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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 23.09.1907
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1907-09-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19070923019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1907092301
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1907092301
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1907
- Monat1907-09
- Tag1907-09-23
- Monat1907-09
- Jahr1907
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Anzeigen-Preis sttr Inserate au« Leipzig und Umgebung die Sgcspaltene Petitzeilc 25 Ps., stnanzielle Anzeigen 89 P'. Reklamen l M.: von au-märt« 30 Ps Reklamen 1.20 M. vomBnäland.HPs., finan:. Anzeigen75Ps. Reklamen l.5o M. Inserate v. Behörden im amtlichen Teil 40Ps. Beilagcgebübr 5 M. v. Tausend cxkl. Post gebühr. «tie chästäanzeigcn an bevorzugter Stelle im Prene erhöbt. Rabatt nach Tarrs. Festerteilte Austräge können nicht zurück gezogen werben. Für da« Erscheinen an bestimmten Tagen und Plätzen wirb keine Gar. ntie übernommen. Anzeigen Annahme: Augustu«pl,tz 8 bei sämtlichen Filialen u. allen Anno ren- Lxpedilroncn de« In- und Auslände». Havpt Filiale Berlin Earl Dunck Herzogl. Bahr. Hosbuch- hanblung Lützowstraße 10. (Telephon VI. Nr. 4803). Nr. M. Montag 23. September 1907. 181. Jahrgang. Das wichtigste vsnr Tage. * Die Meldung vom 21. September, daß das Kommando des Majors Elliot Morenga bei Witpan in der Kalahari angegriffen habe und Morenga, sein Sohn, sein Onkel und drei seiner Anhänger getötet seien, wird durch einen amtlichen Bericht aus Kapstadt bestätigt. * Der KönigsbergerTom ist gestern in Gegenwart des Kaisers feierlich eingeweiht worden. lS. Letzte Dep.) * Im Befinden des Großhcrzogs von Bad en ist eine leichte Besserung eingetreten, doch ist der Zustand noch sehr ernst. sZ. Dtschs. R. und Letzte Tep.s * Ter kommandierende General des XIX. l2. K. S.s Armeekorps, Gras Vitzthum von Eckstädt in Leipzig, gedenkt im November von ieinem Amt zurückzutreten. lS. Tt-chs. R.j * Ter russische Konsul in Lübeck ist wegen Beleidigung des Senats ab gesetzt. * „Gil Blas" verzeichnet das Gerücht von einer schweren Schlappe, welche diesranzösischenTruPpen in Marokko erlitten haben sollen. lS. Ausl, und Letzte Tep.s * Die Lage in Persien hat sich in den letzten Tagen in be drohlicher Weise verschlimmert. lS. Letzte Tep.s * Der Kronprinz vonJaPan wird im Oktober Korea be reisen. lS. Ausl.j * Port'ugal hat an die Mächte die Einladung gerichtet, sich aus dem am 20. Avril 1908 in Lissabon zusammentretenden Inter nationalen Telegraph en-Kongreß vertreten zu lassen. * Ten Großen Preis von Leipzig <25000 .<lf gewann „Hochzeit " vor Weinbergs „Festino". — Im Wiener Jubi läum s p r ? j s >47 000 Kr > siegte „ E o m e in F i m e ", (S. Sport.j Ds»s Lr'nnenstiii-rnvecht. Vom 21.—26. September tagt in Mannheim und Frankfurt a. M. der „Deutsche Verband für Frauenstimmrecht". Noch vor zwanzig Jab- ren wäre in Deutschland eine solche Tagung eine Ungeheuerlichkeit ge wesen, von der nur Spötter Notiz genommen hätten, heute nehmen :m politischen Leben stehende Männer, wie der oadische Landiagsabgeordnete Tr. Muier u a-, tätig daran teil. Tie letzten Jahre baben die Hoff nung der deutschen Stimmrechrskämpferinnen genährt, denn im Norden Europas ist in das feste Bollwerk der Anschauung, daß nur Männern staatliche Pflichten und Rechte zustehen, die erste Bresche geschlagen