In der Frankfurter Ausstellung wurden erstmalig die Vorteile des Wechselstromes (Ws) augenfällig durch Fortleitung von transformierter Energie über größere Entfernungen vorgeführt. Unter dem Eindruck dieses technischen Fortschritts wurde ein erneuter Wettbewerb ausge schrieben. Die Sachverständigenkommission empfahl jene Projekte, die ein Ws-Werk auf dem Gelände des Gaswerkes Reick vorschlugen. Im November 1892 gelangte die Vorlage an die Stadtverordneten, aber erst P/2 Jahr später, im März 1894, kam sie zur Beratung. Diese erneute Verzögerung wurde durch den Berichterstatter Baumeister Hartwig verursacht, der versuchte, sich unabhängig von den Sachverstän digen ein eigenes Urteil zu schaffen. Er schrieb sogar ein Handbuch der Elektrizitätslehre, das er als dreibändigen Druckbericht der Vorlage bei fügte. Auf Grund seiner Untersuchungen und der bei anderen Städten eingeholten Informationen beantragte er entgegen dem bisherigen Be schluß, die Errichtung des E-Werkes den Unternehmern zu überlassen. Seinem Antrag lag die Auffassung zugrunde, daß die Gemeinde nur solche Aufgaben übernehmen solle, die einem allgemeinen und un abwendbaren Bedürfnis der Einwohner entsprechen, wie dies bei Wasser und auch Gas der Fall sei. Man gehe jedoch irre, wenn man das elek trische Licht als ein solches unabwendbares Bedürfnis erkläre. Hierbei betonte er lebhaft die Vorteile des Gasglühlichtes. Unerwartet erstand ihm ein gut gerüsteter Gegner aus den Reihen der Stadtverordneten selbst. Oberregierungsrat Krieg, ein Mitglied des Aus schusses für elektrische Beleuchtung, schlug ihn trotz seiner drei Bücher aus dem Felde und vertrat die Vorteile des elektrischen Lichtes vor dem Kollegium so überzeugend, daß die Mehrheit zustimmte. Er führte unter anderem an, daß es falsch sei, das neue Unternehmen in private Hände zu geben, weil die Behörden sich dadurch des alleinigen Verfügungs rechtes über den öffentlichen Straßenraum begeben würden. Die Stadt könne außerdem nicht auf das Beleuchtungsmonopol zugunsten eines Privatunternehmens verzichten. Es sei unbedingt nötig, daß die Erzeu gung von Gas und Elektrizität in einer Hand vereinigt sei. Damit wurde in dieser denkwürdigen Ratssitzung 1894 entschieden: Errichtung und Betrieb des E-Werkes durch die Stadt, Ausführung in Reick, Wahl des Stromsystems blieb dem Rat überlassen. Der neue Oberbürgermeister Beutler, der sich rasch in die Materie ein gearbeitet hatte, trieb die Dinge nun voran. Es ergab sich die Not wendigkeit, das Projekt Reick fallen zu lassen und das Werk auf dem Grundstück der Altstädter Gasfabrik an der Stiftsstraße zu errichten. Außerdem entschloß man sich, die gesamte Versorgung auf Einphasen-