Suche löschen...
02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 02.08.1905
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1905-08-02
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19050802027
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1905080202
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1905080202
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1905
- Monat1905-08
- Tag1905-08-02
- Monat1905-08
- Jahr1905
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Vezugs-PretA * v-PHUlchUl-, y«, stell« «b,ey,ltr »tertrljährllch L—, ick «wetmallg« täglich« A»-«»,«, t»S HaM ^l st.7^ Durch di, Post bezog« für Dentsch- laud ». Oesterreich vtertrljS-rtich fit, di« übrig« Länder laut AeÜnug-pret-llste. Liefe R«m»« isftet «f all« vahnhüf« «» bei d« geitWgt^Serütsfe« r v NestE« «st Go»estitt«l Löst Fernsprecher LLL HaapS»SUt«le rrr»ste»r «arienftraße »4 Eer»fprech« Amt ISK. iTUi, H<Mstst«Gik«I» V«it»r L«rlL»»cke^H»z^ayrHofbllchd<mdlg, E««fp«ch« »M VI Nr. LS«L Abend Ausgabe. MpMLr, TagMM Handelszeitung. ÄmtsSkatt bes Äönigl. Land- mr- -es LSvigl. Amtsgerichtes Leipzig, -es Nates ««- -es Nokizeiamtes -er Lta-t Leipfig. RA zeigen» PeriA die Sgespaltene Petitzeile LS Familien- und Stelles-Anzeigen 20 Finanzielle Anzeigen, LefchäftSanzeig« nntrr Text ober an besonderer Stelle noch Tarif. Di, «gespaltene Rekkamezrüe Ai RmurstMrfchUtfz Sir stiazriOem Sdknb.AnSgad» vormittag« 10 Uhr. M»rg«u-*»-gab« nachmittag« st UhL »nzeig« sind stet« an di« Expedition Mnst-N». Ertra-Vellage» tanr mit d« viorge». An-gab«) »ach befondever vereinbar«»-. Dir Grstesttti« ist Wochentag« nann^broch« -«0st«t »an früh S bi« abend« V Uhr. Drmi mrd vertan van G. Voll in vchHig (Inh. vr.v^v ch «T Sknkdardt! Hrranst-rsttNt dfeie« Nr. 389. Mittwoch 2. August 1905. 99. Jahrgang. Var Mchtigrte vom Lage. * Der sächsische Landtag wird zum 24. Oktober eiuberufeu werden. (S. Dtsch. Reich.) * Der Kaiser wird voraussichtlich heute die Rückreise von Kopenhagen antreten. Er verlieh gestern dem Ministerpräsidenten und Mariueminister Christensen daS Großkreuz de- Roten Adlerordens, dem Minister des Aus wärtigen Grafen v. Raben-Levetzau den Roten Adler orden erster Klaffe. Er hat den Prinzen Harald, Sohn des Kronprinzen, eingeladen, den diesjährigen deutschen Ma növer» veizuwohnen. * DaS deutsche Geschwader manöoerierte gestern vormittag bei der Südsvitze Gotlands und fuhr um 2 Uhr nachmittag- nordwärts nach WiSby. Um 10 Uhr abend« setzte da» Geschwader die Reise nach Stock holm fort. * Nach dm Hamburger Blättern gehen Ende August zwei neue Truppentransporte auf Wörmann-Dampfern nach Deutschsüdwestafrika ab. * Der Papst hat beschlossen, in Zentral - Afrika 15 katholisch« Kolonien zu gründen, die unter dem Protektorat amerikanischer Bischöfe stehen sollen. * König Eduard VII. begab sich heute nach Ports mouth, wo er sich au Bord der Jacht „Viktoria and Albert* eiuschiffen wird. Die Kanalflotte wird am Sonn abend in Spithe ad eintreffen, das Kreuzergeschwader bereits am Donnerstag, desgleichen die Torpedoflottille. Da« zum Besuch eintreffende französische Geschwader wird zwischen dem englischen Geschwader und der königlichen Jacht Aufstellung nehme«. * Da« britische atlantische Kreuzergeschwader unter Befehl de« Vizeadmirals Prinzen von Battenberg ist gestern von Gibraltar nach