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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 24.02.1914
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-02-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19140224012
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914022401
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914022401
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1914
- Monat1914-02
- Tag1914-02-24
- Monat1914-02
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Morgen-Ausgabe sitr «eip,!, oo» Vorort« »ur» uofer« Drg«, veAvaS prei e. uns Sp.8lt.ak« »mal tätlich la» hau« „dracht: moaatlich 1.45 M.. »l«rt«ls»hrUch S.7S M. Sei »er 0«ich»ft»st»ll«, aasen, Mal«a »ad fta»vd»N«U«a obgehoU: moaattlch IM., vi«rt«l>Ltzrtlch Z M, Varch »le p»ftr taaertzalb deutschlaaö» ua» »er »rutsch«, «»lvaln, monatlich 1^0 M., ölertel-ährUch 4^» M.. au»schllegllch p»stb«stell,el». vo» relprlgerLoaedlatt erscheint weekta,» »mol, Sonn-a.Z»ier«ag»1«aI. ?n Leipzig, Sen Nachbarorten and »en Orten mit eigenen Ztllale« wir» »i, slbeaöaaogab« noch am -lden» »r« «rscheinrn» in» yaa» geliefert. Sreliner Nebaktion: 2a Sen Zelten 17, Zerasprrch- Nnschlog: Moabit Nr.447. Nr. SS. ISS. Jahrgang Nebaktion an» S«schüst»st»U«: Zohanaiegaff« Ur.«. » -»rusprech-MaschluA Nr. I4»42, l«44r un» >4444. enteit »le Petit- e rrb»i>t. Nadott lilr Inserat, au» L«ip»»g an» Umgebnag ««» />NAnlU»Npkni^L. Ispaltig» Petit,,il,r» Pf-,»>« Neklom«,eilet M., »»n aunwirt, so Vf., NeNamea t.ro M., Klein, Nnzrigea »lepetitzell, aar -lmtsblcm desRat« ur^.despolveuuEs V Nnzii^n-flaaabme: lobaaniagasse», b«I sämtlichen fillalen Se» Leipzig« V»- kogedlatte» an» allen finaoncen-Lepeüitionen »«» 2a- an» siuolante». Sesch»ft»st«ll« für Verlin u. »>« pr.0raa»endarg: Virektionwalter Ziiegel, Serlla w >» MargaretbenstraK» 4. Zernsprech-fiaschiug: Llltzow «471. vlenstsg, »en 2«. /edrusr. 1S14. Vas wichtigste. * Die Zweite K a ni m c r verabschiedete am Montag das Dekret über die Zusammen legung von H r u n d st u ck c n. (S. Bericht). * Die albanische Deputation stat tete am Montag dem Für steil von Schön- b u r g <-W a l d e n b u r g in Waldenburg eine» Besuch ab. Bei der Tafel tauschten der Hurst von Schönburg und Essad Pascha Trinksprüche aus. (S. bcs. Art.). * Der König von Albanien wird in den nächsten Tagen nach Hamburg und nach Petersburg reisen. (S. bes. Art.) * Der f r a n z ö s i s che P a n z c r k re u - e r Waldeck-Rousseau ist im Golfe von St. Juan gescheitert. (S. Ausl.). * In Debrcczin wurde die Bis ch o f s- residcnz durch drei Dynamitpatro nen in die Luft gesprengt, wobei sechs P crsonen getötet und acht schwer verletzt wurden. (S. bes. Art ). * In der Schwcizhat ein gewaltiger Or - k a n große Verwüstungen ungerichtet. (S. Nachr. voin Tage). Innere Gefahren für öas deutsche Reich. Pom Geh. Regierungsrat Prof. Dr. Paaschc, Ersten Vizepräsidenten des Deutschen Reichstags. Wie herrlich weit haben wir cs gebracht.' Deutschland, das erste Industrieland der Welt! Deutscher Handel, deutsche Industrie in der Welt voran! Deutsche Landwirtschaft technisch die lortschriitlichstc und erfolgreichste der gcmäyig- leu Zone; Deutschland die größte Militärmacht, eine achtunggebietende Seemacht; Deutschland ein reiches Land, trotz aller politischen und wirt schaftlichen Krisen der letzten Zeit finanziell gut gestellt, an Boltszaht und Boltsvermögen wach send, Ivie kein anderes Kulturland! Wer Hütte das eine oder das andere nicht in letzter Zeit vielfach gelesen, gehört oder selbst ausgesprochen'? Wem danken wir das alles'? Unser»! Kaiser, sagen die einen, unserer Intelligenz, unserer