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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 23.05.1909
- Erscheinungsdatum
- 1909-05-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-190905230
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19090523
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19090523
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1909
- Monat1909-05
- Tag1909-05-23
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SL2SL. :sn»«. Be-uq-.Prei» für L«ch^, und Vorort, duvH unft« Lrtoer and Spediieure in« Hao« Gebracht r gä .> m»natl., L.70 uk dierteljihrl. v»> uniern Filiale» u.Annahmestellen abgeholt: 7b monaU., L.22 vierteljthrl. Lnrch dir Vft: innerhalb Deutschland« und der deutsche» Kolonien »terttljLdrl. tl.tb uwuall. US» »u«Ichl. Postbeftellgeld. Ferner in Belgien, LLne-ark, den Dauaustaate«. Ftallen, Lurembur», Niederlande, Ror» megen, Lesterreich - Ungarn, Nuhland, Lchweden, Schweiz u. Spanten. In all« übrigen Staaten nur direkt durch di» «eschä!r,Nelle d»« Blatt« erhtltlich. la« Leipziger Tageblatt erscheint wichen», lich / mal und zwar morgen«. «bonnement-Annahi« - AuGullu«pl»tz 8, bei onleren TrLgern, Filialen, Spediteuren und Annahmestellen, sowie PoftLmtrrn nur Briefträger». Di» einzeln« Rümmer koste! Ist «stedaktio» und Geschäft-ftelle: Johannilgaste it. Fernsprecher: I46SL I4«8st. I4SS4. WpMtr Tagtblaü Handelszeitung Ämlsblatt des Rates und -es Rolizeiamtes der Ltadt Leipzig. Anzeigen-Preis N» Suftrut» «M Letpetg »ad Umgedu« bi» »Apalt«, P»«tt»»ik L finanziell« Taz^gwi stv ch, «eklamen l Mu «»«wärt« 80 ch, NeNameu 1.L> »ma «ulland «ch, finanz. Anzeigen «ekamealL^. Inft»aMN.V«-»rde» stn a»!lich«r^l«0Li. v«tla^«b<wr L^U p. Lausend qst. Post. Gebiihr. »«ichtfwanzeigen an bevorzugte. Stell, t» Preis, »rhäht. Rabatt nach Lari Feste«ellt, «ufträg, tvnnen nicht zurück »«zog«» «kdem Für da« Erscheinen an bestimm«»» Lag«» und Plätzen wird keine Garantie übernommen. «nWi^n-Ann ahne«: Bng,fiu«pla» 8, »ei sstmUiche» Filialm, u. allen Annoncen Gipebtttpnen dr« In- und «utlande». Hanpk-Filiale Berlin-. <a»l Dnncker, Herzog!. Bavr. Hofbuch. Handlung, Lützowstrahe 10. (Lelephon VI, Nr. «M3). H-upr-FUiale Lre-den: Bersttahe «, l (Telephon Eli. Nr. 142. Sonntag 23. Mai lSVS. 103. Jahrgang. Das wichtigste. * AuS Anlaß deS Geburtstags des Königs erfolgten in Leipzig zahlreiche Auszeichnungen. IS. Lpz. Ang.) * Geh. Kirchenrat v. Pank, der Superintendent der Ephorie Leipzig I und Pfarrer an der Thomaskirche, beacht heule sein 25 jähriges Superintendentur-Jubiläu m. * In der Finanzkommission kündigte am Sonnabend Staatssekretär Sydow eine neue Erbschaft? st cuervorlage der Regierung an. Die Vorschläge über direkte Steuern wurden erledigt. Darauf wurde die S ch a u m w e i n st e u e r in zweiter Lesung angenommen und in die Beratung der Branste n e r cingetreten. Die liberalen Parteien gaben mehrfach offizielle Erklärungen ab. IS. d. bes. Art. in der 2. Beilagel * In der deutsch-französischen Casablanca-Affäre hat der Haager SchiedSgerichtshof gestern seinen Schiedsspruch abgegeben. IS. Letzte Dep.j * Der französische Ministerrat hat nach einem Pariser Telegramm den Gesetzentwurf über das Vereinsrecht der Beamten und ein B e a m t e n st a t n t angenommen. * Nach einer Depesche unseres Petersburger Korrespondenten dringen die russischen Truppen immer tiefer in Nord- versten ein. Die Besetzung Urmias gilr als unmittelbar bevor stehend. * Lord Beresford sagte in einer Bankettrede, daß auch der sofortige Bau von acht Dreadnoughts nicht aus reiche, um die Versäumnisse der letzten Jahre wieder gut zu machen. iS. Ansl.s Aus Sofia wird über