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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 10.07.1904
- Erscheinungsdatum
- 1904-07-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-190407104
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-19040710
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-19040710
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
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- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-07
- Tag1904-07-10
- Monat1904-07
- Jahr1904
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 10.07.1904
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für untere frauen. Eia neuer Frauenberuf. Einige Fabrikbesitzer detz Rheinlandes beabsichtigten, nach der „liöln. Polksztg.", etwa zehn gebildete, nicht zu junge Damen alsFabri k- Pflegerinnen anzujtellen. Das Gehalt steigt bis zu 2000 doch ist eine spätere Erhöhung nicht ausge schlossen. Vorbedingung ist eine etrva einjährige praktische Tätigkeit in den Fabriken und die Teilnahme an einem Kurse, der im Herbst in Trier stattfinden wird. Wäh rend der praktischen Tätigkeit erhalten die betreffenden Damen bereits eine Entschädigung von 1 -L pro Tag an aufwärts. Die Kursteilnehmerinnen finden im St. Josephsstift in Trier Wohnung und Pension. * Der erste weibliche Bahnhofshotel-Portirr ist, wie dem „Fränkischen Kurier" aus München berichtet wird, in der bayerischen Residenzstadt aufgctaucht. Als letzte in der Reihe der männlichen Hotelportiers, welche am Bahnhof die Fremden cinladen, steht sittsam und be scheiden eine Dame in auffallend hellblau kariertem Kleide, den Gchirm in der Hand. Auf ihrer Brust hängt ein auffallendes Schild, das den Namen des betreffenden Etablissements deutlich zeigt. Das, diese stille Empfeh lung, besonders bei Damen, sehr wirksam ist, beweist der Umstand, dah der weibliche Hotelportier fast nie ohne „Er folg" vom Bahnhof weggeht. ik. 8. DaS Erwachen der Frau in Deutfchland. Unter diesem Titel brachte kürzlich die französische Zeitschrift „La Femme Contemporaine" eine Abhandlung über das soziale und literarische Wirken der deutschen Frau, in der -auch die modernen deutschen Schriftstellerinnen und ihre Werke besprochen tverden. Marie von Ebner- Eschenbach wird da an erster Stelle genannt und ihre Werke besonders gerühmt, weniger gut kommt Berta von Suttner fort, von der gesagt wird, daß einige ihrer Werke, vorn künstlerischen Standpunkte aus be trachtet, sehr schwach seien, einige zeichneten sich allerdings durch große Tiefe der Empfindung aus. Mariedc11e Grazie findet volle Anerkennung und ihr Werk „Robespierre" wird nach Ansicht der französischen Zeit schrift in Deutschland noch lange nicht genug gewürdigt. Klara Biebig und Gabriele Reuter finden große Anerkennung; „Die Wacht am Rhein" von Klara Diebig sei ein Buch, das in keiner Bibliothek fehlen dürfe, die Verfasserin offenbare darin eine neue Gabe, die, das Leben des Volkes und das deutsche Leben zu beschreiben. Trotz aller Kraft der Schilderung und des Stils bleibe die Verfasserin doch immer weiblich. Gabriele Reuter wird in der Beurteilung neben Marie von Ebncr-Eschen- bach gestellt, sie stehe derselben in zarter Empfindung miö in der psychologischen Entwicklung der Charaktere nicht nach. Im ganzen wird die Verfasserin der Abhandlung, der Eigenart der deutschen Schriftstellerinnen voll gerecht und es ist ein erfreuliches Zeichen, daß die Nachbarinnen jenseits deS Rheins anfangen, den deutschen Frauen Be achtung zu schenken. H. N. Die Stellung der Hofdamen. Keine Stellung wird wohl von den jungen Damen des Adels, speziell des Landadels, mehr angestrebt, heißer ersehnt, als die Stellung einer Hofdame. Gelangt man doch durch sie schon in jungen Jahren zu einer gewissen Würde, einer Stellung in der Familie, die sonst einem jungen Mädchen nicht eingeräumt wird. Läuft doch auch meist, wenn die junge Dame geistvoll und hübsch ist, die Zeit der Hofdamenschaft in eine beglückende Ehe aus, denn nirgendwo hat ein Edelfräulein inehr Gelegenheit, eine passende Partie zu machen als bei Hofe. Die Gnade der Fürstin pflegt auch nur selten mit dem kostbaren Hoch zeitsgeschenk zu enden, sondern sich vielmehr huldreich auf die Nachkommenschaft zu erstrecken, wenn die Fürstin, was sehr häufig geschieht, beim ersten Sprößling Pate steht und so sein junges Leben im Auge behält. Daß es ein besonderer Reiz ist, in der verfeinerten Hof atmosphäre zu leben, alle Feste, alle übrigen Veranstal- tungen nur von ihrer glänzendsten Seite kennen zu lernen, steht wohl außer Frage. Für einen Hellen Geist bietet das Hoflebcn auf künstlerischem, literarischem Ge biet, durch Theater und Bücher, durch den Umgang mit ersten Künstlern und Gelehrten, die vielfach zu Hofe ge- zogen werden, eine Quelle dauernden, bleibenden Ge nusses. Daß es aber bei so viel Licht auch Schatten gibt, ist wohl keine Frage. Die Hofdamen erhalten an den meisten Höfen außer Wohnung, Bedienung und Be köstigung kein Gehalt, sind lediglich auf den Zu schuß von zu Hause angewiesen, und wenn dieser nur gering ist, so ist das Los nicht sehr beneidenswert. Die Hofdame muß bei aller Einfachheit doch vornehm ange zogen gehen, muß eine ziemlich reichliche Garderobe haben, da sie bei jeder Gelegenheit passend angezogen gehen muß, und wenn der außergewöhnliche Besuch fremder Monarchen bevorsteht, schnellt das Toilettenbudget ge waltig empor. Tas gibt oft Kopfzerbrechen, wie sich ein richten mit Wenigem. Nicht immer haben die Fürstlich keiten Verständnis für die pekuniäre Lage ihrer Hof damen und beschenken sie mit kostbaren Luxusgegen ständen zu Geburtstag und Weihnachten, statt niit praktischen Sachen. Was die diensttuende Hofdame für Funktionen hat? Ziemlich anstrengende, zu denen sie eine tadellose Gesundheit und körperliche Gewandtheit nebst geistiger guter Ausbildung mitbringen muß. Fran- zösisch und englisch wird in erster Linie verlangt, dann je nach den Neigungen der Herrscherin eine mehr oder weniger sportliche Erziehung. Die verstorbene Kaiserin Elisabeth von Oesterreich konnte nur solche Damen in ihrer Umgebung gebrauchen, die kühne Reiterinnen und andauernde Spaziergängerinnen waren; die Königin Viktoria von England dagegen bevorzugte gute Vorlese rinnen und möglichste Schlichtheit des Aeußeren. So nahm sie beispielsweise keine junge Edeldame mit Stirn- löckchen in ihre Dienste. Pünktlichkeit ist eine unerläß liche Mitgift bei diesem Amte, und bei der deutschen Kaiserin, die im Sommer um 6 Uhr, im Winter um 7 Uhr aufzustehen pflegt, dürfte sich keine Langschläferin wohl fühlen an dem Tage, da sie den Morgendienst bat. Sie muß schon geraume Zeit vor dem Äufstehen der Majestät zur Stelle sein, die Garderobiere und Kammer frau beaufsichtigen, nachsehen ob die Ammer die richtige Temperatur haben, die Toilette richtig zurechtgelegt ist. Das Oberhofmeisteramt händigt der Hofdame äu jour schon bei Morgengrauen das Tagesprogramm ein, auf dem Besuche, Audienzen, Ausfahrten verzeichnet sind. Jeder Wunsch der Kaiserin muß durch sie weiterbefördert oder in seiner Ausführung überwacht und geschickt dem Tagesprogramm eingefügt werden. Sie muß die Audienzen arrangieren und bei Neulingen Verhaltungs» maßregeln behufs Anrede und Zurückziehen geben und oie dabei getroffenen Entscheidungen aufschreiben, nach mittags in Geschäften Waren aussuchen, die der Kaiserin dann zur engeren Wahl zugesandt werden. Auch dies er fordert einen guten Geschmack. Abends steht das Theater oder sonstige Geselligkeit aus dem Programm. Noch an strengender gestaltet sich der Tag der Hofdame auf Reisen, denn außer daß sie sämtliche angesetzte Festlichkeiten mit- macken muß, liegt ihr noch daS Ueberwachen der auszu packenden Garderobe und des wertvollen Schmuckes ob. Im ganzen — wie gesagt — ein Posten, auf dem man all seine körperlichen und geistigen Kräfte und viel Takt gebraucht. U. Die Reisegarnitur. Ein altes Großmutter wort behauptet, eine richtige Hausfrau müsse ihre Gar derobe stets so im stände haben, daß sie zu jeder Stunde bereit sein könne, ihren Koffer zu packen und zu ver reisen. Das Wort in Ehren, aber auf unsere raschlebige, anspruchsvolle Zeit, in der gut zwei Drittel der Frauen im Erwerb stehen, paßt es doch nicht mehr so ganz. Das sieht man am besten, wenn der Reisetermin im Sommer herannaht und ringsum in den Familien ein großes Nähen und Schneidern beginnt. Da muß hier ausge bessert und ergänzt, dort neues gearbeitet oder altes verändert werden; da sind die Stiefel nicht mehr intakt, die Bettpantoffel für fremde Augen nicht mehr prüfen- tadel genug, und was dergleichen Sorgen mehr sind. Und so werden die letzten Wochen vor der Reise gehörig durchhastet, und zu den üblichen Reisekosten gesellen sich noch die Ausgaben für das Jnstandsetzen unserer eigenen Person. Frauen in günstigen Verhältnissen werden freilich auch heute noch mit ihrer Garderobe jederzeit reisefertig sein, aber die Arbeitenden, die jede Minute ausnützen und mit dein Groschen rechnen müssen, zählen zumeist in die eben beschriebene Kategorie derjenigen, bei denen es vor der Reise überall hapert. Eine vor zügliche Aushülfe ist für solche Fälle die „Reisegarnitur". Das ist ein Stamm von Wäsche-, Toiletten- und Klei dungsstücken, der eben nur für Reisezwecke dient. Man schaffe sich nach und nach von allen Wäschegegenständen ein halbes Dutzend an; also ein halbes Dutzend Tag-, ein halbes Dutzend Nachthemden, Beinkleider, Röcke, Strümpfe, Untertaillen usw., eventuell wie bei Strümpfen und Taschentüchern, auch ein volles Dutzend. Ferner einen Wollunterrock oder emen seidenen, Pan toffel, Stiefel, Handschuhe, Schwamm, Zahn- und Nagelbürsten, Kamm, Haarbürste — kurz eine ganze Reiseausrüstung, die nach jedesmaliger Benutzung sorg fältig gereinigt und weggepackt wird. Nattirlich kann man einzelne Dinge, die dem Verderben oder der Mode unterworfen sind, nicht von Jahr zu Jahr aufheben; folche Gegenstände nimmt man zu gegebener Zeit selbst verständlich in Gebrauch, muß es sich aber zum Gesetz machen, sie sofort zu ersetzen, sobald man sie dem Reise- fchatz entnommen hat. Wer einmal die Annehmlichkeit einer solchen Reisegarnitur kennen lernte, der mag sie sicher nicht mehr missen. Sie hält uns jederzeit, auch für unvorhergesehene Fälle, gerüstet und spart viel Arbeit, Hasterei und Ausgaben, wenn's an die große sommer- liche Reise gebt. i«. Kinderelcnd in London. „Der Schrei der Kinder" (Tbs Orz- ok tbs Oftilärsu) nennt sich eine kleine englische Schrift, in der der Verfasser von dem trostlosen Elend er zählt, in dem tausende von Kindern in London leben. Einen Weg durch schmutzige Gassen, durch namenlosen Jammer führt uns das Buch. Da erzählt der Verfasser von Wohnungen, nein, von einzelnen dunklen Stuben, deren dumpfe Luft noch verschlechtert wird von Speise-, Leim- und Farbengeruch. Und in diesen Räumen Hausen Familien von 6—7 Personen. Kinder, schon im Alter von fünf Jahren, deren Recht es wäre, sich in frischer Luft, in fröhlichem Spiel herumzutummeln, arbeiten von früh bis in die sinkende Nacht hinein für einen Stunden lohn von 2—8 Pfg. Eine Mutter mit fünf Kindern, die von 7 Uhr morgens bis 1^12 Uhr nachts Schuh- und Miedcrschachteln kleben, verdienen täglich höchstens 1,25 Mark, und dafür müssen sie auch noch den Leim, den sie dazu brauchen, bezahlen. Für gemachte Blumen wird für das Gros Kornblumen mit Knospen 1,50 bezahlt, Veilchen — 12 Pfg. Eine ans Großmutter, Mutter und drei Kindern im Alter von neun, sechs und fünf Jahren bestehende Familie verdiente bei einer Arbeitszeit von 16—18 Stunden täglich wöchentlich 18,50 Es gibt zwar Wohnungsvorfchristen, Schulzwang und Fabrik- gesetze, aber diese werden sehr oft umgangen, die furcht bare Armut in London zwingt die Leute, die Arbeitskraft der Kinder aufs äußerste auszunutzen. Ta? Wort von der glücklichen, sorglosen Kindheit ist diesen Kindern ein leerer Schall, sie leben nicht, sie vegetieren, ihr Leben gleicht den schweren, grauen Londoner Nebeltagen. H. Kindrrfreundschaften. Wie oft hört man Kin der voll Entzücken über einen „neuen Freund" sprechen, und wenn dann die Mutter fragt, wie sein Name ist, dann weiß das Kind in der Regel nicht, wie er heißt, oder doch höchstens den Vornamen. Vor dieser Art „Freundschaft zu schließen" sollte jede sorgsame Mutter ihre Kleinen hüten. Gewiß ist es vielen Müttern bequem, wenn sie ihre Kinder beschäftigt wissen, sich auf Stunden nicht um sie zu kümmern brauchen, da sie durch den neuen Freund hinlänglich angeregt find. Ob das aber immer zum Guten ist, davon sollte sich jede gewissenhafte Mutter erst überzeugen. Ich bin gewiß gegen das „Absperrungs- fystem", und nichts ist ungünstiger für ein Kind, besonders wenn es keine Geschwister hat, als ängstliches Fernhalten von kleinen, gleichalterigen Spielgenossen. Aber man soll diese seinem Kinde wählen, nach bestem Wissen und Gewissen, soll erst einen neuen Freund, den sich das junge Menschchen selbst gewählt hat, auf seine Art, Erziehung und innerliche Herzens- und Gemütsbeschaffenheit prüfen. Ich l>abe oft von Müttern klagen hören, daß ihre Kinder häßliche Worte, ganz gegen frühere Gewohnheit, an wenden, daß sie manierenlos wurden. Fast ausnahms los ließen sich diese Tatsachen auf den unkon trollierten Umgang des Kindes zurück führen, denn eS ist wunderbar, wie schnell ein schlechtes Benehmen das gute verdrängt, wie fast nie das besser geartete oder gezogene Kind das schlechtere anleitet und zu sich emporzieht, gerade, als ob das schlechte Element erheblich stärker im Menschen vorhanden ist als das gute. Es ist alfo durch- auS notwendig, daß die Mutter die Freunde, den Umgang ihres Kindes kennt und prüft, es gibt so viele liebe, gut- geartete Kinder — auch in den unteren Schichten, mit denen man sein Kind unbedenklich spielen lassen darf —, so daß cs wohl nie an passendem Umgänge fehlen wird. Finden sich aber zwei innerlich gleichwertige Kinder zu- sammen, so achte man darauf, daß sie sich wirklich inner lich befreunden und durch gegenseitige Rücksichtnahme, durch Austausch ihrer kleinen Leiden und Freuden den Wert und Segen echter Freundschaft und Freundestreue kennen lernen. Man muß sie dann auch anhalten, nicht etwa bei jeder Kleinigkeit, die vorfällt, zu schmollen, oder gar böse auseinander zu laufen. Sie müssen vielmehr bei Zeiten lernen zu entschuldigen und zu verstehen, daß Freundschaft über kleinen Mißstimmungen und Mißver- ständnissen steht. Cerichttrasl. Allwi-Iteheo Landgericht. 6. Als Bauunternehmer hatte sich der jetzt 43 Jahre alte Maurer Karl August Sch. aus MtihlSdorf bet Gera in den Jahren 1895—1898 in Gera, allerdings mit wenig Erfolg, versucht. Er hatte mit eiuem Bekannten drei Häuser errichtet, verfiel jedoch in Konkurs und seine Gläubiger büßten 25'/« ihrer Forderungen ein. Er arbeitete dann in einer Fabrik, fühlte sich aber durch seine neue Beschäftigung nicht befriedigt siedelte 1902 nach Leipzig über und arbeitete einige Zeit als Maurer. Dann aber wollte er noch einmal als Bauunternehmer sein Glück probieren. Er besaß zwar nur ein Vermögen von etwa 300 vertraute aber auf die Zusagen eines Bekannten, der ihm die Baugelder in Aussicht stellte und erwarb von dem Kaufmann S-, der am 28. August 1903 wegen Rücksallsbetrugs und schwerer Urkundenfälschung zu 8 Jahren Zucht haus und 10 Jahren Ehrenrechtsverlust verurteilt wurde, zwei Grundstücke in Wahren, Er begann nun zu bauen und trat mit dem Zimmermeister R. in Kleinzschocher, dem Klempuermeisler Sch. in Lindenau, der Firma R. «. H. und einer Hoizindustriegesellfchaft bindung. Er wußte sie zur kreditweisen Lieferung der Baumaterialien bezw. zur Ausführung der Bauarbeiten durch die Angabe, er sei vermögend und besitze ein Bauerngut in Mühlsdorf, zu gewinnen. Diese Behauptungen entsprachen nicht vollkommen der Wahrheit, die Lieferanten bekamen nur Teilzahlungen für ihre Forderungen von 1200, bezw. 400, 3600, 677 und 6000 und brachten schließ lich Sch. bei der königlichen Staatsanwaltschaft zur Anzeige. Es wurde auch Anklage gegen Sch. wegen Betrugs in fünf Fällen erhoben, der Gerichtshof der IV. Strafkammer erkannte nach ein gehender Beweisaufnahme aber auf kostrulose Freisprechung des Angeklagten. Bei Ausführung von Reparaturarbciten an einer Telephon leitung hatte der 36 Jahre alte Schlosser Friedrich P. die Gelegen heit benutzt, aus einem Zimmer, in dem man ihn kurze Zeit allein gelassen, verschiedene Geldsachen, Ringe usw., im Werte von 100 zu stehlen und sich dann schleunigst entfernt. Als er dann durch einen Dienstmann die Sachen versetzen lassen wollte, wurde dieser angehalten und auch P. verhaftet. Zwar gab letzterer zunächst einen falschen Namen an, doch gelang eS bald, seine Personalien zu er mitteln und festzustellen, daß P. ein bereits vielfach bestrafter rück fälliger Dieb ftt. Unter Ausschluß mildernder Umstände wurde P. zu zwei Jahren sechs Monaten Zuchthaus und fünf Jahren Ehrenrechtsverlust verurteilt, auch wurde seine Stellung unter Polizeiaufsicht für zulässig erachtet. Wegen Beilegung eines falschen Namens einem zuständigen Beamten gegenüber wurde P. mit zwei Wochen Hast bestraft, die aber als durch die erlittene Unter suchungshaft verbüßt erachtet wurden. Fahrlässige Brandstiftung wurde dem 14 Jahre alten Dienst mädchen Anna Pauline N. aus Niederarnsdorf in Schlesien zur Last gelegt. Die N. hatte am Abend des 22. April von ihrer Dienstherrin Frau vr. W. in der Schletterftraße Auftrag erhalten, im Badezimmer den eisernen Badeofen anzuheizen. Die N. kam diesem Befehl auch nach, unterließ es aber, die in unmittelbarer Nähe des Ofens an einer Kleidrrleiste aufgehängten Badekleider wegzunchmen. Infolge der von dem glühenden Ofen ausströmenden Hitze fingen diese Feuer, dasselbe tttlte sich dem Fußboden, der Seiicnwand und der Eingangstüre mit und es geriet dir Tür- vcrlleidung, die Waudtapete und V, qw großer Teil der Diele in Brand. Das Feuer wurde aber von der Angeklagten unter Mit wirkung mehrerer Personen gelöscht. Die N. kam wegen fahr lässiger Brandstiftung unter Anklage, wurde vom Gerichtshof aber kostenlos freigejprochen. Umfangreiche Warendtebstähle waren seit dem 1. April d. I. im B.'schen Warenhause in Gohlis vorgekommen, ohne daß es zunächst gelingen wollte, den Dieb zu erwischen. Ain 12. Mai aber wurden der Hausmann des Grundstücks, in dem sich das Waren haus befindet, der 28 Jahre alte Friedrich Wilhelm N. aus Beuadel in Schlesien, und seine Ehefrau, die 27 Jahre alte Louise Berta N. aus Westeregeln, als Diebe entlarvt. N. hatte, als er eines Tages io dem neben dem Laden liegenden Lichtschachte feine Kehrbesen niederlrgte, Stimmen im Laden gehört und gesunden, daß oben in der Nähe der Decke ein Luftloch zum Laden sich befand. Durch dieses war er später eingestiegen und hat sich zu fünf bis sechs Mal Waren herauSgeholt. Das erste Mai war er allein, die nächsten Male hatte er seine Frau mitgenommen, die den Aufpasser machte und die gestohlenen Waren in Empfang nahm. B. schätzt den Wert derselben auf 1250—1300 N. wurde zu einem Jahr, seine Frau zu fünf Monaten Gefängnis verurteilt, je ttn Monat kam auf die erlittene Untersuchungshaft in An rechnung. * In unserm Bericht über die Verhandlung vor dem königlichen Landgericht gegen den Oberlehrer vr. D. in der Sonnabend- Morgenausgabe befindet sich ein Irrtum. Der dort erwähnte An geklagte hat niemals dem hiesigen Königin Carola- Gymnasium angehört. ll. Dresden, 9. Juli. Prozeß Höffert. In der heutigen Sitzung nahm die Vernehmung der Betrogenen ihren Fortgang. Aus eine Annonce in einem Leipziger Blatt, in welcher eia stiller Teilhaber mit 5000 Einlage gesucht wurde, meldete sich der Kaufmann M., der gerade in den Besitz eine- Erbteils von 6000 gelangt war. Höffert stellte sich dem Geldgeber als Leutnant der Landwehr vor, versprach ttn Damnum von 500 und tat sogar entrüstet als der Darlehnsgeber nicht gleich mit dem Geld« herausrückte. M. ließ sich blenden, gab 5000 und erhielt einen Schuldschein über 5500 ^l. Als der letztere am Fällig. keitStage nicht eingelost wurde, ging der Geldgeber gerichtlich vor. Er erhielt schließlich 2000 ^l zurüch die Höffert mit noch Western, 3000 der Privata A. abgeborgt hatte, der er vorspiegeltr, da» Dresdner Hauptgeschäft werfe lährltch «inen Reingewinn von 70 000 ab. Auch dieser Dame gegenüber spielte sich Höffert al» .Leutnant und Adjutant" auf. Zeugin hat chr gesamtes Geld ver loren. Kaufmann U. erhielt ebenfalls ein Damnum von 500 für ein Dattehrn von 7000 ^l, das U. auf dir Versicherung Höffert», daß daS Geschäft in Dresden 70 000 Reingewinn abwerfe, und er seine Kunden, die zu den erste» Kreise» Dresden zählen, nicht mahnen könne, ohne Bedenken hingab. Dafür erhielt U. einen Wechsel, den die Mitangeklagte Frau Höffert quer schrieb. Eingelvst wurde derselbe nicht. Emen bösen Reinfall erlebte dir Privata Kl. Dieselbe hatte ihr Vermögen in Höh« von 15,000 gerade ausbezahlt erhalten. Sie lernte durch eine Annonce Höffert kennen, der di« gleiche Summe gerade für die „alte solid« Firma Höffert" gebrauchen konnte. Nachdem H. die Bedenken der Frau zerstört Halle, erhielt letztere gegen Auszahlung von 15000 eine Hypothek von 17 000 auf daS für 337 000 taxierte, aber nur einen Wert von 90000 besitzende Coswiger Areal. Frau Höffert wußte von dieser „Anleihe", denn sie leistete selbstschuldnerische Bürgschaft. Dabei wußte Höffert noch dadurch zu imponieren, daß er sich Reserveteutnank, seinen Bruder als aktiven Offizier und seinen Onkel als Hosrat vor stellte. Ta» Hypothekengrundstück kam daun zur Zwangs- Versteigerung. Die Forderung der Zeugin fiel dabei aus. Selbst seine Freunde mußten bluten. Der Ingenieur Schw. war mit Höffert seit längerer Zell bekannt. Diese Bekanntmachung miß brauchte H., um den Freund 2500 abzuborgen, wobei er erklärte, daß die Firma 100000 Außenstände habe, daß er aber die Aristokratie nicht treten könne, weil dann die vornehmen Kunden auSbleiben würden. Der Zeuge gab das Geld und erbielt einen wertlosen Wechsel. Privatus Sch. in Kötzschenbroda machte die Bekanntschaft Höfferts durch Vermittlung eines Agenten. Höffert war um 2500 verlegen, denn er war auch mit kleinen Summen zufrieden. Dem Zeugen imponierte er durch seine Bekanntschaft mü einem preußischen Prinzen und zeigte sogar ein Zigarettenetui vor, daS ein Geschenk des Prinzen sein sollte. Für pünktliche Rück zahlung des Darlehns garantiere er mit seinem Ehrenwort, wobei er ein Damnum von 250 versprach. Die Zeugenvernehmuugeu waren um I Uhr geschlossen. Staatsanwaltschafts - Assessor vr. Schaube hielt den Tatbestand der Anklage in vollem Umfange für gedeckt und die Vorspiegelungen falscher Tat sacken als unabweisbar. Höffert habe bet seinen Darlehns- ausnahmcn fortgesetzt mit einer Taxe operiert, die eine Ueber- wertung von 300000 aufwieS (Coswiger Areal). Betreffs der Reingewinne der einzelnen Geschäfte hab« er feruer mit uferlose« Werten gearbeitet. Am Schlüsse seines Plaidoyers ersucht der An kläger gegen beide Angeklagte auf angemessene Geldstrafen zu er kennen. Rechtsanwalt Vr. Lanaheiuekcn erachtet die Beteiligung der Mitangeklagten Frau Höffert nur als eine geringfügige; Frau H. habe ärmlich gelebt und set fleißig gewesen. Im Falle ihrer Verurteilung bitte er um eine niedrige Strafe. Ter Verteidiger des Angeklagten Ludwig Höffert, Rechtsanwalt Wetzlich, führt au, daß der Zusammenbruch der Weltfirma Höffert neben dem ver schwenderischen, tollen Lebe», des toten Höffert auf die allgemeine Krisis zurückzuführcn sei. Gerade die Photogravhiebranche habe in erheblichem Maße unter derselben zu leiden gehabt und gerade in den letzten Jahren seien auf diesem Gebiete „Schleuderaeschäftr" erstanden. Besonders hohe Werte hätten die tzostllel besessen. Es sei eine Ueberbilanz vorhanden gewesen und der Winterschen Taxe habe er Glauben icheukeii dürfen. Die Darlehnsgeber seien fast ausnahmslos von der Absicht geleitet gewesen, mühelos Geld zu verdienen. Der Verteidiger bittet schließlich um Freispreckuug. — Wie schon in einem Teile der Auflage der gestrigen Abendausgabe mitgeteilt, wurde Frau Höffert zu drei Jahren und Ludwig Höffert zu sieben Jahren Gefängnis und zu je fünf Jahren Ehrenrechtsverlust verurteilt. * Braunschweig, 9. Juli. (Eigene Meldung.) Die hiesige Strafkammer verurteilte nach zweitägiger Verhandlung die Majorsehefrau von Sydow wegen fortgesetzter Mißhandlungen des zwölfjährigen Töchterchens zu vier Mon ate n Ge fängnis. Avs Ladern und Curorten. Tic zweiten Tonderzüge nach den Lstsecbädern werden am 16. Juli von Berlin 8,24, 8,49, 11,15 früh zu ermäßigten Preisen nach Kolberg, Misdroy, Dievenow, Swinemünde, Ahlbeck, Heringsdorf (Bansin-, Zinnowitz, Göhren, Sellin, Zingst, Prerow, Hinz, Saßnitz. Warnemünde, Heiligendamm, Kröpelin, Rügenwalde» Stolpmünde abgelassen. Mheres über Fahrzeiten und Fahrpreise ist zu erfahren bei Richard Jäger in Leipzig, Augustusplatz 2, woselbst auch die Prosvekte der Bäder kostenlos zur Verfügung stehen und Bestellungen auf Sonderzugfahrkarten entgegengenonimeu werden. Aus dem Geschäftsverkehr. k Wir sind in die Sommersaison eingetrcten, die Zeit der Soudcrzüge ist gekommen und man wählt je nach Geschmack die Gebirgsländer oder die Badeorte mit dem iuuner seine Zugkraft übenden Meere, oder sucht die Hauptstädte auf usw. Für kleinere oder größere Toure» sind allerhand Reisercquisiteu erforderlich, wie sie von der weltbekannten Firma Moritz Mädler in L.-Ltn-enau, Vcrkaufsgeschäft im Glaspalast in Leipzig, Petersstraße 8, praktisch, solid, elegant und zu billigen Preisen geliefert werden. Man be kommt daselbst die so praktischen Gebirgs-Rucksäcke von 1,75 an, die bequemen Wäsche- und Bett-Transport-Säcke von 5 an, solide Reisekörbe mit und ohne Einsatz von 10 an, elegante Bettkoffer zum Ausbewahren und Transport von Beiten, Wäsche, Pelzen usw. (Schutz gegen Motten usw.) von 20 ->8 an. Sehr be liebt sind die bequemen Mädlerschen Reisetaschen von kaffeebraunem Leder mit solidem Schloß- und Ledersutter in fünf Größen von 7 an. Ferner sind dir Mädlerschen Reise-Nccessäre in die beste Aufnahme gekommen, sie enthalte» nur brauchbare Gegenstände in reicher Auswahl von 5 an. Allgemein geschätzt und viel begehrt werden die trefflichen Patentkoffer der Firma wegen ihrer Leichtig keit und Handlichkeit, wie auch inneren praktischen Einrichtung und Dauerhaftigkeit, verbunden mit Eleganz bei billigen Preisen. In Leipzig wurde genannter Firma für ihre vorzüglichen Lederwaren im Jahre 1897 die höchste Auszeichnung, die Königlich Sächsische Staatsmedaille, verliehen. k Junge Hühner mit Gemüse. 6 Personen. 2—3 Stunden. 2—3 junge Hühner werden sauber zurechtgcmacht und leicht gesalzen. In einer Kasserolle gibt man einige zerschnittene Karotten, kleine oder halbierte Champignons und Blumenkohlröschen, gießt eine Obertasse Brühe oder Wasser dazu (falls Wasser, muß ein Stückchen Butter beiaefügt werden), legt die hatbierten Hühner hinein und läßt sie auf gelindem Feuer gar dämpfen. Wenn alles weich genug gedünstet ist, streut man 1 Löffel Mehl dazu, läßt gut durchlöchert, schmeckt nach Satz ab, würzt mit '/, Teelöffel Maggis Würze und richtet alles zusammen an. (Nach Belieben können zu dem übrigen Gemüse auch frisch entkernte junge Erbsen milgedünstet werden). k Das Ctgarrengeschäft von Arthur Ptkau wurde von Kreuzstraße nach Promenadenstraße 28 verlegt. Der Geschäfts inhaber wird auch in seinen neuen, wesentlich größeren Verkaufs lokalitäten bestrebt sein, nur anerkannt vorzügliche, in der Raucher- Welt beliebte Spezialitäten zu führen. kmitiilsl llilkill lle Ksiill I-a 14 EnlUot, - l'oceomioa cke I» k'St« Arette»»«!«, le Ooweul 4« kruuee »ur» l'douueor cko rveeralr, 4 4 dvure« <te I'aprd« - mlckl, les kr»ue»i» e« tr»ur»ut 4 I-eip-lx. H Für die uns anläßlich des 25jährigen Bestehens unserer H X ßlanuli 1k, hohmm's Sos b-fi-du-M MimMMW, X sowie der Feier unserer silbernen Hochzeit zugegangencn zahlreichen Glückwünsche, O Blumenschmuck und schönen Geschenke sagen wir, da es uns nicht möglich jedem g speciell zu dankeu, an dieser Stelle unfern werthen Kunden, Freunden und Be- A kanute» unscrn innigsten Dank. L ködert Zttiwella «iß 5rau. 8 Kssvllsodittt „liksno rrnnnSsvdnk". Sonntag, -en 17. Jnlt: L Großes Sommer- und Kinderfest LÜ im LchützenhauS Leipzig-Sellerhausen, Verbund« mit Konzert u. Ball, ausgeführt von der Capelle -es 77. Artillerie-Regiments unter Leitung ihre« Dirigenten Herr» Vl. Kni-18, Programme sind zu haben bei den Herr« n. öeercke, Bayersche Str. 34, 0. Vretnelmvlcker, Bayersche Str. 6, 0. kirmmrum, Gr. Fleischergasse 16, 8. Ürllutlxouo, Alexander- u. Norvstr. 3, k. 8ekrvver, Lange Str. 3, Üuum, Vereinslokal, Große Fltischergasse 9, u. LchützenhauS Sellerhausen, beim Buffetter. Kinderanmeldung« erbitten bi» 12. Juli. Zn recht zahlreichem Besuche ladet freundlichst ein «L. V. Verdsnü Leipziger LekastopsdrÜer. Heute Sonntag, den IS. Inti, findet im Lchützenhof in» Part 8«mmerl«8t, twveett unff K»II Loncert ausgeführt von Herrn Musikdirektor 0. V«tä«. Für Belustigung« für Jung und Alt ist Sorge getragen. Alle Freunde M IM und Bekauute werden hiermit höflichst einarladen. Abmarsch mit Musik Nachmittags punkt 3 Uhr vom Rosenthal- thor. Anfang de- Loncert» 4 Uhr. L. B. Verein Leipziger Hariwirte. Mittwoch, -e« IS. Inti, Nachmittag» 4 Uhr: Dsrn.rn.SrLSS'd im Etablissement „Goldne Krone, L^-Lonnewitz", beim Kolleg« 8obulre. -er Capelle -es Her« Ourtk, -er Sängergrnppe unseres Vereins, «ro»»» llromdol«, uu- Mitglieder nebst deren Angehörigen und Kinder werden hierdurch eingeladen, sich recht zahlreich etnzufinden. Durch Mitglieder etngeführte Gäste sind willkommen. Kinder -er Gäste haben ein Entrse von 30 H zu entrichten. Die Mitglieder haben sich durch Vereinszeichen kenntlich zu machen. Gästen stehen Eintrittskarten in unserer Geschäftsstelle zur Verfügung. Progr. werden am Eing. ausgeg. Der vergnügunasaiisschuft. Der Gesammtvorftan-. V. Oeutb«, Obmann. 4. Sobllube, Borsitzender. Montag: Weiße Bohnen mit Schwarzfleisch. D. B. Rödl. - Rei» u. Kohlrabi mit Rindfleisch. D. B. Li»ke. - Grpch.n.Kohlrabim.Riudfl. D. B. Schüüe-Frlschejr.
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