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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 25.06.1908
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1908-06-25
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19080625012
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1908062501
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1908062501
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1908
- Monat1908-06
- Tag1908-06-25
- Monat1908-06
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vqugS'Prell M <mi> ^or»rr» v«rch «s« «6^« ül» S»«di«nn »« Ha»« ^»rachtr il»»»«i>« t t"» «ar»r»M «irNeut-rUch S It., wMiainch i KR.j In«»»!» I (mar«»« and adrnd«) vi««»i- tidriich <it) M.. monarlud lLi) vt. Lorch die DoN ,» de,irdr«: st »ml w,lich> mnrrdalb Lrurlchlaod« u»d d«r druoch«» Kolonie» lnerieljtyrlich i»L M-, mon»rlich >,7L «. LU«!chl P»N. t«tiriig«w, br Orfterrmch i» L VS d, Ungarn ri S »irrlriitdrlxd. z»rnn i» Vel are». rtoemark, de» DauauSaaie», Italle», Lorrmvirrg «tieLerlanK Siorwrge», ckuS- laich Schweden, Hchwet, unt Lvantrn. I» «ll« tbrr«» Staaren aur birrd durch di» «xve».» Si erültlich Ldo»aem«m-*nn-bm«; V»a»S»<VI«H 8, d«, amere» trLacrn. KUui.«n, Lordiicure» »nd it»nadia«st«llen lonne PoliLmrern ll» Bnellrdgern Li« einzeln« «ummrr laftri IO r«dak1ia» o»d ErvrdMa»! ZodannlSgaile rl. «elevkim Nr. iE. «r I4SS3, «r l«SSa. Morgen-Ausgabe 8. Mip,;igtrTllgMM Handelszeitung. Ämlsvlatt des Nates und des Nolizeiamtes der Ltadt Leipzig. Auzelgeu-Prew »» n»w»» Sv «.. LUI«—» Wm«»«»»»»W.. k»a»a «»^«»»L».. U-rlame-iL «. A-Ier»«,». veb»r»«« « ,»Ut»«L«a«DI. v erlazezetLdr d «. ». La»»«»» «xv. B»L aedützr. chrichälrlen^ia«» « St««« im PreiU erdSdl. Nadati »ach LarU Kefterreili« Aniträ» kü»n*o «ch! Plrkch- «»»-«» «erden. KSr da« welche»»«» a» Lagen a»d PIS»« >mrd Udm charanü» tlrerno mm«» >»»«i»«»-Uaaadm»i Paanluddta» t«t ItmUiche» Kllial«» a. »Len Hanen«»» OrpedManen de« An- an» »»«»«dch. HaruU - SUial« verlt» > la«! L»»S»r. Herzegd «anr. HasHWch« Handl»»». Lttzawkrahe Ul. (Leleohan VI. Rr. 4608^ Hauvr-Siliale vrr«de»r Eeekrate 4.1 (L«le»b»a 4SU). Nr. 174. 11)2. Jahrgang. Donnerstag 25. Juni 1908. Dar wichtigste. * In seiner Brunsbüttler Rede sprach der Kaiser dem Reichskanzler und dem Staatssekretär Sydow sein Vertrauen zur Durchführung der Reichssinanzreform aus. sS- d. bei. Art.) * Die Kaiserin trifft einem uns zugegangenen Privattelegramm zufolge bereits am 10. Juli zum Sommerauienthalt« aus Wilhelms- tz ö h e bei Kassel ein. * Der Staatssekretär des ReichsmarineamtS v. Tirpitz und die Teilnehmer an der Morine-Informationsreise hoben Wilhelmshaven verlassen. / * Der allgemeine Ausstand in der Stadt Parma ist be endet. * Der frühere Präsident der Vere'nigten Staaten, Grover Cleveland, ist gestern gestorben. (S. Ausl.) * Die amerikanische Regierung bat die sl-.'omatischen Beziehungen zu Venezuela abgebrochen, weil dieses seine finanziellen Verpflichtungen nicht erfüllte und keinerlei Mahregeln zur Unterdrückung der Pest traf. * Das Schwurgericht Berlin hat den des Mordes beschuldigten Forstgehilfen Schwarzenstein freigesprochen. (S. Gerichts;'.) * Der Kommerzienrat Möller in Altona wurde wegen Kon - kursversckleierungzufünfJahrenGesängnis und drei Jahren Ehrenrechtsverlust verurteilt. (S- Gerichtssaal.) Dev Hort -er Freiheit. Es ist weit gekommen mit der Sozialdemokratie. Keine andere