worden. Tas kleine Finnland ist, sieht man von der Insel „Man ' ab, wo die Frauen schon längst — und dem Urteil der dortigen Männer nach nicht zum Schaden für die Insel — das Wahlrecht besitzen, das erste europäische Land, das den Frauen das aktive und passive Wahlrecht zuc-e- stonden bat, und achtzehn den verschiedensten Ständen und Parteien angehörige weibliche Abgeordnete sitzen jetzt im finnischen Landtag. Norwegen hat in den Sommertagen dieses Jahres allen Frauen, die das Mündigkeitsalter erreicht haben, eine selbständige Stellung einnehmen und Staatssteuern zahlen, das Wahlrecht verliehen, und durch dieftS Gesetz sind jetzt 300 000 Frauen in Norwegen wahlberechtigt; daß sie ihr Recht auch ausübcn werden, unterliegt keinem Zweifel. Schwedens Frauen, die mit seltener Energie und leidenschaftlicher Begeisterung um ihre politischen Rechte kämpfen, stehen nach dem Urteil von Kennern der Landesverhöltnisie dicht vor Erreichung ihres Zftles. Tie eng lischen Suffragettes kämpfen in einer für unsere deutschen Begriffe höchst unsympathischen Weise um das Stimmrecht; rechnet man aber mit englischen Verhältnissen und Anschauungen, jo führen sie den Kampf in der einzigen Weise, die in England einen Erfolg verheißt. Die eng lischer Männer baden einst gerade so gestritten, und wer z. B. die Ge schichte der Heilsarmee und ihre immer mehr wachsenden Erfolge an siebt. dem drängt sich unwillkürlich die Ansicht auf, daß öffentliche Kund gebungen vor dem Parlamentsgebäude, Straßenmeetings und Larm- izenen doch wohl imstande sein müssen, das englische Volk wirksam zu be einflussen. Dem Wesen der deutschen Frau liegt eine derartige stürmische Kampsweise zum Glück ferner, und es wäre wohl auch der falscheste Weg den die deutschen Frauen cinschlagen könnten, wollten sie vor dos Reick stagsgebäude ziehen, um ihr Ziel zu erlangen. Das Ziel, sieht man die Verleihung politische: Rechte als ein für die Gesamtentwickelung unteres deutschen Volkes erstrebenswertes Ziel an, liegt bei uns übcr- hanvi ungleich ferner, als in oen anderen germanischen Ländern. Ernst hast rechnet man heute in leitenden Kreisen noch gar nicht damit, daß in ab'cbbarer Zeit den Frauen das Wahlrecht verliehen werden könnte; sind die deutschen Frauen ja noch nicht einmal, abgesehen von geringen A.sncbmcn, im Besitz der kommunalen und kirchlichen Rechte, zögernd erst gibt man ihnen einige kommunale Ehrenämter, wie die der Armcn- u>.d Waisenpflegerinnen frei. Aengstliche Gemüter, die bereits die Frauen in bellen Haufen zur Wahlurne schreiten sehen brauchen sich daher noch nicht zu beunruhigen — es hat noch Zeit. Daß die Frauen obe> selbst an das Ende ihrer politischen Unfreiheit glauben, das be weisen solche Tagungen wie die Generalversammlung des Frauenstimm- reckstsverbandes. Und wirft man die Frage auf: „Sind sie Frauen zu dieser Hoffnung berechtigt, auch im rechtlichen Sinne?" so findet man, daß das Rüstzeug gegen diese Hoffnung, besten man sich früher bedeute, recht abgebraucht ist. Man kann angesichts der Tatsache, daß es zurzeit :n Deutschland zirka 6 Millionen berufstätige Frau'n, also Steuer zahlerinnen, gibt, nicht gut mehr sagen: „Der einzige Berus der Frau ist der de: Hausfrau und Mutter", zumal unter diesen 6 Millionen berufs tätiger Frauen zirka 2 Millionen Ehefrauen rcsp. Witwen sich bef-nven. Erne Frau aber, die imstande ist, für sich und oft auch für ihre Familie zu sorgen, die selbständig Geschäfte führt, ihr