wachsenden Bildung, unserer Unternehmungs lust, unserer sittlichen Kraft, unserem Fleiß, un serer Zucht und Ordnung, sagen die anderen; unserem echt preußischen Geist, straffer Diszi plin und Berwaltungspraris, glauben die Herren des Preußenbundes. Ja, weun's nur alles wahr wäre! Daun könnten wir selbstzufrieden, zielbewusst und siegesgewiß in die Zukunft schauen und uns der .Hoffnung hingebcn, daß Deutschland bald in der Welt voran sein würde. Unleugbar hat das deutsche Volk die Kraft, die Fähigkeit und auch den Willen zur Macht mehr als andere Kulturvölker Europas; un leugbar Hal es Großes geleistet und schreitet schneit voran. Darm» hat cs aber auch Gegner überall und muß doppelt scharf Auslug hatten, ob altes im Innern des Reiches so in Ordnung ist, daß wir im Moment der Gefahr auf das Funktionieren jedes Teiles des großen Ganzen sicher rechnen können. Ich will nicht schwarz malen und an dieser Stelle neben den Hellen Lichtseiten unserer wirt- schastlichen und sozialen Entwicklung auf die tiefen Schalten verweisen, die leider vorhanden sind. Rur eine drohende Gefahr möchte ich hcr- vorheben, die vielfach zu wenig beachtet wird. Man hörte in letzter Zeit so viel davon sprechen, in Elsaß-Lokhringen lebten unsere Soldaten „halb in Feindesland"; in Posen, in den ge mischt sprachlichen Teilen der Provinzen West preußen und Schlesien kann man leider immer wieder dasselbe hören, und in Nordschleswig lst's nicht besser. Einer unserer höchsten Staats beamten, der seinen Sommerurlaub an der Küste von Schleswig verbrachte, bezeichnete den betrübenden Eindruck, den er dort empfangen, dahin, Nordschleswig sei ein dänisches Land unter preußischer Verwaltung. Das sind kieftraurige Ausblicke. Zn den polnischen Landcstcilen, obwohl sie seit 120 Jahren unter preußischer Herrschaft stehen, nimmt das Polcntum trotz aller Ansiedlungs arbeit ständig zu. Die polnische Sprache ge winnt nicht bloß auf dem Lande, auch in den Kreisstädten und der Hauptstadt der deutschen Provinz Posen immer mehr au Boden. In deut schen Geschäftshäusern kann mau cs erleben, polnisch angcredet zu werden, und der polnische Mittelstand nimmt ständig zu, der deutsche wird zurückgedrängt. Deutsche katholische Geistliche, die ihr Deutschtum Hochhalten und zum Geburtstage des Kaisers cs wagen, die deutsche Fahne zu his scn, werden in der polnischen Presse verhöhnt und beschimpft, die. Fenster sind einem hohen Geist- liehen deswegen eingcworscn worden. Die preu ßische Verwaltung tut nichts dagegen. Der Erz bischöfliche Stuhl in Gucsen ist seit acht Jahren verwaist, man wagt es nicht, in der „deutschen" Ttadt einen dcutscycu Erzbischof anzuftcllen, der den Mut und die Kraft hätte, den antidcmschcn Bestrebungen des polnischen Klerus das Hand werk zu legen. In Posen ist es eben so. Vvärum diese kraftlose Zaudcrpolitik? Will mau erst warte», bis auch Posen Feindesland ist? Will inan ruhig zuseheu, bis weite, reiche Landstriche in der Ostmark dein Deutschtum entfremdet find'? In Zeiten der Not könnte man cs bitter bc- reneu, daß nicht ein sicheres Bollwerk geschaffen ist, sondern die deutschen Heere den Feind unter sich und hinter sich haben. Ist's im Westen des Reiches, ml Wasgengau, im Lothringer Land anders? Erschreckend für jeden Deutschen sind die Fortschritte, welche die Verwclschung des einst deutschen Landes in den letzten Iahreu gemacht hat. Die französische Sprache breitet sich immer mehr aus; in Straßburg, der „wuu- dcrschüncu Stadt" des deutsche» Volksliedes, wird jetzt unendlich mehr französisch gesprochen, als zur Zeit der französischen Herrschaft. (?) In Lothringen können unsere Soldaten ein Lied singen von