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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 30.03.1921
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1921-03-30
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19210330021
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1921033002
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1921033002
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1921
- Monat1921-03
- Tag1921-03-30
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SE r. Mr. rss. MroixUitsgabe Leipziger Tageblatt Mittwoch, SV. MSr, «M Die Lage im Ruhrgebiet RäterepobUt i» «Velbert. — Ein Vorstoß gegen Hagen geplant. Barme». 30. Marz. Zn «Velbert ist die Räterepublik aasgerufrn worden. Die Reichsbankfitiate worbe übernommen. kfien, 30. März. Der gestrige Tag ist obne Z röschen fälle ernster Art verlaufen. Das kommunistische .Ruhrccho' hatte in seiner letzten Rümmer .zu einer für gestern nachmittag auf dem Gerlingplotz anbe raumten Demonstration aufgefordert Als Gegenmaßnahme hatte der 'Polizeipräsident den Platz absperren und an den verschiedenen Straßcnzugängen Plakate anbringe» lassen, durch die die Demonstranten aufgefordcrt wurden, von der Kundgebung Abstand zu nehmen. Gegen 4 Uhr nachmittags näherten sich von verschiedenen Seilen einzeln« Ab teilungen dem Gerlingplotz. St« wurden aufgefordert, sich zurückzuziehen. In einzelnen Fällen wurde Widerstand geleistet, der erst gebrochen wurde, als die Schohmannschasten di« Seitengewehre auspslarzlen und Anstalten ur Räumung des Platzes machten. Etwa 25 Personen, di« dem An ordnungen der Polizei ncht Folge leisteten, mutzten verhaftet werden. Bei einbrechender Dunkelheit waren sämtliche ZugangSstraßen zu dem Platze von den Demonstranten leer. Essen, 30. März. Dos Erscheinen des .Ruhrechos' ist auf Grund des Ausnahmezustandes vom Oberprästdenken der Provinz «West selen als Rozlerungskomnussar für eine Woche verboten worden, da das Blatt zu hochverräterischen und strafbaren Handlungen, insbesondere zum bewaffneten Ausstand, aus-zeisordert und die öffentliche Sicherheit ge fährdet hat. Die Kämpfe m Essen Haden bisher 21 Opfer gesondert. Die Schutzpolizei verhaftete 20 Personen. Anter den Festgenommenen de- findet sich auch der Konrmuniftenführer Fiedler. Haspe, 30. März. Gestern nacht geizen 4 Ahr wurde »o» der Haspcr Kriminalpolizei ein Trupp von etwa 400 bewaffneten Kom munisten, die Maschinengewehre bei sich führten, auf dem Morsche nach Gevelsberg festgestcltt. Aebereinstimmcnde Nachrichten besagen, Hatz sich im Ennepetal Kommunisten konzentrieren, um eine« Vorstoß gegen Hagen zu unteraehmen. «Düsseldorf, 30. März. Rach Meldungen aus dem linksrheinischen Revier Rlörs haben die Kommunisten dort die Zechen Diergardt und Dikerheide beseht, di« Zechenleitung und die Beamten ver sagt und die Belegsctaft gezwungen, den Betrieb stillzulegen. De« Landrot des Kreises «Rlörs l-at sich an die belgisch« Bejatzungsbehörde gewandt mit der Bitte um Einschreiten und um militärische HUse, um zu verhüten, dasz die Zecken und die von ihnen abhängigen wirtschaftlichen Unternehmungen Schaden erleiden. Ausdehnung -es Streiks auf -as linksrheinische Gebiet Duisburg. 