Die Park-Lichtspiele auf dem Weißen Hirsch, um 1949 Seelen. Refugien für 90 und ein paar Minuten mehr. Im Winter war’s da wärmer als mitunter daheim und eigentlich alles so, wie es immer war. Nur Die Deutsche Wochenschau mit den Fanfa ren war verschwunden. Stattdessen hieß es nun Sie sehen selbst — Sie hören selbst — urteilen Sie selbst, der Augenzeuge, die als erste DEFA-Produktion 1946 entstandene Wochenschau. Der Vor film (irgendein Vorfilm, übriggebliebene Archiv-Unverfänglichkeit oder mit aktueller Wieder aufbau-Thematik) nebst bescheidener »Reklame« für noch bestehende Geschäfte und Firmen. Vertraut nach wie vor das knarrende Gestühl, die Frau, die die kleinen Karten entwertete und viel leicht auch mal das nötige Auge zudrückte, wenn das Jugendprädikat des begehrten Films mit dem Alter der Teenie-Stammgäste kollidierte, der Gong und der leise surrende Plüschvorhang, der die Zelluloid-Zauberwelt freigab. Rituale eines Filmnachmittags oder -abends. Der Ton war glücklicherweise etwas lauter als das Knurren hungriger Knabenmägen. Zum Ritual die Reliquie: das Programm. Handlich klein für 10 Pfennig, Schwarzweißdruck auf schlechtem Papier. Aber Information, Hintergrund, ein Stückchen Flimmerwelt zum Mitnehmen, bewahrte Erinnerung. Einige der erhaltengebliebenen Heimstätten der Flimmerwelt wurden zeitweise auch als Spiel stätten für Theater und andere Genres genutzt. In die Schauburg zog schon am 1. Juni 1945 das Volksvarietö ein. Eine Turnhalle wurde zum Kleinen Theater Reick. Noch im Oktober des gleichen Jahres übernahm die neue Stadverwaltung die funktionierenden Kinos der Stadt. Endgültiges regelte drei Jahre später die Verabschiedung des Gesetzes zur »Übernahme der Lichtspielhäuser