim gebalten werden sollten. Was Lembke berichtete, sei im wesentlichen schon bekannt gewesen. Da mit fällt die Anklage ohnehin in sich zusammen. Äon einer entehrenden Zuchthausstrafe könne nie die Rede sein. Der Verteidiger Fechenbachs, Rechtsanwalt Dr. Hirschbera, führte unter eingehender Begründung aus. daß die Hand lungen des Angeklagten Jeckenbach weder objektiv noch subjektiv die TntbestandSmerkmale des Landesverrats er füllen. Deswegen beantrage er die Freisprechung Fechen- bachS. Tr. Hirschberg erbebt den Einwand der Unzu ständigkeit und Unzulässigkeit des volksgerichtlichen Ver fahrens, da -ur Aburteilung nur das Reichsgericht zuständig sei. — Die Verkündung des Urteils ist auf den 20. Oktober 5 Uhr nachmittags angesetzt. Litwinow über die rnffisch-französtschen Veziehunsst«. Litwinow, der beute nach längerem Aufenthalt in Deutschland Berlin verläßt, um nach Moskau zurückznkehren, erklärte einem Mitarbeiter der „Voss. Zig." über die Mission HerriotS in Rußland: Sowjet-RußlanB erstrebt freund schaftliche Beziehungen zu allen Ländern, was aber nicht be deutet, daß wir nicht ans eigenem Interesse das eine oder das andere Land bevorzugen können. Wir sind bereit, dem jenigen zuerst die Hand zu reichen, der sie un» freundschaft lich darbietet. Das ist der tiefere Sinn der guten Auf- nähme des französischen Abgeordneten Herriot in Moskan. Hinsichtlich der Beziehungen Russlands ,u Deutschland sagte Litwinow, Deutschland habe durch den Vertrag von Rapallo in den Augen Rußlands den Vorzug, unter den großen Westländern zuerst die normalen diplomatischen Be ziehungen mit der Sowjet-Republik hergestellt zu haben. Das sei eine Haltung von geschichtlicher Tragweite, die Ruß land niemals in ihrem Wert verkennen werde. Zunehmende Euglandfeindlichkeit in Sowjet- rutzlaud. Aus Helsingfor» wird geschrieben: Der Verbündete Rat der Transkaukasischen Republiken hat sich durch den Vor sitzenden des Sowjets der Volkskommissare der Republik Aserbeidshan, Narimanow, an England, Frankreich, Italien, Griechenland, Rumänien, Bulgarien, Südslawien und Aegypten mit einem scharfen Protest gegen die Einberufung einer Orientkonfereu», ohne Teilnahme der am meisten interessierten Staaten gewandt. In seiner Not erklärt Narimanow, daß weder Aserbeidshan, noch Armenien oder Georgien irgendeine Entscheidung in der Meerengenfrag« anerkennen würden, di« ohne Beteiligung der Transkauka sischen Staaten beschlossen werden würde. Für Armenien hat der Volkskommissar des Aeußern, Miaffmkoff, die Note unterzeichnet und für Georgien Mdiwani. Das offizielle Moskauer Regierungsblatt „Jswestija" veröffentlicht anläßlich der Konferenz in Mudanla auf der ersten Seite einer seiner letzten Nummern ein Spottbild gegen England. Aus diesem Bilde sieht man einen typischen englischen Offizier breitbeinig am Bosporus stehen, so daß auf jedem Ufer «in Fuß d«S Engländers steht. Der BoS- ULÄLLL ZM- Radeberger Pilsner "WW Man verlange daher überall: O k Wetttuerstr. KV. Fernruf 4S Hetäuschle Hoffnungen. Roman von Ewald Ang. König. V7 „Das scheint ja ein höchst gefährlicher Bursche zu sein!" rief der Doktor ganz aufgeregt. „Wenn er nicht gutwillig gestehen will, muß er in Untersuchungshaft gebracht werden." „Und dann gesteht er erst recht nicht," fuhr Friedeberg fort. „Ich bin unverzüglich zur Polizei gegangen, um mich nach der jetzigen Wohnung Miutrops zu erkundigen; man konnte mir aber weiter nichts sagen, als daß er abgemeldet fei. Daraus geht hervor, daß er Verfolgung fürchtet nnd keine Spur hinterlassen will —" „Aber Baron Paul muß wissen, wo er wohnt!" „Daran dachte ick auch; ich habe ein Billet unter des Baron» Adresse an Mintrop geschrieben nnd ihn darin ein geladen, mich zu besuchen, um eine für ihn sehr wichtige Mit teilung tu Empfang zu nehmen. Den Erfolg muß ich nun sbwarteu." „Du glaubst, daß er kommen wird?" „Gewiß, meine Einladung wird seine Neugier wecke», überdies weiß er auch nicht, daß er etwas von mir zu fürchten hat. Und wenn er eS auch wüßte, er würde dennoch komme», um mir zu zeigen, daß er den Mut hat, mir die Stirne zu bie ten. Wenn er noch in der Stadt ist, so werde ich ih» morgeu vormittag erwarten dürfen, aber ob ich dann unseren Zweck erreichen werde —" „Bet der ersten Unterredung wohl nicht," unterbrach der Doktor seinen Neffen ungeduldig. „Gr ist sicherlich ein gerie bener Bursch«, den man außerordentlich vorsichtig behandeln muß. Durch den Tod Schüllers ist uns jede Waffe, mit der wir ihm drohe« könnten, genommen, wir stehen