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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 18.02.1914
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-02-18
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19140218022
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914021802
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914021802
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
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- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1914
- Monat1914-02
- Tag1914-02-18
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Lette 2. m. 89. »veuo-ttusyave. Leipziger Lagediau. erhöbe sich — vom linken Flügel abgesehen, der in solchen Dingen nun einmal nicht mitfüblen kann und darf, — der ganze Reickstag. Bei nahe wie beim Wehrbeitrag. Damals eine Milliarde, heute nur 46 000 Und doch wiederum ein aus dem Herzen kommendes Bravo der Mehrheit. Das ist nun also „dieser" Reichstag! Diese jetzt bei Busch und Schumann, wo man so aus fallend wenig von Landwirtschaft hörte, so tapfer geschmähte Versammlung von „Demokraten", die weiter nichts können, als die „Kommando gewalt" ihres Kaisers schmälern und arme, unterdrückte Bundesstaaten — wie z. B. Preußen, dessen Monarch die Kaiserkrone trägt — ihrer Selbständigkeit berauben! In einer der beiden Zirkusvorstellungen bestand das Hauptstück in dem Auftreten des Herrn v. Oldenburg, der mit wenig Witz und viel Behagen einer an spruchslosen Menge einige Späße zum besten gab. Worunter sich übrigens, wie glaubhaft versichert wird, eigentliche „Schlager" nicht befan den. Wenn man den Berichten der Bundesblätter folgen darf, hat der Ianuschauer unter anderem gesagt, Pflicht des Reichskanzlers sei es, sich einen anderen Reichstag zu „besorgen. Die Gegenfrage drängt sich aus: etwa einen Reichstag, der nationale Forde rungen, wie H'eeresvermehrung und Olympiabeitrag ablehnt? Rian braucht solche Frage nur aufzuwerfen, um an einem Beispiele die ganze Hohlheit der Schlagworte aufzudecken, mit deneu jetzt von gewissen Seiten, im Zirkus und anderswo, gegen die Anhänger einer abweichenden Staatsauf fassung gearbeitet wird. Man sieht: Hatz macht blind. Immerhin verkenne man nicht, daß solche Schlagworte dem Liberalismus gefährlich werden können. Zwar haben Lügen kurze Beine. Aber auch eine Wahlbewegung ist kurz. Darum sei leine Gelegenheit zur Aufklärung versäumt, und vor allem halte man das Pulver trocken. Der Herzog von Sraunschweig un- -ie Welfen. Die „Nationalliderale Korrespondenz" schreibt: „In Uenzen im Kreise Hoya ist der Verwalter Melhop einer der eifrigsten Agitatoren des Welsen- tums. Auf dem von ihm verwalteten Hofe fanden bisher regelmäßig Wclsenoersammlungen statt. Wie uns von zuverlässiger Seite mitgeteilt wird, ist Eigentümer des Hofes der regierende Herzog von Braunschweig. Erregte im Kreise Hona der herzogliche Hof als Zentrum der Wellenbewegung bisher schon berechtigtes Aussehen, so durste man doch annchmen, daß es damit nach der Absage des Herzogs an die Welsen agitation, von der der Reichskanzler im »origen Monar im preußischen Abgeordnetenhaus Mit teilung machte, sein Ende haben wurde. Das ist nun aber durchaus nicht der Fall. Ocffentlichcn Bekanntmachungen zufolge hat auf dem Hofe am vergangenen Sonntag wiederum eine welsische Versammlung stattgefundcn. Aus die Hin weise auf die Absage des Herzogs soll