Suche löschen...
Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 20.10.1928
- Erscheinungsdatum
- 1928-10-20
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-192810208
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19281020
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19281020
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1928
- Monat1928-10
- Tag1928-10-20
- Monat1928-10
- Jahr1928
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 20.10.1928
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
wärt»- und Gegensirömungen auf dem Arbeit-martte 1s! jedoch nicht mehr voll möglich, da die B^ssenrng in der Textilindustrie nicht erheblich fortgeschritten ist und bis letzt noch zu sehr dem Einflüsse kurzfristiger Auftraaäxin» gänge ausgesetzt ist, die einen Aufschwung von gröberem Umfange verhindern. Die Belebung der Nachfrage in der vogtländischen Stickerei- und Spitzenindustrie scheint von längerem Bestände zu sein, als eS zunächst den Anschein hatte, da neben den Wirkungen de» Weihnachtsgeschäfts auch konjunkturelle Einflüsse, wie die günstigere Mode für Spitzen, ein» Rolle spielen, aber auch hier find noch zu viel nachteilige Einwirkungen,' u. a. tne starke ausländische Äon kurrenz, einer wirklichen Erholung der jahrelang barnicder- litgenden Industrie im Wege, und der Arbeitsmarkt hat durch die wiedereingestellten Sticker, Stickerinnen und ande ren Fachkräfte erst eme geringe Entlastung erfahren. L47 z«» Ittesser S6. VktO-er 1VT8, abeavs. 81. Jahr- Ansere wirtschaftliche« ArrknnftSausfichteir einst und jetzt. (von unserem volkewirtfchaftllchen Mitarbeiter.) 8"l Dran« der Zett kommen nur wenige von uns dazu, sich ein klares Bild darüber zu machen, ob sich jetzt wirklich wieder alle Bedingungen schaffen lassen, um für unser Volt eine ähnlich« wirtschaftliche Blüte heraufzusühren, wie in den letzten Jahrzehnten vor Ausbruch de» Weltkrieges. Da geben di« Ausführungen, die der Erste Syndikus der Handelskammer Duisburg-Wesel, Oberbürgermeister a. D. Dr. Most, auf der Prästdialsitzüng de, Deutsche!, Industrie- und Handelstages zu Berlin Ende der vergangenen Woche über di, bevölkerungspolitische Lage Deutschland» und Europa, gemacht hat, doch sehr zu denken. Dr. Most zeigte zunächst, das, der jährliche Bevölkerungsiiberschust des deutschen Volke, vor dem Kriege noch 800O00 betragen hat und inzwischen auf 350 000 bis 400 000 gesunken sei. Schon jetzt lasse sich fast mathematisch d«r Zeitpunkt voraus berechnen, wann Deutschland überhaupt keinen Be- völkerungsüberschuh mehr aufzuweisen haben werd«. Die Geschlechts- und Altersoerteilung habe sich in Deutschland gegenüber früher recht ungünstig entwickelt. Daß der Krieg mehr Männer als Frauen gekostet hat. leuchtet ein. Be- denklicher aber ist, daß sich in den letzten Jahren das Durch schnittsalter der lebenden Männer ganz gewaltig ver schoben hat, nämlich von 36 auf 55 Jahre. Während wir nach unserer Beoölkerungszunahme in der Vorlriegszeit alle Anwartschaft besaßen, der germanischen Rasse, — und in ihr wieder dem deutschen Volkstum — einen großen Anteil an der Erschließung und Besiedlung der ent wicklungsfähigen, klimatisch günstigen Teile des Erdballs zu verschaffen, ist diese Aussicht nach dem Kriege stark ge sunken. Wer ist nun der Erbe der Aussichten, die wir langsam, aber sicher zu verlieren im Begriffe sind? Dr. Most stellt fest, daß innerhalb Europas