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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 07.07.1932
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1932-07-07
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19320707012
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1932070701
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1932070701
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1932
- Monat1932-07
- Tag1932-07-07
- Monat1932-07
- Jahr1932
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 07.07.1932
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Verhandlungen bis zur Erschöpfung Soffnung und Enttäuschung wechseln in Lausanne vradtdortotzt unooro» »not» k^»u»«uu»o «utLaackte« V.-A.-Souck«rb»rtvdtor»tatt»r» Auf -es Messers Gchnet-e vrutltdorlckt uu««r« vaob I,uu»nu» «uteeuilt«« Vk.-A.-Souklerdorlvdtoretuttor» Lausanne, ö. Juli. Heute nacht steht wirklich alles auf des Messers Schneide. Stundenlang Haden di« drei Ministerpräsidenten, Reichskanzler v. Papen, Herriot und Macdonald, miteinander gerungen. SS ging um die Ziffer und um DeutlchlandS politische Kord«, rungen. Während dieser Zett wartete die gesamte Welt« presse in sieberhaster Erregung in der Hall« deS Hotels Reau Rivage. Schon bald sickerte die erste Nachricht durch, die den Ernst der Lage erkennen liest. Wie zu erwarten, richtet sich der Hauptwiderstand der Franzosen gegen Deutschlands politische Wünsche, obwohl eS sich dabei überhaupt nicht um Opfer Frankreichs, sondern lediglich um die Gewährung der Gleichberech tigung, d. h. gleiche Rechte und gleiche Achtung sür Deutschland, handelt. Aus keinen Fall will Herriot bis jetzt den SriegSschuldartikel LSI ausdrücklich auster Krast setzen. Auch die Formel, in der er bereit sein würde, den Teil VIII des Versailler Vertrages durch den Lausanner Vertrag zu ersetzen, ist längst nicht «indentig genug. Noch schärfer war seine Ablehnung einer grundsätzlichen «nd vollständigen Gleichberechtigung Deutschlands aus Lausanne, «. Juli. ES verlautet soeben aus gute« ««ländischen Quellen, daß die Bemühungen um einen Aus gleich der verschiedenen Standpunkte in Lausanne so gute Fortschritte machen, dast sich in der Frag« de« politi schen Forderungen Deutschlands eine nach An sicht der Gegenseite brauchbare Formel ergeben bat. Um 4 Uhr ist das Nitro zusammengetreten, in dem Deutsch, land durch ReichSstnanzminister Gras Schwerin, Er», sigk «ud Staatssekretär ». vülow vertreten ist. Wenn di« Verhandlungen gut sortschreiten und über die Zahle«, frage, di« «och ossenstehe, ein gewisser Grad der Verständigung erzielt werden kann, so ist sür S,M Uhr eine Vollsitzung der sechs einladenden Mächte vorgesehen. Die allgemeine Sti«, mung hat sich bemgemäst heute nachmittag gegen die etwas gedrückte Ausfassung des gestrigen Abends und des srühen Vormittags merklich gehoben. SS heistt, dast der Vorschlag, der in bezug auf bi« deut sch«« Forderungen «ach Aushebung deS Teiles 8 deS Ber, sailler Vertrages heute auSgearbeitet worden ist, sich aus Artikel S deS Haager Abkommen« stützt und dessen Wortlaut im wesentlichen benutzt, um zu einer Formel zu gelangen, die «ugesähr wie folgt lautet: Di« Bedingungen b«S Versailler Vertrag«, soweit sie sich aus Reparationen beziehen, find ausgehobe«. Die Besprechungen, au denen der Reichskanzler «nd Her, rlot teil«ehme«, dauer« «m 18,18 Uhr immer «och a«. alle« Gebieten, die sich auch auf die RSstungSsrage erstrecken würde. Um 8 Uhr abends gingen die Minister auSeiuanber. Reichskanzler v. Papen äusterte sich sehr pesstmtstisch r Herriot machte ein sehr besorgtes «nd erregte« Gesicht. Die Konferenz ber drei Minister soll nm S,8ö Uhr