Partei hat von Anbeginn ihrer Existenz an bat traditionell, wie man heute schon sagen kann, so systematisch und ,v rücksichtslos jeden Ge- sinnungszwa-ng verpönt, als Ausfluß übelster Rotzeit tzingestellt wie di« Sozialdemokratie. Sie hat bei den Reichstagswahlen immer schärfere Kautelen gegen den Einblick in dos Wahlgeheimnis gefordert. Tie hat noch jüngst den Kuvertzwang und die Klausur der Wähler mit durch- letzen besten. Sie hat gegen die Arbeitgeber deS agrarischen Ostens, wie des industriellen Westens die heftigsten persönlichen Angriffe gerichtet, die sich häufig genug zu den ärgsten Beschimpfungen gesteigert haben, wenn auch nur der Verdacht vorlag, das irgendwie aus die freie Dahl eingewirkt werden sollte. Ja man kann unschwer den Nachweis führen, daß diese Partei auch prinzipiell jeden Gesinnnngsdruck als verwerflich hingestellt bat, wie das ja auch eigentlich bei einer Partei, die die Freiheit auf ihre Fahne geschrieben hat, selbstverständlich sein müßte. Noch im Jahre 1892 wurde aus Betreiben Ignaz Auers in Berlin auf dem sozialdemokratischen Parteitage eine Erklärung angenommen, die durchaus korrekt und konsequent den Standpunkt anständiger Leute in dieser Angelegenheit festlegt. Es heißt da: »Anter keinen Umständen darf der Boykott zu einem Mittel der politischen oder wirtschaftlichen Vergewaltigung werden zu dem Zwecke, die politische Gesinnung oder persönliche Neberzeugung zu strafen oder die äuußere Bekundung einer politischen Meinung oder deren Betätigung zu erzwingen." And nun halte man dagegen, was die Sozialdemokratie an rigorosester Bedrückung, an wirtschaftlichem Boykott gelegentlich der letzten preu ßischen Landtagswahl geleistet hat, wobei das allerschönste ist, daß dieses korrupte Mittel nicht etwa von übereifrigen Fanatikern des sozialdemo- rratischen Glaubens in der Verborgenheit angewendet worden ist. sondern daß dieses Auspowerungsmittel den Segen des Zentralblattes der Partei erhalten hat, das selbst alle Mittel raffinierter Bedrückung empfiehlt, um den Wahlsieg zu erlangen. Im Stile des „Vorwärts" müßte man dieses Vademekum für sozialdemokratische Agitatoren die „Hungerpeitsche" überschreiben. Man lese nur folgende Zeilen: „Noch einmal müssen unsere Genossinnen die gegnerischen Wahlmänner, die als Geschäftsleute von Arbeiterkundschaft abhängig sind, auf die Konse- anenzeu ihrer Handlungsweise am 23. Juni aufmerksam machen." Die Leser des „Vorwärts" werden gewußt haben, was unter den euphe mistischen „Konsequenzen" zu verstehen ist, wie es auch die armen Knechte der Sozialdemokratie gewußt haben werden. Konsequenzen heißt in diesem Falle nichts anderes als Boykott und schlimmeres, vielleicht wirt- schastlicher Ruin. Aus den Listen der einzelnen Wahlbezirke ist zu er sehen, wer als gegnerischer Wahlmann in Betracht kommt. „Genossinnen! Bietet eure ganze Ueberredungskunst auf. Laßt euch durch nichts ab- ichrecken!" Kann man noch deutlicher fein? Und nm zu zeigen, daß mit den „Konsequenzen" nicht etwa eine leere Drohung gemeint war, braucht wohl nur mitgeteilt zu werden, daß schon am Montag und Dienstag in dem letzten sozialdemokratischen Stichwahlkreise, in Moabit, au die Häuser und Straßenbahnmasten Listen geklebt wurden, auf denen die Namen der Handwerksmeister und kleinen Gewerbetreibenden standen, die als Wahlmänner für einen bürgerlichen Kandidaten ge stimmt hatten. Die Konsequenzen wurden also auch wirklich gezogen und die ruinierten Opfer deS sozialdemokratischen Terrorismus können nun das schöne Lied von der sozialdemokratischen Freiheit singen. ES ist wahr, auch andere Parteien haben im Wahlkampfe schon ge sündigt und die öffentliche Stimmabgabe benutzt, um politische Gegner zu schädigen. Und auch der letzte Wahlkampf in Preußen mag nicht ohne Sünden auf bürgerlicher Seite vorübergegomgen sein. Aber das alles entschuldigt die Sozialdemokratie absolut nicht, rm Gegenteil, es kommt für sie eben noch in Betracht, daß sie sich bei diesem Beginnen der häßlichsten Heuchelei schuldig macht, denn sie gerade spielt sich als die Partei der geläuterten ethischen Grundsätze, als die Partei der Toleranz und der Freiheit auf. Und wenn jetzt auch von anderer Seite wieder das doch qlücklicherweisc immer mehr und mehr iu Mißkredit geratene Mittel wirtschaftlichen Zwangs gegen andersdenkende Wähler ange wendet wird, so trägt die Hauptschuld daran die Sozialdemokratie, die es sich gefallen lassen muß, wenn auf ihre Wahlpraktiken höhnisch mit Fingern gezeigt wird. D-amit soll das Mittel an sich nicht gerechtfertigt werden, und zumal der Liberalismus darf sich nie einfallen lassen, es anzuwenden oder zu billigen. Eine Lehre ist für alle Politiker, auch für die Negierung, aus diesen Vorkommnissen zu ziehen. Die Zeit ist endgültig vorbei, in der die öffentliche Stimmabgabe einen Schutz vor sozialdemokratischer lieber- flutung und einen gelinden Zwang für schamhafte Gemüter bedeuten sollte. Heute liegen die Dinge schon so, daß die Sozialdeurokratie in diesem rückständigen Wahlmodus ein Mittel hat, um bürgerliche Wähler gefügig zu macken oder gegebenenfalls zu ruinieren. Noch auf dem Wiesbadener Parteitag der Natwnalliberalen Partei bat der Abgeord nete Bassermann, als er ohne Widerspruch für Preußen die geheime Wahl forderte, darauf hingewiesen, wie verfehlt die Rechnung auf den Schutzdamm der öffentlichen Wahl sei. Die Probe auf das Excmpcl bei den preußischen Wahlen hat dies bestätigt, und man kann unmöglich an diesen Dingen vorübergehen etwa mit der Absicht, nun in Zukunft das sozialdemokratische Boykottmittel non allen Parteien zur Anwendung zu bringen. Das würde die Korrumpierung der deutschen Politik schlecht hin bedeuten. Es bleibt also n'ck-tS übrig, als endgültig mit diesem Ge wissenszwang auszuräumen, indem man die öffentliche Wahl preisgibt. Vielleicht hat die Sozialdemokrat« nun auch noch die Stirn, zu be haupten, daß sic durch ihre Bedrückun^smetbode endlich diesem Wahl- unrecht ein Ende gemacht habe, dann möge sie sich aber gesagt sein lassen, daß sie sich auf die kulturelle Stute der Sklavenhalter gestellt hat, und daß es kaum so dumme Menschen geben wird, die ibr glauben, wenn sic etwa nach dem jesuitischen Satz verfahren will, daß der Zweck der Wahl- sreibeit das Mittel der Hungerpeiischc heilige. Gcsinnirngszwang ist für keine Partei eine Auszeichnung, für die Sozialdemokratie aber mit ihren Freiheitsprinzipien ist er ein Schandmal, und eS ist zu hoffen, daß allen, dsi trotz Dresden noch immer in dieser Partei einen Hort der Freiheit erblicken, die Auge-n aufgeben über dos wahre Gesicht der Sozial demokratie. Eine Naiserre-e. Bei dem Diner auf der „Ozeana" hielt der Kaiser, wie bereits ge meldet, eine Ansprache, deren Teul nunmehr vorliegt. Der Kaiser führte aus: „Ich bitte, meinen