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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 13.12.1917
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1917-12-13
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19171213025
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1917121302
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1917121302
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1917
- Monat1917-12
- Tag1917-12-13
- Monat1917-12
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Donnerstag, 13. Dezemver 1917 S" Leipziger Tageblatt Nr. 633. Abend-Ausgabe. Seite 3 Vie englische Presse zu Asquith» Rede Haag. 13. Dezember. (Drahtterichl unseres Souder- derlckterstatterS.) Die »berate engttsch« Presse fleht, wie der . Nlevwe Rotterdamsch« Kon raut' aut London müdet, die Bedeutung der Definier«»- der augttsche, Kriegtziel« durch Atqullh dar!», daß er segttch« Äumrisuag tlber terrttortat« Berüuderuugen »eggelafse« hat. WLHreud «Dutly Ne»S' hieraus die Folgerungen ziehe«, daß der Steg Sugtaudt ßch nicht durch Landgewlnn aatdrücken lasse» «erde, find«» die konserva tiven und nationalistischen Bl-tier in ASqoithS Rede kelu« entschied«»« Abftrektung .gewisser Notwendigkeiten territorialer Ber-nderäuge»'. Danedeu spolieu fle über ASqnlthS Erklärung, dah er de« Aaschauunge» LanSdowncS zuslimme, und über die Geschicklichkeit. mit der er de» Bries al« ein ganz unschuldiges Dokument hinsteül. Die «Moruiug post' schreibt, Asquith habe die zwischen ihm uud LanSdowne be stehende Meinungsverschiedenheit nur dadurch oerberge« KSnue», das, er sich wie gewöhnlich unbestimmt und undeutlich auSgedrüekt habe. Trotzdem Hane ASqnilh seine pazifistischen Freunde enttäuscht. .Daily News' schreiben: „ASqutth will keinen Wirtschaftskrieg nach diesem Krieg.. Sowohl die Beschlüsse der WirlschaftSkvnserenz in Paris als auch der Plan eines mitteleuropäischen Blocks mästen verschwinde«.' SaS Blatt hosst, das; die führenden Staatsmänner der Alliierten diese« Vorschlag von ASqnith und Wilson bald bestätigen werde«. Die liberale Presse siebt die Bedeutung der Rede allerdings l» einem sehr ver schtelerle« Verzicht auf einen späteren Wirtschaft S- Krieg, wort« di« .Daily News ' den Einfluß der entschiede« hier gegen gerichteten Stelluaguahme Wilso « s finde«. Di« Lalioaalifli- sche« B.älter betonen zwar dies« Stelle edeusallS, gleite« aber über ihr« Bcd'utun hinweg. Nur die «Daily Mail' irovlflert .die vielleicht bei gewissen FreihandclSfreunden erweckten Hoffnungen', indem sie auf der riucu Organismus der British Trade Loiporcttion and die im Unter haus soeben angenommenen diesbezüglichen Vorlagen zwecks tzerbei- füft.ung der englischen Kontrolle über den Weltmarkt i« Textilflosfen und Metallen verweist. Basel, 13. Dezember. (Eig. Drahtbericht.) .Daily NcwS" schreiben, das; eine genaue Formulierung der KricgSziele der Alliierten und das Adrückcn von den anncxionistischen Aeuherungcn LlcmcnccauS zu einer gcbielerischc« Notwendigkeit der englischen Politik geworden sei. Das Blatt erfährt, bah die Mehrheit der libe ralen Mitglieder im ItnlrrhauL die Absicht erkennen loste, de« LanSdowaeschen Brief z« ihrem parteipolitisch«« Pro gramm za machen. * Köln, 13. Dezember. (Eig. Drahtbe richt.) Die «Köln. Zig." meldet von der Schweizer Grenze: Wie „tzumanite" schreibt, beabsichtigt die sozialistische Partei am 20. Dezember die Regier«»- z»r Stellungaahme gegenüber dem Schreiben LanSdowaeS Z» veranlassen. Da eS sich nach Ansicht der englischen Liberale« darum handelt, in allen kriegführende« Slaolc« di« Anhänger eines dauer» hosten Friedens zu sammeln, könne anch die Stimme der maß voll denkenden französischen Politiker nicht länger mehr schweigen. Haag, 13. Dezember. (Diahtbericht.) „Ntcuwe Courant' schreibt über die Rede Asquiths, dah sie den Frieden nicht näher gebracht habe. ES sei zwar richtig, das; die Hilsleislung an Belgien für England eine Ehrensache war, aber nicht minder richtig sei, dasz die englische Re gierung sich in erster Linie deshalb zu Interventionen entschlossen habe, weil England daS größte Interesse daran halte, die belgische Küste nicht unter deutschen Einfluh kommen zu lassen. Wenn England tatsächlich keine imperialistischen Ziele anstrcde, wie könne man dann sein Auf treten in Persien erklären? Außerdem sei eS nicht richtig, wenn Asquith sage, daß niemand daran denke, sich in Deutschlands innere An gelegenheiten zu mischen. Wilson habe das getan. Lloyd George hat außerdem trotz Asquiths gegenteiliger Versicherungen von der Not wendigkeit gesprochen, dah Deutschland erniedrigt, verarmt und ver nichtet werden müsse Es sei auch nicht richtig, dah nur Deutschland die für den Seekrieg geltenden Verträge gebrochen hat. England habe sichebensowcnlgan Verträge gehalten und die Rechte der Neutralen ebensosehr verletzt, wenn seine Interessen das verlangten. Baron Giers erkennt die Maximalisten nicht au B«r«, 13. Dezember. (Eig. Drahtbericht.) Der .Bmrb' meldet auS Rom: Der russische Botschafter am Ouirinal, Baro« GierS, erhielt bi« NonLdepesche Trotzkis, i« der dieser alle diplomatische« Ver treter Rußlands aussordert, unverzüglich zu erklären, ob die Regierung der Maximalisten von ihnen anerkannt würde. Der Botschafter lieh -nlipechend seiner bisherigen Haltung das Telegramm pndeanlwortet. Genf, 13. Dezember. (Eigener Drahtbericht.) Ein HavaS- tetegramm vom DieaSlag meldet aus Petersburg: Le ata Hai der Volksvertretung den Antrag unterbreitet, der die Bereitwilligkeit Rußlands zum El «.ritt in eine« alle europäische« Mächl« einschließlich des Feindes umfassende« NechtSbund der Völker aussprlchi. — Die .Prawda" schreibt: Die LebenSinlereffe« Rußlands verlange«, daß d«r Friebentschluh mil dem Feind mit od«r oha« di« Alliierte» «och iar Iaaaar zustande kommt. Bas«l» 1k. Dezember. (Eigener Drahtbericht.) .Daily LHroviele' meldet a»S Jass«: A« der ganze» rumänischen Front hat die Bild«»« «aximallsüscher Soldat« nauSschüste d« gönnen. Die rnmLnlsch« Regierung ist «achtlos gegenüber d«n Bewegungen, dl« im Heere ei»«« sofortigen Friede« m« seden Preis ««strebe». Sächsischer Landtag (Drahtb«rtcht »nferer Dresdner Schrtftlettung.) ----- Dresden. IS. Dezember. Die Zweite Kammer geht heilte in die WethnachlSferien, die Erste erst nächste Woche. Zunächst gab es heute nachmittag einen ktetnen Bericht des Abg. Dr. Steche namens des Finanzaus schusses üder di« Akademie -er bildenden Künste in Dresden vnd über Kunst im allgemeinen, ein reizvolles Kapitel, das früher ost zahlreiche und wertvolle Anregungen brachte. Der Ausschuß hat gegen die Einstellungen in Einnahme und Ausgabe im Etat Ein wendungen nicht erhoben. Das geschah auch nicht aus dem Hause. Das Kapitel wurde bewilligt. Ebenso die Ausgaben im Geschäftsbereich des Ministerium- des Innern, über die Ada. Wirth berichtete. Nach Erledigung einer kleinen Rechenschastssache erstattete Abg. Hettner Be richt über einige wichtige Kapitel des Iustizetats, an dle sich voraussichtlich längere Erörterungen auch von selten des Justiz ministers knüpfen werden. Zunächst sprach Abg. Roth über die Vergütung an Referendare. Er wünscht, daß diese für den Staat nicht mehr umsonst arbeiten. Tüchtigen Kräften aus den Kreisen der Minderbemittelten werde durch die Nichtzahlung der Zugang zum Iuflizdtenst erschwert. Darauf nahm der Sozial demokrat Held das Mort, um über Klassenjustiz zu sprechen. Die Verhandlungen dauern fort. Zur Neubildung der portugiesischen Regierung Genf, 13. Dezember. (Drahlberlcht.) In der Sitzung des franzosi chen Eenauiausschusjes für auswärtige Angelegenheiten berichtete der Minister des Aeutzern Plchon über die por - kugte ische Revolution. ES soll ein Beschluß der Lntentekabinette oorliegen, die neue portugiesische Regierung vorläufig nicht anzuerkennen. Die Anerkennung soll so lange ver weigert werden, bis Gewißheit und Bürgschaften do)ür oorliegen, dah dle neue Regierung ihre Verpflichtungen gegenüber den Alliierten zu erfüllen willens und in der Lage ist. Die Entente kadinette befürchten ofsenbor, daß dle neue Regierung dle por- lugieflschen Truppen auS Frankreich zurückberufen werde. Die Anklage gegen Caillaux Genf. 13. Dezember. (Drahtbericht.) In der Mlnisterrats- sitzung im Elysee verlas Ministerpräsident Clemenceau den acht Folio-Seiten umfassenden Antrag des Generals Dubai l, gegen die Abgeordneten Loustelot und Calllaux wegen Vergehens gegen die Staatssicherheit das Strafverfahren zu eröffnen. Die Nachricht soll wie eine Bombe in die Kammer elnge- schlagen haben. In den Wandelgüngen und im Sitzungssaal herrschte ungeheure Aufregung, so daß das Verlesen der Regle- rungsanträge auf Aufhebung der Immunität Calllaux' ganz im Lärm unterging. Rotterdam, 13. Dezember. (Eigener Drahtbericht.) Sembak schreibt in der «Lanterne', jedermann werde begreifen, dah das Kriegsgericht, das über Callaix abzuurteilen habe, über derr Kernpunkt der französischen Außenpolitik zu entscheiden habe. Wenn Caillaux am Donnerstag oder Freitag in der Kam mer seine Politik aufrechterhalte und einen baldigen Frieden befürworte, wenn er zum Beweis der Richtigkeit seiner Friedenspolitik die Lage Frankreichs und der Entente, wie sie anfangs dieses Sommers bestand, mit der gegenwärtigen ver gleiche, die dle Frucht der militärischen Ereignisse in Italien und des Zusammenbruchs Ruhlands darstelle, wenn er sein Bedauern darüber äußerte, daß man den Augenblick nicht be nutzt habe, als dle Sache der Entente schon fast gewonnen war, dann könnte eine starke Partei für Laillaux entstehen, auch wenn sie heute noch gar nicht vorhanden ist. * Eine Stiftung des Fürsten v. Donnersmarck. Fürst Donnersmarck stiftete für wohltätige Zweck« zur Verfügung des Kaisers ein Gelände von 1000 Morgen in Frohnau. Die Auflassung des Ge ländes ist bereits erfolgt. Ais Vertreter des Kaisers war der General stabsarzt v. Schjerning erschienen. * Ins Groß« Hauptquartier sind der Vorsitzende des Zentralverban des Deutscher Industrieller Landrat a. D. Aötger und der Vorsitzende des Bundes der Industriellen Kommerzienrat Friedrichs befohlen worden. Sie WasfenMstmdrvtt-aMmgrv mit Mimt Bern, 1L Dezember. (Dahtbericht.) Der Petersburger Bericht erstatter de« .Secolo' drahtet: Die russisch« Abordnung zur Unterhand lung über eine« Waffenstillstand habe de« Deutschen politische FrledenSoorschläg« machen wollen, ohne irgendwelche« mW- tärischen Plan znr Ausführung des Waffenstillstandes auSgeardeitel zu habe«. Die Deutschen hoben aber den politischen Plan der Rasse» zurückgewiefe» mit der Begründung, aar üder die mili tärische» Bedlugungen eine« Waffenstillstandes unterhandeln « wolle«. Nachdem russisch« GeneralstabSofsizlere dle technische« Be dingungen für eine« Waffenstillstand anSgearbeitet haben, bestanden di« Deutsche» darauf, daß in den Vertrag über den Waffenstillstand aus genommen werde, sosorl mil Unterhandlungen üder einen formellen, end gültige« FrledenSschluß zu beginnen. , We IrchtNMten Lloyd George vor dem Sturz? Bern, 13. Dezember. (Drahlbericht.) «Daily Expreß" bringt an hervorragender Stelle «inen zwei Spalten langen Artikel, in dem Lloyd Georg« aus die seine Regierung umgebenden wach senden Gefahren aufmerksam gemacht und ausgesordert wird, an daS Land zu appellieren, um ein entscheidendes Mandat für die Durch führung deS Krieges bis zum siegreichen Ende zu erlangen. Der Ar- likel weist darauf hin, daß das in seiner Zusammensetzung schwache KyaliklonSkabinett im Unterhaus« ständig an Boden ver liere, wie die letzten Abstimmungen gezeigt hätten, und binnen kurzem nur noch die in der Minderheit befindliche Unionistenpartei hinter sich haben werde. Lloyd George soll« nicht allzu fest daraus vertrauen, dah sein parlamentarisches Genie allezeit den Sieg behalleu werde. De» der neulichen Debatte über seine Rede in Paris habe er nur dadurch einen scheinbaren Triumph erlangt, daß ASqulth außerge wöhnlich schwach gewesen sei. Ls sei zu befürchten, daß bei der näch sten Gelegenheit vielleicht die Abstimmung Lloyd George stür zen und ASquilh an seine Stelle sehen würde. Die Zeitung empfiehlt dalzer Lloyd Georg« dringend, sich über die ihrer Ansicht nach nicht stichhaltigen Gründe gegen die Abhaltung allgemeiner Wahle« im Krieg« hlnwcgzuschen und durch einen Appell an das Land einer drohenden Katastrophe im Parlament zuvorzukommcn. Vsr einem nenen Durchbruch in Italien? Wien, l3. Dezember. (Eigener Drahtbericht.) Di« «Reue Freie Presse' meldet aus Lugano: Die Turiner .Slampa' berichtet von der italienischen Front: Im Hochland von Aslago ist eine verhältnismäßige Ruhe nach der Aufgabe des Sisemol eingetrelea, die aber nur als Vorbote von weiteren Vorstößen deS Feindes angesehen werden muß. Für diese Annahme spricht der Um stand, daß, wie die Fliegcraufklärung feslgestcüt hat, der Feind keine Einrichtung von Defensivstellungen trifft. Alles dieS deute ans eine weitere durchgreifende Aktivbewegung hin, mit der HSHen dorff den Durchbruch zu erzwingen hoffe, um den nachdrln- renden Heeresmassen den Eintritt in die Ebene zu ermöglichen. Z« siesem Zweck seien die Zufahrtsstraßen nach dem Hochgelände von Afiago n besten Stand gesetzt und bedeutend vermehrt worden. Die Eisenbahn m Suganalal Ist ein ausgezeichnetes Mittel zum Transport ber chweren Geschütze. Zürich, 13. Dezember. (E i g. Drahtbericht.) Do« der fran zösischen Grenze wird berichtet: Der Berichterstatter deS .Echo de Paris' an der ikalicnischen Front meldet, dah seit dem 10. November gewisse französische Verbände eine taktische Bewegung gegen Vi cenza aussühren zur Deckung des Paffes von Ricaro und de< Tale- von Spicra, ohne daß bisher die Franzosen in die Kampfhandkrnge« einbezogen worden wären. Nun ober sollen die Franzosen in einem Froniabschnitl eingesetzt worden sein, und zwar an einem der kritischsten Punkte, wo ihnen der Gegner mit starken Kräften gegenüberskeht. Diese Bewegung habe sich unter den bestehenden Bedingungen nnr langsam vollzogen, und die Franzosen hüllen die Italiener in Stellungen getroffen, die erst noch gebaut werden muhten. An diese Arbeit hätten sich die Franzosen gemacht und zum Teil schon verwirklicht, und bereits sei französlscheSDlutaufitalienischemBoden geflossen. Natürlich die Deutschen Schweizer Grenze, 12. Dezember. (Eigener Drahtbericht.) In einer New Hocker Meldung behauptet der Mattn' lm Anschluß an die Untersuchung über die Katastrophe in Hall fax, es seien sieben Deutsche verkästet worden, da sie mit dem Ereignisse in Zu sammenhang stehen sollen. Späterhin wurden alle feindlichen Untertanen beiderlei Geschlechtes, auch die Neutralisierten, verhaftet und interniert. Hauptschriftleiter: Dr. Erich Everlh. D«s»nlw»ktllch«r EchrlsUtUek >ar pottttd Gni»» övdow, «ür dl, Np«llh<r Schtadl«,, tllr P«lpzlg«l, «SchNich, Än,,l,g,nl>«ll«>i an« D«rlch» Zilin« tz«lla»d: llr Nnnft und -UUiienlchal! r-r. Hkitdrich SdbrechC lür Äknstd L«z«a »14« «n» Dr. «rost Schober. — ,sllr d«n Änj«lg«nl,U ««larlch L>al<«r. Druck end t>«riaz: e«toj>,,r a.aa«olall 0«. N«md»ld dr L». vamlltch »» «»«»»iz. Drrlln« vchrisUetran-: Dr. kicharL Sah» Dr.dSaar Schrytlatlanz Sraa» Schalj«. Lukas Langkofler is Don Hermann Kesser l>> Nu der L Co., krauvvlslck L vsiprtx. Der schloß den Neffen mit allen Zeichen einer lange ge haltenen Erwartung und Besorgnis in ferne Arme, öffnete dann Sen welk und, wie eS Lukas dünkte, auch bitter gewordenen Mund zu hundert Fragen, forschte in einem hart und fast fremdländisch tönenden Deutsch nach Lukas' hochbetagter Mutter, vergaß zwar nicht, des Schmerzes zu gedenken, Len diese durch ihre Heirat mit tinem protestantischen fuggerischen Advokaten dem Hause der Welspergs zugefügt hatte, sand aber doch auch für deren Gemahl, Uriel Langkofler von Hohenfirnberg, Worte hoher Achtung. Lukas hakte sich auf einen Knappen und gar förmlichen Empfang gefaßt gemacht und mit nichts anderem gerechnet, als daß des Oheims mißmutige Verlegenheit über den Besuch deutlich ausbrechen würde. Statt dessen fand er einen Mann, der bewegt und ge rührt war, sich dem Verwandten, der ihm in der eiskalten Ein samkeit deS HofdiensteS wohl wie eine Mahnung an warme un sonnige HeimakSzelten erscheinen mochte, aufrichtig und schier überquellend öffnete und ihn mit so belebten und frohen Augen rnah, daß sie Lukas, der -en Sekretarius zwar selten, aber dann immer in einer gemessenen und abweisenden Haltung und wort karg gesehen hatte, an ihm fremd und doch vertraut erschienen. Und nun stand er nicht an, dem Ohm Vertrauen zu schenken. Er wies ihm einen Brief der Mutter vor, in dem ihm diese auf die Seele gebunden hatte, den Bruder in Parts aufzusuchen, ihm zu bestellen, daß sie ihn in den langen Jahren kühl gewordener Ge- schwiflerfreundschaft nicht oergessen habe und das Verlangen trage, wieder von ihm und seinem Leben zu hören. Dem Gehelm- sekrelarius wollte da vollends das Herz auf die Zunge treten. Aber er schob die Wehmut seiner Erinnerunaen, wie von einer anderen Eingebung an beiden Schultern gefaßt, mit einer sähen Gebärde zurück. Wichtigeres habe er seht mit Lukas zu beraten. Es handle sich um feine und seiner Gefährten Leben und Sicher- heit. Sie sollten mit Tagesanbruch ihren Gasthof in der Rue de la Huchette verlassen. Er erwarte stündlich den Boten, den er aus geschickt habe, um ihnen ein anderes Quartier zu beschaffen. Noch sei Paris friedlich. Aber im Louvre wisse man es anders. Hier unterbrach sich der Alte, wie wenn er sich besinnen müsse, wieviel er dem Neffen und Protestanten sagen dürfe, rückte sich mit einem Blick auf die Königsbilder und die süße Madonna an der Breit seite der Wand in maßvollere Gesten zurück und sagte schließlich in einem bestimmten und ruhigen Ton: .Du bleibst jetzt im Schlosse, biS mein Bote Bescheid bringt. Die Zeit sott dir nicht lang werden. Ein Freund von mir, der Herr Hauptmann von Segesser von den Schweizergarden, mit dem du deutsch reden kannst, wird dich in seine Obhut nehmen. Kannst dich mit ihm im Louvre umsehen. Es ist heute ein Fest, das letzte, das der Hoch zeit gilt. Mich halten Geschäfte zurück. Die Königin, dle hoch in den Wochen, ist, hat mich nach dem Nachtgebet zu sprechen ge wünscht. Zur Stunde ruft mich eine Unterredung mit dem kaiser lichen Gesandten. Mir gehen einer lebhaften Zeit entgegen. Viel ist zu tun." Dann drückte -er Sekretarius dem Scholaren die Hände, be sohl ihm zu warten, bis der Schweizer Hauptmann erschiene, und verlieh geschäftig das Zimmer. Es mochte etwa eine Stunde vor Mitternacht sein. Lukas lieh sich in einem hohen Lehnstuhl nieder. Die Müdig keit wollte ihm in die Glieder gehen, ober auf seiner Stirne brannte, wie nach einem hitzigen Jagen und Reiten, aus dem man plötzlich in ein lautloses Ruhen und Harren geraten ist, eine sengende Hitze und hielt ihn wach. Er sah verwundert auf den düsteren beladenen Reichtum der schattigen großen Stube, aus das lächelnde Muttergotkesbiid mit dem Kinde, darunter in silbernen Ampeln zwei rötliche Lichtlein schwammen, auf die glatten und horten Bildnisse der Könige und Königinnen aus dem House der Valois, aus daS ungeheure elfenbeinerne Kruzifix mit dem schmerzlich lächelnden Heiland, das steil und blaß aus dem Wirr warr der Rollen und Bücher auf dem mächtigen breiten Schreib tisch stieg, und auf das kostbare Maffenarsenal an den Wänden. Draußen vor der Türe ging, wie er zu hören glaubte, ein Gardist auf und ab. Durch die verhängten Fenster klirrte es manchmal wie von fernen Fansarenstöhen und dann wieder wie von nahem jubelnden Orgelspiel. Eine der Schlohkapellen muhte nicht wett sein. Eintöniger Mönchsgesang mischte sich deutlich vernehmbar mit dem Geräusch der Festtrompeten und der Kirchenmusik. Immer noch hielt der Scholar ein Schriftstück in Händen, -en Brief der Mutter, den der Ohm mit soviel Freude gelesen hatte. Die hinfällige Frau, das verwitterte Schlößchen Hohenstrnberg an der freien Brennerstrahe, der Waldrand mit -en Tannen und Buchen, der grün vor dem Fensterplatz lag, an dem die Mutter zu sitzen pflegte und wo sie den unbändigen Buben in der Schreib kunst unterwiesen hatte, das alles stieg jetzt unerwartet und un gerufen vor seinem inneren Ange auf und vermengte sich mit den Worten des Oheims, mit Paris und dem Wechsel der Tag- und Nachtbtlder, die er geschaut hatte. Lukas steckte den Brief ins Manis und rief sich des Oheims Worte zurück. Eine dunkle An wandlung von Furcht überrieselte ihn, eine Ahnung von unsicht baren Gefahren und Feindseligkeiten, deren man sich nicht wehren kann, quoll üder ihn hin. Er hätte was drum gegeben, wenn er nie den Fuh nach Paris gesetzt hätte. War er denn nicht schon gefangen und sestgehaiten? Mit einem Sah sprang Lukas empor und scheuchte diese Ge spenster einer dämmrigen Schläfrigkeit, dle ihn müd und feig machen wollten, von sich weg, rückte das für einen lutherischen Scholaren nicht allzu einfache Wehrgehänge wieder fest in die Hüsten, zog an dem sorgsam gefällten Mühlsteinkragen, nahm den Mantel um und spazierte, des Augenblicks gewärtig, da der Offizier eintreten würde, in dem Zimmer innher. (Fortsetzung in der nächsten Abend-Av-gabe) nenei» t«»1«r Sx»«1»«n1o1g« un<1 clsr Kenrl«. vornsknae vnlertsesItnngsrnusUc. VorrttgUoNe Vein«. — lm LslS: Kor^srl Oi2 11 ONr' - OngLU'. KspsUs Ssi'köLi. -----
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