der Verwalter Melhop erwidert haben, er habe noch keine I n - struktion erhalten, die ihm die Abhaltung welfischer Versammlungen auf dem Hose verbiete. Sollte der Tatbestand von unserem Gewährsmann richtig wicdergegeben sein, woran zu zweifeln wir keinen Anlaß Haden, so dürfen wir wohl hoffen, daß die entsprechende Instruktion so bald wie möglich nachgeholt wird." Vie Novelle zur Sesol-ungsor-nung -er Neichsbeamlen geht jetzt dein B u n desrat zur Beschlußfassung zu, nachdem sie das preußische Staatsiuinistc- rium passiert hat. Es ist daher mit ihrer Ein bringung in das Parlament in nicht ferner Zeit zu rechnen. Hinsichtlich der Aufbesserung der Beamtentlassen stimmen die Vorschläge überein mit der in Prensten vorgesehenen Ausbesserung, so das; also auch die ll u l e r b e a m t e u k l a s- sen, die von der am I. Oktober 19l3 erfolgten Bezngserhöhnng der Postschaffner mittelbar be troffen werden, eine Aufbesserung erfahren sollen. Es wird sich demnach um die Besol- dungsklasseu > bis st l> handeln. tDer Klasse 5 gehören die Postschaffner an.) Zu den Beamten der Klassen 1 bis st K gehören u. a. auch die Landbricfträger, ferner Uuterbeamte der Reichs- eisenbahnen, Kasernenwärter, Krankenwärter bei Lazaretten, Kanzleidiener und Pförtner beim Kadettenkorps. Weiter ist eine Bezugserhühung der Besoldungsklasse 21 vorgesehen, was eine Folge der Bczugsaufbesserung der Assisten ten ist, die gleichfalls zu dem genannten Ter min eine Gehaltserhöhung erfahren haben. Der Klasse 21 gehören u. a. an die Burcaubcamten 2. Klasse sowie die Lagerverwalter und Bau- schreibet' der Reichspost- und Telegraphenvcr- waltung. Ferner die Werfttechniker, Werftbuch- sührer, Tvrpedotechniker, Minentechniker, die Militärgerichtsschreibergehilfen usw. Die Klasse bezieht jetzt ein Gehalt von 1K00 bis 3300 Mark. Da eine Ausbesserung der Assistenten bis zu 3000 Mark erfolgt ist, wird man annchmen I können, das; eine entsprechende Erhöhung dieser Klasse gleichfalls vorgesehen ist. Außerdem wird in der Novelle eine Erhöhung der Bezüge der Dcckoffiziere gefordert. Die Aufbesserung anderer Beamtenklassen als die genannten ist nicht vorgesehen. Die Novelle zur preußischen Besoldungs ordnung ist im Staatsministcrium gleichfalls durchbcraten worden und durfte daher dem nächst dem Landtage zugehen. Sic sieht die Heraufsetzung der Beamtenklasscn 1 bis 5 der Besoldungsordnung vor. Weiter ist dann eine Aufbesserung der Beamtengruppen der Assisten- tenklasse Nr. 13 der Besoldungsordnung vorge schlagen, und gleichzeitig sollen auch die Klassen 14 sowie teilweise 15 und 16, soweit sie mittel bar von der Aufbesserung betroffen werden, eine Erhöhung ihrer Bezüge erfahren. Die preußische Assistenteuklasse bezieht ein Gehalt von 1650 bis 3300 Mark, während.die Reichsassistcnten, soweit sie aufgebcssert sind, jetzt 1800 bis 3600 Mark beziehen. Die aufgebesserten Unterklassen der Reichsbeamtcn decken sich in der Höhe der Gehaltsbezügc nur bei Klasse 1 mit denen Preußens. Beide Unterklassen beziehen 1100 bis 1300 Mark Gehalt, während bei den übrigen das Endgchalt im Reiche um 100 Mark ge ringer bemessen ist als in Preußen. Deutsches Reich. * Die sogenannte Zabernkommisston trat heute, am Mittwoch, zu ihrer ersten Sitzung zusammen. Der Reichskanzler hatte einen Vertreter entsandt. Auf Antrag eines Zentrumsmitgliedes stellte der Regierungsvertreter in Aussicht, daß das Material über