30. Rlärz. Der BergarbeitencmSstanü hat sich jetzt auch auf das linksrheinische Äser ausgedehnt. Auf der großen Zeche .Nheinpreußen' wird auf Schacht I gearbeitet, auf Schacht IV dagegen streikt die Hälfte, auf Schacht V ein Drittel der Leute. Auf dem Schacht .Maoisten' ist gestern die gesamte Belegschaft ausgeblieben. Gevelsberg in der Hand der Kommunisten «Barmen, 30. Mürz. Die Stadt Gevelsberg befindet sich im Besitz der Kommunisten. Zur Entsetzung gingen gestern früh von Barmen mehrere Hundertschaften der staatlichen «Polizei ab, die aber schon zwischen Langcrfelü und Schwelm auf den bewaffneten Widerstand der Rotgardisten stießen. In einem sich darauf entwickelnden ,seuergesecht hakten die Rotgardisten 28 Tote, während die Polizei außer einigen Leichtverwundeten keine Verlust« hakte. Aeder die Entsetzung von GeveKberg liegen bis zur Stur.de noch keine Nachrichten vor. Tat larve ist, datz die Aufrührer die Bahn zwischen Gevelsberg und Milspe gesprengt haben, so datz der «Verkehr vom Wupper tal bis Hagen unterbrochen ist. Wie die «Hagener Zeitung' erfährt, wird die Gevelsberger Haupk- püizciwache von den Kommunisten belagert. Die «Verbindungen find voll- ,^".cüg unterbrochen, die Fernsprechleitungen durchschnitten, Stratzenbahn- ivagen werden angehalten. EL soll von den Kommunisten versucht werden, dieReichsbank zu sprengen. In den Betrieben wird gearbeitet. Gegen die Unsicherheit auf -er Eisenbahn Duisburg. 30. Mä z. Die Gewerk ichaft deutscher Eisen bahner har, wie der Bvrsihendc berichtet, an die Negierung ein Tele gramm gerichtet, in dem di« Eiienvahnvr die Regierung im Hinblick auf -'le Attentate, die di« Kommunisten auf den Eisenbahnbetrieb verübt haben, auswrdern, sofort und mit allen Kräften die Ordnung wieder her- zustellen. Sollte die Resterum, hierzu mcht in de^ Lage sein, so wurden ste Eisenbahner die Schaffung der Ordnung im Eisenbahn betriebe selb fr in die Hand nehmen. Bor Ausbruch des Streiks takten die Kormnnnisben versucht, die E-iienbahner in vertrau- iiclxn Besprechungen zu bewegen, die «Beförderung von Massen und Schutzmanntchaslen zu verwcrgern: dies wurde jedoch abgelehnt. vergebliche Streikhetze in Berlin «Berlin, 30. März. D-e Versuche der beiden kommunistischen Par teien, am Dienstag die Betriebe labmzulegen, sind fast restlos gescheitert- Am «Montag haben die radikalen Agitatoren versucht, auck die Straßen bahner in einen Etre.k zu führen, sie izatten «der keinerlei Erfolg. Die Straßenbahner haben überall die Arbeit ausgenommen. Ein Versuch, das Personal mit Gewalt an der «Aufnahme des «Verkehr» zu verhindern, wurde durch einen Eingriff der Schutzpolizei vereitelt. Durch ein neues Rüttel ver-suchten Terroristen die «Wache -er Schutz polizei in Karlshorst am Sonntag nachmittag auszuräuchern. An madreren Stellen entstanden plötzlich Brände in »nmitteldarer«NShe der Polizeiwache, die sich schnell ausbreiteten. Die Polizei beamten dämpften durch Ausheben von Gräben den Brand ein. Ein Aufruf des Staatsrats für Anhalt «Dessau, 30. «März. (Eig. Drahtbericht) Der Staatsrat für Anhalt richtet folgende «Aufklärung' an die Bevölkerung: .Die in Rütte l-eutschian- verübten «Verbrechen und Gewaltakte haben einen solchen Umfang angenommen, daß die Reichüregieroag sich entschließen mußte, Truppen deS Relchsheeres zur Herstellung der Ord nung und zur Festnahme -er Verbrecher heranzugiehen. Als Sammel orte für die cinzuberusenden Truppen werden auch Dessau, Groß kühnau, Ilonitz, Nauendorf, Volckero-e, Scholitz, Kötnih, Dellnau und Mofignao bestimmt. LS wird deshalb gegenwärtig auswärtige Infanterie ynd Artillerie tu Kaserne», Sälen und Schulen der genannten Orte vorübergehend unkergebrarfK. «Nach einigen Tagen werden die Soldaten den hiesigen Bezirk wieder verlasse«, um