Vermögen verwaltet ihre Kinder erzieht, die ihre Pflicht als Staatsbürgerin erfüllt, indem sie Steuern zahlt, sollte eigentlich auch so viel politisches Verständnis be sitzen, um im gegebenen Falle ihre Zugehörigkeit zu der oder jener Partei zu bekennen. Schon Plato erkannte an, daß der Frau die gleichen staaisbürgerlichen Rechte wie dem Manne zustehen, in seiner „Republik" schreibt er: „Es gibt keine Kunst und kein Amt im Staate, für welche die Frau von der Natur nicht genau so befähigt wäre wie der Mann. Es gibt Männer, die den Frauen sehr überlegen sind, es gibt aber auch Frauen, die vielen Männern überlegen sind. Tie Art und Befähigung schwankt unter den Männern ebenso wie unter den Frauen. Frau und Manu sind gleichmäßig berufen zur Anteilnahme am Staatsleben, es gibt keinen Unterschied zwischen ihnen in dieser Beziehung . . . Die öffenilichen Aemter müssen auch beiden Geschlechtern zugänglich sein. T'esc Institution ist nicht nur möglich, sondern auch sehr einträglich, denn es gibt für keinen Staat einen größeren Vorteil, als möglichst viele aus.wzeichnete Bürger sowohl des einen als auch des anderen Geichecckus zu besitzen." Tie Frage ob es für das politische Leben unseres Vaterlandes vor teilhaft jein würde, wenn die Frauen in Staat und Gemeinde Sitz und Summe erhielten, läßt si-h aus der Vogelperspektive einer Zukunfts- rhcorie kaum beurteilen, maßgebend hierfür kann allein die Erfahrung jein. In den Ländern, wo das Frauenstimmrecht schon längere Zeil iesteht, hat man günstige Resultate zu verzeichnen, inwieweit nun die in überseeischen Ländern gemachten Erfahrungen auf Deutschland zu treffen würden, das mit ganz anderen Traditionen zu rechnen hat, kcnnie auch erst die Praxis lehren. Für unser Vaterland werden nach Jahren vielleicht die Erfahrungen der nordischen Lander in Be tracht kommen und zur Klärung der Frage in Deutschland dienen. Denn wenn auch heute noch das Frauenstimmrecht bei uns eine Uiovie ist, einst wird es doch zur brennenden Frage werden; die ganze Entwick lung unserer Frauenbewegung drängt dahin. Ob man aber heute schon sympathisch oder noch abweisend dieser Frage gegenüberckeht, anerkennen muß jeder, daß cs den Frauen tiefer Ernst ist mit ihrer Foroe-mng, daß es kein tändelndes Spiel, sondern ein im vollsten Bewußtsein ihres Rechtes geführter Kampf ist. In dieser festen Ueberzeugung ihres staats bürgerlichen Rechtes liegt die Stärke der Frauen, und das Gefühl, eine gedeckte Sache zu führen, macht sic unempfindlich gegen Widerstand und Spott. Dieses Vertrauen auf die Gerechtigkeit ihres Kampfes muß felbst dem Gegner Achtung abzwingen, und so wird auch die Frankfurter Tagung ernst genommen werden, falls nicht urteilsftf.' und unreife „Rechtlerinnen" durch ein Uebermaß von Agitation die ehr liche und besonnene Arbeit ihrer Mitschwestern zerstören. E'n Vor gehen, das bei allen wahren Freunden der Frauenbewegung nur Be dauern erregen würde, denn nur die Sache, die von ernsthaften Leuten ernst genommen wird, trägt den Keim eines bauernden Erfolges in sich. Die Keinstwos in Rußland. Von unserem Petersburger N-Korrespondenten. Prtlrsbnrg, 12. September. Unter den Reformen les neuen Rußlands, die nickt einen aus- gesprechen politi'cken Earalter iragen, sicht rie Neuorganisierung der landschaftlichen Verfassung an erster Slelle. Wenn nun die voliiischen Parteien des Landes, rechts unv links, der Reiorm >hie Ideen unv Grundsätze auftuprägen wünschen und im beißen