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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 17.10.1905
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1905-10-17
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19051017029
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1905101702
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1905101702
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1905
- Monat1905-10
- Tag1905-10-17
- Monat1905-10
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MV-r-i^Vs.'V'""V" DezugS-Prelt i, der tzaupterpedtttou «der der» «««g-bM stelle» adgeholt: vtertellährlich L«0, bet ttglich PMttnallger ZasteLnng UG Hau» vierteltährktch Dnr» anftr» «G- wärttgen Ausgabestelle» »ud durch die Post bezog«» für Deutfchlaud uud Oesterreich vierteljährlich -.«st für die Übrig« Länder laut tteitu»,«Preisliste NetzuM», «ich Srpedtrtour Jvhamttsgasft TAephou IL-st Vir. MH Nr. 1173 verltuer RedakttouA-vmeuru Berüu MV 7, Dorvtheenstraße OS, Test I, Nr. SO7L. vrestzner Nedakttou-.lvurrmn Dresdens, «öuneritzftr.»^ »al.I,Nr.4«L Abend-Ausgabe. MipIgtrTagtblM Handelszeitung. Amtsblatt -es Abnigl. Land- «nS -es Hönigk. Amtsgerichtes Leipzig, -es Nates ««- -es Nolizeiamtes -er LtaSt Leipzig. Anzeige«'Prei- die s gespaltene Petttzetl« LV Pf. Familie»^ Wohnung» u»d Stelle» Aazeigeu LU Pf. Finanzielle Anzeigen, GefchästSanzeigen unter Text oder au besonderer Stelle »ach Laris. Für daS Erscheinen a» bestimmte» Lagen u. Plätzen wird kein« Garauttt übernommen. Auzeigen-Aunahme: AugustuSplatz 8, Eck, JoharmtSgaff«. Di» Expedition ist wochentags uuuaterbrochen gröffuet von früh S bi» abeud» 7 Uhr. SUial^rpedtttan: »erltu, Lützowstr. 10. - . Dresden, Marienstr. s< Druck und Verlag vou G. Holz tu Leipzig (Juh. vr. », R. L A. Kttnkhardt). Herausgeber: vr. Viktor KUnkhardt. Nr. 53V. Dienstag 17. Oktober 1905. 89. Jahrgang. Var wichtigrte vom Lage. * Rach dem Süden de» oft afrikanischen Aufstand«- gebiete« gingen von Dar-eS-Salaam aus große mili tärische Expeditionen ab. (S. Deutsche« Reich.) * De« „Slowo" zufolge sind di« Mitglieder de« Aus ¬ schuss«» drr Petersburger Studentenschaft ver haftet worden. * Ja Hamburg herrscht ein so starker Nordwest ¬ sturm, daß drr gesamte Schiffsverkehr stockt. Magdeburg ist vom Hochwasser bedroht. (Siehe Neuigkeiten.) * Ja der Haiastraße wurde heute früh der Kürschner Ruß mit seiner Ehefrau und einer ISjährtgen Tochter leblos aufgefuadea. Die Tochter ist tot. E- Uegt Gasvergiftung vor. (S. Leipz. Angel.) pslitirche Lagerrcda«. Leipzig, 17. Oktober. , Der Terror iu Warschau. Der russische Korrespondent des „Deutschen Boten" schreibt über daS Treiben der Revolutionsparteien in Warschau aus Grund eigener Anschauung und Erfahrung: Wer Warschau heute betritt, wird die lebhafte, leichtlebige, elegante und dabei doch arbeitsame Poleastadt kaum wieder erkennen. Gleich beim Eintritt in die Stabt vermeint man sich in ein Kriegslager versetzt, als stände ein gefährlicher Feind vor den Toren: regelmäßige Patrouillen von Jnfaateri« uud Kavallerie durchstreifen dre Stadt in allen Richtungen, nicht selten steht man auch stärkere Abteilungen, ins besondere Kosaken in ganzen Sotnien eilig einem bestimmten Ziel zustrebrn. Aber die an den meisten Straßenecken mit geladenen Gewehren stehenden Posten, die als