der Gehässigkeit, mit der die „Prüf-- siens" inr Manöver ausgenommen werden; aber die bitteren Klagen, die Offiziere und Mann schaften führen, hindern nicht, daß nach voll endetem Manöver der braven Bevölkerung vom Korpskommando der Dank für ihre loyale .'Fal tung ausgesprochen wird. Was im Osten fehlt, ist hier in reicher Fülle vorhanden, die Hetzer, die von jenseits der Grenze kommen und in Wort nnd Schrift die Liebe zur „alten Heimat" anfachen und eine bal dige Losrcißung von dem Eroberer und Unter- drücker in Aussicht stellen. Wahrlich, ein glän zendes Zeugnis für das Geschick unserer Be hörden, zu gcrmauisiereu und das in blutigen Schlachten erkämpfte Land in friedlicher Erobe rung dauernd zu gewinnen. Verdienten Generalen und hochfürstlichen Herren, die vortrefflich zu repräsentieren vcr- mocbten. hat mau die Leitung ^es Reichs la »des anvercrauc, und es schcini, als plane man wie der die Berufung eines Mannes aus hochfürst lichem Hause, der in der tnrzcn Zeit seiner Leitung eines Rcichsamtes sich wcmg Lorbeeren erworben hat. (Diese Befürchtungen des tem peramentvollen nationalliberalcu Führers sind nach unserer Kenntnis unbegründet. D. Red.) Haben wir nicht hervorragende tüchtige Vcr- waltungsbeamte genug, die mit reichen Kennt nissen und Erfahrungen in großem Wirkungs kreise bewiesen haben, daß sie cs verstehen, sich das Vertrauen der Menschen zu erobern, die ihrer Leitung anvertraut sind? Männer, die auch die Energie besitzen, zielsicher darauf hin zuarbeiten, die Lande dem Deutschtum zu er hallen und zn gewinnen, die Teile des Deut schen Reiches sind und bleiben sollen. Es ist die höchste Zeit, den rechten Manu au die rechte Stelle zu setzen, wenn innere Gefahren für das Deutsche Reich vermieden werden sollen. Die Gefahr in der mccrnmschlungenen Nordmark mag weniger groß sein; aber ein Ruhmesblatt für die preußische Verwaltung ist das Vor dringen des Dänentums auch nicht. Will man unsere Wcltmachtstellung wahren und mehren, so tampfe man endlich mit rechten Mitteln gegen diese inneren Gefahren, die in Verbindung mit dem wachsenden Partiknlaris- mus den Bestand des Reiches bedrohen. Kritisches zum Entwürfe eines Lustverkehrsgesetzes. Kürzlich hat die Reichsregierung dem Reichstage einen Gesetzentwurf zur Regelung des Luftverkehrs zugehen lassen. Sein Inhalt ist an dieser Stelle bereits eingehend gewürdigt worden. Naturgemäß ist die Lösung der Haftpflichtfrage für weite Kreise am wichtigsten. Es darf deshalb kurz die jetzige Rechtslage gestreift werden. Der Anspruch eines Verletzten war aus LGV. Htz 831 oder 901 abzuleitcn und richtete sich nur gegen denjenigen, dessen Verschulden den Schaden ver ursachte, also meist gegen zahlungsunfähige Leute. Der Halter konnte nur belangt werden, wenn er bei der Auswahl der Leute und Gerätschaften die im Verkehr erforderliche Sorgfalt nicht beobachtet hatte. Da ihm aber gerade bei der Luftschiffahrt, wo auch beim geschultesten Personal Unfälle vor kommen können, dieser Entlaftnngsbeweis leicht zu führen ist, mußte der Kläger meistens leer ausgehen Diese Lücke soll durch das Luftverkehrsgesctz «usgefüllt werden. Das Verfchuldungsprinzip wird durch den Grundsatz der Gefährdehaftung ab gelöst, d h. auch ohne daß Verschulden vorliegt, läßt sich unter Umständen allein aus der Gefährlichkeit des Betriebes eine Haftpflicht herleiten. Mithin schließt der Entwurf die Schadenersatzpflicht des Halters nur aus. „wenn der Unfall weder durch Verschulden des Fahrzeughalters oder einer bei dem Betriebe be schäftigten Person noch durch einen Fehler in der Beschaffenheit des Fahrzeuges oder durch ein Ver sagen seiner Verrichtungen verursacht