fortgesetzt werden. Sine Entscheidung wird gllnsttgstensalls spät t« d « rRach« erwartet. Ergebnislos abgebrochen Lausanne, S. Juli. Die Abendbesprechung ging nach etwa sünsvicrtelftündiger Dauer um 10,4ö Uhr zu Ende, soweit bekannt, mit negativem Ergebnis. Ueber den Verlauf der Abendsitzung erfährt man, dast Herriot im Gegensätze zu dem Standpunkt«, den er in seinen Erklärungen vor der Presse eingenommen hatte, sich im Verlause der Sitzung unvermindert auf eine Ziffer von 4 Milliarden, wie auf die Ablehnung ber natürlichen, politischen Konsequenzen durchaus versteift hat. Unter dem Druck, ber von allen Seiten auf ihn auSgeübt wurde, erklärte er schliestlich, er habe so viel« Papiere jetzt in ber Hand, dast er fle zunächst zusammen mit seiner Delegation prüfe« «nd überlegen müsse. Auberbem fühlte er sich sichtlich physisch erschöpft «nd bat -uim Abbruch der Verhandlungen für heute. Ein Termin sür die Festsetzung dieser neuen Verhandlungen für morgen ist zur Stunde noch nicht vereinbart. Auch Mac bon alb klagte schon vor Beginn ber heutigen Abend« sitzung über heftige Kopfschmerzen, so bast für ihre kurze Dauer neben den materiellen auch persönliche Gründe zweifellos mttsprachen. In der Lage ist also gegenüber ber heutigen Nachmittagssttzung keinerlei Aenberung ein- getreten. Ueber die Zusammenkunft verlautet aus englischen Kreisen: Die Zusammenkunft hat kein Ergebnis erbracht, und eS ist auch kein Fortschritt über eine Einigung, über die Snmme der deutschen Leistungen ober die politischen Klauseln zu verzeichnen. Die deutsche und die französische Delegation verharren auf ihren Standpunkten. Eine neue Znsammenkunst zwischen Herrn ». Papen und Herriot ist sür morgen früh vor« gesehen. ES verlautet ferner, dast diese Zusammenkunft entscheidend sein dürfte. Jedoch fürchtet man in eng- ltschcn Kreisen, dast der morgige Tag mit Zusammenkünften und Verhandlungen völlig ausgefiillt sein wird, so dast eine eventuelle Entscheidung nicht vor dem späten Abend er wartet werben bürste. Dies heistt, dast eine Vollsitzung ber Konferenz nicht vor Freitag stattfinden kann. Wetter verlautet, dast trotz des Pessimismus, ber in deutschen und in französischen Kreisen herrscht, man in englischen Kreisen der Ueberzeugung ist, dast die Lage sich seit gestern ver bessert habe. Sie amerikanischen Wellklieger in Berlin Weiterflug nach Moskau vral»tm»I6uog «unaror vorlloor SobrMlolkuag Berlin, 6. Juli. Die amerikanischen Weltflteger Grtfstn und Mattern sind mit ihrem Flugzeug „Pro greß of Ceutury („Fortschritt des Jahrhunderts") um SO Minuten vor 18 Uhr in Berlin gelandet. Man hatte schon di« Hoffnung ausgegebcn, dast die beiden Amerikaner Berlin überhaupt besuchen würden, da man sie auf Grund der zuvor cingcgangenen Stchtmcldungen für die Zett zwischen 8 und 4 Uhr erwartet hatte. Im Flughafen hatten sich zu dieser Zeit der amerikanische Botschafter Sackett sowie zahlreiche andere Ehrengäste und viele Schaulustige eingesunden. Die meisten Ehrengäste hatten das Flugfeld schon verlaßen, als der amerikanische Hoch decker erschien. Mattern und Griss in wollen den gerade vor einem Jahre mit 8 Tagen 1k Stunden und öl Minuten von ihren Landsleuten Post und Gatty aufgestellten Rekord sür einen Weltslug unterbieten. Die Flugroute soll über London, Berlin. Moskau, OmSk, JakutSk, FatrbankSEdmonton und Alberta zurück nach Neuyork sichren. DaS amerikanische Flugzeug hat in rund 18 Stunde« nach seinem Abslug von Harbour Grace Berlin erreicht. Nach einer kurzen Ehrenrunde landete das einmotorige Flugzeug unter den Klängen ber amerikanischen National hymne. Während Mattern und Grisfin sich im Hote' deS Flughafengebäudes wieder „schön machten", wuschen und rasierten, gaben sie den sic umringenden Pressevertretern Auskunft. Danach haben sie, wie sic erklärten, vom Ozean selbst während des ganzen Fluges über die Seesläche fast nicht» gesehen, weil Nebel und tiefliegende Wolken ihnen die Sicht nahmen. 