herzlichsten Dan? für die ichönen und fchwung- oollen Worte die wir soeben gehört haben, aussprechen ^zu dürfen. Auch ich mpchte meinerseits an dieser Stelle ein Wort wedmutiger und dank barer Erinnerung dem Manne ipenden, dem Sic soeben in unserer Mitte «in Denkmal gesetzt haben. Ich meinerseits werde niemals die Freund- lichkeit, di« Fxische lind das Jugendliche in dem Charakter Tr. Mßticke- bergs'vergessen, der mich oft hier empfangen und begrüßt l>at. And ich glaube, in Ihrer aller Sinne zn sprechen, wenn ich versichere, daß wir :bn nicht vergessen werden, den Förderer und begeisterten Freund des Sports, und daß wir sein Andenken in Ehren halten und, so oft wir uns hier versammeln, im stillen seiner gedenken werden. Tie Geschichte Hamburgs aui dem Wasser ist soeben von berufener Leite geschildert worden, und Wort und Bild hat sie im deutschen Volke bekannt gemacht. Ich glaube, in dem Laufe der zwanzig Jahre meiner Regierung während meiner vielfachen Besuche im Hamburger Hasen und auf der Elbe beobachtet zn haben, daß die Kurve des Handels undMZerkedrs, wie überall in Deutschland, so vor allen Dingen in diesem großen Em porium stets in die Höhe geht. Gewiß, meine Herren, wir alle, entweder als Seefahrer oder als Sportslcute, kennen das Barometer. Es steigt, es sinkt auch und verfolgt verschiedene Linien. Wenn aber die Spitzen, die es im Steigen und Fallen beschreibt, nur im allgemeinen eine auf steigende Kurve ergeben, dann schadet es nichts, wenn dazwischen auch einmal tiefere Täler liegen. Sie sind das unvermeidliche Korrelat für den Aufschwung. Wir erleben das auch im Sportleben. Bald drängen sich die Jachten in Mengen zum Ziele, bald erscheinen sic weniger zahl reich. Neue Berechnungen, neue Vermessungen veranlassen zum War ten: und mit frischer Kraft nach dem Studium der neuen Gesetze wer den die Jachten dann wieder zahlreich am Ziele erscheinen. Ich kann mir wohl denken, daß in der Mitte der Sportsleute, gie heute hier aus dem Wasser sich getummelt haben, so manches weise Haupt sitzt, dessen Denken und Arbeiten nicht nur für ihn, sein Haus und seine Reederei, sondern auch für das Deutsche Reich und das deutsche Volk von Nutzen ist, und in dem Gedanken Raum finden möge über die Zukunft unteres Vaterlandes, soweit sie seine so wichtige finanzielle Ordnung betrifft. Nun, meine Herren, die Basis ist gelegt, die Pläne sind aufgestellt. And das Hamburgische Blut, bas in den Adern unsres ausgezeichneten und hochverehrten Kanzlers fließt, wird Ihnen garantieren, daß der Ausbau für die N e i ch s f i n a n z r c f o r m rationell, gesund und für das Reich zweckdienlich sein wird. Der Mann, der ihm §ur Seite steht, verdient Ihr volles Vertrauen und das des Vaterlandes. Was ge- plant ist, muß noch Geheimnis bleiben und darf nicht gesagt werden. Vielleicht kann, wenn ich den Schleier etwas lüften soll, für die jenigen, die nicht verheiratet sind, eine Junggesellensteuer zum Vor schein kommen. Bestimmt ist cs aber noch nicht. (Große Heiterkeit.) Nun, meine Herecn, möchte ich meinen Dank auf dem Schiffe hier nicht beendigen, ohne noch einmal zurückzublicken auf die drei herrlichen Tage, die ich in der Stadt Homburg habe verleben dürfen. Ihre Maje- stät bie Kaiserin hat mich noch besonders telegraphisch gebeten, lyren ge rührten Dank für alle Liebe und Freundlichkeit der Hamburger aus- zusprechen. And ich möchte noch einmal