der Einfluß des Slawentums auf Kosten des bisherigen Einflusses des Germanentums gestiegen sei. In der Welt haben Amerika und Asien Wneller« Fortschritte gemacht als Europa. Most ist d«r Meinung, daß die Verschiedenheit der Thancen, welche bisher zwischen den Rassen und Lolksstämmen herrscht«, schnell abnimmt. Selbst wenn das richtig ist, wird sich das deutsche Volk doch nicht in die Aschenbrödelrolle fügen dürfen, in die unsere früheren Kriegsgegner unsgedränat haben, und in der sie uns festzuhalten suchen. Mit künst. lichen Mitteln wie Kinderprämien werden wir auch nicht mehr Erfolge haben als andere Völker (z. B. die Fran- zosen). Wir müssen uns große außen- und innenwirtschaft. liche Aufgaben stellen, die einem starken Nachwuchs Be- tätigungs- und Erwerbsmöglichkeiten geben. Das kann nur im Rahmen einer einheitlichen und zielstrebigen Außen politik geschehen. Zu unserer Beschämung müssen wir gr- stehen, daß der Hader und der blinde Haß. der sich in inner- politischen Fragen entlädt, auch an der Pforte der Außen politik nicht Haltmacht. Der Hauptarund für diesen Mangel ist darin zu suchen, daß unser Volk im Verhältnis zu seiner Intelligenz und seiner allgemeinen Bildung ein besonders geringes Maß von Kenntnissen auf den Gebieten der Außen- und der Wirtschaftspolitik besitzt. Gelingt es hier ruhigen und jedem Parteifanatismus abholden Männ-rn, in dunkle Köpfe Licht und Klarheit hineinzu bringen, so m-rden wir die Voraussetzungen schaffen tonnen, um unsere gegenwärtigen wenig günstigen wirtschaftlichen Zukunftsausfichten allmählich wieder auf den Vorkriegs stand zu heben. SbVVBbb «»NGS». e Ä §22 auf die. Untversttätenund 20012 auf die r«ch- !«n Mitt« «A- er und Gästreil- hiuzw, so kommt —L also von rund lSl 000 Hochschulbesuchern. Betrachtet Man die Entwicklung des Hochschulbesuches vom Sommer 1927 zu« Sommer 1928, so ergibt sich bet den Universität«» em« Steigerung mm 72 2« auf 88 S22, also um 11 < 27 Studierende im letzten Jahre. Ein« wesentliche geringer« Steigerung hatte« bi« Technischen Hochschule» zu verzeichnen, und zwar von 19 977 auf 20845. Bet den übrige» Hochschulgattungeu waren St«ta«r»nge» bet den Tierärztlichen Hochschulen, Le» Philosoph-Theolo gischen Hochschulen und den Pädagogischen Akademien frst- zu stellen, während bt^ Landwirtschaftlichen, Forstlichen und Handelshochschulen und die Bergakademien teilweise emp findlich« Rückgänge aufzuweisen hatten. Diese Zahlen gewin nen jedoch erst besondere Bedeutung, wenn man sie zu der Vorkriegszeit in Beziehung bringt. Setzt man de» Hochschulbesuch be» Sommersemesters 1911 gleich 100, so ergeben sich für de« gegenwärtigen Hoch- jchulbesuch sGS. 1928) folgende Indexzahlen: Universitäten 151, Technische Hochschulen 187, Landwirtschaftliche Hochschu len 125, Forstakademten 98, Tierärztliche Hochschulen 47, Bergakademien 79 und Handelshochschulen 190. Während alfo die Universitäten, Technischen Hochschulen, Handelshoch schulen und Landwirtschaftlichen Hochschule» gegenüber ber Vorkriegszeit teilweise sehr starke Zunahmen zu verzetch- neu haben, ist -er Besuch ber Korst» n«b Bergakademie« und ter Tierärztlichen Hochschulen zum Teil Lurch Verle tz mrg be» Studiums auf andere Hochschulgattunaen zurück- ftegangen. Wichtiger noch als diese Gesamtzahlen ist eine Betrachtung darüber, welche Entwicklung die wesentlichsten Studienfächer nach Gruppen zufammengesaßt in diesem Zeit