Bemühen die gesetzliche Anerlennirng ihrer Ansichten erkämpfen wollen, so lommi das eben vaher. daß nichi lediglich ideale Gesichtspunkte in Frage sichen. Obileich also die SemsiwoS ihre Betätigung m der Hauptsache nicht im poli tischen Leben zu suchen hab n, so ist doch der Einfluß, den sie jederzeit auf die polnische Entw-ck ung des Landes ausübren, wertvoll genug, um ein solches Rii g n zu rechtserligen und begreiflich zu finden. Die Scmilwos und die Repräsentanten der großen Städte sind zu allen Zeiten Führer der rusfilchen Fnibeiisbewegung gewesen. Die Ent wicklung der ländlich n Seldstverwaltungs-Körperichafien ist ein getreues Spiegelbild der Stadien, die das öffentliche Leben in Rußland durch schreiten müß e Namentlich rie GouvecnementS S-mstwos waren den Vertretern des bureaukrati cken Regimes stets ein Dorn im Auge. Da sie dir Gesamlinieress.n ter Provinz zu verirelen hallen, die Steuergesetzgebung Handhabten uns — das ist der springende Punkt — die Auimerlsameit der Regierung aus örtliche Miß stände lenkten, so ist es tlar, daß Konflikte mit een Gouverneuren, die ein beinahe autokratisches BeausiicbligungSrecht ausübten, n cht zu den Seltenheiten gehörten. Naiürlih spielte die Haltung der Regierung, welche die Gouverneure in ihrem reaktionären Treiben unterstützte, eine große Rolle. In Kowalewskys vorzüglichem Werke „Ru'sian Political InstitutionS" findet sich eine äußerst lehrreiche statistische Uebersickt, aus der hervorgeht, daß von 1865 — 1884 die Semstwos 2623 Eingaben nach Peter-burg schickten, von denen 1354 teils abgelebnt wurden, teils aber übeiHaupt nicht beantwortet worden sind. Die Reaktion erreichte ihren Gipfelpunkt im Jahre 1900: damals wurde den Semstwos das Recht genommen, eine Erhöhung ihres Etats, soweit sie 30 Pcoz. überschritt, ohne ministerielle Genehmigung vorzu nehmen. Las war der Todesstoß ftir die Freiheit der Selbstverwaltung. Alles was bis bente für die Bolksawstärung geschehen ist, ist einzig und alle n den SemsiwoS zu danken. DaS einzige „Verdienst", das die Regierung hierbei bat, besteht darin, daß sie nicht überall den Selbst- Verwaltungen bemmenv in den Weg trat. Mit unsäalicken Mühen haben eS die Semstwos durckgeletzt, daß wenigstens iporadisck Voits- jchulen begründet wurden. Die An'wort der Regierung auf riese der Volksbildung geltenden Bestrebung war, daß sie — und zwar auf An regung Pobjedonoszews — die Semsiwoschntzn durch mincerwertige Knchenschulen zu «rsetzen begann. Hunderte nichtiger Lehrer, Land- schalttstalistiter und Landärzte, mußten als Ve,bannte nach Sibirien wandern. Unier Plebwe nahm dre Verfolgung Dimensionen an, welche kons-rvalivsie Männer auf dem Lande bi« zur Empörung erbitterten. Als wegen einer Reibe von Mißernten und Steuerauf'läaren rie Re gierung genötigt war, cin. Konimiisicn unter W lies Vorsitz zu ernennen, nnd letztere die ScmstwoS zur Mitarbeit heranzog, wurden diejenigen Semstwopräsirenten und -Abgeordnete, welche, wie Schipow in Moskau, Fürst Dolgoruly in KurSk, Pelrunk witsch in Twer und viele andere, fick die meisten Verdienste um die Aufklärung der Lage des Bau-rn- slandcs erworben baben, ihrer Aemler entsetzt, einzelne in die Ver bannung geschickt. Das jetzige Bestreben der liberalen Kreise Rußlands geht dahin, die administrative Selbständigkeit der Semstwos, wie sie bis zu oen achtziger Jahren bestand, wsiterherrustellen unv der Willkürherrschaft der Land hauptleute endlich einmal Grenzen zu