hier, wo so viele Hamburger versammelt sind, auf einem Hamburger Schiffe auch von meiner Leite aus versichern, wie ergriffen ich gewissen bin von der Haltung der Be völkerung und von dem Abend auf der Alster. Als ich mich fragte, wo der Grund für diesen Ausbruch der Begeisterung lieae, da erschallte spontan, erst allmählich, dann immer mächtiger anAweucnd unser altes deutsches Sturmlied. Nun wußte ich genug. Meine Herren! Ich danke Ihnen dafür. Ich habe Sie verstanden. Es war der Truck der Freundeshand einem Manne, der entschlossen seinen Weg geht und der weiß, daß erZemandcn hinter sich hat, der ihn versteht, und der ihm helfen will. Tie Hamburger und ich, wir verstehen uns. Und so freue ich mich denn, auch am heutigen Tage wiederum das Wohl des Nord- deutschen Reaattavereins, in dem so viele ausgezeichnete Hamburger vertreten sind, ausbringen zu dürfen. Möge sich der Norddeutsche Re- qattavciein weiterentwickeln, und ebenw der Hamburger Handel unter dem Schutze eines ehrenhaft bewahrten Friedens, den unser Heer und unsere Marine verbürgen werden! Hamburg soll leben! Hurra, Hurra, Hurra!" Von -er vieler Woche. fSonderbericht für das Leipziger Tageblatt.) fNachdruck verboten.) I. Kiel, 23. Juni. Soeben komme ich von der ersten Orientierungsfahrt durch den Kieler Hasen zurück, die mich bis nach Laboe hinausgeführt hat. Ach, lat das gut! Wie einen der frische Seewind wieder umwehte, wie ruhig und stetig, kaum merklich sich hebend und senkend, der Dampfer seiuen Weg durch das prächtig blaue Wasser babntc, da fühlte man sich gleich erfrischt und erholt, wie es eben nur ein Aufenthalt an der Meeres küste mit sich bringen kann. Denn ein Welter ist heute, zum Malen schön: tiefblauer Himmel und goldener Sonnenschein, der iu tausend und aber Tausenden von Reflexen von der leicht bewegten, glitzernden Wasserfläche zurückgeworfen wird, angenehm warme Temperatur, die aber selbst an Land nicht als Hitze empfunden wird, und dazu ein frischer, lebhafter Wind, so daß die buchenumrahmte Kieler Fövde leichte Schaumkronen zeigt und die zahlreichen großen und kleinen Boote, die das wunderbar schöne Landschaftsbild als Staffage beleben, alle Lein wand zeigen können, die sie überhaupt zu tragen vermögen, und in flotter Fahrt durchs Wasser gehen. Da muß jedem, der überhaupt Sinn »ürs Wasser hat — ich meine natürlich nur äußerlich — das Herz aus gehen, und die Berichte schreiben sich gewissermaßen von selbst - Nur einen Wunsch habe ich noch: solches Wetter für die großen Seeregatten am Freitag und Sonntag. Dann kommt die Stimmung ins Ganze, ohne die auch das sportliche Bild des Reizes entbehrt. Ich glaube, es wird sich machen. Erst batte ich, offen gestanden, ein etwas bänolicbes Gefühl, als icb las, daß diesmal nur 347 Meldungen für die Kieler Woche erfolgt sind und auch die Beteiligung des Auslandes gegen die Vorjahre so sehr nachgelassen hat. Ich befürchtete nicht gerade, daß es „mopsig" werden würde, wie klein Eischen, meines Freundes und vorübergehenden Herberasvaters jüngstes Töchterchen sagt, aber ich hegte doch ernste Zweifel, ob wir diesmal wieder so interessante, wannende Sportkämpfc erwarten dürften, wie wir es aus früheren Jahren gewohnt sind. Nachdem ich mich aber mehr ins Programm ver tieft : die Nenounasliste mit der gehörigen Andacht studiert habe, Und diese Zweifel alsbald geschwunden. Wohl ist seit 1905, wo 538 Jachten sich hier im Wettkampf maßen, ein ständiger Rückgang iu der Zahl der Jachten zn verzeichnen, und zwar ein Rückgang, der sich im Vergleich zum Vorjahre (454 Jachten) ganz besonders stark zeigt, aber es wäre verfehlt, hierin eine Abnahme des Interesses für den Segelsport zu sehen. Denn das Sinken der Teilnebmerzahl ist in erster Linie auf d,e Beschlüsse des Seolertaaes und die Annabme des neuen Meßverfahrens zurückzuführen. Dadurch sind eine große Anzahl von Jachten, und zwar gerade solche, die im Besitze von sehr eifrigen Teilnehmern an den Re gatten waren, von vornherein ausgeschlossen worden, und von eigent lichen Rennjachten, die noch im vorigen Jahre mit 94 Meldungen (19 Jachten) vertreten waren, ist diesmal keine einzige gemeldet. Mich der sonst regelmäßig vom Prinzen Heinrich gesteuerte „Orion", der alte „Meteor" des Kaisers, ist insolge des neuen Meßverfahrens aus geschieden und wird in Zukunft vom Prinzen Heinrich nur zu Touren benutzt werden. Mit Bedauern vermisse ich auch die „Navaboe" meines "Wei' Landsmann« V^ätsin. d-- sinst sich regelmäßig Sieg nm Sieg hier holte und diesmal eine neue Konkurrentin gegen sich gehabt hätte, die „Germania", die erst in diesem Jahre für Herrn Dr. Krupp von Bohlen und Halbach von Mar Oertz konstruiert und auf der hiesigen Germania- werft erbaut worden ist. Ucbrigens ein Prochtboot, schöne schlaoke Linien und faüwse hohe Takelung. Ich sah eS heute im Hafen liegen und treue mich jetzt schon daraus, daS schmucke Fahrzeug -unter dollen Segeln zu «eben. Für die aroße Illumination, die aisch dieSmal eine« Hauptanziehungspunkt der Rcgattenbummler bilden wird, hat die Jacht übrigens noch eine große elektrische Bcleuchtungselnrichtung erholten; üb«tr flO60.Glühlamven sind auf ibr angebracht worden, und zwei starke Kabel werden dem Segler von Land den nötigen elektrischen'Strom zu- iühren. „Germania" -st die größte und wobl auch die schönste der Neu bauten, aber auch sonst fehlt es nicht an solchen, und das ist das beste Zeichen dafür, daß das Interesse am Segelsport keineswegs im Schwin- den begriffen ist. Im ganzen werden sich 27 Jo^wn, 19 in den R-K»ast'en und 8 in der Sonderklasse, zum ersten Male dem Starter zu stellen haben, und es ist ein sehr ersreulichesZeichen, daß diele 27 mit Ausnahme der beiden Französin „Boule de Neige" und „Punch", die in Mculan und Le Havre zu Hause sind, sämtlich auf deutschen Werften und nach deutschen Plänen erbaut worden sind. Eine der Neubauten, das „Wind- spiel XI" des Hamburger Reeders Fr. Kirsten, hat bereits die erste Probe, allerdings in kleinerem Maßstabe, bestanden. Sie hat den sog. Eintonnervolal in drei Rennen erfolgreich gegen „Boule de Neige" und die Dänin „Kimono" verteidigt, allerdings unter für das deutsche Boot besonders günstigen Windverhältnissen, und damit den 1899 zuerst aus- gesegelten Preis, einen Silberpokal von 5000 Franken Wert. wiü>er auf ein Jahr für Deutschland erobert, das ihn auch schon 1907 gegen je eine französische, belgische, englische und spanische Gegnerin errungen hatte. „Kimono" ist übrigens, wie ich höre, nach Belgien verkauft wor» den. Hoffentlich sehen wir die Jacht nächstes Jahr hier wieder, sie ist eine ganz vorzügliche Gegnerin, und wenn die sportlichen Kämpfe der Kieler Woche so interessant werden, wie dieses Vorspiel mar, so werden alle auf ihre Rechnung kommen, die. sei eS aktiv oder als Zuschauer, die sem schönsten aller Sports ibre Teilnahme zuwenden. Offiziell Hai die Kieler Woche heute begonnen. Aber es handelte sich lediglich um eine interne Wettfahrt zwischen Kriegsschiffbooten, uwd zwar zwischen den Fahrzeugen der Marineteile an Land, der Schul-, Spez'al- und Veri'uchsschifle, die. 62 an der Zahl, in neun Gruppen von 9 Uhr 5 Min. bis 9 Ubr 45 Min. unter Segel gingen. Die erste der 15 Wett- sabrten, die außer den vier Wettfahrten der Sonderklasse au' dem dies jährigen Programm stehen, findet morgen früh statt, und zwar sind im ganzen 22 Boote, davon 11 Neubauten, gemeldet. In der 8-Meter-Klasse (9 Jachten, darunter 5 Neubauten) wird um den Ehrenpreis der Stadl Kiel gekämpft, für die drei andern Klassen «Boote von 7, 6 und 5 Meter« sind Klassenpreise ausgesetzt. In derselben Besitzung, wie bei dieser Wettfahrt des Kaiserlichen Jachtklubs, soll am Sonnabend eine Binnen wettfahrt des Norddeutschen Regattavereins vcransto'tet werden, und das gleiche Feld wird sich auch, nur durch „Windekind" und „L" ver stärkt, bei den beiden anderen Binnenwetttahrten dcL Kaiserlichen Jacht klubs am Montag, den 29. d. M.. und Donnerstag, den 2. Jul', am Start einfinden. Für die letztere Wettfahrt hat der Kaiser der 6-Meter- Klasse einen Ermunterungspreis und Graf DcugtaS-Ralswik der 5-Meter-Klasse einen EbrenpreiS gestiftet. Am Freitag, den 26. Juni, erscheinen zum ersten Mal« die ganz großen Jachten aus dem Kampfplatz. König Friedrich August, oer mit seinen beiden ältesten Söhnen dieser Wettfahrt beiwohnen wirb, und zwar voraussichtlich an Bord des „Meteor", wird bei günstiger Wit- terunq ein hochinteressantes Schauspiel genießen können. Nicht weniger als 81 Fahrzeuge werden in acht Gruppen starten. Als Preise winken den Siegern der von Frau Krupp gestiftete KrupperinnerungZpreiS und ev. als Extrapreis der Hohenzollernpreis des Kaisers für die 1-Klasse (Schunerjachten „Meteor", „Hamburg" und „Germania"), je ein in einer Statuette bestehender Wanderpreis des Kaisers für die X2-Klasse, die 15-Meter-Klasse und die 12-Meter-Klasse, der ebenfalls vom Kaiser ge- stiftete Kommotorc.Pokal (Wanderpreis) für die 10-Meter-Klasse, und endlich für die 8-Meter-Klasse der Kiautschau-Pokal, den Konsul Die- derichsen auch diesmal, wie schon seit mehreren Jahren, gewidmet hat. Interessant ist, daß um diesen Pokal ausschließlich Neubauten zu kämpfen haben werden. Dieselben Meldungen, mit Ausnahme der „Asta", liegen auch für die zweite große Seeregatta vor, die unter den Äu'pizien des Norddeutschen Regattavereins am Sonntag, den 28. d. M.. gesegelt wer- den soll. Aus dieser wird in den drei ersten Klassen zu ringen sein um den JubiläumS-WanderpreiS. der 1893 zur Erinnerung an daS 25jährige Bestehen des Norddeutschen Regattavercins von Hamburqer Freunden des Segelsports gegeben worden ist, und in der 15-Meter-Klasse um den Großherzoqspreis, den 1904 Großberzog Friedlich August von Olden burg gestiftet hat Die kleineren vier Klassen erhalten Klassenpreise Aus der am 30. d M. staUfindenden Regatta Kiel-Eckerniörde tritt auch die „Iduna" der Kaiserin mit in Wettbewerb um den zum ersten Male ausge'egelten Ehrenpreis des Herrn Weydekamp-J?«rlohn. Wenn sie den Preis erringen sollte, so kann eS nur infolge der ihr zustebenden Zeitvergütung fein. Auf diesem nicht mehr ungewöhnlichen Wege hat
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