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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 18.02.1914
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-02-18
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19140218022
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914021802
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914021802
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1914
- Monat1914-02
- Tag1914-02-18
- Monat1914-02
- Jahr1914
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Mittwoch, 18. /evruar 1914. Lrlpziger Tageblatt. M. SS. ttüenü-Kusgade. Sette s. rusktsch«» Truppe der interparlame«. tar 1 sch « n Union forderte der Genevaüsetretür der Litton, Christian Lange, di« russische Gruppe auf, an der Konferenzin Stockholm teihunechmen in Anbetracht dessen, daß hundert Jahre vergangen feien, seitdem die skandinavischen Staaten keinen An- laß zu einer Verletzung des internationalen Frieden, gegeben hätten. Lange hob in seiner Ansprache her. vor, daß all« skandinavischen Staaten die Herstellung enger Beziehungen zu dem russischen Volke wünschen. In der Hoffnung, durch persönliche Kenntnis zu einem freundschaftlichen Einvernehmen zu kommen, drückten die Mitglieder der russischen Gruppe die Ab sicht aus, Stockholm zu besuchen, und bekräftigten, daß Rußland feindselig« Absichten gegenüber allen seinen Nachbarn, insbesondere gegenüber den skandinavi schen Ländern, sernliegen. Sttechenlanö. * Das Militärbündnis zwischen Rumänien und Griechenland perfekt. Ein Telegramm meldet aus Athen. 18. Februar: Wie mitge'eilt wird, ist das Militärbündnis 'wischen Rumänien und Griechenland seit dem Aufenthalt Venizelos in Bukarest perfekt geworden. Haiti. * Die Unruhen in Haiti. Aus Port au Prince wird gemeldet: Zwischen Polizeibeamten und Sol daten fand ein scharfes Gefecht statt, da« eine Panik unter der Bevölkerung hervorrief. Trotz der angestrengten Bemühungen der Behörden, die Ord nung wieberherzustellen, dauern die Unruhen fort. Schistsbewegungen in -er Kaiserlichen Marine. Eingetroffen: S. M. Flußkbt. „Vaterland" am 15. Februar in Schanghai, S. M. S. „Luchs" am 16. Februar in Schanghai, S. Ni. S. „Hansa" am 16. Februar in Vigo, S. M. Begleitdampfer „Titania" am 17. Februar in Amov. NsÄiriÄilen vom Cago. * Der Prozeß gegen Leutnant v. Forstaer. Die Klage der 15 Jahre alten Franziska Murr gegen oen Leutnant v. Forstner wurde am Dienstag zu folge einer Meldung aus Zabern vom Landgericht Zabern auf den 28. April d. I. vertagt. In zwischen wird der beklagte Leutnant v. Forstner mündig, da er am 4. April 21 Jahre alt wird. * Trömel kehrt zurück. Der frühere Bürgermeister von Usedom und ehemalige Fremdenlegionär Trömel weilt, wie aus Zürich gemeldet wird, zurzeit in Zürich. Trömel gedenkt demnächst nach Deutschland zurückzukehren. * Eedächtnisstiftung. Aus Bielefeld wird ge meldet: Der ehemalige Handelsminister v. Moeller hat Mr dauernden Erinnerung an die Befreiungs kämpfe vor hundert Jahren und zum Andenken an das 25jährige Regierungsjubiläum des Deutschen Kaisers unter dem Namen „v.