raum genommen haben. Setzt man wieder das Sommer» semefter 1911 gleich 100, so ergeben sich für die Universitäten im Gommer 1928 folgende Indexziffern: Evangelische Theologie 127, Katholische Theologie 1Ü4, Rechts» und Staat-Wissenschaften 215, allgemeine Medizin 108, Zahnhetl» künde 807, alte und neue Philologie und Geschichte 101, Ma thematik und Naturwissenschaften 158, Chemie 176, Samera- lia und Landwirtschaft 302, Pharmazie 78. Mit Ausnahme der Pharmazie haben mithin im laufenden Sommersemester alle Gtubienfächergruppen der Universitäten -en Vor kriegsstand überschritten. Bet -en Technische« Hochschule« ergaben sich für die gleiche Zeitspanne folgende Indexziffern: Allgemeine Wis senschaft 581, Architektur 90, Bauingenieurwesen 97. Ma- fchtnentngenteurwesen 214, Elektrotechnik 1056, Schiffbau 68, Chemie und Hüttenkunde 149, Pharmazie 145, Landwirt schaft und Forstwissenschaft 78. Interessant ist hierbei die Feststellung, daß sich da- Studium der Elektrotechnik gegen über der Vorkriegszeit mehr al» verzehnfacht hat. Ein starke» Wachst«« hat endlich das Ararrexstudsum anfzuwetsen. Wir stehen hier allerdings, an dem Klassen besuch der höheren Schulen gemessen, erst am Anfang einer rapiden Aufwärtsbewegung. Gegenwärtig sind unter den 112 815 ImmatAkulierten Studierenden aller wissenschaft lichen Hochschulen 18087 Frauen, also 11,7 Prozent. Ein Vergleich dieser Gesamtztffer mit dem Vorkriegsstände ist indessen leider nicht möglich, da zuverlässiges Material dar über nicht vorhanden ist. Da aber das Frauenstudium sich vorwiegend an den Universitäten konzentriert, ergibt ein Vergleich des UniversitätSbesucheS 1911 und heute einen einigermaßen verläßlichen Maßstab für den Grad der Auf wärtsbewegung. Im Sommer 1911 waren unter den 55118 Studierenden nur 2 464 Frauen, im Sommer 1928 unker 83 322 Studierenden bereits 12 052. Der Anteil der Krauen am Untversitätsstudium hat sich mithin in dieser Zeit von 4ch Prozent auf 14H Prozent gehoben, also mehr als ver dreifacht. Der Ai»slLuL«rbesuch hat noch immer nicht -en Vor kriegsstand erreicht. Während 1911 4234 Ausländer an den deutschen Universitäten studierten, sind e» heute erst 4077, wovon 2050, also über die Hälfte, deutscher Sprächzugehörtg» keit sind. Bei -en Technischen Hochschulen ist ber Rückgang noch größer: von 2828 SnSländern 1911 auf 1844 heut«, dar» unter 800 mit deutscher Sprachzugehörtgkett. Die Gesamt- Zahl »er Ausländer a« all«« deutsch«« Hochschyken beträgt »urzeit«41 und entspricht LF ProzentderGesamtfrequenz >«« wirt. Diese Vermutung zrü«det sich aus -ie Klassen- srequenzen der Schulen. Daß nur «in klein«» Teil dteser Massen ein« -er akademischen Vorbildung entsprechen-«« Berufsstellung finde« wird, ist ebenso wahrscheinlich,- dar- über sollte sich jeder, der heute zur Hochschule drängt, klar sein. Mell WkiMSMmM Ak BVfkim. vi>». Nach Len Ermittlungen des Statistischen Reichs amts wurden im Deutschen Reiche 1S26 insgesamt 34105 Ehen geschieden: da« bedeutet »war einen Rückgang der Scheidungen gegenüber dem Fabre 1925 um 1346. Immer- hin aber liegt die Ziffer des Berufsjahre» mit 54,3 Ehe scheidungen auf 100000 der Gesamtbevölkerung noch um sqst das Doppelte höher al» die von 1913, die 27,3 betrug. Die Statistik meint jedoch, dass zum Teil die hohe EhescheidungSztNer noch darauf zurückzusühren sei, daß im BerichtSiahre die sogen. KriegsscheidungS- Prozesse, also die