Quebec abgegangen. * Da die dm Iretensischen Aufständischen gewährte Frist zur Unterwerfung erfolglos abgelaufen ist, haben die Generalkonsuln der vier Schutzmächte gestern daS Stand recht verkündet. * Die Frage, welcher Mission bei der Konferenz in Port-mouth der Vortritt gebührt, wurde von der Bundes regierung zugunsten der Russe» entschieden. Beide Missionen treffen in Portsmouth am Montag um 10 Uhr morgeuS ein, die Russen auf „Mayflower*, die Japaner auf „Delphin*. * Alice Roosevelt und der Kriegssekretär Taft sind von Nagasaki nach Manila abgereist. * Die Gesamtverluste der japanischen Marine betragen bisher 2005 Tote und 1685 Verwundete. Vie „V5tzeerchlacht". Die „vatüs ok tks Baltic" war da« gestrige Stichwort der englischen Presse gewesen; heute nimtnt sie es zurück. Die „Times* haben zuerst, nicht au« Freundschaft für „tbs katberlanä", den KrebSsaag mit dem Artikel deS „Reichs boten* und der Ostseesperre eingestellt und die Drohungen der Iingoprefle durch die Mitteilung abgeschwächt, daß die Fahrt nach der Ostsee schon vor mehrere» Monaten beschlossen worden fei. Zwar wird der Alarm fortgesetzt, und über Pari« wird gemeldet, die englische Regierung habe die Entsendung des Geschwaders plötzlich und nach einem telegraphischen Be- richt des Berliner Botschafters LaScelle« beschlossen. Indessen überwiegen heute die halben Höflichkeiten. So be sagt eine Berliner Meldung der „Daily Mail*, e« müsse zur Ehre der deutschen Flotte bemerkt werden, daß sie nicht der Mahnung bedürfe, in Sachen des Flottenbesuchs in der Ostsee und des waro clausum ruhig Blut zu wahren. Sie teile überhaupt am allerwenigsten die allgemeine Unruhe. Der Berliner Berichterstatter des Blattes hört, Prinz Heinrich sei persönlich damit beschäftigt, das Programm für die Begrüßung und die Bewirtung der britischen Flotte in Swinemünde und Danzig zu entwerfen; die Information klingt sehr apokryph, da der Bruder des Kaisers heute nach München gereist ist. Es wird uns über die Haltung der Londoner Zeitungen noch geschrieben: * London, 1. August. „Die frechste Erfindung der inter nationalen Gerüchte— Hoeker* so nennt die englische, von DowninH Street aus inspirierte Presse jetzt unumwunden das Kinvermärchen von der geplanten Schließung der Ostsee. Der „Standard* und der „Daily Telegraph* im besonderen ver sichern, daß der Besuch der britischen Flotte nichts sei und nichts sein könne, als ein „ganz gewöhnliches Stück Manöver zur See.* „Verantwortliche englische Staatsmänner haben nie davon geträumt, eine Demonstration gegen Deutschland in Szene zu setzen. Am aller wenigsten würden sie daran denken, ein solches Projekt ins Auge zu fassen, in einem Augenblicke, wo aus verschiedenen, ganz unzulänglichen Gründen die Gefühle der beiden Nationen für einander schon nicht so herzlich sind, als eS zu wünschen wäre. Aber die nicht abzuleuanende und sehr unselige Spannung, die seil kurzem bestanden hat, stellt, wie wir ylauben, nur eine vorübergehende Laune dar, die in keiner tiefgehenden internationalen Animosität ihre Wurzel hat. Es bestehen zwischen Großbritannien und Deutschland politische Meinungsverschiedenheiten ; eS besteht eine Rivalität deS Handel«; eS gibt einen kolonialen Wettlauf. Aber im ganzen vergangenen Jahrhundert und auf dem ganzen Erd ball vermögen wir nicht eine ernste Ursache zum Streit zu entdecken. Wir haben zuweilen dies und leneS scharf kriti siert, wie bei Napoleon Hl., aber wir haben niemals Deutschland gegenüber, ebensowenig wie gegen Frankreich, eine feindselige Haltung eingenommen.