44 Heinz Opitz Die Marienbrücke Ein neuer Verkehrsweg für Dresden und seine Veränderungen bis zur Gegenwart Es war eine bewegte Zeit in Dresden vom ersten Spatenstich am 26. August 1846 bis zur Verkehrseröffnung der Marienbrücke am 18. April 1852. Auch in Sachsen brach 1848 die Revolution aus. Die erste von Bürgerlichen gebildete Regierung wurde eingesetzt. Mit der Niederschlagung des Maiaufstandes 1849 war die Revolution besiegelt, und das Zeitalter der Industrialisierung begann. Ende März 1845 hatte Dresden ein verheerendes Elbhochwasser heimgesucht. Im Zwinger stand das Wasser einen halben Meter hoch, und die Augustusbrücke, die zu dieser Zeit noch immer die einzige Überbrückung in der Stadt war, wurde teilweise zerstört. Die Schäden waren allgemein enorm. Der Bau einer neuen Brücke wurde aus der Sicht der Stadt nun sehr dringlich. Außerdem wurde er von den Eisenbahn-Betreibern gefordert. Die Strecke Leipzig-Dresden existierte seit 1839, die sächsisch-schlesische Linie Dresden-Görlitz sollte 1847 und die sächsisch-böhmische Linie von Dresden-Altstadt bis Bodenbach 1851 eröffnet werden. Es fehlte das Verbindungsglied, wofür eine Elb- überquerung erforderlich wurde. Karl Friedrich Pressler (1809-1857) sah als beratender Oberingenieur der sächsisch-schlesischen Eisenbahn schon 1845 in seinem Verkehrspro jekt eine kombinierte Straßen- und Eisenbahnbrücke vor. In Konstruktion und Bauaus führung wurde sie in der Tradition des antiken Massivbrückenbaues ausgeführt. Sie bestand aus der Strombrücke mit zwölf je 28,3 Meter weiten Bögen aus Sandstein in Korbbogenform, an die sich jeweils eine halbkreisförmige Öffnung mit 14,16Metern Spannweite und weitere Eisenbahnviadukt- und Straßenrampenanlagen anschlossen. Auf der Ansicht der Brücke nach einer Zeichnung von F. Ed. Müller (Stadtmuseum Dres den) sieht man Richtung Südwesten und erkennt den Turm der von Pöppelmann erbauten Matthäuskirche in Dresden-Friedrichstadt.’ Die Gesamtbreite der Fahrbahn betrug zwischen den Geländern 17 Meter, wovon etwa acht Meter auf den Eisenbahnteil und sechs Meter auf den Straßenteil entfielen. Die Gesamtlänge des Bauwerkes belief sich auf 1742 Meter. Die Gründung der Strom brückenpfeiler erfolgte auf hölzernen Pfahlrosten. 2 Das Mauerwerk entstand aus etwa 32000 m 3 Sandstein aus verschiedenen Brüchen in der Sächsischen Schweiz. Als Bindemittel wurde bis zur Hochwasserlinie hydraulischer Mörtel benutzt, sonst aber gewöhnlicher Kalkmörtel. 3 Die zwölf Gewölbe der Strombrü cke wurden innerhalb von sieben Monaten ohne Behinderung der Elbschifffahrt fertig-