Verstärkung hinter den Schutzleute» herziehendeu Piket« kriegsmäßig aus gerüsteter Infanteristen lasten un» bald gewahr werben, daß der Feind nicht vor den Toren, sondern mitten in der Stadt selbst sich eingenistet hat. Und tatsächlich besteht ein unauf hörlicher, blutiger Kleinkrieg, der tagtäglich seine Opfer fordert. Die großen Krawalle in den Hauptstraßen sind allerdings selten geworden; aber unaufhörliche Belästigungen der Truppen und ver Polizei mit Flintenschüssen, Bomben und Steinwürfen in allen Ecken uod Winkeln der Stabt heben sie ab gelöst. Danebenher läuft der Kampf der umstürzlerischen Elemente gegen die bürgerliche Gesellschaft, der mit den gleichen Mitteln geführt wird. Leider weist hier die revolutionär sozialistische Partei, wie sie sich euphemistisch nennt, während sie rein anarchistische Waffen anwendet, da« auf, wa« ihr fast überall in Rußland noch abgeht: eine ungemein feste Organisation! Trotzdem sie in drei distinkte Bereinigungen zerfällt, — in den rein jüdischen „Bund", die „Sozial revolutionäre polnisch« Arbeiterpartei" und die „Kampf organisation der russischen Revolutionäre" ist sie doch in Bezug ihrer Taktik fest geeinigt, sie verhängt und vollzieht Todeiurieile, bestraft ungefügige Privatleute mit schweren Gelveiubußeu, die sie auch zu erpressen weiß, — ja sie schreibt ganz regelrecht Steuern aus! In letzterer Beziehung Int sich besonder« die genannte jüdische Organisation hervor, die ihre Glaubensgenossen ganz systematisch zu brandschatzen ver steht. Wohlhabende jüdische Geschäftsleute erhallen, wie erst dieser Tage der Ches des Bankhauses Schereschewski, die Aufforderung, eine bestimmte Summe bereit zu halten und den iu den nächsten Tagen vorsprecheuden Emissären au-zu- zahlen, unter TodeSandrohnug für den Fall, daß an den selben Verrat geübt werden sollte. Geschäftsleuten, die einen ihnen auferlegteu Beitrag verweigern, wird da- Ge- schäft«lokal, indem eine Bombe gegen dasselbe geworfen wird, gründlich demoliert, und sei e« auch in den belebtesten Straßen, wobei die Exekutoren zumeist unbehelligt abziehen, unter dem Schutz de« lähmenden Schrecken- der Bevölkerung. Es geht bereit» so weit, baß von ihren Brotherren sich be nachteiligt wähneade Arbeiter und HandluugSgehülfrn den Weg zu dieser Fehmorganisatio» gefunden haben, die dann ähnliche Repressalien aussührte. Der „Bund" ist sogar zur Erhebung regelrechterSteuern geschritten, indem er von seinen StammeSgenoffea eine Abgabe von 1 Proz. pro Monat der WohnungSmier« verlangt und eintreibt. Daß eine derartige planmäßige Lockerung der staatlichen Autorität uud allgemeinen Sicherheit Handel und Gewerbe schwer be drückt und lahmzulegea droht, ist begreiflich; und wohin sie noch führt, ist gar nicht abzusehea. 8«« Problem per norme,tschen Thronfolge. Zur Frage der Besetzung de« norwegischen Throne« wird der „Preußischen Correspondenz" aus Christian!