ihm völlig wehrlos gegenüber, und er wird un» einfach auSlachen, wenn seine Interessen ihn zwingen, an dem Bündnisse mit Baron Paul feftznhalten." „Hier ist «Sen der Punkt, an dem wir etnsetzen müssen," erwidert« Friedeberg. „Baron Pani wird ihm Versprechungen gemacht haben, aber es fragt sich sehr, ob er sie einlösen kann, denn er besitzt gegenwärtig die Drittel nicht. Unter de» man- ->d>»En' «erstich»., stch Geld »v verschaffen, nnd zwar bedarf er, wie er mir selbst sagte, einer großen Summe; eS ist ihm bisher noch nicht gelungen, und ich will auch ferner sorgen, daß eS ihm nicht gelingen wird. Mintrop, der nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis höchstwahrscheinlich keinen Groschen besaß, wird seme letzte Hoffnung ans den Baron Paul gesetzt haben und nun unzu frieden sein, weil die Erfüllung dieser Hoffinnig sich so sehr in die Länge zieht — das find die einzigen Faktoren, mit de nen wir rechnen können nnd müssen! Aber was ich schon ge stern abend fragte, das muß ich heute wiederholen: waS kön nen wir ihm als Entschädigung bieten? Wir werden ihm eine namhafte Belohnung in Aussicht stellen müssen, wer soll sie zahlen?" „Lieber Himmel, wenn Baron Kurt wieder in seine Rechte eingesetzt wird, so erhält er auch die Mittel, diesem Schuft — „Glaubst Du, daß Mintrop sich darauf einlassen wird? Hat er sein Geheimnis preisgegeben, so ist er vor dem Gesetz vogelfrei. Wir haben dann eine Berechtigung, ihn verhaften und ihm den Prozeß machen zu lassen, und ich weiß nicht —" „Was man einem Menschen versprochen hat, da» muß man auch halten, selbst wenn dieser Mensch ein Schurke ist. Straflosigkeit muß zngesichert werden, er wird sie fordern, überdies würde auch die Familie Holbach den Prozeß nicht wünschen. Mir kommt da ein guter Gedanke. Kennst Du di« Schwester des alten Herrn Barons persönlich?" „Baronesse Meta v. Holbach?" erwiderte Friedeberg, von seinen Akten anfblickend. „Ich bin ihr oorgestellt worden nnd habe anch einige Worte mit ihr gesprochen; an» ihren Aenße- rungen schien mir hervvrzugehcn, daß sie über die Vergehen KnrtS milder urteilte, al» ihr Bruder." „Ja, ja, ich erinnere mich, daß Du mir da» sagtest. Könnt« man die Baronesse nicht bewegen, hierher zu kommen? Da durch würde vielleicht viel gewonnen werde»; e» ist möglich, daß sie auch den Sündenlohn für Mintrop Dir zur Verfü gung stellte. Wenn Du den» Kammerdiener, Deinem Ver wandten, in diesem Sinne schriebest, so würde er vielleicht das Weitere veranlassen." Der Rechtsanwalt wiegte mit nachdenklicher Miene da» H«uzt. „Darmübt, wuchs «Mich überlegt ««dm.- 1«t« er. „Ich bin der Bevollmächtigte Baron Bertram», und für ihn ist diese Angelegenheit abgemacht; hinter seinem Rücken darf ich nicht handeln, er würde mieden Vorwurf machen, ich mißbrauche sein Vertrauen." „Nun, wenn Dn nicht willst, dann tue ich eS," erwiderte der Doktor entschlossen. „Baron Bertram hat mir nicht geant wortet, da» ist «in genügender Grund, mich an feine Schwe ster zu wenden." „Liegt Dir so sehr viel an der Ehrenrettung Deines Pa kirnten?" Der alte Herr sah seinen Neffen befremdet an, er glaubt» in dem Tone, indem dies« Frage gestellt worden war, «ine leis« Ironie zu hören. „Ich hab« mich seiner angenommen nnd pflege nicht» halb zu tun," antwortete er. „Wenn Du nur nicht schon zu viel getan hast!- „Wieso?" „ES war gefährlich, ihn in» Hau» zu nehmen," sagte Friedeberg. „Wenn Erna —" „Ach wa», mach' mir den Kopf nicht warm," fiel der Doktor ihm ärgerlich in die Rede, während er sich erhob und seinen Hut nahm. „Wenn man jede» gute Werk vor her lange überlegen wollte, so würde«» in den seltensten Fällen getan werden. Sag' mir lieber, wa« mit Dora ist. Steht sie noch immer in Beziehungen zu dem Baron Paul?- „Ich weiß «» nicht,- antwortet« Frtedrberg, „ich hör« nicht» mehr davon, aber Dora gefällt mir nicht mehr. St» ist so schweigsam und unzufrieden geworden, wie ich selten ein junge« Mädchen gesehen habe, und fragen mag ich nicht. Di« Wahrheit würde mir ja doch nicht geantwortet werden. — Bor solchem Schicksal «de« möchte ich Erna bewahrt wisse«, Onkel —- „Mach' Dir kein« Sorgen, Erna lut nicht» ohne den Rat ihrer Eltern, ich kümmere mich etwa» mehr um meine Toch ter, ivie : ^.«n Bruder, der nur in einer Welt der Einbildung lebt. Sob..:o Mintrop also bei Dir gewesen ist, laß e» mich wissen; leistet er aber Deiner Einladung keine Folge, so müssen wir einen anderen Weg suchen, um Kiner Person Malt m OG«
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