10 Stunden k» Minuten nach ihrem Abflug haben sie bann zum ersten Male Land, nämlich di« Westküste Irlands, gesehen. Sie überquerten Irland, die Irische See, und flogen bann quer über England auf die holländische und deutsche Nord eekttste zu, wußten aber nicht, welche Städte sie dabei passierten, zumal sie über dem Kontinent größere Höhen au suchten. Bor Berlin trafen sie bann aus eine ausgedehnt« Ge witterwand, die st« zu einem Umweg nötigte. Sie glauben, baß sie schon an Berlin vorbeigeflogen waren, erkannten bann aber den Irrtum und kehrten zurück, um so, wenn auch mit erheblicher Verspätung, Berlin zu er reichen. Die Amerikaner Haven ihren Flug, nachdem bereits di« Ueberquerung des Ozeans in noch nicht erreichter Rekordzeit vor sich gegangen ist, auch Über Europa mit Rekordgeschwindigkeit burchgesührt. Bo« der Nordspitze Irlands bis nach Hannover find «S r«nd 1100 Kilometer, welche in 4 Stunde« iS Minute«, als» mit einem Stundendurchschnitt von rund Löö Kilo meter, von den Amerikanern bewältigt wurden. Die amerikanischen Weltslieger find am Mittwochabend «m ri,0S Uhr vom Zentralslughase« Tempelhos aus z«m Weiterflug «ach MoSka« gestartet. Vor dem Weiterflug nach Moskau schickte Mattern seiner tn TeraS lebenden Gattin folgende« Telegramm: „Hvsfe zum Wochenende zurück zu sein. Berlin war groß- artig. Jimmy." Grissin mußte rasch die Hilke eines Arztes i« Anspruch nehmen, «eil ihm eine Ader im Auge geplatzt «ar. Inzwischen waren die Tanks mit etwa 2NV0 Liter Brenn stoff ausgefiillt worden. Die Flieger ließen im Flug hasenpostamt einige hundert Briese, die schon in Neuyork abaestempelt waren, mit beutschen Marken versehen und abstempeln, da diese Post bet ihrer Rückkehr nach Amerika die Stempel aller Zwischenlanbeplätze trage« soll, Lausanne un- -ie Heimat Während tn Lausanne der Schlustkampf um die End lösung de» Tributsystems auSgefochten wird, hat tn Deutsch land bereits die innere Auseinandersetzung um ein möglicherweise zu erwartendes Abkommen begonnen, ausgehend von ber Grundlage, dast die deutsche Delegation bereits «m die Ziffern einer Schlustzahlung ringt unter der Bedingung, dast ihre politischen Forderungen nach Beseiti gung der Kriegsschuldlttge und Anerkennung ber beutschen Gleichberechtigung in den Fragen der Wehrverfassung er füllt werden. Da eine Vereinbarung dieser Art tn Lausanne höchsten» paraphiert werden könnte, während die Bestäti gung auf jeden Fall Sache des am 81. Juli zu wählenden Reichstages wäre, ist es schon vor dem eventuellen Abschluß wichtig, die Stellungnahme der verschiedenen politischen Rich tungen und die Möglichkeiten sür die Ratifizierung im neuen Reichstag zu erkennen. Nicht etwa, weil inner politische oder gar Wahlrücksichten für die Lausanner Ent scheidung ausschlaggebend sein sollen, sondern einfach des halb, weil eS gefährlich wäre, ein Vorabkommen zu unter zeichnen, das dann von der Volksvertretung verworfen wird. Natürlich haben die Parteien noch nicht selbst ge sprochen: sie überlassen das ausklärende Vorseldgefecht einst weilen ihrer Presse. Und wenn man diese von links nach recht« überblickt, bann erhält man den Eindruck, dast eigent lich nur solche politische Interessengruppen die Wendung der Lausanner VerhandlungSsührung unterstützen, die keine« Anhang im Volke mehr hinter sich haben. Alle andere« äußern sich mit kühler Zurückhaltung oder scharf oppositio nell. Am schärfsten natürlich die