die geltenden Bundesgesetze vorgelegt werden würde. * Anfrage im Reichstage. Die nationalliberalen Abgeordneten Basscrmann und Schiffer haben im Reichstage folgende Anfrage eingebracht: „Unter Bezugnahme auf Mitteilungen franzö sischer Blätter über den angeblich schlechten G e s u n d h e i t s z u st a n d im deutschen Heere fragen wir an, ob der Herr Reichskan.ler bereit ist, über den Krankcnzustand des Heeres Mit teilungen zu machen?" * Der Streit um die Kabinettsorder von 1820. Wie die „Berl. R. Rachr." schreiben, ist das Gut achten des preußischen Iustizministcrs über die Rechts gültigkeit der Kabinettsordcr von 1820 beim Reichs amte des Innern eingegangen. Die Vorschläge des Iustizminlsters sollen ,^zu der Annahme berechtigen, daß die Angelegenheit in kurzem eine alle verbünde ten Regierungen befriedigende Lösung finden werde". * Wechsel in der Leitung des deutschen Krieger» vereinswefens. In der Leitung des Preußischen Landes-Kriegerverbandes, des Deutschen Krieger bundes und des Kyffhäuser-Bundes der deutschen Landes-Kriegerverbände ist jetzt der von uns bereits angekündigte Wechsel eingetreten. Statt des General obersten von Lindequist, Generaladjutanten des Kaisers, der in einer außerordentlichen Sitzung des Bundesvorstandes am 21. Januar aus Gejundheitsrücksichten die Präsidentschaft niedergelegt bat, ist der General der Infanterie v. Ploetz zum Präsidenten gewählt und vom Kaiser in einer Kabinettsorder vom 9. Februar bestätigt worden. * Keine Begnadigung des Zaberner Rekruten. Als am 2st. Januar der Rekrut, der seinerzeit wegen unbefugter Bekanntgabe dienstlicher Mit- Vas neue Sluck. 7> Roman von Erik Lie. Autorisierte Uebersetzung von Mathilde Mann. cNichürnlk vcrlwi^ii.i Za, sie sollten sich tennen lernen. Der Ge baute, baß Ernestine sie vielleicht leiden möchte, wirkte beruhigend. Er halte es schon lange ge wünscht, und jetzt lvar die Gelegenheit dazu da. Zudem er den Rock auzog, blieb er vor dem Geldschrank flehe«. Er öffnete ein kleines Schubfach, wo einige Visitcukarteu uud allerlei parfümierte Briefe, mit grosser englischer Auf schrift, sowie eine Photographie lagen. Es war ihr Bild — ein ovales, reines Gesicht mit gro ßen Augen, die zugleich treuherzig uud hinter listig waren, eine feingeformtc Nase uud ein kleiner weicher Mund nnd eine schimmernde ^steihe von kleinen Zähnen. Es war eine Art blonder, englischer aristokratischer Schönheits typ, aber er war keineswegs nichtssagend: er verlieh Bestimmtheit und Intelligenzausdruck. Gustav blieb stehen und suchte gleichsam ihren Blick in dem seinen zu fangen. Es war, als fühle er sic lebend vor sich und gegenwärtig: „Stefanie!" flüsterte er still und entzückt mit einer Stimme, die zitterte. Dann letzte er das Bild wieder hinein zwi schen die Briefe — so vorsichtig und sorgsältig, wie ein Kind seine Puppe in die Wiege legt. Eine halbe Stunde später tauchten Rechts anwalt Bcibom und Frau in dem Gewimmel in der Karl-Johann-Straße auf — er mit seinem glänzenden Zylinder und seinem wippenden, sil- berbeschlagcnen Stock, und sic rotwangig, frisch und lachend in ihrem leichten, kvsakenähnlichen Astrachanmantel. Es war eine kristallklare, durchsichtige Frost luft, so daß mau alles ganz nahe sah wie im Hochgebirge. Die Musik im Studentenhain klang deutlicher als sonst, und die Flagge oben aus dem Dach des Stortings hing schlapp herab. Man begrüßte sich unh nickte einander