sich nach ihren Befttmmungsgebicten zu begeben. Zur Beunruhigung liegt keinerlei Anlaß vor. In Anhalt finden die Truppen, da hier die Ordnung nicht gestört ist, keine «Verwendung.' Destav, 30. Riärz. (Eig. DrahkberichtH Die sozialistische und die unabhängige Partei Anhalts warnen in einem Ausruf dringens sich durch die kommunistischen Provokateure und Spitzel nußovauchea zu lassen. Wie man in Bayer« urteilt München, 30. Rlärz. In «Besprechung der kommunistischen «Putsch ereignisse schreibt die «Bayer. Staatszta.' u. a.: .«Wenn «Bayern bisher von den Ereignissen, wie sie letzt in Preußen und Sachsen usw. zu verzeichnen sind, verschont geblieben ist, daun haben wir daS wohl nicht zuletzt dem Selbstschutz zu verdanken, den sich dte Bevölkerung überall gegeben hat. Jetzt zeigt sich, wie vorausschauend unsere Re gierung gehandelt hat, wenn sie sich angelegen sein ließ, mit Entschieden heit für seinen Fortbestand emzukreten, und es wird heute kaum noch jemand sein, der es unternehmen wollte, diesen Selbstschutz für unuöttg zu erklären, um so weniger, wenn bekannt wird, daß die Kommunisten in Bayern den Ereignissen im übrigen Deutschland keineswegs un vorbereitet gegenüberstehen, wt« aus einem der Landeslsituna und den Einwohnerwehren bckanntgewordenen Aktionsplane der Ortsgruppe Nürnberg der K. P. D. hervorgeht.' Bayrische Reichswehr auf dem Marsch München, 30. März. Ein Regiment bayrische Reichswehr ist mit Infanterie und Kavallerie nach Mittetdeutschkurd abkrons- poriiert worden. vor -em Generalstreik in Zlöha Flöha (Sachsen), 30. März. In Flöha Haden die beim Bahn- bau und bei den Bauten beschäftigten Arbeiter die Arbeit nieder gelegt. Die Streikenden zogen geschloffen noch den Textil betrieben, sie forderten die hier beschäftigten Arbeiter auf, die Arbeit einzustellen. Die Textilarbeiter kamen dieser Aufforderung nach. Ls wird schon für morgen vormittag mit einer völligen Gtttßegung sämtlicher Betriebe gerechnet. Dienstag früh sind 000 Arbeiter der Glasfabrik Siemens in Dresden in den Streik getreten. Ein kleiner Tert arbeitet noch. Unter den Wortführern, -le zum Streik aussorüerten, befand sich der bekannte Kommunist Frenzel. 428 VVV Arbeuslofe in Deutschland Berlin, 29. März. Die Erwerbslosigkeit im Februar. «Am 1. März 1921 stellte sich die Zahl der HauptunterstühungSempfänger auf 428 000, darunter 348 000 männliche und 80 000 weibiiche, die Zahl der Jufchlagsempfänger (unterstützte Famitienangehörige) auf 495 000. Die mit End« des Winters von vielen Seiten erhoffte Milderung der Erwerbslosigkeit ist damit leider ausgeblieben, denn die Zahl der urxker- stühten Erwerbslosen ist annähernd die gleiche rote zu «Anfang Februar (433 000). Anderseits ist eS durch den Aufbau der produk tiven Erwerbslosenfürforge, dte gegen 200 000 Erwerbs losen Beschäftigung verschafft hat, gelungen, wenigstens ein Anschwellen der unterstützten Erwerbslosen zu vermeiden, trotzdem die wirtschaftliche Krise die Lage des Arbeitsmarktes außerordentlich er schwert. Allerdings bleibt bei all diesen Zahlen zu berücksichtigen, daß di« unterstützten Erwerbslosen nur einen Ausschnitt aus dem Kreise -er arbeitslosen Bevölkerung darstellen, und daß nach wie vor ein ganz erheblicher B e v ö lk e r u n g St e il das gewohnte Ar beitseinkommen entweder ganz oder zum Teil ent behrt. Syndikalistenüderfall in Barcelona. Eine Gruppe von Syndikalisten, die anscheinend zu dem Freien Syndikat gehören, drang gestern abend mit «Revolvern in eine «Bar