-Moe Her-Gedächtnis stiftung Eigenheim" eine Stiftung errich tet, die den Erwerb von Bau- und Wohnland zur An siedlung von Arbeitern und Angestellten der beiden Firmen K. L Th. Moeller und Friedrich Moeller in Brackwede bezweckt. * Steigen des Rheins. Wie aus Mainz telegra phiert wird, hat das Anhalten des Tauwetters den Rhein und seine Nebenflüsse erneut zu starkem Steigen gebracht. Zwei Knaben ertrunken. In Nürnberg wollten zwei Knaben die dünne Eisdecke des Ludwig-Main-Kanals überschreiten, brachen aber ein »nd ertranken. * Genickstarre beim 167. Infanterie-Regiment in Kassel. Ein Telegramm meldet aus Kassel, 18. Fe bruar. Drei Soldaten des hiesigen Infanterie-Regi ments Nr. 167 wurden unter Krankheits erscheinungen» die an Genickstarre er innern, am Dienstag ins Lazarett gebracht. Der Musketier Reiz von der 4. Kompanie, einer der drei Erkrankten, ist bereits gestorben. Meuterei in einem französischen Militär gefängnis. In dem M i l i t ä r g e f ä n g n i s non Toulouse brach eine Meuterei aus. Fünf zu langen Gefängnisstrafen verurteilte «oldaten versuchten unter Anwendung von Gewalt aus dem Gefängnis auszubrcchen. Der Plan schei terte aber an der Wachsamkeit der Wärter. Die Ge sangenen leisteten heftigen Widerstand, bis eine Ab teilung der Kefangenwache erschien und die Meute rer überwältigte. Sie wurden geschlossen in ihre Zellen zurückgebracht. * Im Gefängnis gestorben. Nach einer Meldung aus Paris ist Pot, der Vater des Sängers Frag fon, im Gefängnis von Frcsnes gestorben. Pot hatte bekanntlich vor einiger Zeit seinen Sohn er schossen. * Ruhestörungen in einer höheren Schule. Zu den Ruhestörungen in der höheren Ge werbeschule in Angers wird noch gemeldet, daß der D isz i p l i n a r r a t der Anstalt gestern abend zusammentrat und beschloß, beim Ministerium die strafweise Entlassung von 15 Zög lingen zu beantragen, die bei der Meuterei die Rolle von Rädelsführern gespielt hatten. * Die Tigerschlange im Filmatelier. Aus Wien wird uns gemeldet: Im Atelier einer Film fabrik in der Vieberstraße ereignete sich während der Aufnahme eines Films eine aufregende Szene. Zur Aufnahme wurde eine Tigerschlange verwendet. Ais der Kinoregisseur die Anordnung für den Film traf, ringelte sich die Schlange zu ihm empor und biß ihn in die Hand. Es gelang jedoch, wenn auch mit größter Mühe, das Tier von seinem Opfer abzubrinaen. Der Regisseur wurde nach der Unfallstation gebracht, wo festgestellt werden konnte, daß für sein Leben keine Gefahr besteht. * Der kinderliebe Bauer. Ein nettes Eeschichtchen berichtet man aus Stockholm von dem viel besprochenen und politisch erfolgreichen Zug der schwedischen Bauern. Als die Bauern der Provinz Dalarne am Königspaar vorbeizogen, trat einer von ihnen an die Königin heran, lwlte aus der uner gründlichen Tiefe seines Schaffellüberrockes eine An zahl von Puppen in dalarnischen Volkstrachten hervor, überreichte sie der Königin und sagte, ihr die Hand drückend: „Diese Puppen sollst du deinen Enkel rindern geben, aber diese hier" — und damit wies er auf die größte und schönste — „gib dem, der ein sam geworden ist." — Er meinte Prinz Lennart den kleinen Sohn des Prinzen Wilhelm und der Prin zessin Maria, die, wie wiederholt berichtet wurde, in Scheidung leben. Die dalarnischen Bauern, auch die anderer Provinzen im Norden, reden die Mitglieder des Kgl. Hauses stets mit Du an. * Zwei italienische Barken gescheitert. Aus New Bork, 18 Februar, meldet man: Bei Wellfleet im Staate Massachusetts find zwei italienische Barken gescheitert. 8 Mann von den Be satzungen konnten gerettet werden. 