einen bewaffneten Zusammenstoß türkischer und bulgarischer Truppen im Grenzgebiet be richtet. lS. AuSl.f * Bei dem 3. Gcsangswcttstreit deutscher Manner gesangvereine in Frankfurt a. M. erhielt der Kö In er Mannergesangverein die Kaiserkette, den ersttn PreiL der B er l i n e r L eh r er g e s an g v e r e i n. lS. Letzte Tep.s * Die in Berlin verhafteten Verbrecher haben mit dem >>riedrichschen Doppelmord und dem Ueberfall auf den Geld- brieffräger Rübner in Leipzig keinen Zusammenhang. Afrikanische Rrrriosa. Afrika hat an Kredit gewonnen, auch da, wo man sonst sich mit dem Bewußtsein begnügte, daß Afrika wohl gut für die Neger sein möge, nicht aber für die Europäer, und für die deutschen Steuerzahler am wenigsten. Im Reichstage herrschte nach dem Duell Dernburg- Roeren eine Zeitlang geradezu der I'arar coloniale«, eine Flut von Bewilligungen, Plänen, Reformen ergoß sich über unser schwarzes Deutschland am Indischen Ozean, aber ans dieser ragen noch immer einige stabile Kuriosa wie Klippen, an denen die nivellierenden Wogen der Aera Dernburg einstweilen vergeblich branden. Ungetrübte Erinnerungen hinterläßt ja nie die Reise eines hohen Beamten in einen seiner Bezirke, einer oder mehrere schimpfen immer. Meistens beginnt der hohe Herr den Chorus an Ort und Stelle, die anderen stimmen ihre Segenssprüche an, wenn er den Rücken gekehrt bat. Die Pflanzer des Nordbezirks haben bekanntlich ziemlich ver nehmlich ibre Gefühle geäußert» und wenn die Dernburgschen Arbei - rerkommissare erst ihre segensreiche Tätigkeit als eine Art Ge- werbeinspeltoren für die schwarzen Arbeiter beginnen, wird der Hymnus der Pflanzer in llsambara vermutlich noch stärker anschwellen. Nun ist nicht zu leugnen, daß unsere lieben schwarzen Schutzgenossen in mancher Beziehung von der neuen Aera verwöhnt werden. Der Neger ist nicht das harmlose große Kind, als das ihn der negrophilc Staatssekretär ansieht, «früher wurde der schwarze Mann von seinem Sultan geschunden, vom Akiden scharf gestriegelt und vom Jumben brav geschuhriegrst, und er sprach in den meisten Fällen sein ^rrrri za murrz'n, Gott will daS so. Wenn aber heute ein Weißer einer schwarzen Seele unrecht tut, so geht der brave Schutzgenosse, bewaffnet mit dem Armenrecht und Gebührenfreiheit auf das Bezirksgericht und verklagt den weißen Dana Mkuba, und im Frühjahr 1908 hingen allein beim Be zirksgericht Tanga in vier Wochen — 199 Klagen, und ein schwarzer Gentleman ließ ein Protokoll aufsetzen gegen einen Weißen, der ihn „Dummkopf" genannt hatte. Auch die Negerseele wird empfindlich. Weniger empfindlich ist daS Bewußtsein der dunklen Herren in anderen Dingen. Auch der dümmste Mschensi im Busch weiß, daß der Bezirksamtmann viel zu tun hat und Kaufgesuche von Weißen nicht im Handumdrehen erledigen kann. Ost liegen hundert Anträge auf Kron land unerledigt. Nun pflegen die Weißen, wenn sie nicht auf dem Lande gleich Wohnung nehmen, zum Zeichen, daß sie die Ueberlaffung dieses Landes beantragt haben, die Grenzen durch in den Busch qe- Ichlagene Schneise» festzulegen. Die Schwarzen wissen genau, daß die Papiere noch nicht ausgestellt sind, errichten flugS ein paar Hütten auf dem Land und fordern «ine angemessene Entschädigung, damit aus ihrer Anwesenheit keine Schwierigkeiten für die Kronlandserklärnng entsteht. Der Schutz der Neger treibt also schon sonderbare Schößlinge. Da- mit soll durchaus nicht gesagt werden, daß er überflüssig und der weiße Mann ein Tugendbold sei- Im Gegenteil, eS gibt auch heute noch Gen- tlemen, welche beim Viehkauf die Tevehrpatrone für die beste Scheide münze und den Revolverlauf für ein Ermunterungsmittel halten. Ter Neger kennt