worden ist (S 15 Abs. 2)." Diese Begrenzung der Haftpslicht lehnt sich also sachlich vollständig an die Bestimmungen des K r a f t f a h r zc u g g e s c tz c s an. Eine weit höhere Hufrung gewährt bekanntlich die Eisenbahn, die als Besreiungsgrund nur „höhere Gewalt" kennt. Es mögen heut«, wo der Reichstag mit der Neu regelung einer Haftpflicht beschäftigt rst, gewisse Vor gänge ins Gedächtnis zurückgcrufcn werden, die sich bei der Beratung des Kraftfahrzeuggesetzes abspielten. Damals sah der erste Regierungscntwurf eine er weiterte Haftpflicht vor. Doch gelang es den Auto mobilisten unter Führung des Kaiserlichen Auto mobilklubs, di« Regierung zur Zurückziehung des ersten Vorschlages zu bewegen. In ihrem Auftrage legte ein Berliner Rechtsanwalt einen geschickt aus gearbeiteten Gesetzentwurf vor, dem der zweite Re- gicruugsvorschlag in den Gruudziigcn folgte. Die vorzüglich organisierten Kraftfabrzeuginteresscnten wußten dem Reichstag« günstiges Material zu schaffen und sorgten dafür, dag hier der Regierung kein Widerstand geleistet wurde. Sie malten die materiellen Opfer, die ihnen allein schon der zweite Entwurf auferlegc, in den grellsten Farben aus. Wenn von Verschärfungen die Rede war, Huben sie lebhafte Klage an über den Ruin der deutschen In dustrie und Technik, den eine erweiterte Haftung zur Folge haben würde. Das Publikum, dessen nächste Interessen doch das geplant« Gesetz regelte, sah un tätig zu. Auch kannte es keinerlei schutzverbände, die die Widerlegung des einseitig zusammengctragc- ncn Materials versuchten. Bedeutend« Rcchtslehrer sahen in der Beschrän kung der Haftpflicht bei Kraftfahrzeugen gegenüber Eisenbahnen die drohende Gefahr des Rückgangs unserer Rechtsentwicklung. Noch jetzt — oder viel leicht jetzt erst recht, wo eine Häufung der Automobil unfälle stattgefunden hat — scheint die Regierung sich nicht ganz frei von Gewissensskrüpeln zu fühlen, denn sie »ersticht noch heute ihr damaliges Tun. Es muß aber noch bemerkt werden, daß zwar wörtlich die Regelung der Ersatzpflicht im Entwürfe des geplanten Gesetzes die gleich« ist als im Kraft- fahrzeuggcsetz, tatsächlich aber das Publikum einen geringeren Schutz den Luftfahrzeugen gegenüber besitzt als gegenüber den Automobilen. Während es näm lich der Betrieb der Kraftfahrzeuge mit sich bringt, daß nur wenig Unfälle, die nicht durch die Schuld eines Dritten verursacht werden, von der Ersatzpflicht ausscheiden, trifft für die Luftschiffe das Umgekehrte zu. Bisher waren die meisten Unfälle auf das Konto der Witterungsverhältnisse zn setzen. Bei Anwen dung größerer Vorsicht vor dem Aufstieg hätten auch 'S sich n stacht v<--ne-dcn lassen, denn nnstr heuti ger Stand der Wetterkunde läßt schon einige Vor aussicht zu. Wenn aber der Entwurf in seiner jetzi gen Form Gesetzeskraft erlangen würde, müßte ge rade hier ein Ersatzanspruch versagt werden. Wollte man die Haftpflicht vom Grade der Gefahr abhängig machen, so müßten wir zu anderen Ergeb nissen kommen als di« Regierung. Für das nicht fahrende Publikum sind Eisenbahnschäden sehr leicht zu vermeiden. Man wird stets vorsichtig jein, wenn man sich den Schienen nähert. Schwieriger ist es schon, immer den Kraftfahrzeugen auszuweichen. Da gegen können, ohne daß sich ihnen noch Gelegenheit zur Rettung bietet, durch herabsallendc Teile des Luftschiffes, die der Sturm abreißt, Unbeteiligte ge fährdet werden. Deshalb möge der Reichstag dies« Ectwurfsbestim- mungcn ernster Prüfung und wesentlicher Ergänzung unterziehen, aber keinesfalls besorgt sein, daß eine schärfere Haftpflicht ein Aufblühen der Flugtechnik verhindern würde. Im Gegenteil schärfere Bestim mungen werden zu fortwährenden technischen Ver besserungen und Neuerungen anrogen. Es wird sich um so mehr das Bestreben zeigen, Unfälle möglichst zu vermeiden. Graf Zeppelin, dessen Kompetenz in diesem Punkte wohl niemand anzweifcln wird, hat ja selbst gesagt: ..Wenn man keine Vorsichtsmaßregel außer acht läßt, ist schon heutzutage ein« Fahrt auf dem Luftschiffe nicht gefahrvoller als auf einem Dampfer." Warum denn das Versehen schützen? Wenn man den Kassandratönen mancher Inter essenten glauben sollte, müßte seit 1871, dem Inkraft treten des beispiellos scharfen Reichshaftpslichtgesetzes für Eisenbahnen ein Rückgang dieser Betriebsart ein getreten sein. Uebcr den ungeheuren Aufschwung der Bahnen und den fortwährenden Erfindungen auf die sem Gebiete braucht wohl kein Wort verlor-sn zu wer den. Die Zahl der Unglücksfälle ist gerade in Deutsch land auf ein Minimum reduziert worden, was man für den Automobrlverkehr leider keinesfalls be haupten kann. Eine vernünftige, aber strenge Rege lung der Ersatzansprüche kann gleichfalls in der Luit jchiffahrt nur segensreich wirken. ch X. Vie albanische Deputation in Waldenburg. (Eigener Drahtbericht unseres O-Mit- arbeitens.) Waldenburg, 23. Februar. Zum Besuche des Fürsten v. Waldenburg tras am heutigen Montagvarmittag das albanische Künigspaar, von Neuwied kommend, in Wal denburg ein. Bereits gestern waren Prinz Güntker von Schönburg und Waldenburg, ein Bruder des Schloßherrn, sowie Prinz Hermann von Schönburg- Waldenburg angekommen, denen heute vormittag auch die Gräflich Solmsche Familie folgte. Auf Schloß Waldenburg war die albanische Flagge gehißt. Im roten Felde sah man den schwarzen Doppeladler Albaniens, der in der Mitte das Wredsche Medaillon mit dem radschlagendcm Pfau zeigt. Unter Führung Essad Paschas traf mittags 2 Uhr 56 Minuten, von Leipzig kommend, diealdanischc De putation auf dem Bahnhose in Waldenburg ein und wurde von dem Chef der Waldenburgschen Hofhaltung, Freiherrn v. Uslar-Gleichen, empfangen. Die De putation besteht aus siebzehn albanischen Herren, die alle im Zylinder und Frack erschienen waren; nur der Vertreter der Malisfore» trug die landes- üblich« Tracht der Geistlichkeit. Die Deputation wurde vom Fürsten von Waldenburg empfangen und nahm um 5 Uhr an einem Diner zu 39 Gedecken teil. Während Les Verlaufs der Tafel hielt der Fürst von Schönburg folgenden Trinkspruch: « „Mein lieber Wilhelm! Meine liebe Sophie) In wenigen Tagen verlaßt Ihr Euer Vaterland, um fern im Süden Luch eine neue Heimat zu grün den. Ein Volk, vom Schicksal schwer heim-gesucht, richtet h o f f n u n gs f r o h seine Blicke auf Euch, in d«r Erwartung, Laß Ihr ihm auf dem Wege zum Glück und Ruhm voranjchreitcn werd«t. Daß Ihr alles, was Ihr an Kraft und Liebe habt, Lara »setzen werdet, um Eure schweren Pflichten jo zu erfüllen, wie Ihr es vor Euren Untertanen und vor Euch selbst oerantworteu könnt, das weiß ich ganz genau, und alle, die Euch kennen, wissen cs auch. Bon ganzem Herzen be gleiten Euch unsere besten Wünsch« auf Eurem Wege. Sie, meine Herren Delegierten, sind von Albanien gereift, um Ihrem neuen Herrscher die Kron« Ihres Landes anzubieten. Sie waren in Neuwied, der Heimat Ihres durchlauchtigsten Für sten, und sind nun hierher gekommen, um auch das Stammhaus Ihrer durchlauchtigsten Fürstin kennen zu lernen. Ich heiße Sie als meine Gäste auch im Namen der Fürstin herzlich willkommen. Wir, die wir unsere Geschwister lieben, und die wir sie ungern scheiden sehen, blicken trotzdem ver trauend in die Zukunft. Ist doch Albanien als ein Land bekannt, in dem Treue, Gast lichkeit und Akut als die ersten Tugen den gelten. Wir sind