« ge schrieben: Das Problem der Konstituierung deS norwegischen Staates nach Aufhebung der Reichsakte ist nach wie vor noch ungelöst und beherrscht ausschließ lich da« Interesse der hiesigen politischen Kreise. All gemein gilt es als ausgeschlossen, daß König Oskar seinen einmal gesaßtea Entschluß, einem Prinzen an« dem Hause Bernadotte di« Annahme der nor wegischen KönigSkroae zu verweigern, umstoßen wird und so bleibt als die einzige Möglichkeit zur Aufrecht erhaltung der monarchische» Staat«sorm in Norwegen die Annahme des Throne« durch den Prinzen Karl in Dänemark. Auch diese Kandidatur wäre für den größeren Teil de» norwegischen Botte« aur em Notbehelf, da die Bolk«stimamng bei weitem mehr die Errichtung einer Republik goutiert. Wenn nun trotzdem sogar überzeugte Republikaner heute einem Königreich Norwegen mit einem dänischen Prinzen au der Spitze das Wort reden, so geschieht die« nur, weil man — wahrscheinlich nicht ohne Grund — den Einspruch England« fürchtet, da« i« Novembervertrage vom Jahre 18LL zusammen mit Frankreich die Integrität der skandinavischen Halbinsel garantiert hat uad »ach de» veränderten politischen Verhältnissen kaum in eine Prolongation seiner Bürgschaft wil ligen dürfte, wenn nicht Norwegen Monarchie bleibt. Jedenfalls ist soviel sicher, daß Prinz Karl von Dänemark sich zur Annahme der norwegischen Krone nicht entschließen wird, bevor er nicht über beu Umfang seiner königlichen Macht vollkommenheit ganz und gar im Klaren ist. Daß dieser Machtvollkommenheit aber unter dem Einstuß der Republi kaner nicht Grenzen gesteckt werden, die dem Prinzen die Ehre eine« Souverän« um ein Bedeutende» zu beeinträchtigen vermöchten, da« ist noch keineswegs ausgemacht. Au» diesem Grunde dürfte sich di« Realisierung der Thronfolge-Frage noch einige Zeit verzögern, ohne daß vorläufig vou Wahr scheinlichkeit in dem einen oder dem anderen Sinne die Rede fein könnte. 3»r veenpigun, pe» Berlin« Lohnkampfc». Nachdem der „Vorwärts" mit allen Mitteln die Kampfeslust der Arbeiter der ElektrizitätSiudustrie angefacht hat, muß er darauf bedacht sein, den Au-gang de« Kampfe« seinen Lesern mundgerecht zu machen. Dir» geschieht in der Weise, daß der „Vorwärts" gleichzeitig für eine mittelbare Rechtfertigung de» soeben in Berlin arg bloßgestellte« Jenaer Massenstreik-Brschlusse» Sorge trägt. Da» sozial demokratische Zeutralorgaa redet nämlich den Arbeitern ein: sie seien nicht den Unternehmern, sonderu den Behörden unter legen. „Feuerwehrleute und Lokomotivheizer", so schreibt der „Vorw.", „wurden in die Werke entsendet uud ebenso sollen Sol daten inZivil statt im Dienste des Vaterlandes im Dienste des Kapitalismus tätig gewesen sein . . . Wenn die Behörden nicht daS Eingreifen der Maschinisten und Heizer illusorisch gemacht hätten, so war der Sieg auf der Seite der Arbeiter schaft." — In Uebereinstimmung mit solchen Phantasien steht die weitere Behauptung, daß es zu einer „wirklichen Machtprobe" »wischen den Unternehmern uud der „unvor bereiteten" Arbeiterschaft gar nicht gekommen sei uud daß der „abgebrochene" Kampf schwerlich al» ein Schul beispiel für die Wirkung der AuSsperruugStaktik angesehen werden köone. Zum Unglück für den „Vorwärts" steht daS Zentralorgan der sozialdemokratischen Gewerkschaften in seiner neuesten Nummer keineswegs auf einem auch nur entfernt ähnlichen Standpunkt. Die Rolle, die der „Vorwärts" den Behörden zuschreibt, schmilzt für daS gewerkschaftliche Zeatralorgan zu drr nüchternen Feststellung zusammen: „E« gelang der Betriebsleitung, durch Ingenieure, Feuerwehrleute und Streikbrecher den Be trieb einigermaßen aufrecht zu erhalten." — Ebensowenig stellt daS Gewerkschaft-blatt die Tatsache einer wirk lichen Machtprobe in Abrede, und wa« die an geblich „unvorbereitete" Arbeiterschaft and« laugt, so betont das Organ der Generalkommissto» aus drücklich: beim Bergarbeiterstreik hätten ungerüstet« Orga nisationen mit unzureichenden Mitteln gekämpft, „hier aber stad", heißt e» dann wörtlich, „die bedeutendsten Ar- beiterverbände angegriffen worden, die den Kampf mit gewohnter Schulung und mit erheblichen Mitteln führen". — Die vorstehenden Ausführungen des Gewerk- schaftSorganS genügen für die Wiederlegung des Partridlattes, welches durch feine haltlos« Darstellung den Jenaer Massen streiksbeschluß stützen und den Groll der Arbeiterschaft Über die selbstverschuldete Niederlage gegen die Behörden ab lenken wollte. veulscbes trieft. Leipzig 17. Oktober. * Ueter estafrtkanische Truppen-Bewe-ungen hat der „L.-A." neue Meldungen erhalten. Sie sind vom 1k. Oktober au« Dar-eS-Salaam datiert und lauten: Oberleutnant Klinghardt hat auf dem Marsch von Langenburg Tongea entsetzt; vorläufig ist diese Station außer Gefahr. Heute vormittag war hier Parade über «tne große Expedition. Dabei hielt Graf Götzen eine markige Rede in der Kisuahili- Sprache. Die Dampfer „Bussard", „Seeadler" und „Kaiser Wilhelm" schiffen die Truppen ein und dampfen zunächst nach Kilwa. Der Stab besteht au» Major Johanne«, Leut nant von Lindeiner und Stabsarzt Engelaud. An der Ex pedition beteiligt sind die 8. Kompagnie unter Hauptmann von Kleist und den Offizieren Oberleutnant von Wangen heim und Leutnant Linie; die IS. Kompagnie unter Ober leutnant von der Marwitz als Führer uud dem Ober leutnant Hudemann und Leutnant Sibbern«; die Etappes abteilung, etwa 100 Mann, unter Oberleutnant Frank, eine Eiseubahnabteilung unter Oberleutnant Schulz mit den Ingenieuren der Firma Holzmann zur Trassierung der von Kilwa ausgehenden Sübbahn. Die Abteilung de- Ober leutnant» von Grawert mit Leutnant Dallmer und Dr. Fabri ist für die Süd-Matumbiberge bestimmt. Die große Expedition wird in drei Abteilungen von Kilwa, KiSwere und Liodi bi» Liwale mar schieren, sich dort vereinigen und nach Tongea weitergehen. Mit den regulären Truppen wurden 75 Hilfskrieger ein geschifft. Hauptmann von Wangenheim hat iu einem schweren Gefecht bei Jsega nördlich der Msaugaberge 600 Rebellen zerstreut und erachtet nun im Mrogorobezirk den Aufstand al« aiedergeworfea. * Zur Deteasft-Affürr ergreift die „Köln. Ztg." an leit en- der Stelle nochmal» da» Wort, um uoter der Ueberschrift „Lntsnts lozale" in einem Artikel offiziös« Ursprung« etwa Folgendes anzusühren: Mit der euglischerseit« erfolgt« Klarstelluua sei di« Angelegen- hett au» dem Bereich Delcasisschrr Iongleurstückchen wieder auf den Boden der berufenen zünftigen Diplomatie gerückt, die nicht wie Drlcasft mit de» Beschicken drr Völker Fangball spiele. Die öffent liche Meinung Frankreich« habe ei» große« Jatrrrffe daran, den Enthüllungen nachzugehen, die augenscheinlich nicht von DrlcaffS veranlaßt sind, um sestzustellen. wodurch sich Frankreich der Tüu- schung (?) Hingebell konnte, England sei bereit, in einem Kriege gegen Deutschland bewaffnete Hilft zu leisten. Dadurch würde, wenn die bisherigen verhetzenden interuatioualen Lreßtreibereieu aufgrdeckt seien, die Bahn frei für einen offenen, ehrlichen Verkehr, der sich nicht zu einer „eutsuts eoräüllo' zu verdichte» brauchst wohl aber in einer „sutentv lo^als" «ine» die