Lösung von Ehen, die während des .Kriege- manchmal etwa« vorschnell geschlossen wurden, noch immer nicht alle,durchgeführt waren In den meisten Etnzelgebteten war eine Abnahme der EhescheioungSzlfier zu verzeichnen: sie war besonders auffallend in Berlin, wo im Fahre 1326 nur 132,4 Ehescheidungen auf 100000 Einwohner entfielen gegenüber 186,3 im Jahre 1325 und 133,4 im Fabre 1324. In der Provinz Sachsen, in Würt» temberg, -Hessen, Hamburg, Mecklenburg-Schwerin. Olden» bürg, Lipp« nnd Lübeck dagegen war die Zahl der Ehe scheidungen im Jahre 1926 etwas höher als im Bor» jahre Ein interessante» Bild ergibt sich, wenn man fest stellt, nach welcher Ehedauer noch Scheidungen auSgespro» chen wurden. Daraus geht u. a. hervor, daß am aller wenigsten fest die Ehen gehalten haben, die bei Beginn der Inflation, 1321, und die im KriegSiahre 19l6 ge schlossen wurden, also jene Ehen, die eine Dauer von o btS 10 Jahren erreichten In ihrer Gruppe erfolgten 1313 5232, 1928 aber 1l äl4 Scheidungen. Nach einer Dauer von 25 und mehr Jahren wurden auch erschrecklich viele Ehe geschieden: während in dieser Gruppe 1913 immerhin nur 694 Ehen gelöst wurden, betrug die ent- sprechende Zahl für 1926 1656. Verhältnismäßig fest hal ten, vielleicht naturgemäß, die Ehen im ersten Fahre des Zusammenseins. In dteser Gruppe erfolgten 1913 121, 1920 220 Scheidungen. Der Ursache nach wurden im Berichtsjahr« fast 18000 Ehen auf Grund de» tz 1565 BGB., also wegen Ehebruchs hauptsächlich, geschieden: jedoch liegt die Zahl der Scher» düngen nach ß 1568 BGB. (Verletzung der ehelichen Pflichten und „ehrloses Verhalten") mit 13680 Fällen noch höher. Wegen „Lebensnachstelluiig" wurden 53, wegen Geisteskrankheit 328 und wegen böslichen Verlassens 1488 Ehen geschieden. — Interessant ist schließlich noch, daß unter den wichtigsten Ländern der Welt Japan mit 82,8 (gegen 54Z bei Deutschland) die weitaus höchste Eheschei dungsquote auf 100000 Einwohner im Jahre 1926 hatte. N WÜVMlll Ul SM«. tsd. Dresden. Noch deutlicher als die Entwicklung der Arbeitslosigkeit gibt die Statistik der Kurzarbeit einen Einblick in die jeweilige Laa« und Beschäftigung der In dustrie. In der zahlenmäßigen Entwicklung der Haupt. Unterstützungsempfänger kommt im Herbst und Frühjahr das Abbröckeln und Wtederanschwellen der Beschäftigung der Autzenberufe stark »um Borschein, der Stand der Kur», arbeit wird besoiwerS in diesen Uebergangszeiten zum eigentlichen Barometer für die Lage der Industrie. Wah rend im Sommer häufig eine Abnahme der Zahl der Ar beitslosen einer Steigerung der Kurzarbeit gegenüberstand, ergibt sich nun die gegenteilige Erscheinung. Die Kurzarbeit hat innerhalb eines Monats stärker abgenommen als die Arbeitslosigkeit. Die Anzahl der unterstützten Kurzarbeiter ging von Ende August bis Ende September von 4836 mit 15177 Ausfalltagen auf 3 3M mit 10 977 Ausfalltagen, also um rund .30 v. H. zurück. Der Beschäftigungsgrad der Industrie zeigte also Ende September ein günstigeres Bild als während der Sommermonate. In der ersten Oktoberhälite ist allerdings durch die rückläufige Bewegung der Metallindustrie eine beträchtliche Abschwächung eingetreten, Betriebsumstellungen und Still legungen haben einen starken Zustrom auf dem Arbeits markt hervorgerufen. Die Widerstandskräfte der Wirtschaft liegen zurzeit noch in dem verhältnismäßig sehr günstigen Baumarkt einerseits uns andererseits in der