überzeugt, daß für Ihr schönes Land jetzt eine neue Zeit der Blüte und des Wohlstandes anbrechen wird und daß Cie, meine Herren, Ihrem Fürsten als treue Mitarbeiter zur Seite stehen werden. Ich fordere Sie auf, Ihr Glas zu erheben auf eine glückliche Zukunft Alba niens und seines Fürsten lzauses." Bald darauf erhob sich Essad Pascha und antwortete: „Euere Durchlaucht! Die Gelegenheit, die uns heute in Ihrem und Ihrer Durchlaucht der Fürstin Haus versammelt, ist für uns nicht allein, weil historisch, sondern auch hauptsächtich darum von großer Bedeutung, weil wir uns in den Mauern jenes Hauses befinden, aus dem unsere neue Ge bieterin stammt. Wir wollen hier, meine Herren, im hohen Hause Ihrer Väter nochmals ergcbenst die Versicherung geben, daß das albanische Volk mit fester Treu« an ihr hängen wird, weil es über zeugt ist, daß Ihre in diesem hohen Hause Ihr ein gebürgerten Prinzipien di« Gewähr geben, daß sic nicht allein die Königin, sondern auch die Mutter Ihres Landes sein wird. Dem Hause aber, dem wir dies« Perle von Albanien entnehmen, Ihrem durchlauchtigsten Bruder und Ihrer Durchlaucht der Fürstin, wollen wir hier in Anerkennung für die freundliche Aufnahme unfern ergebensten Dank aussprechcn. Ich bitte Sic, meine Herren, darum, mit mir auszusprechen: G o t t f ch ü tz e u n d segne das fürstliche Haus, seine Mitglieder, lasse sie lange und glücklich leben, den Fürsten, Ihre Durchlaucht die Fürstin und seinen hohen Cprößling des Schönburg-Waldenburgschen Hauses, Ihre Majestät unsere geliebte Königin!" Abends 10 Uhr 2 Min. trafen die Mitglieder der Deputation wieder in Leipzig auf dem Bayrischen Bahnhof ein und begaben sich mittels Automobils »ach dem Hotel Hauste, wo sic die Nacht verbringe». Die Abreise nach Wien über Dresden wird am Dienstag abeird, möglicherweise aber auch erst am Mittwoch vormittag erfolgen. Besuch des Königs von Albanien in Hamburg. Der zukünftige König von Albanien trifft mit seiner Gattin und dem Gefolge am Dienstag in H a m - bürg ein, wo er im Hotel Esplanade absteigen wird. Zwischen Hamburg und Albanien bestehen schon jetzt Handelsbeziehungen, deren Aus bau dem künftigen Herrscher am Herzen liegt. k>oMetie UeberlietU Wieder eine Welsenkundgebung. Am Sonntag hat in Göttingen eine Versammlung von Welfen stattgefundeii. Der welfischc Reichstags abgeordnete Alpers glaubte Mitteilungen machen zu könne» über das Verhältnis Les Hauses Eunrber- land zu der welfijchen Partei. Seine Ausführungen gipfelten in folgenden Sätzen: „Wir wissen uns in den Zielen unserer Partei einig mit allen Mitgliedern unseres wölfischen Fürstenhauses. Auch der Brief des Herzogs Ernst August von Braunschweig an den Kanzler enthält nur eine An erkennung des Besitzstandes Preußens an Hannover, aber keine Anerkennung des Rechtsstandes, also keine» Verzicht auf Hannover. Selbst die Erklä rung des preußischen Ministerpräsidenten vom 13. Januar im preußischen Abgeordnetenhaus ändert nichts an der Rechtslage. Gegenüber allen Dcutelungsversuchen erklärt die Leitung der Deutsch-Hannoverschen Partei, voll bewußt ihrer Verantwortung, vor den Hannoveranern und dem ganzen deutschen Volk«: Seine Königliche Hoheit der Herzog von Braunschweig hat seine Rechte auf Hannover nicht aufge- geben. Der Rcchtszustand ist unverändert der selbe. Die den Rechtsstandpunkt vertretenden treuen Hannoveraner find nicht, wie ihre Gegner jubelnd berichteten, im Stiche gelaßen." Nach den Erklärungen des Kanzlers vom 13. Ja nuar im preußischen Abgeordnetenhaus«: liegt hier ein gröblicher Mißbrauch dcs Namens des jun- gen Herzogs von Braunschweig vor.
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