Interest«» Frank reich« wie Deuschland« wahrende» Ausdruck finde» könnt». Die beachtenswerte» Ausführungen betonen ausdrücklich, daß Drutschlaud nicht durch LiebeSwerbe» da« Wohlwollen Frankreich erlangen oder einen Keil iu die Bezirhungr» England» zu Frank reich treiben wolle: indessen vollziehe sich in der Auffassung der aus wärtigen französischen Politik ein Gärung-Prozeß, der auch im Verhältnis zu Deutschland seine Wirkungen geäußert hab«. Dieser Prozeß werd« hoffentlich allmählich die Blicke unserer Nachbar» vou historischen Unmöglichkeiten ablrukeu, damit sie klar »ad fest ihre eigenste» Interesse» in- Auge faste» könne». Kraakrrich und Deutschland würden öfter nebeneinander schreite», weu» sie aus schließlich auf ihre Joterrfleu achte» und diejenige» de« Nachbar« mit derselben Achtung behandel» würde», di« fie für ihr« eigene» fordern. * Die Reich-fiaanzressr». Wenn maa da« bi« jetzt irr den Beratungen der Fiaaazmiaister mit dem Reich-schatzamt vorläufig erreichte auf seruen Kern untersucht, so besteht derselbe im folgenden: Preußen gestand zu, daß eine Erv- schaftSsteuer für da» Reich in Aussicht genommen werde, wenn nicht die Brauftener al- ein Rührmichnichtan be handelt würde. E- bleibt nun abzuwartea, wie sich die süddeutschen Regierurrgen zur Frage der Erhöhung der Braumalzsteuer stellen. Für di« Abneigung Bayern» in eine Erhöhung drr eigenen Eiuuahmen de« Reiche» ans dem Wege der stärkeren Heranziehung de- Biere» ebenso leicht zn willigen, wie aus dem der stärkeren Heranziehung de» Tabak», spricht insbesondere ein Umstand mit. E» ist Tatsache, daß ver Export de» Bayerischen Biere» neuerdings »u leiden hat unter der Konkurrenz der österreichischen Biere. Nameorlich im Orient drängen die Wiener uod Pilsener Biere da» Bayerische in empfindlicher Weise zurück. Auch im Gebiete der Norddeutschen Brauereigemeinschast erobern sich die Oesterreichischen Biere immer mehr Terrain. Selbst in dem HosbräuhauS, da- von dem Bayern Aschinger in Berlin unterhalten wird, muß, weil e» da» Publikum will, Pilsener Bier au-aeschenkt werden. E» ist erklärlich, daß man in München Besorgnis hegt, wenn der Export weiter rurückgehe, könne die Grundlage der gesunden Finanzpolitik Bayern« einigermaßen verschoben werden. — Sehr stark ist in den Fiaanzberatunaeu der Wunsch zur Geltung ge kommen, eioe Grenze bestimmt zu sehen, über die hinan» eine Joanspruchnahme der Einzelstaatea mit Matrikular» beitrügen in der Regel nicht eintrete» soll. Die Anregung erging, für den Fall, daß die Höhe der Anforderung der einzelnen Ressort- der Reich-vrrwaltung die zur Verfügung stehenden Mittel einschließlich der Matrikularbeiträge bi» zu der bestimmten Grenze überschreite, soll der BundrSrat um Abgabe eine» Votum» darüber veranlaßt werden, ob die Maximalgrenze der Mairikularbeiträge überschritten werden solle. In einer solchen Bestimmung würde eine Herab- Feuilleton. o Lrde, du gedrängtes ääeer Unrähliger OrSberwogen, lllie viele 8chissleln lrummerschwer Fast du hinuntergerogen, yinsb in die wellige, grüne klut, Vie reglos starrt und doch nie ruht. Ich wandle wie Lhrist auf den Llellen frei, Als die ragenden jünger ihn riefen. Ich senlee mein Herr wie des lotsen viel Yinad in die schweigenden Tiefen; Lin schmales ltttter von feinem (Zedein, Vas liegt dort unten und schließt es