sie unter dem Namen: „Was willst du für die kleine Ochs?" Gegen dies« Kulturpioniere soll daS Gouvernement scharf vorgehen. Aber leider hat es ost wichtigere Dinge zn tun, und St. Bureaukratius ist auch in Afrika nicht nur ein sonderbarer, sondern auch ein mächtiger Heiliger. Die Zeiten sind ja vorbei, in denen der erstaunte Lands mann in Daressalam «ine wahre Hierarchie von Messen fand. Da gab es die Messe für die Subalternbeamten, mittleren Beamten, höheren Beamten, das Offizierkasino, die Messe für die hohen Beamten usw., und von jeder hieß es wie bei Lukas: „Und über das alles ist zwischen uns und euch eine große Kluft befestigt, daß die da wollten von hinnen hinabfahren zu euch, könnten nicht." Aber andere Kuriosa bestehen auch heute noch. Professor Paul Sa massa, der im vergangenen Jahre Ostafrika bereiste, hat jetzt die Ergebnisse seiner Reise in einem sehr lesenswerten Buche niedergelegt: „Die Besiedelung Deutsch-Ostafri kas" sLeipzig 1909, Verlag Deutsche Zukunft). Das Werk ist eine politische Studie, die bei dem bekannten Standpunkte des Verfassers nicht ohne Widerspruch bleiben wird, aber eine Fülle guter Winke für die Zukunstsgestaltung unseres Schutzgebietes enthält. An dieser Stelle wollen wir einige Kuriosa hervorheben, von denen der Verfasser be richtet und die wir unseren Lesern nicht vorenthalten wollen. Da ist zunächst der Bullen krieg. Vor einer Reihe von Jahren gefielen dem Leiter des Bezirks Wilhelmstal die Buckel der Rinder in West-Usambara nicht mehr. Er ließ also aus Europa Bullen zur Aufbesserung der Raffe kommen und befahl den Schwarzen, ihre Kühe nur von den neuen Bullen decken zu laffen. Und da die Schwarzen Wohlgefallen an der eigenen Rinderrasse hatten und die europäischen Bullen verschmähten, ordnete der Bezirks- gewaltige an, daß alle Bullen der Schwarzen — kastriert werden sollen. Darob kam es zu einem Aufstand, der allerdings unblutig verlief. Ein Kuriosum ist es auch, daß man bei der Ostafrikanischen Bank, Nebenstelle Tanga, nicht für 20 Rupien Banknoten erhalten kann, wenn sie nicht will. Denn der Bank ist wohl von der Regierung die Pflicht auferlegt, eine „Nebenstelle" in Tanga zu errichten, aber nicht auch die, für die nötigen Umlanfsmittel zu sorgen. Wer also eilig ein paar hundert Rupien in Banknoten braucht, kann in Tanga umherlaufen und gute Freunde und getreue Nachbarn angehen. Sonst sind die Be zirksämter in solchen Fällen gefällig, in Tanga aber sagt daS Amt: „Wozu haben wir die Bank?" Und der Reisende wiederholt schmerz gebeugt: „Ja, wozu?" — Auch mancher Bahnhof ist ein Kuriosum, so in Daressalam, „lieber ein paar Steinstufen und einen engen, im Winkel gebogenen Gang win den sich die Trägerkolonnen mit ihren ost sperrigen Lasten durch eine enge Tür dem Wagezimmer zu, wo man in drangvoll fürchterlicher Euge. die durch Hitze und Negergeruch gewürzt wird, die Abfertigung des Gepäcks an einer für dortige Verhältnisse ::iel zn kleinen Wage be sorgen muh." Anderswo errichtet man eine offene Wellblechballe für solche Zwecke. Auf der Strecke nach Morogoro riskiert man tatsächlich den Kopf, wenn man ihn beim Passieren einer Brücke aus dem Fenster steckt. So schmal sind die Brücken im Profil gewählt! — Auch der Posten von 600000 ^l, der alljährlich für Wegebauten im Schutzgebiete ausgeworfen wird, ist ein Kuriosum, über das die Denk schriften des Kolonialamtes zwar mit Eleganz und 15 Zeilen Hinweg gleiten. In Afrika zwinkern aber die Wissenden mit den Augen und reden von „Straßenleichen". DaS sind aber keine Unglücklichen, die den Räubern nnd Mördern in die Hände fielen, sondern es sind neue Straßen, die in der Blüte ihrer Jugend ein vorzeitiges