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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 19.09.1905
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1905-09-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19050919023
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1905091902
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1905091902
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1905
- Monat1905-09
- Tag1905-09-19
- Monat1905-09
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Vezug-.Prett t» der HnuptexpediNvn «Lei Leee» Anstz»-»» stelle» abgeholt: »tertrljLhrltch S.—. bet täglich zweimalig«, >j»st»ll»»g t»s Hans vterleljLhrltch ^ss 8.7L Durch »»s«, ans- würtig«» Ausgabestelle» »ad durch dt« Pop bezogen für Deutschland «ud Oesterreich vierteljährlich 4>sO, für dt« übrige« Länder laut Zeitung-Preislist« Diese Nummer kostet aus PUtz L allen Bahnhäsra und bei III ^Itz I den ZeitungS-BerkLaser» f Redaktion aud Expedttt»« Johaauisgasf« L Ferasp«. Nr. ISS» «r. »8, «tt. U7Ü. Verl irrer R«dakNvu- lv»r r«i, Berlin KV 7, Dorothee» strotz» O. Del. I. «r. «7». Dresdner Redaktion--vureaur TreSdea-L, «äuueritzsbk. »S. LephNr. L»L Abend-AnSgave. KWMr.TlWblaN Handelszeitung. Lmtsvkatt bes ÄSnigl. Laub- und -es HSnigk. Ämtsgerichkes Leipzig, des Nates und bes Notizeiamtes der Ltabt Leipzig. Anzelgnt-Vretr db« ««ttt^il« » Pt, Mumqttla Aazeraeu, me>chäf«mqeig«u>m1^: Text ober »u besouderei ktelle auch Dari' Für Vas Erscheine» « bestimmten lagen r Plütz« wird tetu« Garaalt« überumamen Ruguüu-platz 8, Ick, Istzmncksgass«. Dt« Lrpedtltau iß m»che»tagt mruutrrbruch» ^Sstaet »o» früh « bis -L«Ls 7 Mfl. UUtal-Er»«dtN»» Derlw, Lü-ow-r. 10 - v«sb«».Marie»ßr.Ss. Druck verlao v», U. «vlz tu Leipzig (Iah. Dr. V» R. » «L tkl«,»Hardt). Herausgeber: vr. >1kt»l Kttukhardt. 89. Jahrgang. Nr. "178 Dienstag IS. September 190Ü. nissc, wa» ungefähr auf die nicht mehr ganz neue I n«r die naturaemSb« Folge der schwMchnl Haltung fast k.'LL. i?- L1N.L " 'ra",1', s d.n- Uchn. ».ich- ^ostreicheS und pofilivet antwort«. Er t der Macht der Tatsachen und der Sucht wir sind ja täglich Zeugen von ängstlicher Behütung völlig veralteter, aber geheiligter Einrichtungen, gegen deren Langlebigkeit Methusalem ein Waisenknabe ist Aber eS klang durch den Schluß der Rede doch wie eine leise persönliche Hoffnung. Auch wäre das Aufwerken der Frage gerade jetzt wenig verständlich, wenn nicht dieser Hoffnungsschimmer seine Bedeutung hatte. Man hofft auf den ..neuen Mann", auf den Minister deS Innern v. Bethmann-Hollweg. in dessen Name« sich für viele schon die moderne Zeit spiegelt und auf den auch Herr Kirschner deutlich genug ansvielte. al- er sagte: „Ich glaube, daß die königliche StaatSregierung auch die Verpflichtung anerkennt, daß Fürsorge getroffen wer- den muß. um für die tatsächlich eingetretenen Verhält nisse eine juristische Form zu finden. Nach wiederholten Rücksprachen, die ich mit dem aegenwärtigen Leiter an der Verantwortlichen Stelle geführt habe, gewann ich diesen Eindruck." Der Oberbürger meister hofft allo, daß der Minister an Berlin heran treten werde. ES kann angenommen werden, daß Herr Kirschner sich in der Schätzung der persönlichen Ansichten und Neigungen des neuen Ministers nicht irrt. Nicht nur dessen Stellungnahme zur Fleischnotanoelegenheit, auch seine jüngste Posener Rede lassen darauf schließen. Alk höchste Aufgabe dek Ministers deS Innern be- trachtet er eS danach, „die gesunde Arbeit der Selbst. Verwaltung nach Kräften zu fördern". Die Freude in TrojaS Hallen ist also erklärlich. Aber freilich, manch- mal nehmen selbst Ministervrinzipien bei ihrer In karnation absonderliche Gestalt an. Trotz alledem bleibt die Zuversicht des Berliner Oberbürgermeisters zu loben und desgleichen die städtefreundliche Gesinnung de- Serrn Ministers. Inzwischen haben die Bürger Zeit, ihre Enkel ans daS große Ereignis vorzubereiten. * Herr v. Witte hat sich gestern abend in Cherbourg an Land begebe» und ist mit Rufen: „Es lebe Rußland!" begrüßt worve». * Zwischen dem serbischen Obersten und dem Kommandant«» der türkischen Greuztruppen, Hali Bey, haben Unterhandlungen stattgefunden. * 2000 Personen haben i» Abafcha (Kaukasien) einen Gefangen en-ug überfallen. (S. Ausland.) rstellung einer „un- die „Kölnische VolkS- sür diese Behauptung IIIUV I,r eines frivolen Spiele- schon jetzt gefallen lassen, abgesehen davon, daß sie die Beweise für ihre anderen Bcschuloiaunaen bis letzt noch schuldig geblieben ist. — Sou die Tendenz deS letzten Artikels der „Kölnischen Volkszeitung" sich mit dem Caprivi- Var wichtigste vom Lage. * Der Aufstand iu Deutsch-Ostafrika bat auch das Mahenge-Äebiet ergriffen. (S. Dtsch. Reich.) * Aus New Aork wird gemeldet, daß der Zustand Komwras sich gebessert habe, upv daßTakahira mit ihm sofort nach der Genesung di« Reise nach Japan an- treten Werve. 'R ' ' * Zwei Leutnants vom 22. amerikanischen Infanterie regiment find als Stabsoffiziere in die chinesische Arme« übergetreie«. Deutsches Keich. Leipzig, 14. September. * Sin neues «aiserlelegramm. Kaiser Wilhelm ließ dem Kommandeur des 5. Kalugaer Infanterie-Regiment« Kaiser Dilbelm I. Generalakjntanten Skalon, der gegenwärtig die Militärdiktatur in Warschau handhabt, auS Anlaß der blindertjährigen Jubelfeier de« Regiment« da« folgende Telegramm zugebeu: „Ich danke Ew Exzellenz für den ehrerbietigen Glückwunsch. Er bat mich übtrau« gefreut, da ich wußte, welche Liebe und Hoch achtung mein unvergeßlicher Großvater dem Kalugaer Regiment entgegengebracht und der geil gedacht hat, als er an der Spitze der russischen und preußischen Truppen sich da« GeorgSkreuz er- warben bat. Wilhelm I. k." Diese« Telegramm galt al« Antwort auf die Danke«- depesche de« Regimentskommandeur« anläßlich der Verleihung einer Fabne au da« Regiment. Dieser Tage weilt« eine aus einem Oberst, einem Major, einem Hauptmann und einem Feldwebel bestehende Deputation deS Kalugaer Regiment« in Berlin, die im Mausoleum in Cbarlotlenburg einen silbernen und einen Lorbeerkran; am Sarkophag Kaiser Wilhelm I. niederlegte. * Ter Aufstand in Teutsch-Oftafrik« greift nach einem Privattelegramm de« „8 A " immer weiter um sich. Stabs arzt Zupitza berichtet au- Iringa, daß da« ganze Mahenge- gebiet bis auf den Bereich de« Sultan« von Kiwanga auf- llänvisch ist. Die Verbindung zwischen Wilkbafen am Nyassa-See und Ssongea ist abgeschoitten. * Lur Kriegslage in Trntschskswcstafrika schreibt un« au« Swakopmund vom 20. August ein Mitarbeiter: ,Hch zweifle nicht, daß auch der neueste EinkreisongSverluch im Süden keinen vollen Erfolg haben wird. Den Guerilla banden ist rbm sehr schwer vei,»komme», sie habe» im Laufe der Ereignisse Wohl schon gelernt zu begreifen, daß fi« unseren Truppen am undeauemsten werden, wenn sie m viele Hausen verteilt aa allen mögliche» Orten ibr Unwesen treiben, baß also ihre scheinbare Zersplitterung ihre Stärke ist. Man bewundert unsere Soldaten, di« ohne Pause herum gehetzt, immer noch mit seltener Freudigkeit ihre harte Pflicht tun: hinter diesen gelben Schuften her zu sein. Da« ist kein „Krieg" mehr, da» ist di« Ausübung eiuer „Buschpolizei", um etliche Hundert räubernd« Hotte»t»tt« «fz» und »an «ine» Wafferlvch zu» a»tz«» M juß«. ll Lolilircdr cagerrcdau. Leipzig, 1». September. Die südweftafrikauische Bilanz. Aolonialdirektor Stuedel Hal die .Fölnische Volkszeitung" aufaetordert, ihren Gewährswaa» zu veranlassen, der Kolo- malaoteüung Mitteilung zu machen über die angeblichen Be- lege, auf Grund deren dtp „Kölnische Volkszeitung" die Be hauptung aufstellte, zwei Vertreter der Kolonialabteiluna (gemeint waren der Kolonialvirektor Stuedel selbst und Geh. Rat Helfferich) hätten iu bezug auf daS erste Kamerun- Etsendahnihudlkat unrichtige Angaben gemacht. Es wird nun abzuwarten sein, wie die Belege für die Behauptung deS Gewährsmanns der „Kölnischen Volkszeitung" au-iehen. — In einem ihrer früheren Beunruhigungsartikel stellte da- Zentrumsblatl u. a. auch ine Behauptung aus, die Kolonial abteilung habe seit einer Reihe von Jahren den Reichstag mit unrichtigen Bilanzen über Süvwestafrila getäuscht. Der kaufmännisch« Begriff einer ,,Bilanz ist im allgemeinen ziemlich fest umschrieben und federm-run mußte unter der Behauptung der Kölnischen Volkszeitung" verstehen, daß da- Kolnuialamt dem Reichstag« unrichtige Angabe» über Einnahme- und AuSgabeposten gemacht habe. In ihrem Abendblatt vom Sonnabend verögentftcht »un die „Kölnische BolkSzeitung" einen Artikel- Die iüdwestafrlkanische Bilanz , in dem man eigentlich die Beweise für die schwere Anklage einer unrichtigen Bilanzaufftellung seitens der Kolonial, abteilung erwarten durfte. Aber rva- enthält diese „Bilanz'-Enthüllung? Lediglich Ausgrabungen auS einer Anzahl von Denffchriften für die Kolonie Süvwestasrika, aus der man vom Jahre 1892/93 an nur entnehmen kann wie ungemein die Urteile von Sachverständigen und anderen Autoritäten in bezug auf die Boden bel'chasfcnbeit, di« An siedelungsmöglichkeit und wirtschaftliche Ausnutzung der Kolonie au-emandergehen. In diesen Penkschriften laßt sich zwar durchgängig eine optimistische Auffassung über die Zu kunft der Kolonie, aber nun und nimmermehr der Beweis für die der von dem Gewährsmann der „Kölnischen Volks zeitung" ganz bewußt gemachte Unterstellung einer richtigen Bilanz" erkennen. Wenn I' zeltang" kein anderes BeweiSmatericii . beibringt, so muß sie sich den Borwurf Spiele- schon jetzt gefallen lassen, abgesehen davon, daß sie die Beweise für ihre anderen Befchuloiaunaen bis letzt noch schuldig geblieben ist. — Soll die Tendenz deS letzten Artikels der „Kölnischen Volkszeitung" sich mit dem Caprivi- scksen Ausspruch decken: „Deutschland müßte froh sein, die Landwüste von Südwestafrika wieder los zu werden" — so können wir der „Kölnischen Volkszeitung" nur versichern, daß eine solche Frage gar nicht diskutierbar ist! ist dabei »ur, daß noch mancher Mutier Goh» za sei»« vorangegangenen Kameraden i« die heiß« Gruft ge bettet werden wird, ehe e» dahin kommt, daß der letzte ausstälidische Hotientott die letzt« Patrone ab feuert. — In die Nähe der Hauptstadt Windhuk kommen immer »och umherstreifende Herero-Baude«, gut bewaffnet mit reichlicher Munition versehe». Kein Farmer kann sich abend« ruhig auf sei» Bett streckt«, er riskiert stänkig uuerbetenen Besuch. E« ist geradezu wunderbar, wo vie Leute immer wiever ihre Munition herbekommen, sie muffen schon jahrelang geheime Arsenale aogesüllt haben, vereu Kosten in vie Tasche» gewissenloser weißer Munitions schmuggler gewandert sind; die Kapkolonie und das nörvlich angreuzende porlugiesffche Angola hat dies« Händler e»t- seudet, soviel ist sicher. * Stu zweiter sächsischer Trupp euütmtsstzlatz. Da sächsische KriegSministerlUlN sucht bekanntlich de« Mangel eine« zweiten Truppenübungsplatzes abzustelle«. Dabei find Verhandlungen mit der Stadt Torgau (Prov. Sachsen) wegen eines Geländes bei Belaer» gepflogen Worten. Doch soll ein Uebereinkommeu über die Ent schädigung de« Grundbesitzes nicht zustande gekommeu sei«, und insbesondere sollen die Forderungen der Stadt Torgau zu hoch gewesen sein. Auch wird berichtet, daß die For derung der preußischen Behörden, eine Baku von Torgau nach Wurren zu bauen, eine» Abschluß des Projektes ver hindere. Damit entfallt vorläufig die Besorgnis, daß dieser lächsische Truppenübungsplatz außerhalb Sachse»» angelegt wird, und es steigen die Chance» für da« i» Sachs« selbst, z. B. bei Grimma in Betracht kommend« Gelände. * Tie Sozialdemokratie und die sächsische» ^ntzt«gO. wählen. In einem einzigen Wahlkreise machen sich die Sozialdemokraten nun doch Hoffnung, das Landtags mandat zu erobern: im 37. ländliche» Wahlkreis (Harte»- stein, Wildenfels, Lichtenslein). Dort find in der 3. Abteilung fast sämtliche sozialvemolraiische Wahlmäuner gewählt, aber auch in der 2., der au-ichlaggebenven Abteilung, habe» sie starke Avancen gemacht. E« wurden gewählt in Haßla« 4 sofialdemolratrsche Wahlmännrr, in B ilau zwei, tu Hoh» dorf I. Bezirk ebenso viel sozialdemokratisch« wie bürgerlich« Wablmänuer, in Hohndors II. Bezirk 2 sozialdemokratisch«, iu Röolitz 1 sozialdemokratischer, iu Friedrich-grün 1 sozial- deniotrariicher, in Mülsen-St. Niklas zwei sozialdemokratische. In den genannten Orten sind als» »Wölf sozialdemokratische Wabkmänuer mit bedeutenden Mehrheit«« gewählt und die sozialdemokratiiche Parteileitung erwartet, daß auch aus de» übrigen Orten gleich günstige Resultate eiutreffen. Es würde allerdings der Gipfel der Ironie sein, wen» unter de» gegenwärtigen, gegen die Sozialdemoffatie zugtschnittea« Wahlrecht ein sozialdemokratischer Abgeordneter erstmals iu einem — ländlichen Wahlkreis gewählt wird. * Jur LauatagSwadl. In einer i« Roseuschlößche» « BorSdorf stattgehabten Besprechung, zu der auch di« Cw- memdevorfiände der umliegenden Ortschaften emgeladea Ware», bat der Gutsbesitzer Osw. Friedrich in Hirschfeld erklärt, daß er seine Kandidatur für den 22. ländlichen Wahlkreis endgültig iurückziebe, um dadurch einer »och größere» Slimmenzeriplikkerung vorzubeugen. Der Streitfall zwischen Rumänien und Griechenland. Au- Wien wird unS berichtet: Der zwischen Rumänien und Griechenland wegen der kutzowalachischen Frage eingetretene Zwiespalt bat in Wien sehr unangenehm berührt. Gras GoluchowSky hatte «S sich vor acht Jahren als ein besonderes Verdienst ungerechnet, den damals vollzogenen Bruch derselben Staaten durch eine sehr ver söhnliche Haltung ausgeglichen zu haben. Ebenso yatte er wahrend der darauf folgenden Jahre stets darüber gewacht, daß zwischen diesen beiden rnchtflawischen Balkanländern Zwistigkeiten vermieden würden. Während deS leKten IabreS aber hat die Wachsamkeit des auswärtigen Minister in Wien offenbar etwas nachgelassen: denn in Wahrheit ist eS doch eine sehr lächerliche Sache, wenn die Staaten wegen der Streitigkeiten einiger sich al- Makedorumänen bezeich nenden sehr kleinen Gruppen Makedoniens in ernste Feind seligkeiten verwickelt werden. ES ist deshalb zu erwarten, daß die österreichische Regierung in Bukarest und Athen alles ausbieten wird, um den entstandenen Streit wieder auSzu- gleichen. Berlin, 1V. September. * Tkutjchlaud uvL Amerika. Ja der Rede bei de« Fest- mahl für de» nach Pari» berufenen Geueralkvnsul Mass« führte der amerikanische Botschafter über di« deutsch-amerika nischen HandclSbeziebuvgen au«: Der gegenwärtige Lugenblick ist äußerst günstig zur Regelung der Handelsbeziehungen, da in Deutschland ein starke« Jnleresse an den amerikanisch« Ännelegenheiten vorhanden ist. Die Amerikaner, di« zu Tausenden al« Reitende dierher komme», werden stets mit Freundlichkeit und Höflichkeit in allen Teilen de« Reiches be handelt. Wir hauen neulich ein seltenes Beispiel inter nationalen Wohlwollen«, al« der deutsche Kaiser ei»e Dele gation von Mitgliedern de« amerikanischen Kongresses empfing, die die parlamentarische Konferenz rn Brüssel besuchte. Nir waren die Beziehungen zwilchen den beiden Ländern so gut wie gegenwärtig. Urbergehend auf die bevorstehend« Drskusswn über die dem sch-amerikanischen Handelsbeziehungen füdrte der Botschafter au«: Meine einzige Hoffouug und mein Wunsch sind, daß schließlich ei» Uebereinkommeu erzielt werde, da für beide Lander billig und gerecht und von Nutzen für den internationalen Handel beider Staaten ist. * Also Loch nicht! Die Nachricht, daß die Orffnung der russischen Grenze >ür die Einsuhr de- erhöhten Schweioe» konlingentS unmittelbar bevorsteht, ist, wie die „Allgemeine Fleischerztg." zuverlässig erfahren baben will, nicht zutreffend. Das Gerücht sei darauf zurlickzufübren, daß ein Beamter de« preußilchcn Landwirtschaft-Ministerium« in den letzten Tagen auf den russischen Viehwärltrn weilte, um sich zu in- formieren. * Tie Ehristltchsozialen hielten in den beide» letzte» Tagen ihre« Parteitag ab Lt« Ort war in Rücksicht auf dre Wahl agitation Esten gewählt worden. Stöcker wandt« sich gegen die internationalen Mächte: Zentrum, Sozialbemotran«, Kapital, Industrie, al- national blieb nur der christliche Sozialismus übrig! Etwa» unvorsichtig gegenüber dem ver bündeten Zentrum! Sonst ist nicht« Bemrrke»-wert«- her- vorzuhrben, e« sei denn, daß Stöcker auf eine ih» ver himmelnde Rede de» bekannten Lizentiaten Weber, der ibn bat, seine Kräfte zu schonen, beruhigend antwortete: „Um mich brauchen Sie sich nicht zu sorgen, ich bi» erst 70 Jahre alt!" ein Wort, da« mit großer Heiterkeit und Beifall aus genommen wurde. * Verein für S«,talpolitlk. Auf der Tagessrdini», he« «Verein» für Sozialpolitik", der i» nächster Woche, vom 2>» di- 27. September in Mannheim sein« Generalversmnmlmm abhält, stehen bedeutungsvoll« Fragen zur Verbarrdirmg, f» bas Thema des Wettbewerbs der Binnevwafferstratz«» mit den Eisenbahnen unter besonderer Berücksichtigung h«s dahm i» Frage kommenden sinaniiellen P»»ff«s; das Thema hW- „Ardeiterveihältniffes m den Riesenbeiriehen" wird am 2. Taß« behandelt und diskuliert und am 3. Tag« (27. Sepkinheck) bespricht Professor Schmoller di« Frag« des Berhältnifles der Kartelle znm Staat. Zorialclemoltraiirchrr Larkeitsg. Bon unserem eigenen Berichterstatter. III. vr. 6. Jena, 18. September. Heute nachmittcra führten die Kleinen da- große Wort. ES wird über die Oraanisanonsfrage und das Vollmarsche Referat diskutiert, wobei sich naturgemäß die sogenannten Unteroffizier« der Porter aus» lebhafteste beteiligen. Gerade da« hat wesentlich zu dem schnellen Wachstum der Sozial- demokratie beiaetragen, daß alles bei ihr mitarbeitet, daß ieder einzelne Genosse daS stärkste persönliche Interesse an den Fragen der Agitation und Organijanon hat. So kommt es, daß auf dem Parteitage eigentlich jeder Delegierte Spezialist aus diesem Gebiete ist. Jeder von diesen Spezra. listen glaubt dazu natürlich envas zu jagen zu haben, und wir können froh jein, daft die Zeit nicht auSrelchen wird, die dreiundetnhalbhundert Delegierten zum Wort zu lassen. Quantitativ wird die Debatte von der Frage beherrscht, ob man den LandesoraamsaUonen etwas mehr oder etwas weniger Einfluß -umessen soll. Sachlich ist für di« Nacht genossen nur dre „Bo rwä r t»"-Frage von Intereste. Es wrrd dabei noch nicht über die politisch« Haltung deS „Vorwärt»" gesprvchen. Das kommt später und mag wohl interessant genug werden- Heute handelt es sich um den An- trag der meisten Berliner Wahlkreise, der dem „Vorwärts" leinen Charakter als Zentraloraan der Partei nehmen will. Der Abg. Zubeil und sein Berliner Landsmann Wels begründeten diesen Antrag mit „Gerechtiakeit-gründen". Jeder ander« Krei» habe sein eigene- Lokalblatt, nur d>e armen Berliner vegetieren ohne «me Zeitung dahin, di« ihnen selbs: gehört und ihre Ansichten und Wünsche oertrup Der „Vorwärts" untersteht allerdings, wie jedes lokal« Partei blatt, einer Pretzkommission. die von den Berliner Genossen gewählt wird. Aber er untersteht gleichzeitig dem Partei. Vorstände, besten Einfluß iu prari wohl meiit üoerwlegen wird. Der Parteivorstand ist nun in seiner Mehrheit viel revisionistischer gesinnt wie di« Berliner und di« wollen deo- tzacb auf cie-ene Faust den „Vorwärts" etwa- radikalisieren, -i-ies« „Vorwärts -Debatte wird durch eine Bebelsche Rede im wesentlichen erledigt. Danach Haden zwe» Brrftner Kreise :er.er Antrag abaelebnt: zwei Kreil«, die über 30 tw Abonnenten des „Vorwärts umfaßt, ein Drittel der Gesamt- auflaae. DeS weiteren beklagt sich Bebel, daß die Berliner seit Monaten über diese Sache beraten, ohne dem Partei vorstande etwas davon mit-uteNen (Unruhe.) Dieser er fuhr davon erst, al- es zum Eingreifen zu spät war. Der Einfluß der Berlmzr aus das Zentralorgan sei in Wirklich, keit niemal- beschränkt worden. Sie batten in den letzten Jahren vier Redakteure ihrer (der radikalen) Richtung dineingebracht. Allerdings gewannen zwei von diesen vier Redakteuren allmählich die Ueberzeuaung von der Unrichtig, keit ihrer radikalen Anschauungen. Aber dafür könne «an doch den Parteivorstand nicht verantwortlich machen. Richtia sei, daß den „gegenwärtigen unhaltbaren Zuständen ein End« gemacht werden müsse. Darüber werd« sich aber der Vorstand schon allein mu den Berliner Genosten einigen. Jedenfalls sei es eine Unmöglichkeit, daß das Blatt, da- am sitz« des Vorstandes erscheint, dem Einflüsse dieser höchsten Partellnstanz vollkommen entzcgen werde. Im Namen des gesamten Vorstände- bittet der Redner dringend um Ab lehnung deS Anträge-, (Lebhafter Beifall.) Freilich ließ B«>el zweifelhaft, ob mit den «unhaltbaren Zuständen" die Gesamtbaltung des ZentraloryanS gemeint war oder nur die Differenzen innerhalb der Redaktion Schließlich wird der Antraa auf Schluß der Debatte anae- nommen und nach einem Vorschlag« Singer- die bisherige Kommission beauftragt, ihren Entwurf aus Grund der Dis- kufsion einer nochmaligen Redaktion zu unterziehen. Im Laufe der heutigen NachmittagSsitzung ging folgende Resolution von Ev. B« rnstein und 22 anderen Dele gierten ein, dt« später bei der Besprechung der parlamen- torischen Tätigkeit (Punkt 4 der T.-O I «rleviat werden soll: Der Parteitag lenkt die Aufmerksamkeit de- deutschen Volkes auf di« nichtachtend« Bebandlung des deutschen Reich-tagS durch die Reich-regierung, wie sie sich in neuerer Zeit immer deutlicher zeigt und insbesondere bei Fragen der au-wärline« Politik, wie der Marokko-Handel a»d die Stallunaaahme zum rusflich-japautschen Konflikt, jetzt wieder mit all ihren Schäden und Gefahren zutage ae- trete« ist Der Parteitag verurieilt diese »ichtachtend« 8WÄ Srorr-Vekll«. (Don unserem Berliner Korrespondenten.) Die ärgste Kleinstaaterei hat in ihrer schlimmsten Zeit keinen größeren Wirrwarr anrichten können, al- die Kleinstädterei um Berlin herum jetzt zeitigt. Besonders Ker Westen ist in dieser Beziehung eme wahre Fund- grübe für Naritätenliebhaber. In der Gegend etwa zwischen Zoologischem Garten und Potsdamer Straße gehören die Territorien bald zu Berlin, bald zu Char- lottenburg, hier zu Wilmersdorf und fünf Schritte weiter zu Schöneberg. Die Anwohner selbst haben es langst aufgegeben, über die Stadtangehörigkeit ihrer nächsten Nachbarn klar zu werden, denn oft genug geht eine Stadtgrenze niitten durch ein Grundstück und teilt die Bewohner von Aorder- und Hinterhaus oder gar desselben Gebäudes verschiedenen Kommunen zu. Diese Zustände haben natürlich ihre Folgen, die von den Bürgern für gewöhnlich nur als Scherereien ärger licher Art. häufig aber auch als pekuniäre Nachteile empfunden werden, zum Beispiel im Schul- und Steuer- wesen. Zu den Scherereien ist eS zu rechnen, wenn ein Schöneberger in das Cbarlottcndnrgcr NebenhauS ver zieht. auf daS Polizeiburcau seines Reviers zitiert wird und nun im hochnotpeinlichen Verhör seine kommunale Existenzberechtigung durch Verlegen ungezählter Legi timationen erweisen soll. Ob und wann und wo und non wem er geboren, ist aktenmäßig festzustellen. Und dre Legitimität seiner Beziehungen zu seiner Ebesrau wird so lange bezweifelt, bis alle polizeilichen Bedenken schwarz aus weiß beschwichtigt werden können. Diese privaten Mißhclllgkeiten sind aber ein Kinderspiel gegen die Schwierigkeiten, die den Kommunalverwaltungen selbst erwachsen. Die Winkelei verhindert oder verteuert wenigstens alle durchgreifenden, einheitlichen Einrich tungen städtischer Natur, und rwigc Prozesse vor den Ver waltungsgerichten vermögen erst recht in dem verzwickten wirtschaftlichen Streitigkeiten der Kommunen unter einander keinen gerechten An-gleich herbeizuführen. Nur der Berkehr und die ihm dienenden öffentlichen Institutionen, unter denen rühmend die Postvcrwaltung »u nennen ist, kehren sich einfach nickt an die lächer lichen, weil unzeitgemäß gewordenen Zustände. Groß- Berlin ist wirtschaftlich und verkehrspolitisch längst Tat sache geworden, und alle Abneigung gegen den „Wasser kopf" vermag daran nichts zu ändern. Bei dem staunenden Suchen nach den Ursachen für dies sorgsame Konservieren anachronistischer Verhält nisse gerät der Forscher sofort auf da- Gebiet der Koben Politik. Tie Abneigung Ker Regierung gegen das ihrer Ansicht nach übermäßige Anwachsen der großen Städte und insonderheit Berlins, ist nickt von heute oder gestern. CS ist der Reflex desselben Gefühls in der agrar-kon'crvativen Partei, die auf die Geschicke Preußens und Deutschlands noch heute maßgebenden Einfluß übt. Fragen wie Industriefcindsckaft, Leute not und Aehnliches spielen da hinein, und für die staat liche Verwaltung kommen noch reine Machtfragen dazu. Die Streitereien wegen des AufsicktSrcchtS über die Schulräume haben vor nickt langer Zeit die Gemüter erregt, und überhaupt — die ganze wirtschaftliche Machtstellung ist den staatlichen Organen unbehaglich. Die weit dabei auck noch Sentiments in noch höheren Kreisen Einfluß haben, kann im einzelnen nur schwer nackgewiessn werden. Als sicher aber ist anzunebmcn. daß ohne eine Wandlung der Sinnesart maßgebender Personen nickt an eine gründliche Aenderung zu denken ist. Die Negierung hat in der Frage schon einmal eine Schwenkung vollzogen. Dor Jahren war sie einmal be- reit, ihren Segen zn der Tatsache Groß-Berlin zu fleben. Herr Kirschner, der Berliner Oberbürgermeister und varkettgcwobnte Freisinnsmann, hat erst dieser Tage wieder einmal Kem Staktvarsamente die Historie der Groß-Berliner Verhandlungen und Erwägungen erzählt. Er gab zu. daß damals die Realisierung der einheitlichen EinverleibungSprojekte an der Unschlüssig- kett der städtischen Behörden gescheitert ist Und als kann die Komm'me wollte, war Ker vsockoloaische Mo ment verpaßt. De" Regierung war ihr früheres Ent gegenkommen längst leid geworden, und seit der Zeit mflffen alle Versuche zur .Herbeiführung normaler Zu stande an der ^reng ablehnenden Haltung der Regie- nina scheitern. Herr Kirschner konnte auf die Frage i nach den heutigen Aussichten Ker Plane nur recht wenig i
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