riehen. Selbst die Regieiung hat sich nicht der Einsicht verschließen lönncn, daß eine Reform cer Selbst- verwal.ung cin Gebot der Notwendigkeit geworren sei. Las Resultat- dieser Emsicht war der bekannte Entwurf über die Resorm der Landsct'astsinltitutionen welcher die Schaffung einer neuen „kleinen landschaltlichen Einheit" befürworiete. Allein der Pferoeluß iah auch aus dieser staatlichen Fürsorge. Die B-am'en der r eu zu krestrenren lommu- nalen Institution iollien rack d.m Entwürfe näm >ch gleickieilig pol z iliche Funtiionen verrichten; daturch aberwürdc aufs neue cinKonn-x zwiicken der landw rtschaitl cken Administration und der staailicken Polizei hergestcllt, der die Unabhängigkeit der ersteren stark in Frage stellen würde. Die ganze LeirenSgeickickte der Semstwos ist am den Grundion polizeilicher Vergewaltigung gestimmt. Noch heute gibt eS genug Kreaturen nach Plevwcsckcm Muller, Provinzbe-imte, die sich darin getallen, im kleinen Kreise den Autokraten zu fpielcn. . Mit Recht verlangen daher die Liberalen, daß die Reform sichere Garantien für die Unabhängigkeit der Verwaltuiig beamlen diele. Ter gerade beendigte Mostauer Kongreß bat riese Forderung auss neue uutelstncb n. Unv wenn nickt alle Zeichen trügen, so steht die Regierung im B.giiffe, diesen Vorschlägen zu solgen — zum Besten des Wohles des ganzen Landes. Deutscher Reich. Leipzig, 23 September. * Vom Großherzog von Baden. Ueber den Verlauf der Krankheit am Sonnabend wird berichtet, daß feit M.ttag meist Bewußtlosigkeit einge- trelen ist. Der Patient ist unempfindlich gegen seine Leiden geworden. Tie behandelnden Acrzie Hofrat Dreßler, der Leibarzt des Fürsten, und Medizinalral Fleiner, der Heidelberger Kliniker, müssen sich darauf beschränken, stärkende Miliet zu geben. Aber die Nahrungsaufnahme läßt zu w.in'chen übrig, und die Herztätigkeit ist sehr schwach. Bald aus wärts, bald abwärts neigt das Zünglein der Wage. Jetzt schöpfen die Angehörigen irohc Hoffnung, dann bald fürchten sie das Äergste. Gegen Abend fand eine Andacht in der Schloßkapelle statt, wo flch mit der Großherzogin das erbgroßherzvgllchc Paar eingefunden hatte sowie die Angehörigen des Hoshalres und das Hausgesinde. Geh. Rat D. Hclbing sprach ein schlichtes Gebet. Am Sonnabend mittag sand in Karlsruhe eine außerordentliche Sitzung des Staatsminlsteriums statt. Der preußische Gesandte v. Esiendechcr hat sich nach Schloß Mainau begeben. — Schließlicy meidet uns ein Nachttelegramm vom 22. d. M. aus Karl sruhe: Das Befinden des Großherzogs hat einen leichten Schimmer der Besserung erfahren, so daß die behandelnden Aerzte wieder etwas Hoffnung geben. Ter Großherzog zeigte laut „Bad. Presse" eine relasive Frische und yat mit gutem Appetit Nah rung zu sich genommen. Auch das Allgemeinbefinden ist infolge bes serer Hcrziätigteit etwas frischer geworden. Tie Kronprinzessin von Schweden ist mittags 12 Uvr mittels Sonderzuges auf der Mainau cingetrofscn und wurde sofort zum Großherzvg geleitet, der sie auch erkannte. Von allen Fürftenhöfen laufen ununterbrochen Auslagen über das Befinden des Patienten ein. Ein abends ansge^cbenes Bul letin zeigt jedoch, daß der Zustand noch fchr ernst ist. Der Kran kenbericht lautet- Im Befinden des Großherzogs ist im Laufe des Tages eine wesentliche Aenderung nicht eingetreten. * Morenga gefallen'? Wie wir rocy ..nter den Letzten De peschen der Lvnnlagnummer meldeten, soll Morenga bei einem Angrisf des Majors Elliot bei