Kommunisten, die da« ganze Problem nur wahltakttsch ansehen: doch da» ist un wesentlich, weil mit der kommunistischen Opposition unter allen Umständen zu rechnen ist. Aber auch die Sozial demokratie betätigt ihre berühmte „staatSpolitische" Ge sinnung in ber gleichen Weise. Wenn Brüning noch a« PapenS Stelle stünde, so wären die Breitscheid und Ge nossen natürlich die ersten, die nach 14jähriger Tradition da» bisher Erreichte als Erfolg ihrer Verständigungspolitik feiern und zur Ausgabe des Widerstandes gegen die fran zösischen Forderungen drängen würden. So aber begnügt sich ihre Parteipressc damit, über die ..Nazibarone" zu höh nen, die doch von der starren Linie des Nein abgcwtchen seien. Daraus kann man nicht schließen, daß die Sozial demokratie et» Abkommen der erörterten Art im neue« Reichstag ablchnen würde, aber sie will vorläufig Opposi tion markieren, um mit der in ihrem Munde heuch lerischen Parole ber Trtbutverweigerung den Wahlkampf gegen die nationale Opposition zu führen. Und man darf sich über diese scheinheilige Demagogie nicht wundern, wenn man sicht, wie auch das Zentrum, da« ja di« Sozialdemokratie jahrelang zu solcher „Staatsgesinnung" er zogen hat, wacker tn dieselbe Kerbe haut. Brüning selbst hat sich tn seiner Kölner Rede absichtlich undeutlich geäußert. „Bleibt die deutsche Delegation auf der Linie", so erklärte er, „die vorher vorbereitet und fcstgclegt ist, so wird sie die Unterstützung der ZentrumSpartct tn diesem Punkte auch tn Zukunft behalten. Macht man aber taktische Ungeschicklich keiten, ober fühlt man das Bedürfnis, sich vielleicht hier und da interessant zu machen, bann must ich daraus aufmerksam machen, dast das, was konzedidrt wird, aber nicht notwendig gewesen sein sollte zu konzedieren, die nationale RechtS- oppositton im neuen Reichstag diesmal für sich allein an nehmen must." Aus der Zentrumspresse, insbesondere au» ber verbotenen „Köln. Volks,tg." und aus der „Germania", erfährt man, was dieses Orakel zu bedeuten hat. Nämlich, baß unbedingt an der Linie Brünings fcstgehalten werden müsse und daß kein Abweichen von ihr erlaubt sei. Nun weiß man fa nicht, wie sich Brüning unter dem dreiwöchigen Druck ber Gegner in Lausanne verhalten hätte, ob er nicht viel biegsamer gewesen wäre als Papen. Da aber dem Zentrum der Hab gegen den „Rebellen" v. Papen und gegen die nationale Bewegung über alles geht, wird eS auch die Gelegenheit des Lausanner Ergebnisse» benützen, um diese Regierung ohne Zentrumövorhcrrschaft zu stürzen, auch wenn ihre Außenpolitik ganz auf ber Linie der Zen« IrumStrabitton liegt. Da muß man wenigsten» der demo kratischen Grobpresse ,»gestehen, batz sie an diesem , Wendepunkt ihrer altbewährten ErsttllungSbereitschaft treu bleibt. Sie beschwört seit Tagen den Kanzler, nur schnell zu unterschreiben und für Deutschland Verpflichtungen zu übernehmen, die wir bann doch nicht erfüllen können. Aller dings fällt ihr diese Grundsahtreue im Hinblick auf den Wahlkamps leichter al» den anderen Genossen ber Weimarer Koalition, well die Staatspartei an Anhängern nicht mehr viel zu verlieren hat. Auf ber Rechten nimmt di« „Deutsche Allg. Ztg.", bie politisch zwischen ber Deutschen und ber Deutschnatio nalen VolkSpartet beheimatet ist unb industrielle Interessen vertritt, eine vielbeachtete Sonderstellung ein. Sie redet dem Kanzler zu, auf die innerpolitlschen Verhältnisse keine Rücksicht zu nehmen, und versichert ber Delegation, dast sie „erhobenen Haupte» nach Berlin zurückkehren könne", wenn sie unter wirtschaftlichen Sicherungen eine Schlub- »ahlnng bewtlltgt, die »ein bi« zwei Milliarden nicht wesentt
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