zu, iväh- rend das Publikum die Promenade in zwei breiten Strömen hinauf und hinab glitt. ES >var eine förmliche Erfrischung, hinauszu kommen, fand Ernestine. Gustav war heute wie ausgetauscht, er redete und plauderte und war witzig und amüsant. Es war eine wahre Freude, ihm zuzuhören. Sie hatte ihn lange nicht so gesehen. Jetzt erging er sich über das charakte ristische Gepräge, das über dem Leben der Ju gend aus dem Karl Johann und überhaupt im ganzen über Ehristiania lag. Es sei nicht nor wegisch, nicht deutsch nnd nicht französisch. Nir gends fände man einen so freien und natürlichen L-on zwischen jungen Damen und Herren außer in Rußland, und da namentlich in den russischen Universitätsstädten. Unsere norwegische Natur sei verschämt und befangen. Nein, russisch — das sei merkwürdigerweise der Eindruck, den das Leben unter der Jugend auf jeden Fremden machen würde. Es liege wohl etwas Verwandtes in den» Temperament — oder ob es wohl der Einfluß der russischen Literatur sei? „Wollen wir noch einmal hinabgchen?" schlug er vor, als sie bis an die Universitäts uhr gekommen waren. „Es tut so gut, ein wenig hinauszukommen. Du hast auch in der letzten Zeit zu viel zu Hause gesessen, Ernestine." „Ach, weißt du, diese ganze Weihnachtszeit, Gustav. Mau hat wirklich ein wenig Verände- rung und Abwechselung nötig. Der Haushalt sollte wirklich anders eingerichtet werden. Im Ausland hat man mit gemeinsamen Küchen und dergleichen begonnen." „In Amerika," rief er aus, „sollen auch schon Maschinell ersunden sein, die die Kinder zur 2ßclt bringen. Man dreht nur ein Rad her um, uud flugs kommen die Kinder, Knaben oder Mädchen oder Zwillinge, ganz nach Belieben." „Das würde freilich eine große Erleichterung sein," lachte Ernestine. „Wohl möglich," erwiderte Gustav. „Aber ich glaube nicht, daß sich viele die Maschine an schafften." Sie waren vor Blomquists Ausstellungs fenster stehen geblieben und betrachteten ein teilungcn an die Preße bzw. Unterschreibens von bekannten Mitteilungen an Elsäßer mit 43 Tagen Mittelarrest bestraft worden war, vor Ablauf seiner Strafe aus der Haft ent laßen wurde, wurde gemeldet, daß er be gnadigt worden sei. Jetzt stellt sich heraus, daß er lediglich wegen seines Gesundheits zustandes die Arroststrafe unterbrechen durste. Ein am 7. Januar von seinem Vater eingereichtes Gnadengesuch war nicht befürwortet worden. Der Rekrut muß den Rest der Strafe ab büßen. * Beratung der Militär« und Eisenbahnbehörden. An der Beratung der deutschen Militär- und Eisenbahnbehörden, die am Montag in Frankfurta. M. im Bürgersaale des Rathauses stattfand, nahmen außer Vertretern des Großen Gene- valstabes, der Generalstäbe aller Armeekorps und des Admiralstabes auch Vertreter des Roichsbahnamts so wie des Ministeriums der öffentlichen Arbeiten teil. * Der Segen des „Generalpardons". Infolge des Generalpardons bei der Einschätzung zum Wehr beitrag sind im Kreise Eschwege an Kapital vermögen bisher über 11 Millionen Mark mehr als früher deklariert worden. Hiervon ent fallen nach der „Kl. Pr" auf die Stadt Eschwege allein 5023915 — 2m Fürstentum Birkenfeld haben sich bei der Erklärung zur Wehrbeitragssteuer 19 Millionen Mark mehr ergeben, als bisher versteuert wurden. Auf die Städte 2dar und Ober stein kommen davon 11 Millionen Mark. — Die Veranlagung zum Wehrbeitrag ergab in Duis burg insgesamt mehr als 500 Millionen Mark Vermögen. Ausland. Gesterreich-Ungarn. * Mißtrauensvotum gegen das ungarisch« Plenum. Ein Telegramm meldet aus Pest, 18. Februar: Die Oppositionsparteien überreichten am Diens- lag dem Abgeordnetenhaus ein von 97 Abgeordneten dieser Parteien unterzeichnetes Mißtrauens votum gegen das Plenum, das sich über alle Rechts grundsätze hiuwegsetze. Normale Verhältnisse im ungarischen Abgeordnetenhaus« könnten nur durch die Rückkehr zu Recht und Ordnung wieder errichtet werden. * Die deutsch-böhmischen Ausgleichsverhandlun gen. Aus Wien, meldet eine Drahtnachricht: Mi nisterpräsident Graf Stuergkh empfing am Diens tag die deutschen Abgeordneten zu einer Aus sprache über das Vorgehen bei den Ausgleichsver- handlungon. Die Abgeordneten erklärten sich einver standen mit der Bildung dreier Sub komitees, nämlich für die Landesordnung nebst Landeswahlordnung, für den Sprachengebrauch bet autonomen Behörden und für die nationale Abgren zung. Die Abgeordneten erklärten jedoch ausdrücklich, die deutschen Vertreter hielten daran feist, daß di« nationale Abgrenzung die Grundlage für alleAusgleichsarbeit bilde und daß die Deutschen lediglich auf der Grundlage ihrer eigenen Entwürfe in Verhandlungen eintreten könnten, nicht auf der Grundlage der von der Regierung vorgelegten Behelfe. Frankreich. * Zur Steuerreform in Frankreich. Aus Paris wird berichtet: Die der Einkommensteuer feindlich gegenüberstehenden Blätter heben mit leb hafter Befriedigung den großen Eindruck hervor, den die gestrige Rede des Senators Ribotim Senat hervorgerufen hat. — Der „Figaro" schreibt: Die Ab lehnung des Zusatzantrages Pechot. die zu einem Er- solge der Regierungsvorlage vorbereiten wollte, er scheint nunmehr unvermeidlich. Man versteht nun mehr, warum das Ministerium gestern nicht die Vertrauensfrage gestellt hat. — Der „Gaulois" meint: Das Kabinett wird aus dieser Debatte jedenfalls verringert und gesäubert hervorgehen. Was wird dann aus seiner ohnehin schon so schwachen Autorität werden? Der Sturz des Finanzministers Laillaux wird ein großes Gefühl der Erleichterung Hervor rufen. Wir kennen Geschäfte, die bereits „per ultimo Coillaux" abgeschlossen wurden. — Die ministerielle „Aurore" schreibt u. a.: Jedenfalls wäre es besser, einen Teil der Steuerreform zu erzielen, als gar keine, unter der Bedingung aber, daß man den Grund satz des von der Kammer angenommenen Entwurfs nicht antastet. * Die Epidemien in den französischen Garnisonen. Drahtlich wird aus Paris, 18. Februar, gemeldet: Die Zahl der Krankheitsfälle in den französi- großes Hochgebirgs-Gemälde, das die ganze Hiuterwand ausfüllte. „Wollen wir einmal hineingehen ?" fragte er. Es waren nur wenige Menschen im Ausstel lunglokal. Ein mildes Tageslicht sickerte von oben herein, so daß die zahlreichen Bilder ganz zu ihrem Recht kamen. Plötzlich grüßte Gustav. Es war eine Dame mit großem Federhut und in schwarzem Samt. Sie wandte sich halb von dem Gemälde ab, das sie eben betrachtet hatte, und nickte liebenswürdig zum Gruß. Ernestine dachte bei sich: wo hatte sic doch dies Gesicht schon früher gesehen ? Aber Gustav kam ihr zuvor, indem er schnell vorstellte: Meine Frau — Fräulein Moritz. Es lag etwas zugleich Vornehmes und Ein nehmendes über der fremden Dame, das Erne stine schon beim ersten Blick für sie einnahm. Aber sie hatte dabei doch etwas Steifes und Gemeffcnes, was den Eindruck einer augenblick lichen Unsicherheit machte. Die schwarzen Augen verhielten sich gleichsam abwartend. „Mein Mann hat mir von Ihnen erzählt," begann Ernestine. „Ja, wir haben einander hin und wieder getroffen," sagte Fräulein Moritz. „Ich habe S i e übrigens schon früher gesehen — ja, freilich nur auf der Straße," fügte sie hinzu, während sie gleichsam Ernestine mit einem schnellen, for schenden Blick maß. „Denk nur, Fräulein Moritz glaubt, daß du eine so ernsthafte Dame bist," scherzte Gustav nervös, ckideiu er einen leichteren Ton anschlug. „Sie glaubt —" „Nein, teiueswegs!" lachte Fräulein Moritz. „Ich fühle mich nur überhaupt noch so fremd hier in der Heimat. Wissen Sie, wenn man nicht hier ausgewachsen ist. Und dann habe ich einmal Ihren Mann gefragt, ob Sie nicht eine „feier liche" Dame wären, mit öffentlichen Interessen und all dergleichen. Und damit neckt er mich nun immer." Ernestine lachte. „Nein, ich bin weder feier lich noch ernsthaft! Aber wenn man mit einem rmuumuz, »o. ^etttuar 1914. scheu Garnisonen ist noch ständig im Steigen be griffen, und di« heute vorliegenden Nachrichten laßen erkennen, daß alle zur Bekämpfung der Seuchen ergriffenen Maßnahmen bisher erfolglos ge blieben sind. Niemals seit dem Ausbruch der Epide mien haben sich an einem einzigen Tage soviel Todesfälle ereignet wie am Dienstag. Bon 193 Erkrank ten, die im Sarnisonhospital von Orleans liegen und sämtlich dem 131. Infanterie-Regiment angehüren, sind abermals drei verschieden. In Marseille erlagen drei der Seuche, in Montpellier zwei und in Bourges einer. Vom 137. Infanterie-Regiment starben am Dienstag vier Rekruten an Genickstarre. Auch die Zahl der Neuerkrankungen ist ziemlich beträchtlich. Allein das 26. Artillerie-Regiment hat 250 Soldaten in das Militärhospital senden müßen, von denen be reits mehrere gestorben sind, während andere mit dem Tode ringen. Aus zahlreichen kleineren Garnisonen kommen gleichfalls Meldungen über neue Erkran kungen. Englan-. * Aus dem englischen Oberhaus« wird gemeldet: Lord Murray of Elibank, bis August 1912 erster Einpeitscher der Liberalen Partei, der im Zusammenhang mit der Marconi- aktien-Angelebenheit genannt wurde, erklärte am Dienstag persönlich: Zu rückgekehrt aus Südamerika, habe er keine neuen Tatsachen mitzuteilen. Er könne nur bestätigen, was über seinen Anteil an der Transaktion bereits bekannt sei. Seine Hand lungsweise könnte allerdings eine Kritik ver anlassen. Er bedaure tief, daß er diesem Gegen stände nicht mehr Aufmerksamkeit zugcwandt habe, aber er sei in diesem Falle nicht aus böser Absicht, joudern nur aus irriger Beur teilung der Sache schuldig. Er gebe zu, daß die Erwerbung von Marconiaktien für den liberalen Partcifonds irrig gewesen sei. Er bedaure den Ankauf ebensosehr, wie den eigenen Aktienkauf, der schwere Verluste gebracht habe. Sein Rücktritt als Whip sei nicht im Zusammenhänge mit dieser Transaktion erfolgt, denn er habe ihn bereits im Februar 1912 aus privaten geschäftlichen Gründen erklärt. Lord Landsdowne betonte, es wäre unklug, über die Aeußerung Lord Murrays eilig zu beschlie ßen, und regte die Vertagung der Ab stimmung an. Amphtkill, der einen Antrag auf Einsetzung einer Kommission zur Unter suchung der Angelegenheit angekündigt hatte, verschob diesen Antrag auf Donnerstag, erklärte jedoch, daß er darauf bestehen werde, den Gegen stand zu verlassen. Rußlan-. * Kaiserliche Anerkennung für das Finanz» Ministerium. Einem Telegramm aus Petersburg zufolge veröffentlicht der Verweser des Finanz ministeriums, Bark, in einem Ministerialerlaß einen Brief, den der bisherige Ministerpräsident Kokowzow an ihn gerichtet hat. Dieser teilt darin nnt, daß der Kaiser in der Audienz am 13. Februar ihn habe wissen laßen, daß er mit der Verleihung des Grafentitels nicht allein seine Dienste in der Finanzverwaltung habe be lohnen wollen, er habe vielmehr auch das Wohl wollen des Monarchen gegenüber dem Finanzministerium und allen leinen Beamten bekunden wollen, deren Arbeit voll Selbstverleugnung, Loyalität und Pflichtbewußtsein immer die Kraft dieses Ministeriums gebildet habe. Der Kaiser habe Kokowzow ermächtigt, seine Worte den Beamten des Ministeriums zur Kenntnis zu bringen. * Aus dem Reichsrat. Gin Telegramm aus Petersburg meldet: Aui Antrag des Grafen Olsufjew hat der Reichs rat einstimmig als Amendement zu Artikel III des Antialkohol- gesetzes die Bestimmung angenommen, daß im Bereich von Ortschaften, deren Bevölkerung das Verbot des Verkaufes geistiger Getränke beschloßen haben, weder die Krone noch Privatleute Verkaufs lokale geistiger Getränke eröffnen dürfen. * Der neue französische Botschafter beim Zaren Der Kaiser empfing, wie aus Petersburg berichtet wird, am Dienstag in Zarskoje Sselo in feierlicher Audienz den französischen Botschafter Paleologue, der sein Beglaubigungsschreiben überreichte. * Bon der intrrparlamentarischen Union. Aus Petersburg wird gemeldet: In einer Sitzung der 8vdlldVLrvllbL0S"^L'"» Lperikckität: eru pr. 11189. llrro' Mann wie dem da verheiratet ist" — sie sah schalkhaft zu Gustav hinüber — „so muß ich ja diejenige sein, die gewissermaßen die Vernunft repräsentiert, nicht wahr?" Jetzt war das Eis gebrochen, und sie blieben eine Weile stehen und plauderten. Fräulein Mo ritz fühlte sich auf sicherem Boden und redete, als hätten sie einander lange gekannt. Namentlich eroberte sie Ernestines Herz, indem sie von ihren Kindern sprach, die sie habe, und die ja so hübsch und amüsant sein sollten. „Ihr Mann hat mir so viel von ihnen erzählt." „Ja, besuchen Sie uns doch einmal," er widerte Ernestine geschmeichelt. „Aber jetzt muß ich wohl wieder die Vernünftige sein," fuhr sie fort. „Wir müssen an die Kinder und an das Mittagessen denken, Gustav. Es ist gewiß schon spät geworden." „Da sehen Sic selbst, wie feierlich sic ist!" bemerkte Gustav, indem sie sich von einander verabschiedeten und gingen. „Es ist angenehm, mit Damen zu verkehren, die in anderen uud größeren Verhältnissen aus gewachsen sind, du," sagte Ernestine, als sie wieder ans die Straße hinausgckommen waren. „Sie bewegen sich in einer ganz anderen Sphäre. Weißt du, im allgemeinen pflegen Damen nicht so liebenswürdig gegeneinander zu sein, wie sie es gegen mich war." „Aber, liebe Ernestine, sie hatte doch wirk lich keinen Grund, dich zu beißen," warf Gustav scheinbar gleichgültig hin, in Wirklichkeit aber tat ihm ihre Bewunderung wohl. „Das ist etwas, was man fühlt, Gustav! Die norwegischen Damen glauben immer, daß sic damit imponieren, wenn sie steif und zurück haltend gegeneinander find. Hast du ihre Toilette beachtet — du kannst mir glauben, die ist nicht hierzulande gearbeitet!" Gustav >var in rosigster Laune, während er dahinging und Ernestines warmen und begeister ten Worten lauschte. (Fortsetzung in der Morgenausgabe.)
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