5 Mann, ein schließlich eines Kapitän», kamen um» Leben. * Siu russischer Baron wegen Bigamie verhaftet. Au» Antwerpen, 18. Februar, wird drahtlich ge meldet: Gin bekanntes Mitglied de» russischen Hoch adel», Baron Schorecke v. Schorostlischanski au» Moskau, wurde von der hiesigen Polizei wegeu Bigamie in einem der ersten Hotel» der Stadt verhaftet. Der Baron ist 55 Jahre alt. * Erschossen aufgefunden. Aus Brüssel wird gemeldet: Lin geheimnisvolles Drama hat sich in einem Geschäft in der Rue Royale abgespielt. Zwei Angestellte des Hauses — ein Buch halter und ein Bücherrevisor — begaben sich Mr Prüfung der Bücher nach dem Handels gericht und kehrten kurz vor der Mittagszeit zurück. Etwa eine Stunde später hörten einige in der Nähe beschäftigte Arbeiter Schlüsse krachen und als sie hinzuetlten, fanden sie die beiden An gestellten vor dem offenen Geldschrank liegend. Sie waren bereits tot und wiesen Schuß wunden am Kopfe auf. Ueber die Einzelheiten ist noch nichts bekannt. * Schwerer Schaden durch Wolkenbruch. Nach einer Drahtmeldung aus Madrid ist in der Nacht ein heftiger Wolkenbruch über Oviedo und Um gebung niedergegangen. Ein Teil der tiefer gelege nen Stadt ist vollständig überschwemmt. Die Ein wohner flüchteten auf die Dächer: zahlreiche Haustiere wurden weIgeschwemmt. Der Wolkenbr u ch ver ursachte außerordentlich großen Schaden. In Man- joya und Puente de Plata wurden mehrere Häuser fortgerissen. Straßen und Eisenbahnlinien sind teilweise zerstört, so daß an mehreren Stellen der Eisenbahnverkehr unterbrochen ist. Viele Bewohner befinden sich in großer Not. * Eisenbahnunglück. Nach einer Drahtnach richt aus New Port sind zwei Züge der Friscobahn bei Springfields im Staate Missouri zusammen gestoßen. 58 Personen wurden hierbei mehr oder minder schwer verletzt. O Das chinesische Gigerl. Mit der Vertreibung des Kaiserhauses in China und Aufrichtung der Republik hat keineswegs der Adelsstolz aufgehdrt. Der Sohn des Himmlischen Reiches, der für einen wirklichen Stutzer gelten will, muß einen mindestens tausend Jahre alten Stammbaum haben. ,T>aß Kleider Leut« machen", davon ist man auch im Reiche der Mitte über,zeugt. Di« Ealatracht des aristokratischen Thi- nesen hat aber nur dann Wert, wenn sie von irgend einem Urahn I>erstammt. Seltene Pelze, kunstvolle Stickereien, kostbare Schmuckstücke, besonders schöne Nephritstein« werden daher von Generation zu Gene ration vererbt. In seine unschätzbaren Erbgewänder hüllt sich der chinesische Edelmann natürlich nur bei den wichtigsten Anlässen. Es ist sein« heilige Pflicht, die Sachen möglichst zu schonen, damit sie s«in«n Nachkommen erhalten bleiben. Häufiger als er seine Zobel- und Silbersuchspelze und reickgestickten Roben anlegt, schmückt sich der Daudy oiellelcht mit einen Jahrtausende alten Nephritring von zartfee- grüner Farbe. Dieser Ring, der am Daumen ge tragen wird, ist das unvettennbare Zeichen dafür, daß der Besitzer seinen Stammbaum bis in di« graue Vorzeit.zurückdatieren kann. Die Läng« Der Finger- nügel ,zeigt ebenfalls Rang und Reichtum an. Der feine Chinese läßt seine Nägel nicht selten über einen Zoll lang werden. Sie biegen sich wie die Krallen eines Vogels nach innen und legen Zeugnis dafür ab, daß der „Hockzgeborene" es nicht nötig hat, sein« Hände zu irgendwelcher Arbeit zu gebrauchen. Nimmt der stolze Eigentümer dieser Krallcnfinger nicht eine hohe soziale Stellung ein, so besteht seine hauptsäch lichste Beschäftigung darin, in die sogenannten „Spist- häuser" zu gehen. Gehört er zu den ältesten Ge schlechtern des Landes, dann ziemt es sich für ihn ,z. B. nicht, daß er sich in das Theater bemüht; die Schauspieler müssen in diesem Fall zu ihm kommen und auf seiner „Hausbühne" aufführen, was er zu sehen begehrt. Einem ungeschriebenen Gesetze gemäß muß jeder gelbhäutige Aristokrat ein geübter Bogen schütze, ein perfekter Reiter und ein leidenschaftlicher Spieler sein. Xnbiesso obli-r«! Geht ein zopftragen des echtes Gigerl in den Kleidern, deren Stickereien schon seinen Urgroßvater entzückt haben mögen, an festlichen Tagen spazieren, so ist er von einem Ge folge von Dienern umgeben. In der linken Hand hält er fast immer einen kleinen Zweig, auf dem ein braunes Vögelchen sitzt. Diesen gefiederten Begleiter schleudert er alle 50 Schritt« in die Luft. Das Tier chen schwirrt lustig ein wenig umher, schießt dann plötzlich herab und läßt sich, nachdem es ein Körnchen von den Lippen seines Gebieters genommen hat, wieder auf den Zweig nieder. Das ist die liebste Beschäftigung des chinesischen Gigerls. Man ficht, auch die chinesischen Dandys sind sehr geistreiche Leute. Deutscher Keicdstag. Sitzungsbericht. Berlin, 18. Februar. Am Bundesratstischc Dr. Lisco. Auf dem Platze des Präsidenten liegt ein schöner Blumenstrauß aus Anlaß des 72. Geburtstages des Präsidenten. Präsident Dr. Kaempf eröffnet die Sitzung um 1 Uhr 16 Min. und dankt den Schriftführern für die Aufmerksamkeit. Die zweite Lesung des Etats des Reichsjustizamtes wird beim Titel „Staatssekretär" fort gesetzt. Abg. Lijt-Eßlingen (Natt.): Der Abg. Röchling hat im Abgeorciletenhausc davon gesprochen, daß in einem solchen Falle wie Zabern von dem leitenden Staatsmann die Staatsräson über die Gerechtigkeit zu stellen sei; im allgemeinen hat er diesen Satz nicht aufgestellt. Er hat damit gesagt, baß der leitende Staatsmann unter Umständen einen anderen Standpunkt einzunehmen habe als ein Richter. Die Novellengcsetzgebung ist der einzige Weg, um unser gegenwärtiges Recht lausend zu ver bessern. Wenn unsere Resolution betr. Be schleunigung des Rechtsoerfahrens nicht allgemeine Zustimmung gefunden hat, so hat sie doch wenigstens eine Erörterung der Ver hältnisse hier veranlaßt. Geschäftliche Schädi gungen durch unerkannte Geisteskranke werden nicht nur aus Berlin, sondern aus Breslau, Stuttgart usw. gemeldet. Eine gesetzliche Regelung'dieser Materie wäre sehr wohl erwünscht. Die Nooellengesetzgebung muß besonders den Schutz der Gläubiger gegen bös willige Schuldner schaffen. In der religiösen Erziehung der Kinder aus Mischehen bestehen immer noch veraltete Bestimmungen. Es sollte ausgeschlossen sein, daß ein Gewissenszwang ausgeübt wird. Hier sind die individuellen Verhält nisse zu berücksichtigen. Jedenfalls aber bedürfen die Zustände, die auf diesem Gebiete herrschen, dringend der Abhilfe, und der Staatssekretär möge sich dieser Frage mit Wohlwollen annehmen. Dringend be dürfen wir auch eines Gesetzentwurfes über den Zwangsoergleich außerhalb des Kon kurses. Zu unserem großen Bedauern hat die Kom mission den von der Regierung geforderten sechsten Reicksanwalt abgelchnt. Aus den Ausführungen des Staatssekretärs geht Mr Genüge hervor, daß dies« Forderung eine dringende ist, und wir haben deshalb in einem Anträge die Wiederherstellung der Regierungsvorlage in dieser Frage gefordert, (vei- faL) (Die Sitzung dauert fort.! * Die Zaberrr-Kommiffion des Reichstag». (Eigener Drahtbertcht unserer Ber liner Redaktion.) O Berlin, 18 Februar. Die sogenannt« Za be r n-K omm tssion des Reichstags hielt am heutigen Mitttvock ihre erste Sitzung ab. Der preußische Kriegsminister war nicht da, hatte auch keinen Vertreter entsandt; wohl aber, wie wir gestern bereit» in einem Teile unserer Auf- läge mitkilen konnten, war da» Reichsjustiz- amt vertreten. Ein Zentrum»mitglied beantragte zu- nächst, die Regierung um dl« Vorlage des Material» über die geltenden Landesgesetze M ersuchen, da di« Stellung de» Zentrum» hiervon aohäng«, ferner, mtt- Mteilen, welche Schritte zur Vereinheitlichung der Vorschriften geschehen seien. Die Sozialdemokraten erklärten sich damit ein verstanden, falls keine Verzögerung damit verbun den sei. Ein Fortschrittler aber widersprach jeden Auf schub. Ein Natiouallideraler erachtete di« Reichsgesetze trotz des lautgewordenen Zweifels für zuständig, aber den Zentrumsantrag für richtig, da bis jetzt die Lan- desgesetzgebung allein die Sache aeregelt habe. Man müsse zunächst Klarheit über di« Ansichten der Regie rung, betreffend di« Fortbildung Les Rechtes ge winnen. Ein Konservativer hält die Reichsgesetzgebung für picht zuständig, um so weniger, als die Kommando gewalt einmal in den Etnzelstaaten an die Mit wirkung der Parlamente gebunden sei. Der Direktor im Reic^iusttzamt Dr. Delbrück stellte in Aussicht, daß das Material der Kommission zugehen wird. Im übrigen hält Direktor Delbrück das Reich nicht für zuständig, da es sich hier um eine Festlegung des Verhältnisses des Militär wesens zur Polizei handelt, das der Landesgesetz- Mbung unterliegt. Dazu sei ein« Abänderung der Reichsverfassung erforderlich. Di« Zustimmung der Regierung könne nicht in Aussicht gestellt werden. Sachlich rönne si« sich an drn Verhandlungen über den Gesetzentwurf nicht beteiligen. Die Fort schrittler, die Sozialdemokraten und die Polen beantragen nach den Erklärungen des Re- äierungsvertreters, die nächste Sitzung schon morgen Donnerstag abhalten zu lassen. Ein ZentrnmsreLner verspricht sich von den Kommissionsberatungen schon deshalb ein Ergebnis, weil für di« eigentliche Regelung der Sache in Dlsaß-Lothringen der Reichstag zuständig sei. Der Zertrumsantrag wurde hierauf an genommen. Di« Berichterstattung wurde Dr. v. Liszt über tragen und die Beratungen auf den 23. Februar festgesetzt. Der Kolonialetat in der Budgetkommisfion. In der Budgetkommission des Reichstags sprach am heutigen Mittwoch beim Kolonialetat der Berichterstatter Keinath über die dem Reichstage zu gegangen« Denkschrift über die Kolonialverwaltung der europäischen Staaten. Der Staatssekretär äußerte sich dahin, ein Ver gleich unserer Verwaltung mit den fremden sei nur schwer möglich. Am nächsten komme uns noch die englische Verwaltung. Freilich regiere das englische Kolonialamt die Kolonien nicht, sondern es kontrolliere sie nur. Das halte er auch für richtig. Er möchte die Verantwortlichkeit, die er heute allein trage, mehr und mehr auf die Gouverneure abwälzen. Ein Fortschrittler empfiehlt die Entlastung der Zentralverwaltung durch die Schaffung von Aemtern mittleren Ranges. Ein Sozialdemokrat und «in Zentrumsredner halten das Programm des Staatssekretärs für un durchführbar. Ein Nationalliberaler stellte einen Antrag, nach dem dem Reichstag mit dem Etat der Schutzgebiete auch die Etatsentwürfe in der von den Gouverneuren und Selbstverwaltungskörpern aufgestellten Form mit den Verhandlungsprotokollen zugehen sollen. Der Antrag fordert weiter, daß von grundsätz lichen oder wesentlichen Etatsänderungen gegen das Vorjahr den Eouvernementsräten recht zeitig Kenntnis gegeben werden möge. Der nationalliberale Antrag wurde im ersten Punkte einstimmig und im zweiten gegen die Konservativen angenommen. Später unterhielt man sich über die rechtliche Lage der Eingeborenen. Ern Mitglied der Wirtschaftlichen Ver einigung begründete einem Antrag zmn Arbeiter schutz in den Kolonien. Der Staatssekretär erklärte, ihm sei di« Resolu tion sympathisch. Weilerberatung Donnerstag. Sächsischer LanMag. Erste Kammer. 16. öffentliche Sitzung. L. Dresden, 18. Februar. Präsident Graf Vitzthum o. Eckstiidt eröffnet die Sitzung um 11 Uhr 20 Minuten. Am Regierungstische: Finanzminister v. Seyde- witz und Kommissare. Auf der Tagesordnung stehen fast ausschließlich Eisenbahnangelegenhciten. Eine Reihe von Titeln des Außerordent lichen Etats werden ohne Debatte in Ueberein- stimmung mit der Zweiten Kammer nach der Regie rungsvorlage bewilligt. Die Petitionen der Stadträte von Bautzen, Meißen und Zittau um Ausscheidung dieser Städte aus den Bezirksverbänden und Bildung eigener Bezirk« werden auf Antrag von Oberbürger meister Dr. Beutler-Dresden an die Deputation zurück gewiesen. Drei ander« Petitionen werden für unzulässig er klärt. Nächste Sitzung Donnerstag 11 Uhr. Tagesordnung: Etatskapitel und Petittonen. preußisches -lbgeor-netenhaus. Sitzungsbericht. Berlin, 18. Februar. Präsident Graf ». Schwerin-Löwitz eröffnet die Sitzung um 11,15 Uhr. Di« zweite Beratung des Etats de» Ministerium, des Inner» wird bei dem Ausgabekapitel „Landrätliche Be hörden und Aemter" fortgesetzt. Abg. v. Lampe (Natl.) begründet «inen Antrag, die Staatsrogierung zu ersuchen, in echöhtcm Maße und schleuniger als bisher die Verstaatlichung der Bureau» der Landratsämter vorzunehmen. Abg. Richtarsky (Ztr.) beschwert sich darüber, daß das Zentrum bet der Stellenbesetzung in der Kreis- und Kommunalverwaltung tmparitättsch behandelt wird. Minister de» Innern v. Dallwitz: Das konfessionelle Moment hat mit der Stellenbesetzung in der Kreis- und Kommunalverwaltung nichts zu tun. Abg. v. Bockelberg (Kons.): Durch den Antrag von Campe würde eine Vermehrung der Stellen hervor gerufen; «ine Verbesserung der Arbeitsleistung würde auch nicht erreicht. Kehle Nachrichten Reise des Kronprinzen nach München. Dresden, 18. Februar. Der Kronprinz ge denkt am Sonntag, den 8. März, in Begleitung des Generaladjutanten Generalleutnants v. Carlowitz und des Obersten Grafen zu Münster nach München zu reisen, um König Ludwig ILI. seinen Dank anläßlich seiner Stellung L Irr suito des 15. (bayrischen) Infanterieregiments „König Friedrich August" auszusprechen. Die Ankunft in München ist für Sonntag, den 8. März, abends 10,10 Uhr, vorgesehen. Am Montag wird der Kron prinz vom König empfangen, und dann sein Re giment in Neuburg besuchen. Er gedenkt am 11. März von Ingolstadt nach Dresden zurückzukehrcn. Der Fall Liman von Sanders vor dem Reichstag. Berlin, 18. Februar. Die vielerörterte An gelegenheit Liman von Sanders wird auch im Reichstag zur Sprache kommen. Die Regie rung wird» voraussichtlich die Erklärung abgebcn, um ihr Verhalten in dieser Frage zu rechtfertigen. Prinz zu Wied in London. London, 18. Februar. Prinz Wilhelm zu Wied ist heute vormittag hier eingetrofsen und am Bahnhof von Vertretern des Königs und dem deutschen Botschafter empfangen worden. Entwaffnung der Somalis. Nairobi (Brit.-Ostasrika), 18. Februar. Das Gouvernement von Britisch-Ostafrika entwaffnet die Somalis im Meri-Bezirk am Juba. Vier Kompanien sind nach Jonte abgegangen und werden sich nach Serinle zur Verstärkung der dort stehenden 50 Mann begeben. Eine rad- und gleislose Eisenbahn. Berlin, 18. Februar. Im Hofe der „B- Z. am Mittag" führte heute Herr Göbel aus Breslau in einem großen Modell eine rad- und gleislose Eisenbahn vor. Der Wagen steht auf drei Paaren von Lenkschienen, von denen, wenn er in Bewegung gesetzt wird, immer je ein Paar als Stütze des Wagens dient, das zweite Paar sich auf den Boden legt und den Wagen trägt, während das dritte Paar sich in der Höhe befindet. Riesenbrand. (Eigener Drahtbericht.) Danzig, 18. Februar. Ein gewaltiges Feuer wütete in der Nacht zum Mittwoch auf der inmitten der Stadt gelegenen Speicherei-Znsel. Das Feuer brach gegen 2 Uhr nachts aus, und in kurzer Zeit brannten zwei Speicher, die bis zum Dache mit Getreide gefüllt waren. Durch die infolge des Sturmes verstreuten brennenden Körner wurde ein den Speichern gegenüberliegendes Wohn haus in Brand gesetzt. Die Feuerwehr arbeitete mit übermenschlicher Anstrengung und konnte das Feuer auf die Speicher beschränken. Der Schaden ist ganz bedeutend und wird auf etwa eine halb« Million Mark geschätzt, zumal da die Speicher durch di« Wassermassen sehr ge litten haben. Hierzu wird noch ausführlich gemeldet: Danzig, 18. Februar. Ein Großfeuer wütete in der vergangenen Nacht auf der Speicherinsel und legte zwei der größten und massivsten Speicher, die fett über hundert Jahren bestehen und der Firma Speiser S- Co. gehören, in Asche. Um 2 Uhr nachts kam das Feuer aus, das in den lagernden Getreide- und Futteroorräten reiche Rah rung fand. Die gesamte Berufsfeuerwehr von Danzig und Langfuhr arbeitete bis heute vormittag an der Bekämpfung des Feuers. Der Sturm ge fährdete die den Speichern gegenüberliegenden Straßenzüge durch Flugfeuer. Das Eckhaus in der Braickgassc geriet in Flammen, doch grift die Feuer wehr schnell ein, so daß nur mehrere Doroer wohnungen und Kontore ausbrannten. Die Arbeit der Feuerwehr wurde durch herbeieilende Dampfer unteritützt. Die besonders gefährdeten Nebenspeicher wurden gerettet, haben allerdings er heblich gelitten. Einige Feuerwehrleute wurden verletzt. Der Schaden ist bedeutend, aber durch Versicherung gedeckt. Mord und Selbstmord. (Eigener Drahtbericht.) Posen, 18. Februar. Der Landwirt Wulsch er> schoß feine Braut und verübte dann Selbst mord. Der Grund zu dieser unseligen Tat liegt in dem Widerstand, den die Eltern der Braut einer Vereinigung der jungen Leute entgegensetzten. Ausfahrt des ersten Eiswarnschiffes. London, 18. Februar. Das .Daily Thronte!«' meldet aus New Pork vom 17. Februar: Die „Se neba", das erste Eiswarnschiff, wird am Donnerstag eine dreimonatige Dienstfahrt antreten. Ihre Aufgabe ist es, Schiffe vor gefähr lichen Eisbergen und Treibeis zu warnen. Ein zweites Schiff^leicher Bauart, die „Miami", wird in der nächsten Woche ausfahren. Die vorliegende Ausgabe umfaßt 8 Seiten. Lxninschrittleiter: Dr. Verntz. WeReaberae«. Verantwortliche Schristlritcr: jur Dr. Ar»» Gstatter; für di« L>ai^.-!»witung Walther Schindler; für Leipziger und sächsische Angelr-irn«",- i <^-iIb. v. Buttlar; für Kunst undWissen- schast Dr. Krietzrich Erbrecht i. v.; für Musik Enge« Eegnttz; Sport und Spiel tzttfre» Perl»; Bericht I. Haarfel»; für die Reis»-, Bäder- und BerkthrSzeitung Ludwia Metzer. — Für drn Anzeigenteil ch«i«r. Balser. Verlag: L«itz»i«er Tageblatt, Gesellschaft mit beschränkter Haftung Druck: Fischer ch Kücstcn. Sämtlich in Leip»««. Zuschriften sind nicht persöulich ,u adressieren, sondern an den Verlag, d« Redaktion oder die Geschäftsstelle de» Leipziger Tageblatte«, Oesellschait mit beschränkter Lwstnng, zu richten. Unverlangten Manuskripten ist stet» da» Rttck- »orto beuulüaen. , gür Aufbewahrung und Rückgabe wird keim
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