Witpan in der Kalahari gefallen «ein, ebenso auch sein Sohn, Onkel und drei seiner Angehörigen. Daß Morenga, der mit den deutschen Behörden wegen seiner Unterwerfung bekanntlich in Unterhandlungen getreten war, sich in der Tat ^on seinem bisherigen Zufluchtsorte an der deuifch-englifchen Grenze entfernt har, geht auch aus einem amtlichen Berichte des Gouverneurs von Deut'ch-Südwest- afrika aus Windhuk hervor. Danach hat Morenga ^en Oranje verlassen und ist auf englischem Gebiete mit zwanzig Gewehren nach Norden aus gewichen. Die Engländer hosten — heißt es in dem Telegramm weiter — mit deutscher Unterstützung Morenga noch einzuholen. Das wäre also geschehen, und mit dem Erfolge, daß der lästige Mann nun für immer zur Ruhe gebracht worden ist. * Rücktritt des kommandierenden Generals Graf Vitzthum von Eckstädt. Mit lebhaftem Bedauern wird man in Leipzig vernehmen, daß der bisherige kommandierende General des 19. Armeekorps Graf Vitzthum von Eckstädt im November von seiner hoben militärischen Stellung zurücktreten wird, in der er gerade auch in Leipzig unter der Bürgerschaft sich ein dankbares Gedächtnis zu erringen gewußt bat. W:r erhalten im Anschluß an den an anderer Stelle abgeorucklen Manöver- bericht folgende Mitteilung: Nach der Kritik gab Seine Erzellcnz der kommandierende General den versammelten Ostizieren Kenntnis davon, daß er infolge seines körperlichen Befindens sich wnöligt gesehen habe, den schon seit längerer Zeit gefaßten Eni-chluh, um 'eine Verab'chie- dung zu bitten, zur Ausführung zu bringen und daß er mit Genehmi gung Seiner Majestät des Königs im November von der Spitze des Korps scheiden werde. Seine Exzellenz beronte hierbei, wie sein inniger Wunsch, den eigentlichen praktischen Dienst in einem Armeekorvs mit einem Manöver abzu'chließen, in Erfüllung gegangen sei und wie hoch beglück! ihm die Tatsache mache, daß er den letzten Tag unter den Augen Sr. Majestät persönlich Härte leiten dürfen. Nachdem hierauf Seine Hoheit der Herr Armeeftsipektcur Seiner Exzellenz seine vollste An erkennung über die hervorragende Tüchtigkeit ausgc vrochen, in der er das Armeekorps oom ersten bis zum letzten Tage 'einer Anwesenheit gesunden, geruhte Seine Majestät der König in oen erkennendsten Wor ten dem kommandierenden General mit dem Ausdrucke seines innigsten Bedauerns über den geiahten Entschluß -einen Dank auszu'prcchen für die stets hervorragenden T'enste, die Seine Exzellenz wäbrend einer mehr als vierzigjährigen Dienstzeit vier Königen in Krftg und Frieden geleistet. Er werde in dem kommandierenden General des l9. Armee korps innerhalb der Armee eine Kraft vermissen, deren Wirksamkeit nicht leicht zu ersetzen fein werde Tie Ab'cksicoswvrtc Seiner Erzellenz des kommandierenden Generals wurden vvn den oerinmmelten Offi zieren sichtlich mit tieftr Bewegung empfunden. Ist es dock allgemein bekannt, mit welchem Veriraucn daS ganze Armeekorps jederzeit nur seinen jetzigen Führer geblickt bat, von dem eine ununterbrochene An regung und Förderung aller Dienstzweige anSgcgangen ist. und dc-kftn Scheiden eine fühlbare Lücke in dem ganzen deutschen Heere hinter lassen wird. y- Aos dem 12. ländlichen Landtagswahlkreise lPrrna-Landl ist mit- zuteiftn, dun 'lc:> o., von Eop n bei Pirna gewählten 6 Wablmanncr aus der 1. und 2. Klafft für die Kandidatur des von nationalkrdc- raler Seite ausgestellten Geinelndevorstandes Zimmermann-
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