* Es wird dann die leidige Art bedauert, zu erfinden, zu kombinieren und in unziemlicher Weise zu kommentieren: „Wir gestehen offen, daß die Schuld dabei nicht nur auf der andern Seite war!* Wie der „D. T.* läßt sich auch der „Standard* aus Petersburg jetzt bestätigen, daß die Unterredung der be'den Monarchen gar nicht« ähnliche- betraf, al« die englische und sonstige Presse ihnen unterstellte. Sein Pariser Mann dagegen ist noch nicht mit dem neuen Stichworte vertraut, und er berichtet deshalb noch ganz ernsthaft, die „Jntriguen, Deutschland die Ostsee zu ver schließen, hätten großes Interesse erregt, aber weiter nicht«*. Der traurige „Daily Expreß* kann natürlich auch diesmal nicht von seiner unüberwindlichen Gewohnheit lassen, sich zu jedem TageSthema auf der eigenen Redaktion eine Reihe der sinnlosesten Nachrichten aus allen Ecken der Windrose „telegraphieren*, die ihm ein deutscher Redakteur für 10 die Zeile zurechtmacht, und die trotz aller schlechten Erfahrungen immer noch deutsche Korrespondenten ihren Blättern für teures Geld wirklich telegraphieren. Auch die unverbesserliche „Daily Mail* konstatiert: „Die An kündigung deS britischen Flottenbesuchs scheint in manchen deutschen Kreisen Konsternation hervörgerufen zu haben. In Paris haben die deutschen Anschläge große Erregung hervor gerufen. Dänemark hat nach dortiger Ansicht nur noch die Wahl, sich mit Deutschland zu verbünden oder eine Invasion zu erdulden. Großbritannien wird jetzt in Frankreich als der Schirmherr Europas gegen deutsche Aggression betrachtet!* Aus Berlin selbst die gleiche Tonart: „Der kommende Besuch einer starken britischen Flotte hat unter allen Klassen der Bevölkerung großen Alarm hervörgerufen.* Au« Danz,g: „Ungeheure Ausregun g herrscht hier wegen der Aussicht auf den Besuch der britischen Flotte . . .* Tatsache ist, daß, wie nunmehr bekannt wird, in Zukunft diese Kreuzfahrten in regelmäßigen Fristen unternommen werden sollen, so daß sich die Flotten vollständig an die Ost see gewöhnen lönnen. ES wäre nicht zu verwundern, wenn an der nächsten Kreuzfahrt auch die Reservedivisionen teilaehmen sollten. Der offiziöse deutsche Dienst versagt nicht gänzlich. Mau hört heute auch über Berlin, daß der Inhalt der Reuterdepesche „mindestens seit dem Mat des Jahres* in den „leitenden deutschen Kreisen* bekannt gewesen sei. Die An zeige sei, als der Plan die Gestalt bestimmter Anordnungen der britischen Seebehörden angenommen hatte, in korrekter Form auf diplomatischem Wege erfolgt: „In hochpolitische Zusammenhänge wird diese Flottenfahrt von keiner der beiden Regierungen eingeschobe». Soweit die englischen Geschwader deutsche Küstenpunkte berühren sollte», können sie auf die Gastfreundschaft rechnen, die der wieder holt deutschen Kriegsschiffen in britischen Häfen ge währten bereitwilligen Ausnahme entspricht.