ein. Seiler. - Japanische Kunst. In einer englischen Zeitschrift laS ich vor einiger Zeit «inen recht interessanten Aussatz über Japans modern« Kunstproduktion. DaS Volk der ausgehenden Sonne scheint künstlerisch momentan wunderbare Wandlungen durchzu machen. Seit den Tagen, wo der verstorbene Pariser Kunsthändler Bing den Kunstmarkt des Nlpponlande» dem europäischen Kontinent erschloß und da» Entzücken der Ama teurs über die stilvolle Gröhe d«S japanischen Farbenholz- schnitte» und den Seidenfond der Kakemonos, der tapanischen Wandgemälde, entfesselte bis zu dem Augenblicke, der jenem englischen Forichungsreisenden seine Stoßseufzer entlockte, scheint sich allerdings in der Kunst des ostasiatischen Insel- reicheS eine seltsame Aenderuna vollzogen zu haben. Im Jahre 1777 schr»eb ein japanischer Kunstgelehrter über die Stilprinzipien seines Lande»: In alter Zeit wurde in d«n Gemälden da» Studium der Kunst de» Umrißmachen» und der Gesetze de» Geschmackes yochgehalteu, ohne peinliche Nach- ahmung der Natnrwrmen. Hier ist der Schlüssel zum ver- standni» der ehemaligen japanischen Kunst noch bi- hinein in unier, modernen Tage enthalten. Nicht nur der alte Vr»r«rr»bu, mit dem neun» Forscher di« Geschichte d«» ja. st — ich fürchte - ... .... „ .... etzten für Sharakus oder Utamaro» farbige Grao wrrenden Preise bezahlt, denen der verftoroene Bi ein Permbgen verdankte. Und doch etwa» nntersch« panischen Farbenholzschnitt«» anheben, nach Hiroshima, der di- 1858 malte, besten Landschaften aus Partter Auktionen die unsinnigsten Preise erzielten, hat die Kunst des Umriß malens geübt und, wa» wichtiger »st, auch Whistler, Monel, Manet und Degas haben diese Form japanischer Kunstweis« übernommen und das Erbe Hokufais in ihrer Kunst zu neuem Leben erweckt und ganz den vibrierenden, duftigen Timbre eine- flüchtigen Momenteindruckes zu bannen gesucht. Vor nehmlich Whistler» Kunst wäre ohne den JapawiSmus nie zu verstehen. Die fiebernde Beweglichkeit Hokusai», Utamaros wundervoll eigensinnige Naturausschnitte, das Zufällige japa nischer Anordnung, die eminente Knappheit des Ausdruckes sind ins Europäisch-Modern« übersetzt und haben Schule gemacht. Wie Offenbarungen wirkten die Erzeugnisse japanischen KunftgewerbefleißeS auf da» Schaffen der modernen Pariser Künstler, die Bing in seinem nouveau" vereinigte. Man braucht nicht an den großen Plakatkünstler Ehvret zu er- innern, in dessen Affichen di« Linie allein al» Mittel charakte ristischen Ausdrucks, die Farbe al» Flächenfülluna zu einem glänzenden und markanten malerischen Mittel erhoben wer den, man braucht nicht an Toulouse Lautrec oder unfern deutschen Th. Th. Heine zu erinnern, um sofort dessen inne zu werden, wa» Japan» Farbenbolzschnitt« und Rollbilder auf dem europäischen Kontinent Große» oewirkt haben, auch ObristS Stickereien, Eckmann» Tapeten, die Gläser Köppinas sind durch den Jungbrunnen de» JapaniSmu» hindurch- aeganaen und sind Zeugen genug dafür, wa» diese feinsinnigen Künstlernaturen vom Erbe de- Nipponland«» übernahmen, und woS auf sie wie Offenbarungen gewirkt hat. -Tempora mutantur!" Wir haben un- beute beinahe so an diesen neuen Stil gewöhnt, daß wir ihn als etwas Selbst verständliche-, al» etwas, da» bereit» ganz zu un» gehört, be trachten, und wir sind oftmals urmerecht genug, zu vergessen, wa- das kleine intelligente Jnselvolk im Sttllen Ozean künstlerisch für Europa bedeutet hat. Wir wissen längst, daß es »n Deutschland z. B. auserlesene Galerien gibt, wo fapa- nische Kunst alles ist, und es kann unmöglich die Zeit noch sehr fern fein, wo sich der deutsche Professor, der Kunst- geschichte Nest, nolens volens der ungewohnten Arbeit unter ziehen muß, auch ein Kollru über Vie Geschichte des Kake- mono» oder deS fapanischen Farbenholzschnittes zu lesen. ES st — ich fürchte — auch di« Zeit gewesen, wo man »um aller- etzten für Sharakus oder Utamaro» farbige Gravüren die wrrenden Preise bezahlt, denen der verstorbene Bing einst ein vermögen verdankte. Und doch etwa» unterscheü>et den apanrschen Kunststil deutlich von den künstlerischen Stilen anderer Völker, wenn man seinen Einslust aus. dir modern« Dunst tzettEGM. Gan» »vn ftlbst, nicht «waltstnn, bat man ihn mit hinüber genommen und ihn dem europäischen Ge schmack akklimatisiert — weil man sich von vornherein bei Uebernahme nur aus Mittel und Form, auf das rein Tech nische beschränkte, nicht aber, wie es Rosetti oder Cornelius getan, auch den künstlerischen Geist einer Epoche gewaltsam einer andersgearteten Zett hat aufprägen wollen. Hier liegt die Erklärung und der wringende Punkt, warum ein Whistler trotz allem, was «r vom künstlerischen Besitze des Nippon- laiwes übernahm — und es war nur das rem Technische — doch als voll ausgesprochene Individualität den Gipfel der modernen englischen Kunst bedeutet. AIS ich dieser Tage einmal in einer hiesigen Kunsthand lung einige moderne Produkte japanischen Kunststeines be- trachtete, verstand ich deutlich, wie recht jener Engländer gehabt hat mit seinem Lamento. Er kam ins Reich der auf- oehenden Sonn«, favanische Kunst zu suchen, Kakemonos und Holzschnitte, die noch etwas vom Geiste Hokusais hätten. Und liehe — der Geist der Shunfhoschule geht heute nicht mehr in Japan um. Die billigste, faschingsähnliche Kunst die dem Fremdcngeschmack die gröbsten Konzessionen macht, ist in Japan an der Tagesordnung. Der schlaue Japaner ist zum Geschäftsmann geworden, auch was di« Kunst anbelangt. Uns Heuer kann man in Japan daS sonderbare Faktum kon statieren, daß der sonst so stolze Sohn der Sonne alle» Schlechte, Billige und Oberflächliche eines europäischen Mrttelgeschmackes in seine eigen« Kunstproduktion über nommen, ohne an die leider durch zahlreiche Zeugnisse be kräftigte Tatsache zu erinnern, daß die heurige Kunst in Japan auch inhaltlich den fremden und speziell Pariser Ein- flüssen Tor und Tür geöffnet hat. Da» ist an sich nicht be- langreich; denn schließlich baden wir un ere eigen« Kunst, die oottlob vor keiner ftemden mehr zurückzusteheu braucht. ES ist auch leicht erklärlich, daß der Japaner, der solche Ge lehrigkeit auf allen Gebieten in der europäischen Schule be wiesen hast sich auch die billige Marktware einer minder wertigen Kunst aneignen würde; „denn", so sagte sehr treffend ein Kunsthändler in Tokio, der noch irgendwo in einem ver- teckten Winkel, den wertvollen Kakemono eines " iist «ine» der japanist' che Ware liefern, die auch noch haben, die < ... Handwerker geworden wären, lvenn da» Billige, Bun Schlechte so reißenden Absatz findet?" Arme» Japan, . du untzr dem Glanz des neuen Sonnenaufgang«« bei, wertvollsten Schatz, dein» so grofte und eigenartige Kunst, Grobe trogen müssen! Wenn aber solch« minderwertigen Proder «inzunisten versuchen, wenn mittelmäßig« Se Bödmen aifußr. «1» Wund« ou« tzkiüdnsti . in einem ver- n Winkel, den wertvollen Kakemono eine» Utamaro oder «ine» der japanischen Großen verborgen hiAst „wozu von echten Künstlern kommt, die wir aber darben müßten, wenn fie nicht " tte und , so hast xinen . zu ^ktr sich bei un» idenstickereien tu on oll am wohnlichen Preisen angeboten werden, können wir mrr warnenb unser Beto aussprechen. vr. O. L. . * Irving-Nachlese. Aus den Berichte« der «naltschen Tages presse ergibt sich jetzt, daß der Asket Henry Irving ftit langem brusikrank war und an Herzerweiterung litt. In Bradford konnte er die RathauStreppe kaum noch ersteigen und mußte den Fahrstuhl benutzen. Während drr ganzen Tournse, di« da» ,ck»r«ieeU" bedeuten sollte, erregte seine Schwäche dir Besoraut» der Truppe. Wenn er spielte, sprach er Partien, bei denen er früher arstanden hatte, nur noch im Sitzen; die glorreichste Rolle seiner Vergangenheit, der Mörder Mathias in den nach Erckmann-Ldatrian- „Polnischem Jusrn" hrrgerichtrten Schauerdrama „Ido Lolli", nahm ihn so mit, daß sie für die nächste Woche, für Birmingham, schon abgesetzt war. Den „Brcket", dessen Stoßgebet „luto td^ tianäs, 0 Lord', seine letzten Worte auf der Bühne waren, soll er mit einer gewissen Verklärung gespielt haben; in der Kutsche brach er zusammen. Al» dir Todesnachricht sich in der Stadt verbreitete, wurden die Plakdte, die Irin Auftreten al» Edylock verhießen, überklebt. Bet drr Ueberführung de» Sarge« zur Bahn ereigneten sich pathetische Szenen. Allgemein ist die Trauer, die Zeitungen veröffentlichen Telegramme im Namen de» König«, vom Lord Mayor, von Llarrtie, drr dem , ebar p-ro" huldigt. Beer- bodm-Tre« sprach von der Bühn« de« Majesty-Throter« über Irving« Tod, Ellen Terry depeschierte, er habe sein Abenbwerk vollbracht. Geora« Alexander, Arthur Bourchter zollen ihm ergriffene« Lob; m Part« gaben Toquelin, Mounet-Sully und Antoine ihren Gefühlen AuSdroch Jane Hading schreibt, daß niemand Irving« Lächeln hab« vergeffen können. E« wird verlangt, daß seine Leiche, wie die Sheridan«, der Miß Siddon« and die Garrick«, durch veu Dekan von Westminster in der Abtei «iagesegnet werde» solle. In viele» Städten sind Trauer» flaggen gehißt worden. E« wird erzählst daß Irving durch da« Beispiel dr« Schauspieler« Phelp«, dr» er al« Lehrling sad, zum Theater getrieben wurde. Gr war sehr kurzsichtig, sehr mild und ist ohne vermögen gestorben. Ma» preist leine FnszenierungSkunst; Burne-Jvne« uad VoardSley habe» für ihn Dekorationen gezeichnet. Indessen wird hervorgehoben, daß er keinem der bedrutenderen lebenden Dramatiker et» Schauspiel abgrnommea ha». * Au« tzer Leipziger Viru;elau«tte»u«>. Bon zuständiger Seit« werde» wir daraus htngewiesrn, daß da« bi« Ende de« Monat« iu Leipzig au«gestrllte Meuzrldild „Falke auf Taube nahend", dessen Qualitäten auch hier gerühmt worden sind, das einzige bedeutead« Oelbtld de« Meister« ist, da« j»r Fett »och käuflich wäre. E« ist 1S4S, also in der besten Malperivd« Menzel«, entstanden, und zwar al» Gefcheuk au fetaeu Echützenverei». Ja der Familie eine« der Mit» tzlfttza tzefta» M sich u«ch diel,« kl«n «tz ist »MI «Le» lM»»«»
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