Ende nehmen mußten. Ein wahres Pracht stück bureaukratischer Weisheit aber, hochragend über der Torheit gewöhnlicher Sterblicher, ist und bleibt daS Sanatorium Wngiri. Her Lienhard, ein Kolonialfreund, vermachte hochherzig ein Stück Geld zur Errichtung eines Höhensanatoriums für Rekonvaleszenten des Schutzgebietes, aber auch Gesunde sollten dort eine Sommerfrische in Afrika finden. Eine sehr gute Idee; aber der hochwohlweise, stets mfallible Fiskus nahm sie unter die Hände, nnd er hat ein ganz sonder bares Machwerk daraus geformt, auf das er stolz ist. Wugiri liegt 1100 Meter über Station Korogwa der Usambara» bahn. Wer unten dem Zug entsteigt, ahnt nicht, daß oben Paragraphen hängen, die gar sinnige Bestimmungen enthalten. Unter drei Tagen Aufenthalt wird nicht gewährt. DaS Zimmer muß bei dem Gouverne ment in Daressalam bestellt werden. Warum soll die Reichspost nicht auch an den Telegrammen verdienen? Wer aber gleichzeitig nm ein Reittier in Korogwa drahtete, bekam sicher keins. DaS mußte in Wugiri beantragt werden. Eine Bitte um einen Esel, die mit der Zimmerdepesche in Daressalam eintraf, wurde mit gebührender Nicht achtung und Nichtbeförderung nach Wugiri bestraft. Und mancher Reisende konnte so den steilen Negerpsad emporkraxeln, was nicht jeder manns Sache ist. Eine Dame kam halbtot oben an, und die Rekon valeszentin mußte längere Zeit sich erst von dieser Überraschung erholen. Die Ausgaben für Wugiri sind aus 21 000 .X festgesetzt. Dem Leiter ist eine Monatsrate festgesetzt, damit muß er langen. Sind wenige Gäste da, so lebt alles herrlich an den Fleischtöpfen: sind aber viele da, so umwölkt bald bange Sorge die Stirn deS Herbergsvaters: „Woher nehmen wir Brot in dieser Wüste? Was ist das unter so viele?" Und Schmalhans ist Küchenmeister. Dafür hat der Kurgast aber die Gewiß heit, daß sein Durst vom hohen Gouvernement in Daressalam reichlich kontrolliert wird. Jeder Gutschein, der für Getränke ausgestellt wird, geht zur Kontrolle nach Daressalam, und wenn der Vorrat, der von oben dem Herbergsvater bewilligt wird, ausgeht, wird nichts mehr bewilligt. Die Herren Gäste mögen die Kehlen mit dem Tau der Berge netzen. Für Völler und Schlemmer ist dort kein Raum. Das mußte sogar ein englischer Missionar erfahren. Ter Goltesmann hatte sich in drei Tagen zwei Flaschen Whisky verschrieben. Sofort wurde der Leiter von. Wugiri „zu eiligem Bericht" aufgefordert, waS der Missio nar mit diesem Quantum Stoff angefangen habe. Zum Glück konnte der Uebeltäter nachweisen, daß außer ihm noch andere Genossen bei der Ausrottung des Whisky tätig gewesen seien, so daß auf ibn nicht mehr gekommen, denn er als Engländer und Christ verantworten könne. Auf Einnahmen sieht also der FiskuS nicht. Ein ärztlicher Leiter ließ einst kleine Prospekte drucken, um das Sanatorium in weiten Kreisen bekanntzumachen — auch die Engländer in Sansibar kommen gern dorthin —, aber das Gouvernement verhinderte dies unwürdige Beginnen, nnd die Prospekte ruhen noch jetzt wohlverpackt irgendwo in Daressalam. Zum Nebersluß wird das Sanatorium jetzt auf ein halbes Jahr gesperrt. Pachtlustige Privatpersonen werden natürlich abgewiesen. — Afrikanische Kuriosa! Die Deutschen vor Rspenhagen. (Von anserm Kopenhageners. -Korrespondenten.) Kopenhagen, 21. Mai. Wie in England, so bilden auch in Dänemark die Sensationen der Militärschriftsteller ein außerordentlich beliebtes Mittel im Dienste der Agitation für die Stärkung der Landesverteidigung. Hier wie dort sind es immer die „Ueberrumpelungsversuche" der schlimmen Deutschen, — sei es zu Wasser oder „zu Luft" —, die den Kern der so viel begehrten Sensationsromane darstellen. Nachdem schon im Vorjahre der in elf Auflagen erschienene „Roman" „Der Blitz aus Deutschland", worin unter Aufträgen der grellsten Farben geschildert wird, wie gleich beim Ausbruch des deutsch-englischen Krieges die deutsche Flotte Kopenhagen überrumpelt und die dänische Regierungsgewalt lahmlegt, — dem ge- schästsgewandten Kopenhagener Verleger eine beträchtliche Summe ein gebracht harte, wird jetzt mitten im Wahlkampfe, der um die Befestigung Kopenhagens entbrennt, in marktschreierischer Weise ein zweiter, gleich spannender Tendenzroman derselben Art angemeldet, — und die biederen Dänen, Verteidigungsfreunde, wie auch „VerteidignngSnibilisten", reißen sich um die bald vergriffenen Exemplare der ersten Auflage. Als Ver fasser des neuen Milstärromans, der den Titel trägt: Aber Däne ¬ mark soll stehen!", wird wiederum ein „hochstehender Offizier" genannt. Der Hauptinhalt ist folgender. Im ersten Kavitel des Buches wird man in die Säle des mondänen Badehotels zu Esbjerg hinversetzt, wo die Einwohner der kleinen west- jütländischen Stadt eine große Anzahl Offiziere der englischen Flotte, die augenblicklich bei ESbjerg gelegentlich der Sommermanöver vor Anker liegt, zu einem Balle eingeladen haben. .Während deS Tanzes hört man furchtbare Detonationen und Explosionen in der Richtung von der Flotte her, und die englischen Offiziere werden von den Hotelfenstern Augen zeugen des nächtlichen Ueberfalls seitens — vier deutscher Torpedoboots divisionen: im Laufe einer Viertelstunde sinken nicht weniger als fünf englische Schlachtschiffe und drei Panzerkreuzer. — Das ist die -Ouver türe. Sodann wird der Leser nach Kiel geführt, wo man einem Ministerrat des Kaisers Wilhelm beiwohnt, in dem der Krieg beschlossen und der FeldzugSplan entwickelt wird. Es wird — natürlich! — auch die sofortige Absendung einer Flottenabteilung mit Landungstruppen nach Kopenhagen beschlossen. Hierauf erfährt man die Instruktionen des deutschen Gesandten in Kopenhagen und das Ultimatum an die dänische Regierung. Geschildert wird sodann die Stimmung in Kopenhagen beim Eintreffen der Telegramme auS Esbjerg. Die Hauptstadt mobilisiert, die See- und Landbefestigung, von denen der Verfasser voraussetzt, daß sie sich in ihrem jetzigen Zustande befinden, erhalten die kriegsmäßigen Besatzungstruppen. Die Folge hiervon ist ein Bombardement der Stadt seitens der deutschen Flotte, die in der Bucht von Koege liegt; an dem Bombardement nehme» 6 deutsche Panzerschiffe der „Siegfried"-Klassc teil, während gleichzeitig deutsche Truppen, die an der Küste von Seeland gelandet sind, bei Gladsaxe und Nyi-co »»greifen. Der Angriff wird von den Dänen abgeschlagen, das Bombardement der Hauptstadt wird aber fortgesetzt, und die deutsche Schlachtflotte greift jetzt vom Norden her in den Kampf ein, nachdem sie kurz vorher die Minensperrungeu zerstört hat. Die kleine Seefeste bei Mittelgrund, dicht bei Kopenhagen, wirb von dem konzentrischen Feuer der mächtigen deutschen Schlacht schiffe überwältigt, — die Haubitzen einer anderen kleinen Festungs anlage, der „Lynette", greifen aber ein, ein großes deutsches Schlacht schiff sinkt, und die ganze dänische Torpedobootsflottille rückt vor. Ter Kampf wird mit wechselndem Glück zu Wasser und zu Lande außerhalb der Festungswerke geführt, — der Ausgang wird schließlich für Däne mark um deswillen glücklich, weil die deutliche Flotte schließlich in der Nordsee von der englischen besiegt wird. Der Kampf zwischen England und Deutschland nimmt aber größere Dimensionen an, da Frankreich England zu Hilfe kommt. Auf diese Kämpfe läßt sich der Verfasser aber weiter nicht ein. Die Hauptaufgabe des Verfassers scheint