* In der deutschen Botschaft zu Paris hat der Kontreadmiral Siegel einem AuSsrager vom „GauloiS* höflich, aber gemessen Rede gestanden und erklärt, Deutschland sehe mit der größten Ruhe dem Ereignis entgegen. Man werde, wenn man sich begegne, deutscherseits höflich die englische Flagge begrüßen, und eS sei zu erwarten, daß die Engländer gleich höflich sich zeige» würden. Ihr praktischer Sinn werde ihnen die Ueberzeugung beibringen, daß sie kein wahrhaftes Interesse daran hätten, Deutschland zu bekriegen, wie diese« weder die Absicht habe noch über d,e Mittel verfüge, die englische Vormacht aus dem Meere zu brechen. „Jeder wache über seine Interessen,* schloß Kontreadmiral Siegel, al« der französische Journalist ihn auf da« Glatteis von Prophezeiungen zu führen suchte, um dann mit einer höflichen Wendung den angenehmen Eindruck zu betonen, den er bei dem Besuch in Brest von der französischen Flotte erhalten habe. Schärfer drückte sich ei» russischer Botschaftsattache au«, der die Fahrt der britischen Flotte als eme echt englische „Bewegung* bezeichnete und sagte, er könne nichts andere« darin sehen, al« die Antwort, Schlag auf Schlag, auf die Zusammenkunft des Kaisers mit dem Zaren. In der englischen Bot schaft begnügte man sich mit Witzen, etwa mit dem, daß die englischen Schiffe in den nordischen Gewässern sich etwas erfrischen wollten. Auch die unverbindlichen Preßbetrachtungen dies seits de« Kanals geben fort. In der „Neuen Freien Presse* erscheint ein „nordischer Staatsmann*, der sich über die Be ziehungen de« deutschen Kaiser- zu Skandinavien verbreitet und hervorhebt, die letzte Spende Wilhelms II. für die Restau rierung des Drontheimer Dom« habe in Norwegen seh. günstig gewirkt. Der Staatsmann sagt: „Eng- land gibt, indem es eine Eskadre nach dem Ostseegewäffer entsendet, zu erkennen, daß eS keineswegs auf den Einfluß im Norden, wo eS so hohe kommerzielle Interessen hat, zu verzichten gedenkt. Es soll davon abgesehen wer den, daß England mit beiden Reichen de« Nordens, mit Dänemark sowohl wie mit Schweden-Norwegen, durch vielerlei Bande verknüpft ist, unter anderem durch dynastische Bande. Der zweitnächste König von Schweden, der Sohn des Kronprinzen, hat vor kurzem erst eine Nichte deS Königs Eduard von England, eine Prinzessin Connaught, geheiratet. Noch inniger sind die dynastischen Bande mit Dänemark. Die Königin von England ist eine Tochter des Königs von Dänemark, und die Tochter des englischen KömgSpaares, Prinzessin Maud, ist mit dem Prinzen Karl von Dänemark vermählt.* In der „Kreuzzeitung* macht Professor Schiemann den Eng ländern klar, was die Lage einer mit feindseligen Absichten in die Ostsee fahrenden und dort eingeschloffenen Flotte sein würde, und bemerkt: „Wenn wir unsere Flotte zu Uebungen in die irische See schicken wollten, was im Prinzip allezeit bei Beobachtung der hergebrachten For- malttäten möglich ist, wäre die Lage genau entsprechend. Aber daS ist nicht üblich, ganz wie eS bisher nicht üblich war, daß die Kanalflotte bei uns ihre Uebungen voruahm. Mit Flottenbesuchen, wie auch wir sie an der irischen Küste gemacht haben, liegt e« natürlich ander«; aber soviel wir hören, ist ein, Besuch in einem unserer Häfen nicht beabsichtigt, und daber wird e« wohl auch bleiben.