Saisonbelebung der Vsr- brauchsgüterrnoustrien begründet. Ein Ausgleich der Auf ich». Bet der R«ktorat«ü»eraabe g« Geheimrat Hi» prsch »er scheidende Rektor der Berliner Universität, Te- wtmrat Norde», kürzlich von d«r Sefab, einer .Hyper- hropie de» akademische« KntellektnaltSmü»". «in von amt- 3cher Seite au» veröffentlicht«» Aussatz Les RegierunaSrat» Dr. Helmut Kuhnert vom Preutz. Mtntftertum für Wissen- jchast, Kunst und Volksbildung bringt folgende interessant« Ziffer» übe, den steinende« vttnch d«r deutsche« Hnchschxle«, au» denen sich beachtliche volk-wirtschaftliche Schlußfolge rungen ziehe« lassen. " Die SefaMtfrean« 2omme ' -- wovon Ä H22 ans di« Universitäten und -ö tztö i>isch«n Hochschulen, der Rest auf die ü»i' ' lunger» entfiele». Hierin sind die beurlar inen stehende« Studierenden sowie die H nehm«» nicht einbegriffen,- nimmt «an dl« man auf Lt« ungeheuerliche Zahl van 129 , fern. Betrachtet Wan die Entwicklung vom <- Steigerung »pn wende im letzten lert ,ll, 1» deren wwerbe, len. "Erkennen sie aber den'Deutsch«« ä« Akz«^ Wer eS interessierte mich doch, z« erfahre«, wie sich Liese deutsche Fra« da im fremde« Land durchgeschlagen hatte. Ich brauchte sie an späteren Abenden auch nicht erst zu fragen. Sie erzählte von selbst. ES war schon so. An- Liebe zu dem Mann «ar sie nach Cannes gekommen, hatte hier ein schönes Geschäft angefangen und mit Arbeit und Mühe Glück gehabt. Er hatte eigentlich nichts gemacht, sich von Kopf bis zu Fuß von ihr anziehen lassen. Dazu ihr Geld und ihre Ersparnisse burchgebracht. Und als sie eine» Tage» totmüde von -er beruflichen Arbeit hetmkommt, findet sie ihn mit einer anderen. Der weist sie die Türe. Er will sie daran hindern. ES kommt zum Wortwechsel und er steht ihr höhnend gegenüber. »Wenn er wenigsten» ge wesen wär«, wie früher —! Aber al» ich ihn so sehen mußte, da wurde mir rot vor de« Augen!" — Da hab« sie die Pistol« vom Tisch genommen, und ans Ihn geschossen. — Er war nicht allzuschwer verwundet. — Sie aber, nach acht Monaten Gefängnis, wurde be» Lande» verwiesen. Da ging sie von Canne» nach Nizza. Ueberall In der Angst, die Polizei findet sie und weist sie au» -em Land. Und nun will st« sich da» Geld verdienen, um nach Deutschland zurück zu können. „Wenn ich erst 600 Franken betetnander habe, da» sind hundert Mark, davon kann man in Deutsch, land lange leben." MlMW I» MM Bo« Han» Arno. Man lernt- nie jemanden kenne«, ohne daß es «inen Zweck hat— Ich «ar di« Promenade de- «uglat« bet Son- nenuntergang entlanggebummelt, am Musikpavillon vorbei, dem Casino wuntctpale zu. Die Nacht lag auf dem Meer, überall flammten die Lichter aüf, der Strand belebte sich, wird ungemütlich, mondän, da geht man lieber, wenn «an mit sich allein sein will. Ich gt«g die r«e be la vtctotr« entlang. Da kam ich an einem der wentgrn Blasierten vorbei, wo es gutes Bier gibt, deutsche- Bier. Go etwas ist an ber Riviera eine- Delikatesse. I« dieser vrafferte nun servierte mit eine Kellnerin da» vier,, und al» ich mir, tu französischer Sprache, etwa» »um Abendbrot bestellen wollt«, antwortete sie mir Deutsch. . Das verwundert einen Übrigen» gar nicht, denn in den mondäne« und bekannten Aufenthaltsorten Frankreichs, Bictry, Bordeaux, Evta«, bereits in Genf ja schon passte einem da« ja immer wieder. Meistens aber ist -atz der Kal weil man eS mit Schweizern zu tun bekommt, ' Häuten liegt meist die Bedienung im GastwirtSg« ' da» heißt, sie gellen Vesser für Franzose«, um ihrer Stell»« dort willen. Erkennen sie aber den'Deutschen am Alzen., so wollen sie mit Deutsch zuvor kommend, sein, um de» Trink- gekd» willen. Den« -er Deutsch« ist ei» besserer Trinkgeld- geber al» d«r Franzose. «l» ich sie fragt«, ob sie den« Deutschschweizerin fei, «et- «eint« sie. Sie sei au» -em Saargebtet. Und SaN» plauschte sie weiter. In der Schweiz bad« sie lang« gearbeitet. Als Schneiderin. MU Ersparnissen fei sie daun nach Canne» gegangen. Da war 1» der Schweiz «in Franzose gewesen. Er hab« ihr den« anS CanneS geschrieben. Und deshalb sei sie borthtu gegangen. Und mm sei sie hier und fo unglücklich. Ma« küßt sich nicht gern anderer Lent« Erlebnisse und Schicksale aufdrängel«. Ach fand es auch an »er Zett, zu LMrimtWW. Nach solch verregnetem Gommer nnd unter «ine« graue» Hervsthimmel verspürt der Mensch mehr denn je da» Be- dürfni», sich einen Vorrat an Licht und Farbe mit in die lange« «intermonate hinüberzunehmen. Go, wie man einen Gtranß Feldblumen vom GonntagSauSflug nach Hause bringt, Und da mgn ja ohnedies in dieser Jahreszeit an manch« Erneuerungsarbeiten im Haus« geht, so läßt sich diese« vedürsni» leicht genüge». Da werden Bezüge un Borhänge gewaschen, Böden gereinigt, Tapeten erneuert. Und hier ergibt sich eine Möglichkeit, Licht und Farbe zu bannen, den Raum zu einem frohen Erlebnis der Sinne zu machen. Nun sind allerdings die Zeiten vorbei, in denen naturalistisch« Blumendekors an der Wand Rührung erweck ten. Die physiologische und psychologische Wirkung der Farbe und Linie wird heute unmittelbar ausgewertet. Dem Wunsche nach Helligkeit entsprechen die in der Mehrzahl hell grundigen Tapeten, die so gut zur Aufhellung kleiner dunk ler Räum« geeignet sind. Da- Ornament, auf das man schon aus Zweckmäßigkeitsgründen nicht verzichten möchte — laß« eS doch so manche kleine unausbleibliche Beschmutzung ver- efchwinden — ist in vielen Fällen auf ein hauchdünnes Linien spiel reduziert. Man findet derartige Muster, die a» der Wand durch ihre vornehme und diskrete Wirkung angenehm berühren, schon in den niedersten Preislagen. Man muß sie nur verlangen. Lebhaftere «arme Farben wird man gerne in Räumen sehen, die der Entspannung und Freude dienen sollen. Freude und Entspannung sind eS ja, die wir in unserem Heim in erster Linie zu finden hoffen, nach dem ermüdende« Jagen und Haste« des „Draußen". Das Moment der Entspannung tritt aber nicht dort eiu, wo eine bestimmte lebhafte Farbe allein herrscht. Jede solch« Farbe erregt vtelmHr da» Be dürfnis nach ber ihr komplementären, durch »te da» Gleich gewicht wieder hergestellt wird. Man wird de« in der Zn- sammenftimmung der Teppich« Bezüge, Vorhänge und Ta- peten Rechnung tragen müssen. Die Tapete aber bedeckt weitaus die größt« Fläche im Wohuraum. Deshalb wirkt sich ei« Fehlgriff hier viel stärker aus. Man hat früher ttr Erkenntnis diese» Umstande» um kräftigere Farben in der Tapet« einen Bogen gemacht und möglichst unausgesprochene bräunlich« ober grünliche Muster Vevorzugt. Da» »ar natürlich nur ein Bekenntnis der eigenen Unsicherheit und bedeutet« einen empfindlichen Verlust an Farbe und damit an Lebensfreude. Den« dies« Beiden sind nicht zu trennen. Und wenn un» draußen die Welt grau in grau gemalt wird! ko wollen wir wenigstens drinnen Farbe babe».
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder