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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 27.04.1918
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1918-04-27
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19180427014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1918042701
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1918042701
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1918
- Monat1918-04
- Tag1918-04-27
- Monat1918-04
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Morgen-Ausgabe Be^gsprris: K M »I«rI«>IahiUch M. IL0: ft« Add»l<« »»natllch M. 1.78; »irch »»!««« «twtrtta»» FtUal«« l»1 tz»»t ,«d«acht »»»«ttich M. 2^8, !«hklILd M.S.5V; »sich dI»P»ft Innerhalb D«olschland« VasamlAalanh« »»aatlch />!. 2LL, vlarlelt^hrllch I.7S: Mokü«a-A»t-ad« M. 1^0. Ab«»b-?Iu«,»d» Ak. o.SV, Sannlaal AnSzabe M. 0^0 »anallich <av«ichli«4lich V»sidrst«llg«h»hr>. Hauvtschrlftleiter: Dr. Erich Everlh, Leipzig. tzandels-FeUuns Amtsblatt des Rates und des poldrelarntes -er Stadt Leipzig US- M'S°«S Anzeigenpreis: LZLü?"L vik'N.L ». i» »»m. r«u ii« eo pf. «.»,«» »i pf^ u«,»« — g»k»»tit.tt, »o p,_ «»«en» » vk Sas.hLsltanjalaen «U Vlatznarlchristan I» prell« rrhtht. VaN«i«n: Dalamlanslaa» M. 7/— »a« laalen» «««lchl. p«fl«»ttdr. Elui«lnn»w«r IS Pf. — Sann- nn» Aeftta«« r^ Pf. ga»»s,«ch.B»,chI»b «r. I««9, «ad ,««!>«. - -P,M»rckb»a1a »M SchkttNell»», «>t vekdtsltlell«! Zahan»tt««fl« Ar. L. Beklag: vr. Reinhold k Ls, LewLt» Nr. 212 Sonnabend, den 27. April 1918 Gegenangriffe am Kemmel gescheitert Die Eroberung des Kemmelberges Dori Wolfffcke Vnreov meldet amtlich: Berlin, 26. April, abends. Gegenangriffe des Feindes gegen den Kemmel und im Kampf gebiet südlich von Billers—Brelonneux sind vnker schweren Ver lusten gescheitert. * Mil der Eroberung deS Kemmel-Massivs und der beider- ieiis angrenzenden Stellung des Feindes vom Kanal Lonünes—-Ipern bis Dranvelre (4 Kilometer nordöstlich Bailleul) bat die -Armee des Generals Sirt von -Armin einen großen Erfolg errungen. Erst vor wenigen Tagen halten an diesem Abschnitt die Franzosen am Kemnielberg, als der wichtigsten der englischen VerteidigungSfront, die arg mitgenommenen englischen Divisionen abgelöst, In einem schwung vollen Tagesbefehl halte Sir Douglas Haia auf dieses Eingreifen des AundeSgenossen hingewiescn, um Len gesunkenen Mut seiner Truppen in heben. -Auch diese Hoffnung auf Frankreich»- Hilfe, die mehr und mehr von England in Anspruch genommen wird, Hal sich als trügerisch erwiesen. Als in den Morgenstunden LeS 25. April nach kurzer, aber änderst wirkungsvoller Artillerievorbereitung deutsche Truppen die steilen Hänge des Kemmelberges gewandt hinanstürmlen, brach der Widerstand oer Franzosen genau so schnell zusammen, wie die Verteidigung der Engländer östlich und westlich des Kemmel. -Nordwestlich Wyt- jchaetc scdach leistete der Engländer in Betonbauten, die zum Teil ^ns der Zeit vor der Wytschacteschlacht stammten, heftigen Widerstand. Er wurde in musterhaftem Zusammenarbeiten von Infanterie und Ar tillerie gebrochen. Drei starke feindliche Stellungen wurden hinter einander im Sturm genommen. Das Dorf Dronoetre fiel nach hef tigem Kampf den Bayern unter Führung des Prinzen Franz in die Hände. Zm Dorfe wurden ein französischer Bataillonskommandeur und Hunderte von Franzosen und Engländern in buntem Gemisch gefangen. Vicht weniger als drei französische und englische Divi sionen wurden hier auf ganz schmalem Raum eingesetzt. Die Eng länder machten aus ihrer Enttäuschung über die gering« Wider standskraft der Franzosen kein Hehl. Die Franzosen ander seits sind nicht weniger erbittert darüber, dah sie überall für die Eng- lävde? die Kastanien aus dem Feuer holen sollen. Die deutschen Verluste sind auch hier wieder erstaunlich gering, obwohl der Kemmelberg dem Femde die Bertei-igmig autzer- urdentlich erleichterte. Ein gefangener französischer Offizier muhte ge stehen, auf dem Wege bis zur Sammelstelle nicht einen einzigen toten Deutschen gesehen zu haben. Deutsche Flieger griffen die Reserve« und die znrückslutenden Kolonnen des Feindes mit Maschinengewehren. Handgranaten und Bomben an. -lm 18. 4. stellte .Echo de Paris ' den Abschluß der Schlacht von Armentiercs und zugleich einen völligen Mißerfolg der deutsche« Trup pen fest. Das Blatt fügte hinzu, dah die Festigkeit der englischen Ar mee nicht erschüttert werden konnte, und dah es den Deutschen nicht gelang, französische Truppen zum Einsatz auf dem dortigen Kampffeid zu zwingen. Heule, am 26. 4^ ist der Kemmel in deutscher Hand. Heute ist die wichtige Schlüsselstellung, die bis zum Aeuhersten verteidigt werden sollte, französischen Divisionen entrissen, die auch hier Englands bedrohte Stellung verteidigen muhten. Gleichzeitig sind die Engländer aus den anschließenden Stellungen geworfen worden. Die blutigen Verluste, vor allem der Franzosen, aus denen auch der größte Teil der 6500 Gefangenen bestehl, sind wiederum ungewöhnlich schwer. Am 25. April setzte der Gegner auf dem Kampffeld der Aore de< Morgens seine starken Angriffe unter ausgiebigster Benutzung von Tanks fort. Oestlich von Villers-Brelonneux zerschellten sämlliche Sturmversuche des Feindes unter schweren -Verlusten. Tags über staute die GefechtSlätigkeit ob, steigerte sich jedoch auf dieser Kampffront gegea Abend von neuem. Ein nochmals versuchter Angriff des Feindes kam im deutschen Feuer nicht zur Entwicklung. Der andere, gegen 10 Uhr abends oorgetragene Angriff wurde restlos abge- wicsen. Am 26. April. 6 Uhr vormittags, unternahm der Feind nord westlich des Hangard-Waldes einen neuen Angriff. Er scheiterte unter blntigen Verlusten. Von 4 Regimentern wurden Gefangene ein gebracht, unter deneu sich zahlreiche Marokkaner befanden. Seegefecht in der Adria Wien, 26. Aprll. Amtlich wird gemeldet: An der Siidweskfront keine besonderen Ereignisse. Der Chef des Generakfiabes. Ereignisse zur See. In der Rächt nom 22. zum 23. April stieß eine Abteilung unserer Zerstörer in der Süd-Adria gegen die Otranto-Straße vcr. Im Feoergefechk mit gegnerischen leichten Streitkräften wurde ein feindlicher Zerstörer stark beschädigt. Unsere Einheiten kehrten ohne Verluste und Beschädigungen zurück. Wien, 26. April. (Drahtbericht.) AuS dem Krie^preffeqaartier wird gemeldet: unsere leichten Seestreitkräste hatten iu letzter Zeit wiederholt Vorstöße gegen die Straße von Otranto unternommen, wobei jedoch weder Dampferverkehr noch Bewachungs fahrzeug« wahrgenommen wurden. Bei der durch Teile der Torpedo- flotlille dorchgefShrten Erkundung iu der Nacht aus den 23. April wurden im Vorfelde von Malona feindliche Torpedoboots zerstörer gesichtet und angegriffen. Nach kurzem Artillerie gefecht, wobei gute Einschläge beobachtet werden konnten, griffen über legene feindliche, aus einem alarmierten Hafen kommende Einheiten in den Kampf «in. Da der Zweck des Vorstoßes, den Verkehr in der Straße zu beunruhigen und die feindlichen Krieg-Häfen, in deren un- mittelbarer Nähe sich das Gefecht abspielte, zu alarmieren, erreicht war. wurde da- Gefecht abgebrochen. Ein feindlicher Zerstörer blieb mit schweren Beschädigungen bewegungslos liegen, ein anderer hatte nach Malona abgedreht. Di« eigenen Einheiten erlitten weder Verloste noch Beschädigungen. Die deutsch-holländischen Verhandlungen Günstiger Stand der Verhandlungen G Berlin, 26. April. (Drahtbericht unserer Ber liner Schris'tleitung.) Die Berliner Korrespondenten der holländischen Blätter berichten neuerdings durchaus zuversichtlich über den Stand der holländisch-deutschen Verhandlungen. Soweit wir unterrichtet zu sein glauben, wird diese Zuversicht an hiesiger .imtlicher Stelle geteilt. Man ist überzeugt, dah die Verhand lungen zu dem schiedlich-friedlichen Ende führen werden, das den deinschen wie den holländischen Interessen entspricht. Haag, 26. April. (Eigener Drahtbericht.) Der kriti sche Zustand in der internationalen Lage dürfte seinen Höhepunkt erreicht haben und ist, wie wir hören, im Abflauen begriffen durch die Ankunft de- holländischen Gesandten GeverS au- Berlin im Haag. Indessen ist die holländisch« Regierung über die -Absichten der deutschen Regierung genauestens unterrichtet, so daß dadurch offen kundig wurde, dah Deutschland im Grunde nichts anderes ver langt, als was ihm nach Sinn und Wortlaut bestehender Verträge zu kommt, aber von diesem seinem Recht nicht abzugehen bereit ist. Heute abend findet ein Mlnislerral stall, der die Enlscheidnng bringen dürfte. Da über die meisten Punkte inzwischen eine Uebereinstimmung erfolgt ist. so werden nur noch Einzelheiten zur Beratung stehen, die kaum irgendwelchen Zündstoff zu Konflikten in sich tragen dürften, so daß man von einer Lösung der Krisis sprechen kann. Luck ein Teil der holländischen presse hat inzwischen begriffen, daß man diese klaren Angelegenheiten nicht durch diplomatische oder juristische Spitzfindigkeiten unklar machen darf. .Nleuws van den Dag' nnd „NeederlanL' raten ihrer Regierung, von der Forderung einer Kontrollkommission im besetzten Belgien abzusehen, da Deutschland e- wirklich nicht zulassen könne, ohne Gefahr zu laufen, daß militärische Informationen nach dem Ausland« gelangen. Sobald sich diese Ueberzeogung allgemein durchgesetzt haben wird, wird die ge- iomle Krise ousgehört haben zu eristiernr. Haag, 26. April. (Eigener Drahtberlchl.) Aus Ersuchen >^er Zweiten Kammer erklärte der im Hause anwesende Minister des Acußern, Loudon, die Verhandlungen über die Sand- und KieSfrage nähmen keinen ausgesprochen ungünstigen Verlauf, dennoch bleib« die Lage ernst. Nach dieser Erklärung wurde die Be ratung in geheimer Sitzung fortgesetzt. — Der vorsitzende Ministerrar Cor« van derLinden und der Minister de- Äeußern, Loudon, haben beute früh im Hause der Zweiten Kammer über die zwischen Deutschland nnd Holland bestehenden Streitigkeiten Besprechungen in dem Seniorenkonvent abgehalten. — Das Holländische Korrespondenz- Bureau meldet: Wie man unS mitteilt. Ist e- nickt ausgeschlossen, daß i»ci der heutigen Lage die regelmäßig wiederkehrenden Beurlau - Kungen für bestimmte Zwecke durch den Oberbefehlshaber der Land- imd Seestreitkräste vorübergehend aufgehoben werden. Die Tat sache. daß man keine weikergekenden militärischen Maßnahmen zu treffen beabsichtigt, beweist, daß man die politische Lage als koffnnngsv oll bezeichnet. Die DerhandlrmgSpunkte Hang, 2«. April. (Eigener Drahkdertcht.) DaS Blatt .Vaderland' schreibt über die Lage: Gestern sagte Minister Loudon in der Ersten Kämmer, daß die Fragen zwischen Deutschland und Holland sehr ernst fr»«. Heut, sagte er in der Zweiten Kammer, daß die Lage ernst sei. Hier fehlt vor dem Wort «rnst, der Zusatz .sehr'. Es scheint aber dock, daß die Worte des Ministers heute bedenklicher lauten at- gestern, weil er gestern nur über di« Mischen Deutschland und Holland schwebenden .Fragen' sprach, heute aber über die .Lage'. Die Lage? ist Mar nicht so «rnst. daß er glaubt, bemerken zu müssen, daß die Ver handlungen Ke inen ungünstigen Verlauf nehmen. Diese Hin zufügung ist allerdings «ine Abschwächung, wenn es auch beruhigender gelautet hätte, wenn er nicht die Bedenklichkeit der Lage kervorgehoben hätte. Eine ähnliche Redensart konnte man wohl erwarten bei dem Be- schluß des Kriegsministeriums, keine Urlaube mehr zu erteilen. Ein solcher Beschluß wäre jedenfalls von Bedeutung, ist aber während des Weltkrieges schon wiederholt vorgckommen. Ernster aber wäre es, wenn die Urlauber zurückgerufen worden wären, das wäre nämlich der zweite Schritt, dies ist aber, soviel wir wissen, noch nicht geschehen. Die Ab haltung «ineS Generalkomitees betrachten wir eher als «in günstiges als ein ungünstiges Zeichen. (Wenn die Zweite Kammer zu einer Geheim- fihunq zusammenberufen wird, nennt man dies in Holland ein General komitee abhalten. Amu. des Berichterstatters.) Wir vertrauen daraus, daß die Kammer darauf -ringen werde, daß Minister Loudon sein Ver sprechen halten werde, wonach er in ernstlichen Fällen den .Staaten- general' zur Beratung hinzuziehk. Wir glauben, daß die Kammer unter den gegebenen Umständen den Ministern gute Ratschläge erteilen könnt«. Die größten Interessen unseres Landes stehen nnn auf dem Spiel. Eins tut not — in jedem Augenblicke kann die Lage sehr ernst werden. Die Sache, um die es sich handelt, bekanntlich Zufuhr von Sand und KieS, die Zollschwierigkeiten, worüber sich Deutschland beklagt hat, und die Schwierigkeiten betr. der li m bu r g>i s ch e n Eisenbahnen sind dem Einvernehmen nach geregelt. Aber die Durchfuhr von Sand und Kies noch nicht, und in diesem Dünkt« scheint Deutschland auf seinem Verlangen zu bestehen. Wiederholt haben die Deutschen sowohl von offiziöser Seite als auch durch maßgebende Blätter versichert, daß die deutsche Regierung uns wohl will. ES erreichen uns aber auch andere Berichte, so z. B., daß man in Berlin sehr verstimmt ist, und zwar namentlich über drei Fragen: Zunächst darüber, daß unsere Regierung vor der Beschlagnahme der holländischen Schiffe m i t Amerika verhandelt hat. Man vergißt in Berlin augenschein lich, daß man in Holland von vornherein wußte, daß wir diese Schiffe wokl oder übel Amerika überlassen muhten. 2. Daß unsere Regierung diese Unterhandlungen ohne vorherige Kenntnis von Deutschland ge führt hat. 3. Daß im März die Rhetnschiffahrt durch die hol ländisch« Regierung plötzlich eingestellt worden ist. Wir wollen eS offen lassen, was gegen diese Beschwerden etnzuwenden wäre. Eins steht aber fest, daß auf deutscher Seite eine Mißstimmung herrscht, und das ist sicherlich nicht eine Gesinnung, die zur Führung von Ver- Handlungen erwünscht ist. Auf jeden Fall muß man bei uns diesem Um- stand Rechnung tragen. Wir müssen wiederholen, schreibt daS Blatt, wenn unser« Regierung in dieser ernsten Krise der Meinung ist, daß die Leitung des Landes durch andere Leute besser geschehen könnte, dann wären wir der Regierung dankbar für alles, was sie bisher dafür getan Kat, daß Holland außerhalb des Weltkrieges bleibe. Aber wir müssen hinznfügen, daß unser Volk der Regierung noch dankbarer wäre, wenn sie in diesem Falle rechtzeitig, bevor es zu spät ist, einer andern Re gierung, nämlich einem nationalen Kabinett, Platz machen wurde. Es ist möglich, fügt daS Blatt hinzu, daß diese Frage heute auch durch die Zweite Kaumer vorgetragen wird. Die umkaufenden Gerüchte, wonach Militärurlauber zu- rückberufen worden sind, sind — wie bereits gemeldet wurde — unrichtig. Richtig ist aber, daß gestern abend beschloffen wurde, keine neiien Urlaube mehr zn gewähren. Der Preutzentag Von Dr. Böhme, M. R. Zn ernsten, für das Vaterland bedeutungsvollen, für die Ein heit der Partei schlechthin entscheidenden Beratungen werden die Beauftragten der preußischen Wahlkreise am 28. April in Berlin versammelt sein. Nicht Willkür des geschäftsführenden Aus schusses, nicht die Absicht, die preußischen Landtagsabgeordneten in ihrer freien Ueberzeugung unter Zwang zu stellen, hat die Ein berufung des Preußentages veranlaßt, sondern die Gewalt der politischen Entwicklung innerhalb des StaatSwesenS, die auf die Schwierigkeiten in der einzelnen Partei keine Rücksicht nimmt. Die entscheidende Abstimmung im Plenum des preußischen Land tages steht bevor: findet die Regierung keine Mehrheit, dann kann sie noch weiter verhandeln, das Ergebnis -er dritten Lesung abwarten, führt auch dies nicht zum Ziä, dann treibt allein die ultima rntio, der Appell ans Volk auch im Kriege und unter der Herrschaft des Dreiklassenwahlrechts. Denn wer da glaubt, daß es erträglich wäre, in einer Zeit wie der hantigen, die der An spannung aller Kräfte bedarf, ein königliches Versprechen, das, man mag dazu stehen, wie man will, nicht mtt allen Machtmitteln der Krone der Verwirklichung entgegenzufiihren, der mag in seiner Art ein treuer und warmherziger Patriot sein, den Strömungen des Volkslebens ist er völlig fremd. Nichts ist heute gleichgültiger als ein Streit darüber, ob un unter welchen Verhältnissen die Krone die Wahlresorm an- kündigte. Ein königliches Versprechen liegt vor, vier Fünftel der preußischen Wähler, darunter die Millionen an der Front, sollen zur politischen Gleichberechtigung aufsteigen. Wer wagt es zu sagen, ohne erröten zu müssen, daß die ungeheure Mehrheit in der Heimat und an der Front nicht hinter der Krone steht. Eine solche Verbindung aber ist unbesiegbar, und wer der Krone eine Niederlage bereitet, der erschüttert nachhaltig das monarchische Gefühl der Massen, wenn die Krone nicht den Kampf aufnimmt und ihre Widersacher besiegt. Deshalb ist die Kröne gezwungen, den Fehdehandschuh aufzunehmeg und die Einheit Mischen Fürst nnd Volk zu sichern, die unentbehrlichste VorausseNing eines sieg reichen Ausagnges des Weltkampfes. . , In dem daraus entstehenden Wahlkampf wirb eS keine Kom promisse geben, nur ein Für und Wider. Nationalliberale in dem einen Kreise als Gegner, im anderen als Freunde des gleichen Wahlrechts sind unmöglich. Dies deutlich zu sagen, ist die Auf gabe deS Preuhentages, er soll nicht di« heutigen Abgeordneten terrorisieren, ersollaberkundtun,werbeimkommen- den Wahlkampf Kandidat der nattonalliberalen Parteiist. Es ist kein Zweifel, daß eine Auflösung des Land tags der Regierung eine über alle Erwartungen hinauSgehend« erdrückende Mehrheit trotz des Dreiklassenwahlrechts bringt. In allen Kreisen, in denen nicht infolge der Grundbefltzverteilung der Großgrundbesitz eine besonders gefestigte Stellung einnimmt und deshalb mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln einen er folgreichen Kanrpf aufnehmen kann, werden die Freunde der Re gierungsvorlage siegen. Man denke an Bauerirprovinzen, wie Hannover und Hessen-Nassau; in ersterer sind die konservativen Mandate ein Werk welsischer Hilfe, in Hessen-Nassau des ami- licl-en Apparats. Die Provinz Sachsen wird in iwck höl)ercm Maße eine völlige Aenderung ihrer LandtagSoertretung erfahren, Kreise werden der konservativen Partei wieder vcrlorengchen, an die sich die kühnsten Hoffnungen nicht wagten. Die national liberalen Mandate Rheinlands-Westfalen sind zum Teil erst beim letzten Wahlgang erobert. Daß Zentrum un- Sozialdemokratie stark genug sein werden, sie der gescholtenen, ihrer Arbeitersäxftt beraubten nattonalliberalen Partei zu entreißen, liegt aus der Hand. Auch die gewaltigsten finanziellen Mittel, wie sic den Gegnern der Wahlresorm ohne Frage zu Gebote stehen, werden an einem solchen Ergebnis nichts ändern. Der Sieg von Krone und Volk über die Inhaber der Privilegien siebt schon heute fest. Gewiß sind Bedenken und Sorgen nicht unverständlich; innerhalb der nationalliberalen Gefamtparkei gibt es wenige, die ohne Befürchtungen der kommenden Entwicklung entgegensehen. Die Aufgaben, die der Allgemeinheit auf wirtschaftlichem Gebiete infolge des Weltkrieges entstanden sind, kommen erschwerend hin zu. Aber größer als solche Sorgen ist doch das Vertrauen zu den lebendigen Kräften dieses Volkes, daS den Weltkrieg unter den schwersten Entbehrungen auch im vierten Kriegsjahr siegreich über steht. Welch eine Fülle allererster Persönlichkeiten, vor dem Kriege in völliger Verneinung des Staaksgedankens. ist heute in fruchtbarer Arbeit für die Allgemeinheit tätig! Eingeordnet in den preußischen Geist der Disziplin, der Ordnung, ausgehend in dem Gedanken der Gesamtheit, werden die frei entbundenen Kräfte in segensreicher Tätigkeit die Allgemeinheit fördern. Un endlich schwieriger lagen die Verhältnisse zu Anfang des neun zehnten Jahrhunderts, als die großen Reformatoren Bürgertum und Bauernstand die Freiheit wirtschaftlicher und sozialer Be tätigung brachten; und doch wurde der ungeheure Idealismus eines Stein und Hardenberg nicht nur die vornehmste Triebfeder des politischen Neuaufbaus des Preußischen Staates in den opfer reichen Kämpfen gegn die napoleonische Weltherrschaft, er wurde auch die Grundlage der wirtschaftlichen und sozialen Wiedergeburt des preußischen Gemeinwesens. Was damals in einem rohen und ungebildeten Volke schlummerte und erst .zum Leben erweckt werden mußte, ist heute lebendig, in höchster Kultur und Schul bildung. aus allen Ständen sind heute die besten Kräfte in ge- meinsamer Arbeit für den Staat vereinigt. Wer heute Stein und Hardenberg rühmt als die Listigen Väter des nationalen Liberalis mus, aber in grüblerischer Sorge nicht den Mut zu der entscheiden den Tat der Wahlreform findet, dem muß gesagt werden, daß ihm das Wertvollste abgehl, was die Reformatoren auszcicknete, der kühne Idealismus, der Träger alles Fort schritts Ein gütiges Geschick wird eS hindern, daß di« nationalliberale Partei belastet werden wird mit dem vernichten den Vorwurf, die Krone gehindert .zu haben an einem Werk des Vertrauens gegenüber dem eigenen Volke. Der Preutzentag
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