* Herr Schiemann dürfte irren. Erwähnt sei schließlich eine absurde Zuschrift aus Petersburg, die leider durch die „Russische Korrespondenz* vermittelt wird. Darin wird der Unsinn breitgetreten, die russische Reaktion habe den Gedanken, die „Schließung der Ostsee gegen die Revolution* zwecks Durch suchung der englische» Handelsschiffe nach Waffen und Druck schriften an den Kaiser gebracyh und diese« Gerücht sei, „umgewandelt al« Sperrung der Ostsee gegen Kriegsschiffe, in die Oeffentlichkeit gedrungen*. Der Unsinn wird Applaus finden; denn er erniedrigt nebenbei auch da- deutsch« Reich, und das ist ein Freibrief. ver Humana in Züamrtakriira. Dir Lage in» Schutzgebiet. Einem den „B. N. N." zur Verfügung aestellten, mit der letzten Seepost «ingetrosfenen Privatbriefe ist folgende Schil derung der jetzigen Lage entnommen. Es ist kein Ende abzuseben. Vom Oranaefluß bi« in den Norden dauert der Guerilla-Krim fort. Die Hottentotten sitzen zum größten Teile in der Kalahari und kommen und gehen nach Belieben über die Grenze. Ihnen gegenüber steht Major v. Estorfs in der Gegend von AminmS. Die Pro- viantzufuhr nach dort ist außerordentlich schwierig da laug« Durststrecken und endlose Sanddünen zu passieren find. Hier im Herero-Lande hört man beinahe täglich von einem Vieh- diebstahl, Mord oder dergleichen. Allenthalben sind noch kleine Werften, die da« Land unsicher machen. Ondekeremba — eine Farm an der Strecke Windhuk-GobabiS — ist vor einigen Wochen regelrecht überfallen worden. Di« Herero drangen bi« in die Zimmer, in denen die sieben Mann der Farmbesatzung sich aufhielten, und vor einer Woche noch wurden von demselben Platz« 30 Ochsen weagetrieben., Heute wurden zwei Soldaten, die bei Omitare-Okasewa auf die Jagd gegangen waren, mit durchschnittener Kehle aufgefundeu. Aehnliche Vorfälle passieren in allen Teil«« deS Lande«. Besonders die Hottentotten machen unS viel zu schaffen und scheinen bisher noch kein« allzu empfindlichen Verlust« gehabt zu haben. Unser Verluste dagegen sind verhältnismäßig groß. M«ist Patrouillen, die vollständig abgeschossea wer den. Die Aussichten für den Farmbetrieb sind vorläufig noch recht schlechte, und es wird wohl noch viel Zeit vergehen, ehe es besser wird. Ochsen sind in letzter Zeit enorm :m Preise gestiegen. Sie kosten heut« 18—22 Lstrl. sg«gen 8—10 Lstrl. vor dem Kriege). Schafe werden mit 40—50 X bezahlt sgegen 12—14 früher). DaS Pfund Fleisch kostet auf Windhuk jetzt bis zu 1,50 Wenn der Krieg zu Ende sein wird, dann wird das Haupthindernis für die Wiederaufnahme des Farm betriebes der grobe Viehmangel der Kolonie sein. Man wird dann wohl kaum mit weniger als 90—40000 ^l. einen n«nen Farmbetrieb eröffnen können. Zurzeit rollt viel Geld im Lande, aber die Reaktion muß eintreten, sobald nach Be endigung des Krieges der größte Teil der Schutztruvpe zurück gezogen wird. Ich fürchte, daß wir dann ähnliche schlechte Zeiten hier durchzumachen haben werden wie die südafrika nischen Kolonien der Engländer nach dem Burenkriege. Ein- zetne alte Ansiedler sind trotz der Verluste* noch reich ge worden durch Transportfahren, Kantinenhalteu «sw.; diele» aber geht es auch recht traurig. psMkche cagerrcds». Leipzig 2. August. Die Etat« für 1S0S. Am 31. Juli haben sämtliche ReichsressortS dem Reichs schatzamt die Forderungen, die sie für den Reichshaus halt se tat 1906 aufftellen. eingesandt. Bon nun an werden die verschiedenen EtatSpositronen Prüfungen unter- zogen und über die strittigen werden Verhandlungen ev- ostnet werden. Die Ebatsardmlen auf 1906 sind danach im Reiche in die üblichen W«ge geleitet. Die preußischen EinzelressortS arbeiten noch an der Ans tellung