deS Stadtviertels Mataro ein und gab mehrere Schüsse ab. Zwei Gäste wurden getötet, sieben verletzt, darunter drei sehr schwer. Die Syndikalisten flohen, als Militär erschien; fünf von ihnen konnten aber verhaftet werden. Die Getöteten und Ver wundeten scheinen Mitglieder eines anderen Syndikats zu sein. KrieZSgLwinne Skizze von Hjalmar Bergmann Die Firma heißt G. A. Eederborg L Sohn, Inhaber sind die Herren Olof Ecdcrborg und Malter Iachmann. Iachrnonn ist ein unerschrockener, psiftlü", kleiner Schwade, der nicyts auf der Weit fürchtet, ausgenom men oie Seekrankheit, in -diesem Falle freilich eine fatale Furchtsamkeit, denn es ist eine Reedcrersirma. Olof Eederbvrg fürchtet weder Die Ser, nocy die Seekrankheit. Er selbst, sein Vat«r und sein Großvater waren Seeleute. Sein Großvater hatte die Firma begründet, sein Vater hatte sic ,.u eurer der größten «Reede reien an der «Westküste gemacht. Er selbst aber hatte die Firma nicht auf dieser Rangstufe zu erhalten vermocht. Langsam, -och unabwendbar war es damit bergab gegangen. Der Grund hierfür war nicht in großen Un- glücksfällen oder verschwenderischer Lebensweise oder auch in den .schlech ten Zeiten' zu suchen. Der Grund hieß einfach Olof Eederborg, seine Vorliebe für das Ueberkommcne und Ererbte, sein Grauen vor allem Neuen, sein Abscheu vor dem Wettbewerb mit Krethi und Plethi. Die Tonnage war veraltet, -ie Geschäflsmethoden waren noch mehr veraltet, am meisten aber war es Herr Olof selbst. Pünktlich und gewissenhaft erfüllt« er seine täglichen Pflichten, jedoch ohne noch Hoffnung zu hegen. Er wurde verschlossen und menschenscheu, ein wenig bitter, ein wenig trotzig verächtlich den Draufgängern der neuen Zett gegenüber, im große» ganzen aber resignierte er vor dem Unabwendbaren. Daß das Unabwendbare dennoch abwendbar wurde, war ganz allein deS kleinen Schwaben «Verdienst. Le hatte als Korrespondenz der Firma begonnen, war langsam aber sicher von Stufe zu Stuf« gestiegen, hatte eis Jahrzehnt als Kontorchef gewaltet nid in einem kritischen Augen blick sein Sparkassenbuch und einige Depositen auf den Tisch des Lhefs gelegt, mtt dem Anerbieten, Lust uird Leid mit L. A. Lederdorg L Sohn zu teilen. Da- Anerbieten war angenommen worden, und von Stunde a» war Iachmann der wirkliche Edes der Firma gewesen. Olof erteilte di« Befehl«. Iachmann soufflierte aber. Oloi kam sich vor wie ein un modernes altes Galionsbilü, dessen Ausgabe es war, mit leeren Augen gleichgültig vornehm auf den Gischt deS Kielwassers der schnellsohren-en Konkurrenten zu starren. Nicht einmal unter Wachmanns «Befehl wurde die Segelfahrt be sonders blühend. «Aber eS kam auch ntcht zur Havarie — zu Lande. Uebernahm dte Konkurrenz dte fettesten Frachten, so übernahm Iach mann dte schwierigsten und gewagtesten. Und an sodem NeujahrSabend könnt« Olof seinem Kompagnon dte Hand reichen und mit einer ein wenig spöttischen Grimasse murmeln: .Ja, ja, — hab Dank, lieber Iachmann. Wollen sehe», ob do die Schule noch ein Jahr lenz haftest kannst.' «Ätzer was denn, Herr Gott, — es oe- t ja, eS geht — Und ,'e1»e feuchten, leicht gerührten, amoreüendraonen «Augen vergossen ein paar Tränen. Und Olof lächelte — verstohlen ein wenig fpöktlsch. Etwas ganz anderes hatte er sich ja geträumt und erträumte er sich noch. Stolze Schiffe, die mi Ehren die blaugelben Segel über das Meer führten, die blaugelben Segel und den ehrenwerten Namen Ceder- borg. Olof träumt« von der Ehre. Iachmann scharrte einen mäßigen Lebensunterhalt zusammen. Olof wartete gedu dig auf ei» Wunder, Iachmann wartete nicht, sondern lief umher und spürte Ladungen dritter Klasse auf, wie eine hungrig« Ratte alt« Käserinden aufspürt. Das «Verhältnis zwischen den beiden war im übrigen das allerbeste. Wenn der plebejische Geschmack des kleinen Schwaben Herr» Olof peinigte, so ließ er es nicht merken. Und Iachmann zollt« seinem aristo kratischen Freunde unverhüilte und aufrichtige Bewun-errmg. Beide waren Witwer, beide halten ihre Söyne aus der See. IachmannS drei Töchter, häßlich, gütig und häuslich, liebten Onkr! Olof fast ebensosehr wie ihren «Vater. Noch mehr liebten sie vielleicht Onoel Olofs Sohn, Kapitän Gösta, ober dieses vermessen« Gefühl verbargen ste sorgsam. Zuweilen und am liebsten, wenn Vater Iachmann nicht anwofenh, »am es vor, daß Olof mit ihnen von Gösta sprach. Oder richtiger — er sprach von Eederborg L Sohn. Er ließ bann seinen Träumen freien Lauf. Er schilderte die stolze Segelfahrt d»r hochgeachteten Firma unter Kapi tän GöstaS Befehl. Er baute Ueberseeriesen mit schwindelnder Tonnage und Geschwindigkeit. Er baute da- verräuchert« «Ute Haus in der Ekep- poregala um, verwandelte es in eine mächtige, rastlos sorvenbe Maschi nerie, die drahtlos« Befähle la dte Häsen aller Meere hinaussandle. Phantastisch vergoldete er alle-, um das» plötzlich darch «la fchari«s, höhnisches Lachen -i, ganze Herrlichkeit za verbrenne». «Und waS glaubt ihr, Mädchen, wäre erforderlich, um cll daS zu verwirklichen? Nun — eia Wunder. Fragt den «Vater, so werdet ihr s hören. Ein Wunder.' Aber die Mädchen hüteten sich, den Vater zo frage». Dte Iach- mannsch« Nüchternheit war ihr tägliches Brot. Onkel Olof war der Märchenerzähler, das Wunder war dos Märchen und Kapitän Gösta d«r Rlärchenprinz.. Im Sommer des Jahres 1914 geschah das Wunder. Daß es «in Wunder war, begriff sofort jeder. Ein WuB-er. Gs nahm zuerst seine unbestimmt« Gestalt <m in einigen beanruhigadea Ge rüchten, es verdichtete sich rasch z» einem Orkan haßerfüllter «Worte, za einem Hogelsturm von Bleikugeln, es brach los 'n weltLlnfaksenben Blitzen. Lin Wunder, ober nicht gerade eia wohlwollendes Wunder. ES verbreitete Entsetzen ringS auf der Erde, f» dich selbst vernünftig« und sehr nüchterne Männer den Verstand verloren. Herr Walter Iachinann von der Firma Oederborg L Soh» gehdrt« zu den ersten, di« sich di« Hände erschrocken riebe». .Herr Gott, lieber Olof - was nun, was na»? Ran geht et nicht weiter. Minen — 1t-Boot« — «Beschlagnahme — Prtfenaericht» — Un- sinn, was? LS geht ja nicht weiter . . Abkobcln, daS Schiff retten, die «Bude zumachcn, betteln gehen. Dreißig Jahre lang haben wir a» de» Die belgischen Sozialisten für neue Verhandlungen in London Gewall ist GerechkocheU bei den Alliierte». — Me Ausfuhr abgab« verhängnisvoll für Belgien. — Der Antwerpener Handel bedroht. Brüssel, 28. März. Die belgische sozialtjttsche Partei hat an de« Osterseiertagen ihren Iahreskongreß in Antwerpen abgehalten. «Bei dem Bericht über die Tätigkeit der sozialistischen Fraktionen in Kammer uns Senat ergriff Louis de Brouckere das Wort, uim über die gegen Deutschland angewendeten Zwangsmaßnahmen zu sprechen. Er sagte, es sei notwendig, daß Deutschland repariere. Die Kriegsbeschuldigten müßten bestraft werden und Deutschland müsse entwaffnen. Gegen den Willen des deutschen Proletariats bäm« man nicht dazu, auch nicht, waS die Reparationen anbetreffe. Auf diesem Gebiet muffe Gerechtigkeit walten. Er möchte gern sagen, daß dieser Geist der Gerechttzkett sich auch bei den Alitierten «Mächten find«, aber sein Gewissen untersage ihm -as. Schon in Versailles hab« man die Mächte in Großmächte und in Mächte mit beschränktem Interesse ein- gekoitt. Set deö vielleicht «in gerechter Geistz dec zu einer Teilung territorialer Gebiete Deutschlands geschritten sei? Di« erste Reparation sei von -en Großmächten verteilt worden, ohne -aß man an dle kleinen gedacht habe. Also unter den alliierten Mächten selbst habe schon dte Gewalt entschiede». Das sei die Gerechtig keit -er «Alliierten. Nun müsse man fragen, walche Gerechtigkeit vor- herrsche in den Beziehungen zu Deutschland. Gewiß habe Deutschland .lächerliche Vorschläge' (!) gemacht und die Alliierten zum Bruch ge zwungen. Er bedauere aber, -aß die sozialistischen Vertreter in der Kammer nicht dle Zwangsmaßnahmen kritisiert hätten. Selbst die .Times' habe zugestanden, daß sic jedenfalls weniger einbringen würde», als -ie Einziehung der Zölle Kosten ver- Ursache. Was dte Pfänder anbetreffe, so habe man ein neues Gebiet beseht. Man spreche davon, -aß Belgien sich nicht in militärische Aben teuer einlassen wolle, aber er frage, ob nicht diese neu« Besetzung schließ- sich zu einem wetteren Vormarsch führen müsse. Man nähere sich Essen. Das fet -er erste Progrommpunkt der französischen Konservativen, den man realisiert habe. Ei« wollten das Eisen in Essen, die Kohlen im Ruhrgebiet und das Gold in Frankfurt am Main beschlagnahmen. All das sei gefährlich. Die französische Presse sage fortgesetzt, im Ruhrgebiet befänden sich di« Reichtümer der deutschen Kapitalisten, -er Stlnnes. Diese Politik der Pfänder sel ge fährlich für den Frieden. Die 50prozentige Abgabe vom Verkaufswert der deutschen Waren, di« Brian- selbst als eine eng- lische Erfindung bezeichnet habe, sei verhängnisvoll für Bel gien. Der ganze Verkehr deS Hafens von Antwerpen sei bedroht. Man habe Deutschland nötig. Man gebrauche seine Farben, man gebrauche sein Papier, aber dieses SO-Prozerrt-Gsseh habe zur Folge, die wirtschaftliche Wiederaufrichtsng Bokstens hinauszu schieben. Die Wie-erechedong des Hafens von Antwerpen sei starb kompromittiert. Diese Rede löste eine Debatte an§, in der fich auch der Gewerk- lchastsführer Mertens gegen die Politik der Zwangsmaßnahmen wandte. In her Debatte kam zum Ausdruck, daß man mit den deutschen Sozialdemokraten Zusammenarbeiten wolle, was in einer Entschließung von Bvoucndre klar ausgesprochen wurde. In der Resolution wird eine Politik -er Gerechtigkeit verlangt. Die Ber, Handlungen von London muhten baldigst wieder aus genommen werden, und der Generalrat der belgischen Arbeiterpartei habe die Pflicht, mit aller notwendigen Besä>leunlgung dafür zu sorgen, daß direkte Vcrhand'unzen zwischen den Arbeiterorganisationen Deutsch lands und der alliierten Länder ausgenommen würden, bis ein gemein sames Arbeitsprogramm ausgestellt werde, daS zu einer Gemeinsamkeit der Völker führe. Der Bericht des .Peuple" verzeichnet, daß nach der Verlesung dieser Resolution durch Brsuckdre der Ikftrzmtnlfter «Van-ervold« gerufen Hal .sehr richtig'. - . . «Hl Spaltung der englischen Arbeiterpartei / Lo n don, 30. März. Nach einer Reutermetdung ans Southport hat der Kongreß der unabhängigen Arbeiterpartei dem Bericht des Voll zugsausschusses zugestinnnt, der den Beitritt zur sozialistischen Internationale von «Wien empfiehlt, aber unter der «Be dingung, daß die Partei völlig« Freiheit bei der Fortiihraug einer nationalen Politik bedält. London, 30. März Eine Minderheit der Labonr Party hat be schlossen, aus dieser Partei auszuscheides und sich an die Moskauer Internationale anzuschließen. London, 28. Rlärz (Reuter.) Die Konferenz der Unabhängigen Arbeiterpartei hat mit 521 gegen 97 Stimmen eine» Antrag auf Anschluß an die Rloskaoer Internationale abgelehnt. . . e London, 30. Rlärz Auf der Konferenz der ll anhängigen Arbeiter partei tu Southend wurde heute eine Entschließung angenommen, in der die Stellungnahme der englischen Arbeiterpartei bet der zweiten Lcsuig der deutschen ReparationSbill im Unterhaus«» gemißbitligt wirk Pumpen gestanden, um die Schute notdürftig leas zu halten. Wie sollen wir diesen Äurm überstehen?' Richt sofort, ab4r doch sehr bald erhob sich Olof, wurde gradrückig, trotzig, herausfordernd. -Das Wunder, das er hoffnungslos erträumt Halle, war endlich wie ein riesengroßer, brennender, verheerender Rleteor zur Erde nieder gefallen. Ein garstiges Wunder allerdings, ein Wunder, voller Haß und Wahnsinn. Aber für ihn, für Gösta, für Oederborg L Sohu» war eS gerade das Wunder, das erforderlich war, gerade das, von -em er geträumt hatte. Olof verscheuchte sei» spöttisches Lächeln. Er wurde eia ernster, glücklicher Mensch. Er wußte, was er wollte. Er war Chef un- Halle die Ruder in der Hand. .Iachmann,' sagte er, .das ist unsere Chance. Vermutlich die einzige im Dasein der Firma. Wir takeln nicht ad, wir sehen alle Kräfte daran, un- wir nehmen alles Mfck» auf uns. Jetzt oder rüe. alter Freund.' .Und -ie Leute?' Olof lachte. .Du warft nicht imMer s» zaghaft. Erinnerst du dich des Eisenerzes nach Rotterdam? Da gingen zwei Rlann drauf, ohne Minen und U» Boote. Oder erinnerst du dich, wie du .Banda" nach Sizilien schicktest? Ich sagte nein, aber der kleine Zachmann sagte ja. Um einiger Tausend- kronenjcheme willen. Un- daS bedrückte dein Gewißen nicht. Aber wenn es gilt, die ganze alte Schute wieder in das rechte Fahrwasser zu bringen, dann zauderst du . . .' .Herr Gott,' seufzte Iachmann, .ich kenne dich nicht wieder.' .Ganz recht, lieber Iachmann. Sieh dich um, und du wirst viel« stnben, dle du nicht wiederertrennst. Nun gllt es, zu den ersten, den aller ersten zu gehören, dte sich verwandeln. Bei Windstille reffe ich, bet Sturm setz« ich bei. Das ist die Weisheit des Tages. Bist du ängstlich, lieber Iachmann, so mußt du aWanken. Ich werd« cmslvse». Fürchtest d» für Heinrich, si> setze ihn ins Kontor. Hier gibt es kein« Minen, na» die Verantwortung trage ich.' .Und Gösta?' fragt der Schwob« un- glaubt endlich dle «most»bliche Stelle getroffen zu Hobe». .Gästa wird wohl jetzt im Kontor gebraucht?* Das spöttisch« Lächeln will wieder hervor, aber ObH preßt die Lippe» zusammen. Sein dürres gesurchtes, gelbgrases Geycht schelut i» Hotz ge'chultteu zo sein. .G. A. Oederborg geht t» der nächsten Woche »ach Cardiff. Mlt Cölta als Kapitän, hoff« ich. Sonst mit mir. Nun soll Oederborg L Sohn heraus. Mit braven Leuten oder mtt Pack »nd Bord. Vas ist mir ganz gleich. «Mr geh«» hinaus, um nicht für di« Ewig kett t» tut« Nkster zo blrrdea. Von diesem Lage aa wurde Olof, wi« as sich «hörte, wteder dar eigenttich« der beschließende Lhef. Di« Firma bedurfte nun ntcht »ehr des Schwaben Geschicklichkeit, Frachten dritter Klasse aukuspüre». L dem veraocherten allen Haos« in der Skepparegata drängten sich Kauf seule, dt« schwindelnde Press« für berMchMtga, «nerfchrochMz»
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