es gewesen zu sein, den Mut zu schildern, mit dem Kopenhagen von den Dänen ver teidigt wird. Durch die ganze Schilderung der kriegerischen Ereignisse sucht er das Interesse für die Landesverteidigung bei denjenigen Dänen wachzurufrn, die da meinen, daß sie ihr Land ausschließlich durch ihre „hohe Kultur" vor Verlust der politischen Selbständigkeit bewahren können. Gin Wort der Rechtfertigung gegen -en Artikel: „Die Meißner Konferenz". Der ordentliche Professor der Theologie an der Universität Leipzig, Herr Geb. Kirchenrat v. Rietschel, hat um Aufnahme einer Ent gegnung zu den kürzlich in unserer Zeitung erschienenen kritischen Be merkungen über die Meißner Konferenz gebeten. In dem Begleit schreiben heißt es u. a.: „Da Sie gewiß nach dem gerechten Grundsatz handeln werden: ^rickiatmr estarn altera pars, so bedarf es ja keinerlei Berufung auf 8 11 des Preßgesetzes." Gegen diesen freundlichen Versuch eines leisen Druckes zum Abdruck der Zuschrift sind wir nun freilich völlig unempfindlich, schon weil die Form der Ent gegnung den Anforderungen des ungezogenen Paragraphen durchaus nicht entspricht. Aber ein liberales Blatt pflegt duldsam zu sein, und daher erscheint es nur als eine selbstverständliche Pflicht, dem An gegriffenen auch Raum zu einer Erwiderung zu gönnen. Die Zuschrist lautet: „Das Leipziger Tageblatt brachte in seiner Nr. 138 vom 19. Mai einen Artikel gegen den von mir auf der Meißner Konferenz gehaltenen Vortrag über die Zwickauer Leitsätze zur Reform des Religionsuntcr richts in der Volksickule, der mich zu einer Erwiderung nötigt. Sie soll, wenn irgend möglich, an dieser Stelle die einzige Abwehr von Angriffen bleiben, da mein Vortrag gedruckt vorliegt s„Zur Re form des Religionsunterrichts in der Volksschule", Leipzig, I. C. Hinrichssche Buchbandlungs, und jeder daher sich über meine wirk liche Auffassung der Sachlage leicht Kenntnis verschaffen kann. Wer sich künftig nur aus Zeitungsartikeln, wie dem genannten, ein Urteil bildet, den würde ich auch nicht durch Gegenerklärungen belehren können. Der Artikel wendet sich am Schluß gegen „die Leidenschaftlichkeit, mit der Rietichel die Allgemeingültigkeit des KausalitätSgesetzes bestreitet und die Verbreitung solcher unausgegorenen Ansichten beklagt", und beruft sich für die wissenschaftliche Begründung der bekämpften Anstchi auf meine verehrten Herren Kollegen Wundt und Lamprecht. Ich bitte S. 50 meines Vortrags zn lesen, und man wird finden, daß ich mich gegen das von dem Vorstand des Sächsischen Lehrer- Vereins als „gesichertes Ergebnis der Wissenschaft" verkündete Dogma, nach dem sich der Religionsunterricht richten müsse, wende, daß das für die Sinnenwelt zweifellos geltende Kausalitätsgesek auch allein das Gesetz sei „für das All, eingeschloffen die ganze Welt des Geistig-Persön lichen mit ihren Werten nnd Zwecken, das Gesetz, ans dem die ganze Kultur, die wahre Ethik nnd Reliqivn, ja die Willensfreiheit direkt ab geleitet wird". Meine Herren Kollegen Wundt und Lamprecht, denen ich die von dem Vorstand des Sächsischen Lehrervereins ausge stellten, von mir 2. -19 s. wörtlich zitierten „gesicherten Ergebnisse der Wissenschaft" vorlegte, haben mir swas ich schon vorher wußtef versichert, daß nur völliger Mißverstand sich auf sie als Ver treter dieser Ansichten berufen könne, Ansichten, die zum Monismus HackrlS oder zum Material,smuS führen muffen. Ich habe darum wohl nicht mehr nötig, nähere Erörterungen über diesen Angriff anzustellen. Andere Angriffe gehen voran?. Der Artikel leugnet, daß die Lehrer sich „ausschließlich die Vollmacht der Bestimmung über den reit-
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