der EbatSforderungen für das nächst« Jahr. Sie ind verpflichtet, ihre Forderungen dem Finanzministerium >iS zum 1. September anzumelden. Von da ab übernimmt wegen des preußischen EtatS auf 1906 daS Finanz ministerium die Arbeiten, die im Reiche da« ReichSschatzamt ausführt. Entsprechend dem späteren Eintlieierunastermin für die Forderungen der EinzelreffortS wird der Etatsent- Wurf in Preußen später fertig als derjenige des Reiches. Man wird auch wühl in der Annahme nicht fehlgehen, daß im laufenden Jahre ebenso wie in früheren der preußische Etatsentwurf erst um die Weihnachtszeit fertiggestellt werden wird. Bestrebungen, Ken Etat noch vor Weihnachten herzu stell«» und dem Landtage zu unterbreiten, sind früher vick- fach, vor nicht allzu langer Zeit auch im Parlament, auf getaucht. So sehr man nun versucht hat, den ge. Feuilleton. 3s, Die beiden Hallermuuds. Von A. Dom. -lachdruS verdat«. Ich reiste dann heim. Gerda wurde uns bald ge boren, Du warst ein kleiner, lieber Stöpsel von ändert- l>alb Jahren, und meine glückliche Häuslichkeit lieb mich in den Jahren Bruder und Mutter natürlich nicht ver gessen, aber den Verlust doch verschmerzen, wie es ja die Zeit lindernd versteht. Damit waren mir aber auch Karls Jugendstreiche mehr und mehr aus dem Ge- dächtniS gekommen, und wenn ich jeweils» sinmoll wieder daran dachte, war eS nur mit den als Familien- Vater begreiflichen Gedanken des Bedauerns, über das schnelle Verschwinden eines Vermögens, welches doch so viel hätte nützen können, wenn Amelie und ich es ge- erbt hätten, anstatt Karl, der es doch leichtsinnig ver geudet. Da erhielt ich denn vor einiger Zeit von einem schlesi- schen Advokaten eine Anfrage, ob ich ein Bruder, respek- tive ein Verwandter des bei Spichern gefallenen Haupt manns Karl Ernst von Hallermund sei, und auf meine Bejahung wird mir die beglaubigte Abschrift eines Trauscheine« geschickt, der erweist, daß am 22. Juli 1870 der Hauptmann Karl Ernst von Hallermund mit Miriam Nron in der Militärkirche in BreSlau getraut ist. Dem Trauschein war ein von Zeugen beglaubigter Geburtsschein einer Karola Miriam von Hallermund, sowie einige Briefe von der Hand meines verstorbenen Bruders beigefügt. Von meinem großen Erstaunen war ich kaum zu mir selbst gekommen, als auch die Post bereits einen Kom mentar sandte in Gestalt eines umfangreichen Briefes, datiert aus Berlin. Und damit auch du gleich Las richtige Verständnis erlangst, habe ich dir den Brief ab geschrieben, wie folgt: «Erst seit kurzer Zeit wurde mir die Gewißheit, daß ich die Tochter des bei Spichern gefallenen Hauptmanns Karl von Hallermund bin. Denn auch aus meiner Kindheit habe ich keine Erinnerung an meine Mutter, konnte sie nicht haben, da ich erst drei Tage alt war, als sie starb, und niemand hat mir jemals von ihr noch von irgend einer Verwandtschaft erzählt. In einem jüdischen Hause aufgewachsen, nannte ich den Juden Aron meinen Vater, und dessen Frau, von der man annahm, daß sie feine zweite Frau war, meine Stiefmutter. Jetzt weiß ich nun, daß -er Mann, an -en ich nur mit Ekel und Verachtung zurückdenke, mein Onkel gewesen ist, der Bruder meiner Mutter. Erkundigungen haben ergeben, daß er früher in Russisch-Polen etußn Pferde- handel betrieb und in geordneten, respektablen Ver hältnissen lebte, sich aber ab und zu bis zur Sinnlosigkeit betrank. Zu diesem Bruder ging meine Mutter, nach dem ihr Mann sie verlassen, um in den Krieg zu ziehen. Meine Mutter kam nicht mit leeren Händen, sondern brachte ein Weines Kapital von 10 000 Mark mit. Ende August, die Mutter kann also nur ein paar Wochen bei ihrem Bruder gewesen sein, kam ich zur Welt, und ein paar Tage darauf starb die Mutter, ich weiß nicht, ob sie den Tod ihres Mannes noch erfahren oder nicht. Ein Jahr darauf ist Aron aus Russisch-Polen fort nach Donnersberg in Schlesien gezogen. Trotzdem, wie aus Erkundigungen von damals hervorgeht, Aron durch Spiel und Trunk sein Geld und sein gutes Ge schäft verlor, hat er doch mit barem Gelbe die Schenke in Donnersberg gekauft. Sie war allerdings von schlechtem Ruf und niedriger Art, hätte aber dennoch eine Familie ernähren können, indessen das Weib, welches mein Onkel heiratete, zog ihn in ihre eigene Gemeinheit hinab, die Trunksucht tat das Uebrige, die ganze Familie sank von Stufe zu Stufe. Aus meiner armseligen Kindheit weiß ich nur von geistiger und körperlicher Vernachlässigung, rohen Strafen und sinnlosen Wutausbrüchen. Auf eklen Ab fallhaufen bin ich groß geworden, eine verpestete un moralisch verdorbene Lust atmete ich ein. Und dennoch war etwas in mir, was sich von Grund aus dagegen auf- lehnte, ich wollte nicht verkommen, und trotz Schläge und noch viel härterer Worte unterlag ich nicht. Aber auch zu rechter Zeit kam das echte Erbarmen in mein armseliges Dasein. Frau Inspektor Moeller riß mich heraus auS dem Schmutz, nahm sich hülfbereit mit rührender Gorge meiner an, ihr und ihr allein verdanke ich alles, ihr gehört dafür auch meines ganzen H> rzens Dankbarkeit. Der Zufall entdeckte mir mein« Herkunft. Aron starb. Ich war bereits auS seinem Haufe, hatte jedwede Gemeinschaft von dort abgebrochen; denn Frau Moeller verstand, energisch mit den Leuten in der Schenke umzuspringen, die vielerlei in der Gemeinde auf dem Kerbholz hatten und sich nichts mit Inspektors erlauben durften. Frau Aron war überhaupt froh, daß ich ihr nun nicht mehr auf der Tasche lag, und nach dem Tode ihres Mannes zog sie fort und in ihre eigene Heimat zurück. Graf Hohenbüchen hatte ihr die Spelunke abgekauft. Er wollte sie in Gemeinschaft mit noch einigen anderen Häusern ganz niederreißen lassen, da sie für ge sundheitsschädlich galten. Als der ganz verfallene, schon an einigen Stellen emgesimkene Bau dem Erdboden gleich gemacht war, fanden Arbeiter im Keller unter einer vordem schon verschütteten Stelle einen kleinen Blech kasten, dessen Schloß undHaspen vomRost zernagt waren und in -essen Behälter ein Päckchen in Qelpapier gehüllte Briefe und Photographien lagen, sowie ein in einem Schächtelchen liegender Trauring. Aron mußte diesen Blechkasten selber dort versteckt und ihn nachdem in feiner vernichtenden Trunksucht ganz vergessen haben. Die Ar beiter hatten den Kasten in das Jnspektorhaus gebracht und Herr und Frau Inspektor nahmen mit Hinzurufung des Bürgermeisters von Donnersberg eine Untersuchung des Inhaltes der Blechbüchse vor. Zum Vorschein kamen zwar vergilbte, aber doch durch die Oelpapierhüllung vor dem Verfall geschützte Dokumente. Ein Trauschein des Hauptmanns Karl Ernst von Hallermund und der Miriam Aron, der Geburtsschein einer Karola Mirja«
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite